Bonbonrosa oder Schönfärberei im Dortmunder Kunstbonbon

Das „Kunstbonbon“ in der Dortmunder Chemnitzer Str. 11 zeigt vom 10.04.2021 (15 Uhr) bis zum 15.05.2021 in seinen Räumlichkeiten die diesjährige Gemeinschaftsausstellung von 15 teilnehmenden hiesigen KünstlerInnen unter dem Motto „Bonbonrosa oder Schönfärberei“.

Die Farbe „Rosa“ bietet den Beteiligten einerseits in all seinen Facetten ein interessantes Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Schon in früheren Zeiten wurde Bonbonrosa genutzt, um von düsteren, beängstigenden Sachverhalten abzulenken. So eine Art „Zuckerguss“ für die Gesellschaft.

Rosa war in der Vergangenheit mal die Farben für Jungen, und für die Mädchen war das „Himmelblau der Jungfrau Maria“ vorgesehen. Das hat sich das später geändert und Rosa wird heute als der Kleinmädchentraum schlechthin betrachtet und früh (auch von manchen Eltern und der Werbung) geprägt.

Eine rosa Brille ermöglicht es, die kleinen und größeren Übel dieser Welt „schön zu färben“. Dabei in seinen verschiedenen Schattierungen ruft in uns verschiedene Gefühle aus. Ein zartes Puderrosa etwa als elegant, grelles Pink aufdringlich oder ordinär. Bonbonrosa wirkt oft kitschig oder verharmlosend.

Die Ausstellung im Kunstbonbon steht ganz in der Farbe Rosa.
Die Ausstellung im Kunstbonbon steht ganz in der Farbe Rosa.

Rosa ist sicherlich eine Farbe, die nur wenige KünstlerInnen gerne und großflächig benutzen und somit eine besondere Herausforderung. In diesem Jahr bekam jede/r Künstler/in noch die spezielle Aufgabe, für das Schaufenster ein Regalfach von ca. 30 x 30 zum Ausstellungsthema zu gestalten.

So gibt es auch bei geschlossenem Kunstbonbon immer etwas zu sehen.

Wie immer die Regelungen ab 10.04.2021 sein sollten – ob nun mit negativen Testergebnis und den üblichen Hygienemaßnahmen oder nur mit telefonischer Terminvereinbarung zu den Öffnungszeiten unter 01629889005…

Es soll auch eine virtuelle „Bonbonrosa“-Ausstellung geben, die dann auf den entsprechenden Seiten verlinkt wird.

Öffnungszeiten: di 13-18, fr 15-18, sa 12-15 Uhr.

(Eventuelle Änderungen auf der Facebookseite des Kunstbonbons unter www.kunstbonbon.de ).

Nathan der Weise als Online-Format im KJT Dortmund

Am 18.03.2021 hatte in diesen Corona-Zeiten das Drama um Toleranz und Humanismus von Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) seine Premiere als Online-Format im Dortmunder Kinder-und Jugendtheater (KJT). Unter der Regie seines langjährigen Leiters Andreas Gruhn übertrug sein Ensemble die Geschichte um den reichen jüdischen Nathan in unsere virtuelle Gegenwart. In ihrem Internet-Blog erzählt Nathans Tochter Recha (Ann-Kathrin Hinz) ihre Geschichte und bedient sich der heutigen digitalen Möglichkeiten wie Google und Facebook. So werden die ZuschauerInnen an ihren Computern auf spannende Weise direkt in das Geschehen des Dramas eingeführt. Recha brennt darauf, nicht nur ihren Retter aus dem brennenden Haus, einen christlichen Ritter (eindringlich von Max Ranft gespielt), zu finden, sondern auch eine Antwort darauf zu finden, an was sie glauben soll.

Der Bühnenhintergrund ist minimalistisch nüchtern gehalten. Die aktuelle Brisanz des Themas wird schon durch die zeitgenössische Kleidung (Max Ranft etwa trägt eine militärische Tarnhose und als christliches Symbol ein Kreuz) deutlich, dem entgegen ist die Sprache die des Aufklärungs-Dramas von Lessing.

