Blade Memory II – Kooperative Ausstellung in neuen Räumlichkeiten

In den ehemaligen Büroräumen einer Versicherung (direkt gegenüber der Big Gallery , Park der Partnerstädte 2) hat der Dortmunder Kunstverein seine neue Heimat gefunden. Auf zwei Ebenen bieten sich jetzt neue künstlerische Darstellungsmöglichkeiten. Mit „Blade Memory II“, eine Kooperation mit dem Center for Contemporary Art (CCA) Tel Aviv-Yafo, wird dort vom 21.05.2022 bis zum 30. Juli 2022 erstmals eine Ausstellung gezeigt. Den ersten Teil von „Blade Memory“ konnte das Publikum in Tel Aviv (Israel) erleben.

Lee Nevo, Dis-play (for the sexual and social anthology of the ejections seat), 2021
Lee Nevo, Dis-play (for the sexual and social anthology of the ejections seat), 2021

Kuratiert wird die „Blade Memory II“ von Naama Arad, I.S. Kalter und Eran Nave. Beteiligt sind zwölf Künstler*innen aus Israel, drei aus Deutschland und eine aus Belgien. Durch Corona-Pandemie oder diverse kriegerische Auseinandersetzungen gerade in den letzten Jahren wurden die Künstler*innen in ihrer Außenwirkung beeinträchtigt. Zudem bietet sich ihnen in einer immer schnelllebigeren (digitalen) Welt und sich ständig verdichteten Innenstädten immer weniger Raum für individuellen Ausdruck. Moderne zeitgenössische Kunst aus Israel und europäische aus dem 20. Jahrhundert werden in einen besonderen Kontext gebracht.

Blade Memory beschwört eine schmerzhafte Erinnerung wie von einer Klinge oder einem Dolch. Es wird die Rolle von Künstler*innen, die von einer enttäuschenden Gegenwart geprägt sind, befragt. Mit einfachen Mitteln und Werkstoffen setzten sich die Beteiligten mit (oft männlich geprägten) Machtstrukturen künstlerisch auseinander und suchen Freiräume.

Schon im Eingangsbereich wird man von einem älteren Bürotisch mit der Spitze nach Vorne empfangen. In einem riesigen Holzregal auf der linken Seite (Bread Library, Uri Ara, 2020/2022) hat sich eine Bäckerei die „Freiheit genommen“, Brot nach den Buchstaben des Alphabets zu formen.

Viele Werke haben eine eigene Symbolkraft. So etwa die viel zu große Besenbürste für einem winzige Kehrblech (Marianne Berenhaut, 2019) in einem Hausmeisterraum auf der Ebene 2. Sie kann den vielen „Schmutz, Unrat“ nicht aufnehmen.

Ein sehr deutlicher Hinweis auf Machtstrukturen ist der lange, an den „Putin-Tisch“ erinnernde Tisch mit einer die Hände ausbreitenden Bronzestatue von Max Ernst (1961).

Eine spezielle Leihgabe mit Heimatbezug ist auf der unteren Ebene zu sehen. Es ist ein Bild ( Bleistift auf Papier) ohne Titel des leider früh verstorbenen Dortmunder Künstlers Martin Kippenberger (1953 – 1997). Es gibt einiges zu Entdecken und viel Raum für Assoziationen.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 21.05.2022 (16 – 20 Uhr) statt.

Begrüßung: Dr. Matthias Wiese (stellv. Vorstand)

Einführung : Rebekka Seubert Künstlerische Leitung)

Informationen über das umfangreiche Begleitprogramm finden sie unter www.kunstverein-dortmund.de

Ein Abend für die Sonate

Das 4. Kammerkonzert am 02. Mai 2022 stellte die Sonate in den Mittelpunkt. Mit Vera Plum (Violine), Birgit Welpmann (Oboe), Minori Tauchiyama (Fagott), Frank Kistner (Kontrabass) und Ursula Hobbing (Cembalo) an den Instrumenten erklangen Werke von der Spätromantik bis zum Barock.

