Eindrucksvolle Porträts von Holocaust-Überlebenden

Im Dortmunder Westfalenpark säumen vom 24.10.2020 bis zum 09.11.2020 den Weg vom Eingang Ruhrallee bis zum Florianturm 80 überlebensgroße Porträts von Überlebenden der NS-Verfolgung unter dem Titel „Gegen das Vergessen“. Der Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano (Mannheim) traf seit 2014/2015 (bewegt auch durch das Flüchtlingsdrama) weltweit mehr als 400 dieser Holocaust-Überlebenden.

Begegnungen gab es zum Beispiel in Deutschland, den USA, Österreich, der Ukraine, Russland, Israel, den Niederlanden oder Weißrussland. Das Spektrum reichte von verfolgten Juden, politisch unliebsamen Personen, Zwangsarbeiter*innen bis zu Sinti-und Roma. Jede und jeder der Porträtierten hat seine ganz individuelle Lebens- und Leidensgeschichte. Diesen Menschen soll unter dem Titel „Gegen das Vergessen“ ein Gesicht gegeben werden. Die Opfer werden, so Klaus Kaiser (Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW) beim Pressetermin, aus ihrer Anonymität geholt.

Auf Initiative des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW präsentiert Toscano sein großes multimediales Erinnerungsprojekt nach erfolgreicher „Tournee“ zum Beispiel in Washington (und anderen Städten) im Dortmunder Westfalenpark. Koordiniert wird die Ausstellung von der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache.

Neben dem Porträt von Horst Sommerfeld stehen (v.l.n.r.) Luigi Toscano (Fotograf und Filmemacher), Markus Günnewig (Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache) und Klaus Kaiser (Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen).
Neben dem Porträt von Horst Sommerfeld stehen (v.l.n.r.) Luigi Toscano (Fotograf und Filmemacher), Markus Günnewig (Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache) und Klaus Kaiser (Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen).

Für eine Patenschaft konnte Schüler*innen des hiesigen Westfalenkollegs für die Dortmunder Schau gewonnen werden. Toscano betonte wie wichtig es vor allem ist, die junge Generation für die Thematik zu sensibilisieren und sie dazu zu bewegen, sich für den Erhalt unserer Demokratie einzusetzen.

Er hätte hunderte bewegende Geschichten zu erzählen. Etwa die von dem inzwischen verstorbenen Horst Sommerfeld (geb. in Flatow), dessen gesamte Familie in Auschwitz ermordet wurde. Sein Porträt befand sich einer Ausstellung von Luigi Toscano zufällig neben dem des heute in Stockholm lebenden Walter Frankenstein. In der einzigen deutschen Zeitung, die Frankenstein in Stockholm las, sah er ein Porträtfoto der Ausstellung von Horst Sommerfeld neben seinem eigenen. Sie kannte sich beide aus ihrer Vergangenheit in Flatow. Anders als bei Sommerfeld hatte seine Familie den Holocaust überlebt. Es kam nur noch zu einem telefonischen Kontakt zwischen ihnen, da Sommerfeld inzwischen verstorben war.

An jedem Porträt ist eine kleine Gedenktafel mit den wichtigsten Daten angebracht. Über einen QR-Code können Besucher*innen vertiefende Informationen zu den Persönlichkeiten erhalten.

Die Ausstellungs-Eröffnung findet am Samstag, den 24.10.2020 um 14:00 Uhr am Florianturm (bei Unwetter: Café im Florianturm) statt. Nach Grußworten des Parlamentarischen Staatssekretärs Klaus Kaiser und von Bürgermeister Manfred Sauer stellt Luigi Toscano sein Ausstellungsprojekt vor. Anschließend gibt es einen Beitrag von Schüler*innen des Westfalenkollegs Dortmund.

Es moderiert Markus Günnewig, Leiter der Gedenkstätte Steinwache. Es wird um Anmeldung unter gegen-das-vergessen@fulfil.de gebeten.

