Am 02. September 2022 hat mit Lysis-Structure ein besonderes Stück Premiere im Fletch Bizzel. Denn in Dortmund und in Batman (Südosten der Türkei) wird das Stück gleichzeitig zu sehen sein. Zwei Sprachen (deutsch und kurdisch) sowie zwei Schauspielerinnen (Melanie Lüninghöner in Dortmund und Pelda Bal in Batman) treten gemeinsam in Beziehung. Die Premiere ist um 20 Uhr.
Lysis-Structure ein Stück, zwei Sprachen, zwei Orte weiterlesenArchiv für den Monat: August 2022
Theater im Depot startet wieder
Nach langer Zeit, wegen Umbau und Wechsel in der Führungsetage, öffnet das Theater im Depot wieder seine Pforten für die Spielzeit 22/23. ars tremonia sprach mit dem künstlerischen Leiter Jens Heitjohann über das Programm, neue Ideen und was geblieben ist.
Das Theater im Depot war ein wichtiger Spielort für die freie Theaterszene in Dortmund und Umgebung, das wird bleiben, aber die Ausrichtung wird überregionaler und internationaler.
Theater im Depot startet wieder weiterlesenMusik, Sound und kinetische Objekte – what comes mex?
Seit über 30 Jahren sorgen die mex-Konzerte im Künstlerhaus für außergewöhnliche Klangerlebnisse. Das feiert das Haus jetzt mit einer besonderen Ausstellung, bei der sich die Künstler*innen mit diesen Klangwelten aus unterschiedlicher Sicht auseinandersetzen. Vom 27. August bis zum 02. Oktober 2022 ist die Ausstellung im Künstlerhaus Dortmund zu sehen.
Mit veralteter Haustechnik beschäftigt sich Darsha Hewitt. Sie ist eine Art Medienarchäologin In ihrer Arbeit „High Fidelity Wasteland II“ benutzt sie Schellackplatten, die Vorgänger der Vinylplatten und spielt sie auf einem 50er Jahre Plattenspieler statt auf 78 rpm auf 16 rpm ab. So wird Musik plötzlich zu einer düsteren Landschaft.
Musik, Sound und kinetische Objekte – what comes mex? weiterlesenBrauerei-Museum: Führungen mit Verkostung starten im September wieder
Erst in die Brau-Tradition der Stadt eintauchen und erfahren, wie Bier hergestellt wird – und es im Anschluss gleich probieren: Im Brauerei-Museum (Steigerstr. 16) starten ab 1. September wieder die beliebten Erlebnisführungen. An jedem ersten Donnerstag im Monat gibt es im Anschluss an eine einstündige öffentliche Führung durch das Brauerei-Museum eine gemütliche Bierverkostung im historischen Sudhaus sowie ein kleines Brauerei-Präsent. Los geht es um 17.30 Uhr, der Preis pro Person beträgt 13 Euro.
Bitte anmelden: Tel. (0231) 8400200 oder brauereimuseum-dortmund@radeberger-gruppe.de.
dortmund.de/brauereimuseum
Künstlerische Arbeiten zum Thema „Lost Paradises“
In der Städtischen Galerie Torhaus Rombergpark in Dortmund sind vom 21.08.2022 bis zum 11.09.2022 unter dem Titel „Lost Paradises“ 39 Arbeiten (Malerei /Collage /Plastiken) der Lüdenscheider Künstlerin Gabriele Püttmann ausgestellt. Die Werke entstanden 2004 bis aktuell 2022.
Wenn man die spezielle Örtlichkeit der Galerie des Torhauses am idyllischen Rombergpark betritt, fallen einem sofort die farbenfrohen abstrakt-surrealen Bilder auf Leinwand (Acryl, Ölmalerei, Strukturspachtel bearbeitet, teilweise Schichtungen von Papier auf Folie) ins Auge. Der Bezug zu paradiesischen Arkaden-Gärten und Landschaften drängt sich dem betrachtenden Menschen auf. Gleichzeitig wird die Bedrohung „des Paradieses“ spürbar materialisiert. Die Landschaften werden durch die Interpretation der Künstlerin expressiv überformt.
Künstlerische Arbeiten zum Thema „Lost Paradises“ weiterlesenWet resistance – Der Widerstand, der mit Wasser gefüllten Beutel
Die Künstliche Intelligenz (KI) scheint immer mehr Bereiche des Menschen zu dominieren. Sie kann besser Schach spielen und ist in Logik und Effizienz anscheinend dem Menschen überlegen. Dennoch haben die Menschen (noch?) mehrere Trümpfe. Ihre Kreativität in Kunst und Kultur, die Liebe und den Humor. Die Ausstellung „Wet resistance“ zeigt Arbeiten von neun KünstlerInnen in Dortmunder Kunstverein. Sie ist bis zum 30. Oktober 2022 zu sehen.
