Wieso ignorieren wir, dass wir am Abgrund stehen?

„How do we sleep while our beds are burning“, sang die australische Band Midnight Oil in den 80ern, als es um die Verdrängung der Australier gegenüber den Verbrechen an den Aborigines ging. Wenn wir aber an den Klimawandel denken, dann bekommt die Textzeile eine besondere Aktualität, denn unser Bett steht tatsächlich in Flammen: Brände in Sibirien, Kalifornien, Australien und Regenwaldabholzung ins Brasilien. Und was tut die Menschheit? Sie schläft weiter. Welcher Verdrängungsmechanismus sorgt dafür, dass der Mensch immer weiter Richtung Abgrund drängt wie die Lemminge? Auf der Suche nach den Antworten macht sich die Theatergruppe Trafique unter der Leitung des Regisseurs Björn Gabriel. Die Premiere des Stückes „Abgrund“ ist am 03. Oktober 2020 im Fletch Bizzel.

Die Wissenschaft hat versucht auf den Verdrängungsmechanismus eine logische Erklärung zu bieten: Ist unser Gehirn so verdrahtet, dass es allzu schlimme Dinge einfach ignoriert und verdrängt? Oder gibt es eine Art Selbstzerstörungsmechanismus wie bei den Lemmingen? Wobei das mit den Lemmingen ja ein Mythos ist.

Postkartenmotiv von "Abgrund" der Theatergruppe "Trafique" im Fletch Bizzel.
Postkartenmotiv von „Abgrund“ der Theatergruppe „Trafique“ im Fletch Bizzel.

Eines ist klar: Einfache Antworten wird das Stück nicht bieten, hier ist Selbstdenken angesagt. „Abgrund“ wird ein assoziatives Theatererlebnis, multimedial aufbereitet. Die Aktion findet auf der Bühne und hinter der Bühne statt. Wer das Fletch Bizzel kennt, wird etwas erstaunt sein, denn die Inszenierung sprengt den Rahmen. Das Bühnenbild greift in den Raum. Es steht ein Gewächshaus und ein Swimmingpool im Zuschauerraum, es gibt Katakomben hinter der Bühne und natürlich die Hauptbühne. Alles multimedial miteinander verbunden.

Bekannte Figuren tauchen auf, historische und mythische wie Christopher Kolumbus, Sisyphus oder der Tod. Neben atmosphärischer Musik, können sich die Zuschauer auf Werke von Philipp Glass freuen. Texte stammen von Björn Gabriel selbst, die Texte sind Textflächen.

Zum Schluss noch ein Wort zum Namen der Theatergruppe. Angefangen als Sir Gabriel Dellmann, spielte man eine lange Zeit unter dem Namen Sir Gabriel Trafique. Jetzt hat man den Namen verkürzt auf „Trafique“. Für Björn Gabriel ein Synonym für Treffpunkt oder Schmelztiegel.

Die Termine sind am 03.10., 04.10., 16.10., 18.10. 05.11., 07.11., 16.12. und am 17.12.2020 jeweils im Fletch Bizzel. Weitere Infos unter www.fletch-bizzel.de

Musical-Revue um Menschen vor lebensverändernden Entscheidungen

Das Musical „Songs For A New World“ unter der Regie von hatte am 27.09.2020 in der Oper Dortmund unter der Regie von „Musical-Spezialist“ Gil Mehmert seine Premiere.

Als Grundlage diente die Originalproduktion durch das WPA in New York City 1995 (Kyle Renick, Artistic Director). Die Originalorchestrierung war von Brian Besterman und Jason Robert Brown. (Deutsch von Wolfgang Adenberg).

Es wurden 19 revueartig aneinandergereihte Songs und Szenen mit voneinander unabhängigen Geschichten verknüpft. Gemein ist allen, dass Menschen vor Entscheidungen stehen, die ihr Leben verändern werden. Ein aktuelles Thema, besonders in Krisenzeiten.

Mitglieder der Dortmunder Philharmoniker unter der routinierten Leitung von Christoph JK Müller begleiteten die Geschichten musikalisch einfühlsam.

