Neu-Edition des Klavierwerks von Eduard Wilsing

Mit der Neu-Edition (Dohr-Verlag) des Klavierwerks von dem Komponisten Eduard Wilsing (1809 – 1893) aus Hörde wird ein Komponist der Romantik aus unserer Heimatstadt wieder in das Blickfeld gerückt und gewürdigt. Es ist erstaunlich, dass eine damals noch so kleine Stadt, die erst 1928 nach Dortmund eingemeindet wurde, so einen bedeutenden romantischen Komponisten hervorgebracht hat.

Die kritisch revidierte Edition umfasst acht mehrsätzige Werke Wilsings, die schon von Robert Schuhmann oder Brahms große Wertschätzung erführen.

Bremen, Kulturdezernent Jörg Stüdemann und Gerhard Stranz. (Foto: © Oliver Schäper)
Präsentierten die neue Ausgabe der Klavierwerke des romantischen Komponisten Eduard Wilsing aus Dortmund-Hörde (v.l.nn.r.) Rainer Maria Klaas (künstlerischer Leiter des van-Bremen-Klavierwettbewerbs), Willy Garth (Heimatmuseum Hörde), Pianist Luis Benedict Alfsmann, Maximilian van Bremen, Kulturdezernent Jörg Stüdemann und Gerhard Stranz. (Foto: © Oliver Schäper)

Die Dortmunder Wurzeln Eduard Wilsings reichen bis zu seinem Urgroßvater Johann Gottlieb Preller (1727 – 1786), ein Kantor der Dortmunder Marienkirche. Dessen Enkel, der reformierte Prediger Johann Wilhelm Wilsing, war sein Vater.

Nach dem Abitur auf einem Hörder Gymnasium machte er zunächst eine Lehrerausbildung in Soest. Dann war er Organist und Gesangslehrer in Wesel, bis der Weg ihn nach Berlin führte, wo er wie etwa Felix Mendelssohn Schüler des berühmten Konzertpianisten und Komponisten Ludwig Berger war.

Die neu aufgelegten Klavierwerke gehören alle nachweislich zu Wilsings Werken. Etliche Manuskripte soll der Komponist vor seinem Tod vernichtet haben. Neben den aufgelegten Klavierwerken gehören dazu außerdem eine Sinfonie, Lieder, Kammermusik, diverse Bearbeitungen anderer Komponisten, sowie das Oratorium „Jesus Christus“ und das 16-stimmige Chorwerk „De profundis“.

Willi Garth (Heimatmuseum Hörde) hatte schon 2009 zum 200. Geburtstag des Komponisten eine Lebensbeschreibung erstellt.

Der Dortmunder kulturell engagierte Gerhard Stranz war nach der beeindruckenden Aufführung von „De profundis“ mit vier Chören (bei einem sang Stranz mit) und der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz 2016 im hiesigen Konzerthaus begeistert von dem Werk Wilsings und war ab da ein eifriger Initiator zur Neuausgabe.

Über Kontakte zu der Ur-Großnichte des Komponisten Ulrike Wilson (lebt in Schottland) führte dazu, dass das Klavierwerk Bestandteil des Dortmunder van-Bremen-Klavierwettbewerbs wurde. In diesem Zusammenhang entstand eine Initiative von den drei Personen Gerhard Stranz, Rainer Maria Klaas (Pianist, künstlerischer Leiter des van-Bremen-Klavierwettbewerbs) und Maximilian van Bremen (Geschäftsführer des Pianohauses van Bremen).

Ziel war es, die Klavierwerke neu herauszugeben und einem breiten Interessentenkreis von jung bis alt zur Verfügung zu stellen und für die Zukunft zu sichern.

Beim Pressegespräch im Pianohaus van Bremen gab der Jung-Pianist Luis Benedict Alfsmann eine Kostprobe aus der abwechslungsreichen Klaviersonate Fis-Dur (op 7) von Wilsing.

Unterstützt wurde das Projekt tatkräftig von der Reinoldigilde zu Dortmund e. V., Werner Richard, Dr. Carl Dörken (Stiftung Herdecke), Sparkasse Dortmund, Kulturbüro Dortmund, Stadtbezirksmarketing Dortmund-Hörde und Ulrike Wilson (Edinburgh).

Kunst im Wald

Der BBK Ruhrgebiet lädt zu einer ganz besonderen Ausstellung ein: Waldspaziergang, so lautet der Titel. Ungewöhnlich ist der Ort, ein Wäldchen beim Kulturhaus Neuasseln und die Möglichkeit des Besuches, denn der Waldspaziergang ist nur an den vier Sonntagen im Oktober im Rahmen einer Führung möglich. Die Ausstellungseröffnung ist am 03. Oktober um 12 Uhr.

Kunstwerke in den öffentlichen Raum oder in die freie Natur zu stellen, ist für eine Künstler*in nicht immer ohne Risiko. Im öffentlichen Raum besteht die Gefahr des Vandalismus, in der freien Natur setzen Wind und Wetter den Kunstwerken zu. Doch es ist auch eine Chance. Denn anders als in einem Ausstellungsraum kann der Besuchende manchen Kunstwerken des „Waldspaziergangs“ sehr nahe kommen oder auch berühren. Dieses haptische Vergnügen macht die Kunst „begreifbarer“. Darüber hinaus werden äußere Einflüsse wie Regen die Kunstwerke verändern oder Tier sie in Besitz nehmen. Das alles ist den Künstler*innen bewusst und manchmal sogar gewollt.