Die Arbeiten in der Ausstellung wurden von José Montealegre und Rebekka Seubert kuratiert und zeigen das Irrationale, Feuchte, Moosige, Wuchernde. Dazu wird das saubere, technische, rationale kontrastiert.
Wet resistance – Der Widerstand, der mit Wasser gefüllten Beutel weiterlesenTiere in der Bibel
Mit seinem Buch „…und Gott schuf die Tiere“ präsentiert der Dortmunder Zoodirektor Frank Brandstätter ein kleines, aber reich bebildertes Werk, das im OCM-Verlag erschienen ist.
Tiere in der Bibel – das ist jetzt kein ganz neues Sujet, es gibt auch schon einige Bücher dazu, beispielsweise von Silvia Schroer (Die Tiere in der Bibel, 2010) oder von Peter Goodfellow (Pflanzen und Tiere im Heiligen Land, 2019). Was macht das Buch also aus? Nun, während Schroer eine Altertumswissenschaftlerin ist, scheint Goodfellow ein Vogelkundler zu sein. So haben wir ein Buch vor uns, dass ein waschechter Zoologe geschrieben hat.
Das Buch ist eine kleine zoologische Exegese der Bibelstellen, in denen die Tiere erwähnt werden. Beispielsweise bei „Tauben“. Im Johannesevangelium erfahren wir im Kapitel 2, Vers 14 „Im Tempel fand er die Verkäufer von … Tauben“, dazu ergänzt Brandstätter, dass in der Antike Taubentürme errichtet wurden, damit man Jungvögel absammeln konnte, um sie auf dem Markt (als Opfertiere) anzubieten.
Auf diese Art und weise reisen wir zurück in den alten Orient und lernen die (damalige) Tierwelt kennen. Auch die Fehlinterpretationen. So sind Hasen keine Wiederkäuer wie uns die Bibelautoren erzählen (Leviticus 11,4 oder Deuteronomium 14,7).
Eine kleine Ungenauigkeit passierte dem Autor auf Seite 34 beim „Strauß“. Zum Verbot, Straußenfleisch zu essen (Leviticus 11,13) schreibt Brandstätter „Vielleicht ist das Verbot, Straßenfleisch zu verzehren, auch lediglich eine Vorschrift zur Abgrenzung zu Muslimen, bei denen Straßenfleisch gerne verzehrt wurde und als halal gilt.“
Als das Buch Leviticus geschrieben wurde (die jüngste Handschrift stammt von 350 v.u.Z.), gab es noch keine Muslime. Vermutlich aber andere Völker, die Straußenfleisch verzehrt haben.
Was ziehe ich – als Atheist – für ein Fazit zu dem Buch? Zunächst einmal, es ist unterhaltsam und lehrreich geschrieben und man bekommt ein Gespür, welche Rolle die verschiedenen Tiere in einer bronzezeitlichen Gesellschaft im Vorderen Orient gespielt haben. Die gefährlichen wie der Löwe oder die Haustiere wie Esel oder Schafe.
Und, schuf Gott die Tiere? Ich für meinen Teil bleibe da lieber bei Charles Darwin.
„und Gott schuf die Tiere“, Dr. Frank Brandstätter
OCM-Verlag
Hardcover
– ISBN 978-3-942672-97-9
– 111 Seiten
– 44 farbige Fotos
– 14 x 21 cm
– Fadenheftung
– mit Lesebändchen
Tana-Schanzara-Preis für Carmela de Feo
Das Festival RuhrHOCHdeutsch verlieh am 07. August 2022 zum siebten Mal den Tana-Schanzara-Preis. Die Jury entschied sich für Carmela de Feo und die Künstlerin zeigte bei ihrem kleinen Programmvorgeschmack, dass die Jury die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Carmela de Feo zeigte in ihrer Rolle als „La Signora“, warum sie Preise sammelt wie andere sie mit Preisen überhäuft wird. Ihr Outfit als „Schwarze Witwe der Volksbelustigung“ mit Haarhäubchen und schwarzer, biederer Kleidung täuscht. Dahinter brodelt es mit südeuropäischer Wucht. De Feo hat italienische Wurzeln und das spürt das Publikum in jeder Sekunde.