World Press Photo 2020 – Fotos, die Geschichten zeigen

Trotz der momentan Situation um die Corona-Pandemie zeigt das Depot Dortmund erneut die Bilder der preisgekrönten Pressefotografen des vergangenen Jahres. Vom 24.10. bis zum 15.11.2020 sind in der Mittelhalle des Depots die 150 Fotografien zu sehen. Ein Besuch lohnt sich, denn Dortmund ist nur einer von drei Standorten in Deutschland, an denen die Bilder gezeigt werden.

Da die Bilder das Jahr 2019 reflektieren, ist Corona noch kein Thema. Irritiert ist der Betrachter von einem Bild aus Hongkong, doch in asiatischen Ländern war das Tragen eines Mundschutzes schon vor Corona deutlich verbreiteter. Stichwort Hongkong. Die Themen 2019 waren unter anderem natürlich die Proteste der Demokratiebewegung nicht nur in Hongkong, sondern auch in anderen Ländern.

Ein weiteres großes Thema im Jahr 2019 war die Umwelt. Brände in Australien sorgten – leider muss man hier sagen – für spektakuläre Fotos. Ansonsten gibt es verschiedene Oberthemen wie Porträts, Sport, langfristige Projekte und anderes.

Das diesjährige Siegerfoto des Jahres zeigt Demonstranten in Khartoum (Sudan), die während eines Blackouts ihren Protest unter Handylicht weiterführen. (Foto: ©  © Yasuyoshi Chiba, Japan, Agence France-Presse)
Das diesjährige Siegerfoto des Jahres zeigt Demonstranten in Khartoum (Sudan), die während eines Blackouts ihren Protest unter Handylicht weiterführen. (Foto: © © Yasuyoshi Chiba, Japan, Agence France-Presse)

Besonders stolz sind die Organisatoren, dass zwei Fotografen ausgezeichnet wurden, die in Dortmund ihr Handwerk gelernt haben. Mit Maximilian Mann und Nikita Teryoshin wurden im diesjährigen World Press Photo Wettbewerb zwei Studenten der hiesigen Fachhochschule ausgezeichnet.

Darüber hinaus wartet während der World Press Photo Ausstellung ein Rahmenprogramm mit Führungen, Vorträgen und Workshops. Von Drohnenfotografie, einer Doku über Helmut Newton bis hin zu einem Abend rund um das Thema Whistleblowing – im Kulturort Depot es gibt viel zu entdecken. Eine Reihe von Sonntagsmatineen bietet außerdem die Gelegenheit, junge Fototalente und ihre Arbeit persönlich kennenzulernen. Den Anfang macht Maximilian Mann, der am 25. Oktober um 11:00 Uhr in der Galerie im Depot zu Gast sein wird. Tickets für seinen Vortrag sind für fünf Euro im Online-Vorverkauf erhältlich.

Wie überall gelten im Depot aktuell verstärkte Hygienemaßnahmen und Beschränkungen der Besucherzahl. Alle Infos zur Ausstellung und dem Rahmenprogramm sowie kurzfristige Änderungen im Hinblick auf die Lage rund um Corona sind auf www.depotdortmund.de zu finden.

Die WORLD PRESS PHOTO AUSSTELLUNG 2020 im Kulturort Depot – gefördert von der DEW21

Termin: SA 24.10. bis SO 15.11.2020

Öffnungszeiten:
MO – MI: 11.00 – 19.00 Uhr
DO: 11.00 – 20.00 Uhr
FR – SA: 11.00 – 22.00 Uhr
SO: 11.00 – 19.00 Uhr

Eintritt: 6 € / 4 € (ermäßigt)

Fatadǎ/Fassade – Eine besondere Ausstellung zur Roma-Baukultur

Der Hardware MedienKunstVerein (HMKV) zeigt auf der Ebene 3 des Dortmunder U vom 24.10.2020 bis 21.03.2021 die Ausstellung „Fatadǎ/Fassade“.

Diese besondere Ausstellung baut auf dem gleichnamigen kollaborativen Kunstprojekt der Werkstatt Mallinckrodtstraße auf. Das Projekt wurde 2018 von Akteur*innen aus der Dortmunder Roma-Community zusammen mit den Künstlern Christoph Wachter und Mathias Jud sowie Interkultur Ruhr initiiert.

