Ballettgala mit abwechslungsreichem Programm

Auch die 34. Ballettgala am 25. und 26. Juni 2022 zeigte zum Spielzeitabschluss wieder ein breites Spektrum der Ballettkunst. Neben dem Ensemble des Dortmunder Balletts hatte Ballettdirektor Xin Peng Wang internationale Gäste eingeladen. Natürlich führte wieder Kammersänger Hannes Brock durchs Programm.

Yonah Acosta zeigte seine Sprungfähigkeit beim Pas de deux von  "Giselle" (Foto: © Wilfried Hösl)
Yonah Acosta zeigte seine Sprungfähigkeit beim Pas de deux von „Giselle“ (Foto: © Wilfried Hösl)

Den Beginn macht das Ballett Dortmund mit der eindrucksvollen Choreografie „Dust“. Während der erste Teil sehr sakral wirkte, wurde es im zweiten Teil rhythmisch. Das Stück erzeugte schöne Bilder, so wurden aus Armen Schlangen gebildet.

Danach ging es nach Spanien. Lucia Campillo interpretierte das Solostück „Dansa de la Buenaventura“ mit Feuer und Energie und verzauberte das Publikum mit ihrem Flamenco.

Neben dem modernen Tanz gehört das klassische Ballett zu den beliebten Teilen des Programms. Auch dieses Mal kamen die Besucher auf ihre Kosten. Bei „Giselle“, „Donizettis Pax de deux“, „Romeo und Julia“ und „Don Quichotte“ zeigten Tänzerinnen und Tänzer ihre Sprungkraft und Eleganz.

Nach „Giselle“ wurde es Zeit für zwei Uraufführungen. In „Eyes open, shut your eyes“ zeigten Sasha Riva und Simone Repele eine beeindruckende Choreografie voller Synchronizität. Eine Art modernes Pas de Deux zeigten Mayara Magri und Matthew Ball in „(Re) Current“. Trotz des japanischen Titels „Ikigai“ (生甲斐), übersetzt: etwas, wofür man lebt, war das Stück ein Flamenco. Diesmal hatte Lucia Campillo mit Jésus Carmona einen Partner an ihrer Seite.

Nach der Pause wurde es etwas humorig. In „Le grand sot“ (Der große Dummkopf) erlebte das Publikum Caroline Bouquet, Manon Bouquet und Julien Ramade als drei Personen, die einen Workout oder etwas ähnliches vollziehen. Das zur Musik von Ravels „Bolero“. Bei „Inno alla Vita“ erlebten wir die Rückkehr von Riba und Ripele. Diesmal mit einem ernsten Choreografie. Das Thema war der Ukrainekrieg.

Jésus Carmona tantze für uns den „Tanz der Bestie“ (Baile de Bestias). Das Solostück dreht sich um die Bestie in uns, die wir versuchen, unter Kontrolle zu halten.

Zum Schluss zeigte das Dortmunder Ballett noch das Stück „Cacti“ aus dem Programm „Drei Farben: Tanz“. Das wichtigste Requisit sind leuchtende Rechtecke, die als Versteck oder Plattform dienen.

Offene Ateliers 2022 – Kunst in Dortmund

Es hätte so schön sein können. Endlich öffneten die Künstlerateliers und Galerien wieder ihre Türen und das an zwei Wochenenden. Am 11. und 12. Juni 2022 zeigten die Künstlerinnen und Künstler östlich der B54 ihre Arbeiten und am 18. und 19. Juni 2022 waren der Bereich westlich der B54 an der Reihe.

Künstlerinnen und Künstler aus Dortmund öffneten im Juni 2022 ihre Ateliers.
Künstlerinnen und Künstler aus Dortmund öffneten im Juni 2022 ihre Ateliers.

Nachdem ich zumindest den 11. Juni nutzen konnte, um neue und alte Kunst zu entdecken, freute ich mich schon auf das folgende Wochenende, aber leider machte mir Corona einen Strich durch die Rechnung. Glücklicherweise hat unsere Kollegin Anja Cord am 19. Juni einige Ateliers und Künstler*innen westlich der B54 besuchen können.