Darüber hinaus ist sie eine Meisterin des Akkordeons. Und das ist keine Floskel, denn sie studierte das Instrument an der Folkwang Hochschule in Essen. Mit dem Akkordeon also veränderte sie bekannte Pop-Lieder in überaus witzige Nummern. Natürlich durfte auch eine Hommage an ihre Geburtsstadt Oberhausen nicht fehlen.
Wenn die Qualifikation für den Tana-Schanzara-Preis ist, dass die PreisträgerInnen „in unterschiedlicher Weise die Tradition des spezifischen Ruhrgebietshumors aufnehmen und weiterentwickeln“, dann war die Wahl von Carmela de Feo ein Volltreffer.
Bald ist es soweit: Das MICRO!FESTIVAL verzaubert wieder
Am 12. und 13. August zwei Tage lang mit Weltmusik und Straßentheater die Dortmunder Innenstadt – natürlich umsonst und draußen!
26 Ensembles, Künstler*innen und Bands aus 16 Ländern zelebrieren an vier unterschiedlichen Spielflächen ein buntes Programm aus Weltmusik, Straßentheater und Kleinkunst.
Dieses Mal auf zwei würfelförmigen Bühnen, den „Cubes“, auf dem Alten Markt und in der Kleppingstraße sowie einer reinen Straßentheater-Spielfläche auf dem Reinoldikirchplatz. Zusätzlich erwartet die Besucher*innen ein kleines, charmantes Hörvergnügen auf dem Platz von Hiroshima.
Mehr als 30 Programmpunkte versprechen zwei aufregende Tage zwischen atemberaubender Akrobatik, mitreißender Musik, umwerfendem Tanz, beeindruckendem Theater und waghalsigen Zirkuseinlagen.
Roman um Emanzipation, Mut, Schuld und politische Manipulation
In ihrer ersten Romanveröffentlichung „Wenn alle schweigen“ erzählt die in Dortmund beheimatete Autorin Cornelia Ertmer (Jahrgang 1953) mit schonungsloser Direktheit und viel Empathie die Geschichte dreier Frauen vor dem Hintergrund der Kaiserzeit, dem I. und II. Weltkrieg bis in Nachkriegszeit hinein.
Erna, Tochter Martha und Enkelin Clara sind jeweils unter den gegebenen Umständen auf der Suche nach Glück, Liebe und einem selbstbestimmten, eigenständigem Leben.

Während Erna als Frau eines Heuerlings im Münsterland in den engen und starren politischen wie religiösen Grenzen des ausgehenden 19. Jahrhunderts gefangen ist, versucht sich ihre vergewaltigte und ausgestoßene Tochter Martha sich so gut es geht dagegen zu wehren und findet Mitstreiterinnen in ihrem bestreben nach Eigenständigkeit.
Erst Ernas Enkelin Clara gelingt es, sich aus den Fesseln der traditionellen Geschlechterrolle und geltenden Konventionen zu befreien. Sie könnte ein glückliches Leben führen, wären da nicht die Schicksalsschläge, die ihr ihren Mann und ihre Tochter rauben. Ihre verstorbene Mutter hat das Geheimnis um ihren leiblichen Vater mit ins Grab genommen. Erst nach dem II. Weltkrieg gelingt es ihr , die Spurensuche nach dem Vater wieder aufzunehmen.
Das Schweigen aus Scham oder anderen Gründe spielt eine große Rolle in dem Roman. Die Autorin lässt ihre Leser*innen anhand wichtigen und prägenden Jahreszahlen für die für die Romanhandlung bedeutenden Personen teilhaben. Dabei wird das gesellschaftspolitische Leben zwischen 1895 bis in die Nachkriegsära unter Adenauer sichtbar und die Auswirkungen von gezielter Propaganda und Krieg vor Augen geführt. Die zunehmende Entmenschlichung und persönliche Kampf dagegen wird in den Textzeilen spürbar.
Cornelia Ertmers Roman ist ein Plädoyer gegen stumpfes schwarz-weiß denken und eine Aufforderung, mutig seinen kritischen Verstand zu gebrauchen. Auch heutzutage müssen Frauen immer noch um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Ausbeutung und einiges mehr kämpfen.
Die Stammbäume der beiden Familien, die für den Romans von Bedeutung sind, wurden am Anfang und Ende im Deckblatt zum besseren Verständnis der Zusammenhänge aufgezeichnet.
Keine leichte, heitere Lektüre, aber ein interessantes geschichtliche Zeitdokument, dass uns auch für unsere heutige Zeit einiges zu sagen hat.
Cornelia Ertmer
Wenn alle schweigen
OCM Verlag, ISBN 978-3-949902-01-7, 286 Seiten
Auch als E-Book erhältlich.