Klangvokal – Weihnachtskonzert mit barockem Flair

Mit einem Weihnachtskonzert am 22. Dezember 2019 um 17 Uhr im Reinoldisaal unter dem Titel „Von Engeln und Hirten“ präsentierte das Festival Klangvokal nochmals seine Kompetenz in Sachen Alte Musik. Tenor Daniel Behle, zur Zeit aktiv im Dortmunder „Lohengrin“, sang zusammen mit der Berliner Lautten Compagney von Wolfgang Katschner Weihnachtslieder aus verschiedenen Ländern.

Bei diesen Weihnachtsliedern waren keine bekannten „Mitsinglieder“ dabei wie „Oh du fröhliche“, sondern traditionelle Weisen aus Spanien, Frankreich oder England, deren Tradition teilweise bis in die Barockzeit zurückreicht. So stammt „Lieb Nachtigall wach auf“ aus dem Jahre 1670 und das französische „Entre le bœuf et l’âne gris“ („Zwischen Ochs und grauem Esel“) stammt aus dem 18. Jahrhundert, ebenso wie „Adeste fidelis“. Kamen die Weihnachtslieder vor der Pause eher aus dem spanischsprachigen Raum, ging es nach der Pause mit deutschen und englischen Liedern weiter.

Daniel Behle (in der Mittel) und Ensemblemitglieder der Lautten Compagney Berlin brachten weihnachtliche Stimmung in den Reinoldisaal. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Daniel Behle (in der Mittel) und Ensemblemitglieder der Lautten Compagney Berlin brachten weihnachtliche Stimmung in den Reinoldisaal. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Zwischen den gesungenen Liedern spielte die Lautten Compagney kleine Stücke aus der Renaissance- und Barockzeit. Von Michael Praetorius (1571-1621) über Andrea Falconierei (1585-1656) bis hin zu Henry Purcell (1659-1695) reichte das Programm an diesem Nachmittag.

Alle Beteiligten hatten sichtlich viel Spaß an dem Konzert. Daniel Behle führte auch durch das Konzert und erklärte, worum es in diesen Liedern ging. Die Musiker der Lautten Compagney waren ebenso engagiert bei der Sache. Einen Sonderapplaus bekam Percussionist Peter Bauer bei seinem Maultrommel-Solo.

Für Freundinnen und Freude alter Musik wird das Festival Klangvokal auch im kommenden Jahr 2020 wieder einige Highlights bieten.

Improshow der Theaterpartisanen im Schauspielstudio Dortmund

Der Jugendclub des Schauspiels Dortmund unter der Regie und Moderation von Theaterpädagogin Sarah Jasinszczak lud wieder einmal zu ein Improshow in das Studio des Hauses ein. Bei dieser Show sind Spielfreude, Mut und Teamfähigkeit gefragt.

Die 16 jungen Nachwuchsschauspiel*innen (8 weibliche und acht männliche Jugendliche) zeigten nicht nur ihr schauspielerisches Talent und Schlagfertigkeit, sondern dem Publikum wurde auch vorgeführt, wie wichtig Improvisationsvermögen als Rüstzeug für einen Schauspieler ist.

Nach einer kurze Aufwärmphase wurden vom Publikum die auf Zetteln in einem Hut steckenden unterschiedlichen Impro-Spiele gezogen. Mit einem motivierenden zurück zählen von 5,4,3,2,1, Go!!! gingen die einzelnen Improvisationsspiele dann los.

Die jungen Theaterpartisanen wurden in die unterschiedlichsten Spielsituationen praktisch ins kalte Wasser geschmissen, und mussten schnell und schlagfertig auf die unterschiedlichsten Kommandos der anderen Mitspieler und vorgegebenen Orte oder Wetterbedingungen reagieren.

Die Teamfähigkeit und das Zusammenspiel der Theatergruppe wurden besonders bei dem sogenannten „Expertenspiel“ auf die Probe gestellt. Die Einzelnen von fünf Theaterpartisanen außer einem ausgewählten leitenden Moderator mussten auf Fragen jeweils nur mit einem Wort antworten. Die Worte mussten in einem witzigen und logischen Zusammenhang von den Beteiligten möglichst passend hintereinander gebracht werden.

