Akademisches Jugendtheater aus Rostow am Don mit vier Gastspielen im KJT

Russland ist nicht nur für perfektes klassisches Ballett bekannt, sondern hat auch eine besondere Theaterlandschaft zu bieten. Im Rahmen von unserer Stadt unterstützten „Russischen Kulturtage“ (21.09.2019 – 13.10.2019) gastiert das Akademische Jugendtheater aus unserer Partnerstadt Rostow am Don mit gleich vier unterschiedlichen Stücken für verschiedene Altersgruppen im KJT (Kinder- und Jugendtheater) in Dortmund.

Der Leiter des KJT Andreas Gruhn konnte bei einem Pressegespräch einiges aus seiner Erfahrung mit einem KJT-Besuch in Rostow am Don über das spezielle Theater in Russland berichten. Das Theaterensemble ist mit bis zu vierzig Personen größer üblicher Weise in Deutschland. Sie beeindrucken durch ihre gewaltige Bildsprache, sind sehr akrobatisch und Musik spielt eine große Rolle, so Gruhn. Es lohnt sich, die Chance wahrzunehmen, dieses russische Theater einmal live zu erleben.

Was wird im Kinder- und Jugendtheater geboten?

Es beginnt am Freitag, den 11.10.2019 um 11:00 Uhr mit „Eines Tages.. oder alle Jungs sind blöd!“ (Ksenija Dragunskaja).

Diese traumhaft-märchenhafte Stück für Kinder ab 4 Jahre spielt mit den weiblichen und männlichen Anteilen in uns auf eine kindgerechte Art und bietet auch Lustiges wie eine Kissenschlacht.

Alles kehrt sich um.

Am Samstag, den 12.10.2019 steht um 19:30 Uhr Bumbarasch“ (von Julij Kim und Wladimir Daschkewitsch) ab 12 Jahre. Es entführt das Publikum in die Zeit des Ersten Weltkriegs und an deren Ende die Entstehung der Sowjetunion mit all seinen Wirren, Chaos und bitteren Konsequenzen gerade auch für die Bauern. Bumbarasch ist eigentlich Bauer, wird als Soldat in den Krieg berufen. Er und muss sich dann auch durch die folgende Zeit mit den Bolschewisten auseinander setzen, obwohl er eigentlich nur seine Ruhe will. Eingebettet in diese politischen Hintergründe ist eine Liebesgeschichte, und das Stück ist trotz allem mit viel Musik, akrobatischen Elementen und einer revuehaften Erzählweise unterhaltsam gestaltet.

"Bumbarasch" erzählt von den Wirren in den Zeiten des Ersten Weltkrieges in Russland. (Foto:© Akademisches Jugendtheater Rostow am Don)
„Bumbarasch“ erzählt von den Wirren in den Zeiten des Ersten Weltkrieges in Russland. (Foto:© Akademisches Jugendtheater Rostow am Don)

Am Sonntag, den 13.10.2019 um 15:00 Uhr wird es mit „Kaschtanka“ – Die Geschichte eines Hundes (Erzählung nach Anton P. Tschechow) ab 6 Jahre poetisch und bewegend. Die einsame Hündin Kaschtanka hat mit ihren Erinnerungen an ihr Herrchen, Einsamkeit und Hunger zu kämpfen.

Zum Abschluss wird am Sonntag, den 13.10.2019 um 18:00 Uhr die preisgekrönte Inszenierung und sentimentale Komödie „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ (E.E. Schmitt) für Jugendlichen ab16 Jahre gespielt. „Monsieur Ibrahim“ ist französisch elegant und auf orientalische Art Weise, und eine eine geistreiche und berührende Coming-of-Age Geschichte.

Es ist das größte Austauschprojekt zwischen den beiden Theatern, und ist sowohl für russischsprachige wie für deutschsprachige Dortmunderinnen und Dortmunder interessant. Die beiden Abendveranstaltung werden deutlich, die Aufführungen für Kinder simultan übersetzt oder vorab erklärt.

Die Karten kosten für alle Stücke 7 Euro und 5 Euro für Kinder bis 14 Jahren.

Erhältlich sind Karten im Kundencenter des Theaters (Platz der alten Synagoge), unter www.theaterdo.de und Tel. 0231/50 27 222.