Daher ist der Bericht, den ich über die Offenen Ateliers schreiben kann, leider nicht so umfangreich, wie ich es erhofft habe.

Los ging es am Samstag, den 11. Juni 2022. Diesmal wollte ich neue Künstlerinnen und Künstler kennenlernen und begann meine Tour in der Ateliergemeinschaft Trappmannpalast in Asseln. Hier sind sieben Künstlerinnen und Künstler aktiv, die alle Interesse an Typographie haben. Claudia Dröge verwandelt Faltschachteln in Kunst oder malt Plakattafeln. Daneben erstellt sie figurative Darstellungen aus Draht, die im Zusammenspiel zwischen Licht und Schatten stehen. Thomas Dröge nimmt Alltagsgegenstände, reist sie aus ihrem gewohnten Zusammenhang und gibt ihnen einen neuen künstlerischen Eindruck. Die Leidenschaft von Kathrin Blanke sind antiquarische Papiere. Auf diese zeichnet sie mit Tusche Motive, die von digitalisierten Fotografien stammen. Es sieht aus wie gedruckt, ist es aber nicht. Bodo Nolte liebt Organigramme und hat diese zu seiner Kunstform bestimmt. Seine seriellen Arbeiten sind sehr klar strukturiert und haben manche Überraschung zu bieten. In einer Serie hat Bodo Nolte die Texte gestickt. Nicole Kötter arbeitet mit Acryl auf Leinwand. Sie plane ihre Bilder nicht, erzählt sie und macht ihre werke im Prozess. Es wird geschichtet, es entstehen Spuren und somit Lebendigkeit. Auch sie arbeitet gerne seriell wie ihre kleine Serie Andreaskreuze veranschaulicht. Frank Damm Arbeiten wirken sehr typografisch. Stempelungen, Collagen aus Zeitschriften und Textfragmente aus Songtexten vereinen sich zu einem Gesamteindruck. Mit der Natur beschäftigt sich Claudia Wenzler. Die meisten ihrer Werke wirken organisch. Das kommt nicht von ungefähr, denn sie sammelt Hölzer, Muscheln oder anderes Material. Neben ihren Naturzeichnungen verwandelt sie ihre Fundstücke auch in kleine kunstvolle Schaukästen.

Danach ging es Richtung Hörde zu Amarok Art. Martin Schipper macht überwiegend Kunst mit Airbrush. Seine fotorealistischen Arbeiten nennt er „expressive Ausdruckskunst“. Es ist faszinierend, was der Künstler mit der Sprühpistole hinbekommt. Ob nun Auftragsarbeiten („Customizing“) oder eigene Ideen, die gerne mit dem Fantasy-Sujet spielen.

Durch den Garten kommt der Besucher zu einer anderen Künstlerin: Susanne M. Weiß. Sie ist sehr vielseitig: Sie malt mit Acryl, macht Spachtelarbeiten, bemalt Teebeutel oder arbeitet mit Ytong-Beton. Zwar malt sie auch abstrakt, aber ihre Lieber gehört Dortmunder Motiven. Darüber hinaus malt sie Bilder mit einer speziellen Farbe, die dafür sorgt, dass die Bilder im Dunkeln leuchten.

Weiter ging es zum Atelier Dreisam. Hier arbeiten Michael Schulz-Runge und Peter Kröker. Kröker hat zum fünften mal an der Ausstellung zum Kalender „Grafik aus Dortmund“ teilgenommen und Schulz-Runge hat mit Farbexperimenten und Bunsenbrenner experimentiert. Zum Hörder „Sehfest“ hoffen die beiden Künstler mehr Neues präsentieren zu können.

Wolfgang Niehoff hat sein Atelier „ARTdOrt“ in der Kaiserstraße und stellt dort seine Arbeiten aus. Er beschäftigt sich mit der Kombination der Gegensatze von organischem Materialien wie Holz und Metall. Die Kombination von Zufall (Fundstücken) und gekauftem Material machen den Reiz der Werke aus, die bis 25 Jahre alt sind.

