Geierabend freut sich über große Zuschauerresonanz

Die Session für den alternativen Ruhr-Karneval Geierabend 2020 neigt sich dem offiziellen Ende zu. Am Dienstag, den 25.02.2020 findet die letzte Vorstellung auf Zeche Zollern statt. Der Geierabend-Veranstalter Horst Hanke-Lindemann freute sich mit dem gesamten Ensemble über 36 so gut wie immer ausverkaufte Vorstellungen mit 15.000 Besucherinnen und Besuchern.

Bei der Pressekonferenz berichtete Kabarettist Murat Kayi rückblickend über Innovationen wie starke Videosequenzen, üppig Absurdes, aktuelle Themen und Inhalte.

Von den politischen Ereignisse der letzten Tage und Wochen blieb auch der Geierabend und sei Programm nicht unberührt. Schnell musste die Szene mit Annegret Kramp-Karrenbauer nach dem Erfurter Demokratiedebakel komplett erneuert werden, der Programmpunkt mit den „Kriminellen Clans und Shisha-Bars unter besonderer Polizeibewachung“ musste letztendlich gestrichen werden, nachdem ein psychisch kranker rechter Rassist (das ist ja nicht unbedingt ein Widerspruch) in zwei Shisha-Bars in Haunau neun Menschen ermordet und sich dann sich selbst erschossen hatte.

Die kostenlosen Grußkarten des Geierabends für die Zuschauer wurden kurzerhand zu einer Protestaktion an die Thüringer FDP umfunktioniert und an sie adressiert.

Der Geierabend musste aufgrund aktueller Ereignisse sein Programm an manchen Stellen umändern. (vorne Martin Kaysh und Murat Kayi, im Hintergrund (v.r.n.l.) Horst Hanke-Lindemann, Roman Marczewski und Sandra Schmitz)
Der Geierabend musste aufgrund aktueller Ereignisse sein Programm an manchen Stellen umändern. (vorne Martin Kaysh und Murat Kayi, im Hintergrund (v.r.n.l.) Horst Hanke-Lindemann, Roman Marczewski und Sandra Schmitz)

Sandra Schmitz berichtete über die Schwierigkeit mit der Toleranz des Dortmunder Publikums in Bezug auf die Partnerstadt des Geierabends 2020 Gelsenkirchen. Die Rivalität zwischen Dortmund „BVB 09“ und „Schalke 04“ sei doch sehr groß. Der Anspruch des Geierabend ist es aber, nicht nur für Dortmund, sondern für das gesamte Ruhrgebiet satirisch zu sprechen. An der Verlosung für „Schalke-Freikarten“ fand trotzdem einen regen Zuspruch.

Leider heißt es nun Abschied nehmen von den langjährigen Ensemblemitgliedern „Franzi“ Mense-Moritz und Hans-Peter Krüger als Erzkomiker und Publikumslieblinge. Vor allem Mense-Moritz wird als Seele des Geierabends fehlen. Wenn es nicht so abgedroschen klingen würde, könnte man sagen: In jedem Ende liegt ein neuer Anfang.

Murat Kayi verkündete für die Zukunft sei man mit 3-5 Personen als Zuwachs für das Bühnenteam in guten Gesprächen. Gewartet wird mit Konkretem aber bis zum Ende der „Transferliste“.

Am 25.02.2020 wird im Rahmen der letzten Vorstellung der „Pannekopp-Orden 2020“ für „besondere“ Verdienste ums Ruhrgebiet vergeben. Er geht, wie der Steiger verriet, mit 35:0 Veranstaltungsstimmen an den Schalker Ehrenrat als Eskimo des Rassismus. Begründung: Wegen seiner laschen „Bestrafung“ von Schalke-Boss Clemens Tönnies hat sich der Schalker Ehrentat diesen „Orden“ redlich verdient.

Die Schalker antirassistische Fan-Initiative hat angekündigt, personell bei der letzten Vorstellung und somit der Ordensverleihung vertreten zu sein.