Im Jahr 2019 wurde ein Hausfassade in der Dortmunder Nordstadt (Schleswigerstr. 31) nach Art der Roma-Baukultur (wie in Rumänien zu sehen) umgestaltet und im September eingeweiht.

Die im Rahmen des Projekts zahlreich entstandenen imposanten teils raumhohe Hausmodelle präsentiert.

Die besondere Form der Architektur zeichnet sich durch ihre expressiven, teils bunten Fassaden, Kuppeln, Burgzinnen oder den silbrig schimmernden Zwiebeldächern – den charakteristischen Spenglerarbeiten der Roma – aus.

Die Leiterin des HMKV, Imke Arns, vor einem der Exponate der Ausstellung "Fatadǎ/Fassade"
Die Leiterin des HMKV, Imke Arns, vor einem der Exponate der Ausstellung „Fatadǎ/Fassade“

Neben dem Sichtbar machen der Roma-Kultur soll aber auch ein Gegen-Narrativ etwa zum Vorurteil, Roma würden „nicht gerne sesshaft in Wohnungen leben“ geschaffen werden. Es ist zudem ein eindringlicher Ausdruck einer Selbstermächtigung. Der Rom‘nja, der Wunsch nach gesellschaftlicher Teilhabe und Anerkennung.

Im Rahmen der Ausstellung wurde von der Werkstatt Mallinckrodtstraße der Eingangsbereich auf der Ebene 3 mit einer neuen Wandgestaltung versehen.

Im hinteren Bereich der Ausstellung steht ein großer Raum mit Lesebereich mit weiterführenden Texten zum Thema Kultur der Roma oder ein Hörspiel zum tieferen Eintauchen zur Verfügung.

Zudem wird ein gedrucktes Magazin zur Ausstellung herausgebracht, das ab Dezember 2020 zu erhalten sein wird.

Der HMKV öffnet am 23.10.2020 (15.00 – 20:00 Uhr) seine Türen für „Fatadă/Fassade“.

Schauspielhaus Dortmund – ein neues Ensemble stellt sich vor

In der Spielzeit 2020/2021 hat das Schauspiel Dortmund mit Julia Wissert nicht nur eine neue Intendantin, sondern bis auf wenige Ausnahmen (Marlena Keil, Ekkehard Freye, natürlich der Sprechchor) ein noch unbekanntes Ensemble.

Seit der Premiere von „17 x 1“ am 24.09.2020 haben sich die Mitglieder des Ensemble dem hiesigen Publikum mit jeweils 10-minütigen individuellen Performances vorgestellt.Ars tremonia nahm die Gelegenheit wahr, am 18.10.2020 an der Tour-A ab 18:00 Uhr zu besuchen, um einen kleinen Eindruck von den „Neuen“ zu bekommen. Die einzelnen Performances fanden an verschiedenen Orten des Schauspiels statt.

Als Moderator fungiert mit seiner Stimme Ekkehard Freye. Die Publikumsgruppen (zwei unterschiedliche von etwa 10 Personen) wurden von ihren Guides zu den Orten des Geschehens geführt.

Los ging es auf dem Vorplatz mit Nika Mišković. Hier erfuhr das Publikum von ihr, dass sie ursprünglich aus Kroatien kommt und nun über die Zwischenstation Berlin als Schauspielerin in Dortmund gelandet ist. Humorvoll-ironisch zeigte sie in Großformat ihren Ausweis, Pass, diverse Zertifikate, Pokale und sogar ein Foto mit BVB Trikot zusammen mit Michael Zorc und Joachim Watzke. Was kann da schief gehen?

Im Institut des Schauspiel sah die Gruppe dann zunächst ein Video von Sarah Yawa Quarshie (About me?). Die junge Schauspielerin hat, wie sie dann perönlich erzählte, ihr Schauspielstudium in Berlin relativ frisch abgeschlossen. Frauenrechte und Antirassismus sind wichtige Themen für sie, aber ebenso Lebensfreude, Tanzen und gutes Essen.

