Fotodrucke als visuelle Kommunikation

Die Artothek in der Dortmunder Stadt- und Landesbibliothek zeigt vom 21. Mai bis zum 28. Juni 2019 unter dem Motto „Visuelle Kommunikation: Sehen > Verstehen >?!“ zweiundzwanzig Direktdrucke auf Alu-Dibond der hiesigen Fotografin Rita-Maria Schwalgin. Die Künstlerin kombiniert schwarz-weiße, von ihr computergenerierte philosophische QR-Code-Botschaften mit Dortmunder Fotografien, etwa aus dem alten Industriegebiet Phönix-West, dem Dortmunder U oder dem Signal Iduna Park (ehemals Westfalenstadion).

Was hinter den QR-Codes der sieben ausgestellten Werke steckt, können die Besucherinnen und Besucher mit ihren Smartphones herausfinden. Hinter den vier- beziehungsweise neunteiligen QR-Bereichen stehen immer konkrete Aussagen wie etwa „die Würde des Menschen ist unantastbar!“.

Die spannenden Fotos zeigen im Spiegelbild oder buchstäblich „durch eine Brille“ ihre eigentliche Schärfe und fokussieren die typischen Dortmunder Motive (siehe oben) auf eine ganz besondere Art.

Rita-Maria Schwalgin vor ihren Bildern "Blick durch Ammoniakhalle" und "Durchblick Phoenix-West". Zu sehen in der Artothek.

Wer sich die Mühe macht und Zeit lässt, kann immer wieder neue Details erkennen. Schwalgin hat Geduld und macht sich auch schon mal die Mühe, dass gleiche Motiv zu unterschiedlichen Zeiten zu fotografieren, was zu erstaunlichen neuen Einblicken führt.

Durch Spiegelungen wie beispielsweise bei dem Dortmunder Fotografie-Motiv „U Turm spiegelt Stadt“ erkennt man Details, die man sonst nicht erkennen oder bewusst aufnehmen würde.

Mit ihren Arbeiten möchte die Künstlerin unsere Blickwinkel verschieben und eingefahrene Sichtweisen hinterfragen.

Am Eingang der Artothek verbindet zudem eine Mitmach-Aktion für die BesucherInnen wie eine Klammer diese optischen reizvollen Kontraste. Seit dem Jahr 2013 sammelt Schwalgin schon den Satz „Was siehst Du?“ in den verschiedensten Sprachen und Schriftarten. Über vierzig sind bis jetzt schon zusammen gekommen. Weitere sind erwünscht!

Auf einer Liste sind die Namen der Fotografien, ihre Größe und Kaufpreise für Interessierte aufgeführt.

Die Ausstellung ist dienstags und freitags zwischen 10:00 und 19:00 Uhr in der Artothek zu sehen. Der Eintritt ist frei!

13 Personen wollen spielen – ein Potpourri an Mini-Geschichten

Genau kann man es nicht sagen, aber die Produktion „13 Personen wollen spielen“ könnte die 25. Produktion der „Theaterwerkstatt am Theater im Depot“ von Regisseurin Barbara Müller sein. Wie dem auch sei, der Zuschauer kann sich auf eine spritzige Mini-Dramen-Collage freuen. Premiere ist am 24.05. 2019 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Mini-Dramen beinhalten die komplette Theaterwelt im Kleinen. Quasi das Theater in einer Nussschale. Diese Mini-Dramen können sehr kurz sein, etwas ein Vierzeiler oder natürlich etwas länger, sie sind jedoch thematisch geordnet. Es kann über Gefühle gehen oder einfach nur über Kulinarisches. Die kleinen Dramen sind romantisch, absurd oder dramatisch,

Die Rahmengeschichte: Die Schauspieler entdecken in einem Theater auf dem Dachboden alte Requisiten und Textbücher. Dabei entdecken sie ihre Spielfreude wieder.

Das Ensemble der Theaterwerkstatt bei den Proben mit den Requisiten. (Foto: © Barbara Müller)
Das Ensemble der Theaterwerkstatt bei den Proben mit den Requisiten. (Foto: © Barbara Müller)

Die Bühne ist schwarz-weiß gehalten (Bühnenbild von Mathias Schubert) und auch die Schauspieler auf der Bühne sind in schwarz-weiß-grau gekleidet. Die Musik kommt von Cosmo Sheldrake. Auch wenn nicht alle vom Ensemble bei jeder Szene beteiligt sind, so sind doch alle dreizehn ständig auf der Bühne. Barbara Müller verspricht „ein Feuerwerk von vielen Szenen“.

Die Regisseurin konnte etwas Bemerkenswertes verkünden. Die Zahl der Männer im Ensemble hat sich verdoppelt. Jetzt befinden sich mit Dirk Leistenschneider und Adnan Zecevic zwei im Ensemble.

