Ausdrucksstarke Tanzperformance im Dortmunder Theater im Depot

Eingeladen vom Projekt „Gemischte Tüte“ der Integrationsagentur der Stadtteilschule Dortmund e. V., wurden Fernando Derks (Peru-Niederlande) und Alexander Carrillo (Kolumbien) für zwei Vorstellungen am 04. / 05.09.2019 mit ihrer besonderen Tanzperformance „WhARTever Should Happen – Eine Welt auf den Kopf gestellt“ in das Theater im Depot eingeladen. Die Dramaturgie-Assistenz übernahm, die durch einige Produktionen im Depot bekannte, Carolina Ortega (Venezuela).
Es war aber nicht nur reine Tanzperformance, sondern eine gelungene Mischung aus kurzen Geschichten mit familiärem Bezug, sensiblen musikalischen Gitarrenbegleitungen, passgenauen computergenerierten Geräuschkulissen und intensiven Ausdruckstanz.

Die Aktionen bewegten sich zwischen Realismus, Magie und Surrealismus. Wahre Geschichten in Zeiten von Krisen und Gewalt, aber ebenso Liebe und Hoffnung. Die Grausame und zerstörerische Realität lateinamerikanischer Bauern, wird in Verhältnis zu ihrem zeitlichen Kontext und dem Leben an sich gesetzt. Alte Sitten und Traditionen werden in der Gegenwart verwandelt und mit ihr konfrontiert.
Vergangenes wird dabei durch ästhetische Reflexionen vieler Kulturen und der bildlichen Spiegelungen des Lebens neu erschaffen.
Das Publikum erlebte nah am Geschehen ein Wechselbad der Gefühle. Die Spanne reichte von Schmerz, Liebe, Stolz, Mut und Hoffnung.

Fernando Derks (mit Gitarre) und Alexander Carrillo entführten die besucher im Theater im Depot auf tänzerische Weise nach Südamerika.
Fernando Derks (mit Gitarre) und Alexander Carrillo entführten die besucher im Theater im Depot auf tänzerische Weise nach Südamerika.

Es wurde zunächst in einer Art Prozession mit Weihrauch von den in schwarz gekleideten und ganz in ein schwarzes Tuch gehüllten Künstlern mit Gitarrengesang zur Bühne geführt, wo man sich in einen Kreis an die Seiten hinsetzte. Die Bühne war schon zu Beginn relativ spärlich beleuchtet, was zum Ende der Aufführung aus dramaturgisch-atmosphärischen Gründen noch verstärkt wurde.

Erst nach einer Weile befreiten sich die beiden Künstler von ihren schwarzen langen Tüchern und zeigten sich und ihre Gesichter.

Die Gegenstände auf der Bühne wie zwei Holzschemel, einem traditionellen Reifenrock und Federschmuck, Glitzerpumps mit hohem Absatz und anderes wurden in der Folge in die Performance einbezogen. Historische Hintergründe wurden verdeutlicht, Begegnungen mit Frauen wurden tänzerisch dargestellt. Eindrucksvoll, wie Alexander Carrillo nur mit dunkler Unterhose mit den hohen Damenschuhen Ausdruckstanz darbot. Physisch musste er später mit Laufschuhen einen Gewaltlauf (Flucht) über viele Minuten mit Steigerung überstehen und war am Ende Schweißgebadet. Alexander Carrillo und Fernando Derks waren sehr gut aufeinander eingespielt.

Ausstellung in Künstlerhaus entdeckt Bildräume

Mit der Ausstellung „room with a view“ präsentiert das Künstlerhaus vom 7. September bis zum 13. Oktober fünf Künstlerinnen und Künstler, die mit ihren Fotografien neue Bildräume schaffen oder imaginäre kreieren.

Die Fotografie macht in der Regel aus einem dreidimensionalen Raum einen zweidimensionalen. Schon früh haben Fotografen nach einem Weg gesucht, die „verschwundene“ Räumlichkeit wieder herzustellen, beispielsweise durch Stereografie. Chris Engman (USA), Emma Hart (GB), Katharina Kiebacher (D), Alexandra Leykauf (D) und Susa Templin (D) beschäftigen sich auf der künstlerischen Wege mit der Thematik.