Sensibles Melodrama um Enoch Arden

Im Studio des Schauspiels Dortmund hatte „Enoch Arden“ (nach dem Versepos von Alfred Tennyson aus dem Jahre 1864) in der Inszenierung von Bjarne Gedrath am 23.02.2020 seine Premiere. Die Vertonung von Richard Strauss (1897) wurde von Oliver Siegel mit seinen musikalischen Arrangements frei adaptiert und als atmosphärische Begleitung auf die Bühne gebracht.

Viele kleine Deckenlampen wurden der Stimmung angepasst und jeweils ein oder ausgeschaltet. Auf der Bühne wurde ein mit etwas Wasser gefülltes niedriges schwarzes Wasserbassin angelegt. Auf einer Pritsche lag Enoch Arden (gespielt von Uwe Rohbeck). Das Wasser im Bassin stand symbolhaft für das Leben des Seemanns Enoch Arden.

Kurz vor seinem Tod zieht das Leben vom Seemann und Fischer Enoch Arden noch einmal an ihm vorbei. Seine Geschichte ist nicht nur tragisch für ihn, sondern sie betrifft auch in einem großen Maße seine große Liebe Annie (gespielt von Marlena Keil) und seine Kinder. Beide kannten sich schon seit Kindestagen und waren gut befreundet mit Philipp, den Sohn eines Müllers. Im Kampf um die Zuneigung und Liebe zieht der schüchterne Philipp den kürzeren. Enoch Arden und Annie heiraten und bekommen drei Kinder. Nach einem Unfall fürchtet der Protagonist, seine Familie nicht mehr genügend finanziell unterstützen zu können. Seine Kinder sollen es doch einmal besser haben. Er beschließt, mit einem Handelsschiff auf eine längere Reise in ferne Länder zu schippern und so viel Geld zu verdienen. Seine Frau kommt mehr schlecht als recht über die Runden.Ihr kaufmännisches Geschick, die Hoffnung, dass er schnell heimkehrt zerschlägt sich, als er auf einer Insel im Nirgendwo strandet und allein überlebt. Ganze zehn Jahre ist er verschollen. Die Stimmung der verzweifelte Annie wechselt zwischen Hoffen und Bangen. Das dritte kränkelnde Kind stirbt. Der finanziell gut stehende Philipp bietet an, die Schulbildung der Kinder von Annie zu finanzieren. Nach langen Zögern gibt Annie dem Liebesdrängen von Philipp nach und heiratet ihn schließlich. Die beiden bekommen auch noch einen Sohn. Doch dann kehrt Enoch Arden in seine alte Heimat zurück und muss eine schwere Entscheidung treffen…

Enoch Arden (Uwe Rohbeck) möchte sich seiner Annie (Marlena Keil) nicht offenbaren. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Enoch Arden (Uwe Rohbeck) möchte sich seiner Annie (Marlena Keil) nicht offenbaren. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Marlena Keil und Uwe Rohbeck gelang es wunderbar, die Gefühlslagen von Annie und Enoch gegenüber zu stellen. Die tiefe Einsamkeit, Liebe, Hoffnung und Verzweiflung aus beider Sichtweisen und Erlebnissen prallen aufeinander. Arden wollte das Beste für seine Familie und glaubte daran, schnell zu ihr zurück zu kommen. Sie hatte über viele Jahre die Ungewissheit über das Schicksal ihres Mannes und die Verantwortung für ihre Kinder zu tragen. So ähnlich erging es wohl den Frauen nach den Kriegen, wenn sie nicht wussten, ob ihre Männer noch lebten und jemals nach Hause kommen würden.

Die Text aus dem 19. Jahrhundert waren von eindringlicher Kraft und wurden oft vom Textblättern, die aus einer alten Schreibmaschine gezogen wurden, vorgelesen (und im Wasser versenkt). Trotz seines gebrochenem Herzen war Enoch am Ende das Glück von Annie wichtiger als sein eigenes.

Gelegenheit, dieses Stück im Studio zu erleben, gibt es noch am 28.02.2020 und am 06.03.2020 jeweils um 20:00 Uhr.

Infos gibt es wie immer unter www.theaterdo.de oder tel.. 0231/50 27 222