Am 29. Februar 2019 präsentiert das Kinder- und Jugendtheater (KJT) eine neue Produktion des Jugendclubs. Auf die Bühne kommt das Stück „Auerhaus“ nach dem Roman von Bov Bjerg. Die Stückfassung besorgte Robert Koall.
Die Geschichte dreht sich um den Jugendlichen Frieder, der nach einem gescheiterten Selbstmordversuch quasi zur Therapie, in einem x-beliebigen Kaff in Deutschland auf dem alten Hof seines Großvaters lebt. Um nicht alleine mit seinem Opa zu leben, kommen weitere Menschen hinzu: Höppner, Vera, Cäcilia, Harry und Pauline. Die Jugendlichen machen den Hof zu ihrem „Auerhaus“ – nach dem bekannten Song „Our House“ von Madness aus dem Jahre 1983. Das Stück selbst spielt in den 90er Jahren, die Kostüme und die Musik werden aus dieser Epoche sein.
Trotz der harten Story geht es in dem Stück auch um die Frage, wie gehen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen damit um, zum ersten Mal auf eigenen Füßen zu stehen, sich zu arrangieren oder aber auch Blödsinn zu machen. Oder kurz gesagt: Wie geht Leben?
Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind sechs Mitglieder des Jugendclubs. Sie sind zwischen 20 und 25 Jahre alt. „In den Stück ist viel von den jungen Erwachsenen eingeflossen“, so Milena Kowalski und Lioba Sombetzki vom KJT, die für die Regie, Dramaturgie und Choreografie verantwortlich sind. Ab Oktober wurde einmal wöchentlich geprobt, dazu gab es ein Intensivwochenende. „Das Stück ist ein vollwertiger Teil des Spielplans“, betonte Sombetzki. Es wird an sechs Terminen gezeigt und ist am 21. Mai 2020 im Rahmen des Festivals Unruhr zu sehen.
In eine fantastische Welt zwischen Traum und Wirklichkeit tauchten die Premierenbesucher beim Ballett „Ein Mittsommernachtstraum“ im Dortmunder Opernhaus ein. Die deutsche Erstaufführung des spektakulären Stückes von Alexander Ekmann in 2015 uraufgeführt, gewährt aufregende Einblicke in das Werk des schwedischen Starchoreografen.
Bei der Heuernte herrscht ein lebendiges Treiben, rhythmisch wirbeln die Tänzer Heubüschel auf und nieder, schwingen paarweise zusammen, wirbeln das Heu durch die Luft und gleiten dann wieder in gemeinsamen Bewegungen über die Bühne. Ein Paar tanzt vorbei und turtelt ein wenig, alles strahlt Energie und Vorfreude auf die kommende Midsommernacht aus. Große Heuballen werden hereingerollt und dienen als einzelne Bühnen auf denen getanzt wird. Bald steht die eigentliche Feier bevor und aus einem fröhlichen Volksfest entwickelt sich eine ekstatische Nacht in der alle Grenzen verschwimmen. Phantasie und Realität sind miteinander verwoben. Beim intensiven gemeinsamen Gruppenknuddeln aller Tänzer unter dem Midsommerbaum bricht das Publikum in spontanes Gelächter aus. Die Konturen verschwimmen. Tische schweben durch die Luft, große Bäume wachsen aus dem Himmel, fliegende Fische schweben vorbei, ein Liebespaar liebt sich in der Öffentlichkeit direkt an der Festtafel, es wird geschlemmt, getanzt, getrunken und gesungen. Die ganze Nacht ist bestimmt durch extreme Erfahrungen und Grenzüberschreitung. Dennoch liegt über allem eine fröhliche Unbeschwertheit, gepaart mit Anflügen leichter Melancholie. Das erwartbare Ende der Nacht verstärkt die Lust am Übermut.
Sängerin Hannah Tolf wob mit glockenhellem, glasklarem Gesang gemeinsam mit dem Musikensemble, bestehend aus Streichern, Klavier und Percussion einen Klangteppich aus sphärischen Klängen und folkloristischen Variationen. Die Zuschauer wurden durch die sinnliche Musik und die fantastischen Bühnenbilder mit auf eine fantastische Reise genommen.