Entdecken Sie die Kunst!? Außergewöhnliche Ausstellung an einem außergewöhnlichen Ort.
Entdecken Sie die Kunst!? Außergewöhnliche Ausstellung an einem außergewöhnlichen Ort.

18 Künstler*innen haben ein oder mehrere Werke in den kleinen Wald platziert. Darunter sind viele Installationen, für die manchmal in der Ausstellungspraxis nicht viel Raum bleibt. Die Freiluftveranstaltung stieß jedenfalls bei den beteiligten Künstler*innen auf Zuspruch.

Der erste Eindruck ist, dass der Wald verzaubert wurde. Und von unterschiedlichen Kreaturen bewohnt wird. Maxie von Schwerin lässt beispielsweise ihre Raupen durch die Äste kriechen, es gibt „Viecher“ und andere Waldbewohner. Bei Ali Reza Javadi bekommen die Bäume kleine Augen, sodass sich die Besucher beobachtet führen können. Wer sich dadurch unwohl fühlt, der wird bei Karin Jessen „gut behütet“, die Künstlerin hat Hutformen aus Papier an einen Baum gehängt. Mit der Frage „Was ist Glück“ beschäftigt sich die Arbeit von Rosa Fehr von Ilten. An Ästen hängen goldene Glückskekse, während unten eine ebenfalls golden glitzernde Survivaldecke liegt, die voller kleiner Regenpfützen ist.

Mit dabei sind: Beate Bach, Karla Christoph, Rosa Fehr von Ilten, H.D. Gölzenleuchter, Christiane Heetmann, Sonja Heller, Jutta Hellweg, Ali Reza Javadi, Karin Jessen, Anette und Lukas Lenzing, Heide Möller, Tanja Melina Moszyk, Monika Pfeiffer, Barbara Ring, Solmund Rita Schnell, Claudia Terlunen, Maxie von Schwerin und Eva Witte Mante.

Das war nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Ausstellungsprogramm, denn es lohnt sich auf jeden Fall, den Weg Richtung Asseln zu machen, um alle Kunstwerke zu betrachten. Aber, wie erwähnt, nur zu bestimmten Zeiten:

Am 03, Oktober um 12 Uhr mit einer Einführung von Dr. Bernd Gülker, die weiteren Termine sind am 10., 17. Und 24. Oktober 2021 jeweils von 14:00 bis 14:45, 14:45 – 15:30 und 15:30 bis 16:15.

Das Wäldchen befindet sich neben dem Kulturhaus Neuasseln am Buddenacker 9.

Im Strom der Gedanken – Das Mrs. Dalloway Prinzip / 4:48 Psychose

Mit „Das Mrs. Dalloway Prinzip“ von Virginia Woolf und „4:48 Psychose“ von Sarah Kane präsentierte das Schauspielhaus Dortmund am 25. September 2021 eine doppelte Premiere. Beide Stücke, die durch eine Pause getrennt waren, verband eine gemeinsame Ästhetik. Ein Premierenbericht …

Auch wenn beide Stücke zeitlich weit auseinanderliegen, Woolf schrieb „Mrs. Dalloway“ 1925 und „4:48 Psychose“ 1998/99 gibt es einiges, was beide verbindet. Beide Stücke sind von einer Frau geschrieben, beide Autorinnen kämpften gegen ihre psychischen Krankheiten und stellen eine Frau in den Mittelpunkt, auch wenn es bei „4:48 Psychose“ nicht explizit erwähnt wird, so ist der Text von Kane wohl aus eigenem Erleben geschrieben. In beiden Texten geht es auch um das gescheiterte Verhältnis zwischen Psychiater und Patienten, bei Sarah Kane steht das im Mittelpunkt des Stücks. Hinzu kommt noch, dass beide Texte dem Genre des „Stream of consciouness“ (Gedankenstroms) zuzuordnen sind. Bei dieser Literatur werden die Gedanken und Gefühle der handelnden Person beschrieben, wie sie aus ihnen hinauszufließen scheinen.

Szene aus "Das Mrs. Dalloway Prinzip": (v.l.n.r.) Raphael Westermeier, Linda Elsner, Bettina Engelhardt, Nika Mišković und Adi Hrustemović. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Szene aus „Das Mrs. Dalloway Prinzip“: (v.l.n.r.) Raphael Westermeier, Linda Elsner, Bettina Engelhardt, Nika Mišković und Adi Hrustemović. (Foto: © Birgit Hupfeld)

„Mrs. Dalloway“ spielt im England nach dem Ersten Weltkrieg und beschriebt zum einen eine Gruppe von Menschen aus der Oberschicht, die sich in eine neue Zeit zurechtfinden muss, sowie von Personen, die den Krieg zwar physisch, aber nicht psychisch überlebt haben. IM Mittelpunkt steht die Titelgeberin Clarissa Dalloway, die standesgemäß verheiratet war, aber immer noch Gefühle für den wiederkehrenden Peter Walsh zu haben scheint, der sich vor langer Zeit nicht getraut hatte, sie damals zu fragen. Clarissa erinnert sich zudem auch an eine kurze lesbische Episode. Der zweite Erzählstrang handelt von Septimus Warren Smith, der durch den Krieg schwer psychisch geschädigt wurde und sich letztlich umbringt, trotz der vergeblichen Bemühungen seiner behandelnden Ärzte.

