Kooperationsprojekt von artscenico zum Thema „Stille“

Die Welt um uns herum wird immer hektischer, lauter und
schnelllebiger. Wenig Zeit und Muße zum Innehalten und sich auf die
Stille mit all ihren erhellenden, anheimelnden oder manchmal auch
bedrückend wirkenden Aspekten einzulassen und dann sie auszuhalten.

Mit einer neuen
erweiterten Koproduktion „Silent City“ möchte artscenico unter
künstlerischen Leitung von Rolf Dennemann, Hans Dreher (Prinz
Regenten Theater) und João
Garcia Miguel (Teatro
Ibérico/Lissabon)
mit einem internationalem
Künstlerensemble die BesucherInnen auf eine Expeditionsreise durch
inszenierte Räume (25 Stationen) in verschiedenen Versionen
(Theater, Tanz, Installation, Projektion, Bilder) rund um das Theater
im Depot führen. Das
Projekt ist außerdem
eine Kooperation mit
„Parzelle im Depot“
und dem Depot e.V. Unterstützt
wird „Silent City“ unter anderem vom Kulturverband Ruhr und NRW
Kultur International.

Rolf Dennemann entführt uns mit artscenico in die "Stille Stadt" (Silent City).
Rolf Dennemann entführt uns mit artscenico in die „Stille Stadt“ (Silent City).

Nach
Version I im Bochumer Prinz Regenten Theater, finden die Premieren
der Version II im Dortmunder Depot am 06.09.2019 ( Freitag) und am
07.09.219 (Samstag) statt.

Wie
Rolf Dennemann beim Pressegespräch verriet, gab es die Idee zum
Projekt schon länger und sie bot sich als Kooperationsprojekt mit
Gleichgesinnten an. Wichtig ist dabei eine intime Atmosphäre.

Nur
für jeweils 6 Personen, jeweils zur vollen Stunde, ist der Zugang
möglich.

Der
Einlass ist stündlich ab 17:00 bis 21:00 Uhr.

Es
wird der gesamte Gebäudekomplex (Depot) für eine Betrachtung des
Themas „Stille“ in all seinen dramatischen Zuständen mit
verschiedenen künstlerischen Mittel
genutzt.

Die
BesucherInnen treffen auf Schauspieler, Tänzer, Musiker und
Performer, welche stille,
theatrale Situationen herstellen, oder aber eine menschenleere
Rauminstallation, die fremd gewordene Stille intensiv verkörpert.
Die Spanne reicht von geschlossenen Geschichten mit einem Anfang und
Ende, bis hin zu abstrakten sowie meditativen Bildern, Tanz oder kaum
vernehmbare Musik.

Auf
alle Fälle wird es ein individuelles, von jeder Person anders
empfundenes Abenteuer für den, der sich darauf einlässt.
Ausgangspunkt ist der der Eingangsbereich zum Theater im Depot (Bar).

Achtung: Eine Voranmeldung ist dringend notwendig!

Telefonisch
unter 0231/ 9822336 (Anrufbeantworter) oder, per E-Mail:
ticket@theaterimdepot.de




Intensive Geschichten – You can visit me

„Vier Lebensräume und ein
Hinterhof“, das sind die Spielräume in die die KünstlerInnengruppe
vier D. interessierte Bürger einlädt. In Kooperation mit dem
Machbarkeitstreff Borsig 11 und BewohnerInnen des Quartiers rund um
den Borsigplatz ist eine beeindruckende zweistündige Performance
entstanden, aufgeteilt auf fünf Etappen.

Basis
der erzählten Geschichten sind vier Interviews mit Bewohnern des
Quartiers, die den Künstlern als Inspiration für ihre Darstellung
dienten. In vierwöchiger Detailarbeit entstanden die Geschichten zu
den großen
Themen
Veränderungen und Hoffnung und wie sie uns durchs Leben tragen.
Zum künstlerischen Team gehören u. a. Birgit Götz (Konzept und
Choreografie), Nina de la Chevallerie (Regie) und
Thorsten Bihegue (Texte, Dramaturgie).

Von
vier als „Hoffnungsträgerinnen“ betitelte Fremdenführerinnen
begleitet, starten die Gruppen einen Rundgang durch drei Wohnungen
und einem
Ladenlokal an der Oesterholzstraße. Zirka 60 Interessierte haben
sich zu diesem Premierenrundgang angemeldet. Um in der einsetzenden
Dämmerung die Übersicht nicht zu verlieren sind die farblich
unterschiedlichen Regenschirme der Führenden liebevoll mit
Lichterketten dekoriert worden.