Alexander Darkow begrüßte sein Publikum im Aufzug. (Foto: © Florian Dürkopp)
Alexander Darkow begrüßte sein Publikum im Aufzug. (Foto: © Florian Dürkopp)

In dem großen Lastenaufzugs des Schauspiels wartete danach Alexander Darkow (kommt aus dem Osten Deutschlands) im Anzug auf das Publikum. Zwischen Auf – und Abstiegsversuchen gefangen versucht er rechtzeitig zu seinem „Chef“ zu kommen, um einen wichtigen „Auftrag“ (Heiner Müller) zu erhalten. Welchen Auftrag erfüllt der Schauspieler?

Während später Schauspielerin Bettina Engelhardt (Das Leben ist kein Wunschkonzert. Eine Passion!) im Studio in ihrer „Badewanne“ in einer vergangenen Zeit und einer Liebe gefangen ist, geht danach Raphael Westermeier auf dem Balkon der Frage nach: Was bleibt von den live Theater-Momenten?

Auf der großes Bühne des Schauspielhauses kommt dann noch mit „I‘ll fly with you“ zu einer besonderen Hochzeitsfeierlichkeit. Das Schauspiel in Person von Mervan Ürkimez geht eine „besondere“ Verbindung mit dem BVB, in Person des Maskottchens Emma, ein und sie entschwinden in den Weltraum.

Man darf gespannt sein, was uns bei diesem diversen Ensemble noch so alles erwartet.

Abstand – ein Zeitballett unter besonderen Bedingungen

Die aktuelle Kreation „Abstand“ von Ballettintendant Xin Peng Wang hatte am Samstag, den 17.10.2020 im Dortmunder Opernhaus seine mit Spannung erwartete Uraufführung.

Gemeinsam mit seiner Ballett-Compagnie und dem gesamten Produktionsteam setzte er sich mit der Corona-Pandemie – ihren Gefahren, aber auch Chancen – künstlerisch auseinander.

Unseren zwischenmenschlichen Bedürfnissen nach Nähe und Sicherheit ist momentan eine Bremsspur verordnet. Dies betrifft alle Bereiche. Gefahr lauert nicht nur für unsere Gesundheit, sondern zudem auch durch die ideologische Instrumentalisierung der Pandemie. Die Risse quer durch die Gesellschaft verstärken sich zunehmend.

Während die Zeit still zu stehen scheint, besteht aber auch die Chance, den Umgang mit (Um)Welt, oder unser Verhältnis innerhalb einer Solidargemeinschaft gemeinsam neu zu überdenken.

Aktuelle Themen wie "Fridays for future" wurden im Ballett "Abstand" auch behandelt.(Foto: © Leszek Januszewski)
Aktuelle Themen wie „Fridays for future“ wurden im Ballett „Abstand“ auch behandelt. (Foto: © Leszek Januszewski)

Mit Abstand hat Xin Peng Wang ein Zeitballett geschaffen, das sich mit einem „choreografischen Augenzwinkern“ mit den Kernfragen sozialer Bedürfnisse nach Nähe und Sicherheit fantasievoll beschäftigt. Kreative Videoinstallationen und passende Musikauswahl verstärkten die Ausdruckskraft der Tänzer*innen zusätzlich.

Es war aber nicht nur moderner Ausdruckstanz mit Empathie gefordert, sondern auch mit Sprache und Gesang gearbeitet.

Zu Anfang standen die Umweltaktivisten von „Fridays for Future“ (sowie eine eindrucksvollen Greta Thunberg Video-Installation) im Mittelpunkt. Im weiteren Verlauf wurden fantasievoll-witzigen Versuche, mit den veränderten Lebensbedingungen klarzukommen von den Tänzer*innen auf der Bühne umgesetzt. Ein Beispiel dafür war etwa die Situation, als eine Frau und ein Mann nur mit „Übermittlung“ durch ein Spielzugwagen Kontakt miteinander aufnehmen konnten.

Fantasievolle Mund-Gesichtsmasken,Visiere und mehr kamen zum Einsatz, und es wurde mit Fahrräder über die Bühne gefahren sowie Krankenbetten von Personen in Schutzanzügen über die Bühne gezogen.

