Wenn Künstler Eltern werden

Mit einem Kind verändert sich alles, auch für Künstlerinnen und Künstler. Konnte man/frau sich zu 100 Prozent auf die Kunst konzentrieren, gibt es jetzt einen kleinen Menschen, die Aufmerksamkeit fordert. Und jetzt? Ist die Kunstkarriere vorbei, wird das Kind in die künstlerische Arbeit integriert oder sieht man/frau sich sogar als Künstlerfamilie?

In der Ausstellung „Künstlereltern – von und über“ zeigt das Künstlerhaus Dortmund vom 05. September bis zum 11. Oktober 2020 Positionen von insgesamt achtzehn Künstlerinnen und Künstlern, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Phänomen Elternschaft auseinandergesetzt haben. Kuratiert wurde die Ausstellung von Cornelius Grau und Willeke van Ravenhorst. Am 27.09. und 11.10. 2020 gibt es jeweils um 17 Uhr eine Kuratorenführung.

Das eigene Kind als Motiv zu nehmen, ist sicherlich nicht ungewöhnlich. Sibylle Feucht hat ihre Tochter als riesiges Portrait aus Kunststoffperlen an die Wand des Künstlerhauses gesetzt. Diese Steckperlen schaffen durch ihre besondere Materialität einen Eindruck eines riesigen grob gerasterten Fotos. Doch Feucht ist in ihrer künstlerischen Arbeit nicht auf ihre Tochter fixiert, ihr anderes Werk im Künstlerhaus zeigt ein Auto nach einem Unfall.

Eine Angst, die vermutlich vornehmlich Künstlerinnen befällt, ist die Angst um den künstlerischen Absturz nach der Geburt. Frauen haben es in der Kunstwelt sowieso schwerer und wer nicht mehr in das Klischee „jung und aufstrebend“ fällt, hat scheinbar verloren. Nina Heinzel hat sich in ihren ausgestellten Arbeiten einen fiktiven Karriereplan erarbeitet und zeigt ebenso fiktive Ausstellungsplakate.

Zu sehen im Künstlerhaus Dortmund: Christine Kriegerowski vor ihrer Arbeit "Sandkasten".
Aktuell zu sehen im Künstlerhaus Dortmund: Christine Kriegerowski vor ihrer Arbeit „Sandkasten“.

Mit einem Kind ändert sich auch der Blickwinkel und in den Arbeiten ist auch ein anderer Umgang mit Spielsachen oder Farben zu sehen. So zeigt Christine Kriegerowski ihre Installation „Sandkasten“ von 2001. Dieser Sandkasten ist gefüllt mit unzähligen Gugelhupf-Sandkuchen. Buddeln im Sand ist das, was ja die meisten Eltern bei ihren Kindern erleben.

Inspiriert von seinem Kind dürfte auch die Videoarbeit von Eugen Schilke sein. Hier hat er die Stühle in seinem Atelier in engen Reihen aneinander gestellt und kriecht unten durch. So wie es Kinder gerne machen.

Die Arbeit von Charline Zongos erobert sich spielerisch und farbenfroh den Raum. Die dreidimensionale Malerei ermöglicht es dem Betrachter, die Installation von verschiedenen Seiten zu erleben.

Wenn man Eltern wird, bleibt die Sorge um das Kind nicht aus. Hannah Goldsteins Arbeiten stellen quasi dem Betrachter die Frage: Wo ist mein Kind? Auf den Fotos ist eine Person mit opaker Ölfarbe ausgemalt und wird somit unkenntlich.

Für David Mannstein und Maria Vill bedeutet Elternschaft im Prinzip die Erweiterung des Künstlerpaars zu einer Künstlerfamilie oder einem Familienprojekt. Die Kinder wurden bei ihnen zu Ideenstiftern, Technikberatern, Fotomodell und sogar eigenen Künstlern.

Beeindruckend ist auch die Arbeit von Minka Strickstock mit dem Titel „Dreifaltigkeit“. Hier zeigt sie auf drei PVC-Folien eine durchschnittliche Frauenbiografie, wobei die fruchtbaren Tage mit einem Aktenlocher ausgestanzt wurden. Damit ergibt sich ein Gesamtbild über Zyklen und Fruchtbarkeit im Leben einer Frau.

Darüber hinaus gibt es weitere Arbeiten von Vanessa Gageos, Sandra Krause Gomzes, Christoph Medicus, Svenja Maaß, Birte Svea Metzdorf, Sophia New und Ruby Belasco New, Lisa Weber und Markus Walenzyk.

Die Öffnungszeiten des Künstlerhauses sind Donnerstag bis Sonntags von 16 bis 19 Uhr. Bitte beachten Sie: Es dürfen nur bis maximal 20 Personen gleichzeitig ins Haus, Mund-Nasenschutz ist Pflicht und der Abstand von 1,50 Meter zu anderen Besuchern ist einzuhalten.

Weitere Infos unter www.kh-do.de

Sonderausstellung in der Steinwache Dortmund beleuchtet Mitläufertum und Widerstand

Passend zum Antikriegstag am 01.09.2020 eröffnete die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund eine Sonderausstellung unter dem Titel „Einige waren Nachbarn“. Es geht dabei um Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand in der Zeit des Nazianalsozialismus.