Neben der Premiere am 24. Mai gibt es noch zwei weitere Vostellung am 25. Mai um 20 Uhr sowie am 26. Mai um 18 Uhr.

Karten bekommt man unter ticket@theaterimdepot.de, die Karten kosten 10 €, ermäßigt 5 €.

Klangvokal 2019 – Wenn Musik verbindet

Das Musikfestival Klangvokal war schon immer ein Mittler zwischen verschiedenen Musikkulturen. Bereits 2015 baute Klangvokal „Brücken“ zwischen den Kontinenten oder war wie 2016 „grenzenlos“. Da passte es natürlich, dass die Organisatoren Jordi Savall für ein Konzert einladen konnten, der mit einem Programm „Hommage an Syrien“ am 19. Mai 2019 im Konzerthaus das gebeutelte Land als Inspirationsquelle für die Musik aus dem Orient. Ein besonderes Erlebnis für die Besucher.

Das Thema Okzident und Orient ist für den spanischen Musikwissenschaftler und Gambisten Jordi Savall nicht neu. Bereits 2006 erschien eine CD mit dem Titel „Orient – Occident“, 2013 brachte er „Orient – Occident II“ heraus. Seine aktuelle Tournee heißt „Hommage an Syrien“. Hierbei spielen in seinem gegründeten Ensemble Hespèrion XXI und dem interkulturellen Ensemble Orpheus XXI musikalische Freunde Musik aus dem jüdischen, muslimischen und christlichen Mittelmeerraum. Mit dabei sind Musiker, die vor dem Krieg in Syrien fliehen mussten.

Neben virtuosen Instrumentalisten hatte Jordi Savall auch gute Gesangssolisten mit nach Dortmund gebracht. Im Vordergrund: Rebal Alkhodari (links) und Waed Bouhassoun. (Foto: © Anja Cord)
Neben virtuosen Instrumentalisten hatte Jordi Savall auch gute Gesangssolisten mit nach Dortmund gebracht. Im Vordergrund: Rebal Alkhodari (links) und Waed Bouhassoun. (Foto: © Anja Cord)

Doch die Musik, die im Konzerthaus erklang, war keinesfalls traurig oder deprimierend. Im Gegenteil: Savall hatte einige Tänze aus der Türkei, Syrien oder Afghanistan im Programm. Fröhliche Lieder wie „Lamuny“, die zum Tanzen animierten und von den Musikerinnen und Musikern erfrischend interpretiert wurden, gab es genügend. Auch melancholische Stücke wie „Ce brun – Hal asmar“, gesungen von der eindrucksvollen Waed Bouhassoun, waren im Programm.

Überhaupt war das Konzert ein Genuss für Freunde der orientalischen Musik. Neben der Oud, waren noch Instrumente wie Duduk, Ney (beides Flötenarten), Sarod und Robab (zwei Saiteninstrumente) zu hören. Natürlich gehörten auch exotische Percussioninstrumente zum Ensemble.

Das musikalische Zentrum des Konzertes war Syrien. Traditionelle Lieder und Tänze aus Damaskus oder Aleppo wurden kombiniert mit Stücken aus Kurdistan, der Türkei oder Nordafrika. Daneben führte uns Savall nach Afghanistan und sogar nach Indien, als der Raga „Muddhu gare yashoda“ erklang. Einen kleinen Ausflug gab es nach Paris. Das Stück „Le Quarte Estampie Royal“ aus dem 13. Jahrhundert zeigte, dass die musikalische Verwandtschaft zwischen dem Osten und dem Westen zu der Zeit noch sehr eng war. Lieder aus dem Kulturkreis der sephardischen Juden rundete das Konzert ab.

Die Spielfreude der über 20 Musikerinnen und Musiker sprang auf das Publikum über. Hier zeigte es sich deutlich, dass die Musik ein verbindendes Element ist, das imstande ist, Brücken zwischen Kulturen zu bauen und ein „Wir“-Gefühl zu stärken. Daher sind solche Konzerte ungemein wichtig.

Detektiv-Geschichte um Emil als Solo für Gustav

Im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater hatte am 18.05.2019 „Emil und die Detektive – ein Solo für Gustav“ unter der Regie Bettina Zobel (Ensemble-Mitglied im KJT) seine Premiere.

Die Inszenierung ist in mehrfacher Hinsicht eine besondere. Zum einen wird die Geschichte von „Emil und die Detektive“ (Erich Kästner 1929) aus der Sicht von Gustav mit der Hupe erzählt und dann auch noch auf eine ganz eigene Art und Weise präsentiert, die das Publikum ein Stück weit in die Welt von 1929 in Berlin eintauchen ließ.