Wie sehr sich das Theater und ihre Akteure wieder volle Säle wünscht, wurde eindringlich klar, als ein(e) Tänzer*in (Guillem Rojo I Gallego) zu den Klängen von „Vissi d‘arte aus Giacomo Puccinis Tosca vor den an die Leinwand projizierten leeren Sitzen des Opernhauses expressiv tanzte.

Der Abschluss zu rhythmischen Klängen verbreitete eine hoffnungsvoll optimistischen Ausblick auf die Zeit, wenn die Mund-Nasen- Gesichtsmasken zur Vergangenheit gehören (Symbolisch flogen sie schon einmal per Videoprojektion durch die Lüfte.

Selbst der Ballettintendant reihte sich am Ende zur Freude des Publikums noch in die Reihe der Tänzer*innen ein.

Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 50 27 222

„Gefangen im Netz der Intrige“ Zwei Komponisten aus zwei Jahrhunderten begeisterten das Konzerthaus-Publikum

Star des Konzerts für Klavier und Orchester Nr.2 f-moll war der virtuos spielende Pianist Bernd Glemser. Das Werk von Frédéric Chopin ist im Geist des „Style brilliant“ komponiert. Dies bedeutet, dass das Orchester neben dem Klavier eine zurückgenommene Rolle spielt und das Tasteninstrument in den Mittelpunkt des Konzertes rückt. Hierfür war Glemser genau der Richtige. Der als „ deutscher Klaviermagier“ und Solist von Weltrang bekannte Musiker entwickelte den majestätischen ersten Satz in romantisch melancholischer Anmutung. Die Glissandi perlten in beschwingten Passagen und verführten zum Träumen. Das romantische Larghetto des zweiten Satzes ist eine Liebeserklärung an die von Chopin verehrte Sängerin Konstancja Gladkowska. Das Allegro vivace des dritten Satzes entwickelt sich aus einer melancholischen Stimmung zu einem beschwingten Walzer mit einem fulminanten Finale. Mit anhaltendem Applaus belohnte das Publikum Pianisten und Orchester.

Die wahre Entdeckung des Abends erwartete die Besucher dann nach der Pause. Die Symphonische Serenade B-Dur von Erich Wolfgang Korngold war ein Musikerlebnis von höchster Qualität. Im Programmheft mit „Herbe Nachtmusik“ betitelt folgten die Zuhörer gebannt dem Stück in drei Sätzen. Mitreißend, spannend, von starken Rhythmen voran getrieben, dann wieder sanft dahin gleitend waren Orchester, Dirigent Feltz sowie das Publikum gleichermaßen von der anspruchsvollen Partitur gefordert. Besonders in Erinnerung bleibt der gezupfte Teil des zweiten Satzes.

Bernd Glemser verzückte das Konzertpublikum mit Chopin. (Foto: © Werner Kmetitsch)
Bernd Glemser verzückte das Konzertpublikum mit Chopin. (Foto: © Werner Kmetitsch)

Korngold emigrierte in den 30iger Jahren in die USA. Dort stieg er ins Filmbusiness ein und schrieb Filmmusiken für 18 Hollywoodfilme. Später, unter dem Eindruck des zerstörerischen Weltkrieges und dessen erschütternden Nachwirkungen, schrieb er 1946/47 diese Serenade, die mit diversen starken Dissonanzen spielt. Ein Konzerterlebnis, das man gerne wiederholen möchte.

Der 3. Philharmonische Konzertabend am 10. Und 11. November läuft unter dem Tiel „Orte der Sehnsucht“ mit Werken von Bruch, Tschaikowsky und Mendelson-Bartholdy.

Liebe und Tod – berührendes Musiktheater bei Opus Love

Liebe und Tod gehören irgendwie zusammen, fand Rolf Dennemann von artscenico und entwickelte mit „Opus Love“ ein Musiktheater mit starken Gefühlen von Nähe, Verbundenheit, aber auch von Abschied und Verzweiflung. So facettenreich wie die Liebe eben. Ein Premierenbericht vom 16. Oktober 2020 im Theater im Depot.

