Die Entführung aus dem Serail als märchenhaftes Puppenspiel

Zur Eröffnung der Saison zeigte die Dortmunder Oper eine gekürzte Fassung Mozarts „Entführung aus dem Serail“. Um den Corona bedingten Auflagen zu genügen, erzählten die Sänger*Innen und Regisseur Nikolaus Habjan die abenteuerliche Geschichte als 80-minütiges Puppenspiel.

Auch der musikalische Leiter Motonori Kobayashi musste sich mit einem elfköpfigen Ensemble der Dortmunder Philharmoniker begnügen. Die Ouverture klang noch ein wenig ungewohnt, aber schon nach kurzer Zeit hatte man sich auf die kleinere Orchestrierung eingestellt.

Die Oper erzählt wie die Spanierin Konstanze (Irina Simmes), ihre Zofe Blonde (Sooyeon Lee) und deren Freund Pedrillo (Fritz Steinbacher) nach einem Piratenüberfall auf einem Sklavenmarkt verkauft werden und so in die Hände des Bassa Selim fallen. Der Verlobte der Konstanze, Belmonte versucht alles um die Geliebte aus den Fängen des Herrschers und seines Aufsehers Osmin (Denis Velev) zu befreien.

Im Zentrum der Inszenierung steht ein Himmelbett mittig auf einer Drehbühne platziert. Dort sitzen Vater und Sohn auf dem Bett und da der Kleine noch mit einer spannenden Geschichte beschäftigt ist und nicht einschlafen will, entwickeln die Beiden die Entführung in Form einer Gute-Nacht-Geschichte. So erzählen und kommentieren sie die Rahmenhandlung der Oper. Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan spielt und spricht den Sohn, der verkörpert durch eine große Klappmaulpuppe. Er spielt dies mit großer Hingabe, Witz und ein gewissen Zärtlichkeit. Um das Himmelbett herum sind die Protagonisten als 1 Meter große Tischpuppen arrangiert. Geschickt werden sie durch Habjan immer wieder in die Entwicklung der Geschichte integriert. Im Hintergrund werden die Puppen auch von Manuela Linshalm gespielt.

Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan entführte die Zuschauer in eine märchenhafte Atmosphäre. V.l.n.r. Sungho Kim (Belmonte), Irina Simmes (Konstanze), Nikolaus Habjan (Puppenspiel), Sooyeon Kim (Blonde), Fritz Steinbacher (Pedrillo) (Foto: © Björn Hickmann)
Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan entführte die Zuschauer in eine märchenhafte Atmosphäre. V.l.n.r. Sungho Kim (Belmonte), Irina Simmes (Konstanze), Nikolaus Habjan (Puppenspiel), Sooyeon Kim (Blonde), Fritz Steinbacher (Pedrillo) (Foto: © Björn Hickmann)

Schwarz gekleidet stehen die Sänger*Innen mit großem Abstand auf den Außenseiten der Bühne, vor oder hinter einem schwarzen Vorhang , wo zum Teil nur die beleuchteten Gesichter zu sehen sind. Mit Livecam Projektionen der Sänger und Puppen gelingt es Handlung und Gesang in Einklang zu bringen und die Geschichte packend zu erzählen.

Einen starken Eindruck hinterläßt Denis Velev mit einem wunderbaren Bass. Er verkörpert den bedrohlichen und etwas tumben Aufseher des Bassas immer auch mit einer gewissen Komik. Sooyeon Lee als Blonde besticht in der Arie „Welche Freude , welche Lust“, als sie erfährt, dass Belmonte zu Ihrer Rettung naht. Eine etwas klarere Artikulation würde den Genuss noch erhöhen. In der Arie „Martern aller Art“, wird der dramatische Ausdruck der Irina Simmes Stimme verschmilzt bei der Arie „Martern aller Art“ mit dem verzweifelten Gesichtsausdruck der Puppe, als Konstanze sich entscheidet, sich nicht dem Bassa Selim zu ergeben.