Über die Gastspiele im KJT hinaus finden übrigens im Rahmen der Russischen Kulturtage überall in Dortmund Veranstaltungen in allen Sparten statt.

Junger Blick auf 50 Jahre Städtepartnerschaft Dortmund-Leeds

Von Februar bis September 2019 haben in Dortmund und in Leeds jeweils eine Schülergruppe fotografisch das Bild ihrer Stadt erarbeitet. Jede Gruppe hat 25 Bilder ausgewählt und an die andere geschickt, so dass eine identische Ausstellung mit 50 Fotografien im 50. Jahr der Städtepartnerschaft in beiden Städten zeitgleich gezeigt wird. In Dortmund werden die Bilder in der „Produzenten-Galerie 42“ vom 4. – 28. Oktober 2019 gezeigt

In Dortmund sind es Schüler des Westfalen-Kollegs in Kooperation mit der UZWEI im Dortmunder U, betreut durch die Fotodesignerin Etta Gerdes und den Künstler Klaus Pfeiffer. In Leeds besuchen die Schüler das Leeds City College und werden von Geoff Gillingwater und Titus Carey betreut. Während der Arbeitsphase wurden Bilder digital ausgetauscht, bevor es jetzt zur Abschlusspräsentation kommt.

Der "Bierkutscher" in Leeds, fotografiert von Jade Ratcliffe, und sein Kollege in Dortmund, aufgenommen von Santo Mutari.

Dieser junge Blick auf ihre Stadt macht die Ausstellung so spannend. Dabei sind sehr viele eindrucksvolle Bilder entstanden. Sie ist der „Bierkutscher“ auf Fotos aus Leeds und Dortmund zu entdecken. Auch der Vergleich der Hafenanlagen beider Städte ist sehr interessant.

Da die Galerie vom Platz her etwas beengt ist, werden alle Fotos auf der UZWEI in einem Screening bis zum 31.12.2019 gezeigt.

Produzenten-Galerie 42
Arneckestraße 42
44139 Dortmund
Öffnungszeiten Do – Sa 16 – 19 Uhr und So 15 – 18 Uhr.

1. Philharmonische Konzert – Musik aus der neuen Welt

Mit einem Konzert, dessen Schwerpunkt auf „New York“ lag, begannen die Dortmunder Philharmoniker ihre Spielzeit. Samuel Barber, Bernd Franke, Leonard Bernstein und Antonín Dvořak hießen die Komponisten in dem abwechslungsreichen Programm. Gespielt wurde am 01. und 02. Oktober im Konzerthaus.

Das „Adagio for Strings“ wurde 2004 von Hörern der BBC zum „traurigsten klassischen Stück“ gewählt. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Vor allem, nach welchen Maßstäben misst man das? Jedenfalls wurde es auf Beerdigungen verschiedener berühmter Persönlichkeiten gespielt und zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von 2001. Selbstverständlich untermalte es besonders traurige Filmsequenzen. Der Nachteil war, dass Samuel Barber (1910-1981) auf das eine Stück reduziert wurde. In der Popmusik würde man von einem „One-Hit-Wonder“ sprechen, was dem Komponisten aber nicht gerecht würde.

Der Schlüssel zur emotionalen Wirkung des Adagios liegt in seiner harmonischen Spannung. Die brachten die Dortmunder Philharmoniker, unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz gut zu Gehör.

Danach wurde es modern. Bernd Franke (*1959) ist zwar kein Amerikaner, doch sein Stück „open doors“ für Bandoneon und Orchester wurde von New York inspiriert. Genauer gesagt von der dortigen U-Bahn. So waren zunächst Audioaufnahmen von einfahrenden Zügen von der Empore abgespielt und dann ging die Fahrt los. Musikalische Einsprengsel, in der Pop-Musik würde man Loops dazu sagen, unterstützen den Dialog zwischen Bandoneon, gespielt von Per Arne Glorvigen, und dem Orchester. Das Bandoneon hat wie das Akkordeon den Ruf als reines Tangoinstrument zu dienen. Glorvigen zeigte in der Komposition, dass das Instrument zu weiteren Klangfarben fähig sein kann. So spielte er in einer Zugabe zusammen mit der Cellistin Franziska Batzdorf das Prélude aus der Cello Suite Nr. 1 von Bach. Aber als Bandoneonspieler kann man wohl nicht anders, als zweite Zugabe erklang ein Tango.

