Fragilität und Zerbrechlichkeit in vielen künstlerischen Facetten

In der Galerie im Depot (Immermannstr. 29) in Dortmund zeigen 21
Künstlerinnen und Künstler des BBK (Bundesverband Bildender
Künstler) Ruhrgebiet vom Donnerstag, den 11.10.2019 bis zum
27.10.2019 unter dem Motto „Handle with care“ ihre ganz spezielle
Sichtweise zu dem Themenkomplex Zerbrechlichkeit und Fragilität
sowie der notwendigen Achtsamkeit für Mensch und Natur.

Dabei verwenden sie
natürliche Materialien wie Holz ( z.B. Monika Pfeiffer, Bernd
Moenikes), oft in Kollagen mit anderen Materialien. Andere, wie etwa
Heide Kemper, nähern sich der Thematik symbolhaft durch eine weiße
kopflose Skulptur, die offensichtlich ein Hochzeitskleid an hat. Es
geht um zerbrechliche Materialien (z.B. Plexiglas), die wie bei
Birgit Brinkmann-Grempel unterschiedliche Fotos einschließt. Das
sinnhafte Foto mit dem rohen Ei auf der Edelstahlablage
(Einladungskarte. Vernissage) Das Thema wird ganzheitlich und
vielfältig bearbeitet.

Das unsere Umwelt
durch die von Menschen gemachten und forcierten Klimawandel bedroht
ist, dürfte nur von Ignoranten mit Scheuklappen geleugnet werden.

Die Bedrohung der
Lebensgrundlagen verdeutlicht das Gemälde Öl auf Leinwand (80 x 80
cm) von Susanne Behringer „Stürmische Zeiten“ mit malerischer
Eindringlichkeit. Die Künstlerin verriet beim Pressegespräch, dass
sie selbst einmal einen starken Sturm hautnah erlebt hat. Außerdem
ist sie Imkerin. Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft hat
zur Folge , dass die Bienen von dort vertrieben werden und viele
(Hobby) Imker versuchen, ihnen in der Stadt eine geeigneten Ort für
den Bienenstock zu biete, so Behringer. Uns steht (jedenfalls bis
jetzt) nur diese eine Erde für alle Menschen Tiere und Pflanzen zur
Verfügung.

"Stürmische Zeiten" sind auf der Erde zu spüren. Susanne Behringer hat sie eingefangen. (Foto/Bildrechte: © Susanne Behringer)
„Stürmische Zeiten“ sind auf der Erde zu spüren. Susanne Behringer hat sie eingefangen. (Foto/Bildrechte: © Susanne Behringer)

Die Arbeit von
Claudia Terlunen „Zerstückelte Erde“, begrüßt die
Besucher*innen nachdenklich mit einem fragilen Mobile, an denen
Landschaftskarten hängen, die als Würfel gefaltet wurden.

Wie Schützenswert
sie ist und das wir Achtsam mit uns und ihr umgehen müssen,
verdeutlicht diese Ausstellung. Es gibt viel zu sehen. Nehmen Sie
sich Zeit.

Die Ausstellungseröffnung findet am Donnerstag, den 10.10.2019 um 19:00 Uhr in der Galerie im depot statt.

Begrüßung : Monika
Pfeiffer

Öffnungszeiten vom
11.10 bis 27.10.2019

Do. und Fr.: 17:00
bis 20:00 Uhr

Sa. und So.: 15:00
bis 18:00 Uhr




Familien gegen Nazis – in der Bredouille

Wie politisch korrekt ist unser Verhalten? Wo stehe ich, wo stehen
wir im Einsatz gegen Rechtspopulisten und neonazistische Strömungen
die sich überall ausbreiten? Wie verhält sich der Einzelne wenn
seine eigenen Privilegien bedroht sind? Wie groß ist die eigene
Zivilcourage ausgeprägt?

Mit
diesen und vielen ähnlichen, auch teils bis ins absurde getriebene
Fragestellungen, setzt sich Familie Altmann in der als Gameshow
inszenierten Satire „Familien gegen Nazis“ auseinander. Oft mit
witzigen Dialogen, aber dennoch bleibt einem das Lachen manchmal im
Halse stecken. Die Premiere ist gleichzeitig die Uraufführung des
Stücks. Jedes Familienmitglied spielt für eine Minderheit, wer
gewinnt bekommt eine Million, um seine Minderheitengruppe zu
unterstützen. Es kämpfen Stiefmutter Simone für die Jüdische
Gemeinde, Vater Thomas für das Tierwohl, Luise für die queere
Bewegung, Kevin für Behinderte und Ramona für die Flüchtlinge.
Schauplatz der Handlung ist eine in Bonbonfarben gehaltene Bühne,
auch die Kleidung der Protagonisten changiert in pastelligem Rosa,
Hellblau, Gelb und lindgrün oder auch kräftigem Pink..

