Mit der Dortmunder Gruppe in eine Zeitkapsel

Eine Zeitkapsel ist eigentlich eine Erfindung der Neuzeit. Ab dem 18. Jahrhundert werden sie gerne in Grundsteine eingemauert oder in Kirchturmspitzen gelagert. Ein Zeitkapselprojekt ist die „Crypt of Civilization“, das Objekte aus dem Zeitraum 1900-1950 enthält. Sie soll erst im Jahre 8113 geöffnet werden. Wer auch immer das sein wird. So ambitioniert ist die Ausstellung der Dortmunder Gruppe im Torhaus Rombergpark unter dem Titel „Raum Zeit Kapsel“ nicht, aber die 20 Künstlerinnen und Künstler haben sich in 37 verschiedenen Positionen mit dem Thema beschäftigt. Die Ausstellung findet vom 24. Juli bis zum 14. August 2022 statt.

Einige schöne Ideen zum Thema präsentieren die Mitglieder der Dortmunder Gruppe in dieser Ausstellung. So hat Monika Pfeiffer ihre Angst vor den „Schwarzen Löchern“ im Weltall künstlerisch verarbeitet und hat „Grüne Löcher“ geschaffen. Roul Schneider präsentiert mit „Unser Wille geschehe (Es ist später als zu denkst)“ eine Uhr, auf der es immer 12 Uhr ist. Angesichts des oft getätigten Ausspruchs „Es ist Fünf vor Zwölf“, sollte sich die Menschheit klarmachen, dass es wahrscheinlich schon nach Zwölf ist. In seiner zweiten Arbeit „Fortschrittswahn“ läuft die Zeit rückwärts.

Das Torhaus Rombergpark verwandelt sich in seine Rakete mit Zeitkapsel vom 24. Juli bis zum 14. August 2022. Verantwortlich sind unter anderem (v.l.n.r.) Monika Pfeiffer, Alexander Pohl, Roul Schneider und Christian Psyk.
Das Torhaus Rombergpark verwandelt sich in seine Rakete mit Zeitkapsel vom 24. Juli bis zum 14. August 2022. Verantwortlich sind unter anderem (v.l.n.r.) Monika Pfeiffer, Alexander Pohl, Roul Schneider und Christian Psyk.

Rosa Fehr-von Ilten beschäftigte sich in ihrer dreiteiligen Arbeit „Fortune“ passenderweise mit Glückskeksen. Sammelbilder sind seit Jahrzehnten beliebt. Ob Fußballspieler, Pokémon oder Magic: The gathering, seit dem 19. Jahrhundert wird fleißig gesammelt. Birigt Feike hat sich bei „Cosmic Shells big“ und „Cosmic Shells small“ mit Star Wars Sammelbildern beschäftigt.

Seine eigene Zeitkapsel präsentiert Alexander Pohl mit „Zeit“. Die Holzkiste ist mit einem Fahrradschloss gesichert und jeder Besucher darf sich daran versuchen. Seine weiteren Arbeiten „Driven Drawings“ setzen visualisierend sein Bewegungsprofil von google maps um.

Mariana Gonzaléz Alberti hat sich seit langer Zeit mit Seidenraupen beschäftigt. In „Lebensvariationen I-IV“ zeigt sie die Unterschiedlichen Stufen der Entwicklung dieser Tiere. In „Kosmos der Seidenraupen“ präsentiert sie Spuren der Raupen, die mit ihren Eiern und Sekret ein ganz eigenes Bild erschaffen, das an Sternenbilder erinnert.

Zwei Installationen lenken aber alle Blicke auf sich. Zum ersten arbeitet Christian Psyk in seiner Arbeit „Raumzeitkapsel“ mit gefundenen Objekten. Eine kleine Umkehrung, denn in eine Zeitkapsel kommen ja „originale“ Dinge, die erst nach ihrer Öffnung „gefunden“ werden.

Die zweite Installation ist „Transformer“ von Lutz Kemper. Diese Zeitmaschine ist wirklich beeindruckend. Alte Technik trifft ein wenig Cyberpunk. Das Gefährt hat für die Besucher sicher einiges zu bieten.

Es gibt weitere Kunst in dieser Ausstellung von Marlies Blauth, Claudia Terlunen, Erika A. Schäfer, Wolfgang Schmidt, Era Freidzon, Teresa Crawford Cabral, Martin Becker, Jan Bormann, Sabine Held, Michael Odenwealler, Gudrun Kattke und Pia Bohr.