Wenn nach einem amerikanischen Komponisten gefragt wird, wird vermutlich nach Gershwin Leonard Bernstein genannt. Aus seinem ersten Musical „On the Town“ wurden drei kleine Stücke gespielt, die das nervöse Stadtleben New York musikalisch untermalten. Wie bei Franke spielt die U-bahn eine wichtige Rolle. Die drei Stücke sind sehr unterschiedlich, vor allem das zweite „Lonely Town“ ist ein langsamer, träumerische Pas de deux, das zärtlich vom Orchester interpretiert wurde.

Nach der Pause war Antonín Dvořak an der Reihe: Seine 9. Sinfonie ist eine der am häufigsten gespielten Sinfonien und wer diese Melodien schon einmal gehört hat, der weiß, warum. Dvořak wollte einer Art „amerikanischen Musik“ den Weg weisen und versuchte, die Musik der negro spirituals und der Indianer in seine Sinfonie aufzunehmen. Ob ihm das gelungen ist, ist nicht so sicher, wahrscheinlich steckt auch viel Böhmisches in dem Werk, aber es ist ihm gelungen, seine Empfindungen der „neuen Welt“ in Musik umzusetzen. Und manchmal malt Dvořak auf dem Notenblatt monumentale Landschaftsbilder, die sicher spätere Filmkomponisten inspiriert haben. Berühmt geworden ist das Dreiklangs-Hornthema. Es erscheint als Leitmotiv in allen vier Sätzen. Egal, ob böhmisch oder amerikanisch: Die gesamte Sinfonie ist ein gelungenes Meisterwerk, das von den Dortmunder Philharmoniker mit großen Engagement dargebracht wurde.

Grenzen der Toleranz und was kann politisches Theater bewirken

Im Studio des Schauspiel Dortmund befasst sich ab Sonntag, den 06.10.2019 (Uraufführung) um 18:00 Uhr das Stück „Familien gegen Nazis“ von Laurence Young unter der Regie von Laura N. Junghanns mit einem höchst aktuellem und brisanten Thema. Wie umgehen mit dem wachsenden und zunehmend aggressiver vorgehendem neuen Rechten.

Zum Stück:

Eine Familie, Vater, Stiefmutter und drei bereits erwachsene Kindern gibt alles im Kampf gegen Rechte und Rechtspopulisten. Im Rahmen einer Spielshow haben sie die einmalige Gelegenheit, die 1.000.000 Euro für einen humanitären Projekt ihrer Wahl zu gewinnen. Es steht ihnen die Konfrontation mit verschiedenen Spielen wie etwa „Wahrheit oder Pflicht“, Situationen und Statements bevor. Es geht um eigene Ängste, Verantwortung und einiges mehr. Sind ihre Taten tatsächlich von Bedeutung oder doch nur Gewissensberuhigung? „Die Familie kennt das Format, weiß aber nichts über genaue Inhalte“, verriet die Regisseurin Junghanns im Pressegespräch mit Ars tremonia.

Das Hauptthema hinter der Inszenierung ist der fehlende und notwendige Diskurs und konstruktive Kommunikation in eine gespaltenen Gesellschaft. Das gilt selbstverständlich auch für das Theater. Eine aktive Auseinandersetzung mit diesem Thema ohne erhobenen Zeigefinger ist eine wichtige Zielsetzung..

Die Familie ganz in Bonbon-Farben: (v.l.n.r.) Caroline Hanke, Uwe Rohbeck, Alida Bohnen, Lea Annou, Alida Bohnen, Lea Annou Reiners, Max Ranft und Berna Celebi. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Die Familie ganz in Bonbon-Farben: (v.l.n.r.) Caroline Hanke, Uwe Rohbeck, Alida Bohnen, Lea Annou, Alida Bohnen, Lea Annou Reiners, Max Ranft und Berna Celebi. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Texte (und Inszenierung) bewegen sich bewusst auf der Grenze des des Aushaltbaren und loten zudem die Frage aus: „Was darf man auf einer Bühne zeigen und wo liegen da die Grenzen?“

Atmosphärisch unterstützt wird die Vorstellung musikalisch live (auch mit eigens für die Produktion entwickelten Songs) vom Dortmunder Duo AniYo kore (Melody & Rene). Im letzten Jahr war das Duo schon bei „Orlando“ (ebenfalls Regie Laura N. Junghans) mit von der Partie.