Die vier Musical-Künstler*innen Sybille Lambrich, Bettina Mönch, David Jacobs und Rob Pelzer schlüpften mit emotionaler Intensität in die unterschiedlichste Kostüme und Charaktere. Mit ihren wie für Musical gemachten Stimmen konnten sie das Publikum überzeugen und bewegen.

Die Darstellerinnen und Darsteller wie Rob Pelzer und Bettina Mönch überzeugten durch ihren gesang. (Foto:  (c) Björn Hickmann, Stage Picture)

Der Zuschauer konnte die verschiedensten Gemütslagen, Ängste, Hoffnungen, Träume aber auch Enttäuschungen der Protagonisten mit durchleben. Waren einige Songs und Szenen dramatisch, nachdenklich oder witzig-ironisch, so durchströmte anderen für meinen Geschmack zu viel (religiöser) Pathos. Dieser wurde auch von den Sänger*innen mit Inbrunst vermittelt. Dass es sich um eine amerikanische Produktion handelt, ist unverkennbar.

Ob Flüchtlinge auf einem spanischen Segelschiff 1492 den „Heiland“ um eine gute Überfahrt in das gelobte Land bitten, oder beim „Wiegenlied zu Weihnacht“, wo eine wenig beachtete arme schwangere Frau auf einen „höheren Plan“ vertraut und glaubt (wie Maria) die Zukunft in sich zu tragen. Zum Schluss verbreitet „Hör mein Lied“ die Botschaft „Glaube an die Zukunft“.

Wer sich sich im Augenblick der Entscheidung etwas traut, wird mit einer schönen und unerforschten neuen Welt belohnt. Allerdings mit Risiko.

Wahre Musical-Fans kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie unter: https://www.theaterdo.de/produktionen/detail/songs-for-a-new-world/

2170 – Ein Stadtspaziergang mit neuen Geschichten

Eine besondere Premiere feierte das Schauspielhaus unter der neuen Intendantin Julia Wissert. In die neue Spielzeit ging es mit „2170 – Was wird die Stadt gewesen sein, in der wir leben werden“, einem Spaziergang durch die Dortmund Nordstadt: Vom Schauspielhaus zum Hochhaus in der Kielstraße und wieder zurück. Ein Bericht von der Premiere am 25. September 2020.

Der Abend war außergewöhnlich. Er hatte etwas vom Kennenlernen und altem Wiedererkennen. Die bekannten Orte und die unbekannten neuen Schauspielerinnen und Schauspieler. Doch beginnen wir mit dem Start. Nachdem die Teilnehmer in verschiedene Gruppen eingeteilt wurden, begann unsere Reise mit einem kleinen Intermezzo auf der Bühne des Schauspielhauses. Danach starteten wir mit Proviant (Flasche Wasser) bestückt unsere Reise Richtung Kielstraße.

Die Basis der Texte, die auf dieser Station – auch Portale im Stück genannt – vorgetragen wurden, stammten von der kurdisch-deutschen Schriftstellerin Karosh Taha. Die Geschichte des realen Hochhauses in der Kielstraße, gemeinhin „Horror-Hochhauses“ genannt, wird von Taha eindrucksvoll mit Leben gefüllt. Die Geschichten der (fiktiven) Bewohner sprühen voller Lebendigkeit und man spürt, dass es etwas besonderes gewesen sein muss, hier wohnen zu dürfen.

Weiter führte unser Weg zurück in die Innenstadt. Am Hauptbahnhof, vor dem Cinestar war das nächste Portal. Hier stand die Geschichte „Become iron 1“ von der kroatischen Schriftstellerin Ivanka Sajko im Mittelpunkt. Die Geschichte drehte sich um zwei Geschwister einer Familie, die als Neuankömmlinge voller Hoffnung in die Stadt kommen. Das Stück spiegelt gut die Situation der Roma in Dortmund nach, die vielfach in der Nordstadt unter schlimmen Bedingungen hausen müssen. So bekommt der Vater statt einer Wohnung nur eine Matratze für 30 Euro. „eine Matratze für uns fünf, meine Schwester, ich und die Tante werden darauf liegen, die Mutter wird stehen und der Vater wird sich schon zurechtfinden“. Während für den Sohn der Weg klar ist, er will „wie Eisen werden“, hat seine Schwester andere Pläne. Sie will durch eine Heirat der Not entkommen, „die Bahngleise überqueren“ wie es im Stück heißt. Beeindruckend war das Spiel der beiden Performer, die Bruder und Schwester darstellten.