Stellten die Sonate in den Mittelpunkt des Kammerkonzertes: (v.l.n.r.) Minori Tauchiyama, Birgit Welpmann, Frank Kistner, auf der Bank sitzen Vera Plum und Ursula Hobbing
Stellten die Sonate in den Mittelpunkt des Kammerkonzertes: (v.l.n.r.) Minori Tauchiyama, Birgit Welpmann, Frank Kistner, auf der Bank sitzen Vera Plum und Ursula Hobbing

Dabei konnten die Zuhörer einige Kostbarkeiten entdecken wie Musik von Dario Castello, der zur damaligen Zeit (erste Hälfte des 17. Jahrhunderts) sehr avantgardistisch waren. Danach wurde es schwäbisch, denn Guiseppe Antonio Brescianello und Jośe Pla waren beide am Stuttgarter Hof beschäftigt. Brescianellos Sonaten sind sogenannte Triosonaten, zwei Solostimmen und ein Generalbass. Triosonaten waren in der Barockzeit sehr beliebt, es gibt tausende Werke für unterschiedliche Instrumente.

Ob das „Concerto a quattro in d-moll“ tatsächlich von Telemann oder doch von Händel stammt, ist umstritten, dennoch spürt man die Hochzeit des Barocks aus jeder Note.

Nach der Pause ging es mit Gottfried Heinrich Stölzel weiter. Ebenso wie sein Zeitgenosse Johann Sebastian Bach war Stölzel sehr produktiv, was das Komponieren angeht. Auch wie Bach war er im geistlichen Vokalwerk aktiv. Das Fagott stellte Jan Dismas Zelenka in den Mittelpunkt seiner – klar – Triosonate.

Die Rückkehr von Kara Ben Nemsi

Winnetou, Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi, die Figuren von Karl May sind auch heute noch sehr bekannt. Während Old Shatterhand den Wilden Westen unsicher gemacht hat, kümmerte sich Kara Ben Nemsi um die Schurken im Orient. Wobei es die Theorie gibt, dass Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi ein und dieselbe Figur seien, quasi die Personifizierung von Karl May, aber das würde zu weit führen. Es geht also um Kara Ben Nemsi und seine Abenteuer auf dem Balkan aus dem Buch „Durch das Land der Skipetaren“, also Albanien und dem Kosovo.

Am 09. Mai zeigte das Theaterensemble „Qendra Multimedia“ aus dem Kosovo im Schauspielhaus das Stück „The return of Karl May“ von Jeton Neziraj in albanischer Sprache. Der Untertitel „Ein Lustspiel für das deutsche Volk“ machte klar, dass es nicht ganz bierernst wurde.

Die Gruppe Qendra Multimedia in Aktion. (Foto: © Qendra Multimedia)
Die Gruppe Qendra Multimedia in Aktion. (Foto: © Qendra Multimedia)

„The return of Karl May“ ist ein Stück im Stück. Wir sehen Schauspieler proben und den Regisseur Dinge tun, die ein Regisseur eben tut. Einsätze vorgeben beispielsweise. Die Grundidee dahinter ist, dass die Theatergruppe zu einem europäischen Theaterfestival nach Berlin zur Volksbühne eingeladen wurde. Das Stück dreht sich um die Wiederkehr von Kara Ben Nemsi und seinem Pferd Rih (der im Stück ein Frosch ist), der diesmal vom Kosovo nach Deutschland gelangen möchte. Nachdem Karl May in „Durch das Land der Skipetaren“ die Albaner doch sehr stereotypisch skizziert hat „Für die Deutschen sind wir Banditen, eiskalte Mörder, Rächer, Räuber, wild, brutal, ungebildet, fanatische Muslime, Betrüger, heißblütig und hinterhältig“ so der Regisseur im Stück.

Auf der „Rückreise“ vom Kosovo nach Deutschland wird ebenfalls mit den Stereotypen gespielt. Diesmal halt umgekehrt und es bekommen Kroaten, Slowenen oder Österreicher ab. Ein besonderes Hühnchen haben das Stück mit Peter Handke zu rupfen. Dessen Parteinahme für die Serben und für Slobodan Milošević kommt natürlich bei den Albanern nicht gut an. Kaum in Deutschland, treffen sie auf eine Gruppe von Neonazis in Hanau. Eine Anspielung auf den Anschlag am 19. Februar 2020, bei dem neun Menschen von einem Rechtsextremen getötet wurden.