Selen Kara legte den ersten Teil wie eine Art Schachpartie an. Die Erzählerin (Linda Elsner) bewegt die Figuren auf ihre jeweiligen Positionen und lässt die dann agieren. Dazu ist die Bühne (Lydia Merkel) samt Kostüme (Anna Maria Schorles) in schwarz-weiß gehalten, alles ist reduziert, nur ein Baum mit Schreibmaschinenseiten als Element. So ist der Fokus der Zuschauenden unweigerlich auf die Schauspielerinnen und Schauspieler gerichtet.

Für den zweiten Teil hat sich Kara einen weiteren Kniff ausgedacht. Kann man „4:48 Psychose“ auch als Monolog aufführen, so splittete die Regisseurin den Text über die sieben Akteurinnen und Akteure. Der Text ist sehr eindringlich und erzählt, dass die Autorin nur um 4:48 „wach“ ist, das heißt, wenn die Medikamente keine Wirkung mehr haben. Dann wird der Geist klar, aber auch der Wahnsinn hält Einzug. Der Text liest sich stellenweise wie eine Anklage gegen eine Psychiatrie, die versucht hat, den Patienten nur mittels chemischen Keulen unter Kontrolle zu bekommen und weniger den Menschen hinter der Krankheit zu sehen. Somit ist das Schicksal der Erzählerin aus „4:48 Psychose“ ähnlich wie dem von Septimus aus dem ersten Teil. „Sie haben eine glänzende Karriere vor sich“, sagt Dr. Bradshow am Ende zu Septimus, anscheinend ohne zu ahnen wie sich sein Patient fühlt. Und der Psychiater fragt bei Sarah Kane: „Sie haben sehr viele Freunde. Was geben Sie Ihren Freunden, dass sie so hilfsbereit sind?“

Auch wenn zwischen den beiden Stücken über 70 Jahre liegen, es gibt doch erstaunliche Gemeinsamkeiten, die Regisseurin Selen Kara sauber herausarbeitet. Dabei hilft ihr das Ensemble, bestehend aus Linda Elsner, Bettina Engelhardt, Christopher Heisler, Adi Hrustemović, Nika Mišković, Antje Prust und Raphael Westermeier. Ein sehr intensiver Theaterabend, der sich auf alle Fälle lohnt.

Weitere Termine unter www.theaterdo.de

Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit

Happy, we lived on a planet – Die erste Premiere der Saison

Ausgangspunkt des neu entwickelten Stücks ist Tag X: Vor ca. 65 Millionen Jahren sind die Dinosaurier, die fast 200 Millionen Jahre die dominierende Spezies auf dem Planeten waren, in kürzester Zeit ausgestorben.

Das eigene Ableben wird gerne verdrängt. Zu sehr stört das Denken daran unser Streben nach Gesundheit und Lebensfreude. Wir wissen zwar, dass wir sterben. Aber das passiert irgendwann in der Zukunft, sind wir uns voll im prallen Leben Stehenden sicher. In früheren Zeiten ohne unsere medizinischen Fortschritte war der Tod, das Sterben ein bewusster Teil unseres Lebens und Denken.

Das Ensemble von "Happy, we lived on a planet" Foto: © Hans Jürgen Landes
Das Ensemble von „Happy, we lived on a planet“ Foto: © Hans Jürgen Landes

Egal, ob das Dahinscheiden heute noch kommt oder erst im hohen Alter, mit seiner ersten Regiearbeit möchte Mervan Ürkmez uns vorbereiten auf das Unausweichliche. Sinnlich-poetisch sucht das junge Mitglied des Dortmunder Schauspielensembles in seinem Stück, einem dramatischen Requiem, nach der Kraft, die uns die Begegnung mit dem Exitus, unserem, geben kann.

„Ich stelle mir vor, ich bin ein Dinosaurier“, beginnt Oskar Westermeier. „Ich und alle meine Artgenossen sind, nachdem wir 200 Millionen Jahre lang die dominierende Spezies auf dem Planeten waren, innerhalb eines Nachmittags ausgestorben. Einfach so. Zufällig steuert ein Komet auf die Erde zu und zufällig schlägt er ein. Zufällig passiert das im heutigen Yucatán, Mexiko, zufällig ist es zwölf Uhr mittags und ich, viele tausende Kilometer entfernt, sagen wir hier, in Dortmund, bekomme nichts davon mit. Eigentlich hat es nichts mit mir zu tun. Kurz darauf bebt die Erde, der Himmel verdunkelt sich, Glaskugeln fallen herab und eine riesige Flutwelle reißt mich weg. Einfach so. Wir können nicht wissen, ob es wirklich genau so passiert ist.“

Von jetzt an könnte richtig dystopisch werden … zumindest suggeriert uns dies der Monolog von Westermeier auf der schwarzen Bühne.