Der Amerikaner Chris Engman zeigt beispielsweise seine Videoarbeit „Sunrise to Sunset“. Sie besteht eigentlich aus zwei Videos. Es ist das gleiche Motiv 24 Stunden aufgenommen, aber auf dem einen Bild läuft die Zeit vorwärts, auf dem anderen Bild rückwärts. Es gibt also nur zwei Zeitpunkte, an dem beide Bilder gleich sind. Spannend ist auch eine weitere Arbeit von ihm. Das großformatige Bild sieht zunächst aus wie ein Naturbild, bis dem Betrachter Unstimmigkeiten auffallen. Plötzlich ist in der Felsformation ein Fenster eingebaut. In Wirklichkeit hat Engman das Naturfoto ähnlich einer Fototapete riesig ausgedruckt und in einer Garage geklebt, so dass ein verwirrender Effekt entsteht.

Die Fotografie, die ja die Wirklichkeit abbilden soll, fehlt es an Räumlichkeit und Körperlichkeit, findet Katharina Kiebacher und zeigt in ihren Arbeiten, wie sie mit diesen Manko umgeht. Im Mittelpunkt steht das Ei. „Das Ei hat eine wandelbare Form“, begründet Kiebacher die Wahl ihres Motivs. In einer Skulptur lässt sie den Betrachter quasi hinter das Bild schauen und zeigt das Ei vorher und nachher. Das Körperliche wird auch in der anderen Skulptur deutlich. Statt ein zweidimensionales Foto auszustellen, gewinnt das Bild eine Räumlichkeit und dringt in den Raum ein.

Beim Aufbau der Arbeiten von Susa Templin (links) helfen Paul Pape und Katharina Kiebacher.
Beim Aufbau der Arbeiten von Susa Templin (links) helfen Paul Pape und Katharina Kiebacher.

Emma Hart präsentiert einen Loop aus verschiedenen Fotos, auf denen die Fotografierten den Betrachter unvermittelt anschauen. So wird der Zuschauer plötzlich zum unerwünschten Eindringling oder Paparazzi, der das traute Familienleben stört. Zusätzlich zeigt sie beeindruckende Skulpturen, die auf Fotografien alter Kinosäle beruhen.

Die Arbeiten von Alexandra Leykauf sind über der Kante gebrochen. Das Video als auch die beiden Bilder benötigen vom Betrachter einen gewissen Standpunkt. Viele ihrer Arbeiten spielen mit dem Übergang von einem dreidimensionalen Objekt zur Oberfläche des Bildes und zurück.

Abstrakte Werke schafft Susa Templin mit ihren Arbeiten. Zu Beginn stehen Fotos von Häusern, Treppenhäusern und anderen architektonischen Elementen, die die Künstlerin auf Kapa-Platten zieht und daraus malerische Räume entwickelt. Daraus entstehen assoziative und gleichzeitig reale Räume, die sich auflösen und abstrakt werden. Aus der Ferne wirken die Arbeiten wie geometrisch abstrakte Kunstwerke, erst beim näheren Hinsehen, wird deutlich, dass die Farbflächen in Wirklichkeit Fotos sind.

Room with a view

07. September bis 13. Oktober 2019

Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1

Die Öffnungszeiten des Künstlerhauses sind Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr.

Die Vernissage ist am 06. September um 20 Uhr.

Große und kleine Kunst der Neuen des BBK Ruhrgebiet in der BIG gallery

In der Zeit vom 08.09.2019 – 29.09.2019 werden in der BIG gallery in Dortmund (BIG direkt gesund, Rheinische Straße 1) mehrere Werke von vierzehn neuen Mitgliedern (seit 2015) des Bundesverbandes Bildender Künstler (BBK) Ruhrgebiet e.V. unter dem Motto „Größer als klein“ präsentiert.

Der Name entstand wegen der ja relativ kleinen Künstlergruppe im Verhältnis zum großen Verband.

Aber auch inhaltlich bietet der Titel viel. Da geht es um große und kleine Träume, kleine und große Liebe, die Stärke und der Mut des vermeintlich „Kleinen“ die Kämpfe der scheinbar Schwachen (ob Flüchtlinge oder andere) gegen die Macht der „Großen“.

Einen kleinen Eindruck von der Vielfalt des künstlerischen Schaffens:

Der Kontrast von kleinem Schiff und weiten, großen Meer steht zum Beispiel bei Michaela Düllberg bei ihren Werken „Landgang“, Mixed Media auf Leinwand, 100 x 100 cm (2019) und „Landgang 9“, Mixed Media auf Holzkörper im Mittelpunkt, 70 x 70 cm (2017) im Mittelpunkt.Das Schicksal der vielen ertrunkenen Flüchtlinge wird hier dabei im Hintergrund nicht außer Acht gelassen.

