Elektra im Strudel der Rache und Gewalt

Der gespenstisch, blutrünstig und leidenschaftliche Stoff von „Elektra“ (Hugo von Hofmannsthal, 1874 – 1929)) hat am Freitag, den 22.03.2019 um 20:00 Uhr unter der Regie von Jung-Regisseurs und Folkwang-Absolvent Remo Philipp im Dortmunder Theater im Depot seine Premiere. Der gespenstisch, blutrünstig und leidenschaftliche Stoff von „Elektra“ (Hugo von Hofmannsthal, 1874 – 1929)

Es ist schon die zweite Kooperation mit der Folkwang-Universität der Künste.

Grundlage ist die Adaption des antiken Stoffes von Sophokles um Elektra. Nach der Ermordung ihrer Schwester Iphigenie im Krieg um Troja und der Tötung ihres Vaters – dem mykenischen König Agamemnon- durch die Mutter Klytämnestra und deren Geliebten Ägisth kreisen Elektras Gedanken nur noch auf Rache. Verstoßen verharrt sie vor den Palastmauern und möchte, nachdem ihr Bruder Orest als verschollen gilt, sogar die kleine Schwester Chrysothemis für ihre Rache instrumentalisieren. Bis eines Tages der tot geglaubte Bruder zurückkehrt und das vollzieht, was Elektra sich ersehnt …

Die Akteure auf und hinter Bühne (v.l.n.r.) Rudolf Klein und Franziska Roth mit Regisseur Remo Philipp.
Die Akteure auf und hinter Bühne (v.l.n.r.) Rudolf Klein und Franziska Roth mit Regisseur Remo Philipp.

Dem Regisseur beschäftigt sich schon länger mit der Thematik Gewalt. Für ihn steht die Psychologie der Figuren und das Schauspiel im Zentrum der Inszenierung. Das Bühnenbild ist reduziert und Philipp arbeitet mit wenigen Requisiten, die er atmosphärisch unterschiedlich einsetzt. Weitere ästhetisches Mittel sind etwa die zielgerichtete Nutzung von Musik, Licht oder Nebel. So werden zum Beispiel nur zwei Kinderwagen und ein plüschiger Teddybär auf der Bühne stehen. Diese wird zu einer pinkfarbenen Klischeewelt samt der Kostüme für die beiden Schauspieler werden. Klytämnestra verdrängt ihre Taten erfolglos und Chrysothemis scheitert dabei, ein normales Leben zu führen und die Vergangenheit zu ignorieren. Das Elektra in ihrem Egoismus und Rachsucht gefangen ist, werden die pinkfarbene Seile, an denen sie hängt, symbolisch deutlich zeigen.

„Mit wenig viel schaffen und ausdrücken, das zeichnet Remo Philipp aus“, erklärte der Schauspieler Rudolf Klein.

Der hat die schwierige Aufgabe, sich während der Aufführung in vier verschiedene Personen zu verwandeln. Er wird sowohl Chrysothemis, Klytämnestra, Ägisth und Orest darstellen. Wir dürfen gespannt sein, in welcher Form die Inszenierung das dem Publikum vermittelt.

Die Elektra wird von der Schauspielerin Franziska Roth verkörpert.

Kann man für die Gefühle von Elektra nach den schlimmen Geschehnissen in gewisser Weise Verständnis aufbringen, führen ihre radikale Rachegelüste und ihr Hass zu einer nicht enden wollenden Katastrophe.

Die Aufführung will dem Publikum viel Assoziationsräume bieten und eventuell über den eigenen Egoismus und den Umgang mit negativen Gefühlen nachzudenken.

Aussagekräftig ist das Bild auf einer schwarzen Karte zur Aufführung. Dort ist eine französische Bulldogge (Hund Hamlet vom Regisseur) in einem Kinderwagen zu sehen.

Das symbolisiert gut das „Tier“, was in uns allen schlummert und führt hin auf eine allgemeine Ebene der Inszenierung.

Neben der Premiere gibt es zunächst auch am Samstag, den 23.03.2019 und am 11.05.2019 jeweils um 20:00 Uhr und am Sonntag, den 12.05.2019 um 18:00 Uhr Gelegenheit, sich die Aufführung anzusehen.

