Interaktive Performance im Dortmunder dott.werk

Das neue Experimentierlabor dott.werk (Dortmunder Tanz & Theaterszene) in der Düsseldorfer Straße 18) war am 11.02.2022 ab 18:00 Uhr ein Ort für die interaktive Performance des Sepidar Theater Kollektivs. Es ist bekannt für seine Stückentwicklungen aus den Elementen Schauspiel, Klanginstallationen sowie Physical Theatre.

Dazu gehören Aylin Kreckel, Bahareh Sadafi und Mamadoo Mehmejad. Sie haben unter dem Motto „Erzähl mir eine Geschichte!“ ein interessantes Projekt mit dem Ziel entwickelt, an dessen Ende ein Theaterstück stehen soll. Für ihr neues Projekt haben sie prägende Geschichten aus dem Kaiserstraßenviertel gesammelt und auf diese Weise neue Erzählungen initiiert. Am Freitag konnten sich Zuschauer*innen von außen durch das große Schaufenster des Kulturortes ein Bild von dem gegenwärtigen Entwicklungsstand machen.

Dekorierte Fensterscheibe für das Projekt „Erzähl mir eine Geschichte!“  vom Sepidar Theater.
Dekorierte Fensterscheibe für das Projekt „Erzähl mir eine Geschichte!“ vom Sepidar Theater.

Der Innenraum war wie ein gemütliches Wohnzimmer eingerichtet. Die drei Künstler*innen hatten vor sich zwischen Kartons mit Aufdrucken wie „Vorsicht zerbrechlich“, „Fragil“ oder „Küche“, allerlei „Erinnerungsstücken“ sowie alten Schallplatten und ähnliches platziert.

Während unterschiedliche kurze Erzählungen der Befragten für das Publikum hörbar eingespielt wurden, wurden von innen am Schaufenster jeweils passende Begriffe aufgeklebt. Die Erinnerungen umfassten Erlebnisse am Meer, Natur, Geruch von Kaffee, Liebe, aber auch Ängste.

Danach wurden die Erzählungen der Viertelbewohner mit gemalten Begriffen oder Gegenständen angebracht und so ein Zusammenhang hergestellt.

Es gab auch die Möglichkeit, über eine Handy-Nummer mit den Akteuren im Innenraum (interaktiv) in Kontakt zu treten.

Der Prozess zeigt, wie die einzelnen Geschichten des Viertels zu einem kollektiven Gedächtnis verbunden werden können. Es stellt sich hier die Frage, inwieweit Heimat bedeuten kann, an gemeinsamen Erzählungen und Erlebnis-Erinnerungen zu partizipieren.

Schließlich wurde das Schaufenster mit den Begriffen und Symbolen noch auf eine Leinwand im Hintergrund des Innenraums projiziert und mit einer Video-Installation mit eindringlichen unterschiedliche Farbwellen begleitet.

Ein außen vor dem Schaufenster angebrachter Kasten lädt immer noch ein: „Erzähl deine Geschichte!“… Wir dürfen gespannt sein, wie es weiter geht.




„Ist das Ruhr oder kann das weg?“ jetzt online zu sehen

Krüger und Kemper präsentieren Kunst-Film über Heimatgefühle

Zwei Urgesteine der Dortmunder Theaterszene, Hans-Peter Krüger und Thomas Kemper, präsentieren im .dott.werk, Düsseldorfer Str. 18 in Dortmund, ihren Kurzfilm „Ist das Ruhr oder kann das weg?“ Mittlerweile ist der Film auch auf der Internetseite vom .dott.werk zu sehen https://www.dott-netzwerk.de/dott-werk/profile/ist-das-ruhr-oder-kann-das-weg oder auf Vimeo: https://vimeo.com/674535963

Zum Film sagt Hans-Peter „Fips“ Krüger: „Frei nach Kafka ist die Heimat ein Mütterchen, das Krallen hat. Eine Sehnsucht, der wir glücklich entflohen sind und die wir uns doch immer wieder herbeiwünschen. Eine Erinnerung, die wir lieben und hassen, Heimat ist eine fiktive Absurdität, eine absurde Fiktion, eine Inszenierung des Wünschenswerten. Im Ruhrgebiet ist Heimat Abschiedsschmerz und Willkommenskultur, eine Herzensangelegenheit.“ Oder vielleicht nur im Suff zu ertragen.

Kunstsinnige Diskussion über das (R)uhrgebiet: Hans-Peter Krüger (links) und Thomas Kemper . Film-Stills (© Mario Simon)
Kunstsinnige Diskussion über das (R)uhrgebiet: Hans-Peter Krüger (links) und Thomas Kemper . Film-Stills (© Mario Simon)

Der Text von Hans-Peter Krüger, vielen Dortmunder:innen bekannt als langjähriger Protagonist des Geierabends, spielt mit Worten, Klischees und Gefühlen. Im gekonnten Schlagabtausch mit Krüger entfaltet Thomas Kemper seine komplette Bandbreite an tiefsinniger und komischer Darstellungskunst, die er bereits in zahlreichen freien Produktionen unter anderem am Theater im Depot oder bei artscenico unter Beweis gestellt hat.

Das Ganze hat Mario Simon, an der Akademie für Theater und Digitalität verantwortlich für audio-visuelle Medientechnik und Audio-Video-Produktion, in eine phantastisch-ästhetische Klang- und Bildwelt eingebettet. Da wird Ruhrwald wieder Urwald, da erklingt ein leiser Ruhrschrei hinaus in den Wahn der Welt.

Der .dott.salon ist der neue Treffpunkt im Kaiserviertel für Kulturinteressierte, Anwohner:innen aus dem Viertel und Akteur:innen der freien Szene. Freitags steht die Tür im .dott-werk ab 15 Uhr offen, Neugierige sind stets willkommen. Immer wieder geben Künstler:innen Einblicke in ihre aktuellen Projekte.