Es war erfrischend, mal ein Stück aus einer nicht-deutschzentrierten Perspektive zu sehen. Auch wenn Flüchtlinge seit 2015 im Theater thematisiert wurden, der kleine Seitenhieb passte: „In den europäischen Theatern beschäftigt sich jedes zweite Stück mit den Geflüchteten. Die Europäer mögen die Geflüchteten nur auf der Bühne, als Fiktion, aber nicht in der Wirklichkeit.“

Schön auch die Spitze an den modernen Theaterbetrieb, der Schubladen mit diffusen Begrifflichkeiten liebt. „Kollegen, unsere Aufführung wird etwas zwischen dem ‚postmigrant theatre‘ und dem ‚capitalist realism‘ sein, aber sie kann aber auch als ‚post-truth theatre‘ definiert werden.“

Auch wenn das Lesen von Untertitel manchmal nicht einfach ist – schaut man auf die Bühne oder liest man den Untertitel – es ist immer wieder bereichernd, andere Theaterkulturen und -traditionen kennenzulernen. So etwas sollte es öfter geben.

Kunst sei Dank FLOWERS!

Eine Ausstellung im Museum Ostwall, im Dortmunder U auf der Leonie Reygers Terrasse (6. Etage), zu Blumen in der Kunst des 20. und 21. Jahrhundert.

Renate Bertlmann, Discordo Ergo Sum, 2019, Murano Glas, Metall, Skalpelle, Maße variable
Tia Collection, Santa Fe, USA, courtesy Richard Saltoun Gallery, London
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022 Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien
Renate Bertlmann, Discordo Ergo Sum, 2019, Murano Glas, Metall, Skalpelle, Maße variable
Tia Collection, Santa Fe, USA, courtesy Richard Saltoun Gallery, London
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022 Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Rabenschwarze Nachtgeschichten – Gruselgeschichten im Rombergpark

Am 21. Mai hat ein ungewöhnlicher Spaziergang Premiere im Rombergpark. Markus Veith lädt ein zum „Rabenschwarzen Nachtgeschichten“. Schließlich bevölkern auch im Rombergpark Geister, Vampire und andere Geschöpfe der Nacht, findet Veith.

Texte von Roald Dahl, Wilhelm Busch, Theodor Fontane und anderen sollen für Gänsehaut und Grusel bei den BesucherInnen sorgen. Natürlich darf ein großer Meister des subiteln Grusels nicht fehlen: Edgar Allen Poe. Niemand kennt sich besser in der Finsternis aus. – Edgar Allen Poes Rabe löst sich aus dem Gruselgedicht und lädt Sie ein zu einem schaurig-makabren Spaziergang durchs Dunkelgrün. Denn dieser düstere Vogel kann nicht nur „Nimmermehr“ von sich geben. Er vermag die Seelen Verstorbener zu sehen, weiß genau, wo sich auf welche Weise Morde zugetragen haben und trägt diese Geschichten in Zeilen rabenschwarzen Humors vor. Er führt Sie durch den Busch, wo Ringel natzen, krächzt lyrische Fontanen und über allem glimmt der Morgenstern.

Markus Veith als „Rabe“ in seinen rabenschwarzen Nachtgeschichten. (Foto: © Markus Veith)
Markus Veith als „Rabe“ in seinen rabenschwarzen Nachtgeschichten. (Foto: © Markus Veith)

Markus Veith braucht kaum Requisiten, sein Outfit als Rabe steht im Mittelpunkt. Er verwandelt sich in den krächzenden mythologischen Vogel und spricht fortan in Reimform.

Das Schöne dabei: Bei den 15 Stationen lernen die Besucher den Romberg neu kennen, die Anzahl der TeilnehmerInnen ist auf 30 Personen begrenzt.

Veith macht erfolgreich Parkspaziergänge, beispielsweise verwandelt er sich in Wilhelm Busch und erzählt die Geschichten rund um Max und Moritz und anderen.

Organisiert wird der Gruselspaziergang von melange e.V., der literarischen Gesellschaft für Förderung der Kaffeehauskultur. Auf deren Seite können auch Karten erworben werden: https://www.melange-im-netz.de/kalender

Termine zum Gruseln sind 21.05.2022, am 09.07.2022, am13.08.2022, am 16.09.2022 und am 17.09.2022 jeweils 17:30 Uhr und 20:00 Uhr.

Musikalisch in „Himmlische Sphären“ entführt

Am 10. und 11.052022 entführte die Dortmunder Philharmoniker unter der temperamentvollen Leitung von Marie Jacquot das Publikum im hiesigen Konzerthaus in „Himmlische Sphären“. Ars tremonia durfte am 12.052022 mit dabei sein.