Fünf Menschen unterschiedlichen Alters, personifiziert durch Ekkehard Freye, Nika Mišković, Raphael Westermeier, Renate Henze und im Wechsel Anton oder Oskar Westermeier, setzen sich mit der Vergänglichkeit auseinander.

Ein Komet ist eingeschlagen und hat eine Reihe von Ereignissen ausgelöst, die zum Ende der Dinosaurier, ihrer Auslöschung geführt haben. Und doch sind sie allgegenwärtig: Hier sind ihre Fußspuren im Boden, ihre versteinerten Überreste, Knochen, Nester, Eier, dort ihre Abbilder auf Schultüten von Kindern.

Wir finden die Dinosaurier wieder in den Vögeln, die über uns fliegen und den Schildkröten, die zu unseren Füßen krabbeln. Wir finden sie in uns. Denn Dinos und Säugetiere haben einen gemeinsamen Vorfahren.

In „Happy, we lived on a Planet“ beobachten wir fünf Menschen bei der Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit. Als Metapher schwebt der Komet über ihnen, das Ende immer projizierend. Doch muss das nichts Trauriges sein. Die befürchtete Dystopie bleibt aus. Im Gegenteil. In den alltäglichen Situationen, Gesprächen, Briefen, Telefonaten ist das Leben. Ein Spiegel unseres alltäglichen Lebens. Otto Normalverbraucher, nicht der Held aus griechischen Dramen oder nordischen oder anderen Heldendramen.

Was bleibt also, wenn etwas oder jemand geht? Ist ein Mensch, der nicht mehr Teil unseres Lebens ist, wirklich weg, wie in aus den Augen aus dem Sinn? Sind die Momente, die verblassen, wirklich aus der Welt? Endet etwas oder transformiert es sich in etwas anderes?

Über Endlichkeit zu sprechen, über die Endlichkeit von Beziehungen, die Endlichkeit des eigenen Lebens, die Endlichkeit des Lebens geliebter Menschen, die Endlichkeit von Tieren oder Pflanzen und die Endlichkeit der Menschheit, löst in der modernen westlichen kommerzorientierten Welt meist Unwohlsein aus.

Die zu Beginn befürchtete Dystopie bleibt aus, weil das Stück versöhnlicher mit der Frage nach dem Ende umgeht und sich mehr auf das Leben als solches konzentriert.

Woher kommt aber die Angst vor dem Ende? Ensemblemitglied und Regisseur Mervan Ürkmez schafft mit dem künstlerischen Team von „Happy, we lived on a Planet“ einen Erfahrungsraum für eine sinnliche und vielschichtige Auseinandersetzung mit der Endlichkeit.

Für die Ausstattung ist Elizaweta Veprinskaja verantwortlich, für den Sound Andreas Niegl, Hannah Saar ist Dramaturgin der Produktion.

www.theaterdo.de und 0231/50-27222.

Die nächsten Termine sind: 7. Oktober (18 Uhr).

Der Hetzer – ein modernes Musiktheater mit aktueller Brisanz

Im Opernhaus Dortmund hatte am 26.09.2021 „Der Hetzer“ (Oper in vier Akten) vom Österreicher Bernhard Lang unter der Regie von Kai Anne Schuhmacher seine Uraufführung.

Nein, das war keine der üblichen Opern mit oft harmonischen, emotional-dramatischen Arien, wie es das Publikum kennt. Bernhard Lang nutzt in seiner Komposition Mittel, die in der elektronischen Musik zum Einsatz kommen. Samples werden geloopt, verkürzt und verfremdet. Seine Musik ist von verschiedenen Elementen wie Jazz, Rap, Hip-Hop, Pop-Rock oder aber Barock (Purcell) beeinflusst.

Für die musikalische Leitung von Dirigent Philipp Armbruster und die Dortmunder Philharmoniker eine große Herausforderung. Orchester und Chor spielten nicht live, sondern wurden coronabedingt und als künstlerische Weiterentwicklung vorab aufgenommen. Es wurde zu Playback live gesungen. Die einzelnen Spuren aus den Orchesteraufnahmen des Hetzers wurde gezielt gefiltert und abgemischt und dann im Raum positioniert. Dabei half dem Dirigenten für die schwierige Aufgabe ein Kopfhörer.

Jack Natas (David DQ Lee) beobachtet im Hintergrund, wie die Beziehung zwischen Desirée (Álfheiður Erla Guðmundsdóttir) und Joe Coltello (Mandla Mndebele) kriselt. (Foto: © Thomas Jauk, Stage Picture)
Jack Natas (David DQ Lee) beobachtet im Hintergrund, wie die Beziehung zwischen Desirée (Álfheiður Erla Guðmundsdóttir) und Joe Coltello (Mandla Mndebele) kriselt. (Foto: © Thomas Jauk, Stage Picture)

Die Geschehen auf der Bühne wurde zur emotionalen Verstärkung live von einer Kamera begleitet und auf Leinwände projiziert. Für die eindrucksvollen Video-Projektionen war Stephan Kosmitsch verantwortlich.

Lang hat die bekannte Oper „Otello“ (1887) von Giuseppe Verdi überschrieben und sowohl textlich wie musikalisch in die Jetztzeit transformiert (Text nach William Shakespeare (1564 – 1616) und Arrigo Boito (1842 – 1918)). Zusätzlich wurde er durch standortbezogene Einschübe von Dortmunder Jugendlicher erweitert.