Die Theaterpartisanen boten eine gelungene Improshow. (Foto: © Schauspiel Dortmund)
Die Theaterpartisanen boten eine gelungene Improshow. (Foto: © Schauspiel Dortmund)

Dem Theater-Nachwuchs war der Spaß am Schauspielen und bei vielen von ihnen auch ein gewisses Talent erkennbar. Gegen Ende bekam das vorwiegend junge Publikum wie immer die Gelegenheit, selbst einmal in das Improvisation einzugreifen und mit zu spielen.

Vielleicht hat ja der eine oder andere von ihnen auch Lust am Schauspielen und Theater bekommen.

Der Jugendclub Theaterpartisanen ist ein Improvisationstheater ab 14 Jahren. Dort werden unterschiedliche Formen des Theatermachens ausprobiert. Jede oder jeder kann dort mitmachen, der über 14 Jahre alt ist. Treffen ist immer mittwochs 17.00 bis 19:00 Uhr ( erst wieder im neuen Jahr 2020) im Schauspielhaus (Probebühne 3).

Für junge Erwachsene, Studenten und Auszubildende zwischen 19 und 27, die Improtheater kennenlernen möchten, gibt es das spezielle Angebot „Improtheater für Studis“. Hier kann ausprobiert und der Spaß am Spiel entdeckt werden. Zusätzlich kann an der eigenen Präsenz gearbeitet und neue Kompetenzen entwickelt werden.

Treffen: immer mittwochs 19:00 bis 21:00 Uhr im Schauspielhaus (Probebühne 3).

Die Weihnachtsgeschichte durchgelüftet

Zur Einstimmung auf die anstehenden Festtage bot sich im Theater Fletch Bizzel mit „Drei Monarchen mit dem Weihrauchfass“ eine witzig-ironische Inszenierung an. In einer Mischung aus Kabarett, Musik und Klamauk streifen Leslie Sternenfeld und Stefan Keim in ihrem Stück durch die Weihnachtsgeschichte.

In einen roten und einen blauen Nikolausmantel gehüllt, mit tiefschwarzen Sonnenbrillen ziemlich cool aussehend, erschienen die Protagonisten auf der Bühne und intonierten zur Musik von „Highway to Hell“ den Text „Rentier zu schnell“ einen pompösen Auftakt. Der imaginierte Rentierschlitten geriet natürlich in eine Radarfalle und wurde geblitzt.

Die folgende Weihnachtsgeschichte wurde allerdings ganz neu erzählt. Denn: Eine Bibel wurde gefunden! Das Original! Geschrieben weit vor der uns bekannten! Sie enthält „Das Neue Testament nach Jussuf“ – eigentlich aus heutiger Sicht das älteste.

Drei Skatbrüder fungierten als die drei Könige, Stefan Keim als blindes Schaf Jossele kann nur bellen statt blöken und fragt ausdauernd „Wann sind wir da?“, ein Engel versichert, dass die Herberge noch zu besichtigen sei.

Zwischendurch fantasierten die Beiden über eine Neuinszenierung in Oberammergau. Der Ochsenkarren könnte durch einen E-Roller ersetzt werden, die Hirten durch Helikoptereltern, am Kreuz könnte eine feministische Maria hängen…

(v.l.n.r.) Stefan Keim als "Anita" und Leslie Sternenfeld als "Roy Black" in der skurrilen Weihnachtsshow "Drei Monarchen mit dem Weihrauchfass". (Foto: © Anja Cord)
(v.l.n.r.) Stefan Keim als „Anita“ und Leslie Sternenfeld als „Roy Black“ in der skurrilen Weihnachtsshow „Drei Monarchen mit dem Weihrauchfass“. (Foto: © Anja Cord)

Eine wilde Phantasie folgte der Nächsten. Abwechselnd singend oder am Piano spielend spickten Stefan Keim und Leslie Sternenfeld die Erzählung mit umgedichteten Schlagertexten. Auf den Song von Brings „Kölsche Jung“ dichteten sie: „Als kleiner Junge hab ich mich mal verlaufen, ich glaube ich wollte Jesuslatschen kaufen“