Ein besonderes Erlebnis war es aber, Andreas Gruhn, den langjährigen Leiter des KJT, als Schauspieler auf der Bühne zu erleben. Als gebürtiger Berliner war dies eine sogenannte Paraderolle für ihn. Mit viel „Berliner Schnauze“ versprühte er den herben trockenen Charme der Hauptstadt.

Er spielte den Enkel des „Gustav mit der Hupe“, der die Geschichte aus der Sicht seines Großvaters lebendig auf die Bühne brachte. Die spannenden Geschehnisse um Emil, der aus Neustadt mit der Bahn und 140 Mark von seiner Mutter für die Großmutter nach Berlin aufbricht, und vom Fiesling Grundeis im Schlaf bestohlen wird. Mit der Hilfe von Gustav mit der Hupe und seinen Freunden gelingt es ihm mit Mut, Witz sowie Solidarität am Ende, den Dieb und gesuchten Bankräuber zu überführen.

Andreas Gruhn schlüpfte in verschiedene Rollen. (Foto: © Edy Szekely)
Andreas Gruhn schlüpfte in verschiedene Rollen. (Foto: © Edy Szekely)

Die Requisiten auf der Bühne, mit einem alten Telefon aus der damaligen Zeit, Schiebermütze und mehr, waren samt der Kostüme mit viel Liebe und Sorgfalt ausgesucht.

Verschiedene Fotografien aus dem Berlin um das Jahr 1929, vergrößert auf Papptafeln gebracht, wurden mithilfe einer Videokamera auf eine Leinwand projiziert und mit ausgeschnitten Personen der Handlung je nach Bedarf bereichert.

Andreas Gruhn konnte nicht nur seine schnelle Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen, sich in die unterschiedlichen Charaktere einfühlen, sondern durfte auch noch zur Freude des Publikums singen und tanzen. Da blieb kein Auge trocken und Langeweile kam nicht auf.

Es war eine gelungene Inszenierung mit einer gelungenen Mischung aus klassischen Theaterspiel mit einfachen Mitteln und den Möglichkeiten der modernen Technik. Sie zeigte dem jungen und älteren Publikum den Wert von Mut, Nicht-Aufgeben und Zusammenhalt und einen kleinen Eindruck vom „alten Berlin“.

Nach der Vorstellung wurde Andreas Gruhn noch für seine zwanzigjährige Tätigkeit als Leiter des KJT und sein Städteübergreifendes Engagement (beispielsweise mit gegenseitigen Besuchen von Theatern in Dortmunder Partnerstädten, seine Weihnachtmärchen-Inszenierungen und vieles mehr) von Bürgermeisterin Jörder und Tobias Ehinger (Geschäftsführender Direktor am Theater Dortmund) geehrt. Er bleibt dem Theater noch weitere Jahre erhalten.

Auch viele ehemalige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter waren zum Jubiläum erschienen und der Abend endete mit einer fröhlichen Überraschungsfeier.

Spannender Theaterspielplan 2019/2020 in Dortmund

Der neue Spielplan für die Saison 2019/2020 wurde am 15.05.2019 in der ehemaligen Schreinerei des Hauses und angedachter Interimsstandort für die neue Akademie für Theater und Digitalität vorgestellt. Die Akademie ist die sechste Sparte des Theaters und ihr künstlerischer Leiter Marcus Lobbes (bekannt zuletzt als Regisseur „Ich-Europa“ in Dortmund) und zwei MitarbeiterInnen waren auch bei der Pressekonferenz anwesend.

Genau wie der geschäftsführende Direktor Tobias Ehinger freute er sich über Achtung und Rückendeckung für das Theater Dortmund in unserer Stadt, dem Land, Bund und auch in der Europäischen Union (EU). Das macht sich unter anderem durch Unterstützung diverser Fördervereine und Unterstützern, einem „werbenden DSW21-Bus“, steigenden Kulturaustausch und vieles mehr deutlich. EU-Fördergelder ermöglichen auch den bis jetzt 54 Studien-Bewerbern für die neue Akademie Ausschreibungen für Stipendien für ein halbes Jahr zu erhalten.

Die nächste Theatersaison bietet einiges neues und spannendes.

Oper:

Zwei Themenbereiche stehen im Mittelpunkt der zweiten Spielzeit von Opernintendant Heribert Germeshausen. Neu ist der geplante „Wagner-Kosmos“, der ab 2020 alljährlich als Festival um Wagners Geburtstag herum veranstaltet wird. Hier wird Wagners Werk systematisch in einem Kontext zu wichtigen Vorläufern, Zeitgenossen und Antipoden gesetzt. Der erste Wagner Kosmos verbindet drei Neuinszenierung: Wagners LOHENGRIN (mit den Bayreuther-Stars Daniel Behle und Kwangchul Youn) mit Aubers DIE STIMME VON PORTICI (Regie Peter Konwitschny) und mit FERDINAND CORTEZ ODER DIE EROBERUNG VON MEXIKO und wird mit einem Symposium abgerundet.