Bei gleichem Ansatz spielt bei Suria Kassimis „Water“ (Serie), Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm die Farbe „blau“ eine wichtige Rolle. Wie sie beim Pressegespräch betonte, auch ihre Lieblingsfarbe.

Rosa Fehr-von Ilten dagegen arbeitet dagegen mit formalistischer Symbolkraft und den Gegensatz von festen und weichen Strukturen bei ihren Werken : Öl auf Leinwand, „Gestreiftes Tuch“, „Rosa Tuch“, „Rote Palette“ und „Gelb-weiß gestreifte Tuch“ (70 x 100 cm, 2019). Viele der Arbeiten bieten Raum für (gesellschaftskritische) Assoziationen beim Betrachter.

Die neuen Künstlerinnen und Künstler des BBK Ruhrgebiet präsentieren ihre Arbeiten in der BIG gallery. (v.l.n.r.) Davoud Sarfaraz, Marc Bühren, Michaela Düllberg, Rosa Fehr-von Ilten, Suria Kassimi, Dieter Gawohl und Heike Kollakowski.
Die neuen Künstlerinnen und Künstler des BBK Ruhrgebiet präsentieren ihre Arbeiten in der BIG gallery. (v.l.n.r.) Davoud Sarfaraz, Marc Bühren, Michaela Düllberg, Rosa Fehr-von Ilten, Suria Kassimi, Dieter Gawohl und Heike Kollakowski.

Der Dada-Künstler Dieter Gawol (A. Diéga) macht auf humorvoll-anarchistische Weise das „große“ und „kleine“ Geschäft der Menschen zum Thema seiner Werke (auf Alu-Dipond) mit „weiblichen“ und „männlichen“ Zubehör für die Hygiene. Das Ganze nicht ohne kleine politische Seitenhiebe. Witzig-ironisch ist auch der kleine Videofilm zum „stillen Örtchen“ zusammen mit mehreren beteiligten Darstellern.

Heike Kollakowskis kraftvollen Arbeiten „Drip“, Acryl auf Leinwand, 100 x 20 cm (2017) und „wow“ , Acryl auf Leinwand, 24 x 30 cm (2017) sind sich schon optisch eindeutig als „groß“ und „klein“ zu erkennen.

Davoud Safaraz widmet sich mit seine orientalisch strahlenden Werke dem vermeintlich „schwachen Geschlecht“ und setzt ein Statement für die Gleichberechtigung der Frauen. Besonders deutlich wird das bei „Maria ist dran!“, Acryl auf Leinwand, 155 x 115 cm, 2019.

Marc Bühren zeigt die schon in der Ausstellung im Torhaus zu bewundernden manuellen 3D-Drucke der Reihe „Naturidentische Aromen“ mit PLA, Moorlauge, Pigmenten,Kreiden, Wachse und Biospachtelmasse (je 20 x20 cm, 2019, zwölfteilig).

Die Ausstellung „Größer als klein“ – Die neuen im BBK 2019 wird am Sonntag, den 08.09.2019 in der BIG gallery um 11.00 Uhr eröffnet.

Begrüßung: Marc Bühren (BBK Ruhrgebiet) und Peter Kaetsch (Vorstandsvorsitzender BIG direkt gesund). Einführung: Michael Schulz-Runge (Kunstvermittler) und Musik: Katherine Seiss (Sängerin)

Kunstausstellung zwischen Fantasie, Humor und Konventionen

Der Dortmunder Kunstverein am Park der Partnerstädte 2 zeigt vom 06.09.2019 bis zu 19. November 2019 in seinen Räumlichkeiten die erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland von Gijs Milius. Der Künstler ist 1985 in Utrecht geboren, lebt und arbeitet in Brüssel.

Für diesen speziellen Ort hat Milius unter dem Titel „Der Kampf der Kinder“ einen fiktiven Arbeitsraum entworfen.

„Der Kampf der Kinder“ ist übrigens in eine weiteren Sinne gedacht. Es ist der ja bei Kindern noch offen, ganz eigen Blick auf die Konstruktionen und Gegebenheiten des Erwachsenseins. Den sollten wir uns bewahren. Hinter einer gehörigen Portion Humor und kinematografischer Magie verborgen, beschreiben die Arbeiten des Künstlers sowohl Isolation als auch die Absurdität der Dinge des Lebens. Bei dieser Ausstellung geht es um Sichtverschiebungen auf die Dinge des Lebens.