Die Texteinschübe um Bosheit, Liebe und Eifersucht wurden im Rahmen eines Schreibworkshops des Planerladen e. V. (Jugendforum Nordstadt) von jungen Menschen aus unserer Stadt entwickelt. Direkt und aktuell aus unserer Stadtgesellschaft.

Der Rapper IndiRekt und sein Kollege S.Castro brachten die Ergebnisse als Rap eindringlich auf die Bühne.

Als analytisches Werkzeug, um unsere Vorgefassten Meinungen und die Ereignisse auf der Bühne zu überdenken, nutzt der Komponist auch Loops im Text. Außerdem wechselt er während der Aufführung je nach dem vom teils deftiger deutscher, zur romantischem italienisch bis hin zur britischen Sprache. Dabei ist der Verdi-Kontext immer präsent.

Wie der Titel „Der Hetzer“ (hier wegen des Machtaspekts im Polizeimilieu verortet) schon nahe legt, stand bei dieser Inszenierung der intrigante, von rassistischen Vorurteilen und Neid getrieben Bösewicht, hier der kleine Polizeibeamte Jack Natas, im Mittelpunkt. Seine Kleidung wie aus einem SM-Studio hat einen leicht erotischen Touch und mit einem roten Schleier am Hinterkörper wirkt er optisch wie ein „Teufel“. Die Wirkung wird durch den starken Countertenor von David DQ Lee verstärkt.

Er verabscheut den als schwarzen Flüchtling schnell zum Hauptkommissar aufgestiegenen Joe Coltello und will ihn vernichten. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Den Anti-Helden Coltello singt und stellt überzeugend Mandla Mndebele dar.

Natas manipuliert alle Personen nach Belieben. Seine arglosen Kollegen Mark Kessler (Fritz Steinbacher), Rodriguez (Morgan Moody), Erich Berger (Denis Velev) und vor allem Coltello. Da hat es Joes Frau Desirée (Álfheiður Erla Guðmundsdóttir) schwer, ihre Treue zu beweisen und den eifersüchtigen traumatisierten Ehemann zu beruhigen. Er hört Stimmen, die ihn in den Wahnsinn treiben.

Der Opernchor Theater Dortmund unter der Leitung von Fabio Mancini hat hier in ihren weißen, leicht blutverschmierten Brautkleidern ganze Arbeit geleistet. Er fungierte zudem wieder als Volkes stimme. Zum Schluss klärt Desirées Freundin Emily (Hyona Kim) das Spiel des Hetzers auf. Entgegen der Vorurteile wird Coltello nun nicht zum gewalttätigen Mörder, sondern setzt seinem Leben durch Freitod ein Ende. Es gibt für ihn keine Gerechtigkeit.

Ein gerade in der Gegenwart wichtiger theatraler Weckruf gegenüber schnellen Vorurteilen, Rassismus und der Instrumentalisierung von Menschen.

Weiter Vorstellungstermine und Karten unter: www.theaterdo.de oder Tel: 0231/ 50 27 222

Piratenmolly Ahoi! Vom Mädchen, das auszog Seemann zu werden

Ein Theaterstück von Eva-Maria Stüting für Erwachsene ab 6 Jahren

Das Publikum noch im #corona modus … der 3G-Standard. Aber endlich wieder Theater, auch für die Kinder! Die Kulturbrigaden bieten im Fletch Bizzel ein turbulentes und buntes Stück mit viel Sprachwitz, Männer – Männ*innen, Musik und ein bisschen Lebensphilosophie für Erwachsene ab 6 Jahren. Das Stück räumt auf mit klassischer Rollenverteilung und entführt das Publikum auf eine abenteuerliche und bunte Seereise.

„Träume sind dazu da in Erfüllung zu gehen“, meint Molly Kelly und beschließt ihren Traum wahrzumachen. Sie möchte Seemann werden. Aber die Seefahrt ist ein hartes Geschäft, und harte Geschäfte, die werden meist von „harten“ Männern erledigt. Wie Captain Sparrow in „Pirates of the Caribbean“ … oder nicht?

Olly/Molly (Christiane Wilke) hat es schwer an Bord und versucht es dem Kapitän (Bettina Stöbe) recht zu machen. (Foto: © Kulturbrigaden)
Olly/Molly (Christiane Wilke) hat es schwer an Bord und versucht es dem Kapitän (Bettina Stöbe) recht zu machen. (Foto: © Kulturbrigaden)

Rada Radojčić inszenierte dieses Stück für Kinder von Eva-Maria Stüting, das am 24. September Premiere hatte. Die Theatertruppe Kulturbrigaden lieferte eine mitreißende und professionelle Vorstellung.

Molly Kelly wird von ihrer Mutter mehr oder weniger vor die Tür gesetzt. In einer Gesellschaft ohne soziale Sicherheiten, brutalisiert, wie vor dem 20. Jahrhundert bei Armen häufig üblich. Jedoch Molly gelingt es, ihren Traum zu realisieren und kann, sich als Junge ausgebend, als Schiffsjunge Olly anheuern. An Bord meistert sie die ihr gestellten Aufgaben und Dienste, bis es in einem Sturm, den sie vorhersieht, ihr Kapitän aber arrogant ignoriert, zu einem Unglück kommt.