Die Dortmunder Oper feiert im April 2020 ihre Formate für das junge Publikum wie etwa die Junge Oper unter Einbezug der Bürgeroper mit einem Musikfestival: Drei Uraufführungen, NEVERLAND, die Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater DIE KLEINE GANS, DIE AUS DER REIHE TANZ und die KINDER DES SULTANS stehen auf dem Programm. Weitere Neuproduktionen sind MADAME BUTTERFLY (Oper), das Musical JEKYLL & HYDE sowie die Singkomödie IM WEISSEN RÖSSL.

Mit Spannung in die neue Spielzeit. (v.l.n.r.) Kay Voges, Marcus Lobbes, Xin Peng Wang, Andreas Gruhn, Tobias Ehinger und Heribert Germeshausen. (Foto: © Anja Cord)
Mit Spannung in die neue Spielzeit. (v.l.n.r.) Kay Voges, Marcus Lobbes, Xin Peng Wang, Andreas Gruhn, Tobias Ehinger und Heribert Germeshausen. (Foto: © Anja Cord)

Ballett:

Neben den beliebten Ballett-Gala-Abenden bietet Ballettdirektor Xin Peng Wang die Fortsetzung von „Inferno“, dem ersten Teil von Dantes „Göttlicher Komödie“, mit seiner Choreografie PURATORIO, und zeigt, was diese für eine Bedeutung für uns heute hat. Als Erstaufführung ist EIN MITTSOMMERNACHTTRAUM (Choreografie Alexander Ekman) vorgesehen und mit #ZAUBERFLÖTE3.0 und BAUHAUS zwei Neuproduktionen.

Alles im Zeichen von Innovation, Initiative und International.

Dortmunder Philharmoniker:

In der nächsten Spielzeit reisen die Dortmunder Philharmoniker musikalisch AM PULS DER ZEIT durch elf große Metropolen und besuchen unter anderem Dvořák in New York, Strawinsky in Paris, Mahler in Prag oder etwa Verdi in Mailand.

Dort ist zurzeit auch Generalmusikdirektor Gabriel Feltz als Dirigent mit der Stuttgarter Philharmoniker tätig und verkündete sein Programm für die neue Saison per Video. Eine Neuerung gibt es bei der Reihe WIENER KLASSIK. In den drei Konzerten steht ein berühmter Solist des Abends auch am Pult des Orchesters.

Das NEUJAHRSKONZERT 2020 findet erstmals in Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus Dortmund auch dort statt. Neben den CITYRING KONZERT auf dem Dortmunder Friedensplatz (diesmal auch als Filmmusikgala, gewidmet John Williams) werden alle bekannten Formate der Philharmoniker weiter geführt.

Schauspiel:

In seiner zehnten und letzten Spielzeit will Intendant Kay Voges noch einmal ein Feuerwerk entfachen. Neben (Theater-) Klassikern der moderne (wie zum Beispiel Arthur Millers Hexenjagd) und der Schauspieler-Komödie „Das Reich der Tiere“ bietet das Schauspiel im Studio die Uraufführung von „Familien gegen Nazis“ oder das im letzten Jahr ausgefallenen Punkrock-Musical mit den Kassierern „Die Drei von der Punkstelle“. Außerdem geht Intendant Kay Voges in „Play/Abriss einer Reise“ mit dem gesamten Ensemble auf die Suche dem was war, was ist und was sein wird. Der Ausnahme-Künstler Jonathan Meese präsentiert sein neues Werk: „Lolita (R)evolution (Rufschädigenst) – Ihr Alle seid die Lolita Eurer Selbst!“

Die letzten drei Monate der Spielzeit werden von einem SHOWDOWN bestimmt, einer Schlussoffensive, die mit kleinen und großen Inszenierungen noch einmal alte bekannte und neue Formate auf die Bretter des hiesigen Schauspiels ruft.

Die Spielzeithefte für 2019/20 kommen in einer schicken Box. (Foto: © Anja Cord)
Die Spielzeithefte für 2019/20 kommen in einer schicken Box. (Foto: © Anja Cord)

Kinder- und Jugendtheater (KJT):

Das anders sein und der Umgang damit steht in dieser Spielzeit beim KJT im Blickpunkt. Was macht uns zu Außenseitern, Spinnern oder Verfolgten? Wie der Direktor des KJT erklärte, stehen alle am Rand, müssen ihren Weg suchen und verändern dabei sich und die Umwelt.Ob etwa beim politischen Monolog „Name: Sophie Scholl“, einer Geschichte um Mut und Zivilcourage, oder im diesjährigen Weihnachtsmärchen „Zwerg Nase“ nach Wilhelm Hauff (neu geschrieben von Andreas Gruhn). Premiere im Februar hat „Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt“. Wie sich dem Leben stellen, wenn scheinbar alles zusammenbricht. Aus Dortmunds Partnerstadt Rostow am Don wird eine Theatergruppe für drei Auftritte in unsere Stadt kommen und beim KJT Gast sein.