Ausgestattet ist der Raum mit einem weißen Eingangstor, einfachen Holzmöbeln, Fotografien aus speziellen Lebenssituationen (Momentaufnahmen), auf Kalender gedruckt, einem fast schon philosophischen Hörspiel als Zwiegespräch angesichts der Frage, ob man heute noch Kinder in die Welt setzten kann. Es geht unter anderem um Fragen von Gleichheit und Ungerechtigkeit, Aggression und Gewalt.

Neben surrealistisch anmutenden Bildern spielt die Zeit bei der Rauminstallation eine wichtige Rolle. Wenn die Besucher den Raum betreten, fällt der Blick geradeaus auf eine mit einer Art weißen Wolke bemalten Uhr an der grün gestrichenen Wand. Die Zeit wird sinnbildlich „relativiert“.

Gijs Milius hat mím Kunstverein Dortmund für seine Ausstellung "Der Kampf der Kinder" eine eigene Umgebung geschaffen.
Gijs Milius hat mím Kunstverein Dortmund für seine Ausstellung „Der Kampf der Kinder“ eine eigene Umgebung geschaffen.

Dazu passt ein selbst entwickelte witziges Videospiel, bei dem eine computergenerierte Figur davor bewahrt werden muss, von einer herunterfallenden Uhr getroffen zu werden.

An einem anderen Computer können die Besucherinnen und Besucher wahlweise kleinere Videofilme zu verschiedenen Situation wie etwa eine Fahrt mit der Fähre, oder einen Busfahrer bei seiner Arbeit und andere anklicken und ansehen. Das spiegelt das Verhalten vieler Nutzer in der moderne digitalen Welt wieder. Ständig wird irgend etwas angeklickt, was im Augenblick das Interesse weckt, die Zeit der Langeweile vertreibt.

Eingefangene Momente der Erinnerung spielen eine wichtige Rolle.

An einem anderen Tisch gibt es die Möglichkeit, Hits aus den 80-iger Jahren des letzten Jahrhunderts in modifizierter Form als ein Spiel mit Nostalgie zu erleben.

Persönlich wird es an anderer Stelle, wo ein kleiner geheftetes Schriftband mit Anekdoten zu sehen ist, die aus einem Schriftverkehr mit Milius‘ Cousin entstanden sind.

Ein Modellhaus mit einer Miniaturversion von verschiedenen Versionen eines Hausmeisters (in einem kleinen Glaskasten) bilden den Eingangsbereich des fiktiven Arbeitsraumes.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 05.09.2019 um 19:00 Uhr statt.

Begrüßung. Marion Edelhoff (Vorsitzende)
Einleitung: Oriane Durand (Künstlerische Leiterin)

Michael Jaspert – Alte Technik mit neuer Technologie

Makrofotografie und Radierungen präsentiert der Dortmunder Künstler Michael Jaspert unter dem Titel „Augenblicke“ in der Galerie im Depot. Die Ausstellung läuft vom 05. bis zum 29. September 2019 in der Reihe „Depot stellt vor“.

Die großen Makrofotografien von Jaspert schärfen den Blick ins Kleine, das uns umgibt, was wir aber kaum wahrnehmen. Die Schönheit der Libellen und Spinnen in den farbigen Bildern wird uns erst bewusst gemacht, wenn wir nah drauf schauen. Plötzlich sieht eine vertraute Spinne aus, wie aus einer anderen Welt. Für Jaspert ist es faszinierend „wie Spinnen ihre acht Beine und Augen koordinieren.“ Die Motive findet er meistens in seinem Garten.

Michael Jaspert bei seinen beiden Radierungen, die auf Fotos aus der Werkstatt von Geigenbauer Bley beruhen.
Michael Jaspert bei seinen beiden Radierungen, die auf Fotos aus der Werkstatt von Geigenbauer Bley beruhen.

Neben den Makrofotografien zeigt Michael Jaspert auch wieder seine Radierungen. Hier verknüpft er die alte Technik des Kupferstiches mit fotografischen Methoden. Fototechnik und Tiefdruck ersetzen die Nadel. Bei den Radierungen gehört neben der Natur auch Orte der Technik wie beispielsweise ein Umspannwerk zu seinen Motiven. Zwei neue Arbeiten entstanden in der Werkstatt des Geigenbauers Bley. Hier setzte Michael Jaspert die Werkstatt eindrucksvoll als Radierung um. Alle Radierungen erscheinen in einer Auflage von maximal zehn Stück.