In einem Dachgeschoss hat Jakob Eicher sein Atelier. Seine bisweilen großformatigen Bilder sind sehr farbintensiv. Zunächst zeichnet der Künstler seine Arbeiten, um sie dann in Variationen immer weiter zu abstrahieren. Ein Thema was Eicher immer wieder beschäftigt ist der „Totentanz“. Dieses Thema beschäftigt Künstler vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Eine weitere Serie sind „Zeitungszeugen“, bei der Eicher Zeitungsartikel thematisch in Collagen verwandelt.

Das Atelier Gold beherbergt zwei Künstlerinnen und Künstler: Stefanie Kamrath und Bertrand Otto. Während die abstrakten Arbeiten von Kamrath von Bewegungen geprägt sind, gehört die Liebe von Otto den Trinkhallen im Revier, die er zu Papier bringt.

Im Projektraum Fotografie stellten drei Künstler*innen aus. Tina Dunkel präsentierte ihre seriellen Arbeiten unter dem Titel „Schwarzes Loch“. Eveline Kulik arbeitet an der prozesshaften Entwicklung von Fotogrammen, während Gerhard Kurtz natürliche Gärten poetisch erscheinen lässt.

Im Atelier für plastische Kunst ist Babette Martini zu Hause. Sie beschäftigt sich aktuell sehr stark mit Linolfarben. Thematisch beschäftigt sie sich mit Wales und dem Ruhrgebiet. Beide haben eine große Bergbautradition.

Marika Bergmann arbeitet im Keller des St. John’s Hotel. Dort präsentierte sie sogenannte Gespinstbilder, die sie mit Stoffarbeiten herstellt. Darüber hinaus zeigte sie Acryl- und Ölbilder. I

Auch einen ungewöhnlichen Ort hat das Atelier Schreinerei, dort war wohl die Schreinerei der Sicherheitsfirma Pinger. Jetzt arbeiten verschiedene Künstler*innen auf unterschiedliche Art und Weise: Isa (Acryl), Christoph (Graffiti, Skulpturen, Malerei), Jenny (Illustrationen), André (abstrakte Ölbilder), Selen (Öl und Acryl) und Andi (Papier, Körper und Geschichter)

Im Salon Atelier im Unionsviertel war ein ehemaliger Friseursalon. Anstatt Dauerwellen werden jetzt gemeinsame Kunstprojekte realisiert, die zwischen bildender und darstellender Kunst angesiedelt sind. Zusehen sind: Katja Mudraya, Jamin Pamin Astrid Wilk (links), Nico Jarmuth, Fabian Nehm, Matthias Plenkmann.

Die Natur kommt ins Torhaus

Vom 26. Juni bis zum 17. Juli zeigt die Galerie Torhaus Rombergpark die Ausstellung „Verpflanzungen“ der Künstlerinnen Sabine Held, Anne Jannick und Claudia Terlunen. Die drei Künstlerinnen treten dabei mit der Pflanzenwelt in Dialog.

Bringen die Natur ins Torhaus (v.l.n.r.) Sabine Held, Claudia Terlunen und Anne Jannick.
Bringen die Natur ins Torhaus (v.l.n.r.) Sabine Held, Claudia Terlunen und Anne Jannick.

„Eigentlich ist das eine Art Fortsetzung der Ausstellung ‚Verpflanzungen‘ vom vergangenen Jahr“, erklärte Sabine Held. Damals hatten die Künstlerinnen die Kunst in die Natur, d.h. in den Rombergpark gebracht. Leider wurden einige Objekte gestohlen.

Jetzt bringen die Künstlerinnen die Natur ins Torhaus. Organische Formen und die Garbe Grün dominieren den Ausstellungsraum. Auf vielen Bildern blüht und grünt es, aber es existieren auch andere, düstere Arbeiten. Pollen und andere fremdartig bekannt wirkende Lebensformen sind ebenfalls zu finden.

Die malerischen Arbeiten reichen von gegenständlich bis abstrakt, unterschiedliche Formate bieten den Besuchern Abwechslung. 57 Werke sind zu bestaunen. Jedes Gewächs erzählt quasi seine eigene spannende Geschichte von Anpassungsfähigkeit und Evolution.