Am nächsten Portal an der Katharinentreppe ging es zunächst um die Gastarbeiter, die bereits in den 60er und 70er Jahren nach Dortmund kamen. Zunächst wollte die Mehrheitsgesellschaft sie nicht hundertprozentig wahrnehmen. „Wir durften euch unterhalten, aber nicht vor dem Kopf stoßen“, heißt es im Text von Akin Sipal. Jetzt rückt die Geschichte der Gastarbeiter in den Mittelpunkt und Sipal sagt irritiert: „Unsere Vögel, die Vögel der Alten, werden nicht auf Kommando prusten, nur weil ihr das von ihnen erwartet.“ Es ist also Geduld erforderlich oder ein neuer Anfang. Denn der Text von Sipal heißt nicht umsonst „Eine neue Republik“. Seine Republik der Dichterinnen und Denker, der Spaziergänger und Vielleserinnen steht als Neubeginn. Ein Hoffnungsschimmer. „Der ideale Weg ist der Weg: gemeinsames Gehen oder Stehen ohne Rivalität.“

Adi Hrustemović vor der Katharinentreppe. Auf den einzelnen Stationen wurden eindrucksvolle Geschichten erzählt, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verweben. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Adi Hrustemović vor der Katharinentreppe. Auf den einzelnen Stationen wurden eindrucksvolle Geschichten erzählt, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verweben. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das letzte Portal stand an einem geschichtsträchtigen Ort, am Platz der Alten Synagoge. Der Text von Sivan Ben Yishai verknüpft sehr eindrucksvoll die Vergangenheit mit dem Abbruch der Dortmunder Synagoge mit dem Neubeginn und Wiederaufbau. Ein Wiederaufbau auf alten Wunden, die ins Stadtbild gerissen wurden. Und der Neubeginn steht auch für die Ankunft des neuen Ensembles des Schauspielhauses. „Und das ist unser Tag, dieser Tag, der allererste Tag: wir richten unseren Blick nach vorn, wir sind aufgeregt.“

Die neue Intendantin Julia Wissert möchte das Schauspielhaus stärker in die Stadtgesellschaft integrieren. Mit „2170“ hat sie ihr Versprechen gehalten und ist in den Stadtraum vorgedrungen, der unendlich viele Geschichten bereithält. Von Hochhausbewohnern, Neuankömmlingen und Gastarbeitern erzählt das Stück, von verlorener und verlorengehender Architektur. Auch wenn die Idee, der Theaterbesucher läuft durch die Nordstadt nicht neu ist, das gab es bereits zwei Mal in der Spielzeit von Kay Voges, es ist immer wieder ein Erlebnis Theater unter freiem Himmel zu erleben und an ungewöhnlichen Orten. Ein vielversprechender Start für Julia Wissert in ihre erste Spielzeit am Schauspiel Dortmund.

Mehr Informationen zu Terminen und Karten unter https://www.theaterdo.de/produktionen/detail/2170-was-wird-die-Stadt-gewesen-sein-in-der-wir-leben-werden/

Gruppenausstellung im Speicher100 für die argentinische Künstlerin Cecilia

Der Speicher100 in der Speicherstraße 100 ist ein kreativer Ort im Dortmunder Hafen. Passend zu den Corona-Zeiten zeigen die dort ansässigen Künstlerinnen und Künstler Kostproben ihrer Kunst. Mit dabei die argentinische Weltenbummlerin Cecilia Rosalen.

Die Künstlerin Cecilia Rosalen interessiert sich für die kleinen Dinge des Lebens. Zeichnungen von Spinnen und Insekten bevölkern ihren Ausstellungsplatz. Daneben arbeitet sie mit Keramik. Ihre Töpfe haben eine besondere Eigenschaft: Die Pflanzen in ihren Arbeiten haben eine Art symbiotische Gemeinschaft mit dem Topf.

Für Cecilia ist es das erste Mal, dass sie in Deutschland ist. Sie ist seit September 2019 im Land. Die Künstlerin bereiste schon die USA sowie weitere Länder in Südamerika. Darüber hinaus war sie in China, Thailand und Australien. Ihr nächstes Reiseziel wäre Schweden. Es bleibt zu hoffen, dass Corona ihr keinen Strich durch die Rechnung macht.