Der Mensch hinter den sozialen Netzwerken

Mit „Man sieht sich #SiehstDuMich“ nach Motiven von Guillaume Corbeil präsentieren die Theaterpartisanen ein neues Stück zum Thema „Wie agieren wir in den sozialen Netzwerken?“ Wie weit geht die Selbstinszenierung und sind wir schon Narzissten? Ein Premierenbericht vom 16. März 2019.

Die sozialen Netze sind Teil der Lebensrealität junger Menschen. Hier trifft man sich, plant den Tag und versucht sich, möglichst vorteilhaft zu präsentieren. „Likes“ und „Freunde“ auf Facebook sind zu einer Art neuer Währung geworden. Diesen Druck müssen sich die Jugendlichen stellen.

Das Telefon wurde um 1870 erfunden, doch auch hundert Jahre später war es nicht selbstverständlich, dass jeder einen Telefonanschluss hatte. Ähnlich verhält es sich es bei den Massenmedien Radio und Fernsehen. Die Menschen hatten eine lange Zeit, sich an diese Geräte zu gewöhnen. Doch das Internet und die sozialen Medien haben sich in kürzester Zeit zu einem Massenphänomen durchgesetzt. Zudem kommen immer wieder neue Plattformen auf dem Markt, die um die Aufmerksamkeit der Kinder und Jugendlichen buhlen. Der Umgang mit diesen Medien muss also in kürzester Zeit erfolgen.

Manchmal kommt Altes wieder- wie die Postkarten, die man sich früher aus dem Urlaub geschickt hat. (Foto: Edi Szekely)
Manchmal kommt Altes wieder- wie die Postkarten, die man sich früher aus dem Urlaub geschickt hat. (Foto: Edi Szekely) Ensemble

In dem Stück mit Texten von Corbeil, Marc Uwe Kling und eigenen Ideen zeigen die zwölf Theaterpartisanen die sozialen Netzwerke durchaus ambivalent. Ja, es kann dazu führen, dass man sich schneller verabredet, gemeinsame Zeit miteinander teilt und gemeinsame Erinnerungen teilt. Doch so ein Verhalten kann natürlich auch zu narzisstischem Verhalten führen: Ich mit meinen neuen Klamotten, ich mit Promi X, ich mit meinen Facebook-Freunden, ich, ich, ich …

Stichtwort: Liebe: Liebe in den Zeiten von Smartphones heißt auch, neben gemeinsamen Fotos, sein Glück auch in die weite Öffentlichkeit zu tragen. Doch dann und wann werden auch Momente der Flucht sichtbar, wenn man sich aus dem Club schleicht und ganz allein sein will.

Diese Zerbrechlichkeit ist auch der Grund, warum einige aus diesem Wahnsinn aussteigen, doch für wie lange, wird nicht geklärt. Denn das Schöne an dem Stück ist, dass es nicht wertet, sondern die Möglichkeiten und Gefahren quasi gleichberechtigt nebeneinander stellt. Es wird noch einen längeren Lernprozess brauchen, bis wir uns den Chancen und Risiken der sozialen Netzwerke gestellt haben.

Links und rechts an der Bühne waren Schnüre gespannt, die aussahen wie umgedrehte Wäscheleinen. In diesen Schnüren (oder Netzen) schienen sich manche Protagonisten zu verheddern. Das Stück besticht auch durch die abwechslungsreiche Musik. Fast schon klar war, dass „Like mich am Arsch“ von Deichkind gespielt wurde. Der Song kritisiert die Oberflächlichkeit von Likes und Online-Petitionen, die keinerlei echtes Engagement erfordern. Daher wird der „Generation Vielleicht“ auch zu sehr unpolitisches Verhalten vorgeworfen. Möglicherweise ändert sich das aber durch die Aktionen für „Friday for future“, die durch Greta Thunberg angeregt wurden.

Sehr schön waren auch die kleinen Choreografien, die durch die Unterstützung von Birgit Götz entstanden sind.