Neben der Weihnachtsgeschichte erfuhr in einem zweiten Erzählstrang die Hitparade mit Dieter Thomas (Stefan Keim) und dem Heck (Leslie Sternenfeld) eine Wiederbelebung. Im Countdown von acht Schlagerevergreens verpackten die Kaberettisten ihre neuen Texte in Ohrwürmer aus den siebziger Jahren oder auch der Neuen Deutschen Welle („Codo“ von DÖF). In schwarzen Glitzerjackets intonierten sie Songs von Roland Kaiser, Jürgen Marcus oder Udo Jürgens. Auf Platz eins landeten zum Höhepunkt der Vorstellung Roy Black und Anita, durch Stefan Keim mit blonden langen Zöpfen herzallerliebst dargestellt.

Mit viel Spaß am Wortwitz, manchmal absurden Gedankenkapriolen, aber immer mit viel Begeisterung und Phantasie bereiteten die Künstler ihrem Publikum einen sehr vergnüglichen Abend.

Eine weitere Vorstellung geht am Samstag, den 21. Dezember ab 20 Uhr im Fletch Bizzel (www.fletchbizzel.de) über die Bühne.

Wenn Geier proben

Dieses Mal nutzte ars tremonia die Gelegenheit, einmal die Proben für die kommende Session 2020 des Geierabends mitzuerleben. Die Gewinner des Tegtmeier Ehrenpreises 2019 waren gut in Form und arbeiteten hart an ihren Pointen, um für die Premiere am 03. Januar 2020 fit zu sein.

Wir haben den Durchlauf des ersten Teil mitverfolgt und geben ein paar Informationen preis. Natürlich nicht alles, schließlich steht ja die kommende Session unter dem Stern des 100-jährigen Geburtstages des gebürtigen Wattenscheiders James Bond. Zudem wollen wir den Lesern nicht die Vorfreude auf die Show nehmen.

Musikalisch ist das Geierabend-Ensemble sehr breit aufgestellt und präsentiert unterschiedlichste Genres von Hoch- bis Popkultur. Es treten auf: Personal Coaches des Schreckens, James Bond, des Deutschen liebstes Auto, eine bekannte Politikerin mit Doppelnamen und ein merkwürdiges Instrument. Daneben gibt es ein kleines, verträumtes Stück über Wörter.

Wer hier wen mit der Sackkarre auf die Bühne schiebt, bleibt erst mal geheim. Kann sich James Bond drum kümmern.  (Foto: © Anja Cord)
Wer hier wen mit der Sackkarre auf die Bühne schiebt, bleibt erst mal geheim. Kann sich James Bond drum kümmern. (Foto: © Anja Cord)

Dazu durften wir einen kleinen Blick hinter die Kulissen werfen. Denn es gibt einige Menschen, die nicht auf der Bühne stehen, aber sehr viel zum Erfolg der ganzen Sache beitragen wie beispielsweise Marion Seul. Sie ist eine Meisterin des Wiederverwertens, so dass einmal gebaute Dinge in verschiedenen Daseinsformen wieder auferstehen und ein weiteres Bühnenleben fristen.

Informationen zum Kartenerwerb sind nicht mehr „top secret“, sondern wurden „geleakt“ unter https://www.geierabend.de/vorverkauf.

Dortmunder U zeigt Grenzräume in der zeitgenössischen irischen Kunst

Auf der sechsten Etage des Dortmunder U ist vom 20.12.2019 bis zum 17.03.2020 die Gruppenausstellung „The Other Side – Grenzräume in der zeitgenössischen irischen Kunst“ zu sehen.

Gleich drei in Nordirland und in der Republik Irland lebende Künstler*innen beleuchten mit ihren Fotografien, Collagen, Skulpturen und Videoinstallationen das brisante Thema Grenzen von verschiedenen Seiten. Das Thema „Grenzen“ und vor allem die aktuelle Situation zwischen Nordirland und der Republik Irland haben ja durch den drohend näher rückenden Brexit an besonderer Aktualität gewonnen.

1. Enda Bowe zum Beispiel gibt mit seinen vergrößerten Fotografien eindrucksvolle Einblick in das Leben von Jugendlichen auf beiden Seiten der sogenannten Friedensmauern in Belfast. Diese werden zum Teil aus Sicherheitsgründen nachts immer noch geschlossen.

