Poetisch-bewegende Geschichte um den treuen Hund Kaschtanka

Das dritte Stück im Rahmen der Russischen Kulturtage mit dem
Akademischen Jugendtheater aus Rostow am Don am Sonntag, den
13.10.2019 um 15:00 Uhr im Kinder- und Jugendtheater (KJT) war ein
poetisches Stück nach der Erzählung „Kaschtanka“ von Anton
Tschechow (ab 6 Jahren) unter der regie von Pawel Sobnin.

Das zahlreich
erschienene Publikum lernte die Hündin Kaschtanka aus der Geschichte
in Form einer jungen Schauspielerin schon vor Beginn der Aufführung
kennen. Zudem waren da zwei fleißige russische Schauspieler mit
warmer Pelzkappe, Mantel und Filzschuhen, die mit einem Reisigbesen
den Boden im Vorraum säuberten. Einer von ihnen führte das Publikum
in den Vorstellungsraum mitten auf die Bühne.

Schuh, Fisch,oder
Restaurants waren symbolisch auf großen bemalten Stellplakaten
dargestellt an der linken Seite zu sehen. Wie in einer die
Circus-Manege konnten sich die Zuschauer*innen nach zehn Minuten auf
kleine, in einem Kreis gestellte Bänke setzen.

Die Vorstellung von "Katschanka" brachte etwas Zirkusatmosphäre ins KJT Symbolbild. (Foto: © Jörg Brinckheger  / pixelio.de )
Die Vorstellung von „Katschanka“ brachte etwas Zirkusatmosphäre ins KJT Symbolbild. (Foto: © Jörg Brinckheger / pixelio.de )

Entsprechend der
bewegenden Geschichte um die treue Hündin Kaschtanka, wurde das
geschehen mit ruhigen Flöten oder Lautenklängen begleitet. Die
empfindliche Hündin büxt ihrem Herrchen, dem Tischler Luka
Aleksandrytsch und seinem Sohn, wegen des Lärms einer Musikkapelle
aus..

Der reiche Mr.
George nimmt das verängstigte Tier auf und füttert es besser als
der oft betrunkene Tischler. Kaschtanka taucht in die magische Welt
des Zirkus ein und findet in einem Schwein, einem Kater und einem
Gänserich neue Freunde. Sie müssen gemeinsam hart für eine
Kunstfigur namens „Ägyptische Pyramide“ trainieren. Bei einem
(misslungenen) Zirkusauftritt am Schluss erkennen der Tischler und
sein Sohn ihre Hündin und es gibt ein freudiges Wiedersehen.

Fantasievolle
Kostüme machen die Aufführung zu einem bunten Spektakel.

Die Schauspieler
arbeiten mit Mimik, Gesten und vielen Tiergeräuschen und einer
insgesamt starken Körperlichkeit.

Die deutschen
Erläuterung zu der Handlung, konnten von der Seite leider nicht so
gut gelesen werden.

Die gute Bildsprache
des Ensembles erleichtere aber auch so das Verständnis.

Ein rührend
poetische Inszenierung.




Bumbarasch – zerrissen in Kriegs und Revolutionszeiten

Das zweite Stück des Akademischen Jugendtheaters aus unserer
Partnerstadt Rostow am Don – „Bumbarasch“- im Dortmunder Kinder-
und Jugendtheater (KJT) am 12.10.2019, war für Kinder- und
Jugendliche ab 12 Jahren konzipiert. Es befasste sich mit der
aufrührenden Zeitspanne vom Ersten Weltkrieg (1914 -1918) bis zur
russischen Revolution (1917), die zur Sowjetunion führte. Das
Musical, oder genauer die Revue von Julij Kim und Wladimir
Daschkewitsch wurde (wie schon „Eines Tages… oder alle Jungs sind
blöd“ am Vortag,) von Mikhail Zaets inszeniert.

Zum Verständnis für
die nicht der russischen Sprache mächtigen Zuschauer*innen, wurde
der Text mit Hilfe eines Schriftlaufbandes ins Deutsche übersetzt.

Es ist die
Geschichte des jungen Bauern Bumbarasch, der kurz nach der Hochzeit
mit seiner geliebten Frau als Soldat in den Ersten Weltkrieg
eingezogenen wird und „sattgeschossen“ und desillusioniert aus
der österreichischen Gefangenschaft zurückkommt.

Er will eigentlich
nur noch ein glückliches Leben mit seiner Frau führen. Da er als
im Krieg verstorben gemeldet wurde, hat diese inzwischen den Bruder
von Bumbarasch geheiratet. Ein glückliches Wiedersehen dauert nur
kurz. Inzwischen brodeln in seinem Heimatdorf revolutionäre
Umtriebe.

Vom Militär hat Bumbarasch nach seinen Erfahrungen die Nase voll. (Foto: ©  Akademischen Jugendtheater Rostow am Don)
Vom Militär hat Bumbarasch nach seinen Erfahrungen die Nase voll. (Foto: © Akademischen Jugendtheater Rostow am Don)

Die Kämpfe zwischen
den „Roten“, den „Weissen“ und den „Grünen“ (Banditen),
zermürben Bumbarasch. Er möchte nur ein ruhiges, friedliches Leben
führen. Die Liebesgeschichte muss tragisch enden…

Die Bühne wurde mit
einem kleineren und größeren Holztisch und Holzbänken ländlich
gestaltet.

Auch eine
Konstruktion mit herunterhängenden langen Bändern (weiß, rot oder
grün) bot genug Raum, um in das lebendige Spiel mit eingebunden zu
werden.