Für Live-Video Animationen sorgt der im Schauspiel schon bekannte und erfahrene Tobias Hoeft.

„Es wird eine Bühnenshow geben, die neben dem, was das Publikum von einer solchen erwartet, auch Überraschungen bietet“, so Junghanns.

Die Aufführung dauert ungefähr 1 Stunde und 40 Minuten.

Für die Uraufführung am 06.10.2019 gibt es nur noch wenige Restkarten. Informationen und Karten zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.; 0231/ 50 27 222

Der Kampf um einen neuen Vertrag

Schauspieler und Profifußballer haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben nur befristete Verträge und irgendwann stehen Vertragsverlängerungen an oder der Trainer resp. Intendant wechselt. Es bleibt die bange Frage: Was wird aus mir? Werde ich übernommen oder muss ich mir ein neues Theater oder einen neuen Verein suchen? Tatsächlich steht ja dem Schauspielhaus Dortmund mit der Spielzeit 20/21 ein Wechsel der Intendanz bevor. Daher hat die Komödie „Das Reich der Tiere“ durchaus eine aktuelle Komponente. Die Premiere im Schauspielhaus ist am 05. Oktober 2019 um 19:30 Uhr.

Zum Stück: Fünf Schauspielerinnen und Schauspieler führen seit sechs Jahren ein Tier-Musical auf. Als Löwe, Zebra oder Antilope erzählen sie vom Reich der Tiere. Hier regiert zunächst das Zebra, bis ihm der Löwe die Herrscherposition streitig macht. Trotz aller Zwistigkeiten: Das Zebra rettet den Löwen über den Fluss und der Löwe erschlägt das tödliche Krokodil.

Bei "Das Reich der Tiere" mit von der Partei: (v.l.n.r.) Ekkehard Freye, Marlena Keil, Alexandra Sinelnikova, Frank Genser und Christian Freund. (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Bei „Das Reich der Tiere“ mit von der Partei: (v.l.n.r.) Ekkehard Freye, Marlena Keil, Alexandra Sinelnikova, Frank Genser und Christian Freund. (Foto: ©Birgit Hupfeld)

Doch nun soll das Stück abgesetzt werden und etwas Neues soll her. Unsicherheit macht sich unter den Fünfen breit. Wer wird übernommen, wer muss gehen? Niemand weiß etwas genaues über den Nachfolger „Im Garten der Dinge“ und die neue Regisseurin. Sind eigene Projekte vielleicht die Rettung?

Im zweiten Akt verwandelt sich das Stück in eine Boulevardkomödie, denn dem Zebra ist es gelungen, die Regisseurin in seine Wohnung zu locken, um Informationen zum neuen Stück zu bekommen. Doch das geht schief.

Der dritte Akt zeigt Proben zum „Garten der Dinge“ bei der die Schauspielerinnen und Schauspieler nur Gegenstände wie beispielsweise einen Toaster in einem surrealen Stück zu spielen haben. Dennoch machen alle wieder mit.

Regisseur Thorsten Bihegue dazu: „Das Stück ist eine Analogie zu einer Arbeitswelt, in der jeder gegen jeden kämpft.“ Es herrschen Neid und Missgunst, aber die schlechten Arbeitsbedingungen werden letztlich doch akzeptiert werden. Obwohl das Stück „Der Garten der Dinge“ der gemeinsame Feind ist.

Schlimm wird es dadurch, dass die Schauspieler in ihrem Musical komplett in ihren Kostümen sind. Das heißt, niemand weiß, wer sie in Wirklichkeit sind und wie sie aussehen. Sie sind als Darstellerproletariat quasi unsichtbar.

Mit dabei sind zwei Live-Musiker: Manuel Loos am Schlagzeug und Serge Corteyn an der Gitarre und Bass. Sie sind quasi die Show-band des Tier-Musicals. Es spielen Ekkehard Freye, Christian Freund, Frank Genser, Marlena Keil, Bettina Lieder und Alexandra Sinelnikova.