Bevor Alexander Ekmann 2006 seine Karriere als Tänzer beendete, tanzte er beim schwedischen Königlichen Ballett, beim Cullberg Ballett und beim Nederlands Dans Theater NDT 2. Danach widmete er sich ganz der Choreografie und entwickelte in seinen Werken eine phantasievolle, kreative und eigenständige Ausdrucksweise. Eine kongeniale Verbindung besteht seit einer ersten Zusammenarbeit in 2012 zwischen Ekmann und dem Komponisten Mikael Karlsson, die auch hier beim Midsommernachtraum wunderbar gelungen ist. Das begeisterte Publikum verausgabte sich bei stehenden Ovationen mit lang anhaltendem Applaus. Ein unglaublich inspirierender Ballettabend. Bitte mehr davon.
Die nächsten Vorstellungstermine sind der 27. und 28. Februar, der 08., 20., und 28. März.
Die Dortmunder Philharmoniker lud am 24.02.2020 unter dem Titel „Im Puls von Kolja Blacher“ im Rahmen der Wiener Klassik Reihe in das hiesige Konzerthaus. Für dieses Konzert wirkte der renommierte Violinist Kolja Blacher als „Pulsgeber“ sowohl in einer Doppelfunktion als Musiker und Dirigent. Auf dem Programm standen die Werke dreier berühmter Komponisten, die in einem eigenen Bezug zu Wien standen.
Die Sinfonie D-Dur KV 385 „Haffner“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) entstand zu einer arbeitsintensiven Zeit für den Komponisten. Auch privat war es eine aufregende Zeit für Mozart. Er lebte 1782 bei seinen künftigen Schwiegereltern Weber und die Hochzeit mit deren Tochter Constanze war im vollen Gange.
Die Auftragsarbeit der reichen und einflussreichen Familie Haffner aus Salzburg zur Feier der Erhebung des Sohnes in den Adelstand. Im Jahr 1777 hatte Mozart schon eine sechssitzige Serenade für den Vater (Sigmund Haffner) komponiert. Diese wurde für die „Haffner“ Sinfonie auf vier Sätze gekürzt, Mozart tilgte Wiederholungen und fügte Flöten sowie Klarinetten hinzu. Das Werk zeugt von der großen musikalisch-dramatischen Kunst des Komponisten. Im zweiten Satz sind die Anklänge an die Serenade zu erkennen. Die typische „Verspieltheit“ des Komponisten durfte natürlich in der Sinfonie auch nicht fehlen. Blacher führte sich mit seiner Violine als gleichwertiger Teil der Philharmoniker gut in das Orchester ein.
Das folgende Violinkonzert D-Dur op. 61 von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) für einen befreundeten Geiger (Franz Clement) wurde 1806 in Wien präsentiert und setzte Maßstäbe für die Ewigkeit. Es gibt weniger dynamische Zuspitzungen, dafür passiert motivisch und thematisch so einiges. Allein das außergewöhnliche pochende Motiv der Pauken wird in verschiedenster Weise variiert. Mal steht die Solo-Geige, mal das Orchester im Vordergrund. Kolja Blacher konnte sein Können und Einfühlungsvermögen in dieser „gleichberechtigten“ Beziehung voll zur Geltung bringen. Außerdem fungierte er zwischendurch immer wieder als Dirigent und hatte das ganze Orchesterkonzept im Blick.
Nach der Pause folgte die 104. Sinfonie D-Dur von Joseph Haydn (1732 – 1806). Der Komponist weite nach dem Tod seines Mäzens Prinz Nikolaus Esterházy in Wien. Von dort aus lockte ihn der Ruf (1791 – 1792) nach London. Der Geiger und Impresario Johann Peter Salomon machte ihm ein Vertragsangebot für eigentlich sechs Sinfonien. Es war der Beginn einer großen Begeisterung der Londoner (Briten) für die Musik Haydns. Diese Sinfonie ist ein gutes Beispiel für die Fähigkeit des Komponisten, raffinierten Kontrapunkt mit volkstümlich-gängigen musikalischen Themen variationsreich zu verbinden. Auch bei dieser Sinfonie wurde Kolja Blacher mit seiner Violine wieder zu einem bereichernden Bestandteil der Dortmunder Philharmoniker.