Am Ende der Spielzeit folgt die zweite Kooperation mit der freien Theatergruppe pulp fiktion. Es wird ein performativer Spaziergang „H2O“. Die Zuschauer erkunden das Gelände der Kokerei Hansa und erleben „ein Stück Klimawandel“.

Das umfangreiche, in einzelnen Broschüren verpackte und in einer weißen Box aufbewahrte, neue Spielzeitprogramm ist ab sofort im Theater erhältlich. Abonnenten können ab jetzt ihre Wunschveranstaltungen auswählen und ab dem 02.07.2019 können alle Interessierten Tickets für die einzelnen Programme kaufen.

Klangvokal 2019 – mitreißende Weltmusik aus Kamerun

Sanft und locker beginnen die vier Musiker das Konzert und ziehen mit dem ersten Song die Zuschauer im domicil in ihren Bann. Blick Bassy nimmt mit einer beeindruckend rauchigen Stimme, die bis ins Falsett aufsteigen kann die Zuhörer mit in seine westafrikanische Welt. Begleitet durch Posaune, Trompete, Keyboard und Cello breitet sich eine Mischung aus Melancholie und Freude aus.

Blick Bassy präsentiert im domicil im Rahmen des Musikfestivals Klangvokal sein neues Programm „1958“, die CD dazu ist im März erschienen. Der politisch engagierte Musiker beschäftigt sich in seinen Songs mit der Geschichte Kameruns. Es ist eine Hommage an den Widerstandskämpfer Ruben Um Nyobé, der im September 1958 im Kampf um die Freiheit getötet wurde. Bassy ist der festen Überzeugung, dass sich Kamerun nur weiterentwickeln kann, wenn es seine Wurzeln wieder entdeckt. Für ihn ist die Zeit vor der Kolonialisierung durch Deutsche, Briten und Franzosen genauso wichtig, wie der Befreiungskampf für die Unabhängigkeit Kameruns. Die Texte sind fast ausschließlich in seiner Muttersprache Bassa geschrieben. Er möchte die Sprache so vor dem Aussterben bewahren. In Kamerun gibt es über 270 einzelne Sprachen, die Amtssprachen sind jedoch Französisch und Englisch.

Blick Bassy in der Mitte mit seinen Mitmusikern. (Foto: © Anja Cord)
Blick Bassy in der Mitte mit seinen Mitmusikern. (Foto: © Anja Cord)

Die Musik ist im Gegensatz zu den Inhalten sanft, melancholisch, manchmal kontemplativ, dann wieder mitreißend rhythmisch. Statt auf dem Banjo spielt Bassy in diesem Programm E-Gitarre. Er nennt seinen Stil Afroblues oder Global Blues, eine Mischung aus Latin, Jazz, traditionellen afrikanischen Sounds und souliger Musik. Sie erinnert an die Cajunmusik aus New Orleans, mit Frasierungen, Bläsersätzen und Melodien die zum Tanzen animieren, kraftvoll, irgendwie geerdet.

Mit dem Song Sango Ngando reißt die Band das Publikum von den Stühlen, die Musiker tanzen klatschend und singend über die Bühne und begeistern den fast ausverkauften Saal.

Global Blues aus dem Herzen von Kamerum: Blick Bassy. (Foto: © Anja Cord)
Global Blues aus dem Herzen von Kamerum: Blick Bassy. (Foto: © Anja Cord)

Neben Blick Bassy ist Clément Petit am Cello ein wahrer Künstler. Trommelnd, zupfend und streichend entwickelt er mit seinem Instrument einen rhythmischen Klangteppich für die eingängigen Songs.

Das eineinhalbstündige Programm vergeht wie im Flug, die Konzertbesucher brechen in anhaltenden Applaus aus und werden mit zwei weiteren Liedern als Zugabe belohnt.

Klangvokal 2019 – Mit italienischem Flair ins Festivalvergnügen

Die italienische Operngala war in den vergangenen Jahren der große Abschlusshöhepunkt des Klangvokal-Festivals. Bei gutem Wetter gerne im Westfalenpark an der Seebühne mit Feuerwerk. Im Jahr 2019 startete Klangvokal am 16. Mai im Konzerthaus mit Musik aus italienischen Opern mit der Sopranistin Anna Pirozzi und dem Tenor Teodor Ilincai.