Ganz am Anfang des Raumes steht eine Arbeit von Michael Jaspert bestehend aus 625 unterschiedlich hohen Buchenholzklötzchen. Der Betrachter sieht von oben eine Spinne. Es besteht die Möglichkeit, einzelne Klötzchen käuflich zu erwerben.

Kooperationsprojekt von artscenico zum Thema „Stille“

Die Welt um uns herum wird immer hektischer, lauter und schnelllebiger. Wenig Zeit und Muße zum Innehalten und sich auf die Stille mit all ihren erhellenden, anheimelnden oder manchmal auch bedrückend wirkenden Aspekten einzulassen und dann sie auszuhalten.

Mit einer neuen erweiterten Koproduktion „Silent City“ möchte artscenico unter künstlerischen Leitung von Rolf Dennemann, Hans Dreher (Prinz Regenten Theater) und João Garcia Miguel (Teatro Ibérico/Lissabon) mit einem internationalem Künstlerensemble die BesucherInnen auf eine Expeditionsreise durch inszenierte Räume (25 Stationen) in verschiedenen Versionen (Theater, Tanz, Installation, Projektion, Bilder) rund um das Theater im Depot führen. Das Projekt ist außerdem eine Kooperation mit „Parzelle im Depot“ und dem Depot e.V. Unterstützt wird „Silent City“ unter anderem vom Kulturverband Ruhr und NRW Kultur International.

Rolf Dennemann entführt uns mit artscenico in die "Stille Stadt" (Silent City).
Rolf Dennemann entführt uns mit artscenico in die „Stille Stadt“ (Silent City).

Nach Version I im Bochumer Prinz Regenten Theater, finden die Premieren der Version II im Dortmunder Depot am 06.09.2019 ( Freitag) und am 07.09.219 (Samstag) statt.

Wie Rolf Dennemann beim Pressegespräch verriet, gab es die Idee zum Projekt schon länger und sie bot sich als Kooperationsprojekt mit Gleichgesinnten an. Wichtig ist dabei eine intime Atmosphäre.

Nur für jeweils 6 Personen, jeweils zur vollen Stunde, ist der Zugang möglich.

Der Einlass ist stündlich ab 17:00 bis 21:00 Uhr.

Es wird der gesamte Gebäudekomplex (Depot) für eine Betrachtung des Themas „Stille“ in all seinen dramatischen Zuständen mit verschiedenen künstlerischen Mittel genutzt.

Die BesucherInnen treffen auf Schauspieler, Tänzer, Musiker und Performer, welche stille, theatrale Situationen herstellen, oder aber eine menschenleere Rauminstallation, die fremd gewordene Stille intensiv verkörpert. Die Spanne reicht von geschlossenen Geschichten mit einem Anfang und Ende, bis hin zu abstrakten sowie meditativen Bildern, Tanz oder kaum vernehmbare Musik.

Auf alle Fälle wird es ein individuelles, von jeder Person anders empfundenes Abenteuer für den, der sich darauf einlässt. Ausgangspunkt ist der der Eingangsbereich zum Theater im Depot (Bar).

Achtung: Eine Voranmeldung ist dringend notwendig!

Telefonisch unter 0231/ 9822336 (Anrufbeantworter) oder, per E-Mail: ticket@theaterimdepot.de

Intensive Geschichten – You can visit me

„Vier Lebensräume und ein Hinterhof“, das sind die Spielräume in die die KünstlerInnengruppe vier D. interessierte Bürger einlädt. In Kooperation mit dem Machbarkeitstreff Borsig 11 und BewohnerInnen des Quartiers rund um den Borsigplatz ist eine beeindruckende zweistündige Performance entstanden, aufgeteilt auf fünf Etappen.

Basis der erzählten Geschichten sind vier Interviews mit Bewohnern des Quartiers, die den Künstlern als Inspiration für ihre Darstellung dienten. In vierwöchiger Detailarbeit entstanden die Geschichten zu den großen Themen Veränderungen und Hoffnung und wie sie uns durchs Leben tragen. Zum künstlerischen Team gehören u. a. Birgit Götz (Konzept und Choreografie), Nina de la Chevallerie (Regie) und Thorsten Bihegue (Texte, Dramaturgie).