Molly geht über Bord.

Molly wird alleine auf dem Meer treibend wach. Sie ist verzweifelt. Doch Rettung naht … nur die Rettung besteht aus einem Piratenschiff.

Mit List und Mut wird sie schließlich sogar zur gefürchteten Piratenkapitänin!

Das Stück gab einen guten subtilen Hinweis auf die Gleichberechtigung zwischen Jungen/Männern und Mädchen/Frauen. Denn jeder kann jeder werden. Weil es KEINE Beschränkung von Tätigkeiten, Berufen und Aufgaben auf ein Geschlecht gibt. In dem Stück wurde auch die Sprache Gleichheit verwendet. Mann/Mann und Männ*Innen, was für große Lacher sorgte. Da vor allem unsere Konservativen auf diesem Thema herumreiten und es als Sprachschikane deklarieren, als hinge ihr Leben davon ab.

Es spielen Vassily Kazakos, Bettina Stöbe und Christiane Wilke.

Regie: Rada Radojčić
Musikalische Leitung: Dixon Ra
Kostüm & Bühne: Anna Hörling
Licht: Marco Scholz

So. 28.11             11.00 Uhr            8,— €

Mi. 01.12             10.00 Uhr            8,— €    ermäßigt 6,— €

So. 10.10             15.00 Uhr            8,— €

30 Jahre artscenico – drei Monate Festival mit Brennschärfe X

An einem ungewöhnlichen, aber sehr ehrwürdigem Ort feiert die freie Theatergruppe um Rolf Dennemann ihr 30-jähriges Bestehen: Das Haus Schulte-Witten in Dorstfeld ist der Schauplatz eines Programms, das über drei Monate das Erdgeschoss in künstlerische Anordnungen verwandelt. Der Startschuss fällt am 01. Oktober 2021 um 18 Uhr.

Rund 36 einzelne Veranstaltungen halten das Haus Schulte-Witten in künstlerischem Atem. Möglich gemacht hat das eine Kooperation mit der Stadt- und Landesbibliothek und die Förderung durch das NRW Landesbüro für freie Künste.

Der Eingangsbereich vom Haus Schulte Witten. Im Erdgeschoss wird artscenico von Oktober bis Dezember 2021 der Hausherr sein.
Der Eingangsbereich vom Haus Schulte Witten. Im Erdgeschoss wird artscenico von Oktober bis Dezember 2021 der Hausherr sein.

Ein zentraler Punkt ist die gleichnamige Fotoausstellung namens „Helter Skelter“. Die Ausstellung ist immer mittwochs von 17.00 – 21.00 Uhr geöffnet und von donnerstags – sonntags immer 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn. Die Fotos von Guntram Walter sind schöne Zeitdokumente über die verschiedensten Aktion von artscenico. Dazu gibt es die Möglichkeit, Unikate zu kaufen. Daneben gibt es einen kleinen Raum – für zwei bis drei Menschen gleichzeitig – in dem Filme angeschaut werden können.

Doch die Eröffnung bietet noch mehr, nämlich den ersten „in-ear“ Abend. Hier müssen Matthias Hecht, Elisabeth Pleß, Sascha von Zambelly und Stefanie Winner direkt wiedergeben, was sie auf dem Ohr gesagt bekommen. Ohne Zeit zu reflektieren. Um 20 Uhr ist am 01. Oktober Zeit für Künstler wie Jonathan Meese, Joseph Beuys und andere. Weitere dieser „in-ear“ Abende gibt es am 09.10.21 um 20 Uhr mit dem Thema „Wissenschaftler“ und am 05.11.21 um 20 Uhr sowie am 06.11.21 um 19 Uhr mit dem Thema Sport.

Musikalisch bietet die Veranstaltungsreihe auch einiges. Volker Wendland spielt mit Gregor Hengesbach Gypsy Swing am 02.10.21 um 19 Uhr und am 16.12.21 um 15 Uhr, am 07.10.21 um 20 Uhr präsentiert sich Chilek mit der ungewöhnlichen Kombination Gitarre, Cello und Schlagwerk, Yoyo Röhm bringt am 21.10.21 um 19 Uhr musikalische Gäste mit. Literatur trifft auf Musik am 25.11.21 um 20 Uhr, denn dann liest Elisabeth Pleß und Chilek machen dazu Musik.

Für langjährige Mitstreiter von artscenico finden gesonderte Abende statt, bei denen sie sich präsentieren können. Thomas Kemper entwickelt seine „Frauenfigur“ am 30.10.21 um 19 Uhr, danach ist der Besucher zu Gast bei Matthias Hecht am 26.11.21 um 19 Uhr und am 17.12.21 um 20 Uhr präsentiert Elisabeth Pleß ihr Programm.

Selbstverständlich ist auch Rolf Dennemann beim Mammutprogramm vertreten. „Hattingen ist nicht Helsinki“ lautet seine Lesung mit Drums und Piano, die am 12.11.21 um 20 Uhr stattfinden wird. Daneben macht er auch das Gespräch „Der Tod auf Visite“ am 19.11.21 um 20 Uhr, bei dem es um die Frage geht, wie er und sein berufliches Umfeld mit seiner Krebserkrankung umgeht.