Der überwiegende Teil der Arien und Duette stammen aus den Opern des Verismo. Der Verismo war eine populäre Operngattung zwischen 1890 und 1920 in Italien. Nicht mehr um Götter, Kaiser oder andere hohe Personen sollte sich die Oper drehen, sondern um „gewöhnliche Menschen“. In den überwiegend als Einakter konzipierten Stücke passiert gewöhnlich ein Beziehungsdrama, das schreckliche Konsequenzen nach sich zieht. Die Libretti ähneln ein wenig dem Boulevardjournalismus. Das „Wir“ (ganz nach dem Motto des Festivals) und der gesellschaftliche Kontext spielen eine große Rolle.

Doch der Abend begann mit Guiseppe Verdi. Seine Werke prägen die Opernkultur bis heute. Aus seinem umfangreichen Schaffen erklangen Ausschnitte von „Nabucco“, „Macbeth“ und „Simon Boccanegra“, gespielt von der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Carlo Montanaro. Hier konnte sich Anna Pirozzi als Lady Macbeth bei „Nel dì della vittoria…“ auszeichnen.

Teodor Ilincai und Anna Pirozzi begeisterten mit ihren Stimmen beim ersten Konzert des Klangvokal-Festivals. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Teodor Ilincai und Anna Pirozzi begeisterten mit ihren Stimmen beim ersten Konzert des Klangvokal-Festivals. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Weiter ging es mit Pietro Mascagni. Sein berühmtestes Werk ist „Cavalleria rusticana“, auf Deutsch „Die Bauernehre“. Im Gegensatz zum Schicksal von Königen oder Völkern geht es in Mascagnis Einakter um eine tödlich endende Dreierbeziehung. Neben dem bekannten „Intermezzo“ zeigten Pirozzi und Ilincai im Duett „Ti qui Santuzza“, dass ihre Stimmen gut harmonierten.

Den schwungvollen Anfang nach der Pause machte Giacomo Puccini und „Tosca“, es folgte Amilcare Ponichielli, dessen Oper „La Gioconda“ zwischen Verdi und dem Verismo beheimatet ist. Die Oper „Pagliacci“ von Ruggero Leoncavalli ist in Deutschland vermutlich bekannter unter dem Namen „Der Bajazzo“. Hier erklang die Arie des Tonio „Vesti la giubba“. Den Schlusspunkt setzte Umberto Giordanos Oper „Andrea Chénier“.

So ein Abend steht und fällt mit den Sängerinnen und Sängern. Mit Anna Pirozzi und Teodor Ilincai hatten die Festivalorganisatoren ein gutes Händchen. Oft erklangen nach den Arien „Bravo“-Rufe und den beiden hat es scheinbar auf der Bühne richtig Spaß gemacht, so das der Funke schnell auf das Publikum übersprang. Mit drei Zugaben wurde der Abend abgeschlossen. Ein erfolgreicher Start in die diesjährige Klangvokal-Spielzeit.

Armenisches Klanggemälde

Mit zwei Werken des sowjetisch-armenischen Komponisten Aram Chatschaturian und der 4. Sinfonie von Peter Tschaikowsky entführten die Dortmunder Philharmoniker im 8. Philharmonischen Konzert der Spielzeit 18/19 unter der Leitung von Markus Stenz das Publikum nach Russland und nach Armenien. Der Titel „Düstere Leidenschaft“ war Programm und Solokünstler Nemenja Radulović zeigte diese düsteren Leidenschaften im Violinkonzert von Chatschaturian.

Den Beginn des Philharmonisches Konzertes machten einige Sätze aus der Ballettmusik „Gajaneh“ von Chatschaturian. Das Ballett war eine Auftragsarbeit der Kommunistischen Partei der UdSSR und Chatschaturian komponierte die Arbeit 1942, also während des Zweiten Weltkrieges. Populär wurde vor allem der „Säbeltanz“ am Ende des Balletts. Er wurde in einigen Filmen benutzt und wurde sogar in der Popmusik gecovert. Klar, dass dieses bekannte Stück nicht fehlen durfte.

Gut bekannter Gast: Nemenja Radulović verzauberte erneut das Publikum beim Philharmonischen Konzert. (Foto: © Charlotte Abramow / Deutsche Grammophon)
Gut bekannter Gast: Nemenja Radulović verzauberte erneut das Publikum beim Philharmonischen Konzert. (Foto: © Charlotte Abramow / Deutsche Grammophon)

