Spielzeiteröffnung des KJT auf der Kokerei Hansa

„Nachdem der Himmel glühte“

Rund ums Wasser dreht sich alles bei einem performativen Spaziergang über das Gelände der Kokerei Hansa in Huckarde. In Kooperation mit dem Künstlerkollektiv pulk fiktion und der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur startet das Kinder-und Jugendtheater seine neue Spielzeit mit einer Uraufführung in aufregendem Ambiente.

Die letzten Sommer waren warm, trocken, oft zu heiß, es gab Sonne satt. Doch wohin geht das Wasser, wenn es nicht regnet? Geht es verloren, sammelt es sich irgendwo? In diesem Jahr dann das krasse Gegenteil mit häufigen Starkregen bis zur Hochwasserkatastrophe in der Eifel. Ob Wasserknappheit oder Überschwemmungen, anhand des Beispiels Wasser lässt sich der Klimawandel anschaulich verdeutlichen. pulk fiktion nimmt die Zuschauenden mit ins Gelände der Kokerei. Sie erkunden den Ort, folgen dem Verlauf des Wassers, verlieren dessen Fährte, begegnen Regenmacher*innen, kämpfen sich durch eine Dürre und suchen nach Lösungen.

Beim Pressetermin am Donnerstag betonte Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung, wie wichtig Ihnen eine regelmäßige Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstler*innen sei: „Wir laden gerne Menschen ein, um sich mit diesem Ort zu beschäftigen, damit er nicht als Industriedenkmal nur nackte Kulisse ist, sondern ein lebendiger Ort mit einer inhaltlichen Brücke von heute zur Geschichte.“ Über den spannenden Ort sagte KJT-Intendant Andreas Gruhn: „Was ich so an der Kokerei Hansa liebe, ist, dass man alles sieht, was hier in der Vergangenheit passiert ist, aber gleichzeitig auch, wie sich die Natur wieder alles zurückerobert.“ Diese Mischung sei auch für den Abend „Nachdem der Himmel glühte“ wichtig, die Wahrnehmung des Geländes mische sich mit der Geschichte, die reale Welt mit der virtuellen.


Unser Foto vor dem alten Löschturm zeigt v.li. Matthias Schlensker, Unterstützer des Projektes, Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Norman Grotegut von pulk fiktion, Milena Kowalski, Intendant KJT, Andreas Gruhn, Leiter KJT und Amelie Barth ebenfalls pulk fiktion. (Foto: © Anja Cord)
Unser Foto vor dem alten Löschturm zeigt v.li. Matthias Schlensker, Unterstützer des Projektes, Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Norman Grotegut von pulk fiktion, Milena Kowalski, Intendant KJT, Andreas Gruhn, Leiter KJT und Amelie Barth ebenfalls pulk fiktion. (Foto: © Anja Cord)

Die Zuschauenden spazieren, teilweise auch mit Tablets und Videosequenzen, zu verschiedenen Stationen auf dem Gelände, wo sie auf die Schauspieler*innen des KJT-Ensembles treffen. „Es ist eine Reise in eine phantastische Welt, die wieder zurückgeführt wird zur Realität, wo es dann auch sehr konkret wird. Der Bezug zum Kernthema „Wasser“ ist zum Beispiel durch den Opa eines Guides gegeben, der Löschwagenfahrer war“, erzählt Norman Grotegut von pulk fiktion. Das Publikum werde interaktiv eingebunden und sollte festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung tragen, denn gespielt wird auch bei Regen. Der anderthalbstündige Spaziergang sei durchaus körperlich aktiv und es gehe auch auf den Kühlturm rauf.

Wer neugierig geworden ist und gerne mit dabei sein möchte am 22. August gibt es vier Vorstellungen á 90 Minuten, die erste beginnt um 18h, die folgenden Uhrzeiten sind 18.45h, 19.45h, 20.30h.




Mit Alice nimmt das Fletch wieder Fahrt auf

Aufgrund rechtlicher Streitereien war das Theater Fletch Bizzel nicht nur durch Corona blockiert. Um das Theater wieder ans Laufen zu bekommen, hat Horst Hanke-Lindemann, das Urgestein hinter dem Theater, Rada Radojcic bis zum Dezember als kommissarische Leitung eingesetzt. Die Interimslösung ist beileibe kein Notnagel, denn Radojcic war vorher bereits im Gespräch als Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung des Fletch. Zudem kennt sie das Haus durch viele Produktionen seit Jahren. Darüber hinaus ist es wichtig, dass überhaupt wieder Premieren stattfinden, so Hanke-Lindemann. „Das Haus soll nicht brach liegen“.

Mit „Alice im Wunderland“ startet die erste Premiere am 21.08.2021 um 20 Uhr. Das Stück ist für Rada Radojcic nicht unbekannt. Bereits 2015 inszenierte sie mit den Kulturbrigaden das Stück im Theater im Depot. Doch nach sechs Jahren hat sich viel verändert. Damals waren viele der Mitwirklenden Kinder, in der diesjährigen Inszenierung spielen sogar zwei Mitglieder des Ensembles Fletch Bizzel mit, so dass aus einem Kinderstück ein Familienstück entsteht.