In
der ersten Runde wird gebuzzert. Zuvor bekommen die Kontrahenten
unterschiedlich hohes Startkapital zugewiesen. Schon hier zeigt sich
eine perfide Bösartigkeit der Spielleitung für jeden
unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen. So erhält
Simone 5000€ für die in KZs getöteten Menschen mit einem rosa
Winkel. Während Vater Thomas für eine Million getötete
Kriegspferde auch eine Million gutgeschrieben bekommt.Kevin werden
als Vertreter der Behinderten die Arme auf dem Rücken gebunden. Wenn
er buzzern will, und das tut er häufig, muss er seine Stirn
einsetzen.

Hinreißend
sarkastisch führt Lea Annou Reiners als Moderatorin Elisabeth Brock
durch die Show. Keine Fragestellung in den einzelnen Spielrunden ist
ihr zu absurd, als dass Sie nicht eine Antwort erwartete. Was sind 90
Nazis in einer Ecke? Ein rechter Winkel! „Hahaha“. Wortkreationen
wie Nazipan, Heilikopter, Adolfopus sollen herausgefunden werden.
Tochter Ramona beginnt zu rebellieren, da sie eine ernsthafte
Auseinandersetzung mit dem Thema erwartete hatte. Eine hitzige
Diskussion entwickelt sich, in der sich die Familie zerstreitet. Die
Spielrunde ist allerdings beendet, alle kriegen sich wieder ein. Bei
„Wahrheit oder Pflicht“ wird deutlich wie schnell der Einzelne in
ein Dilemma geraten kann. Soll er der Pflicht nachkommen und dafür
Punkte einkassieren oder moralisch richtig handeln und dabei
verlieren? Wer trägt die Schuld wenn Menschen aus Pflichtgefühl
sterben? Der Befehlende/Spielleiter oder die Mitspieler/Mitläufer?
Gebe ich im Zweifelsfall mein Gewissen an der Garderobe ab und ziehe
mich zur Rechtfertigung meiner Taten auf den „Zwang“ zur
Pflichterfüllung zurück?

Verdienter Applaus für die Mitwirkenden von "Familien gegen Nazis". (v.l.n.r.) Berna Celebi, Uwe Rohbeck, Caroline Hanke. Max renft, Alida Bohnen, Annou Reiners, rene und melody von aniYo kore sowie Tobias Hoeft. (Foto: © Anja Cord)
Verdienter Applaus für die Mitwirkenden von „Familien gegen Nazis“. (v.l.n.r.) Berna Celebi, Uwe Rohbeck, Caroline Hanke. Max renft, Alida Bohnen, Annou Reiners, rene und melody von aniYo kore sowie Tobias Hoeft. (Foto: © Anja Cord)

Das
Spiel „Galgenmännchen“ stand Pate bei der nächsten Runde. Alle
sind in Overalls gekleidet, auf denen Klettstreifen auf den
Gliedmaßen angebracht sind. Für jede falsche Antwort wird ein
schwarzes Band aufgeklebt. Assoziationen an den Judenstern könnten
gewollt sein. Die willkürliche Bewertung der Antworten nimmt
Moderatorin Brock vor, schnell ist klar dass sie Ramona nicht
gewinnen lassen will. Brock schwingt eine neongelbe Schlinge als
Drohung für die Verliererin.

In
weiteren Spielszenen gerät die Familie immer wieder an ihre Grenzen.
Zerstreitet sich in egoistischen Entscheidungen, zweifelt an sich,
kämpft mit verschiedenen Wahrheiten und versucht trotz des
Verwirrspiels und der zahlreichen Provokationen, die „richtigen“
Entscheidungen zu treffen und dabei die Familie nicht zu spalten.

Regisseurin
Laura N. Junghanns inszenierte mit „Familien gegen Nazis“ ihre
vierte Regiearbeit am Dortmunder Theater. Es ist die erste in ihrer
Funktion als Leiterin des „Schauspielstudios am Theater Dortmund“
der Kunstuniversität Graz.

In
einem Interview antwortet sie auf die Frage warum die Familie im
Mittelpunkt des Stückes steht: Sich mit Familie zu beschäftigen,
heißt immer auch sich mit dem biologischen und historischen Erbe zu
befassen. Daher steht die Familie sinnbildhaft für die Verantwortung
und vielleicht auch Last, die jede*r Einzelne in dieser Welt zu
tragen hat.

Weitere
Termine: 13. Oktober 18.30h, 27. Oktober, 18.30h, 2.November 20h und
27. November 20h. Mehr Informationen unter www.theaterdo.de