Torhaus Rombergpark

Öffnungszeiten:

dienstags – samstags, 14:00-18:00 Uhr
sonn- und feiertags, 10:00-18:00 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Kunst aus dem Münsterland in der BIG gallery

n den Räumlichkeiten der BIG gallery in Dortmund (Westentor) ist vom 24.07.2022 bis zum 02.09.2022 die aktuelle Sommer-Ausstellung des Bundersverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Westfalen e.V. /Bezirk Münsterland zu sehen.

Es ist ein Querschnitt der vielfältigen Kunst von 15 professionellen Kunstschaffenden (8 Frauen, 7 Männer) aus dem Münsterland mit insgesamt 39 Werken zu bewundern und erkunden. Jeder der Künstler*innen hat 2-3 Werke zur Ausstellung beigetragen. Das Spektrum reicht von Malerei, Objekte, Radierung, Aquarell, Zeichnung, Skulptur und Video.

Geschäftsführer Christoph Mandera und Brigitte Bailer (1. Vorsitzende) vom BBK Westfalen präsentieren Kunstschaffende aus dem Münsterland.
Geschäftsführer Christoph Mandera und Brigitte Bailer (1. Vorsitzende) vom BBK Westfalen präsentieren Kunstschaffende aus dem Münsterland.

Ausgestellt sind miniaturisierte keramische Arbeiten von Karin Hansmann, expressive Bilder (Acryl auf Leinwand) von Ursula Hierholzers, klassische Stilleben-Acrylmalerei auf Leinwand mit üppiger Früchtepracht von Mechthild Komeske.

Die an die expressionistischen Werke der Künstler der „Brücke“ erinnernden Arbeiten (Mischtechnik auf Leinwand) von Marc- Gustav Lindemann sind ebenfalls zu sehen wie die interessanten Radierungen von Martina Lückener und filigranen Handzeichnungen von Michel M., die viel Raum für Fantasie lassen.

Nadias Pereira Benavente zeigt surreale Keramikobjekte, leuchtend intensiv-farbige Arbeiten (Ölfarben auf Leinwand) von Eddy Pinkes mit ihren assoziativen organischen Formen haben ebenfalls ihren Platz wie die den aufstrebenden Menschen repräsentierenden, nach oben weisenden Skulpturen (Holz, Leinen, Ultramarin) von Norbert L. Rumpke.

Wasser-Stillleben mit glitzernden Oberflächen und Camouflage-Muster präsentiert Beate Schlör, scheinbare „Leibspeisen-Malerei“ (Ölfarben auf Sperrholz) in Folie verpackt von Elke Seppmann werfen einen kritischen Blick auf vermeintliche Frische und verführerische Optik und die Vermüllung unserer Umwelt.

Manfred Talaricos Video-Werk (Marker auf Sperrholzplatte) verknüpft zufällige Ereignisse, Zahlen, historische Daten, biographische Angaben seiner Familie mit denen von Künstlern und berühmten Persönlichkeiten auf atemberaubende Weise. Besucher können sich über den Link oder QR-Code einloggen

Heitere, lebensfrohe Arbeiten (Acryl, Lack auf Leinwand sowie Siebdruck) von Martina Wichmann sind ebenfalls zu sehen wie eine dreiteilige Beton-Eisen-Skulptur von Dirk Zache, angelehnt an Dantes göttlicher Komödie (Hölleneintritt). Beton, Eisen als Werkzeuge der „Hölle“. Gezeigt wird auch Aquarell-Öl-Malerei von Igor Zhuk, mit zarten Frauengestalten, die mit ihrer Umgebung scheinbar verschmelzen.

Die Ausstellung „Münsterland“ wird am Sonntag, den 24.07.2022 in der BIG gallery , Rheinische Straße 1, 44137 Dortmund eröffnet.

doing photography – Schwerpunkt Fotografie im Museum Ostwall

Fotografische Arbeiten aus der eigenen Sammlung zeigt das Museum Ostwall im Schaufenster. Die Fotografien aus den 60iger bis 80iger Jahren zeigen die Bandbreite des Genres auf.

Die Fotografie begleitet uns durch das tägliche Leben, hilft Sachverhalte einzuordnen, dokumentiert, interpretiert, zeigt persönliche Befindlichkeiten. Sie ist ein Experimentierfeld um unsere Welt durch innerliche oder äußerliche Betrachtung besser zu verstehen und bestenfalls einen Diskurs auszulösen.