Darüber hinaus gibt es weitere Veranstaltungen mit Lesungen, Musik und sogar Tanz. Eine Filmcrew kommt dreimal zum Filmen und an manchen Tagen kann man sein mitgebrachtes Grillgut grillen lassen. Wann? Das ausführliche Programm finden Sie auf https://www.artscenico.de/blog/2021/09/10/brennschaerfe-x/. Dort finden Sie auch Informationen zu Kartenreservierungen.

In den Veranstaltungsraum passen coronabedingt nur 20 Menschen, es kann sein, dass die Kapazität auf 30 erhöht werden kann. Dennoch möchten die Veranstalter von artscenico, dass der intime Charakter gewahrt wird.
Eintritt:
Normaler Ausstellungsbesuch: kostenfrei
Konzerte: 15 €/10 €
Performances: 10 €/5 €
Tanzabende: 15 €/10 €
L’après-midi (sonntags): 5 €
Flatrate alle Veranstaltungen: 100 €

Eine Reservierung ist erforderlich. Es gelten die Regeln der Coronaschutzverordnung.

Evelyn Glennies Kampf für ihren Traum

Nach längerer Corona bedingter Pause freuten sich am Freitag, dem 24.09.2021 alle Beteiligten im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) mit „Playing from the heart“ von Charles Way unter der Regie von Antje Siebers eine Premiere vor Publikum in ihrem Haus feiern zu können. Das Stück basiert auf einer wahren Geschichte und ist für Kinder ab 10 Jahren.

Evelyn Glennie wächst bei ihrer Familie auf einen Bauernhof in Schottland auf. Durch eine Nervenkrankheit verliert sie nicht nur ihr Gehör, sondern scheinbar auch ihren Wunsch, Profimusikerin zu werden. Schon mit 12 Jahren begann sie, Perkussionsinstrumente (Pauken, Trommel, Becken, Xylofone) zu spielen.

Maria Portugal an den Percussion-Instrumenten und das Ensemble von "Playing from your heart". (Foto: © Florian Dürkopp)
Maria Portugal an den Percussion-Instrumenten und das Ensemble von „Playing from your heart“. (Foto: © Florian Dürkopp)

Mit Mut und Willenskraft verfolgte sie trotz ihrer Taubheit ihren großen Traum. Heute ist sie eine weltberühmte Komponistin und Perkussionistin.

Siebers arbeite bei ihrer Inszenierung geschickt mit verschiebbaren Wänden mit halbdurchlässiger Gaze. Diese ermöglichten sowohl Rückblicke, standen aber auch symbolisch für die „unsichtbare Trennung“ der Welten von „normal Hörenden“ und der tauben Evelyn.

Auf der Bühne war ein großes Klettergerüst und einem Drehrad mit Neon-Leuchtfarben an den Rändern und stilisierten Wolken. Schauspielerin Ann-Kathrin Hinz thronte als Evelyn am Anfang oben auf dem Gerüst und führte in deren Geschichte ein.

Das Gerüst stellt den Kornspeicher des Bauernhofs dar, wo sie als Kind kletterte und Königin in ihrer Welt war. Sie muss sich gegen ihre großen Brüder Colin (Max Ranft) und Roger (Thomas Ehrlichmann) und zankt wie in Familien üblich ab und zu mit ihnen. Ranft und Ehrlichmann schlüpften auch noch mit viel Lust an der Verwandlung in diverse andere Rollen.

Bettina Zobel zeigte ihre Vielseitigkeit sowohl als besorgt-liebende Mutter wie auch in verschiedene andere Rollen.

Ann-Kathrin Hinz verkörperte die Evelyn nicht nur mit viel Engagement, sondern auch mit viel Empathie für deren Situation als nicht mehr normal die Welt Hörende. Ob sie versucht, ihren Hörverlust durch Lippenlesen zu verheimlichen, bei der Verkörperung all ihrer Emotionen, und wie sie langsam lernt und erfährt, mit anderen Sinnen, Herz und Körper sowohl zu hören als auch zuzuhören.

Für die Inszenierung hat sich Hinz extra fünf Wochen als Perkussionistin ausprobiert.

Ein bedeutender Faktor war die von Maria Portugal extra für dieses Stück entwickelte sensible auf die Stimmungen angepasste und live dargebrachte Musik auf ihren Perkussionsinstrumenten. Zudem bildeten sie und Hinz beim Zusammenspiel gegen Ende ein gut eingespieltes Team.

Eines wurde deutlich: Wie schwer es für einen nicht betroffenen ist, sich in die Welt der Gehörlosen hineinzuversetzen.

Der gesprochene Text wurde zusätzlich auf eine kleine Leinwand für taube Besucher*innen der Veranstaltung projiziert. Aufführungen in Gebärdensprache sind übrigens für das nächste Jahr geplant.

Informationen und Karten für weiter Vorstellungen unter Tel.: 0231/50 27 222 oder www.theaterdo.de

Klangvokal – arabischer Gesang trifft auf Weltjazz

Die Band Masaa ist eine spannende Mischung, die arabische Lyrik mit zeitgenössischem Jazz verbindet. Das sahen auch die Kritiker so und vergaben den Deutschen Jazzpreis an die Band. Am 22. September 2021 konnte sich das Publikum im Reinoldihaus im Rahmen des Festivals Klangvokal von der Qualität der Musik überzeugen.

