Neverland – Junge Oper mit behutsamer Adaption von Wagners Lohengrin
Im Rahmen des Wagner-Kosmos der Oper Dortmund mit der Premiere von
„Lohengrin“ startete die Junge Oper schon vorher ( Premiere
26.10.2019) mit „Neverland“ einer speziellen Adaption der
Romantischen Oper (auch) für Jugendliche ab 12 Jahre.
Frei nach Richard
Wagners (1813 – 1883) Lohengrin entstand dieses Werk in der Fassung
von Francesco Damiani und Alvaro Schoeck. Musikalisch sensibel
begleitet wurde die Aufführung von einer kleineren Gruppe von
Bläsern und Streichern der Dortmunder Philharmoniker unter der
Leitung von Satomi Nishi.
Mit Fritz
Steinbacher (Lohengrin), Irina Simmes (Elsa), Hyona Kim (Ortrud) und
Mandla Mndebele (Friedrich) hatte man starke Stimmen mit an Bord. Sie
konnten hier ihr vielseitiges Können unter Beweis stellen. Ob mit
Stimme oder Gestik, alle zeigten vollen Einsatz und konnten
überzeugen.
Wie bringt man
jungen Menschen den komplexen Stoff mit seinem mythologischen und
historischem Hintergrund sowie die Musik dieses ambivalenten
Komponisten näher? Wie einen Einstieg und ersten Zugang schaffen?

Die Inszenierung versucht dies durch die hauptsächliche Konzentration auf das große Frageverbot im Lohengrin: „Nie sollst du mich befragen…“. Ist es aus heutiger Sicht klug, in einer Beziehung (nicht nur) als Frau seine Zweifel zu äußern? Sind Geheimnisse nicht Gift für eine Beziehung?
Lohengrin trägt ein
Geheimnis mit sich herum, das er seiner Liebe Elsa, die sich nichts
mehr als eine ungetrübte Zweisamkeit und eheliches Lebensglück
wünscht, nicht offenbaren darf. Sein Lebenskonstrukt gerät sonst
aus den Fugen. Ortrud und Friedrich sehen die Beziehung skeptisch,
haben aber auch ihre eigenen Geheimnisse. Ist Lohengrin etwa eine
Schwindler und Betrüger? Sie helfen Elsa, sich durch selbständiges
Denken von ihren romantischen Träumen zu befreien und die Frage nach
seinem Geheimnis (Name und Art) zu stellen. Es muss tragisch enden.
Die
Grals-Mythologie, der historische Hintergrund und andere
Begebenheiten aus dem Original-Lohengrin werden eher symbolhaft
angedeutet.
Eine besondere
Eindringlichkeit der Aufführung lag in der Nähe des Publikums zum
Geschehen in der Jungen Oper. Diese wurde von zwei Seiten bestuhlt.
In der Mitte ein mit Kunstrasen umrahmter Graben. Die Delegation der
Bläser saß auf Stühlen am Rand, die Streicher mitten im Graben.
Auch Lohengrin lag zunächst auf einem Liegestuhl im Graben. Ein
Symbol für seine eingeschlossene „geheimnisvolle Welt“.
Der Schwan, der im
Lohengrin eine wichtige mythische Rolle spielt, taucht symbolhaft an
der Seite einer Holzbank, und am Schluss als künstlicher
Schwanenkopf in der Hand des Friedrich auf. Der Brautschleier wurde
dramaturgisch geschickt vielfältig als Symbol genutzt.
Die Adaption folgt sowohl musikalisch wie textlich dem Original in drei Akten und bietet so einen Einstieg in das monumentale Werk von Wagner mit einer heutigen Perspektive. Das durchkomponierte Musikdrama bietet so einiges an Facetten. Das Vorspiel am Anfang vermittelt mit seinen leisen sphärischen Streicherklängen die Aura des Grals. Später wechselt die musikalische Stimmung je nach Handlung von dramatisch bis romantisch.
Die Motive „Nie
sollst du mich befragen…“ und „Treulich gefreit…“ (Symbol
für die Hochzeitsträume) ziehen sich ähnlich einem roter Faden
durch die Musik.
Da der gesungene
deutsche Text nicht übertitelt wurde, konnte man diesen trotz klarem
Gesang nicht genau verfolgen.
Es ist durchaus
ratsam, sich vorher doch genauer mit dem Original-Lohengrin und allen
Hintergründen zu befassen.Vielleicht sollte es eine Anregung gerade
für die Jugendlichen sein, sich damit auseinander zu setzen. Das
Publikum war jedenfalls von der Leistung der Akteure angetan.
Informationen zu
weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter
www.theaterdo.de oder Tel.:
0231/ 50 27 222.