Köpfe – realistisch, surreal oder abstrakt

Andrzej Irzykowski zeigt vom 17.11. bis zum 08.12 2019 in der Galerie
Torhaus Rombergpark unter dem Titel „Köpfe“ Zeichnungen und
bildhauerische Arbeiten.

„Der Kopf ist die
Zentrale“, erklärt Andrzej Irzykowski sein Interesse am Haupt des
Menschen. In der Ausstellung präsentiert er Köpfe in verschiedenen
Stilen und Materialien.

Auf der hinteren
Seite des Torhauses zeigt Irzykowski drei klassisch gestaltete
Portraits. Mit dabei sind die Köpfe von Chopin und Beethoven, zwei
der Lieblingskomponisten des Künstlers. Geplant sind noch weitere
Komponistenbüsten wie die von Mozart oder Bach.

Sehr spannend sind
die Arbeiten, die eher in die surreale oder abstrakte Richtung gehen.
Der „Träumer“ scheint zu zerfließen, er ist ein Hauch von Kopf,
obwohl er aus Bronze ist. Der „Dickkopf“ hingegen besteht aus
Eichenholz, das schon mehrere hundert Jahre alt ist und von einer
Mühle stammt. Der „Dickkopf“ ist auf den ersten Blick ein grober
Klotz, er hat aber durch eine Art Krone etwas majestätisches an
sich.

Aus Eisenguss sind
die „Totems“. Sie erinnern mit ihrem Aussehen an an afrikanische
Masken. Der „Ritter“ wiederum ist aus fertigen Metallteilen
entstanden, die in einer Schlosserei anfallen.

Andrzej Irzykowski neben seinem "Ritter", der aus Materialien einer Schlosserei besteht.
Andrzej Irzykowski neben seinem „Ritter“, der aus Materialien einer Schlosserei besteht.

Ein weiteres
interessantes Objekt ist der „Buch Kopf“ aus aus Bronze, auf dem
sich einiges an Patina angesammelt hat. Für Andrzej Irzykowski ist
ein Buch „das Gedächtnis der Menschheit“. Zwei eckige
„Querköpfe“ aus Bronze zeigen sehr abstrahierte Gesichter.

Zusammenfassend kann
man sagen, die große Formenvielfalt macht den Reiz dieser
Ausstellung aus. Bei manchen Objekten findet der Betrachter schnell
das Gesicht zum Kopf, bei anderen muss man länger suchen oder wie
beim „Dickkopf“ seine Fantasie spielen lassen.

Daneben hängen acht
Chinatuschezeichnungen auf Bristol-Papier. „Zeichnen ist Therapie
von der Bildhauerei“, bekennt Andrzej Irzykowski, „da kann ich
mich austoben.“

Auf alle Fälle
freut sich der Künstler auf den Dialog mit dem Publikum.

Die Vernissage ist am 17.11.2019 um 11 Uhr. Das Torhaus hat dienstags und samstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.




Weihnachtsmärchen um Ausgrenzung und Willkür im Schauspiel Dortmund

Andreas Gruhn (Direktor des Kinder und Jugendtheaters Dortmund) hat
es auch in diesem Jahr wieder geschafft, mit „Zwerg Nase“
(Wilhelm Hauff) zusammen mit seinem gesamten Ensemble-Team (KJT) plus
sechs Statisten (Jugendclub KJT) ein auch visuell opulentes
Weihnachtsmärchen für die Familie mit Kindern ab sechs Jahren auf
die Bühne des Dortmunder Schauspiels zu bringen.

Die Hauptperson
Jakob, muss schon in jungen Jahren seiner Mutter auf dem Markt am
Gemüse-Obst-Stand als „Kundenlockvogel“ dienen. Sein Vater
verdient als Flickschuster nicht viel Geld.