Die Session für den alternativen Ruhr-Karneval Geierabend 2020 neigt sich dem offiziellen Ende zu. Am Dienstag, den 25.02.2020 findet die letzte Vorstellung auf Zeche Zollern statt. Der Geierabend-Veranstalter Horst Hanke-Lindemann freute sich mit dem gesamten Ensemble über 36 so gut wie immer ausverkaufte Vorstellungen mit 15.000 Besucherinnen und Besuchern.
Bei der Pressekonferenz berichtete Kabarettist Murat Kayi rückblickend über Innovationen wie starke Videosequenzen, üppig Absurdes, aktuelle Themen und Inhalte.
Von den politischen Ereignisse der letzten Tage und Wochen blieb auch der Geierabend und sei Programm nicht unberührt. Schnell musste die Szene mit Annegret Kramp-Karrenbauer nach dem Erfurter Demokratiedebakel komplett erneuert werden, der Programmpunkt mit den „Kriminellen Clans und Shisha-Bars unter besonderer Polizeibewachung“ musste letztendlich gestrichen werden, nachdem ein psychisch kranker rechter Rassist (das ist ja nicht unbedingt ein Widerspruch) in zwei Shisha-Bars in Haunau neun Menschen ermordet und sich dann sich selbst erschossen hatte.
Die kostenlosen Grußkarten des Geierabends für die Zuschauer wurden kurzerhand zu einer Protestaktion an die Thüringer FDP umfunktioniert und an sie adressiert.
Der Geierabend musste aufgrund aktueller Ereignisse sein Programm an manchen Stellen umändern. (vorne Martin Kaysh und Murat Kayi, im Hintergrund (v.r.n.l.) Horst Hanke-Lindemann, Roman Marczewski und Sandra Schmitz)
Sandra Schmitz berichtete über die Schwierigkeit mit der Toleranz des Dortmunder Publikums in Bezug auf die Partnerstadt des Geierabends 2020 Gelsenkirchen. Die Rivalität zwischen Dortmund „BVB 09“ und „Schalke 04“ sei doch sehr groß. Der Anspruch des Geierabend ist es aber, nicht nur für Dortmund, sondern für das gesamte Ruhrgebiet satirisch zu sprechen. An der Verlosung für „Schalke-Freikarten“ fand trotzdem einen regen Zuspruch.
Leider heißt es nun Abschied nehmen von den langjährigen Ensemblemitgliedern „Franzi“ Mense-Moritz und Hans-Peter Krüger als Erzkomiker und Publikumslieblinge. Vor allem Mense-Moritz wird als Seele des Geierabends fehlen. Wenn es nicht so abgedroschen klingen würde, könnte man sagen: In jedem Ende liegt ein neuer Anfang.
Murat Kayi verkündete für die Zukunft sei man mit 3-5 Personen als Zuwachs für das Bühnenteam in guten Gesprächen. Gewartet wird mit Konkretem aber bis zum Ende der „Transferliste“.
Am 25.02.2020 wird im Rahmen der letzten Vorstellung der „Pannekopp-Orden 2020“ für „besondere“ Verdienste ums Ruhrgebiet vergeben. Er geht, wie der Steiger verriet, mit 35:0 Veranstaltungsstimmen an den Schalker Ehrenrat als Eskimo des Rassismus. Begründung: Wegen seiner laschen „Bestrafung“ von Schalke-Boss Clemens Tönnies hat sich der Schalker Ehrentat diesen „Orden“ redlich verdient.
Die Schalker antirassistische Fan-Initiative hat angekündigt, personell bei der letzten Vorstellung und somit der Ordensverleihung vertreten zu sein.
Im Studio des Schauspiels Dortmund hatte „Enoch Arden“ (nach dem Versepos von Alfred Tennyson aus dem Jahre 1864) in der Inszenierung von Bjarne Gedrath am 23.02.2020 seine Premiere. Die Vertonung von Richard Strauss (1897) wurde von Oliver Siegel mit seinen musikalischen Arrangements frei adaptiert und als atmosphärische Begleitung auf die Bühne gebracht.