Wie es sich für
eine Revue gehört, spielte Musik, mal lustig, dann wieder
melancholisch eine große Rolle. Die Aufführung wurde von einer
Live-Band begleitet. Harmonika und russisch traditionelle Klänge
waren vorherrschend. Diese zeichneten sich durch eine oft
symbolhafte, dann wieder direkte Sprache aus.

Originale
Video-Einspielungen auf einer Leinwand aus dieser Zeit sorgten für
einen reale Bezug.

Da ein
Ensemble-Mitglied des russischen Jugendtheater wegen einer Verletzung
nicht mitspielen konnte, sprang erfreulicher Weise der
KJT-Schauspieler Rainer Kleinespel (als begleitender Kameramann) ein.
Sozusagen eine spontane deutsch-russische Zusammenarbeit.

Der Hintergrund war
vollständig mit weißen Bauernbekleidungen behangen. Die
Inszenierung wurde wieder voll bunten (auch traditionellen Kostümen),
akrobatischen Element, starker Bildsprache und Symbolik sowie
Tanzchoreografien getragen. Schreckhaft durfte man nicht sein, da
öfter laut geschossen wurde.

Die russischen
Frauen wurden eher nicht als Individuen, sondern als bewundernde
Anhängsel ihrer Männer dargestellt. Nur die Anführerin der
Banditen bildete da als „stärkere Frau“ eine Ausnahme.

Eindringlich war das
verzweifelt-melancholische Ende.

Kritik am Krieg fand
eher auf der symbolischen Ebene statt. So ragten zum Beispiel aus
Soldaten-Uniformen auf dem Boden verzweifelte „Getreidearme“
heraus.

Es gab verdienten
Applaus für die intensive, russisch-melancholischen
Theateraufführung.




Comichelden im Zweiten Weltkrieg

Der Comic als Massenmedium war in den 30er Jahren des 20.
Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen. Doch der Zweite Weltkrieg
beschäftigte alle Kulturschaffenden und so zogen auch die
Comichelden spätestens ab 1941 in den Krieg. Die Ausstellung „Nimm
das, Adolf“, zeigt vom 13. Oktober 2019 bis zum 15. März 2020 im
schauraum comic + cartoon am Max-von-der-Grün-Platz 7 knapp 100
seltene, zum ersten Mal ausgestellte Originalzeichnungen.

Die Superhelden der
ersten Stunde wie Superman oder Batman griffen eher verhalten in den
Krieg ein. So warb Batman für die amerikanischen Kriegsanleihen und
schenkt einem US-Soldaten ein neues Gewehr. Captain America hingegen
griff aktiv in die Kämpfe ein. Aber selbst Helden wie Prinz
Eisenherz kämpfte gegen den Hunnen, wenn auch nur ein einem
mittelalterlichen Setting.

Was hatte die
NS-Propaganda entgegenzusetzen? Altbackene Bildergeschichten, deren
Form aus dem 19. Jahrhundert mit gereimten Bildzeilen in keinster
Weise mit modernen Comics konkurrieren konnte. Die Nazis akquirierten
allerhöchstens die „Vater + Sohn“ Geschichten Erich Ohner, der
unter seinem Pseudonym „E.O. Plauen“ publizierte.

Kurator Dr. Alexander Braun stellte eine interessante Sammlung an Comics zusammen, die den Zweiten Weltkrieg thematisierten.
Kurator Dr. Alexander Braun stellte eine interessante Sammlung an Comics zusammen, die den Zweiten Weltkrieg thematisierten.

In Belgien und
Frankreich hatten Comiczeichner und Verlage nach der Besatzung von
den Deutschen plötzlich andere Probleme. Wie verhalten wir uns?
Kollaborieren oder Widerstand? Hergé, der Erfinder von „Tim und
Struppi“, war eigentlich in einem konservativ-katholischen Milleu
zu hause, er wechselte aber 1940 zur gleichgeschalteten Zeitung „Le
Soir“. Der andere belgische Comicheld Spirou hingegen übte sich im
Ungehorsam gegenüber den Besatzern und unterstützte so weit wie
möglich die Resistance.

Nach dem Zweiten
Weltkrieg teilen sich die Kriegs-Comics in heroische Heldengeschichte
und Anti-Kriegs-Erzählungen auf. Hier war vor allem der Verlag EC
Comics unter der Führung von Harvey Kurtzman von Bedeutung. Kutzmann
war auch der Mitbegründer des MAD Magazins.

In den 70er Jahren
gab es einen riesigen Schub der Enthistorisierung des NS-Themas.
Krieg, Horror und Fantasy wurden zusammengemixt. So erblickten die
berühmten Nazi-Zombies das Licht der Welt, während in Italien und
Spanien sie sexuelle Komponente eine Rolle spielte. Stichwort:
Naziploitation.

Dennoch gab und gibt
es ernsthafte Auseinandersetzungen auf Comic-Ebene mit dem
Nationalsozialismus. Man denke nur an Art Spiegelman oder an Fabrice
Le Nénanffs Chronologie der Wannseekonferenz von 2016.

Die Ausstellung wird
kuratiert von Dr. Alexander Braun. Zur Ausstellung erscheint ein 224
Seiten starker Katalog mit ca. 340 Abbildungen. Der Katalog ist
ausschließlich im schauraum: comic + cartoon erhältlich und kostet
20 Euro.

Zusätzlich gibt es
ein umfangreiches Begleitprogramm. Mehr Informationen unter:

www.comic.dortmund.de
www.facebook.com/schauraumcomiccartoon

„Nimm das, Adolf!“
Zweiter Weltkrieg im Comic

13. Oktober 2019 bis 15. März 2020
schauraum: comic + cartoon
Max-von-der-Grün-Platz 7, 44137 Dortmund
Eröffnung: Sonntag, 13. Oktober 2019, 11 Uhr
Eintritt frei