Das in vielen Schulklassen schon über einen langen Zeitraum vermittelte Statement für Toleranz, Gleichwertigkeit aller Religionen und Humanismus (Sinnbildhaft vor allem in der berühmten „Ring-Parabel“) sowie gegen fundamentalistische Gewalt und Machtansprüche, hat leider nichts von seiner Bedeutung verloren. Anschaulich werden in dem Online-Format Bilder von den brutalen Folgen unterschiedlicher religiös-fundamentalistischen Machtkriegen unserer Zeit eingeblendet.

 Rainer Kleinespel als Nathan mit Max Ranft als christlicher Tempelherr. Foto: (c) Birgit Hupfeld
Rainer Kleinespel als Nathan mit Max Ranft als christlicher Tempelherr. Im Hintergrund lauscht Daja (Bettina Zobel) Foto: (c) Birgit Hupfeld

Das gesamte Ensemble überzeugte in der Darstellung ihrer verschiedenen Rollen und Charakteren.

Alle außer Nathan der Weise (Rainer Kleinespel) haben alle zunächst mehr oder weniger mit ihren (menschlichen) Vorurteilen zu kämpfen.

Die Akzeptanz der Gleichwertigkeit aller Menschen, egal was sie glauben (oder nicht) ist für ein friedliches Zusammenleben von essentieller Bedeutung.

Zum Abschluss der Premiere kam auch noch ein betroffener Zeitzeuge im andauernden Palästina-Israel Konflikt zu Wort. Auch wenn die Hoffnung auf eine friedliche Lösung zwischen den Parteien sehr gering ist, gibt es dort Menschen die sich weiter dafür einsetzen.

Das Komplexe Werk von Lessing wurde auf eine unmittelbare Weise und in seiner Bedeutung für unsere Gegenwart auf die Bühne gebracht.

Es bleibt zu hoffen, dass es bald wieder möglich ist, wieder live als Zuschauerin und Zuschauer Theater zu erleben!

Das Online-Format richtet sich an ein Publikum ab 16 Jahren. Die nächsten Termine nach der Premiere sind finden am 19.21.23.24. und 25. März 2021 statt. Weitere Termine ab Ende April 2021.

Online-Tickets für 5,- Euro können ab Freitag, den12. März über den Webshop auf der Homepage des Theater www.theaterdo.de gebucht werden.

Selber Kunst gestalten

Speziell für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren bietet die Diplom-Pädagogin Claudia Müller ein kostenfreies Kunstprojekt unter dem Titel „Kunst kennt keine Grenzen“ an.

Wer schon immer mal mit Farben und verschiedenen Materialien Dinge ausprobieren möchte, kann sich
unter Beratung von Künstlerinnen so richtig verwirklichen. Von April bis zu den Sommerferien können die Jugendlichen eigene Porträts und vieles mehr gestalten; mit Abstand und Maske natürlich, bei gutem Wetter auch mal draußen.

Freie Plätze gibt es aktuell mittwochs im Atelier von Anke Droste, Gneisenaustr.30 oder
am Donnerstag im Atelier von Virginia Novarin, Paulinenstr.28.

Bei Interesse können sich die Jugendlichen melden bei Diplom-Pädagogin Claudia Müller unter der Telefonnummer 0160 94634503.

Kreativ werden unter künstlerischer Anleitung ist möglich  bei "Kunst kennt keine Grenzen". (Foto: © Elisabeth Erbe  / pixelio.de)
Kreativ werden unter künstlerischer Anleitung ist möglich bei „Kunst kennt keine Grenzen“. (Foto: © Elisabeth Erbe / pixelio.de)

Das Projekt von BV-Nemo e.V in Kooperation mit lebens.fit e.V., Multikulturelles Forum e.V.
und Chancengleich in Europa e.V. wird gefördert von Kultur macht stark, Bündnisse für Bildung;
Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Das Künstlerhaus zeigt “gute Aussichten”

Wenn der Lockdown vorbei ist und die Galerien, Museen und Theater endlich wieder geöffnet haben, dann ist es möglich, in die Ausstellung „gute Aussichten“ ins Dortmunder Künstlerhaus am Sunderweg 1 zu gehen. Dort zeigen acht  junge Fotografinnen und Fotografen ihre Arbeiten. Doch nicht nur klassische Fotografie ist zu sehen. Digitale Arbeiten und Film haben ebenfalls ihren Platz gefunden.