Mehr Informationen unter www.theaterdo.de

Identität – Auf der Suche nach dem Menschsein

Was macht den Menschen aus? Sein Kontostand? Sein Status? Was passiert, wenn plötzlich durch einen Hacker-Angriff sämtliche Daten gelöscht werden? Im Stück „Identität“ von Sir Gabriel Trafique wird sich genau diese Frage gestellt. Doch keine Angst. Es wird nicht ganz Bierernst. Auch (oder vor allem) im Chaos darf gelacht werden. Die Dortmund-Premiere ist am 05. Oktober 2019 im Theater im Depot.

Nach Stücken, die eine Literaturvorlage haben wie „Die Räuber“, stehen hier wieder selbstgeschriebene Texte im Mittelpunkt. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Eine TV-Produktionsfirma will eine „geile Show“ machen und setzt durch einen Cyberangriff alles außer Kraft. Es gibt keine Banken, keine Identitäten. Dann wird dem Hackerkollektiv der Prozess gemacht. Die vier Schauspieler sind gleichzeitig Ankläger, Zeugen und Täter. Oder ist vielleicht alles nur inszeniert?

"Identität": Das Produktionsteam bei der Arbeit. (v.l.n.r.) Anna Marienfeld, Kevin Wilke, Mirka Ritter und Dominik Hertrich. (Foto: © Solms / Sir Gabriel Trafique)
„Identität“: Das Produktionsteam bei der Arbeit. (v.l.n.r.) Anna Marienfeld, Kevin Wilke, Mirka Ritter und Dominik Hertrich. (Foto: © Solms / Sir Gabriel Trafique)

Was würde wohl passieren, wenn durch eine Katastrophe wie einen Hackerangriff oder ähnliches das gesellschaftliche Leben in ihren Grundfesten erschüttert würde? Es gäbe sicher wie nach allen Revolutionen Gewinner und Verlierer. Welche Utopien können sich durchsetzen oder werden Dystopien zur Wirklichkeit. Gibt es die Möglichkeit eines Neuanfangs? Die besucher können sich auf 110 interessante Minuten freuen.

Mit dabei sind: Dominik Hertrich, Anna Marienfeld, Mirka Ritter und Kevin Wilke. Die Videos stammen von Alexander Huegel, Text und Regie hat Björn Gabriel übernommen.

Die Termine sind 05. Oktober2019 (20 Uhr), 06. Oktober 2019 (18 Uhr) und 16. November (20 Uhr).

Artothek zeigt Kunstwerke von Gabi Kleipsties

Unter dem Motto „Formen und Strukturen“ präsentiert die Artothek (1. Etage) in der Dortmunder Stadt- und Landesbibliothek bis zum 8. November 2019 siebzehn Öl und Collage-Arbeiten auf Leinwand von der Künstlerin Gabi Kleipsties (*1966) aus Schwerte.

Sie ist schon seit fast dreißig Jahre künstlerisch tätig und absolvierte ein Designstudium an der Fachhochschule Dortmund. Seit 1993 ist Gabi Kleipsties freischaffende Künstlerin.

Zunächst malte Kleipsties realistisch, in den letzte Jahren eher abstrakt. Als Dozentin an der Jugendkunstschule Unna und im Rahmen des Landesförderprogramms „Kultur und Schule“ auch in verschiedenen Grundschulen bringt sie Kindern und Jugendlichen (auch Erwachsenen) den Spaß an den malerischen Ausdrucksmöglichkeiten näher.

Stark beeinflusst und inspiriert von den Eindrücken aus der Natur, bevorzugt die Künstlerin auch entsprechende Farbtöne. Der Titel „Formen und Farben“ weist auf auf eine reflektierende Auseinandersetzung mit der Malerei sowie dem Dialog zwischen durchdachten malerischen Bildkompositionen sowie der spontanen Ausdrucksmöglichkeit.

Die Arbeiten sind im Spannungsfeld zwischen realistisch Dargestellten und Abstrakten angesiedelt.

