Shorts on wheels – das Frauenfilmfestival unterwegs

Als
die Dämmerung langsam in Dunkelheit übergeht, haben sich trotz der
niedrigen Temperatur ungefähr achtzig Menschen am Dortmunder U
versammelt und sind gespannt auf die nächsten drei
Stunden. Im Rahmen des Internationalen Frauenfilmfestivals
Dortmund/Köln geht es unter dem Motto „Shorts on Wheels“ mit dem
Rad durch die Dortmunder Innenstadt und den Hafen. Raus aus dem
Kinosessel, rein in die Stadt, um an ausgewählten Orten auf
Hauswänden als alternative Leinwand kurze Filme zu sehen. Zum
Marschgepäck gehören ein mobiler Beamer, leistungsstarke Boxen auf
einem Cargobike, ein Megafon und gute Laune. Stationen der kreativen
Aktion sind das U, das Kreativzentrum an der Speicherstrasse, das
Künstlerhaus und der Rekorder.

Thema
der Kurzfilme ist der Mikrokosmos Reisen. Schon die Radtour durch die
nächtliche Stadt ist ein kleiner Roadtrip, eine große Gruppe
Radfahrer nimmt sich den Raum einer Fahrspur, um die einzelnen
Stationen des Programms abzufahren. Die Musik des Soundbikes
untermalt die Tour mit basslastigem Klang.

Eine
Reise beinhaltet die Frage des Transportmittels. Wohin geht es?
Großstadt oder ein anderes Land oder sogar das Weltall? Kann man
überhaupt Reisen oder sein Land nicht verlassen?

Die Kurzfilme wurden auf Häuserwände projiziert wie hier am Dortmunder U. (Foto: © Anja Cord)
Die Kurzfilme wurden auf Häuserwände projiziert wie hier am Dortmunder U. (Foto: © Anja Cord)

Die
fünf gezeigten Filme befassen sich mit diesen Fragestellungen. Der
dänische Animationsfilm „Solar Walk“ von Reka Bucsi nimmt den
Zuschauer mit auf eine Reise ins Weltall und den Schöpfungsprozess
in einem animierten kosmischen Chaos. Im Hafen gibt es mit „All
Inclusive“ von Corinna Schwingruber-Illic einen kurzen Trip auf ein
Kreuzfahrtschiff. Mit Witz und Ironie beschreibt die Regisseurin den
durchorganisierten Vergnügungswahnsinn an Bord eines Ozeanriesen.

Nächster
Halt ist das Künstlerhaus. „Blue Hands“ von Diyala Muir ist ein
beeindruckend gezeichneter Animationsfilm. Eine junge Frau erlebt
eine abstrakte Reise durch Trauer und Verleugnung. Der zweite hier
gezeigte Film ist „Untravel“ von Ana Nedeljkovic und Nikola
Majdak. Der Animationsfilm ohne Dialoge zeigt ein Mädchen in einer
isolierten Stadt, das noch nie irgendwo hingereist ist. Die Frage
ihres Kopfkinos lautet, was wäre, wenn…. ich die Mauern
durchbrechen könnte, ….ich die Grenze überschreiten könnte?…Wie
könnte die perfekte Welt namens „Ausland“ aussehen?

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von "short on wheels" unterwegs zwischen Dortmunder U und Dortmunder Hafen. (Foto: © Anja Cord)
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von „short on wheels“ unterwegs zwischen Dortmunder U und Dortmunder Hafen. (Foto: © Anja Cord)

Den
makaberen Abschluss der Kinotour bildete im Rekorder der Kurzfilm
„Tigre“ von Delphine Delgot. Sabine und Natascha befinden sich
irgendwo in einem kleinen Kaff im Nirgendwo der französischen
Provinz. Sie amüsieren sich mit belanglosem Sex, mit Ausfahrten
durch den Wald, und schlagen gemeinsam die Zeit tot. Eines Tages
kommt Natascha nicht zu ihrem Treffen, Sabine ist enttäuscht und
will sich rächen. Bei der nächsten Zusammenkunft fahren sie durch
einen Safaripark. Dort kommt es zum Streit, Natascha springt aus dem
Auto, um zu rauchen. Sabine sieht einen Tiger auf Natascha
zulaufen, warnt diese aber nicht, sondern fährt weiter. Natascha
wird Opfer des hungrigen Raubtiers.

Zum
Abschluss gab es noch eine Einladung auf ein gemeinsames Bier im
domicil.

Shorts on Wheels findet zum 11. Mal
statt und ist eine Kooperation zwischen dem Kurzfilmfestival Köln
und Punta Velo. Für die Begleitung auf der Straße waren die Leute
der VeloKitchen maßgeblich zuständig.