Aus 71 gültigen Einsendungen hat eine neunköpfige Jury sieben Positionen ausgewählt, die zum ersten Mal in Dortmund präsentiert werden. Das Künstlerhaus war schon 2006 Gastgeber sowie 2010 unter dem Titel “Damenwahl”.

Mit Tina Schmidt und Kerry Steen hat die politische Fotografie einen Platz im, Künstlerhaus gefunden. Die beiden Fotografen zeigen die Situation der Jahalin-Beduinen, die gefangen sind in der Westbank und nicht mehr ihr nomadisches Leben weiterführen können. Ihre großformatigen Porträts und Landschaftsbilder sind eindrucksvoll, zeigen sie den Kontrast zwischen einer modernen Großstadt und armseligen Hütten, die im Prinzip bereits vor 4000 Jahren dort stehen könnten.

So in etwa könnte die Hölle aussehen.Robin Hinsch fotografierte brennende Kohlegruben in Indien. (Foto: © Robin Hinsch)
So in etwa könnte die Hölle aussehen.Robin Hinsch fotografierte brennende Kohlegruben in Indien. (Foto: © Robin Hinsch)

Ein Spiel mit der „künstlichen Intelligenz“ (kurz KI) treibt Konstantin Weber. Hier ist es die KI, die eigene Bilder „erschafft“, wobei der Künstler hier als Art Lehrer dient, der die KI anleitet. Denn noch sind künstliche Intelligenzen weit davon entfernt aus eigenem schöpferischen Antrieb zu handeln.

Familienporträts besonderer Art zeigt Jana Ritchie. Sie fotografierte sich, ihre Mutter und ihre beiden Schwestern über zwei Jahre. Herausgekommen sind Bilder, die das traditionelle Familienbild infrage stellen und die Schwierigkeiten alleinerziehender Mütter aufzeigen. Denn auf allen Bildern fehlt der Vater. 

Gleich nebenan im Raum ist der Vater von Leon Billerbeck sehr präsent. Sein Vater leidet an der neurologischen Krankheit Ataxie. Die Ursache dieser Krankheit kann unter anderem an einem kleinen Kopierfehler in den Genen liegen. In seinen Arbeiten versucht er, diesen Kopierfehler zu reproduzieren, in dem er Fotografien durch Scanner und Kopierer jagt und somit ein Endprodukt schafft, dass augenscheinlich nicht mit dem Anfangsbild zu tun hat, aber letztlich doch seinen Ursprung dort hat.

Die Grenzen der Fotografie überschreitet Conrad Veit, denn er präsentiert seinen Film „Blastogenese X“, der auch auf der Berlinale gezeigt wird. Der Schwarz-Weiß-Film erinnert an frühe Surrealisten wie Buñuel der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Veits Arbeit ist als Tierdokumentation angelegt, die die Diversität des Lebens feiert.

Im Keller des Künstlerhauses begegnen wir Mythen aus dem Regenwald von Sophie Allerdings unter dem Titel „Leuchtende Augen“. Während in der westlichen Welt die Natur als Objekt wahrgenommen wird, sehen die Ureinwohner des brasilianischen Regenwaldes die Natur als Subjekt. In ihren Bildern tauchen die mythologischen Figuren auf wie der Curupira, der seine Füße nach hinten gedreht hat.