Viva – lateinamerikanisches Festival im DKH

Zum dritten Mal findet am 22 und 23. März 2019 im Dietrich-Keuning-Haus (DKH) das lateinamerikanische Kulturfestival „Viva“ statt. Das diesjährige Gastland ist Argentinien. In den beiden Tagen erfahren die Besucher vieles über die Gaucho-Kultur des südamerikanischen Landes. Daneben gibt es Tanz, Musik und kulinarische Köstlichkeiten aus ganz Lateinamerika.

Das Festival „Viva“ hat 2017 klein angefangen. Aber schon damals kamen 500 Besucher, was zeigte, dass diese Veranstaltung Zukunft hatte. 2019 erwartet Levent Arslan, der Direktor des DKH, rund 1.000 Besucher. „Viva“ ist bundesweit das größte Festival für lateinamerikanische Kultur, schließlich sind zwölf lateinamerikanische Länder vertreten.

Der erste Festivaltag steht ganz im Zeichen von Argentinien. Hierbei wird es aber nicht nur um Fußball und Tango gehen, sondern die südamerikanischen Cowboys, die Gauchos, stehen von 18 bis 22 Uhr im Mittelpunkt.

Das Quartett „Mate para cuarto“ spielt traditionelle argentinische Musik wie Chacarera, Zamba oder Carnavalito und ähnliche. Dabei erzählt sie auch den Besuchern etwas über die Stilrichtungen und Bedeutungen der Lieder. Wer tiefer in die Kultur der Gauchos eindringen will, kann sich einen Film über das Leben in der Provinz Corrientes ansehen, ein Landstrich mit riesigen Rinderfarmen. Die argentinische Küche hat aber mehr zu bieten als Steaks. Empanadas, Arollado de Dulce de Leche und Mate cocido können verkostet werden. Dazu zeigt sie argentinische Künstlerin Virginia Novarin eine Auswahl ihrer Arbeiten. Die Karten für den Freitag kosten 8 € plus VVK Gebühr, an der Abendkasse sind 10 € fällig. Das Kartenkontingent ist begrenzt.

Der Samstag ist ganz dem Tanz, der Musik und der lateinamerikanischen Küche. An vielen Ständen können Sie probieren und genießen. Dem Gastland Argentinien mit seiner Steak-Kultur es zu verdanken, dass auf dem Festival zum ersten Mal richtig gegrillt wird.

Die Organisatorinnen des Festivals und die Verantwortlichen des DKH freuen sich auf viele Besucher.
Die Organisatorinnen des Festivals und die Verantwortlichen des DKH freuen sich auf viele Besucher.

Und noch eine Premiere gibt es: Zum ersten Mal wird ein Kinderprogramm bei „Viva“ veranstaltet. Am Samstag zwischen 15 und 18 Uhr finden unterschiedliche Kreativangebote statt. Unter anderem ein Theaterworkshop mit einer venezolanischen Theaterpädagogen. Der Höhepunkt wird eine Piñata in den Farben Argentiniens sein.Die Piñatas sind bunt gestaltete Figuren aus Pappe, die mit Süßigkeiten und anderem Dingen gefüllt sind. Kinder, deren Augen verbunden sind, schlagen abwechselnd mit einem Stock auf die Piñata ein, bis sie zerbricht und die in ihr versteckten Überraschungen herausfallen.

Von 14 bis 19:30 Uhr findet im DKH ein Bühnenprogramm mit Musik und Tänzen aus unterschiedlichen lateinamerikanischen Ländern statt. Wer noch nicht genug vom Tanzen bekommen hat, kann selber aktiv werden. Bis 23 Uhr gibt es Live-Musik mit Patty Gamero. Hierfür müssen die Besucher aber Eintritt bezahlen. Er beträgt 5 € inklusive VVK-Gebühr oder 8 € an der Abendkasse.

Organisatorisch ist das Festival in Frauenhand: Vertreterinnen verschiedener lateinamerikanischer Gruppen haben sich zusammengetan, um „Viva“ auf die Beine zu stellen: Virginia Novarin (Künstlerin), Patricia Ferreyra und Alejandra Oviedo (Café Latino), Patricia Hohlsiepe (Misterio del sur) und Melissa Hernandez-Blasquez (Moderatorin).