Flüssiges Gold in vielen Varianten bietet das Festival der Dortmunder Bierkultur

Bierfans
und diejenigen, die es noch werden wollen wird das Angebot auf dem 4.
Festival der Dortmunder Bierkultur begeistern. Das Festival am U ist
gewachsen, vom 30. April bis zum 4. Mai bieten 50 Brauereien an fünf
Tagen über 100 verschiedene Biere zur Verkostung an. Dazu gehören
Sorten aus aller Welt, aus
Amerika, Belgien, Irland und Hawaii genauso wie die deutschen Marken
ÜberQuell und Elbpaul aus Hamburg, Superfreunde aus Berlin oder
Mücke aus Essen. Die Dortmunder Brauereien sind natürlich vor Ort
und freuen sich an diesem traditionsreichen Standort ihre Biere
anzubieten.

Zur
Auswahl in 25 festlich dekorierten Hochseecontainern stehen
Craftbiere, würzige Pale Ales, traditionell gebraute Pilssorten,
obergärige Starkbiere und ganz neu im Trend Bier-Cocktails.

Durch
die Verlängerung des Festivals rechnen die Veranstalter mit einem
Besucherrekord von 18000 bis 20000 Gästen.

Um
diesem großen Besucherandrang gerecht zu werden, zieht das Festival
um auf den Parkplatz vor dem Dortmunder U an die
Emil-Schumacher-Straße, Ecke Kippenberger Weg.

Das Bier steht vom 30. April bis zum 02. Mai im Mittelpunkt am Dortmunder U. (v.l.n.r.) Oliver Daniel Sopalla von Hopfen sei dank und  Martin Koch vom Marketing Dortmunder U. (Foto: © Anja Cord)
Das Bier steht vom 30. April bis zum 02. Mai im Mittelpunkt am Dortmunder U. (v.l.n.r.) Oliver Daniel Sopalla von Hopfen sei dank und Martin Koch vom Marketing Dortmunder U. (Foto: © Anja Cord)

Am
30. April startet das Programm mit einem Tanz in den Mai, am 1. Mai
wird es ab 19h auf der Bühne mit einem Bierslam poetisch. Speziell
zum Thema der Hopfenschorle werden verschiedene Künstler ihre selbst
geschriebenen Texte vortragen. Initiator dieses Slams ist der Poet
und Biertrinker Marek Firlej, er hat eine Schar von Künstlern
angeregt sich mit dem Thema zu befassen.

Am
2. Mai sorgt Schauspieler und Musiker Tommy Finke mit seiner
musikalischen Einlage für gute Stimmung.

In
diesem Jahr gibt es ein Festivalglas mit drei Eichstrichen, so das
unterschiedliche Biermengen mit einem Glas bestellt werden können.

Im
Vorfeld des Festivals können Besucher wieder den beliebten Bierpass
online bestellen, die Anzahl ist begrenzt. Dieser ermöglicht vor Ort
die Verkostung von 10 verschiedenen Bieren, immer in der Menge 0,1l.
Es gibt in diesem Jahr zwei extra Pakete rund um den Bierpass. Zum
Kumpelpaket gehört ein Jutebeutel mit dem Festivalglas, ein
Foodcoupon und ein Rabattcoupon für einen Biercocktail. Ab nächster
Woche gibt es noch ein Dortmunder Special dazu, eine limitierte
Anzahl von T-Shirts mit Logo. Das zweite Angebot ist der Bierpass und
Hopfen.Guide Dortmund 2019.

Verschiedene
Streetfoodtrucks bieten zur Stärkung eine breite Auswahl an leckeren
Snacks zwischen den Verkostungen.

Das
Festival der Dortmunder Bierkultur 2019 findet im Rahmen der ersten
Dortmunder Biertage (26.4. – 5.5.) statt. Das Bierfestival ist ein
Format der Bierbewegung „Hopfen sei Dank“.

Weitere Informationen auf www.hopfenseidank.de




Tag 2 – Internationales Frauenfilmfestival Dortmund / Köln

Im Rahmen des
internationalen Spielfilmwettbewerbs für Regisseurinnen während des
IFFF Dortmund / Köln wurde in am 2. Tag des Filmfestivals im Kino
Schauburg in Dortmund der Film „The Miseducation of Cameron Post“
(USA) der Amerikanerin mit iranischen Wurzel Desiree Akhavan dem
Publikum präsentiert sowie „God Exists, Her Name Is Petrunya“
(MK,BE,SI, HR, FR) aus dem Jahre 2019 von Teona Strugar Mitevska.

Mit Gebeten gegen
Homosexualität

Der Film basiert auf
dem 2012 erschienenen gleichnamigen Roman, der auf den erschütternden
und aufsehen erregenden Berichten des Teenagers Zach Stark (2005 in
den USA) über die Zustände in einem Camp für „gefährdete“
Jugendliche, die von ihren „homosexuellen Neigungen“ weg und zum
„rechten Weg“ zurückgebracht werden sollten.