Besondere Einblicke in die Arbeitsweise des JugendTanzTheaters

Schon seit 2008 arbeitet das JugendTanzTheater am Ballett Dortmund unter der Leitung von Justo Moret mit tanzbegeisterten jungen Menschen (ab 16 Jahren) und fördert sie. Die Gruppe ist divers mit Menschen verschiedenen Alters und Herkünften zusammengesetzt.

Nicht nur die Begeisterung für die „Weltsprache“ Tanz übt einen Reiz aus, sondern auch die Möglichkeit, in einem partizipatorischen Projekt gemeinsam etwas von Anfang zu erarbeiten. Da ist kein Choreograf, der von oben herab alleine alles vorbestimmt. Alle sind am Entwicklungsprozess beteiligt. Das ist eine große Verantwortung, macht den Beteiligten aber auch viel Spaß.

Beispielbild: Ballett ist eine tänzerische Erzählung einer Geschichte. (Foto: © romanen / pixelio)
Beispielbild: Ballett ist eine tänzerische Erzählung einer Geschichte. (Foto: © romanen / pixelio)

In einer Werkschau gaben am 21.06.2022 im Dortmunder Opernhaus eine Gruppe von zehn junge Frauen unter dem Titel „Wir stellen uns vor“ nicht nur Einblicke in den Prozess der Vorarbeit (zum Beispiel Aufwärmen), sondern ließen das Publikum an den sich schrittweise steigernden Anforderungen und Lernprozessen teilhaben.

Koordination von Armen und Beinen, Drehungen, stabiles Gleichgewicht und Präzision sind dabei wichtige Elemente. Die Auswahl der passenden Musik ist natürlich für die Wirkung ebenfalls sehr bedeutsam. Am Ende entsteht eine Art tänzerische Erzählung einer Geschichte ohne Worte. Als Inspiration für die Tanztheaterprojekte dienen etwa Bilder, Skulpturen oder Erzählungen. Gegen Ende wurden von den Tänzerinnen drei Kostproben geboten. Das Publikum konnte sich von einer professionellen Leistung der Beteiligten überzeugen.

Durch das Programm führten mit Humor und Begeisterung die Projektleitung Justo Moret und Svenja Riechmann sowie die Inspizientin Jelena-Ana Stupar Moody.

Zwischendurch wurden drei Trailer von früheren Projekten (2016: Faust, 2018: Being Titania, 2019: Trust) auf der Leinwand gezeigt.

Interessante Info nebenbei: Der Dortmunder Ballettdirektor Xin Peng Wang hatte sich nach Aufführung seines Handlungsballetts „Faust“ gefragt, wie die jungen Tänzer*innen den Stoff (mit der gleichen Musik) interpretieren würden. Das taten diese dann auf ihre ganz eigene Art.

Übrigens: Es war nur ein Teil des JugendTanzTheaters (größere Gruppe) auf der Bühne zu sehen und erleben. Manche sind erst kurz dabei, manche schon ein paar Jahre.

Junge tanzfreudige Männer sind ebenfalls willkommen, wenn auch noch in der Minderheit.

Niemand, der Spaß am Tanzen hat und sich ausprobieren möchte, sollte sich durch das Können der anderen in der Gruppe abschrecken lassen. Es gilt Teamwork.

Neue sind immer herzlich Willkommen!

Galerie im Depot als Ort für eine spartenübergreifende Installation

In Anlehnung an das Gedicht „Auf einen Garten“ des arabischen Lyrikers Achmed Ben Mohammed Mokri haben die vier Künstler*innen Bärbel Thier-Jaspert, Michael Jaspert, Marc Bühren und Bettina Köppeler mit dem Wunsch nach einem künstlerischen Austausch ein besonders Projekt entwickelt.

Das Ergebnis kann von Besucherinnen und Besuchern vom 24.06.2022 bis zum 17.07.2022 in der Galerie im Depot in Dortmund mit allen Sinnen erkundet werden.