„doing photography“ verbindet künstlerische Positionen in einem Querschnitt durch Zeit, Raum und Medium. Porträts, Dokumentationsbilder und mediale Experimente werden zu Schnittstellen zwischen Kunst und Alltag.


Zu sehen ist eine Auswahl aus der Sammlung des MO mit Arbeiten u.a. von Andreas Langfeld, Adrian Paci, Beate Passow, Martin Brand, Dieter Roth oder Timm Ullrichs, die sich in ihren medialen Formen unterscheiden: Diarahmen auf Leuchttischen, Bildschirme, Fotopapiere, Zeitungspapier und C-Prints.

Die Kuratorinnen Dr. Elvira Neuendank (TU Dortmund), im Foto links und Dr. Sarah Hübscher (PH Karlsruhe) warfen einen frischen Blick auf die eigene fotografische Sammlung des Museums. (Foto: © Anja Cord)
Die Kuratorinnen Dr. Elvira Neuendank (TU Dortmund), im Foto links und Dr. Sarah Hübscher (PH Karlsruhe) warfen einen frischen Blick auf die eigene fotografische Sammlung des Museums. (Foto: © Anja Cord)

Bewusst haben die beiden Kuratorinnen Dr. Elvira Neuendank und Dr. Sarah Hübscher die Bildlegenden an den Wänden weggelassen. Den Besuchern und Besucherinnen möchten sie so die Möglichkeit der unbefangenen, nicht geleiteten Betrachtung der Fotos ermöglichen. In einem Booklet sind jedoch zur Vertiefung Informationen zu allen Fotografen und ihren Arbeiten beschrieben.

Fotobuchprojekte von regionalen Künstlern bereichern die Ausstellung durch ihren aktuellen Zeitbezug.

doing photography“ feiert das Fotobuch zusätzlich mit einem Festival. Am Donnerstag, 4. August steht das Museum Ostwall von 14 bis 20 Uhr im Zeichen der Fotografie. Einige Fotografen und Fotografinnen der ausgelegten Fotobücher erzählen über die Motivation und die Entstehung ihrer Arbeiten. Gesprächsrunden, eine Photobookfair auf der Ebene 4 und ein Vortrag des künstlerischen Leiters vom Kettler Verlag lassen einen anregenden Nachmittag erwarten.

Die Ausstellung ist ein kollaboratives Projekt von TU Dortmund, der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, der FH Dortmund und dem Frappanz_Kollektiv kultureller Freiheiten e.V. Es wird gefördert vom Freunde des Museums Ostwall e. V.

Bis zum 28. August kann die Ausstellung besichtigt werden.

Kultur und Krieg – aktuelles Thema im Atelierhaus Westfalenhütte

Vom 17. Juli bis zum 21. August 2002 zeigt das Atelierhaus Westfalenhütte eine Ausstellung mit einem – leider – sehr aktuellem Thema „Kultur und Krieg“. 23 KünstlerInnen zeigen ihre Positionen.

Sind Kultur und Krieg nicht Gegensätze? So wie Feuer und Wasser? Da, wo Krieg herrscht, muss die Kultur weichen. Doch Krieg ist ein zu emotionales Themenfeld, dass eine Künstlerin oder einen Künstler nicht kalt lassen kann. Lassen wir mal die propagandistischen Werke beiseite, die vor allem während der Ersten und Zweiten Weltkrieg entstanden, die direkten und indirekten Folgen des Krieges wurden schon immer thematisiert. Denken wir an „Guernica“ von Picasso oder an die Arbeiten von Käthe Kollwitz.

Ein Teil der KünstlerInnen präsentieren sich vor dem Atelierhaus.
Ein Teil der KünstlerInnen präsentieren sich vor dem Atelierhaus.

In dieser Ausstellung findet sich die ganze Bandbreite möglicher Interpretationen wieder: Hier einerseits Werke aus langjährigen Zyklen, gemischt mit politischen Erfahrungen, andererseits der exakt terminierbare Impuls (Golf-, Kosovo- oder Ukrainekrieg). Dort die fast trotzige Hoffnung, der Optimismus und feste Glauben an den Frieden und das Gute im Menschen.

Konkrete Kriegsbezüge zeigen zwei Fotografien: eine aus 2002 von Eva-Maria Horstick, entstanden im Kosovo, kurz nach dem Krieg. Ein Fenster spiegelt sich in einem TV-Beitrag. „Kultur ist für mich auch die Flucht weg von den Nachrichten,“ so ihre Aussage.