Die Herzogin im schwarz-gelben Outfit im schwarz-weißen Bühnenbild. (Foto: © Rada Radojcic)
Die Herzogin im schwarz-gelben Outfit im schwarz-weißen Bühnenbild. (Foto: © Rada Radojcic)

Ein besonders wichtiges Element in dem Stück wird die Musik sein. „Es gibt Live-Musik von musikalischen Leiter Dixon Ra“, erklärt Radojcic. „Zudem haben wir eigens für das Stück komponierte Songs.“

Ein besonderes Merkmal in den Produktionen der Kulturbrigaden sind die farbenfrohen und ausgefallenen Kostüme von Rada Radojcic. Dieses Mal hat sie mit Anna Hörling eine Verbündete gefunden, die für die nötige Finesse sorgt. Hörling hat auch das Bühnenbild entworfen, das im Gegensatz zu den Kostümen in schwarz-weiß gehalten ist.

Der Choreograph Erin Tobi ist ebenfalls mit von der Partie und sorgt bei der Tee-Party für Schwung im Stile der Tänze der 40er Jahre.

Zurück zum Theater Fletch Bizzel. Corona ist und bleibt ein Thema für Theater. „Glücklicherweise“ hat die Pandemie dafür gesorgt, dass das Fletch Bizzel künftig mit einer Klimaanlage wird. Was aber – nicht nur für dieses Haus – problematisch bleibt, ist die Zuschauerauslastung. Hanke-Lindemann ist skeptisch, dass es wieder zu einer 100% Auslastung kommen wird. Doch er macht Mut: „Wenn 140 Plätze nicht gehen, dann wenigstens 70. Dieser Weg muss beschritten werden.“

Neben dem Premierenwochenende am 21. August um 20 Uhr und am 22. August 2021 um 16 Uhr finden weitere Termine statt am 12. und am 17. September, am 01. und 02. Oktober sowie am 17. und 18. Dezember 2021 statt.

Weitere Informationen und Kartenbestellungen unter www.fletch-bizzel.de




MKK zeigt WELTGEIST-Ausstellung von René Schoemakers

Das Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt vom 20.08.2021 bis zum 09.01 2022 die provokante und fotografisch genaue Malerei von René Schoemakers unter dem Titel WELTGEIST. Schoemakers ist 1972 in Kleve geborenen und lebt mit seiner Familie (Frau sowie fünf Kindern) in Kiel. Es ist mit 70 Werken (Acryl auf Leinwand) auf knapp 170 Leinwänden eine große beeindruckende Ausstellung. Mit dem „Weltgeist“ setzt sich der Künstler auf seine ganz eigene Weise auseinander.

Visuell Eindeutig und mit fast altmeisterlicher Genauigkeit, jedoch im Kontrast dazu mit verstörender Symbolik thematisiert er die das Individuum vereinnahmenden Ideologien jedweder Art , ob rechten oder linken Extremismus oder religiösen Fundamentalismus. Was machen sie mit den Menschen?

Ein zentraler Punkt in seinen Arbeiten ist das Verhältnis von Banalität und Brutalität. Um es sichtbar zu machen, spielt der Künstler mit dem Mittel der Verfremdung und absurd wirkenden Szenarien. Diese werden sorgfältig gebaut, fotografiert und danach präzise und sehr aufwendig gemalt. So entstehen oft ganze Bildserien, bei der die gesamte Familie einbezogen wurde.

René Schoemakers neben seiner Arbeit "ABOUT". Gut zu sehen ist, dass die Kugel mit "brauner Brühe" gefüllt ist.
René Schoemakers neben seiner Arbeit „ABOUT“. Gut zu sehen ist, dass die Kugel mit „brauner Brühe“ gefüllt ist.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Beschäftigung mit der rechten Szene. Sein Werk enthält mehr oder weniger deutlich-drastische, mal auf den ersten Blick nicht so leicht zu erkennende Anspielungen auf Terroristen und geistige Brandstifter. Es zeigt einige bekannte Protagonisten, die aus Sicht des Künstlers einiges verbindet. Zu nennen sind da beispielsweise Martin Luther, die Rechtsradikalen Karl-Heinz Hoffmann, Horst Mahler oder Anders Breivik.

Ein zentrales Motiv der aktuellen Ausstellung ist die Figur des rosaroten Panthers. Er führte auf perfide Art und Weise in den NSU-Bekennerbriefen zu deren Opfern. Schoemakers schlägt Paulchen Panther den Kopf ab und sitzt mit „Trophäe“ samt bluttriefendem Schwert auf einen Thron der Selbstgerechtigkeit. Eindrucksvoll sind die auf einer grauen Seitenwand stilisierten zahlreichen rechten Memes.

Diese Ausstellung weckt so oder so Reaktionen beim Publikum und lässt jedem , der sich darauf einlässt, viel Rum für eigene Assoziationen.

Zur Ausstellung ist ein zweisprachiger Katalog (35,- Euro) erschienen. Des weiteren sind auch ironisierende Postkarten im Stile der Partei „Die Rechte“ erhältlich.

Infos zu geplanten Führungen (jeden Sonntag 11:00 Uhr) oder mehr unter

weltgeist-mkk.de, mkk.dortmund.de, facebook.com/mkkdortmund oder instagram.com/mkk_dortmund,