Zum Ende der gekürzten Fassung scheinen beide Paare, anders als im Original, dem Henker zum Opfer zu fallen.

Weitere Vorstellungstermine sind: 3., 23., 24., 29., 30. Oktober, 1. Und 21. November




Favoriten Festival 2020 – Den Arbeitsbegriff divers betrachtet

Die freie Kunstszene ist in diesem Jahr besonders existentiell von der Corona-Pandemie betroffen. Daher sind Olivia Ebert und Fanti Baum, die beiden künstlerischen Leiterinnen des Favoriten Festival 2020 (Festival für für die Freien Darstellenden Künste in NRW) in Dortmund glücklich, dass dieses Festival unter der Trägerschaft des NRW Landesbüro Freie Darstellenden Künste e.V. und dem Dortmunder Kulturbüro vom 10. bis zum 20. September 2020 stattfinden kann.

Mit dem Thema „ „While we are Working“ setzen die teilnehmenden Künstler*innen, in 22 Beiträgen aus den Bereichen Performance, Theater, Tanz, Lesung, Workshop und einer Gruppenausstellung nicht nur ein starkes Zeichen“We are working!“, sondern erforschen in verschiedenen Positionen die unterschiedlichen Felder des Arbeitens und „Nicht-Arbeit“ in den Künsten und der Gesellschaft.

Da geht es zum Beispiel um Fragen wie „Was verstehen wir unter Produktivität?“ Ist nur die „Lohnarbeit“ Arbeit? Oder im übertragenem Sinn: „Wer ist für die Verständigungsarbeit bei verschiedenen Kulturen in der Gesellschaft verantwortlich?“ Integrations-Paradigmen werden hinterfragt.

Hauptort der Veranstaltungen ist das Dortmunder Theater im Depot. Andere Orte sind etwa das Dietrich-Keuning-Haus, die Ladenzeile neben der Petrikirche oder das Roxy-Kino,

Das Transnationale Ensemble Labsa lädt ins "Schlaflabor" ein.Vom 17.09. bis zum 20.09. 2020 in der Werkhalle des Depots zu sehen. (Foto: © Betty Schiel)
Das Transnationale Ensemble Labsa lädt ins „Schlaflabor“ ein.Vom 17.09. bis zum 20.09. 2020 in der Werkhalle des Depots zu sehen. (Foto: © Betty Schiel)

Los geht es am 10.09.2020 ab 19:00 Uhr im Theater im Depot (Immermannstraße 29, 44147 Dortmund) mit „Everything but Solo“ des Performance-Kollektivs „Swoosh Lieu“, bestehend aus Johanna Castell, Katharina Kellermann und Rosa Wernecke sowie dem Tanzlabor _21, Tanzbasis Frankfurt_Rhein_Main, Projektensemble PET_10. Vier Bühnenarbeiterinnen tanzen. Die wichtige „Zuarbeit“ wird künstlerisch in den Mittelpunkt gestellt. Wie wird man Teil des performativen Prozesses? Die Vorstellung am 10.09.2020 ist schon ausverkauft. Weitere Gelegenheit mit dabei zu sein gibt es am 11.09.2020 um 19:00 Uhr am gleichen Ort.

Das umfangreiche Programm liegt als Flyer an mehreren Kulturorten aus und es gibt einen Katalog. Genau Informiert die Web-Seite des Festivals.

Ticket-Karten für alle Events kosten normal 15,- Euro und ermäßigt 8,- Euro (Schüler, Auszubildende , Studenten). Freier Eintritt für Empfänger*innen von Sozialhilfeleistungen und Dortmund-Pass Inhaber*innen.

Es wird in diesen Corona-Zeiten empfohlen, die Tickets online zu bestellen.

Im Notfall gibt es auch die Möglichkeit, noch (ohne Garantie) an der Abendkasse Karten zu ergattern.

Für weitere Informationen können sich sich an die Internetseite : http://favoriten-festival.de/ wenden