Musikalisch in „Himmlische Sphären“ entführt

Am 10. und 11.052022 entführte die Dortmunder Philharmoniker unter der temperamentvollen Leitung von Marie Jacquot das Publikum im hiesigen Konzerthaus in „Himmlische Sphären“. Ars tremonia durfte am 12.052022 mit dabei sein.

Als Auftakt stand mit den „Sphären-Klängen“ op. 235 von Josef Strauß (1827 –1870) ein Werk von morbider Walzer-Seligkeit auf dem Programm.

Marie Jacquot leitete die Dortmunder Philharmoniker beim 9. Philharmonischen Konzert. (Foto: © Christian Jungwirth)
Marie Jacquot leitete die Dortmunder Philharmoniker beim 9. Philharmonischen Konzert. (Foto: © Christian Jungwirth)

Bei diesem schwungvollen Konzertwalzer schimmert nur hier und da ein wenig (Wiener) Melancholie durch. Der wiegende Grundrhythmus ist von verschiedenen Melodien und Steigerungen getragen. Die unterschiedliche Instrumentalkombinationen ergeben dabei eine ganz eigene Färbung.

Das in der „heroischen Phase“ im Jahr 1803 (beeinflusst von Französische Revolution, Rheinbesetzung) entstand das Konzert für Klavier und Orchester Nr.3 c-Moll op. 37 von Ludwig van Beethoven (1770 -1827). Neue musikalische Wege wollte Beethoven hier mit seinem Hang zur Perfektionierung gehen. Er saß bei der ersten Aufführung auch selbst am Klavier.

Kennzeichnend für dieses Werk sind die starken Steigerungen und der geschickte Wechsel von c-Moll in höhere Tonstufen „in höhere Sphären“. Der zweite Satz „Largo“ ist ein bewegendes Zwischenstück. Dem Komponisten gelang zudem ein besonderes Zusammenspiel zwischen Klavier und Orchester. Er verstand es, beide Parteien gekonnt verschmelzen zu lassen. Es gibt jedoch genug Gelegenheit für einen Pianisten virtuos am Instrument zu glänzen.

Als Pianist begeisterte Markus Schirmer aus dem österreichischen Graz mit einem besonderen Gespür für die Musik von Beethoven.

Als Zugabe gab es den heiteren „Grazer Galopp“ von Johann Strauß.

Nach der Pause führte das Orchester zusammen mit Christian Drengk an der Orgel klang-gewaltig mit der Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78 „Orgelsinfonie“ von Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) aus der Tiefe in „himmlische Höhen“. Die Orgel schwankt dabei zwischen ihrer Rolle als Begleit- und Soloinstrument und hat eine wichtige dramaturgische Funktion als Scharnier sowie Schlüsselstelle an prägnanten Stellen.

Die Streicher, Bläser und Pauken können bei der anspruchsvollen Sinfonie sowohl als einzelne Gruppe, wie auch im Zusammenspiel ihr Können zeigen.

Die Orgel hat das beeindruckende Schusswort.

Ein musikalisch bewegender Abend in diesen schwierigen und unsicheren Zeiten.




Doppelausstellung im Künstlerhaus

„It takes two to tango“ ist nicht nur der Titel der Ausstellung im Erdgeschoss im Künstlerhaus, sondern „zwei“ ist auch die Anzahl der Ausstellungen, denn im 1. Stock des Gebäudes ist auch noch die Ausstellung „Schwarzzseite Projekt“ mit Druckgrafiken zu sehen. Beginnen wir im Erdgeschoss.

Hier präsentieren zehn Künstlerinnen Arbeiten, die sich stark mit Rhythmus, Struktur oder Materialität beschäftigen. Gemeinsam ist allen Künstlerinnen, dass sie entweder als Mentorin oder Mentee an den Kunst-Mentorinnenprogrammen in Nordrhein-Westfalen oder Mecklenburg-Vorpommern teilgenommen haben. Die Ausstellung ist bis zum 19. Juni 2022 zu sehen.

Maria Seitz, multicolor 4
Maria Seitz, multicolor 4

Uli Böhmelmann arbeitet raumbezogen mit transparenten oder empfindlichen Materialien. Für die Ausstellung im Künstlerhaus zeigt sie ihre Arbeit „Kette geschlossen“, die aus Porzellan besteht. Somit entsteht eine neue Einteilung des Raumes. Die Analogie zwischen Kunst und Natur beschäftigt die Künstlerin Rabea Dransfeld. Ihre „kosmischen korrelate“ wirken einerseits wie Stücke von Meteoriten, andererseits aber auch wie Waben von Bienen oder Wespen. Bei Maria Seitz stehen serielle Strukturen und repetitive Verfahren im Vordergrund. Sie zeichnet mit Buntstiften auf Papier und erzeugt komplexe Strukturen. Ramona Seyfarth arbeitet bei ihren fotografischen Arbeiten mit der Zeit, Sie fotografiert ein Motiv über 24 Stunden und komprimiert die Bilder anschließend. Ein weiteres Werk von ihr ist der „Rote Teppich“, der aus einzelnen Glasfäden geknüpft ist. Eine Zeichnung im Raum, so könnte man die Arbeit „Raumgestrick“ von Karin Schroeder bezeichnen. Ein Faden wird eine Linie, die Linie durchdringt den Raum und wird zu einem 3D-Gebilde.

Johanna Herrmann arbeitet mit dem Wind und dem Zufall. Hier im Künstlerhaus muss sie sich mit Ventilatoren begnügen, doch es bleibt spannend, welches Ergebnis bei dem „Experiment“ herauskommt. Denn der Wind bewegt Pinsel, an denen Farbe klebt, so entstehen spannende Bilder. Die Zeichnungen von Justyna Janetzek beziehen sich auf ihre Skulpturen, an denen sie sonst arbeitet. Sie sind eine Art Muster, Skizze, die von ferne an Gebilde im Raum erinnern. Mit verlorenen Handschuhen arbeitet Susanne Gabler. Zusätzlich „vermenschlicht“ sie die Handschuhe, in dem sie Kontaktanzeigen darunter platziert. Ob sich dadurch der zweite passende Handschuh findet? Das Grundelement der Werke von Dorthe Goeden ist die Linie. So sind ihre Papierschnitte ein Spiel von Licht und Schatten, vom dem „was ist“ und von dem „was nicht ist“. Dazu zeigt sie viele Arbeiten, die als Werkarchiv oder Skizzenbuch dienen könnten. Zusätzlich arbeiten Lisa Tschorn und Sierra Diamond an der Performance „Trotzdem“.

Freundinnen und Freunde von Druckgrafiken können sich auf die Ausstellung „Schwarzzseite Projekt“ freuen, die bis zum 29. Mai 2022 läuft denn zu sehen sind insgesamt 28 Druckgrafiken aus aller Welt, kuratiert von Debora Ando. Viele Drucktechniken sind vertreten und von Unikaten bis zu großen Auflagen ist alles dabei.