2. In seinen Fotografien und Videoinstallationen erkundet Willie Doherty die Verankerung der traumatischen Vergangenheit in Landschaft und Orten, häufig in seinem Heimatort Derry. Dieser Ort erlangte durch das „Bloody sunday“-Massaker im Januar 1972 traurige Bekanntheit.

Kennen sich mit schwierigen Grenzerfahrungen nicht nur auf irischer Seite aus: (v.l.n.r.) Enda Bowe, Dragana Jurišić und Seán Hillen.
Kennen sich mit schwierigen Grenzerfahrungen nicht nur auf irischer Seite aus: (v.l.n.r.) Enda Bowe, Dragana Jurišić und Seán Hillen.

3. Die Videokünstlerin Jesse Jones verknüpft in „The Other North“ geschickt den militärischen Konflikt und die individuellen Erfahrungen und Traumata von Nordiren und Südkoreanern miteinander. Therapie-Gruppengespräche aus den 1970er Jahren von (Nord-)Iren wurden später von südkoreanischen Schauspielern nachgesprochen und auf Video nachgestellt.

4. Schon seit über 25 Jahren collagiert Seán Hillen eigene (schwarz-weiß) Fotografien der „Troubles“ und irische (farbige) Postkartenmotive. Dabei entstehen verwirrende und teils humorvolle Landschaften. Da überwindet auch schon mal ein Cowboy auf seinem Pferd die Grenze.

5. Kathy Prendergast hinterfragt mit ihren kartografischen Interventionen die Bedeutungshoheit und vermeintliche Objektivität von Karten und Globen. Sie zeigt so deutlich, das Ländergrenzen immer nur menschliche Konstrukte sind. Bedrückend und eindringlich steht bei ihrer Arbeit ein ganz in Schwarz gehülltes Haus. Einerseits eingebunden in das gesamte Gefüge, ist es doch auch geschlossen und abgeschottet.

6. Die in Dublin lebende serbisch-kroatische Fotografin Dragana Jurišić begibt sich in „YU_ The Lost Country“ auf eine fotografische Spurensuche in ihrer alten Heimat, die so nicht mehr existiert. Als Grundlage diente ihr dabei ein altes Reisebuch über Jugoslawien. Sie erinnert uns so daran, wie zerbrechlich der europäische Frieden sein kann.

Eine wichtige Ausstellung in Zeiten, wo zunehmende Abgrenzung und nationalistisches Denken zunimmt. Deutschland hat zumindest vor über dreißig Jahren die innerdeutsche Teilung friedlich überwunden, auch wenn das „Zusammenwachsen“ sich immer noch schwierig gestaltet.

Eintritt: 5,- Euro/ ermäßigt 3,- Euro.

Nähere Informationen erhalten Sie unter www.dortmunder-u.de oder tel.. (0231) 50-24723

Akustisch-visuelle Reise in das unendliche Universum

Im Dortmunder Konzerthaus fand im Rahmen des 1. Konzert für junge Leute „Poetry Slam Concert: Endlich Unendlich“ ein akustisch sowie visuelles Fest der Sinne statt. Beteiligt waren mehrere Akteure. Zunächst einmal die starke Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung vom 1. Kapellmeister Motonori Kobayashi, die den musikalischen Hintergrund boten.

Die Sopranistin Angela Davis sorgte mit ihrer klaren Stimme einfühlsam bei Antonin Dvořáks „Russalka- Das Lied an den Mond“ zusätzlich für Unterstützung.

Moderiert wurde das Konzert wieder einmal von Sebastian23 (Poetry Slam). Ein hochkarätige Poetry Slam Gruppe mit Bas Böttcher, David Friedrich und Jule Weber bereicherten die eindrucksvolle Musik mit witzigen, nachdenklichen, kritischen und gereimten Texten, passend zur jeweiligen Musik.

Als besonderer visueller Genuss verband Live Painter Artur Fast (wie schon beim Peer Gynt Konzert für junge Leute) die Inhalte mit feinen Variationen computerunterstützte Live-Zeichnungen, die auf eine Leinwand im Hintergrund projiziert wurden. Diese wurden den je nach Musik oder Text sensibel verändert.