Mit einem großen Griff in das Repertoire der armenischen Volksmusik ging es weiter, denn auch das Violinkonzert in d-moll von Chatschaturian lebt in seiner Virtuosität und Musikalität vom Heimatland des Komponisten. Als Solokünstler wurde ein alter bekannter engagiert. Nemenja Radulović war bereits im Juni des vergangenen Jahres zu Gast der Dortmunder Philharmoniker. Damals spielte er das Violinkonzert in a-moll von Mozart. Jetzt hat Radulović Chatschaturian im Gepäck und passenderweise spielt er auf seiner neuen CD „Baïka“ auch sein Violinkonzert. Mit dem ersten Bogenstrich entführt uns Radulović in den Kaukasus. Die Dynamik, die rhythmischen Variationen der Tänze, energisch dargeboten von Radulović und den Philharmonikern. Verdientermaßen gab es Standing Ovations vom Publikum für den Solokünstler, aber auch für das Orchester, das mit Radulović eine musikalische Einheit formte. Der Künstler bedankte sich beim Publikum mit einer Zugabe.

Die düstere Leidenschaft hielt auch Tschaikowsky in ihren Bann. Zeitlebens konnte er seine Homosexualität nicht öffentlich machen, er flüchtete sogar in eine flüchtige Ehe, die ihn aber noch unglücklicher machte. Ein Seelendrama in Musiknoten eindrucksvoll intoniert von den Dortmundern Philharmonikern. Sehr anrührend ist der zweite Satz der Sinfonie, das „Andantino“, das mit einem Oboensolo beginnt. Hier erinnert sich Tschaikowsky musikalisch an bittersüsse Kindheitserinnerungen, der vierte Satz führt alle drei Themen wieder zusammen. Hier wird vielleicht ein Volksfest zelebriert und das Motto lautet: Freuen Sie sich an den Freuden der anderen Menschen. Doch das Schicksalsmotiv aus dem ersten Satz taucht wieder auf mit der düsteren Erkenntnis des Komponisten: Ich muss leider außerhalb dieser Freude bleiben.

Ausdrucksvolles Kammerkonzert um „Gefahr und Frieden“

Im Dortmunder Orchesterzentrum stand am 13.05.2019 die Streicher der hiesigen Philharmoniker unter dem Motto „Gefahr und Frieden“ im Mittelpunkt.

Beteiligt waren neben Hauke Hack (Violoncello), der auch mit „pieces for peace – Bans İçin Eserler“ auch eigene Kompositionen aus den letzten Jahren beitrug, Branca Weller (Violine), Judith Schween (Violine), Hindenburg Leka (Viola), Saskia Simion (Viola) und Christiane Schröder (Violoncello). Frank Kistner am Kontrabass unterstützte die sechs KollegInnen bei den musikalischen Sätzen von Antal György Csermàks (1744-1822) „Die drohende Gefahr oder Die Vaterlandsliebe“.

Mit „pieces for peace“ hat Hauke Hack in jedem Satz wunderbare musikalische Porträts von Namen und Eigenschaften verschiedener Freunde, Verwandten oder Bekannten geschaffen. Gewidmet wurde die Stücke der englischen Politikerin Jo Cox sowie der deutschen Lehramtsstudentin Tuğçe Albayrak, die beide aus politischen Gründen ermordet wurden.

Das Publikum konnte sich davon überzeugen, das die Satzbezeichnungen sensibel durch die Musik transformiert wurden. Sogar bekannte Melodie wie „Happy Birthday“ oder „Lasst uns froh und munter sein“ waren für das geübte Ohr (heraus) zu hören.

Hauke Hack spielte mit seinen Streicherkolleginnen und -kollegen auch eigene Kompositionen beim Kammerkonzert . (Foto: © Anke Sundermeier)
Hauke Hack spielte mit seinen Streicherkolleginnen und -kollegen auch eigene Kompositionen beim Kammerkonzert . (Foto: © Anke Sundermeier)

Im Wechsel dazu erklangen jeweils einzelne Sätze von „Die drohende Gefahr oder Die Vaterlandsliebe“ des berühmtesten ungarischen Komponisten Antal Gyögy Csermàk. Seine Komposition zeichnet sich durch eindrucksvolle Schlachtengemälde (zur Zeit der Napoleonischen Kriege um 1809) unter Einbeziehung des damals zur Anwerbung von Soldaten gespielten Verbunkos-Tanzes und wechselt von temperamentvoll „kampfbereit“ bis melancholisch-traurig. Die Schrecken und Grausamkeit des Krieges im Hintergrund.

Nach der Pause ging es mit dem Streichsextett G-Dur op. 36 von Johannes Brahms (1833-1897) friedlicher weiter.

Tragischer Hintergrund dieses Werkes ist die unglückliche Liebe von Brahms zu Agathe von Siebold. Der Komponist wollte diese endgültig verarbeiten und sich von ihr losmachen. Das Seitenthema im Kopfsatz bezeugt, um wen es sich hier handelt. Es beinhaltet deutlich die Notenfolge a-g-ad-h-e. Ein kompositorisches Prinzip, das Hauke Hack in seinen musikalischen Porträts ja ebenfalls verwendet.