Als Auftakt stand mit den „Sphären-Klängen“ op. 235 von Josef Strauß (1827 –1870) ein Werk von morbider Walzer-Seligkeit auf dem Programm.

Marie Jacquot leitete die Dortmunder Philharmoniker beim 9. Philharmonischen Konzert. (Foto: © Christian Jungwirth)
Marie Jacquot leitete die Dortmunder Philharmoniker beim 9. Philharmonischen Konzert. (Foto: © Christian Jungwirth)

Bei diesem schwungvollen Konzertwalzer schimmert nur hier und da ein wenig (Wiener) Melancholie durch. Der wiegende Grundrhythmus ist von verschiedenen Melodien und Steigerungen getragen. Die unterschiedliche Instrumentalkombinationen ergeben dabei eine ganz eigene Färbung.

Das in der „heroischen Phase“ im Jahr 1803 (beeinflusst von Französische Revolution, Rheinbesetzung) entstand das Konzert für Klavier und Orchester Nr.3 c-Moll op. 37 von Ludwig van Beethoven (1770 -1827). Neue musikalische Wege wollte Beethoven hier mit seinem Hang zur Perfektionierung gehen. Er saß bei der ersten Aufführung auch selbst am Klavier.

Kennzeichnend für dieses Werk sind die starken Steigerungen und der geschickte Wechsel von c-Moll in höhere Tonstufen „in höhere Sphären“. Der zweite Satz „Largo“ ist ein bewegendes Zwischenstück. Dem Komponisten gelang zudem ein besonderes Zusammenspiel zwischen Klavier und Orchester. Er verstand es, beide Parteien gekonnt verschmelzen zu lassen. Es gibt jedoch genug Gelegenheit für einen Pianisten virtuos am Instrument zu glänzen.

Als Pianist begeisterte Markus Schirmer aus dem österreichischen Graz mit einem besonderen Gespür für die Musik von Beethoven.

Als Zugabe gab es den heiteren „Grazer Galopp“ von Johann Strauß.

Nach der Pause führte das Orchester zusammen mit Christian Drengk an der Orgel klang-gewaltig mit der Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78 „Orgelsinfonie“ von Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) aus der Tiefe in „himmlische Höhen“. Die Orgel schwankt dabei zwischen ihrer Rolle als Begleit- und Soloinstrument und hat eine wichtige dramaturgische Funktion als Scharnier sowie Schlüsselstelle an prägnanten Stellen.

Die Streicher, Bläser und Pauken können bei der anspruchsvollen Sinfonie sowohl als einzelne Gruppe, wie auch im Zusammenspiel ihr Können zeigen.

Die Orgel hat das beeindruckende Schusswort.

Ein musikalisch bewegender Abend in diesen schwierigen und unsicheren Zeiten.

Doppelausstellung im Künstlerhaus

„It takes two to tango“ ist nicht nur der Titel der Ausstellung im Erdgeschoss im Künstlerhaus, sondern „zwei“ ist auch die Anzahl der Ausstellungen, denn im 1. Stock des Gebäudes ist auch noch die Ausstellung „Schwarzzseite Projekt“ mit Druckgrafiken zu sehen. Beginnen wir im Erdgeschoss.

Hier präsentieren zehn Künstlerinnen Arbeiten, die sich stark mit Rhythmus, Struktur oder Materialität beschäftigen. Gemeinsam ist allen Künstlerinnen, dass sie entweder als Mentorin oder Mentee an den Kunst-Mentorinnenprogrammen in Nordrhein-Westfalen oder Mecklenburg-Vorpommern teilgenommen haben. Die Ausstellung ist bis zum 19. Juni 2022 zu sehen.

Maria Seitz, multicolor 4
Maria Seitz, multicolor 4

Uli Böhmelmann arbeitet raumbezogen mit transparenten oder empfindlichen Materialien. Für die Ausstellung im Künstlerhaus zeigt sie ihre Arbeit „Kette geschlossen“, die aus Porzellan besteht. Somit entsteht eine neue Einteilung des Raumes. Die Analogie zwischen Kunst und Natur beschäftigt die Künstlerin Rabea Dransfeld. Ihre „kosmischen korrelate“ wirken einerseits wie Stücke von Meteoriten, andererseits aber auch wie Waben von Bienen oder Wespen. Bei Maria Seitz stehen serielle Strukturen und repetitive Verfahren im Vordergrund. Sie zeichnet mit Buntstiften auf Papier und erzeugt komplexe Strukturen. Ramona Seyfarth arbeitet bei ihren fotografischen Arbeiten mit der Zeit, Sie fotografiert ein Motiv über 24 Stunden und komprimiert die Bilder anschließend. Ein weiteres Werk von ihr ist der „Rote Teppich“, der aus einzelnen Glasfäden geknüpft ist. Eine Zeichnung im Raum, so könnte man die Arbeit „Raumgestrick“ von Karin Schroeder bezeichnen. Ein Faden wird eine Linie, die Linie durchdringt den Raum und wird zu einem 3D-Gebilde.