Der Kulturort Speicher100 zeigt aktuell nicht nur von außen Kunst, sondern auch drinnen eine spannende Gruppenausstellung. Foto: © Jannis Kötting)
Der Kulturort Speicher100 zeigt aktuell nicht nur von außen Kunst, sondern auch drinnen eine spannende Gruppenausstellung. Foto: © Jannis Kötting)

Ein spannendes Projekt verfolgt der Fotograf Marco Wittkowski. Er dokumentiert in den kommenden zehn Jahren die Entwicklung des Dortmunder Hafens. Im Hafen gibt es einige Projekte der Stadt, die das Hafenviertel aufwerten wollen wie beispielsweise die Akademie für Theater und Digitalität. Die Angst der Bewohner ist natürlich, dass eine Gentrifizierung wie beim Phoenix-See droht.

Stefan Malecki zeigt den Wahnsinn der Werbeprospekte. Er sammelte alle Prospekte, die in einem Jahr in einem Haushalt in Köln anfallen. Der mehrere kiloschwere Stapel macht deutlich, welche Energie, Zeit und Arbeit in diese Prospekte gesteckt werden. Die Frage bleibt, welchen Nutzen haben die Dinge, die überwiegend in der Altpapiertonne entsorgt werden.

Die Künstlerin Celeste Martinó präsentiert neben einem Portrait Illustrationen für Kinderbücher. Der Stil ihrer Werke ist unterschiedlich, denn „Ich versuche eine Ästhetik zu finden, die dem Projekt entspricht“. Daher sind realistische, aber auch fantastische Arbeiten zu sehen. Eines beschäftigt sich mit der spanischen Stadt San Sebastian, die früher für ihren Walfang berühmt war.

Zusäzlich zur Kunst stellt sich der Verein „Grenzenlose Wärme – Refugee Relief Work e.V“ vor und präsentiert seine Arbeit in Griechenland anhand einer Fotoserie.

Neben den erwähnten Künstlerinnen und Künstlern sind noch weitere in der Gruppenausstellung zu sehen: Christoph Kibe, Steffen Meister, Stefan Malecki, Marco Wittkowski, Cecilia Rosalen, Celeste Martinó, Lucas Bölter, André Silva, Denis Klatt, Tobias Jeckenburger, Nicolai Prillwitz, Hannes Schlachter, Stefan Lüdemann, Lilian Mühlenkamp, Jens Hülsmann, Jannis Kötting, Christian Bahr sowie Sebastian Heinz (Grenzenlose Wärme – Refugee Relief Work e.V.).

Am 26.09. 2020 wurde die Ausstellung virtuell eröffnet und ein Live-Stream auf Youtube veröffentlicht. Den Live-Stream kann man sich unter https://www.youtube.com/watch?v=VRE9MSq2NsA ansehen. Auf der Internetseite von Speicher100 (https://speicher100.org/) wird der Stream in Kürze in einer neuen, bearbeiteten Version zu sehen sein.

Wer das ganze aber „im wahren Leben“ sehen möchte, der kann eine private Führung unter post@speicher100.de verabreden.

LesArt Literaturfestival 2020 – Viel mehr unter schwierigen Bedingungen

Unter besonderen Corona-Bedingungen findet das 21. Literaturfestival LesArt vom 5. bis 15. November 2020 in Dortmund an verschiedenen Standorten statt. Das geht vom Theater im Depot, domicil, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte über das literaturhaus.dortmund, das Fletch Bizzel bis zum Signal Iduna Park (Westfalenstadion).

Schon immer von Vielfalt geprägt, ist die literarische Bandbreite passend zum Motto „Viel mehr“ noch größer.

Es wurden neben ganz unterschiedlicher lokaler auch eine Reihe prominenter Künstler*innen und Schriftsteller*innen gelockt. Mit dabei sind unter anderem Christian Berkel, Wladimir Kaminer, Richard David Precht, Fritz Eckenga und Friedrich Küppersbusch.

Das Spektrum geht von Lyrik bis Poetry-Slam, Lesungen aus aktuellen Büchern der Schriftsteller*innen, Kindergartenbuch Theater Festival und vieles mehr.