Motonori Kobayashi führte mit den Dortmunder Philharmonikern durch das musikalische Programm. (Foto: © Anke Sundermeier)
Motonori Kobayashi führte mit den Dortmunder Philharmonikern durch das musikalische Programm. (Foto: © Anke Sundermeier)

Los ging es mit Richard Strauss hymnischen „Also sprach Zarathustra Op.30“. Nun wurde das Publikum musikalisch in das Weltall katapultiert. Als erste begegnete man natürlich dem Mond mit „Das Lied an den Mond“ (Antonin Dvořák) und einem feinsinnigen Poetry-Slam Text.

Nach „Spiegel im Spiegel“ (Arvo Pärt) ging die Reise mit Gustav Holst ( Die Planeten – Jupiter) zum größten Planeten des Sonnensystems (fünfter Planet von der Sonne aus gesehen), der im vorgetragenen Text wie auch optisch auf der Leinwand eine eindringliche Wirkung entfaltete.

Als Höhepunkt wurde das zumeist junge Publikum in die unendliche Welten von Star Wars geführt. Live wirkt die Musik von John Williams noch imposanter.

In vier Abschnitten wurde der Bogen vom berühmten Hauptthema (Main Title), über „Princess Leia‘s Theme“, über „The Imperial March (Darth Vader‘s Theme)“ bis zum „Throne Room & End Title“ gespannt.

Während der erfahrene Bas Böttcher sich der ambivalenten Person des Darth Vader in seinem Text zuwandte, berührte David Friedrich zuvor mit seinem Text über seine kleine Nichte Leia (nach der Star Wars-Prinzessin benannt), die er als Hoffnungsträgerin in unserer Zeit mit all seinen Brandherden bezeichnet.

Es trifft sich gut, dass gerade jetzt der neu „Star Wars“-Film anläuft und sich schon eine große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

Auf alle Fälle hatten das junge (oder auch nicht mehr so junge) Publikum ein großes Crossover Konzerterlebnis. Hoffentlich wirkt es für das spätere Leben gerade der jüngeren Menschen nach.

Ausflug in die deutsche Romantik beim 3. Philharmonischen Konzert

Am 10. und 11. Dezember 2019 entführten uns die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von John Nelson in die Stadt Leipzig. Klar, dass Richard Wagner ein Heimspiel hat. Doch auch der Rheinländer Robert Schuhmann und der Hamburger Johannes Brahms haben Beziehungen in die sächsische Stadt. Eine weitere Gemeinsamkeit: Sie sind alle Komponisten der Romantik.

Der Beginn machte der „Hausherr“ Wagner. Seine Ouvertüre zu „Rienzi“ klang überhaupt nicht nach seinen Spätwerken wie beispielsweise der „Ring“. Und doch gibt es einzelne Elemente – wie die Doppelschläge bei den Streichern – die unter anderem beim „Tannhäuser“ wiederkehren. Ansonsten ist es eine in der „alten Operntradition“ verhaftete Komposition. Was aber nichts Schlechtes heißen soll, im Gegenteil. Die Dortmunder Symphoniker spielten diesen Part mit virtuosem Flair.

Danach folge die 4. Sinfonie von Robert Schuhmann. Ein besonderes Werk, denn alle Sätze gehen ineinander über. Das heißt, es gibt kein großes Atemholen, weder für das Publikum, noch für die Musiker. Auch diese Aufgabe bewältigten die Dortmunder Philharmoniker mit Bravour. Komponiert hatte Schuhmann die Sinfonie bereits 1841, veröffentlicht aber erst 1851. Das Stück ist reich an musikalischen Einfällen und Melodien, die in einem Beziehungsgeflecht zueinander stehen und so die Sinfonie zusammenhalten. Noch kommt in dieser Musik die Traurigkeit Schuhmanns nicht ganz zum Tragen, schließlich beendete er die Komposition zum Geburtstag seiner Frau Clara.