Weitere Informationen gibt es auf Facebook unter: www.facebook.com/VivaKulturfestivalDortmund

Kunstwerke als Schnäppchen im Kunstbonbon

Das kleine aber feine Kunstbonbon in der Chemnitzer Straße 11 in Dortmund wird vom 30.03.2019 bis zum 04.05.2019 mit der Gemeinschaftsausstellung „unter 100 Euro – Kunst Total“ zu einem Ort für „Schnäppchenjäger“.

Fünfzehn Künstler aus dem Ruhrgebiet haben den Wunsch, der „Kunst als Luxusgut“ etwas entgegen zu setzten.

Kunst muss nicht teuer sein - das beweist die Galerie "das Kunstbonbon".
Kunst muss nicht teuer sein – das beweist die Galerie „das Kunstbonbon“.

Sie bieten für diesen Zeitraum ihre wertvollen Arbeiten im Stil der Billigketten präsentiert für unter 100,- Euro zum Verkauf an.

Die Idee dahinter ist, dass allen interessierten Menschen Kunst zu erschwinglichen Preisen angeboten werden soll. Das hat nichts mit dem „Wert“ ihrer Werke an sich zu tun.

Gleichzeitig soll natürlich auch die Diskussion über unser Konsumverhalten angeregt werden.

Dass die teilnehmenden Künstler über eine gehörige Portion Humor und Ironie verfügen, beweisen die geplanten Sonderaktionen „20 % AUF alles“ (das Angebot ist an diesem Tag 20 % teurer als an den übrigen Tagen) oder „Kauf 2 – zahl 3!“. Aber keine Angst, keiner der Künstler wird darauf bestehen, dass der Kunde zu „Aktionspreisen“ kauft. Stets gültig sind die gut sichtbaren Preise an den Werken, niemals höher als 100,- Euro (versprochen!).

Entstandene Lücken werden mit Originalen „aus dem Lager“ aufgefüllt. Es gibt also immer wieder etwas Neues zu entdecken.

Die „Neueröffnung“ (= Vernissage) von „>100 – KUNST TOTAL“ findet am 30.03.2019 um 15:00 Uhr im Kunstbonbon statt.

Achtung: Aktion gilt nur bis zum 04.05.2019

Der Eintritt ist wie immer frei.

Impressionen von der Nacht der Bibliotheken

Am 15. März 2019 fand die „Nacht der Bibliotheken“ statt. Das Motto lautete: Mach es!
Anja Cord sammelte für Ars tremonia einige Impressionen.

Torsten Sträter und Melanie Raabe – auf der Erfolgswelle

In der zweiten Ausgabe des 1. Wortklub Dortmund im domicil lud Gastgeber Thomas Koch am 14. Februar zwei Menschen ein, die eine Durststrecke bis zu ihrem großen Durchbruch erleben mussten. Torsten Sträter und Melanie Raabe erzählten aus ihren Erlebnissen, die Musik dazu kam von Cynthia Nickschas.

Die Manager bei Decca Records werden sich wohl noch jahrelang über ihre Fehlentscheidung maßlos geärgert haben, den Beatles keinen Plattenvertrag angeboten zu haben. Auch Melanie Raabe wurde von vier Verlagen abgelehnt, bevor sie ihren Krimi „Die Falle“ bei btb veröffentlichen konnte. Seitdem gehört sie zu einer der erfolgreichsten deutschen Autorinnen und hat mit „Die Wahrheit“ und „Der Schatten“ zwei Fortsetzungen geschrieben. Die Filmrechte wurden ebenfalls schon vergeben. Bei Thomas Koch erzählte sie von den Zweifeln, die sie überkamen, als immer mehr Verlage sie ablehnten.

Auch Torsten Sträter hatte einen dornigen Weg vor sich, um als gefeierter Geschichtenerzähler in Funk und Fernsehen zu gelten. Eigentlich war die Logistikbranche schuld, dass er zum meistre humoristisch-grotesker Kurzgeschichten wurde. Denn nach seinen Touren fand er Zeit, um auf dem PC Geschichten zu schreiben. Sträter, der gelernte Herrenschneider, musste jahrelang durch Kneipen und Lesebühnen tingeln, bevor der große Durchbruch als Unterhaltungskünstler kam.

