Trügerische Idylle
Es gibt wohl nichts,
was so sehr romantisiert wird, wie der Wald und das Landleben. Ein
Blick in die Zeitschriften-Auslagen zeigt es: Landlust, Landküche
suggerieren dem gestressten Städter wie erquicklich das Leben auf
dem Land sei. Für einen Bauern (vor allem in früherer Zeit) war das
Leben sicherlich nicht so erfreulich. Tägliche harte Arbeit und
immer die Angst, dass ein Unwetter große Teile der Ernte vernichtet.
Im 7. Philharmonischen Konzert am 19. und 20. März setzen sich drei
Komponisten mit dem Landleben auseinander, mal heiter, mal bittersüß.
Den Beginn machte
ein englischer Komponist namens George Butterworth. Seine Rhapsodie
„A Shropshire Lad“ weckt Erinnerungen an das englische Landleben.
Doch in der romantischen Musik wird die Idylle von Todesahnungen
überschattet. Das Stück ist sehr melancholisch. Eine Vorahnung, die
den Komponisten selbst trifft. Geboren 1885 meldet sich Butterworth
für die englische Armee im Ersten Weltkrieg und fällt 1916. Ein
guter Einsteig für die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung
von Julia Jones.

Eine Herausforderung
für Geiger ist das Violinkonzert D-Dur von Johannes Brahms. Früher
als fast unspielbar angesehen, gehört es mittlerweile ins Repertoire
vieler großen Geigenvirtuosen. Beim 7. Philharmonischen Konzert
spielte die Japanerin Midori die Solo-Violine und begeisterte das
Publikum mit ihrer Virtuosität. Vor allem im sehr langen ersten Satz
präsentierte sie die Kadenz in einer so wundervollen Weise, dass das
Publikum nicht anders konnte, als am Ende des Satzes zu applaudieren.
Idyllisch wurde es
beim zweiten „pastoralen“ Satz. Hier führt die Oboe als
„Fast-Soloinstrument“ ins musikalische Geschehen ein, bis die
Violine einsetzt. Mitori zeigte auch hier, dass sie neben ihrer
Virtuosität auch eine lyrische Stimmung mit ihrem Instrument zaubern
kann.
Der Schlussatz des
Violinkonzertes gehörte dem ungarischen Temperament. Die
folkloristischen Töne im schnellen Tempo erfordern immer wieder ein
großes Können der Solo-Künstlerin Midori.
Nach einer Zugabe
ging es in die Pause.
Nach der Pause
erwartete das Publikum die „Mutter aller musikalischen
Landpartien“, die 6. Sinfonie von Beethoven, auch „Pastorale“
genannt. Lustige Tänze, Vogelstimmen am Bach, Gewitter, an das alles
lässt uns Beethoven in seiner Sinfonie teilhaben. Gerade die ersten
beiden Sätze der Sinfonie sind ein Klangteppich voller
Naturgeräusche.
Der dritte Satz ist
einem ländlichen Fest nachempfunden. Hier imitiert das Orchester
Dorfmusikanten, die zum tanz aufspielen. Doch die Idylle dauert nicht
lange, denn mit großartiger Wucht lässt es Beethoven im vierten
Satz Gewittern. Der Schlusssatz ist ebenfalls ungewöhnlich. Wer das
triumphale Ende der 5. Sinfonie noch im Ohr hat, wird überrascht.
Denn das Ende ist lyrisch und ruhig.