Hartmut Salmen (Kultur u. Projekte e.V. literaturhaus.dortmund) ist froh, das dieses Literaturfestival trotz Corona in einem kleineren Rahmen stattfinden kann. So sind beispielsweise im domicil anstatt 240 nur 80 -100 Plätze, im Theater im Depot nicht wie üblich160, sondern nur etwa 40 Plätze freigegeben.

Wie beim Pressegespräch erklärt wurde, sind je nach dem auch Streamings im Internet geplant.

Trotz kleinenerem Rahmen lockt das Literaturfestival Les.Art mit spannenden Veranstaltungen. (v.l.n.r.) Isabel Pfarre (Literaturreferentin Kulturbüro), Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund) und Sophie Donat (Leiterin Unternehmenskommunikation Sparkasse Dortmund).
Trotz kleinerem Rahmen lockt das Literaturfestival Les.Art mit spannenden Veranstaltungen. (v.l.n.r.) Isabel Pfarre (Literaturreferentin Kulturbüro), Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund) und Sophie Donat (Leiterin Unternehmenskommunikation Sparkasse Dortmund).

Los geht es – mit dem 24. Dortmunder Lyriktag, der am 5. November im literaturhaus.dortmund mit „Roterfadenlyrik“ um 19:30 Uhr begangen wird. Zu Gast ist Sibylle Klefinghaus mit „Flecktarn & Fingerhut“.

Die beliebte „Fußballliteratur“ im Westfalenstadion findet am 09.11.2020 (19:30 Uhr) übrigens nicht üblich in den Kabinen der Spieler statt, sondern auf der Nordtribüne mit Dietrich Schulze-Marmeling („Kloppos Liverpool“) und der Südtribüne mit Ben Redelings („das neue Buch der Fußballliteratur“) statt!

Eine besondere literarische Hommage (Teach me laughter, save my soul“) gibt es am 10.11.2020 für den 2019 verstorbenen Satiriker Wiglaf Droste im domicil (20:00 Uhr).

Am 14.11.2020 spricht der Philosoph und Autor Richard David Precht nicht nur über „Künstliche Intelligenz und den Sinn des Lebens“ (neues Buch), sondern am Abend findet auch die traditionelle Verleihung des LesArt.Preis der jungen Literatur statt. Unter 35-Jährige können ihre texte bis zum 09. Oktober 2020 einreichen. Eine fachkundige Jury wählt den mit 800 Euro dotierten, von der Sparkasse Dortmund gestifteten Preisträgertext aus.

Das Festival wird wird vom Kulturbüro der Stadt Dortmund und der Sparkasse finanziell abgefedert, damit sie auch in einem kleineren Rahmen stattfinden kann.

Genaue Informationen und über das umfangreiche Programm und die jeweiligen Kartenpreise erhalten Sie unter www.LesArt.Ruhr

Der Vorverkauf beginnt ab dem 09.10.2020.

Theatrale Aktualisierung des Kultfilms „Taxi Driver“

Als erste Eigenproduktion in der neuen Spielzeit hat „Taxi Driver. Die totale Mobilmachung“ im Dortmunder Theater im Depot am Freitag, den 25.09.2020 um 20:00 Uhr seine Premiere.

In Kooperation mit dem Prinz Regent Theater und unter der Regie von Alexander Olbrich wird der Kultfilm „Taxi Driver“ (Regie: Martin Scorsese) aus dem Jahr 1976 als moderne Überschreibung, kombiniert mit terroristischen Manifesten, Fremdtexten und Videokunst als Theaterstück mit drei Schauspieler*innen auf die Bühne gebracht.

Der Klassiker aus dem Jahr 1976 behandelt beispiellos offen die Radikalisierung eines stillen Außenseiters (traumatisierter junger Vietnam-Veteran), der zu einem fragwürdigen Helden und gleichzeitig zum Mörder wird. Nur eine der Ambivalenzen, die der Film offenlegt. Protagonist Bickle ist einerseits sensibel, andererseits manchmal hart und von einem fehlgeleiteten Männlichkeitsideal (Macho) geprägt. Seine Liebe zur Wahlkampfhelferin des demokratischen Präsidentschaftskandidaten muss scheitern.