Was macht der Erfolg mit einem Menschen? Torsten Sträter und Melanie Raabe gaben bei der zweiten Ausgabe des 1. Wortklubs Dortmund Einblicke. (Foto: © Anja Cord).
Was macht der Erfolg mit einem Menschen? Torsten Sträter und Melanie Raabe gaben bei der zweiten Ausgabe des 1. Wortklubs Dortmund Einblicke. (Foto: © Anja Cord).

Erfolg schlägt sich im besten Fall auch finanziell nieder und so erzählte Sträter über die ersten 8.000 DM, die er als Tantiemen von einem Verlag bekommen hatte und stolz seiner Mutter präsentierte. Dass Geld auch unvernünftig machen kann, war auch Thema. Sträter, der unter Flugangst leidet, gönnte sich und seinem Sohn einen Flug in der Business-Class nach New York.

Nebenbei bemerkt: Im Laufe des Gespräches kam auch heraus, dass Sträter und Raabe zur gleichen Zeit in New York waren, aber begegnet waren sie sich dort nicht.

Was macht Erfolg mit einem? Eine Erkenntnis ist wohl, dass die Selbstzweifel geringer werden. Wer ständig von Verlagen abgelehnt wird, hat auch kein großes Selbstvertrauen, wer Bestsellerromane schreibt, hat weniger Angst vor dem weißen Blatt.

Eine kleine Raffinesse hatte Moderator Thomas Koch auch noch parat: Sträter musste einen Text von Raabe lesen und umgekehrt. Dabei hatte Raabe sehr zur Freude des Publikums mehr Mühe bei Sträters Geschichte über das Ende von „Struppi“ Ernst zu bleiben.

Die Musik steuerte die Liedermacherin Cynthia Nickschas und ihre Freunde bei. Sie sang einige Stücke aus ihrem neuen Album „Egoschweine“. Ihre Mischung aus Folk und Rock mit punkiger Attitüde wurde im domicil vom Publikum begeistert aufgenommen.

Nach „Religion vs. Freiheit“ und „Erfolg“ geht der 1. Wortklub Dortmund am 04. April in die dritte Runde mit einem Thema, das natürlich zu Dortmund passt: Fußball. Mit dabei sind Birgit Schönau, Klaus Theweleit und das Sergej Gorlukowitsch Sextett.

Wie man an Tickets kommt, steht auf der Seite vom Wortklub: www.wortklub.de.

Kunstverein wird zum organischem Gesamtkunstraum

In den Räumlichkeiten des Kunstvereins neben dem Dortmunder U ist vom 16. März bis zum 26. Mai 2019 eine extra für diese Örtlichkeit entwickelte Installation von zwei französischen Künstlern aus Paris zu sehen. Michel Blazy (1966) und Mimosa Echard (1986) erschaffen gemeinsam einen sich ständig verändernden Kunstraum zwischen verwendeten organischen Substanzen und den verschiedenen genutzten Materialien. Durch die Art und Weise der Anwendung dieser Materialien wird auch das Politische darin herausgestellt. Nicht nur der Mensch beeinflusst die Welt der Dinge, sondern die Dinge haben ebenso Einfluss auf den Menschen. Betroffen ist sowohl das soziale Miteinander sowie seine Identität.

Neben dem gemeinsamen theoretischen Ansatz des Neuen Materialismus sind beide Künstler auch durch ihr starkes Interesse für das Organische verbunden. Für Blazy steht dabei eher die Natur und ihre enorme Wachstumskraft im Mittelpunkt, bei Echard der menschliche Körper.

Unter dem Motto „LUCA – Last Universal Common Ancestor“ wird der Kunstverein-Raum zu einem Einstiegstor in eine besondere Welt, in der Natur aus Unbelebten wächst, und Organisches auf Künstliches trifft. Der fließende Austausch zwischen Materie und ihrer Umgebung in einem ständigen Veränderungsprozess wird für die Besucherinnen und Besucher hier sichtbar. Sie werden immer tiefer, wie in einen „Körper“, hineingezogen.