Grundlage ist ein dazu entwickeltes Konzept des „United States Holocaust Memorial Museums“ aus Washington (USA). Bis zum 31. Oktober untersucht die Ausstellung dieses Museums die Rolle der „gewöhnlichen Menschen“ im Holocaust. Beleuchtet werden die Vielzahl ihrer Motive und Handlungspositionen. Hinterfragt werden in Fotos und Erzählungen die Vielzahl von Motiven und individuellen Handlungsoptionen.

Ein oft gehörte Argument zu Kriegsende war, dass man nur ein kleines Rädchen im Getriebe gewesen sei und sich konnte sich nicht gegen die Staatsgewalt im Nazi-Reich wehren konnte. Das widerlegen die Beispiele derjenigen, die einfach nicht anders konnten, als human und empathisch zu handeln. Denn es gab auch Menschen in Deutschland, die (manchmal mit nur kleinen Gesten) ihren Teil von Widerstand leisteten und ihre Mitmenschen nicht verrieten. Auch in außergewöhnlichen Zeiten gibt es Alternativen zu Kollaboration und Täterschaft.

In Kooperation mit der Gedenkstätte Villa ten Hompel (Münster) wurde die Ausstellung mit dem „United States Holocaust Memorial Museum“ für das deutsche Publikum übersetzt.

Präsentierten die Ausstellung: (v.l.n.r.) Thomas Köhler (pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte „Villa ten Hompel“) und der Leiter der Steinwache Markus Günnewig.
Präsentierten die Ausstellung: (v.l.n.r.) Thomas Köhler (pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte „Villa ten Hompel“) und der Leiter der Steinwache Markus Günnewig.

Der pädagogisch-wissenschaftliche Mitarbeiter der Gedenkstätte „Villa ten Hompel“, Thomas Köhler erklärte im Gespräch, das diese Sonderausstellung schon im Deutschen Bundestag und 2020 (27. Januar 2020) in Münster gezeigt wurde. Sie wird nach und nach bis 2023 in allen Bundesländern zu sehen sein.

Spezielle informative Seminare für Schüler, Studenten sowie n der Bundeswehr oder Polizei sind zusätzlich im Angebot. Die Ausstellung „Einige waren Nachbarn“ führt deutlich vor Augen, wie wichtig Zivilcourage, Achtsamkeit und individuelle Verantwortung.

Öffnungszeiten in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Steinstraße 50, 44147 Dortmund: Dienstags bis sonntags zwischen 10:00 und 17:00 Uhr.

Der Eintritt ist frei. Derzeit dürfen maximal 20 Besucher*innen gleichzeitig in das Gebäude, es besteht Maskenpflicht.

Ein Auftakt mit kleinen Schritten

Am Dienstag, dem 01. September 2020 war es soweit: Das Theater Dortmund spielte wieder live. Die Philharmoniker, die Oper und das Ballett präsentierten vor Publikum Musik und Tanz. Gewöhnen muss man sich daran, dass 286 Besucher „ausverkauft“ bedeutet.

Maskenpflicht im Foyer und reichlich Abstand im Saal. Das Theater Dortmund hatte ihr Sicherheitskonzept perfekt umgesetzt. Es war sicherlich ungewöhnlich, so viel Platz zwischen den einzelnen Zuschauern zu erleben, aber es kam am Dienstag schon ein wenig Stimmung auf.

Dafür sorgten die Akteure und die Verantwortlichen. Der geschäftsführende Direktor Tobias Ehinger zeigte seine Erleichterung über den Start ebenso wie Ballettdirektor Xin Peng Wang, Opernintendant Heribert Germeshausen und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.

Das Theater Dortmund öffnet wieder seine Pforten für Besucher. (Foto: © Anja Cord)
Die neue Spielzeit kann beginnen: Das Theater Dortmund öffnet wieder seine Pforten für Besucher. (Foto: © Anja Cord)

Doch das Wichtigste an der Eröffnungsgala waren die SängerInnen, MusikerInnen und TänzerInnen. Zu hören waren Ausschnitte aus kommenden Produktionen wie Mozarts „Entführung aus dem Serail“ mit der neuen Sopranistin Sooyeon Lee, oder einfach nur schöne Musik und Choreografien. Vor allem für Xin Peng Wang und sein Ballett werden die Abstandsregeln zu einer neuen Herausforderung, ebenso wie für die Philharmoniker, die nicht mehr mit „voller Kapelle“ agieren dürfen. So muss das Spielzeit-Programm den Gegebenheiten angepasst werden.

Das Beruhigendste ist aber: Das Theater Dortmund tut alles in seiner Macht stehende, damit die Zuschauer einen sicheren Abend genießen können. Damit kann sich der Vorhang für die kommende Spielzeit wieder öffnen.

Wer Lust hat, die Eröffnungsgala zu erleben, kann sie am 05. September um 16 Uhr und um 20 Uhr genießen.