Der Kopf der Band ist Rabih Lahoud, der mit seinem arabischen Gesang eine ganz besondere Note einbrachte. Natürlich gab und gibt es arabische Jazzmusiker, die überwiegend Instrumentalisten sind wie Trompeter Ibrahim Maalouf oder Dhafer Youssef, der das klassische arabische Instrument Oud spielt. Lahoud benutzt seine Stimme wie ein Instrument, das Umspielen der Töne, typische für die Maqamat der arabischen Welt, beherrscht er meisterhaft. Dabei öffnen sich für den Zuhörer neue und bekannte Klangwelten. So gibt sich das erste Lied melancholisch, beinahe wie ein portugiesischer Fado. Einmal quer durchs Mittelmeer bis zum Libanon, dem Geburtsort von Lahoud.

Die vier Musiker von "Masaa" bei ihrem Konzert. (v.l.n.r.) Reentko Dirks, Rabih Lahoud, Marcus Rust und Jakob Hegner. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Die vier Musiker von „Masaa“ bei ihrem Konzert. (v.l.n.r.) Reentko Dirks, Rabih Lahoud, Marcus Rust und Jakob Hegner. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Doch die Musik ist nicht immer ruhig und melancholisch, sie wird teilweise wild und rhythmisch, besitzt reiche dynamische expressive Wechsel wie beim Lied „Herzlicht“, bei der die Trompete zunächst nur dezente Tontupfer von sich gibt. Der Jazz von Massa ist keiner, bei dem man gemütlich im Sessel sitzen und sich berieseln lassen kann, hier wird der Kopf gefordert.

Das ist ein guter Moment, um die Mitmusiker von Lahoud vorzustellen. Da wäre Marcus Rust an der Trompete zu nennen. Er begleitet Lahouds Gesang wie eine zweite Stimme und manchmal hat man den Eindruck, es stehen zwei Sänger auf der Bühne. Von ruhiger Begleitung bis hin zu einem Trompetengroove reicht die Bandbreite.

Da es in der Band keinen Bassisten gibt, füllen Reentko Dirks an der Doppelhals-Gitarre sowie Jakob Hegner am Schlagzeug die Rollen des Rhythmus-Fundaments aus. Beide ergänzen sich sehr gut, es scheint eine gute Kommunikation zu geben und beide sind Virtuosen an ihren Instrumenten.

Nach zwölf Songs und zwei Zugaben war das Konzert von Masaa vorbei. Das Publikum im Reinoldihaus hat eine gelungene Melange zwischen Orient und westlichen Jazz erlebt. Solche ungewöhnliche, aber bereichernde Musik macht den Reiz von Klangvokal aus.

Torhaus Rombergpark zeigt Arbeiten von Monika Jährig

Werke der Künstlerin Monika Jährig sind ab Sonntag im Torhaus am Rombergpark zu sehen. Während zahlreicher Spaziergänge durch die Natur haben sie die Schattenwürfe von Pflanzen, Blättern und Bäumen fasziniert. Fotos, die sie auf Reisen gemacht hat, nutzte Monika Jährig zur Anregung für ihre Einzelausstellung.

Unter dem Titel „Schattengewächse“ hat sie alle Exponate nach einem geschlossenen Konzept neu entwickelt. Es sind Malereien, Zeichnungen, Drahtobjekte für Wand und Boden und eine komplexe Bodeninstallation entstanden. Die Installation besteht aus Drahtobjekten in verschiedenen Höhen und Formationen. Auf dem Boden liegen transparente Bodenplatten, auf die mit Edding gezeichnete Schatten auf einer Wasseroberfläche imitieren. Die reellen Schatten der Drahtobjekte verschwimmen mit den vorgegebenen Schatten und sind so in ständige Wandlung. Eine Wandinstallation aus 24 kleinformatigen Tuschezeichnungen mit organischen Schattenmotiven vervollständigt den harmonischen Gesamteindruck.

Monika Jährig bei ihrer Bodeninstallation aus Drahtobjekten und weiteren Materialien. (Foto: © Anja Cord)
Monika Jährig bei ihrer Bodeninstallation aus Drahtobjekten und weiteren Materialien. (Foto: © Anja Cord)

Monika Jährig studierte Kunst an der Universität Dortmund und blickt auf zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zurück. Ihre Arbeiten befinden sich im öffentlichen und privaten Besitz. Sie lebt und arbeitet in Marl und Waging am See (Bayern). Monika Jährig ist Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler Westfalen e. V. und bei ver.di Kunst und Medien.
Die Ausstellung wird veranstaltet vom Kulturbüro der Stadt Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Bildender Künstler Westfalen.

Monika Jährig ist am Sonntag, dem 26. September von 10h bis 13h anwesend.

Die Ausstellung kann vom 26. September bis 17. Oktober in der städtischen Galerie Torhaus Rombergpark besichtigt werden. Ein Rundgang durch die Ausstellung ist auch unter www.virtuellegalerie-dortmund.de möglich.