Gabi Kleipstis vor ihrer Arbeit "Settlement". Alle Bilder sind in der Artothek Dortmund zu sehen.
Gabi Kleipstis vor ihrer Arbeit „Settlement“. Alle Bilder sind in der Artothek Dortmund zu sehen.

Eindrücke aus der Natur und das Wiedererkennbare wird bei Gabi Kleipsties durch die Collagetechnik mit Hilfe von Spachtelstrukturen, Steinen oder Sand verfremdet. Durch Überlagerungen von verschiedenen Spachtelschichten, dem verschmelzen von Farbschichten findet eine Loslösung vom vom Abbild statt und es entsteht etwas Neues und spontan Überraschendes. Der Zufall hat eine Chance.

Das Gleichgewicht der Bildelemente setzt sich aus farbigen Schwerpunkten zusammen und gelingt durch Verwendung von Naturtönen, Rosteffekten, Tuschen, Pigmenten sowie dem Gebrauch struktureller Elemente wie Linien, Kreise oder Rechtecke.

Die Bilder strahlen etwas geheimnisvolles aus, sind aber trotz ihrer Gegenstandslosigkeit oft geprägt von Ruhe und Harmonie. Im Fall des Werkes „Planet“ ist ein solcher für den Betrachter recht gut zu identifizieren. Es gibt aber bei Gabi Kleipsties immer viel Raum für Fantasie und Assoziationen. Die Bilder haben alle englische Bezeichnungen, die die Gedankengänge anregen können.

Die Ausstellung ist dienstags und freitags zwischen 10 und 19 Uhr in der Artothek zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Übrigens:

Es lohnt sich nicht nur, sich die Ausstellung anzusehen, sondern es besteht auch die Möglichkeit, sich in der Artothek relativ preisgünstig Kunstwerke auszuleihen. Das ist eine der wichtigen Aufgaben der Artothek. Kunst soll für möglichst viele Menschen zugänglich sein. Wer einen Leihausweis der Stadt- und Landesbibliothek besitzt, kann für eine gewisse Zeit interessante Kunstwerke erwerben. Schauen Sie mal vorbei.

Reminiszenz an das Original Jürgen von Manger

Am Sonntag, dem 29.09.2019 wurden im Dortmunder Theater im Depot mit einem Tegtmeier-Abend unter dem Motto „Dat is vielleicht ein Dingen“ (Idee von Schauspieler Carsten Bülow & Sven Söhnchen), viele Erinnerungen an den vor 25 Jahren verstorbenen Schauspieler, Kabarettisten und Komiker Jürgen von Manger (*6. März 1923 in Ehrenbreitstein, gestorben 15. März 1994 in Herne) wach gerufen. Neben Bülow war die Nichte von Jürgen von Manger, Monika von Manger mit von der Partie.

Die in den 1960iger Jahren beliebt gewordene Kultfigur des Ruhrgebiets-Kleinbürgers Kumpel „Adolf Tegtmeier“ (von Jürgen von Manger kreiert) , machte den vielseitigen Schauspieler über Bühnenauftritte, Fernsehen, Radio und Schallplatten in weiten Kreisen bekannt. Uwe Lyko („Herbert Knebel“), Didi Hallervorden und viele andere sind von ihm beeinflusst. Mit seinem bewusst abgebrochenen Sätzen, speziellen Gedankengänge und der eingebauten gehobene „Popanz-Sprache“ machten die Besonderheit der Figur aus Seine Kappe reichte als Wiedererkennung, und ansonsten arbeitete von Manger viel mit Gestik und Mimik.

Den großen Applaus vom Publikum verdienten sich Carsten Bülow und Monika von Manger bei ihrer Hommage an Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier.

Den Duktus von Tegtmeier hatte Carsten Bülow sehr gut drauf, obwohl der eher schlaksige Schauspieler äußerlich sonst eher weniger Ähnlichkeit mit Tegtmeier hat. Eine ganz persönliche Note bekam der Abend durch die Beteiligte Monika von Manger. Sie verriet im Gespräch mit Bülow kleine privaten Geschichten von ihrem berühmten Onkel. So erfuhr das Publikum etwa, dass dieser mittlere von drei Brüdern „Jü“ genannt wurde. Sein Lebensweg wurde mit eingeblendeten Fotos dokumentiert, und auch die halbseitige Gesichtslähmung, seine Werbetätigkeit etwa für die Sparkasse, und der Schlaganfall (1985) wurden angesprochen.