Regisseur Alexander Olbrich (links) und Dramaturg Berthold Meyer zeigen eine Überschreibung von "Taxi Driver".
Regisseur Alexander Olbrich (links) und Dramaturg Berthold Meyer zeigen eine Überschreibung von „Taxi Driver“.

Die von Gewalt, Drogenhandel, Prostitution, Vereinsamung, Entfremdung oder Korruption geprägte Gesellschaft der New Yorker Großstadt, erscheint durch seine Erfahrungen bei seinen nächtlichen Taxifahrten mehr und mehr als Projektionsfläche seiner psychischen Verfassung.

Das Theaterstück überschreibt den Plot in unsere heutige aktuelle Situation. Olbrich verstärkt die politische Dimension des Stückes.

Mit dabei sind als Akteure Denis Merzbach, Chris Nonnast und Brit Purwin, die Dramaturgie übernimmt Bertold Meyer.

Neben der Premiere am 25.09.2020 gibt es weitere Aufführungen am 26.09., 03.10. und 04.10. 2020.

Informationen zu Karten gibt es unter www.depotdortmund.de

Randale in der Produzentengalerie 42

Bis zum 27. September 2020 zeigt die Produzentengalerie 42 in der Arneckestraße 42 siebzehn Kunstwerke zum Thema „Randale“. Doch damit ist nicht die rohe Gewalt gemeint, sondern die Gefühlswelten, die beim künstlerischen Schaffensprozess entstehen.

Laut Wikipedia bezeichnet Randale „heftigen und lautstarken Protest“ sowie „Ausschreitungen“. Doch den Künstlerinnen und Künstlern in der Ausstellung „Randale“ geht es um die Randale im Kopf eines Künstlers, der an einem Werk arbeitet. Hier ist die kreative Kraft gemeint, die für Randale im Kopf sorgt. Auch unfertige Kunstwerke und mutwillig zerrissene Arbeiten sind zu sehen.

Wenige Werke thematisieren direkt Gewalt. Im Schaufenster der Galerei hängt eine Art haut, die von Pflastersteinen getroffen wird und blutet, auf der anderen Seite ist ein Hochzeitskleid zu sehen, aus dem ein Monster hervorkommt, vielleicht eine Assoziation zu „Alien“.

(v.l.n.r.) Claudia Terlunen, Marika Bergmann und Michaela Düllberg sowie weitere Künstlerinnen und Künstler präsentieren "Randale" in der Produzentengalerie 42.
(v.l.n.r.) Claudia Terlunen, Marika Bergmann und Michaela Düllberg sowie weitere Künstlerinnen und Künstler präsentieren „Randale“ in der Produzentengalerie 42.

Die Arbeiten innerhalb der Galerie sind Abbilder von Schaffensprozessen unterschiedlicher Art, es gibt eine Vielzahl von kleineren Arbeiten, die für 15 € erworben werden können. Folgende Künstlerinnen zeigen ihre Werke: Ulla Kallert, Claudia Terlunen, Barbara Gisbert, Marika Bergmann, Petra Eick, Wendy Wendrikat, Annelie Sonntag, Hartmut Willutzki, Rosa fehr von Ilten, Claudia Karweick und Michaela Düllberg.

Umgang mit Isolation als aktuelles Thema im Kinder- und Jugendtheater

Die Stückentwicklung „miss you“ unter der Regie von Antje Siebers im Kinder und Jugendtheater Dortmund (ab 12 Jahren) beschäftigt sich besonders in der Zeit der Corona-Pandemie mit dem Thema des Umgangs mit Isolation und Suche nach Nähe. Wie gehen wir damit um, auf uns selbst zurückgeworfen zu sein?

Nicht nur in diesen Zeiten ein Thema, was uns alle betrifft und wo wir uns wiederfinden können.Die Premiere im KJT unter Corona-Bedingungen war am 18.09.2020,

Fünf Schauspieler*innen des Ensembles (Thomas Ehrlichmann, Ann-Kathrin Hinz, Andreas Ksienzyk, Max Ranft und Bettina Zobel), atmosphärisch begleitet von Musiker Manuel Loos, führten die Zuschauer*innen in die verschärfte Pandemie-Zeit April 2020.Da hatte uns Corona noch stärker als im Augenblick an unseren Wohnungen gebunden.