Benedetto Lupo zeigte eine tolle Leistung beim 1. Klavierkonzert von Brahms. (Foto: © Musacchio & Ianniello)
Benedetto Lupo zeigte eine tolle Leistung beim 1. Klavierkonzert von Brahms. (Foto: © Musacchio & Ianniello)

Nach der Pause kam die Zeit des Pianisten Benedetto Lupo. Seine kraftvolle Interpretation vom 1. Klavierkonzert von Johannes Brahms war sicherlich der Höhepunkt des Philharmonischen Konzertes. Besonders beeindruckend war das gute Zusammenspiel sowohl vom Solisten als auch vom Orchester. Von Brahms zu Schuhmann gibt es natürlich eine Verbindung: Clara. Brahms hatte tiefe emotionale Bindungen sowohl zu Robert als auch zu seiner Frau Clara entwickelt. Die durchaus widersprüchlichen Gefühle, die Brahms für Clara empfand, hinterließen eine unerbittliche Spur.

Der erste Satz ist von gewaltigen Ausmaßen. Jeder Zuhörer hat für sich wohl Stellen, die ihm persönlich am besten gefallen. Der unerwartet ruhige Auftritt des Solisten, die Bearbeitung der thematischen Ideen oder das Hornsolo am Ende des Satzes. Das D-Dur-Adagio besticht durch seine meditative Ruhe. Zwischendurch gibt es wunderbare Akzente für das Orchester – beim Einsatz der Holzblasinstrumente oder bei Brahms‘ überraschendem Einsatz der Pauken in den letzten Momenten des zweiten Satzes. Das Finale hat eine schroffe, ja beinahe barocke Dynamik. Gegen Ende beschert uns der Komponist zwei Kadenzen, durch die Brahms den Satz in Richtung Dur steuert und das Konzert zu seinem feurigen Ende kommt.

Konfrontative Kunstinstallation von Idan Hayosh im Museum Ostwall

Schon zum sechsten Mal vergeben die Freunden des Museums Ostwall in diesem Jahr den MO-Kunstpreis „Dada, Fluxus und die Folgen“. In diesem Jahr fiel die Wahl auf den 1979 in Israel (Tel-Aviv) geborenen und heute in Essen lebenden und arbeitenden Künstler Idan Hayosh. Der jährlich an Künstler*innen vergebene, mit 10:000 Euro dotierte, Preis würdigt die- oder denjenigen, deren Werk vom Geist der Fluxus-Bewegung inspiriert ist.

Aus Anlass der am 15. Dezember 2019 um 11 Uhr stattfindenden Preisverleihung installiert Hayosh im Oberlichtsaal auf der Ebene 6 des Dortmunder U die Licht-und Sound-Installation „the RUNWAY (lamps #29).

Sie ist bis zum 15.03.2020 zu sehen und jeweils zur vollen Stunde 15 Minuten lang begehbar.

Die Installation "the RUNWAY" (lamps #29) von Idan Hayosh in Aktion im Museum Ostwall.
Die Installation „the RUNWAY“ (lamps #29) von Idan Hayosh in Aktion im Museum Ostwall.

Der Künstler kommt aus der Fotografie und ist vor allem mit der Faszination im Umgang mit Licht beschäftigt, wie Dr. Nicole Grothe (Kuratorin und Leiterin der Sammlung des Museums) erklärte.

Was sind Berührungspunkte des Künstlers zu Fluxus? Zum eine gibt er Dingen des Alltags (Lampenscheinwerfer, Gaskartuschen, Winkelschleifer) durch die Verbindung von durch Strom (und Verstärker) erzeugtem Sound und Licht eine besondere Bedeutung und eigener Ästhetik.

Man muss außerdem die Kunst (Sound-Installation) physisch erleben, und wird gleichzeitig vom Licht und der strengen formalen Anordnung und dem lauten Sound abgestoßen und gleichzeitig magisch angezogen.

Die Installation „The Runway (lamps #29)“ besteht aus unzähligen Scheinwerferlampen, deren elektronischen Ströme in Sound umgesetzt werden. Beim Einschalten der Installation wird aus der scheinbar harmlos wirkenden Präsentation der vielen unterschiedlichen Lampen ein Angriff auf all unsere Sinne. Das gleißende Licht blendet die Betrachterin und den Betrachter, während der laut Sound wie eine Lärmwand wirkt, die uns zurück weichen lässt.