Nach
wenigen Minuten ist die erste Station erreicht. Auf der zweiten
Etage eines Mietshauses betreten wir eine kleine Wohnung, um in einem
Zimmer mit zwei TV-Monitoren Platz zu nehmen. Erzählt wird die
Geschichte des jungen Mannes Kim, der auf der Suche nach seiner
sexuellen Identität schwere Krisen durchlebt, sich mehrmals als Frau
outet und doch immer wieder in die männliche Rolle zurück fällt.
Trotz der schmerzhaften Suche und vieler Rückschläge bleibt er
hoffnungsvoll, seinen Platz im Leben zu finden. Spannend in Szene
gesetzt ist die Inszenierung des Vortrags. Im Laufe der Vorstellung
wird klar dass die im Film gezeigte Wohnung und auch die brillant
agierende Schauspielerin Cindy Tscherrig sich direkt nebenan in der
Küche und auch im Schlafzimmer befindet und sich von dort live
selbst beim Vortrag mit der Videokamera inszeniert (Physical
Theatre).

Nahid (Cordula Hein) erzählt ihre Geschichte der Flucht aus dem Iran nach der Revolution. (Foto: © Anja Cord)
Nahid (Cordula Hein) erzählt ihre Geschichte der Flucht aus dem Iran nach der Revolution. (Foto: © Anja Cord)

Die
nächste Station beschreibt das Leben der aus Iran zur Zeit der
Revolution geflüchteten jungen Frau Nahid (gespielt von Cordula
Hein). Sie versucht die Chronologie ihrer Flucht und ihres neuen
Lebens bis in die heutige Zeit zu rekonstruieren. „Nahid“ sucht
Bilder und Dokumente aus verschiedenen Kladden und Pappkartons
zusammen, versunken in Erinnerungen und Gefühlen der Vergangenheit.
Um alles in die richtige Reihenfolge zu bringen, wandert sie durch
den Raum und hängt Bilder und Papiere an einen kreuz und quer
gespannten roten Faden. So ergibt sich nach und nach ein Bild über
die Zeitspanne von den 70iger Jahren bis heute.

In
der dritten Wohnung empfangen uns die Tänzerin Yara Eid und auf
einem TV-Monitor die echte Interviewpartnerin Linda. Linda ist eine
junge Frau mit Downsyndrom. Sie sitzt in einem knallroten Sommerkleid
vor der Kamera und berichtet strahlend und energiegeladen von ihrer
neuen großen Liebe. Sie erzählt herzzerreißend offen von den
Schwierigkeiten die ihr als mongoloider Mensch in allen
Lebensbereichen begegnen. Yara Eid setzt die wechselnden Emotionen
wie Liebe, Freude, Trauer und Spaß in ihrem kleinen Wohnzimmer in
getanzte Bilder um.

In
einem Ladenlokal erwartet uns Johanna mit ihrer dramatischen
Geschichte. Sie erzählt sehr persönlich wie es ihr gelang, sich aus
der Sekte der Zeugen Jehova zu lösen. Der Kampf mit ihren Eltern,
den Sektenmitgliedern, ihre Not und ihre Schuldgefühle werden
deutlich greifbar. Über allem schwebt die Angst vor dem angedrohten
Armageddon. Nach vielen Jahren der Auseinandersetzung bringt sie die
Kraft auf den endgültigen Schritt in eine neue Zukunft zu tun. Ihre
Erkenntnis nach dem großen Schritt war, „Ich konnte atmen, ich
konnte durch diese Tür gehen!“

Zum
Abschluss
dieses beeindruckenden
Abends trafen alle Darsteller im Innenhof noch einmal zu einem
kleinen, gemeinsamen Auftritt zusammen.

Verblüffend
ist wie in kürzester Zeit vier Leben vor den Besuchern ausgebreitet
werden, jedes mit ganz anderen Herausforderungen beschwert. Diese
Technik des intensiven Hineingeworfenseins beansprucht alle Sinne der
Besucher, und ist ein genialer Zug um einen direkten Zugang zu den
Lebensgeschichten der Interviewpartner zu bekommen.

Zwei
weitere Rundgänge gibt es am 14.September ab 20 Uhr
und am 15. September um 11 Uhr
und 16 Uhr.
Kartenreservierungen und Verkauf sind
unter vier.D@online.de
oder unter 0176/46034717
möglich.