Nähe ist etwas, was gerade unter Corona-Bedingungen extrem schwer ist. Das Theater im Depot konnte daher in seinem Theatersaal nur eine begrenzte Menge an Besuchern zulassen. Dennoch zeigten sich die Beteiligten auf der Bühne voller Spiellust.

Dazu gehörten vor allem die Musiker, die der musikalische Leiter Yoyo Röhm zusammen gestellt hatte. Es spielten Marie-Claire Schlameus (Cello), Achim Färber (Schlagzeug), Andreas Dormann (Saxophon, Klarinette) und Roman D. Metzner (Akkordeon). Für die Performance waren Elisa Marschall, Elisabeth Pleß, Sascha von Zambelly zuständig, es sang zudem noch der Tenor José Francisco Vieira.

Vieira kam als „Trauernde in Schwarz“ auf die Bühne komplett mit Schleier, während auch die anderen Akteure in Schwarz gekleidet waren. Kein Rot, keine anderen Farben.

Der erste Text wurde von Elisabeth Pleß vorgetragen, eine Liebeselegie aus „Gier“ von Sarah Kane. Pleß spielte diese Ode an die völlige Hingabe, an die bedingungslose Liebe mit einer ordentlichen Portion Körpersprache, ihre Arme unterstützten ihren Vortrag. Vorher sang Pleß das Lied „Komm in mein Boot“ von Rammstein, doch in einer ruhigen, fast chansonartigen Version. Die Band unterstrich ihren Monolog durch zumeist sanfte unterstützende Klänge. Das Ende der Liebeserklärung war deutlich: „Das muss aufhören“, wiederholte Pleß. Ein Hinweis vielleicht, dass eine Liebe, für die man sich aufgibt, in eine persönliche Sackgasse führen kann. Die Autorin Kane, die ein Jahr nach der Uraufführung Selbstmord beging, schrieb das Stück als sie nach eigenen Angaben ihren Glauben an die Liebe verloren hatte.

Elisabeth Pleß bei ihrem Vortrag von "Gier" von Sarah Kane. (Foto: © Guntram Walter)
Elisabeth Pleß bei ihrem Vortrag von „Gier“ von Sarah Kane. (Foto: © Guntram Walter)

Um Liebe und Tod ging es auch im zweiten Akt. Hier stand ein Text von André Gorz im Mittelpunkt. Das Besondere dabei: Der Text kam vom Band und Elisa Marshall hat dazu getanzt. Die Musik kam eher aus dem Blues/Jazz-Bereich, hatte durch das Akkordeon auch französischen Charakter. Gorz behandelt in seinem Text „Brief an D.“ seine Liebe zu seiner Frau, mit der er über Jahrzehnte verheiratet war. Sie wird kränker, aber er kann nicht ohne sie leben. Im Text schreibt Gorz „Ich möchte nicht bei deiner Einäscherung dabei sein“. Dazu kommt es auch nicht, beide scheiden gemeinsam aus dem Leben.

Im dritten Akt wird wieder Rammstein gespielt. „Ohne dich“, wieder gesungen von Elisabeth Pleß. Auch hier geht es um dem Tod, aber nicht um den eigenen. Denn Samuel Becketts Geschichte „Erste Liebe“ spielt auf einem Friedhof. Sascha von Zambelly präsentiert einen völlig kauzigen Erzähler, einen Sonderling, der scheinbar keine Empathie besitzt, sich aber über Grabinschriften köstlich amüsieren kann. Im dritten Akt hat auch José Francisco Vieira seinen großen Auftritt mit „When I am laid in earth“ von Henry Purcell.

Insgesamt drei bewegende Akte mit passender Musik und guten Performern. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Stück öfter gespielt wird. Ein Besuch würde sich auf jeden Fall lohnen.

Urlaub am Titicaca-See oder Kunst entsteht vor Ort

Ab heute zeigen die Dortmunder Künstlerinnen und Künstler der Dortmunder Gruppe die Ausstellung „Urlaub am Titicaca-See“ im Dortmunder Torhaus. Doch diese Ausstellung ganz anders als die anderen, denn es gibt diesmal keine fertigen Kunstwerke zu sehen, sondern es ist mehr ein „work in progress“. Die Ausstellung erinnert auch an den 2004 verstorbenen Put Pevic, der ein gleichnamiges Bild präsentiert hatte. Die Entwicklung ist zu sehen bis zum 08. November 2020.