Johanna Herrmann arbeitet mit dem Wind und dem Zufall. Hier im Künstlerhaus muss sie sich mit Ventilatoren begnügen, doch es bleibt spannend, welches Ergebnis bei dem „Experiment“ herauskommt. Denn der Wind bewegt Pinsel, an denen Farbe klebt, so entstehen spannende Bilder. Die Zeichnungen von Justyna Janetzek beziehen sich auf ihre Skulpturen, an denen sie sonst arbeitet. Sie sind eine Art Muster, Skizze, die von ferne an Gebilde im Raum erinnern. Mit verlorenen Handschuhen arbeitet Susanne Gabler. Zusätzlich „vermenschlicht“ sie die Handschuhe, in dem sie Kontaktanzeigen darunter platziert. Ob sich dadurch der zweite passende Handschuh findet? Das Grundelement der Werke von Dorthe Goeden ist die Linie. So sind ihre Papierschnitte ein Spiel von Licht und Schatten, vom dem „was ist“ und von dem „was nicht ist“. Dazu zeigt sie viele Arbeiten, die als Werkarchiv oder Skizzenbuch dienen könnten. Zusätzlich arbeiten Lisa Tschorn und Sierra Diamond an der Performance „Trotzdem“.

Freundinnen und Freunde von Druckgrafiken können sich auf die Ausstellung „Schwarzzseite Projekt“ freuen, die bis zum 29. Mai 2022 läuft denn zu sehen sind insgesamt 28 Druckgrafiken aus aller Welt, kuratiert von Debora Ando. Viele Drucktechniken sind vertreten und von Unikaten bis zu großen Auflagen ist alles dabei.

Roll over from Beethoven to Haydn

Die Dortmunder Philharmoniker und die Wiener Klassik. Neben dem „Rockstar“ Mozart bewegten sich zahlreiche Künstler, Komponisten und Musiker vor allem, in Wien, das unter Kaiserin Maria Theresia, eigentlich „nur“ Erzherzogin, von Österreich, zur Musikmetropole Europas, und im damaligen Verständnis der Welt wurde.

Nareh Arghananyan verzauberte das Publikum mit dem Klavierkonzert Nr. 2 von Beethoven. (Foto:© Julia Wesely)
Nareh Arghananyan verzauberte das Publikum mit dem Klavierkonzert Nr. 2 von Beethoven. (Foto:© Julia Wesely)

Beethoven und Haydn waren zwei dieser Genies, oder wie man heute sagen würde „Rockstars“ der Wiener Klassik. Haydn formte sich in Entfernung von Wien, bei Fürst Nikolaus von Esterházy. Nach dessen Tod „freigesetzt“ vom Nachfolger, auch durch zerrüttete Finanzen der Familie, ging Haydn nach London und schuf dort die Londoner Sinfonien. Die erste war nun die an diesem Abend von den Dortmunder Philharmonikern gespielte „The Miracle“.

Dieses dritte Konzert der Dortmunder Philharmoniker 2022 steht unter dem Motto „Das Wunder“, dem zweiten Teil des musikalischen Abends und dem Dirigat Ulrich Kern. Bei dieser ersten der Londoner Sinfonien von Joseph Haydn, der Sinfonie Nr.96 D-Dur Hob. I:96, nicht der Premiere, der lockere Lüster des Hannover Square Rooms in das Parkett kracht … Die Besucher allerdings hatten sich an den Orchestergraben gedrängt, um den berühmten Gast aus Wien sehen zu können, so kam niemand zu Schaden. Nun sind aber die Engländer besonders nüchterne Menschen, wie wir alle wissen … und machten aus dem Ereignis ein Wunder, man hatte offensichtlich sonst keine …

So wie einst die Londoner 1791 von der Sinfonie begeistert wurden, konnten die Dortmunder Philharmoniker und die Solistin Nareh Arghananyan die Besucher dieses Abends mit diesem Klavierkonzert begeistern und zu einer Zeitreise nach London zum Ende des 18. Jahrhundert entführen.