Als er sich um eine
über die Ware nörgelnde alte, hässliche Kräuterhexe mit dürrem
Hals und langer Nase aus Verärgerung verspottet, lockt sie ihn zu
sich nach Haus und verzaubert ihn mit einem besonderen Kraut. Der
wohlgestaltete Junge wird zu einem halslosen Zwerg mit langer Nase.
Sieben Jahre muss er dort leben und mit Hilfe der im Haus der Hexe
dienenden Eichhörnchen und Meerschweinchen kochen lernen. Mit Hilfe
eines Eichhörnchen gelingt ihm die Flucht nach Hause. Dort erkennen
ihn seine Eltern und die Bewohner der Heimatstadt nicht mehr und
machen sich über ihn lustig. Es gelingt ihm, eine Anstellung als
Koch beim Herzog zu bekommen, der sehr zufrieden mit ihm ist.
Brenzlich wird es, als er ein ganz besonderes Gericht, die „Pastete
Souzeraine“ für den anspruchsvollen Gast, einem anderen Fürsten,
servieren soll.

Der ist in Konkurrenz mit dem Herzog. Mit Hilfe der „sprechenden Gans“ Mimi, der Tochter eines Zauberers, findet Jakob am Ende da Kraut „Niesmitlust“ und flieht wieder als der ursprüngliche Jakob verwandelt mit der auch vom Zauber befreiten Mimi…

Die Bühne wurde mit
Hilfe einer Drehbühne multifunktional für die jeweils verschiedenen
Orte der Handlung genutzt. Fließende Videoprojektionen einer
mittelalterlichen Stadt und andere Gegenden und Orte sorgten für
eine lebendige Atmosphäre, die durch die Musik- und
Geräuscheinspielungen von Oliver Kessler begleitet wurden.

Ein großes Kompliment für die Ausstattung von Oliver Kostecka und für die wunderschönen fantasievollen Kostüme (beispielsweise für die hohen Herren aus der Zeit des Rokoko) und (Tier)-Masken.

Streit um die richtige Zutat: (v.l.n.r.) Fürst (Rainer Kleinespel), Zwerg Nase (Johanna Weißert) und herzog (Andreas Ksienzyk). (Foto: © Birgit Hupfeld)
Streit um die richtige Zutat: (v.l.n.r.) Fürst (Rainer Kleinespel), Zwerg Nase (Johanna Weißert) und herzog (Andreas Ksienzyk). (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das Märchen ist als
Märchen im Märchen konzipiert und wurde stimmungsvoll von einem
Erzähler im Orient in arabischer Sprache begleitet. Schließlich ist
das Märchen eine Rahmenerzählung aus „Der Scheik von
Alessandria und seine Sklaven“.
Die deutsche Übersetzung
konnte an beiden Seiten verfolgt werden.

Das beteiligten Schauspieler*innen des KJT-Ensemble mussten teilweise in mehrere Rollen schlüpfen, was sie mit viel Einsatz, Spielfreude und überzeugend taten. Besonders witzig und eindrucksvoll war zu hören und sehen, wie sich Fürst (Rainer Kleinespel) und Herzog (Andreas Ksienzyk) immer mehr in „Rage“ streiten. Auch Jan Westphal als schusselige Wache sorgte für viele Lacher bei den großen und kleinen Besuchern. Die lustigen Choreografien (Catharina Gadelha) der „Tiere“ sorgte für Heiterkeit. Da ein Theater nicht wie im Film mit CGI-Effekten um sich werfen kann, hatte sich Andreas Gruhn einen Kniff ausgedacht. Den „echten“ Jakob spielte Thorsten Schmidt, während der verzauberte Jakob, also Zwerg Nase, von Johanna Weißert dargestellt wurde.

Es war eine eindrucksvolle und für das Auge ansprechende Weihnachtmärchen-Inszenierung zum Nachdenken.

Das Thema Ausgrenzung derjenigen, die „anders“ sind, ist leider immer noch ein aktuelles. Eine weitere Ebene ist aber die von Hauff „märchenhaft“ dargestellte Willkürherrschaft der Herzöge und Fürsten im zersplitterten Deutschland des revolutionär brodelnden Vormärz im 19. Jahrhundert.

Es lohnt sich
eventuell doch, hinter die Fassade des ungewöhnlichen, uns
befremdlichem „Anderen“ zu blicken und sich Herrscher-Willkür
mit Freunden entgegen zu stellen.

Informationen zu
weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter
www.theaterdo.de oder Tel.:
0231/ 50-27222