Der Ausstellungsraum des Dortmunder Kunstvereins vereint Dank der beiden Künstler Mimosa Echard und Michel Blazy Organisches und Künstliches. (Foto: © Dortmunder Kunstverein)
Der Ausstellungsraum des Dortmunder Kunstvereins vereint Dank der beiden Künstler Mimosa Echard und Michel Blazy Organisches und Künstliches. (Foto: © Dortmunder Kunstverein)

Die Wände im Kunstverein wurden durch Michel Blazy zu sich „häutenden Wänden“ (Mur qui pèle) aus Agar-Agar und Klitoriablüten. Sie sind einem andauernden Wandlungsprozess ausgesetzt.

Außerdem befinden sich vier „wachsende Büsche“ aus Müllsäcken, Watte, Wasser und Linsen samt „großem Wasserfleck“ von ihm verteilt im Kunstverein.

Mimosa Echard führt uns mit Fresken aus synthetischem Stoff, Gardine, Acrylfarbe, verschiedenen Accessoires, Pflanzenteilen, oder integrierten Foto-Abbildungen und anderen Objekten durch klare Membran-Tore. Flüssigkeiten wie Acrylklebstoff, Tränenflüssigkeit oder Latex halten die verschiedenen Materialien zusammen. Vieles weckt zum Beispiel durch Anspielungen mit Körperflüssigkeiten, Bilden oder Farben Assoziationen zur Sexualität, ob bei Pflanzen oder Menschen. Die Gender-Thematik wird ebenfalls künstlerisch angesprochen. Weibliches und männliche Elemente verschwimmen, alles ist im Fluss. Es lassen sich immer wieder neue und überraschende Details und Element entdecken.

Zu sehen ist auch ein Ausstellungsprojekt von Mimosa Echard und Michel Blazy mit verschiedenen KünstlerInnen (Kombucha Project Center) aus Kombucha (Pilz), Tee, Zucker, Papier, Foto in einer Plastikwanne. Tauchen Sie in diese spannende Welt ein.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 15. März 2019 um 19:00 Uhr im Dortmunder Kunstverein statt.

Begrüßung: Marion Edelhoff (Vorsitzende)

Einführung: Oriane Durand (Künstlerische Leiterin).

Übrigens werden auch wieder Künstler- und Ausstellungsgespräche bis Mitte Mai angeboten.

Näheres erfahren Sie unter info@dortmunder-kunstverein.de oder Tel.: 0231/ 57 87 36.

Wenn das Konzerthaus zum Club wird

Am 11. März 2019 war es wieder soweit: Die Groove Symphony lockte wieder Alt und vor allem Jung ins Dortmunder Konzerthaus zum „2. Konzert für junge Leute“. Mit dabei waren neben den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller der DJ Larse, der Gitarrist Tim Bücher und Sebastian23 als Moderator.

Das Besondere bei der Groove Symphony ist das Zusammenspiel zwischen den klassischen Musikern auf ihren „analogen“ Instrumenten und den digitalen Klängen der DJs. DJ Larse hatte sich zusammen mit dem Dirigenten Stadtmüller sowie den Arrangeuren Henning Hagedorn und Matthias Grimminger Sergej Rachmaninows „Symphonische Tänze“ näher angeschaut und fand, dass sie sich ideal für die Bearbeitung mit elektronischen Grooves eignen.

Der erste Teil des Konzertes bestand aus sechs Musikstücken, die aus Elementen der „Symphonischen Tänze“ bestanden. Das Besondere daran war, dass die digitalen und analogen Klänge wunderbar miteinander harmonierten. Zusammen ergaben sie einen faszinierenden Klang. Das Schlagwerk der Dortmunder Philharmoniker machte einen tollen Job.

Besonders hervorzuheben sind auch die beiden Solisten Matthias Grimminger (Klarinette) und Tim Bücher (Gitarre). Ihre abwechselnden Soli waren der Höhepunkt des gesamten Konzertes und wurden zu Recht mit Sonderapplaus vom Publikum bedacht.