Monika von Manger fungiert als Schirmherrin des jährlichen Wettbewerbs „Tegtmeiers Erben“ in Herne. Als Überraschung spielte sie an diesem Abend noch in dem Sketch „Der gestohlene Schlüssel“ als die bestohlene Staatsanwältin mit.

Im Fernsehen war von Manger mit der Reihe „Tegtmeiers Reisen“ (1972–1980) erfolgreich. Mit Ironie Witz und Hintergrundinformation unterhielt (auch mit Co-Moderator Professor Tegtmeier)

Das Publikum konnte mit Carsten Bülow als Adolf Tegtmeier die Tücken und besonderen Erlebnisse einer „Mallorca-Reise“ von Tegtmeier mit seinem Arbeitskollegen miterleben.

Jürgen von Manger war neben seinen Schauspielerfahrung in Bochum oder Gelsenkirchen auch an der deutschen Oper am Rhein als „Frosch“ in der Operette „Die Fledermaus“ tätig.

In den Jahren 1981 bis 1983 gab es 14 Folgen von „Tegtmeier klärt auf“ mit „Enkelin Roswitha“.

Auf das Ruhrgebiet zugeschnitten, dem er bis zu seinem Lebensende treu verbunden blieb, textete er bekannte Schlager um. So sorgte Bülow auch gesanglich mit „Dat bisken Frühschicht (1978)“, frei nach „Da bisschen Haushalt „ (Johanna von Koczian), „Bottroper Bier“ nach „Griechischer Wein (Udo Jürgens) oder mit der Ruhrpott-Persiflage auf „Die kleine Kneipe“ (Peter Alexander).

Beeindruckend, wie lebendig Carsten Bülow das Publikum mit der recht langen „Rede an den Gesangverein Lyra 07 (Schönheit ist heilbar)“ unterhielt.

Ein unterhaltsamer Abend mit einem liebevollen Blick voller Respekt auf dieses Original.

Wer den Tegtmeier-Abend live erleben möchte, hat am 20.10.2019 um 20:00 Uhr im Theater im Depot (Immermannstr. 29, 44147 Dortmund) noch Gelegenheit dazu.

Reservierungen: 0231/ 9822336

ticket@theaterimdepot.de

Offene Nordstadtateliers – Auf der Reise durch die Kunst

Nein, alle Ateliers zu besuchen, das wäre auch etwas zu viel. Trotz der zwei Tage, an denen die Ateliers Nordstadt ihre Tore öffneten. Daher schon einmal eine kleine Entschuldigung bei denen, die ich nicht besucht habe. Das Wetter spielte leider auch nicht wirklich mit. Dennoch haben wir, denke ich sehr viel unterschiedliche und spannende Einblicke bekommen.

Am 28. und 29. September fanden also die Offenen Nordstadtateliers statt und ars tremonia war unterwegs, um die Kreativität des Viertels zu erleben. War ich am Samstag noch alleine, begleitete mich am Sonntag unsere Kollegin Anja Cord.

Samstag bei den offenen Nordstadtateliers

Am Samstag fing ich im Osten der Nordstadt an. Mein erstes Ziel war das Atelierhaus Westfalenhütte von Brigitte Bailer. Sie stellte in ihren Räumen hauptsächlich eigene Kunst aus verschiedenen Zyklen aus. Danach ging es zum Atelier von Almut Rybarsch-Tarry. Ihre fantasievollen Skulpturen und Plastiken sind ein Hingucker.

Im Atelier 103 hat der Künstler Davoud Sarfaraz seine Ausstellung. Hierüber haben wir von ars tremonia bereits berichtet.

Kurz darauf warf ich einen Blick in das Atelierhaus Alter Kiosk, in dem verschiedene Künstlerinnen und Künstler ihre Räume haben. Hier arbeiten Kostümdesigner, Grafiker und Maler an ihren Werken. Nicht weit davon entfernt hatte Dieter Meese sein Institut für praktische Irrelevanz. Daneben befanden sich Arbeiten von Kirsten Bergmann, die ihre Holzskulpturen zum Thema „Wut“ ausstellte. Die Künstlerin bearbeitet das Holz mit Kettensäge und Beitel, sodass Figuren mit einer ganz eigenen Individualität entstehen.