Wandeln auf grünen Rasen in der Galerie im Depot: (v.l.n.r.) Michael Jaspert, Bärbel Thier-Jaspert, Marc Bühren und Bettina Köppeler)
Wandeln auf grünen Rasen in der Galerie im Depot: (v.l.n.r.) Michael Jaspert, Bärbel Thier-Jaspert, Marc Bühren und Bettina Köppeler)

Die Künstler*innen haben ihre ganz persönlichen Zugänge zu den Versen in jeweils unterschiedlichen Arbeits- und Ausdrucksformen umgesetzt. Die fünf Strophen erzählen von der grünen Architektur, von Menschen, die sich dort begegnen, sowie der Vielfalt, die man im Garten (noch) vorfinden kann.

Der Galerieraum wurde ausgehend von der ersten Zeile des Gedichts „Mit einem Mantel dichten Grünes/ bist du o Garten, ganz bedeckt“ mit einer Roll-Rasenfläche ausgelegt, den man auch barfuß betreten kann. Der Geruch von Erde und eingespielte Naturgeräusche schaffen eine ganz besondere Atmosphäre der Ruhe und Inspiration. Auf dem authentischen grünen Rasen entspinnt sich im gemeinsamen Zusammenspiel von Kunst und Natur eine ganz besondere Melange aus Bildern, Zeichnungen, Versen, Fotografien, dreidimensionalen Objekten und Audiofragmenten.

Das Ganze fügt sich zu einem imaginären Garten als Erlebnis, Erfahrungsort und Ort der Ruhe, Erholung und Inspiration. Es ist eine Ausstellung im Spannungsfeld von Zivilisation und bedrohter Natur.

Die bunten Makrofotografien gefährdeter Insekten stellt Michael Jaspert die Fotografie eines Plastikbechers im Garten gegenüber. Bärbel Thier-Jaspert zeigt auf der einen Seite Schwarz-weiß Fotografien von Insekten, denen sie filigrane Zeichnungen (Fotos) nach dem Vorbild alter Meister gegenüber stellt.

Bettina Köppeler hat in einem großflächigen Ölgemälde in eine schön Pastellfarben erscheinende Naturlandschaft kleine Zeichen der Zivilisation (etwa Blumentopf) gesetzt. Der Mensch ist nicht mehr vorzufinden.

In seinen dystopischen Arbeiten befasst sich auch Marc Bühren mit einer Welt, in der Menschen nicht mehr existieren. Der durch seine Werke mit manuellem und digitalen 3D-Druck und Temperamalerei bekannte Künstler stößt Fragen nach unseren Umgang mit Ressourcen an.

Das Ausstellungsprojekt wird vom Dortmunder Kulturbüro gefördert.

Am Sonntag, den 26.06.2022 wird von 14:00 bis 18:00 Uhr vor Ort ein Künstlergespräch mit den vier Künstler*innen mit mit Besucherinnen und -besuchern angeboten.

Es gibt noch einige interessante Veranstaltungsangebote während der Ausstellungsdauer statt.

Informationen erhalten Sie unter www.depotdortmund.de

Öffnungszeiten: Do: 16:00 – 20.00 Uhr So: 14:00 – 18.00 Uhr Eintritt ist frei

Humorvolle Parabel um Streit und Verständigung

Im Rahmen des Kindertheaters im Fletch Bizzel (Dortmund) war Ars tremonia bei der zweiten Aufführung von „Zwei Monster“ der Kulturbrigaden (nach dem Kinderbuch von DavidMcKee in der deutschen Bühnenfassung von Gertrud Pigor) dabei.

Mika Kuruc als „rotes Monster“ trifft auf das blaue Monster (Christiane Wilke). (Foto: © Kulturbrigaden)
Mika Kuruc als „rotes Monster“ trifft auf das blaue Monster (Christiane Wilke). (Foto: © Kulturbrigaden)

Rada Radojcic führte nicht nur Regie, sondern präsentierte sich auch als Erzählerin samt Gesangeinlage in der Geschichte um Streit und Verständigung (ab 4 Jahre). Musikalisch begleitet wurde die Handlung atmosphärisch passgenau von Dixon Ra.