Es empfiehlt sich, beim Eingang zur Installation die angebotenen Ohrstöpsel zu tragen. Länger als fünf Minuten sollte man sich nicht dort aufhalten. Der Kontrast zwischen der beängstigenden Alarmsituation und der anziehenden Schönheit zieht einen in den Bann. Diese Installationskunst ist laut, grell und aggressiv. Hayosh will kein spezifisches politisches Statement abgeben, sondern seine Arbeiten für sich sprechen lassen.

Freuen sich über die Installation des Preisträgers Idan Hayosh. Dr. Nicole Grothe (Leiterin der Sammlung des Museum ostwalls) und Benjamin Sieber (Vorsitzender der Freunde des Museums Ostwall)
Freuen sich über die Installation des Preisträgers Idan Hayosh. Dr. Nicole Grothe (Leiterin der Sammlung des Museum ostwalls) und Benjamin Sieber (Vorsitzender der Freunde des Museums Ostwall)

Die Freunde des Museums Ostwall haben für das Haus drei Winkelschleifer erworben, die zusammen an Strom angeschlossen „ihren“ ganz eigenen Sound verbreiten.

Studenten der Technischen Universität Dortmund haben zur Installation von Hayosh ein Begleitprogramm entwickelt. Zu erleben ist es am 24.01.2020 und dem 31.01.2020 jeweils von 11:00 bis 14:00 Uhr.

Städtischer Kunstankauf 2018 im Torhaus Rombergpark zu sehen

Jedes Jahr kauft das Kulturbüro der Stadt Dortmund aktuelle Arbeiten heimischer Künstlerinnen und Künstler an, die zum Jahresende in der hiesigen Galerie Torhaus Rombergpark ausgestellt und einem größeren Publikum unter dem Titel „einblicke 2018“ präsentiert werden.

Für diese spezielle Kunstförderung stehen jährlich 25.000 Euro zur Verfügung. Eine Kommission aus verschiedenen Parteien des des Ausschusses für Kultur, Sport und Freizeit wählte die Werke aus. Bewerben können sich sich alle professionell ausgebildeten in Dortmund arbeitenden Kunstschaffenden. Neben dem Ankaufsgeld ist es eine gute Möglichkeit für die Ausgewählten, ihre Bekanntheit noch zu vergrößern.

Da die städtische Galerie Torhaus Rombergpark vorübergehend geschlossen war, werden diesmal erst die angekauften Arbeiten aus dem Jahr 2018 gezeigt.

Susanne Henning vom Kulturbüro und Janesha Jeyakaran (FSJ Kulturbüro) vor den Arbeiten von Roul Schneider ("Landschaft", 2018) und der Fotoarbeit von Anja Bohnhof ("Krishak", 2017/18).
Susanne Henning vom Kulturbüro und Janesha Jeyakaran (FSJ Kulturbüro) vor den Arbeiten von Roul Schneider („Landschaft“, 2018) und der Fotoarbeit von Anja Bohnhof („Krishak“, 2017/18).

Diese Werke, Fotografien, Bilder (Mischtechnik) in unterschiedlichen Formaten und Ausdrucksformen sowie wenige Skulpturen bieten die breite und Vielfalt der Dortmunder Kunstszene ab. Dreißig hiesige Künstler (darunter achtzehn Frauen) waren die Glücklichen, deren Werke angekauft und somit besonders gewürdigt wurden.

Die Arbeiten sind vom 15. Dezember 2019 bis zum 05. Januar 2020 im Torhaus zu sehen. Anschließend kommen sie in das Kunstarchiv der Stadt Dortmund (Küpferstraße 3). Dort besteht die Gelegenheit für die Bevölkerung und Unternehmen, sich Kunst für ein geringeres Entgelt auszuleihen und sie für eine gewisse Zeit im „eigenen Haus“ zu präsentieren.

Übrigens: Die Ausstellung „einblicke 2019“ folgt folgt fast direkt danach vom 12. Januar bis zum 05. Februar 2020.

Die Ausstellung „einblicke“ – Städtischer Kunstankauf 2018 (ein Förderprogramm für Dortmunder Künstlerinnen und Künstler) wird am Sonntag, den 15. Dezember 2019 um 11:00 Uhr im Torhaus Rombergpark (Städtische Galerie Dortmund) eröffnet.