In Zeiten des Lockdowns gefangen in der engen Wohnung: Szenenbild mit Ann-Kathrin Hinz  und Thomas Ehrlichmann. (Foto: © Birgit Hupfeld)
In Zeiten des Lockdowns gefangen in der engen Wohnung: Szenenbild mit Ann-Kathrin Hinz und Thomas Ehrlichmann. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Bei der Recherche wurden sie zudem von der Klasse 6c des Goethe-Gymnasiums und ihrer Klassenlehrerin unterstützt. Mit ihren Corona-Tagebüchern aus der Zeit der Selbstisolation wurden ihre Wünsche, Ängste, Sehnsüchte u.s.w. in Form von Tonaufnahmen und Videoprojektionen auf die Bühnenleinwand projiziert.

Mit schwarz-gelbem Klebeband wurden die isolierten engen Wohnräume der fünf Schauspieler*innen auf der Bühne anschaulich manifestiert. Jede der Personen geht mit der Situation anders um und versucht, dass Beste daraus zumachen.

Die einen flüchten sich in schöne Träume und Erinnerungen, andere in Sport oder Renovierungsarbeiten. Die Träume und Erinnerungen wurden mit Hilfe einer Kamera und Miniaturpuppen oder Landschaften als Projektion auf der Leinwand sichtbar gemacht. Wenn die Wohnung verlassen wurde, war Abstand halten und Mund-Nasenmaske zum Schutz einzuhalten.

Witzige Tanz- und Bewegungschoreografien mit Tempo wechselten sich mit meditativ-ruhigeren Passagen ab. Eine Prise Humor war auch mit dabei.

Die Schauspieler*innen hatten die Gelegenheit, ihre emotionale Bandbreite von traurig, sentimental, witzig bis aufbrausend ausspielen.

Informationen zu weitere Aufführungsterminen und Karten erhalten Sie:

Tel.: 0231/ 50 27 222 oder unter www.theaterdo.de

Fordlandia – zwischenmenschliches Zauberballett von Lucia Lacarra und Matthew Golding

Der Lockdown und die Grenzsperrungen führten dazu, dass manche Paare für eine lange Zeit getrennt blieben. Besonders dramatisch war diese Zeit für ein Ballettpaar wie Lucia Lacarra und Matthew Golding, die nicht zusammen arbeiten konnten. Die Lehren aus dieser Zeit verarbeiteten beide zu einem emotionalen Programm, das den Titel „Fordlandia“ trägt. Ein Premierenbericht vom 19.09.2020.

Fordlandia ist eine Mischung zwischen Ballettfilm und realer Aktion auf der Bühne. Zunächst werden einige Zeit Bilder von Matthew Golding und Lucia Lacarra auf der großen Leinwand im Hintergrund gezeigt, während die beiden parallel auf der Bühne beinahe synchron die Choreographie „Stillness“von Anna Hop zur Musik von Chopin tanzten. Dieses doppelte Paar tanzen zu sehen, der Kontrast und die Gleichheit mit den Kinobildern war eine spannende neue Sichtweise.

Leider war das folgende Stück „Close“ dem vorangegangenen zu ähnlich. Die gleiche Choreografin und der gleiche Komponist. Glücklicherweise änderte es sich mit „Snow Strom“, das Programm nahm Fahrt auf. Hier begannen Lucia Lacarra und Matthew Golding im Film zwischen Bäumen zu tanzen. Auf der Bühne tanzte Golding ein wenig parodistisch nach der Musik von Georgi Swiridov einen klassisches Pas de deux.

Begeisterten das Publikum mit ihrem Programm "Fortlandia": Lucia Lacarra und Matthew Golding. (Foto: ©  Leszek Januszewski )
Begeisterten das Publikum mit ihrem Programm „Fortlandia“: Lucia Lacarra und Matthew Golding. (Foto: © Leszek Januszewski )

Der Höhepunkt des Abends war mit Sicherheit das Stück „Fordlandia“ nach der Choreographie von Juanjo Arqués. Während die Kinobilder das Meer zeigen und Lucia Lacarra auf einer Klippe, verwandelte sich die Bühne dank eines riesigen Stoffbandes, blauem Licht und Wind zu einem wilden Meer in dem die Beiden tanzten. Sehr beeindruckend für die Zuschauer.