Den Wahnsinn der fossilen Energieerzeugung zeigen die Bilder von Robin Hinsch unter dem Titel „Wahala“. Das Wort „Wahala“ stammt aus dem Nigerianischen und heißt soviel wie „Problem“. Und Probleme erzeugt die Ausbeutung von fossiler Energie eindrücklich. Ob Ölförderung in Nigeria, Tagebau in Deutschland oder – sehr erschreckend – brennende Kohle in Indien, der Abbau dieser Energien erzeugt immense Umweltzerstörung und Gewalt gegen Menschen, die dort leben (müssen).

Die Ausstellung ist im Künstlerhaus bis Ende Mai zu sehen, bis sie nach Koblenz weiterreist. Sollte es mit der Wiedereröffnung noch dauern, könnte der Zeitraum verlängert werden.

Das neue Normal – Verwandlung in der Produzentengalerie 42

Corona hat die Welt verändert. Wer in Zukunft an 2020 zurückdenkt, wird an Masken, Toilettenpapier, Lockdown und eben den Kampf gegen das Virus denken. Gerade für Künstlerinnen und Künstler ist momentan eine schwierige Zeit. Musiker und Schauspieler dürfen nicht auftreten, bildende Künstler können nur mit äußersten Schwierigkeiten ihre Werke zeigen. Die Welt und die Gesellschaft verändern sich, was früher als merkwürdig galt, ist jetzt vielleicht „das neue Normal“ wie es Zukunftsforscher Mathias Horx nannte.

Die Produzentengalerie 42 in der Arneckestraße nimmt den Gedanken von Horx auf und zeigt 2021 sieben Ausstellungen, die sich künstlerisch mit diesem neuen Normal auseinandersetzen. Dazu wurden die siebzehn Dortmunder Künstlerinnen und Künstler, die sich der Produzentengalerie 42 angeschlossen haben, in Gruppen aufgeteilt. Den Anfang machen Annelie Sonntag, Claudia Terlunen, Ulla Kallert und Marika Bergmann. Sie zeigen bis zum 14.02.21 Arbeiten unter dem Titel „Verwandlung“.

Die Arbeiten von Claudia Terlunen sind organisch. Es scheint so, als ob es verschiedene Wachstumsstadien gäbe. Sie präsentiert Malerei und Objekte, die sich mit Mutationen und Metamorphosen beschäftigen. Ihre Objekte faszinieren mit eindrucksvollem Schattenspiel.

Marika Bergmann (rechts) und Claudia Terlunen beim Umhängen der beiden Arbeiten "Schwanensee/Schwarz" von Bergmann.
Marika Bergmann (rechts) und Claudia Terlunen beim Umhängen der beiden Arbeiten „Schwanensee/Schwarz“ von Bergmann.

Im Mittelpunkt der Werke von Annelie Sonntag stehen Menschen. In der Mischung zwischen Abstraktion und Realität liegt die besondere Wirkung auf den Betrachter. In der Arbeit „Schmetterlingsfrau“ zeigt sie mit einfachen Pinselstrichen den Weg zur Verwandlung.

Für Ulla Kallert ist die Pandemie auch ein Weg zu sagen: „Aufhören! Wir müssen neu denken.“ Für den neuen „goldenen Weg“ müssen aber alte Wege durch Feuer absterben. Im Gegensatz dazu repräsentieren ihre Skulpturen aus Papier und Stein den Neubeginn mit der reinen Farbe Weiß.

Marika Bergmann setzt ihre Arbeiten „Feuerspiel“ und „Wasserspiel“ in Beziehung zu den Werken von Kallert. Daneben präsentiert sie mit „Schwanensee/Schwarz I“ und „Schwanensee/Schwarz II“ gleich zwei großformatige Werke, die sich mit der Verwandlung Schwan/Schwimmerin beschäftigen.

Da wegen des Lockdowns keine normalen Besuchszeiten in der Galerie möglich sind, können Besucher einen Einzeltermin vereinbaren unter der Internetadresse www.kunstimkreuzviertel.de. Ansonsten bleibt nur die Möglichkeit, die Arbeiten der vier Künstlerinnen durch die Schaufenster zu betrachten.