Jenseits der Oberfläche

In der Ausstellung „Schichten-Stränge-Stofflichkeiten“ zeigt das Künstlerhaus Dortmund vom 13. Dezember 2019 bis zum 2. Februar 2020 Positionen von Mirjam Elburn, Esther Hagenmaier und Simona Koch. Alle drei Künstlerinnen haben sich auf unterschiedlichster Weise mit der Zeitlichkeit und dem Material auseinandergesetzt. Durch die Entscheidung der Kuratorin Denise Ritter nur drei Künstlerinnen auszuwählen, hat jede von ihnen mehr Raum zur Verfügung. Das tut der Ausstellung gut.

Sehr interessant sind die Arbeiten von Mirjam Elburn. Sie arbeitet mit unterschiedlichen Materialien wie beispielsweise Wurstpellen, die sie zu einer Art Kokon zusammennäht. Auch mit Polaroids beschäftigt sich die Künstlerin. Ihr Interesse gilt dabei den verschiedenen Schichten und Chemikalien in dem Polaroid-Film. Ein ganz besonderes Interesse hat Mirjam Elburn an menschlichen Haaren, die in verschiedenen Objekten wiederkehren. Ganz besonders in den „Biestern“, bei denen die Haare aus einer Seifenkiste zu wuchern beginnen, ähnlich wie pelziger Schimmel. Die Haare werden von ihr in mühevoller Kleinarbeit gefilzt. Aber genau diese Zeitlichkeit ist ihr in ihren künstlerischen Arbeiten wichtig.

Die Künstlerinnen lassen sich bewusst Zeit mit dem Material. (v.l.n.r.) Simona Koch, Kuratorin Denise Ritter und Mirjam Elburn.
Die Künstlerinnen lassen sich bewusst Zeit mit dem Material. (v.l.n.r.) Simona Koch, Kuratorin Denise Ritter und Mirjam Elburn.

Die Arbeiten von Esther Hagenmaier sind am besten unter dem Begriff „Fragmentierung von Architektur“ zusammenzufassen. Hierbei reduziert die Künstlerin die durch die Wahl des Bildausschnittes die fotografierte Architektur. Anschließend schneidet sie die Außenkanten radikal weg. So entwickelt Esther Hagenmaier ihre Photographie weiter zum Objekt, das durchaus dreidimensionale Anklänge zeigt. Manche Werke wirken durch den Kontrast auch wie in einem Puzzlespiel oder wie in einem Tetris-Spiel.

Kunst und Wissenschaft verbindet Simona Koch. Sie ist sozusagen für die Stränge zuständig und hat ein „universellen Stammbaum“ aufgestellt. Dieses imposante Kunstwerk besteht unter anderem aus 8000 Meter Sisal-Seilen. In einem Nebenraum befindet sich eine Art wissenschaftlicher Tisch mit verschiedenen gesammelten Objekten aus der Natur, aber auch Auszeichnungen der Künstlerin. Ebenso beeindruckend ist der Stop-Motion-Film „Organismus 8 Wachstum #3“, bei der Simona Koch 2000 Zeichnungen auf einem Blatt Papier aufgenommen hat. Hier ist wieder die zeitliche Komponente zu finden, die auch Mirjam Elburn in ihren Arbeiten benutzt. Statt auf Automation zu setzen, wird bewusst die Arbeit mit dem Material bevorzugt, auch wenn es länger dauert.

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Mirjam Elburn, Biester, 2009, 24 Seifenkisten, menschliches Haar gefilzt

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Esther Hagenmaier, „form_03, 2018“ und „rhythm_04, 2018“

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Simona Koch zeigt u.a. einen „Experimentiertisch“ mit verschiedenen Objekten.

Passend dazu gibt im Künstlerhaus Dortmund eine Materialwerkstatt für Kinder und Jugendliche von 10 bis 14 Jahre am 21. und 22. Dezember von 11 bis 18 Uhr. Die Künstlerin Mirjam Elburn leitet diese Werkstatt. Anmeldungen bis zum 17. Dezember unter m.elburn@gmx.de

Mehr Infos finden Sie unter www.kh-do.de