Für die wie immer bei den Kulturbrigaden fantasievollen Kostüme und das Bühnenbild war Anna Hörling verantwortlich.

Im Mittelpunkt der Bühne steht ein „Monsterberg“ aus verschieden großen und geformten blauen Stoff-Felsbrocken samt künstlicher Blumenverzierung.

Auf der einen Seite, wo die Sonne morgens aufgeht, wohnt das rote Monster (Mika Kuruc). Auf der anderen Seite, wo die Sonne untergeht, lebt das blaue Monster (Christiane Wilke). Gesehen haben sich die beiden noch nie, aber sie kommunizieren durch ein Loch im Berg miteinander. Jeder will als besonders stark und sportlich dastehen.

Aufgrund ihrer unterschiedlichen Standorte kommt es zu unterschiedlichen Sichtweisen und Streit. Natürlich möchte jeder der beiden rechthaberischen Monster nicht nachgeben und so schaukelt sich der Streit, bis die Felsbrocken hochfliegen …

Man merkt den beiden Schauspieler*innen dabei den Spaß am Spielen, Streiten, später Versöhnen und Verständigen an. Eigentlich wissen beiden Monster um die Schönheit von „ihrem Berg“ und halten zusammen, als ein „Bergsteiger-Wicht“ diesen besteigen will.

Eine Parabel, die neben all dem Spaß zeigt, wie wichtig allerdings möglichst konstruktives Streiten, aber vor allem auch Verständigung zwischen verschiedenen Sichtweisen ist. Früh übt sich, um seinen Standpunkt zu kämpfen.

Orlando furioso als eindrucksvolles barockes Opernspektakel

Bei einem guten Klangvokal Musikfestival in Dortmund darf Barockmusik nicht fehlen. Am 17.06.2022 wurde im hiesigen Konzerthaus musikalische Drama in drei Akten „Orlando furioso“ von Antonio Vivaldi (1678-1741) konzertant mit starker Besetzung aufgeführt. Das Libretto stammt von Grazio Braccioli.

Das Ensemble von "Orlando furioso" im Konzerthaus (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Das Ensemble von „Orlando furioso“ im Konzerthaus (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Begleitet wurden die sieben Sänger*innen von dem in alter Musik erfahrenen Orchester Armonia Atenea. Das Orchester wurde einfühlsam von dem in Griechenland geborenen Dirigenten George Petrou geleitet..

Entstanden ist die Oper nach Vivaldis Beschäftigung mit dem damals populären Stoff vom „rasenden Roland“ nach dem Vers-Epos von Ludovico Ariostos und von der griechischen Mythologie beeinflusst.

Tragische Liebschaften, tiefe Emotionen, Pathos und Magie, dazu virtuose Arien und musikalische Ausdrucksstärke machen den Reiz dieser Oper aus. Daneben bietet sie gleich drei exzellenten Countertenören die Gelegenheit, das Publikum zu begeistern.

Die Geschichte bekommt durch die Aktionen von zwei Liebesdreiecken in Fahrt.

Dem Ritter Orlando (Countertenor Max Emanuel Cenčić), Angelica (Sopranistin Julia Lezhnva) und Medoro (Countertenor Philipp Mathmann) und der Liebestollen Zauberin Alcina (Mezzosopranistin Vivica Genaux), Ruggiero (Countertenor Nicholas Tamagna) sowie Bradamante (Altistin Sonja Runje).

Dazwischen steht der in Alcina verliebte Astolfo (Bassbariton Sreten Manojlović)

Die Zauberin versucht, die Personen nach ihren Wünschen durch Zauberkraft zu instrumentalisieren. Sie wird aber auch nicht glücklich und verliert am Ende ihre magischen Kräfte.

Zunächst verliert Orlando durch seine Eifersucht seinen Verstand, bis er ihn am Ende durch seine Stärke zurückerlangt. Angelica und Medoro können zusammen glücklich werden. Für Orlando bleibt die Erkenntnis: Liebe lässt sich nicht erzwingen.