Corona hat alle Künstler stark getroffen. Die Einschränkungen des Lockdowns und der weiteren Beschränkungen hat für viele Einkommensverluste gesorgt. Musiker konnten keine Konzerte mehr geben, Schauspieler nicht mehr Theater spielen und die bildenden Künstler? Sie konnten zwar weitere in ihren Ateliers arbeiten, doch Ausstellungen waren nicht mehr oder nur stark eingeschränkt möglich.

Was also tun als Grafiker, Maler, Bildhauer? Urlaub am Titicaca-See? Bei der finanziellen Notlage der meisten Künstlerinnen und Künstler sicherlich ein unrealistisches Ziel. Daher hat man den See quasi ins Torhaus geholt und auf der Seefläche ein temporäres Atelier geschaffen. Jeder teilnehmende Kreative durfte zwei Listen Material aus seinem Atelier mitnehmen, was für jeden zugänglich ist. Dieses Material steht auf dem „See“ wie die künstlichen Inseln auf dem realen See, auf denen die Ureinwohner in Bolivien wohnen.

Nein, das ist kein Künstlerflohmarkt. Mit diesem Material arbeiten die Künstlerinnen und Künstler der Dortmunder Gruppe quasi live an neuen Arbeiten.
Nein, das ist kein Künstlerflohmarkt. Mit diesem Material arbeiten die Künstlerinnen und Künstler der Dortmunder Gruppe quasi live an neuen Arbeiten.

Diese Art von Ausstellung ist auch eine Antwort auf den Vorschlag: Dann macht doch alles online. Was bei manchen Formaten sicherlich eine gute Alternative ist, funktioniert bei der bildenden Kunst nur sehr eingeschränkt. Es ist sicherlich interessant virtuell durch ein Museum zu gehen, das man wegen den Reisebeschränkungen oder den hohen Reisekosten nicht besuchen kann. Doch im echten Leben vor einem Kunstwerk zu stehen, ist doch etwas anderes. Deshalb entsteht jetzt Kunst vor Ort durch die Akteure: Künstlerinnen und Künstler sowie Besucher. Denn zu den Öffnungszeiten des Torhauses werden zwei bis drei der Kreativen anwesend sein.

Die Öffnungszeiten des Torhauses sind dienstags bis samstags 14 bis 18 Uhr und sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr.

Der Durchgang zur aktuellen Ausstellung wird wöchentlich aktualisiert und da es sich um eine Ausstellung in Progress handelt wöchentlich aktualisiert. Er bietet mit zunehmenden Aktualisierungen die Möglichkeit zur ‚Zeitreise‘. Die Adresse im Internet lautet: www.torhaus-rombergpark.de

Ausstellung Kontraste thematisiert den Klimawandel

Mit dem Thema Natur und Umweltschutz befasst sich die Künstlerin Rita-Maria Schwalgin schon seit langem. Ihre neue Ausstellung „Kontraste“ im „Wohnzimmer im Piepenstock“ in der Schildstraße 1 hat den Klimawandel zum Hauptthema. Bis zum 03.01.2021 sind die 23 Arbeiten dort zu sehen. In Zeiten von Corona nur nach Anmeldung oder bei Veranstaltungen des „Wohnzimmers“.

Wer Rita-Maria Schwalgin als Fotografin kennt, der wird überrascht sein. Denn die Mehrzahl ihrer ausgestellten Werke sind Drucke teilweise kombiniert mit Malerei. Die grafischen Arbeiten passen sehr gut zu der ruhigen Ausstellung und lassen mit der überwiegend Schwarz-Weiß-Kombination sehr eindrücklich die Folgen des Klimawandels erahnen. Gefällte Stämme, kahle Bäume stimmen den Betrachter nachdenklich. Nur ab und zu experimentiert Schwalgin mit Farbflächen. Das Besondere an den grafischen Arbeiten ist, dass sie aus Naturmaterialien geschaffen wurden. Somit ist jedes Bild ein Unikat und somit anders als bei gewöhnlichen Drucken gibt es keine weiteren Exemplare einer Arbeit.