Groove Symphony: Wieder einmal eine gelungene Kombination zwischen klassischer und elektronischer Musik. (Foto: © Anneliese Schürer)
Groove Symphony: Wieder einmal eine gelungene Kombination zwischen klassischer und elektronischer Musik. (Foto: © Anneliese Schürer)

Im zweiten Teil unterstützten die Philharmoniker die Tracks von DJ Larse. Mit „The More I Want“ hatte er einen veritablen Hit auf Ibiza. Der Dortmunder DJ zeigt in seinen Songs seine soulige, chillige Seite. Leider hat im zweiten Teil niemand den Mut gehabt, im Konzerthaus zu tanzen trotz der Aufforderung von Sebastian23. Der Poetry-Slammer erzählte zwischen den Blöcken kurz etwas zur Geschichte der elektronischen Musik.

Die „Groove Symphony“ entwickelt sich zum Dauerbrenner im Konzertbetrieb. Die angeblichen Gegensätze zwischen modernen elektronischer Musik und klassischen Kompositionen werden in den knapp 75 Minuten pulverisiert. Zurück blieben glückliche Besucher, die den Musikern mit nicht endend wollenden Applaus von der Bühne verabschiedeten.

Gemeinsam – oder Alle gegen Alle

Die letzten Wochen vorm Abitur sind für viele SchülerInnen die anstrengendsten Tage der Schulzeit. Die neue Produktion „Klatschen“ des Jugendclub 15+ im Kinder- und Jugendtheater (KJT) beschäftigt sich mit diesem aufregenden Zeitraum. Unter der Regie von Isabel Stahl und Lioba Sombetzki setzten die Laienschauspieler die Vorlage von Tina Müller und Corinne Maler sehr überzeugend um. Erstmals besteht die Schauspielergruppe aus Jugendlichen unterschiedlichster Herkunft. Sie sind im Alter von 16 bis 24 Jahren und bringen ihre sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit in die Geschichte ein.

In verschiedenen Spielsequenzen durchleben elf SchülerInnen zahlreiche Herausforderungen und schwierige Situationen die sich aus dem Druck des nahen Abschlusses und dem Ende der Schulzeit ergeben. Willkommen in der Zukunft. Die Rollen ändern sich, aus Freunden werden Gegner, Gespräche auf dem Schulhof enden in Streit und Auseinandersetzung. Jeder versucht sich zu positionieren und ist sich selbst der Nächste. Den SchülerInnen dämmert, dass die Zeit nach der Schule konfliktreicher werden könnte, als sie es bisher kannten. Verweigern oder anpassen? Die Rolle muss jeder für sich selbst ergründen. In vorauseilendem Gehorsam passen sich einige an und fahren die Ellbogen aus um sich einen guten Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen.

Langsam erschließt sich für den Zuschauer die Ursache der ständig steigenden Spannung und Auseinandersetzung. In einer Kunststunde rebellierte die Klasse gegen die auferlegte Schweigestunde, die eine überforderte Lehrerin angeordnet hatte. Als letzte Rettung drohte diese mit schlechten Noten. Die SchülerInnen drängten die Lehrerin gemeinsam hinter die Klassenzimmertür und „klatschten“ sie praktisch an die Wand. Dabei wurde sie schwer verletzt.

In der ohnehin angespannten Abitursituation verschärft diese Aktion noch die Konflikte des Jahrgangs.

Das Ensemble begeistert durch Wortwitz, mit einzelnen überzogen in Slang gesprochenen Szenen. „Krass“ und „voll krass“ ist praktisch jedes zweite Wort in den Gesprächen eines Schülertrios, das die Pausen regelmäßig an der Tischtennisplatte verbringen. Neid, Eifersucht, Versagensangst, Leistungsdruck – der aufgestaute Stress der SchülerInnen wird in der einstündigen Aufführung deutlich.

Noch scheinen sie alle gemeinsam zu arbeiten, doch die Ängste und der Druck sind enorm. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Noch scheinen sie alle gemeinsam zu arbeiten, doch die Ängste und der Druck sind enorm. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Eine Schülerin schreckt nicht vor einem Erpressungsversuch der Geschichtslehrerin zurück, um ihre Abiturnote zu retten. Ein Schüler kämpft mit großen Zweifeln, ob er überhaupt zum Abitur antreten soll, da er sich keine große Chance ausrechnet.