Viele kleine Deckenlampen wurden der Stimmung angepasst und jeweils ein oder ausgeschaltet. Auf der Bühne wurde ein mit etwas Wasser gefülltes niedriges schwarzes Wasserbassin angelegt. Auf einer Pritsche lag Enoch Arden (gespielt von Uwe Rohbeck). Das Wasser im Bassin stand symbolhaft für das Leben des Seemanns Enoch Arden.
Kurz vor seinem Tod zieht das Leben vom Seemann und Fischer Enoch Arden noch einmal an ihm vorbei. Seine Geschichte ist nicht nur tragisch für ihn, sondern sie betrifft auch in einem großen Maße seine große Liebe Annie (gespielt von Marlena Keil) und seine Kinder. Beide kannten sich schon seit Kindestagen und waren gut befreundet mit Philipp, den Sohn eines Müllers. Im Kampf um die Zuneigung und Liebe zieht der schüchterne Philipp den kürzeren. Enoch Arden und Annie heiraten und bekommen drei Kinder. Nach einem Unfall fürchtet der Protagonist, seine Familie nicht mehr genügend finanziell unterstützen zu können. Seine Kinder sollen es doch einmal besser haben. Er beschließt, mit einem Handelsschiff auf eine längere Reise in ferne Länder zu schippern und so viel Geld zu verdienen. Seine Frau kommt mehr schlecht als recht über die Runden.Ihr kaufmännisches Geschick, die Hoffnung, dass er schnell heimkehrt zerschlägt sich, als er auf einer Insel im Nirgendwo strandet und allein überlebt. Ganze zehn Jahre ist er verschollen. Die Stimmung der verzweifelte Annie wechselt zwischen Hoffen und Bangen. Das dritte kränkelnde Kind stirbt. Der finanziell gut stehende Philipp bietet an, die Schulbildung der Kinder von Annie zu finanzieren. Nach langen Zögern gibt Annie dem Liebesdrängen von Philipp nach und heiratet ihn schließlich. Die beiden bekommen auch noch einen Sohn. Doch dann kehrt Enoch Arden in seine alte Heimat zurück und muss eine schwere Entscheidung treffen…
Marlena Keil und Uwe Rohbeck gelang es wunderbar, die Gefühlslagen von Annie und Enoch gegenüber zu stellen. Die tiefe Einsamkeit, Liebe, Hoffnung und Verzweiflung aus beider Sichtweisen und Erlebnissenprallen aufeinander. Arden wollte das Beste für seine Familie und glaubte daran, schnell zu ihr zurück zu kommen. Sie hatte über viele Jahre die Ungewissheit über das Schicksal ihres Mannes und die Verantwortung für ihre Kinder zu tragen. So ähnlich erging es wohl den Frauen nach den Kriegen, wenn sie nicht wussten, ob ihre Männer noch lebten und jemals nach Hause kommen würden.
Die Text aus dem 19. Jahrhundert waren von eindringlicher Kraft und wurden oft vom Textblättern, die aus einer alten Schreibmaschine gezogen wurden, vorgelesen (und im Wasser versenkt). Trotz seines gebrochenem Herzen war Enoch am Ende das Glück von Annie wichtiger als sein eigenes.
Gelegenheit, dieses Stück im Studio zu erleben, gibt es noch am 28.02.2020 und am 06.03.2020 jeweils um 20:00 Uhr.
Infos gibt es wie immer unter www.theaterdo.de oder tel.. 0231/50 27 222
Im Dortmunder Kunstverein (Nähe U) sind vom 22. Februar bis zum 03. Mai 2020 unter dem Titel“La La CUNT“ aktuelle Werke der französischen Künstlerin Anne-Lise Coste (*1973) zu sehen.