Das zweite Foto thematisiert exakt 20 Jahre später den Krieg auf die Ukraine. Rita-Maria Schwalgin gelang eine ungewöhnliche Aufnahme einer aufsteigenden Taube vor den Fliegenden Bildern mit den Tauben vor wehender ukrainischer Flagge von Adolf Winkelmann.

Zart doch bittersüß einige grafische Arbeiten im Kontrast zu übermalten alten Zeitungen mit Aussagen von Putin 2013 von Jakob Eicher. Oder die Sänger inmitten bombardierter Häuser von Rika Pütthoff-Glinka. Anklagend die Skulpturen von Claudia Quick und der Schattenkopf von Ludger Hinse.

Nicht nur Kriegsschauplätze sondern auch andere Assoziationen spielten bei der Titelvorgabe eine Rolle und lenken den Blick z. B. auf sozial-, umwelt- und gesundheitspolitische „Kriege“. Typisch hier die Skulptur von Karina Cooper „Not Covid“.

Karl-Ulrich Peisker visualisierte Zerrissenheit: Ein Schrei nach Frieden oder der Schrei nach Liebe!?

Und es gibt auch die wichtigen, hoffnungsvoll, zuversichtlich stimmenden Werke. Farbintensive Verläufe von Anette Göke oder das Blütenmeer von Sabine Oecking. Bei Eva Zimnoch spiegelt es sich direkt im Titel: Dem Krieg zum Trotz – despite the war.

Die Ausstellung wird am 17.07.2022 um 11 Uhr im Rahmen des Sommerfestes im Atelierhaus Westfalenhütte (Freizeitstraße 2, 44145 Dortmund)

Die KünstlerInnen:

Karina Cooper . Manja Dessel . Jakob Eicher . Anette Göke . Susanne Grytzka . Ludger Hinse . Eva-Maria Horstick . Sylvia Jäger . Brigitte Koch . Irmhild Koeniger-Rosenlecher . Peter Kosch . Sandra Lamzatis . L’ARS . Renato Liermann . Sabine Oecking . Karl-Ulrich Peisker . Rika Pütthoff-Glinka . Claudia Quick . Rita-Maria Schwalgin . Verena Stanislawski . Egon Stratmann . Alexandra Wagner . Eva Zimnoch

Barockmusik mit einer Legende

Am 12. Juni 2022 fand im Konzerthaus Dortmund ein bemerkenswertes Konzert statt. Sir John Eliot Gardiner , der Monteverdi Choir und die English Baroque Soloists spielten Musik von Schütz, Schein und Bach,

Sir John Eliot Gardiner gab ein vielumjubeltes Konzert im Dortmunder Konzerthaus. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Sir John Eliot Gardiner gab ein vielumjubeltes Konzert im Dortmunder Konzerthaus. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Im Zentrum des Konzertabends stand die Trauermusik. Johann Sebastian Bachs Werk „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ (BWV 106) eine frühe Trauerkantate, die thematisch Texte aus dem Alten und Neuen Testament benutzt, um die Ablösung vom alten durch den neuen Bund darzustellen. Auch das zweite Bachstück „O Jesu Christ meines Lebens Licht“ gehört in die gleiche Gattung und wurde vermutlich für eine Trauerfeier komponiert.

Doch Trauerkantaten gab es bereits vor Bach. Auch die frühbarocken Komponisten wie Schütz oder Schein waren in diesem Metier aktiv. Vor allem Johann Hermann Schein (1586-1630) war leidgeprüft. Er verlor gleich sieben Kinder und seine erste Frau. Doch das Konzert begann fröhlich mit einem Hochzeitslied von Heinrich Schütz (1586-1672) „Freue dich des Weibes deiner Jugend“ (SWV 453). Im Mittelpunkt des ersten Teils stand die „Musikalische Exequien“ (SWV 279-281), die als Musik zur Beisetzung des Landesherrn von Heinrich Schütz, Heinrich Posthumus Reuß, gespielt wurde.

Sir John Eliot Gardiner ist seit den 60er Jahren in Sachen Alter Musik unterwegs. Er gründete 1964 den Monteverdi Choir und 1978 die English Baroque Soloists. Die jahrelange enge Zusammenarbeit zwischen Dirigenten, Musikern und Chor war in jeder Sekunde spürbar und erzeugte eine eigene Form der musikalischen Magie.