Fotografien der Künstlerin sind aber auch in der Ausstellung zu sehen. Einige Arbeiten sind aus Fahrzeugen entstanden und zeigen eine Landschaft in Geschwindigkeit. Dabei gelang es ihr die Stimmung von Sonnenauf- und untergängen einzufangen.

Rita-Maria Schwalgin vor ihren Druckgrafiken im "Wohnzimmer im Piepenstock".
Rita-Maria Schwalgin vor ihren Druckgrafiken im „Wohnzimmer im Piepenstock“.

Doch zwei großformatige Fotos sind der Blickfang in dieser Ausstellung. Sie stellen eines der Dortmunder Nashörner in einem Brunnen dar. Wie kam das Nashorn dorthin? Es wurde von seinem Originalplatz von einigen übermütigen Menschen in den Brunnen am Stadtgarten gestellt. Dabei passt es, dass das Nashorn den Titel „Arche Noah“ trägt und somit eigentlich ins Wasser gehört. Ein passendes Motiv dafür, dass man auch in ungewöhnlichen Zeiten wie der Corona-Krise immer optimistisch bleiben sollte.

Corona-bedingt ist die Ausstellung nur nach Anmeldung zu sehen. Entweder per Email unter info@schwalgin.de oder telefonisch 0174 8832169.

Opus Love – ein Musiktheater über die Liebe

Was haben Sarah Kane, André Gorz und Samuel Beckett gemeinsam? Ihre Texte stehen im Mittelpunkt des Musiktheaters von artscenico namens „Opus Love“, das am 16.10.2020 seine Premiere im Theater im Depot feiert.

In „Gier“ von Sarah Kane geht es unter anderem auch um eine eine Liebesbeziehung, die im Stück „Opus Love“ von Elisabeth Pleß vorgetragen wird. Der zweite Text von André Gorz ist „Brief an D. Geschichte einer Liebe“. Hier schreibt der Autor mit über 80 Jahren einen Liebesbrief an seine ebenso alte Frau. Kurze Zeit später nehmen sich beide das Leben. Der dritte Text von Beckett „Erste Liebe“ handelt von Einsamkeit und die Angst vor Gefühlen.

Mit dabei ist die Schauspielerin Elisabeth Pleß, die bereits in vielen artscenico-Produktionen mitspielte und Sascha von Zambelly. Ein Teil wird nicht vorgetragen, sondern sogar getanzt von Elisa Marschall.

Mit dabei ist auch Elisabeth Pleß, die als Performerin bei "Opus Love" Texte vorträgt. (Foto: © Guntram Walter)
Mit dabei ist auch Elisabeth Pleß, die als Performerin bei „Opus Love“ Texte vorträgt. (Foto: © Guntram Walter)

Wie es sich für ein Musiktheater gehört, gibt es auch Musik. Dafür hat sich Regisseur Rolf Dennemann die Unterstützung von Yoyo Röhm versichert, mit dem er bereits bei verschiedenen Produktionen zusammengearbeitet hat.

Röhm hat verschiedene Musiker für sein kleines kammermusikalisches Theaterorchester gefunden. Mit dabei ist der Schlagzeuger Achim Färber, Cellistin Marie Claire Schlameus und Andreas Dohrmann, der neben Klarinette auch Bassklarinette und Bassflöte spielt. Alle Musiker haben langjährige Erfahrung in unterschiedlichsten Bands und Theaterprojekten sammeln können. Zur Musik verriet Yoyo Röhm nur soviel: Es werden langsame und leise Töne angeschlagen. Die Musik sei eklektizistisch.

Allen Beteiligten ist anzumerken, dass es für sie ein Privileg ist, nach dem Lockdown wieder arbeiten zu dürfen. Die Zuschauer können sich also auf 70 Minuten Musiktheater im Theater im Depot freuen.

Aufführungen gibt es am 16. und am 17. Oktober jeweils um 20 Uhr. Infos zu Karten gibt es unter https://www.artscenico.de/blog/2020/07/29/opus-love/