Die Geschichte
spielt 1993 in Montana (USA). Nach dem frühen Tod ihrer Eltern lebt
der Teenager Cameron Post bei erzkonservativen Verwandten. Sie steht
auf Frauen und als sie beim Sexspiel mit ihrer Freundin Coley
erwischt wird, schicken die Familie sie in das Umerziehungslager mit
dem Namen „God‘s Promise“ (Gottes Versprechen). Dort versuchen
Reverend Rick und seine Schwester Dr. Lydia Marsh, die Jugendlichen
mit emotionaler Erpressung und Misshandlung, dem Schüren von
Schuldgefühlen sowie Berieselung mit Jesus-Musik vom falschen Weg
„der Sünde“ mit „Gottes Hilfe“ zu „heilen“. Sie werden
mit bewusst pathologisierender Absicht werden sie mit SSA (Same Sex
Attraktion) genötigt, anhand eines Eisbergs all das zu
identifizieren, was sie auf ihren „Abweg“ gebracht hat. Zum Glück
findet Cameron zwei „Rebellen“ als verständnisvolle Freunde an
dem Ort des Grauens und schafft sich kleine Freiräume.

Dem Horror entkommen. The Miseducation of Cameron Post (R: Desiree Akhavan, USA 2017)
Dem Horror entkommen. The Miseducation of Cameron Post (R: Desiree Akhavan, USA 2017)

Zusammen mit ihnen findet sie nach einem schrecklichen Erlebnis in Folge der dubiosen Therapiemethoden die Kraft, aus dieser Situation auszubrechen. Eindrucksvolle
Schauspielerinnen und Schauspieler und eine starke Bildführung
machen den Film zu einem eindringlichen Erlebnis.

Homosexuelle zu stigmatisieren und sie als krank anzusehen, ist leider in unserer Zeit kein seltenes Phänomen. Eine große Rolle spielen dabei ultra- religiöse sich christlich nennende Gruppen. Auch bei der Wahl
von Donald Trump zum Präsidenten der USA waren sie mit ihren Stimmen
nicht unwesentlich beteiligt.

Petrunya sucht das
Glück

Von Glück verfolgt
ist unsere Protagonistin Petrunya auf keinen Fall. Sie ist 32 Jahre,
lebt bei ihrer Mutter in nordmazedonischen Štip,
hat Geschichte studiert und ist arbeitslos. Zudem passt sie
optisch nicht in das
gängige Frauenbild. Als
bei der traditionellen
orthodoxen Zeremonie der Priester ein Kreuz in die Fluten des Flusses
wirft, Werfen sich alle Männer des Ortes in die Fluten, auch
Petrunya, die sogar das Kreuz fängt. Bedeutet dies doch, dass der
Fänger ein Jahr lang Glück hat. Doch es gibt einen großen Haken:
Es dürfen nur Männer nach dem Kreuz tauchen.

Danach
ist in Štip nichts mehr, wie es ist. Die
Kirche versucht mithilfe der Polizei Petrunya das Kreuz wegzunehmen
und ein Mob wütender Männer macht vor der Polizeistation mobil.
Dazu wittert eine Reporterin die Story des Jahres.

Petrunya nutzt die Chance, etwas Glück abzubekommen. God Exists, her Name is Petrunya (R: Teona Strugar Mitevska, MK/BE/SI/HR/FR 2019)
Petrunya nutzt die Chance, etwas Glück abzubekommen. God Exists, her Name is Petrunya (R: Teona Strugar Mitevska, MK/BE/SI/HR/FR 2019)

Das
Spannende an dem Film ist nicht so sehr die Kritik an den alten
Ritualen der Kirche, sondern der Blick die patriarchale Gesellschaft
in der nordmazedonische Provinz. Niemand hinterfragt, warum es Frauen
nicht erlaubt ist, hinter dem Kreuz zu schwimmen. Haben sie kein
Anrecht darauf, Glück zu haben? Egal, ob man gläubig ist oder
nicht.

Auch
die Beziehung zwischen Kirche und Staat (Polizei) wird beleuchtet.
Petrunya wird auf der Polizeistation festgehalten, obwohl sie nichts
verbrochen hat, denn sie hat das geworfene Kreuz „ordnungsgemäß“
gefangen. Modernen Zeiten sei Dank – es gibt sogar Handyvideos
davon. Dennoch arbeiten Kirche und Polizei eng zusammen und
überschreiten mehrmals die Linie der Legalität.

Hinzu
kommt das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter. Ihre Mutter
versucht Petrunya bei jeder Gelegenheit schlecht zu machen und ihr
jedes Selbstbewusstsein zu nehmen. Nur
scheinbar steht sie an der Seite ihrer Tochter.

Doch keine Angst, der Film ist auf keinen Fall deprimierend, denn Schwarz und Weiß gibt es nicht. Der Film ist an vielen Stellen sogar recht lustig, hat ordentlich Balkanflair und am Ende knüpft Petrunya zarte Bande zu einem der netteren Polizisten. Da hat das Kreuz vielleicht schon Glück gebracht.

Eine beeindruckende Leistung von Zorica Nusheva, die die Figur der Petrunya spielt,