Dann führte mich der Weg in die Nordstadtgalerie an der Bornstrasse. Hier haben sich Studierende der FH einquartiert, die ein ganz witziges „Kunstprojekt“ entwickelten. Wer Sperrmüll fand, konnte sie mit einer Karte zur Kunst erklären. Damit sollte auf das Müllproblem in der Nordstadt aufmerksam gemacht werden.

Der Kunstraum im Langen August beherbergt aktuell eine Ausstellung mit Arbeiten von Brigitte Bailer. Auch hier haben wir im Vorfeld berichtet.

Die Lortzingstrasse hat sich ebenfalls zu einem künstlerischen Hotspot entwickelt. Das Atelier 1 an der Nummer 26 beherbergt drei junge Künstler mit ihren Arbeiten, während ein Haus weiter, Dietrich Lacker sein Atelier hat. Lacker macht im wahrsten Sinne des Wortes Kunst-Werk-Zeug und haucht den Werkzeugen ein neues Leben als Tanzpaar oder Segelboot ein.

Sonntag bei den offenen Nordstadtateliers

Der Sonntag begann mit einer Fahrt nach Lindenhorst. Hier im Atelier Werkstattarbeit haben Menschen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen die Möglichkeit, sich ihrer Kunst zu widmen. Wichtig ist auch, dass es einen regelmäßigen Kontakt mit anderen Künstlerinnen und Künstlern gibt, sodass spannende gemeinsame Projekte entstehen.

Danach führte uns der Weg ins Depot. Hier sitzen viele unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler, die auch die Möglichkeit haben, in der Galerie eine Ausstellung zu machen. Momentan zeigt dort noch Michael Jaspert seine Arbeiten. Daneben konnten wir eine Vielzahl an Künstlerinnen und Künstlern entdecken. An dem 10. Oktober 2019 zeigen die Künstlerinnen und Künstler des BBK Ruhrgebietes ihre Werke in einer Gemeinschaftsausstellung.

Nach dem Depot ging es in den Hafen. Das 3rd Floor Studio und das Atelier Amore sind beide in der Speicherstraße 100. Sie präsentieren neue und frische Kunst von jungen aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern in einer ungewöhnlichen, aber aufregenden Location.

Einen ähnlichen Charme hat der Projektspeicher an der Speicherstraße 33. Hier haben die Organisatoren verschiedene Künstler eingeladen, damit sie hier sie ihre Kunst ausstellen können. Auch hier ist der Charme des nahen Hafens präsent.

Dann ging es weiter in die Scharnhorststraße in den Rekorder II. Hier hatten WAM-Studierende der Fachrichtung Illustration die Gelegenheit, ihre Kunst zur Schau zu stellen. Zu sehen waren neben Malerei auch Skulpturen. Ein paar Meter weiter hatte die Künstlerin Ingrid Rigot ihre Türen geöffnet und als kleine Überraschung ihre Schwester Reinhild Rigot-Dégardin aus Saarbrücken mitgebracht. Zu sehen waren Aquarelle, Gouachen und Pastelle. Etwas weiter unten befand sich Müllers Kabinett, das dem Fotografen Hendrik Müller gehörte. Er zeigte eine Fotoserie, die er in Lauscha gemacht hatte, und den Verfall der Stadt zeigt. Von ehemals 10.000 Einwohnern sind nur noch 3.500 übrig geblieben. Die Bilder könnten gut aus einem apokalyptischen Film stammen. Daneben konnte man „Fluchtbilder“ von sich machen lassen. Schöne Idee!

Den Abschluss machten wir in der Galerie der kunstbetrieb, die Arbeiten von verschiedenen Dortmunder Künstlerinnen und Künstlern zeigt und besuchten das Atelier von Anke Droste.

Es waren zwei sehr spannende und aufregende Touren, die uns gezeigt haben, wie abwechslungsreich doch Kunst in Dortmund vertreten ist. Uns hat die Reise von junger Kunst, die noch ihren Weg sucht, über erfahrende Künstler, von den unterschiedlichen Genres bis zu verschiedensten Orten in der Nordstadt geführt.