Coste setzt sich in ihrer Arbeit mit den Themen Umwelt, Sex, Gewalt, Machtstrukturen, Frauenfeindlichkeit und Politik kraftvoll intuitiv und gleichzeitig sensibel auseinander. Wie sie beim Pressegespräch erklärte, geht in Frankreich wie in der übrigen Welt ein tiefer Riss durch die Gesellschaft, der in ihrer Kunst seinen Ausdruck findet. Sie bringt dabei viel emotionaler Subjektivität mit hinein.
Anne-Lise Coste vor ihrem gerade gesprühten Werk in den Räumen des Dortmunder Kunstvereins.
In ihren Kunstwerken verbindet sie einfache schematische Formen und Worte, die vom Dadaismus und der Art Brut beeinflusst sind. Auf Papier, Leinwand oder direkt auf die Wand bringt sie ihre emotionalen „Kunststatements“ zumeist mit filigranen Airbrush, kräftiger Sprühfarbe oder auch mit Pinsel, Lack oder Öl zur Geltung. Auch Gegenstände wie beispielsweise beim Schrotthändler ergatterte Motorhauben von Renault Twingos („Frauenwagen“), einer mit dem Aufdruck „Pute“ (Hure) werden bei ihr zu einem feministischen künstlerischen Aussage. Die direkte Sprache des Graffiti oder die Aneinanderreihung politisch assoziativer Worte in schwarzer Spray-Schrift regen zu Nachdenken an.
Der Ausstellungstitel verbindet das preisgekrönte Liebes-Filmmusical „La La Land“ mit dem frauenfeindlichen abwertenden „CUNT“ („Fotze“). Diese Setzung steht sinnbildhaft für eine Ausstellung, die Ironie, Rebellion sowie Emotionen ausstrahlt und gleichzeitig zeitgenössische Ängste offenbart. Diese Kunst ist voller Kraft und Fragilität, Gewalt und Sinnlichkeit und eine Mischung aus Poesie und Gesellschaftskritik.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 21.02.2020 um 19:00 Uhr im Dortmunder Kunstverein statt.
Am Sonntag, 8. März 2020 um 16:00 Uhr feiert im HELIOS Theater in Hamm eine neue Produktion Premiere: „Der Elefant im dunklen Haus“. Das Stück richtet sich an alle ab 6 Jahren.
„Was ist ein Elefant?“ – In der alten Geschichte von Rumi stellt ein König diese Frage an fünf gelehrte Männer. Keiner kann sie beantworten, weil jeder nur einen Teil des Ganzen erfasst.
In „Der Elefant im dunklen Haus“ erzählen Regisseurin Barbara Kölling und die Ensemblemitglieder Bahareh Sadafi und Mamadoo Mehrnejad von einer Dorfgemeinschaft. Ein Haus ist laut, das andere leise, das dritte eckig, das vierte dreckig. Es gibt Streit – oder eisige Stille…
Eines Tages kommt eine alte Frau aus ihrem Haus und fragt die anderen: „Was ist ein Elefant?“ Alle machen sich über die Frage lustig – und beginnen darüber zu streiten, welcher Teil des Elefanten der beste und wichtigste, der essentiellste sei…
Erzählt wird mit Licht und Schatten. Humorvoll und präzise zeichnen Bahareh Sadafi und Mamadoo Mehrnejad die verschiedenen Charaktere. Auf Leinwänden lassen sie Farben und Formen tanzen, die sich assoziativ zu Bildern vom Dorf, seinen Häusern und Menschen zusammensetzen. Ob die Teile des „Elefanten“ am Ende ein Ganzes werden? Beide sind in Dortmund gut bekannt durch ihre Produktion „Die Geworfenen“ im Roto Theater.
Weitere Aufführungen gibt es am 10. und 11. März jeweils um 10:00 Uhr sowie im Mai: für Familien am Sonntag, 17.05. um 16:00 Uhr und für Schulklassen und ältere Kindergartengruppen vom 18.-20. Mai jeweils um 10:00 Uhr. Karten zu 5,50 € pro Person (für Gruppen: 5,00 € je Kind, bis zu 4 erwachsene Begleitpersonen kostenlos) gibt es unter Tel. 02381 926837 oder per Mail an post@helios-theater.de.
Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Dortmund eine Stadt des Dadaismus ist. Auf dem Dortmunder Südwestfriedhof liegt Richard Huelsenbeck (1892-1974) begraben, einer der Mitbegründer der DADA-Bewegung. Vor vier Jahren wurde auch das 100-jährige Jubiläum von DADA groß in Dortmund gefeiert, organisiert von der Dortmunder DADADO Gruppe um Anette Göke, Richard Ortmann und Dieter Gawol.
1920 fand in Berlin die „Erste Internationale Dada-Messe“ statt. DADADO hat diese Idee wiederbelebt unter dem Motto „!ViVa DADA ‚20!“ und organisiert die Internationale DADAMesseDo vom 21. Februar bis 06. März 2020 im Dortmunder Künstlerhaus. 15 Tage gibt es historische und aktuelle Kunst zu sehen, viele Veranstaltungen, die an unterschiedlichen Orten stattfinden.
Im Künstlerhaus selbst zeigen Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz, Rumänien, England, Italien und Deutschland ihre Auseinandersetzung mit DADA. Es gibt eine Adaption des „Berliner Zimmers“ aus der ersten Dada-Messe. Die „Vier Kriegskrüppel“ von Otto Dix wurden modernisiert zu den „4K+“. Zu sehen sind in dem Bild Thomas Kemmerich, Kardinal Marx, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jürgen Klinsmann. Künstler des Werkes ist Franz Ott.
Sind von Kopf bis Fuß auf Dada eingestellt (v.l.n.r.) Matthias Ruhnke, Guido Richard, Paul Dorn, das Alien (Scarlett Schauerte), Anke Frankemöller, Richard Ortmann, Christiane Köhne und Dieter Gawol alias A.Diéga
Natürlich wird auch den beiden Hauptfiguren des Dortmunder DADA Richard Huelsenbeck und Jürgen Kalle Wierschgedacht. An beide wird in separaten Räumen in Ton und Bild erinnert.
Ein Hauptereignis der DADA-Messe ist die Dada-Collage. Über 150 Künstlerinnen und Künstler haben sich an dieser Collage beteiligt und ein oder zwei Objekte in der Größe von 20 x 20 cm nach Dortmund geschickt. Einige der Objekte stehen auch zum Verkauf, erklärte Dieter Gawol alias A. Diéga.
Dazu gibt es regelmäßige Führungen durch die Ausstellung, Vorträge, Lesungen und Performances sorgen für ein dadaistisches Lebensgefühl.
Des Weiteren gibt es zwei sehr besondere Veranstaltungen außerhalb des Künstlerhauses. Am 29. Februar 2020 wird im Kunstraum (Braunschweiger Straße 22) das kosmische Lautgedicht „Allschall“ aufgeführt. Am 01. März 2020 performt das Ensemble von „Oper, Skepsis und Gleisbau“ mit „ […alles gut…] ihre elektronische Kammeroper im domicil.
Unter dem Motto „Sehnsüchte und Sinnfragen“ ist im Haus Rodenberg (Café und obere Etage VHS) in Dortmund-Aplerbeck vom 8. März bis 09. Mai 2020 eine Kunstausstellung zu den ältesten Tarot-Karten (Visconti) zu sehen.
Die Idee zum „Visconti-Projekt – Hommage an das älteste Tarot der Welt – hatte vor drei Jahren die Schriftstellerin und Malerin Gabriella Wollenhaupt. Im Rahmen ihres historischen Romans um den holländischen Maler Vermeer wuchs ihre Begeisterung vor allem für die strahlend-kraftvollen Farben der Renaissance.
Wie sie beim Pressegespräch verriet, interessierte sie nicht so sehr der esoterische Aspekt der Visconti-Tarot-Karten, sondern besonders der kulturhistorische Aspekt.
Das älteste Tarot-Kartenspiel wurde für die Mailänder Fürstin Bianca Maria Visconti im Jahr 1442 erschaffen. Die Menschen damals wie heute suchten Orientierung und Hilfestellung in den Sinnfragen des Lebens und ihrer Sehnsüchte. Ganz pragmatisch etwa Antwort auf die Frage, wer im Konflikt zwischen Mailand und Venedig gewinnen würde.