Die Musik ist durch klare Linien, melancholischen Adagio und einem bewegenden Final gekennzeichnet.

Als Zugabe wurde dem Publikum noch ein schmissiger ungarischer „Czardasz“ geboten.

Ein eindrucksvolles Beispiel für die Ausdruckskraft der Musik und der Streichinstrumente.

Mehr als Eins – Gruppenausstellung im Projektraum Fotografie

In der Gemeinschaftsausstellung „Mehr als Eins“ zeigen fünf Künstler mit Ateliers im Union Gewerbehof ihre Arbeiten. Beteiligt sind Babette Martini und Janna Banning, sowie Eveline Kulik, Daniel Sadrowski und Gerhard Kurtz, die zuletzt genannten drei sind vom Projektraum Fotografie.

Jeder Künstler zeigt mehrere Arbeiten zu frei gewählten Themen. In der Präsentation sind die unterschiedlichen Werke gut abgestimmt und miteinander kombiniert. Jedes behält seine Eigenständigkeit und steht doch in Korrespondenz mit den anderen Arbeiten.

Evelyn Kulik beschäftigt sich in den ausgestellten Bildern mit Chemogrammen. Mit Fotochemikalien und unterschiedlichsten Belichtungsvarianten erzeugt die Künstlerin abstrakte Bilder, die durch ihre Produktionsweise als Unikate entstehen. Sie experimentiert mit der Fragestellung in wieweit sie ohne motivische Vorgaben neue Bildeindrücke beim Betrachter hervorrufen kann, freies Assoziieren ist erwünscht.

Die Gemeinschaftsausstellung zeigt eigenständige Arbeiten, die aber mit den anderen Werken korrespondieren. Mit dabei sind (v.l.n.r.) Daniel Sadrowski, Babette Martini, Janna Banning, Gerhard Kurtz, Eveline Kulik. (Foto: © Anja Cord)
Die Gemeinschaftsausstellung zeigt eigenständige Arbeiten, die aber mit den anderen Werken korrespondieren. Mit dabei sind (v.l.n.r.) Daniel Sadrowski, Babette Martini, Janna Banning, Gerhard Kurtz und Eveline Kulik. (Foto: © Anja Cord)

Ton und seine vielseitige Verwendbarkeit beschäftigen Babette Martini. Ihre Skulpturen zeigen Gesichter und Köpfe, die in unterschiedlichen tönernen Hüllen teilweise verschwinden oder sich scheinbar verstecken. Die Künstlerin verortet in den Gesichtern ihrer Objekte unterschiedliche Identitäten, sie erforscht die Eindrücke, die durch das Verdecken einzelner Teile oder auch dem Bloßlegen tieferer Schichten den Betrachter erreichen.

Wasser in seinen verschiedenen Erscheinungsformen behandelt Janna Banning. Ein großformatiges Gemälde einer Duschebadewanne enthält das Statement „Wenn du dir unter der Dusche die Ohren zuhältst, regnet es in deinem Kopf“. Eine zweite reine Textarbeit besteht aus kleinen Gedichten zum Thema Wasser und Tränen. Die Träne, ebenfalls eine Flüssigkeit, die viel Wasser enthält, interessiert die junge Künstlerin besonders. In einer weiteren Arbeit stellt sie die provokante Frage was auf der emotionalen Ebene mit dem Weinenden und/oder dem Betrachter geschehen würde, würde man auf einer Eisfläche aus Tränen Schlittschuh laufen. Direkt neben diesem Text sind zwei gläserne Zahnputzbecher installiert, die für Tränenspenden zur Verfügung stehen.

Im Haus der Vielfalt porträtierte Daniel Sadrowski Menschen verschiedener Nationen. Strukturierte Untergründe und gemusterte Tapeten sind seine Hommage an den westafrikanischen Fotografen Malick Sidibé. Sadrowski möchte mit seiner Porträtreihe ein Zeichen setzen für interkulturelles Leben, für Übergänge und Schnittmengen verschiedener Kulturen und Lebensumstände.

Die Bilderserie über ein Grabeland in der Nordstadt fotografierte Gerhard Kurtz im Laufe eines Jahres. Die Bilder zeigen eine teils chaotisch genutzte Fläche, die unstrukturiert erscheint, jedoch bei näherem Hinsehen Weinranken, Bohnenstangen, Hecken und Zäune erkennen lässt. Es zeigt sich eine andere Auffassung von Ordnung und Sinnhaftigkeit.

Die Ausstellung läuft vom 10. Mai bis 2. Juni. Sie ist sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Am 12. Mai wird ein Atelierrundgang angeboten. Finissage ist am 2. Juni ab 15 Uhr.