Der erste Teil des Abends bis zur Pause wird jedoch von Ludwig van Beethoven gestaltet, also der Darbietung seines Klavierkonzert Nr2 B-Dur op.19, welches Kern mit den Dortmunder Philharmonikern und der Solistin Arghananyan am Flügel darbot. Beethoven verließ Bonn und ging 1792 nach Wien. Sein Start dort war holprig, aber er verschaffte sich ein Renommee als ausgezeichneter Pianist, wobei auch sein ungezügeltes Wesen zum Vorschein kommt, ihn aus heutiger Sicht, wie einen Gitarren zertrümmernden ungehobelten Rockstar erscheinen ließ. Arghananyan geht bei ihrem Klavierspiel ganz in der Musik von Beethoven auf und interpretiert ihn zart, ohne die Gefahr den Flügel wie Beethoven zu ruinieren. Sie fließt förmlich im Rhythmus der Musik.

Das Klavierkonzert ist aber alles andere als ein ungestümes Konzert eines ungehobelten Komponisten und Interpreten … Der Schüler von Haydn, inspiriert von Mozart, kommt in diesem Klavierkonzert leicht daher, was exzellent durch die Dortmunder Philharmoniker unter Kern herausgearbeitet und dargeboten wurde. Es ist immer wieder ein Erlebnis ihnen zuzuhören.

Die Dortmunder Philharmoniker, 1887 gegründet, genießen seit vielen Jahren einen ausgezeichneten Ruf unter den großen Konzert- und Opernorchestern Deutschlands, den sie auch an diesem Abend wieder unter Beweis gestellt haben. Mit bedeutenden künstlerischen vormaligen Leitern wie Wilhelm Schüchter, Marek Janowski und Hans Wallat, konnte das Orchester im letzten Jahrhundert mit einem kompromisslosen Qualitätsanspruch die Klassik und die Moderne nach Dortmund bringen und sich Renommee verschaffen.

Neuer Stadtbeschreiber Elias Hirschl vorgestellt

Der neue Stadtbeschreiber für Dortmund, Elias Hirschl, hat seit Anfang Mai sein Quartier im Kreuzviertel bezogen. Für sechs Monate wird der sympathische Wiener in Dortmund arbeiten und einen speziellen Blick auf Dortmund werfen. Der 28-jährige ist den Kennern des Poetry Slams schon durch einige Auftritte in Dortmund und Bochum bekannt und in NRW gut vernetzt.

Für das halbe Jahr hat er sich einiges vorgenommen. Neben der Wortkunst als Slammer möchte er Musiktexte schreiben, Essays und Artikel verfassen. Sein Hauptaugenmerk legt er auf einen neuen Roman, der hier entstehen soll. Den Inhalt skizziert er als einen Text über eine neue Arbeitswelt, gekennzeichnet durch prekäre Arbeit oder eine neue Form von Fließbandarbeit, z. B. die der Clickworker. Das Thema Entfremdung der Arbeit und undurchsichtige Strukturen soll ebenfalls mit einfließen. Für die Handlung stellt er sich einen fiktionalen Ort vor. Hirschl orientiert sich an der Transformationsleistung des Ruhrgebiets. „Das Ruhrgebiet ist zerfleddert in einzelne Städte, vieles, was früher das Stadtleben bestimmt hat, ist weg. Neues entsteht. Es gibt hier eine aktive Start up Szene.“ Seine Recherchen werden sich auch mit der Bergbau- und Stahlgeschichte der Stadt befassen.

Dortmunds 3. Stadtschreiber, Elias Hirschl, stellt sich vor. (Foto: © Anja Cord)
Dortmunds 3. Stadtschreiber, Elias Hirschl, stellt sich vor. (Foto: © Anja Cord)

Kulturdezernent Jörg Stüdemann bezeichnet Elias Hirschl als wichtigen Autor. „Mit seinem Buch „Salonfähig“ habe er die österreichische Gesellschaft aufgemischt. Seine Bewerbung für das Stipendium zeigte seine Affinität zum Poetry Slam, das Interesse am Strukturwandel und seine Liebe zur Musik“. Zusammen mit dem Rapper Selbstlaut bildet Hirschl das Musikduo „Ein Gespenst“.