In „Pile of Dust“ ebenfalls von Juanjo Arqués konnten wir weder Meer noch Wald erblicken, sondern die beiden Tänzer erschienen uns in Spektralfarben wie tanzende Geister. Romantisch wurde es am Ende bei „After the Rain“. Bei ruhiger Musik von Arvo Pärt und einem Hintergrundbild mit lila Wolken, zeigen die Lucia Lacarra und Matthew Golding, dass es nach der schweren Zeit auch wieder Zeichen der Hoffnung gibt und das ein neuer Morgen kommt.

Lucia Lacarra und Matthew Golding zeigten ein beeindruckendes Ballettprogramm. Sehr emotional, technisch sehr hochstehend, der Hoffnung macht auf eine Zeit ohne Beschränkungen und Lockdowns.

Der Titel „Fordlandia“ ist nach dem gescheiterten Projekt von Henry Ford benannt. Die Stadt in Brasilien sollte eine große Kautschukplantage beherbergen. Doch ökologische Probleme und kulturelle Unterschiede zwischen US-Amerikanern und Brasilianern führte zum Niedergang. Jetzt leben nur noch 2.000 Einwohner dort.

Mehr Informationen zu Terminen und Karten unter www.theaterdo.de

Zeitlose Wolkenbilder von Dieter Ziegenfeuter

Die Städtische Galerie Torhaus Rombergpark in Dortmund zeigt vom 20. September bis zum 11. Oktober 2020 „Wolkenbilder“ von Dieter Ziegenfeuter.

Eine elliptische Wolke schwebt jeweils tief über einem Horizont über der zivilisations- und vegetationsfreie Fläche. Sie wirkt wie eingefroren.

Oberflächlich betrachtet erkennt der Betrachter ein immer wiederkehrendes Motiv. Bei genauem Hinsehen bewegt sich Ziegenfeuter jedoch nicht nur auf einem für ihn wohlbekannten Terrain, sondern er lotet das Thema mit subtilem Feingefühl konsequent aus.

Mit Hilfe von differenziert aufgetragenen und sich überlagernden Farbschichten, gelingt es ihm, unterschiedliche Atmosphären in seinen Werken zu manifestieren. Strukturen sowie Licht und Schatten werden durch die Arbeit mit einem Gestalt gebenden Spachtel deutlich. Die bewusst gewählten Farben erzeugen verschiedene Stimmungen.

Dieter Ziegenfeuter präsentiert seine Wolkenbilder in der Galerie Rombergpark.
Dieter Ziegenfeuter präsentiert seine Wolkenbilder in der Galerie Rombergpark.

Wie der Künstler beim Pressegespräch erläuterte, nimmt die Arbeit an seine Bildern viel Zeit in Anspruch. Zumeist vermittelt seine Malerei einen hoffnungsvollen Optimismus, manchmal aber wirkt sie auch etwas beängstigend oder leicht bedrohlich.

Diese „Wolken“ waren, sind und werden da sein und über die menschenleere Landschaften schweben. Ein beständiger Faktor.

Dieter Ziegenfeuter arbeitet seit 1970 als freiberuflicher Grafik-Designer, Illustrator und Maler. Im Mittelpunkt seiner im Torhaus ausgestellten informellen (meist kleinformatigen Malerei, Aquarell auf Karton) stehen nicht flüchtige, sondern erdverbunden schwere, sich nicht verändernde Wolken.

Der Künstler (Jahrgang 1946) wurde schon vielfach ausgezeichnet. So wurden etwa 37 seiner Briefmarkenentwürfe realisiert (z.B. 2010 die „Schönste Briefmarke“). Im Jahr 2019 war er Preisträger des Wettbewerbs „Grafik aus Dortmund“. Bis zum Jahr 2014 war er Professor für Konzeption und Entwurf sowie Illustration an der Fachhochschule in Dortmund.

Die Bilder sind auch käuflich zu erwerben. (Preisliste liegt aus).

Die Ausstellung wird auch auf www.virtuellegalerie-dortmund.de online zu sehen sein.