Mit dem „Visconti Projekt“ setzten sich 23 Künstler*innen aus ganz Deutschland unter der Leitung und Organisation von Gabriella Wollenhaupt mit dem Thema auseinander. Für die Herstellung der Kartendecks und der finanziellen Angelegenheiten war die Malerin Ulla Schönhense verantwortlich. Beide ließen es sich nicht nehmen, selbst künstlerisch am Projekt Teilzunehmen.
Das Original erhaltenen Visconti Tarot-Kartenspiel besteht aus 22 Trumpfkarten, 16 Hofkarten und 40 Nummernkarten. Es werden 38 Gemälde ausgestellt.
Tarotkarten aus der Renaissance waren die Inspiration für die moderne Variante. (v.l.n.r.) Die Künstlerinnen Anette Göke, Ulla Schönhense und Gabriella Wollenhaupt sowie Jörg Wiedelmann (Schlosscafe Rodenberg) und Jochen Köller (Öffentlichkeitsarbeit vhs).
Vorgabe für die Künstler*innen war das Format von 40 x 80 cm, ein „schwarzer Kartenrand“, goldener Hintergrund für die Trumpfkarten und ein spezielles Rot für die Hofkarten. Die Bezeichnung der Karte durfte natürlich auch nicht fehlen.Nach einer Jury-Auswahlverfahren wurden dann letztendlich die Aufträge an die 23 Künstler*innen vergeben. Jede und jeder von ihnen brachte seinen persönliche Assoziationen zur heutigen Zeit in sein Kunstwerk mit hinein. In einem Katalog kann man die Gedanken von ihnen zu ihrer Arbeit nachlesen. Dort stehen auch die Preise für die Kunstwerke.
Um nur ein Beispiel zu zu geben: Die Trumpfkarte „Die Liebenden“ zeigt bei Ulla Schönhense eine blonde junge Frau und einen dunkelhäutigen jungen Mann in inniger Zweisamkeit. Ein wunderbar aktuelles Statement, dass die Kraft der Liebe eine über alle Grenzen hinweg gehende Verbindung schafft.
Das „Visconti-Projekt“ ist aber nicht bloß eine Ausstellung, sondern bietet auch ein spezielles Programm. Für Interessierte besteht die Gelegenheit, sich bei der Vernissage für 20,- Euro aus den Tarotkarten von Arkania Spirit legen lassen (oder ein Tarot-Kartenspiel für 25,- Euro käuflich erwerben).
Die Kosten von 20,- Euro pro Person gehen vollständig an den Förderverein der Mitternachtsmission Dortmund.
Die Vernissage findet am Sonntag, den 08.03.2020 um 11:00 Uhr im Wasserschloss Haus Rodenberg & Schosscafé statt. Die Ausstellung wird von der vhs-Dortmund unterstützt. Musikalisch begleitet wird die Ausstellungseröffnung von Jonas Taler (Saxophon) und Julian Friedrich (Bass-Gitarre).
Kein gewöhnlicher Theaterabend. Aber das war bereits bei dem Titel „Lolita (R)evolution (Rufschädigendst) – ihr alle seid die Lolita eurer selbst“ nicht zu vermuten. Und dann war da auch noch Regisseur Jonathan Meese, der auch auf der Bühne stand. Ein Theaterexperiment auf 2 ½ Stunden. Ars tremonia war am 15. Februar 2020 dabei.
Der Abend begann außergewöhnlich, aber unterhaltsam. Zunächst wurde dem Kunstlied gefrönt und danach gab es auf einer Leinwand eine kurze Zusammenfassung des Buches „Lolita“ von Vladimir Nakokov. Doch als der Vorhang endgültig aufging, changierte das Stück zwischen Theater und Kunstperformance. Hin und wieder hatte der Abend etwas von Erwachsenen, die ihren 5. Geburtstag nachfeiern wollen und auf dem Dachboden alte Klamotten gefunden haben, die sie nach Herzenslust anziehen. Besonders fasziniert ist Jonathan Meese von Nazi-Uniformen und er muss natürlich beinahe permanent den rechten Arm zum Hitlergruß heben. Wie provokant. Doch irgendwann wird die Provokation zur Pose und angesichts der Tatsache, dass beispielsweise in Dortmund mit der Partei „Die Rechte“ echte Nazis im Stadtrat sitzen und der Coup der AfD in Thüringen noch frisch im Gedächtnis ist.