Die Stimmungsänderungen und musikalischen Steigerungen wurden durch viele Rezitative unterstützt. Da bleiben manchmal empfundene Längen nicht aus.

Neben den hervorragenden Stimmen der Beteiligten begeisterten die Zwiesprache zwischen einer Solo-Querflöte und Ruggiero (Nicholas Tamagna) das anwesende Publikum. Die Leistungen wurden mit viel Beifall belohnt.

Eine Retrospektive für Bernd Figgemeier

Bis zum 17. Juli 2022 zeigt die BBK Westfalen in der BIG GALLERY die Ausstellung „Bernd Figgemeier – ein Lebenswerk“. Der Künstlerbund präsentiert einen umfangreichen Querschnitt der Arbeiten von Figgemeier von 1950 bis 2020.

Bernd Figgemeier mit seinen Bleiblecharbeiten „Wasserfall“ und „Welle“. (Foto: © Rita-Maria Schwalgin)
Bernd Figgemeier mit seinen Bleiblecharbeiten „Wasserfall“ und „Welle“. (Foto: © Rita-Maria Schwalgin)

Es lohnt sich, die Ausstellung chronologisch anzugehen. Figgemeiers Arbeiten der 50er Jahre atmen die farbliche Ästhetik und die Geometrieformen dieser Zeit. In den 70er Jahren arbeitet der Künstler mit der Differenzierung Hell/Dunkel und Strukturen in der Fläche. Gut zu sehen in den Arbeiten „Erg“ oder „Hammada“, die die Wüstenlandschaft auch plastisch erlebbar machen.

In den 80er Jahren entwickelt Figgemeier diesen Stil weiter. Der Bildaufbau ist sehr streng. Die Flächen wirken wie ein Layout, klar unterteilt. Die Farbgebung ist fast monochrom, durch lasierenden Auftrag wird das Reliefbild lebendig. In dieser Zeit beginnt der Mensch eine Rolle in den Arbeiten Figgemeiers zu spielen. Der „Verkünder“ wird mit feinem, aber präzisen Pinselstrich in Aquarell gemalt und bekommt wieder durch die hell/dunkel Kombination seine Plastizität.

Der Mensch als Motiv taucht bei Figgemeier immer prominenter in den Arbeiten auf. Sein vierteiliges Werk „Mensch bilden Brücken“ von 1992 zeigt wieder seine Relieftechnik, die auch in den Arbeiten „up and down“ von 1999 gut zu sehen ist. Für den Künstler ist das lineare der Ausdrucksträger.

In den 2000er Jahren wird der Stil von Figgemeier gegenständlicher. Seine Sportler aus dem Jahre 2002 haben aber immer den klaren Bildaufbau. Sein Interesse an Archäologie zeigt sich in den zwei gezeigten Arbeiten „Sichtbar machen“ aus dem Jahre 2005. Hier wird das Thema Ausgrabung, Zeitbestimmung, mit Öl/Grafit plastisch sichtbar gemacht. Daneben bleibt er seinen monochromen Reliefbildern treu. Der „Verkünder“ wird 2007 zum „Rhetor“.

Darüber hinaus beginnt er plastisch zu arbeiten. Er erschafft Werke aus Bleiblech, die er wieder zu Figuren formt, die seinen Reliefbildern ähneln. Hier schafft die Oxidation den bekannten Hell/Dunkel-Effekt. Figgemeier ist kein Bildhauer, seine Skulpturen sind – wie bei einem Bild – nur von einer Seite zu betrachten.

Ab 2010 beschäftigt sich der Künstler mit dem Thema Wasser. In seinen Bildern steht die kristalline Form im Vordergrund („kristalline Struktur II“, 2010 oder „Packeis“, 2016), während bei den Bleiblecharbeiten die flüssige Form („Welle“, 2020 oder „Wasserfall“, 2020) im Vordergrund steht.

Ich möchte mich bei Karl-Ulrich Peisker bedanken, der sich die Zeit nahm, mit mir durch die Ausstellung zu gehen.