Von vier als „Hoffnungsträgerinnen“ betitelte Fremdenführerinnen begleitet, starten die Gruppen einen Rundgang durch drei Wohnungen und einem Ladenlokal an der Oesterholzstraße. Zirka 60 Interessierte haben sich zu diesem Premierenrundgang angemeldet. Um in der einsetzenden Dämmerung die Übersicht nicht zu verlieren sind die farblich unterschiedlichen Regenschirme der Führenden liebevoll mit Lichterketten dekoriert worden.

Nach wenigen Minuten ist die erste Station erreicht. Auf der zweiten Etage eines Mietshauses betreten wir eine kleine Wohnung, um in einem Zimmer mit zwei TV-Monitoren Platz zu nehmen. Erzählt wird die Geschichte des jungen Mannes Kim, der auf der Suche nach seiner sexuellen Identität schwere Krisen durchlebt, sich mehrmals als Frau outet und doch immer wieder in die männliche Rolle zurück fällt. Trotz der schmerzhaften Suche und vieler Rückschläge bleibt er hoffnungsvoll, seinen Platz im Leben zu finden. Spannend in Szene gesetzt ist die Inszenierung des Vortrags. Im Laufe der Vorstellung wird klar dass die im Film gezeigte Wohnung und auch die brillant agierende Schauspielerin Cindy Tscherrig sich direkt nebenan in der Küche und auch im Schlafzimmer befindet und sich von dort live selbst beim Vortrag mit der Videokamera inszeniert (Physical Theatre).

Nahid (Cordula Hein) erzählt ihre Geschichte der Flucht aus dem Iran nach der Revolution. (Foto: © Anja Cord)
Nahid (Cordula Hein) erzählt ihre Geschichte der Flucht aus dem Iran nach der Revolution. (Foto: © Anja Cord)

Die nächste Station beschreibt das Leben der aus Iran zur Zeit der Revolution geflüchteten jungen Frau Nahid (gespielt von Cordula Hein). Sie versucht die Chronologie ihrer Flucht und ihres neuen Lebens bis in die heutige Zeit zu rekonstruieren. „Nahid“ sucht Bilder und Dokumente aus verschiedenen Kladden und Pappkartons zusammen, versunken in Erinnerungen und Gefühlen der Vergangenheit. Um alles in die richtige Reihenfolge zu bringen, wandert sie durch den Raum und hängt Bilder und Papiere an einen kreuz und quer gespannten roten Faden. So ergibt sich nach und nach ein Bild über die Zeitspanne von den 70iger Jahren bis heute.

In der dritten Wohnung empfangen uns die Tänzerin Yara Eid und auf einem TV-Monitor die echte Interviewpartnerin Linda. Linda ist eine junge Frau mit Downsyndrom. Sie sitzt in einem knallroten Sommerkleid vor der Kamera und berichtet strahlend und energiegeladen von ihrer neuen großen Liebe. Sie erzählt herzzerreißend offen von den Schwierigkeiten die ihr als mongoloider Mensch in allen Lebensbereichen begegnen. Yara Eid setzt die wechselnden Emotionen wie Liebe, Freude, Trauer und Spaß in ihrem kleinen Wohnzimmer in getanzte Bilder um.

In einem Ladenlokal erwartet uns Johanna mit ihrer dramatischen Geschichte. Sie erzählt sehr persönlich wie es ihr gelang, sich aus der Sekte der Zeugen Jehova zu lösen. Der Kampf mit ihren Eltern, den Sektenmitgliedern, ihre Not und ihre Schuldgefühle werden deutlich greifbar. Über allem schwebt die Angst vor dem angedrohten Armageddon. Nach vielen Jahren der Auseinandersetzung bringt sie die Kraft auf den endgültigen Schritt in eine neue Zukunft zu tun. Ihre Erkenntnis nach dem großen Schritt war, „Ich konnte atmen, ich konnte durch diese Tür gehen!“

Zum Abschluss dieses beeindruckenden Abends trafen alle Darsteller im Innenhof noch einmal zu einem kleinen, gemeinsamen Auftritt zusammen.

Verblüffend ist wie in kürzester Zeit vier Leben vor den Besuchern ausgebreitet werden, jedes mit ganz anderen Herausforderungen beschwert. Diese Technik des intensiven Hineingeworfenseins beansprucht alle Sinne der Besucher, und ist ein genialer Zug um einen direkten Zugang zu den Lebensgeschichten der Interviewpartner zu bekommen.

Zwei weitere Rundgänge gibt es am 14.September ab 20 Uhr und am 15. September um 11 Uhr und 16 Uhr. Kartenreservierungen und Verkauf sind unter vier.D@online.de oder unter 0176/46034717 möglich.