Der Beginn der Kunstperformance war sehr vielversprechend. Auf einem überdimensionalem Bleistift saßen die sieben Schauspielerinnen und Schauspieler in einer Art Musketier-Verkleidung und warfen sich Schlagworte zu. Davon war noch „es muss ein Riss durch Deutschland gehen“ – nach der berühmten Herzog-Rede – noch ein witziger Bezug. Danach ergoss sich ein Schlagwortgewitter, in dem unter anderem die Alraune des Führers im Teutoburger Wald gesucht werden sollte. Später sollte die Alraune des deutschen Theaters gezüchtet werden.
Im weiteren Verlauf wurde unter anderem die Meuterei auf der Bounty aufs Korn genommen. Vor allem Fletcher Christian, der Anführer der Meuterer, bekam sein Fett weg. Denn schließlich ist die Seefahrt keine Demokratie. Der Seewolf und Ahab würden das bestätigen. Irgendeiner hat das Kommando.
Und ebenso ist das „Theater der Zukunft“, das Meese in seinem beigelegten Manifest beschreibt, keine Demokratie, auch keine Unterhaltung und paktiert nicht mit dem Publikum. Das ist ihm bei „Lolita“ ziemlich gut gelungen. Es hat auch niemand gesagt, dass die Diktatur der Kunst immer angenehm sein muss.
Das Bühnenbild war sehr beeindruckend. Einige Werke von Jonathan Meese („ich bin nicht ateliertauglich“) hingen in überdimensionaler Größe an der Decke und wurden hoch- oder runter gezogen. Links und rechts standen Telefonzellen, eine rote englische und eine gelbe deutsche, auf denen zwei Bildschirme standen. Die englische Telefonzelle zeigt den Film „Zardoz“ (1974) mit Sean Connery, auf den sich auch ein Bild von Jonathan Meese bezog und auf dem anderen „The Wicker Man“ (1973).
Musikalisch war es breit gefächert: Neben der Kunstmusik zu Beginn, gab es ein Poplied zu Deutschland und eine alte Schnulze von Peter Maffay. „Josey“ besingt ja gerade das gute alte Lolitathema.
Einen Knaller hatte Jonathan Meese noch gegen Ende, als er „Sonne“ von Rammstein quasi in Endlosschleife abspielen ließ. Doch nicht nur das, er sang im Refrain immer „Hier kommt die Mutter“ statt „Hier kommt die Sonne“. Wobei Rammstein auch ein schönes Lied mit dem Titel „Mutter“ hat, aber gut.
Am Ende kam tatsächlich (seine) Mutter auf die Bühne, bekam wie beim Kindergeburtstag auch ein Stück Küchen und durfte sich an den „Tisch der Erkenntnis“ setzen. Ihre Stimme aus dem Off war immer wieder wie ein kleiner Ordnungsruf an die Beteiligten.
Und jetzt das Fazit? „Lolita“ ist kein klassisches oder modernes Theaterstück, es bricht mit vielen Konventionen, aber es ist bunt, laut und schrill. Wer Loops liebt, der wird sich an den permanenten Wiederholungen erfreuen. Jonathan Meese, Maxililian Brauer, Henning Nass, Uwe Schmieder, Bernhard Schütz, Lilith Stangenberg und Anke Zillich performen bis an die Schmerzgrenze. Nur wer bereit ist, sich der totalen Dikatur der Kunst zu unterwerfen, wird einen tollen Abend genießen und mit „Sonne“ einen neuen Ohrwurm mit nach Hause nehmen.
Die weiteren Möglichkeiten, sich dem Diktat der Kunst unterzuordnen, bestehen am 21. März 2020, 03. April 2020, 25. April 2020 und am 16. Mai 2020. Alle Termine beginnen um 19:30 Uhr.
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