Krimi um Brückensprünge im Dortmunder Umfeld

Heinrich Peuckmann, Jahrgang 1940 und wohnhaft in Kamen, langjähriges Mitglied in der Krimiautorenvereinigung „Das Syndikat“ sowie im PEN, hat unter dem Titel „Sprung von der Brücke“ einen neuen Kriminalroman um den inzwischen aus dem Dienst ausgeschiedenen Dortmunder Kommissar Bernhard Völkel herausgebracht.

Der Protagonist mit sympathischen kleinen Schwächen und einen liebevollen Blick auf „sein Dortmund“ wird wieder einmal in einen mysteriösen Fall hineingezogen.

Heinrich Peuckmann, Sprung von der Brücke, Lychatz Verlag, ISBN: 978-3-9481 43-06-0, 9,95 €
Heinrich Peuckmann, Sprung von der Brücke, Lychatz Verlag, ISBN: 978-3-9481 43-06-0, 9,95 €

Ein Mitarbeiter der Ausländerbehörde ist von einer Brücke auf die Gleise vor einen Zug gesprungen. War es wirklich Selbstmord? Seine Familie glaubt das nicht. Nach und nach kommen auch Völkel immer mehr Zweifel an dieser Theorie. Im Laufe der Ermittlungen und weiteren „Brückensprüngen“ kommt die ganze Tragweite des dramatischen und tragischen Hintergrunds ans Licht…

Der Krimi lässt sich leicht und flüssig lesen und hat einen guten Spannungsbogen auf zwei Erzählebenen. Erst gegen Ende löst sich der Plot für die Leserinnen und Leser mit seiner Dimension und Reichweite in die Vergangenheit vollständig auf. Ein Drama um Rache, Schuldgefühle, Feigheit, Verantwortung, Verdrängung und Ängste.

Der Roman offenbart menschliche Schwächen und regt zum Nachdenken über unser persönliches Verhalten in Situationen an, die Eigenverantwortung und Courage verlangen.

Eine spannende Lektüre, passend für die Urlaubszeit.

Heinrich Peuckmann, Sprung von der Brücke

ISBN: 978-3-9481 43-06-0

Kriminalroman. (2021)

Lychatz Verlag 9,95 Euro (D) Seiten: 222

Wie lassen wir uns täuschen? – TÄUSCHEND ECHT:ECHT TÄUSCHEND

Was ist echt und was ist nur vorgespielt? In der virtuellen Welt treffen wir auf Personen, von denen wir nicht wissen, ob sie das sind, was sie behaupten zu sein. Das Künstler:innen-Kollektiv Mia ter Horst, Joshua Martin und Tim Semrau hat sich in seinen Fotografien und Filmen mit der Fragilität der Wahrnehmung beschäftigt. Am 18. Juni 2022 ist die Finissage seiner Ausstellung in .dott.werk, Düsseldorfer Straße 18, ein. Zu sehen sind Film- und Fotoinstallationen.

Bild vom Kollektiv Mia ter Horst, Joshua Martin und Tim Semrau für die Ausstellung "Täuschend Echt:Echt Täuschend.
Bild vom Kollektiv Mia ter Horst, Joshua Martin und Tim Semrau für die Ausstellung „Täuschend Echt:Echt Täuschend.

Die gezeigten Bilder sind spannend aufgebaut. Die haben eine sehr starke architektonische oder zumindest geometrische Komponente. Dann ist oft eine Person in einer ungewöhnlichen Perspektive zu sehen. „Das ist sicher gephotoshopped“ werden manche Besucher*innen denken, dennoch bleibt es unklar. Ist es die ungewöhnliche Perspektive, die die Bildkomposition unwirklich erscheinen lässt? Das Multi-Media-Projekt „TÄUSCHEND ECHT:ECHT TÄUSCHEND“ zeigt unter Berücksichtigung dieser Fragen „Fotocollagen“ aus der realen Welt. Welche der Fotografien sind digital zusammengesetzt? Welche Motive bilden tatsächlich 1:1 das ab, was den Künstler:innen vor die Linse kam?

Am Samstag noch von 12 bis 20 Uhr im .dott.werk, Düsseldorfer Straße 18, 44143 Dortmund zu sehen.