An Dortmund gefällt ihm besonders, dass in fast jeder Straße Bäume stehen, das kennt er aus seiner Heimatstadt nicht. Die U-Bahn bezeichnet er als „niedlich“. Da ist er aus Wien andere Dimensionen gewohnt. Insgesamt fühlt er sich hier schon sehr wohl und stellt die Überlegung an, gleich ganz hier zu bleiben.

Elias Hirschl plant, den Aufenthalt in Dortmund auch für Lesungen und Poetry Slam-Auftritte zu nutzen. Kennenlernen kann man Elias Hirschl zum Beispiel am 27. Mai beim Stadtfest DortBunt, wo er sich um 15 Uhr auf der Bühne am Deutschen Fußballmuseum vorstellt. Außerdem wird er regelmäßig an einem Blog schreiben (www.literaturhaus-dortmund.de/blog)
Er erhält ein monatliches Honorar von 1800 Euro.
Das Stadtbeschreiber-Stipendium wird seit 2020 jährlich vergeben und setzt sich inhaltlich mit Transformationsprozessen in Dortmund auseinander. In der Zeit des Stipendiums arbeitet der/die Stipendiat*in eng mit dem Kulturbüro, dem Literaturhaus Dortmund und weiteren Institutionen der regionalen Literaturszene zusammen, bringt sich in die Stadtgesellschaft ein und vernetzt sich mit lokalen Literaturakteur*innen.

World Press Photo 2022 – Eindrückliche Pressefotografie

Der Kulturort Depot im Dortmunder Norden zeigt bis zum 29. Mai 2022 bereits zum 10. Mal die „World Press Photo“ Ausstellung. Rund 150 Fotos von preisgekrönten Pressefotofotografen sind in der Mittelhalle zu sehen.

Wer das Titelbild der diesjährigen Ausstellung sieht, denkt vielleicht, dass sich viele Bilder in der Ausstellung über das Thema Corona drehen. Doch weit gefehlt, andere Themen bleiben leider immer noch aktuell wie Bürgerkriege oder Umweltzerstörung. Dennoch bietet die Ausstellung auch Raum für leise Geschichten, wie die über das Leben eines argentinischen Mädchens und dessen Wünsche für die Zukunft.

Titelbild der diesjährigen Ausstellung World Press Photo im Depot. (Foto: © depot e.V.)
Titelbild der diesjährigen Ausstellung World Press Photo im Depot. (Foto: © depot e.V.)

Doch im Vordergrund stehen die weniger schönen Dinge. Eine Reportage über Migranten, die in der US-amerikanischen Fleischindustrie ausgebeutet werden, die Waldbrände in Sibirien oder in Griechenland, Konflikte in Myanmar und in anderen Ländern. Spannend sind auch Fotos über die letzten Jahre der Präsidentschaft von Trump oder die Konflikte in der Ukraine nach 2014, die ja durch den Krieg an Aktualität gewonnen haben.

Das Pressefoto des Jahres von Amber Bracken und dreht sich um die Assimilierung der indigenen Völker in Kanada, dessen Kinder in Internaten misshandelt wurden. Manche starben.

Die Ausstellung ist Sonntag bis Donnerstag von 11 bis 20 Uhr geöffnet, Freitag und Samstag sogar von 11 bis 22 Uhr. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Karten sind an der Tageskasse erhältlich. Die World Press Photo Foundation empfiehlt den Besuch der Ausstellung ab 14 Jahren. Für gemütliche Stimmung an den Wochenenden sorgt das Café Vital: Freitag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen in der Mittelhalle.

Vier öffentliche Führungen bieten zudem die Möglichkeit, noch tiefer in die Welt der Pressefotografie einzutauchen: An drei Samstagen (14., 21. und 28. Mai) um jeweils 15 Uhr sowie an einem Mittwoch (18. Mai) um 18 Uhr begleiten fachkundige Guides durch die Ausstellung. Der Eintritt beträgt hierbei 8 Euro, ermäßigt 6 Euro zzgl. 4 Euro Führungsgebühr. Zu den Führungen ist eine Anmeldung per Mail an depot@depotdortmund.de oder unter der Telefonnummer 0231 900 806 erforderlich.

Führungen für Gruppen und Schulklassen können unter diesen Kontaktdaten gesondert angefragt werden.

Mehr Infos auf www.depotdortmund.de/worldpressphoto