Eine Verbindung der einzelnen Spielszenen bilden kurze Tanzchoreografien mit unterschiedlichster Musik aus der Konserve. Mal strahlen die Tanzeinlagen Konformität und Routine aus, mal sind sie aggressiv und spannungsgeladen. In der letzten Szene trägt ein Schüler einen Vogelkopf, als Symbol die Flügel auszubreiten und Fliegen zu lernen.

Die Kostüme sind einheitlich weiß mit wenigen schwarzen Akzenten. Nur durch verschieden farbigen bunten Socken wird die Uniformität etwas aufgebrochen. Mit großer Spielfreude und Energie schlüpften die Jugendlichen in die einzelnen Rollen und lassen die einstündige Spielzeit schnell vergehen.

Das Publikum belohnte die Darsteller mit ausgiebigem Applaus.

Neues Jugendclubstück um Lebensrealität in Zeiten der Digitalisierung

Das diesjährige Jugendclubprojekt „Man sieht sich #SiehstDuMich“ am 16.03.2019 um 20:00 Uhr im Studio des Schauspiel Dortmund dreht sich um ein aktuelles Thema gerade für junge Menschen in Zeiten allgegenwärtigen Digitalisierung. Mit den Fragen um die zunehmende Selbstinszenierung, ständiger Erreichbarkeit und dem Druck, sich selbst und die Anderen immer wieder zu übertreffen, setzten sich zwölf TheaterpartisanInnen (16 bis 22 Jahre, sieben junge Frauen und fünf junge Männer) Ihnen zur Seite die Regisseurin und Theaterpädagogin Sarah Jasinszczak und ihre Assistentin Carina Fast. Für die eingebauten Video-Instagramstorys war letztere verantwortlich.

Außerdem wurden mit der bewährten Hilfe von Birgit Götz viele Tanzchoreografien für „die ehrlichen Momente“ eingeübt. Passende Musik wird auch eine große Rolle spielen.

Grundlage war das für Nachwuchs-SchauspielerInnen geschriebene Theaterstück „Man sieht sich“ (2006) des Kanadiers Guillaume Corbeil für fünf Personen.

Das Stück wurde auf die spezielle Erfahrungswelt der beteiligten Partisanen und auf die Gegebenheiten Dortmunds heruntergebrochen.

In einem Brainstorming trugen sie während ihrer Stückentwicklung zusammen, was sie mögen (Vorbilder, Musik, welche Bücher sie lesen u.s.w.). Dann stellten sie sich die Frage, was das für ihr Inneres bedeutet und ausmacht.

Die Personenzahl wurde auf zehn erhöht und zwei zusätzliche SchauspielerInnen übernehmen die kommentierenden Erzählerrollen des Über-Ichs. Sie interagieren miteinander. „Über“ und „Ich“ als Gewissen haben durchaus unterschiedliche Positionen und sind sich nicht immer einig.

Bleiben Geheimnisse in der schönen neuen digitalen Welt auch wirklich Geheimnisse? Die Theaterpartisanen thematisieren die Anonymität im Netz. (Foto: © Nane Thomas)
Bleiben Geheimnisse in der schönen neuen digitalen Welt auch wirklich Geheimnisse? Die Theaterpartisanen thematisieren die Anonymität im Netz. (Foto: © Nane Thomas)

Die Theaterpartisanen stellen hier wesentliche Fragen an ihre Zukunft und begeben sich durch Selbstinszenierung auf die Suche nach dem Gegenüber da draußen. Daneben sind sie auf der Suche nach Verbindlichkeit und zeigen zudem ihre Verletzlichkeit. Jede und jeder muss sich entscheiden. Was gebe ich in der scheinbaren Anonymität des Netzes von mir preis, wie gläsern möchte ich sein?

Vor allem Protagonistin Claire startet am Ende den ernsthaften Versuch, aus diesem Wahnsinn auszusteigen.

Neben der Premiere am 16.03.2019 gibt es auf alle Fälle auch die Gelegenheit, am 30.03.2019 um 20:00 Uhr oder am 04.04.2019 um 19.00 Uhr im Studio des Schauspiel Dortmund das Jugendclubstück zu erleben.

Informationen über weitere Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222