Start für Teilhabe-Projekt „Mein Dortmund“ des MKK

Das Dortmunder
Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) sieht seinen Auftrag
nicht nur darin, der Bevölkerung Kunst zu präsentieren und
Geschichte der Stadt zu erzählen, sondern sich der Stadtgesellschaft
weiter zu öffnen. Es geht darum, Prozesse darin aufzunehmen und zu
moderieren. Menschen in ihrer Vielfalt sollen aktiv an „ihrem
Museum“ teilhaben.

Partizipation und
persönliche Perspektiven sind das wichtige bei dem neuen
Stadtlabor-Projekt. Unter dem Titel „Eingetütet, ausgepackt und
ausgestellt: Dortmunder Lieblingsstücke gesucht“ geht die
Mitmach-Aktion jetzt los.

Bei der
Pressekonferenz am 20.03.2019 verrieten die Kulturwissenschaftlerin
und Projektleiterin Astrid Wegner und der Direktor des MKK Dr. Jens
Stöcker genaueres über dieses spannende Experiment.

Wegner hat ähnliche
Projekte in der Pfalz und in Wiesbaden schon erfolgreich initiiert
und geleitet.

Das Museum sucht in
der ganzen Stadt nach Leihgebern und Stiftern. Egal ob jung oder alt,
Alteingesessen, Rückkehrer, Pendler, Mitarbeiter von Institutionen
oder zugezogen. Alle sind angesprochen, ihr „Stück Dortmund“
einzutüten.

Projektleiterin Astrid Wegner und der Direktor des MKK, Dr. Jens Stöcker, hoffen auf eine rege Beteiligung der Stadtgesellschaft.
Projektleiterin Astrid Wegner und der Direktor des MKK, Dr. Jens Stöcker, hoffen auf eine rege Beteiligung der Stadtgesellschaft.

Im Zuge der
Neuausrichtung des MKK wird auch die Migrationsgeschichte einbezogen.
„Die Tüte ist unser Türöffner, um möglichst viele Menschen zu
erreichen“, so Dr. Stöcker. An 30 Ausgabestellen in der Stadt, wie
Museen, Kinos, der Sparkasse, DEW21, Quartiersmanagement Nordstadt,
Tourist-Info, Stadt- und Landesbibliothek oder der VHS und vielen
anderen Orten liegen ab sofort liebevoll mit mehrsprachigem Aufdruck
„Mein Dortmund“ gestaltet große Papiertüten aus. Größere und
schwerere Gegenstände, die nicht in die Tüte passen, können
gegebenenfalls abgegeben werden oder werden abgeholt.

Was kommt in die
Tüte?

Was bedeutet uns der
Ort, an dem wir leben, lieben, lachen oder weinen, und was verbindet
uns mit ihm und den Menschen? Gesucht werden Geschichten, persönliche
Sichtweisen auf unsere Stadt oder Dinge, die mit ihr verbunden sind.
Es können Objekte und Bilder sein, aber auch Texte, Gedanken,
Gedichte, Ideen oder Lieder.

Die Leihgeber
erhalten einen Leihvertrag und werden gebeten, einige Fragen zu
beantworten:

Was verbinden sie
mit der Leihgabe? Was ist ihr Lieblingsort in der Stadt, welche
Plätze schätzen sie weniger? Wie sehen sie die Menschen in
Dortmund?

Jeder darf selbst
entscheiden, ob er mit der Nennung seines Namens in der Ausstellung
sowie in allen anderen Medien einverstanden ist.

Ende Juni 2019 endet
die erste Sammelphase. Erste Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr im
MKK zu sehen sein.

Abgegeben können
Sie die Tüten im Foyer des MKK (Hansastr. 3) mittwochs zwischen
13:30 und 16:00 Uhr, donnerstags von 17:00 bis 19:30 Uhr sowie
freitags zwischen 10:00 und 12:00 Uhr sowie nach telefonischer
Absprache.

Filme auf einem
USB-Stick oder SD-Karten können jederzeit während der
Museums-Öffnungszeiten auf einen im Foyer eingerichteten Rechner
kopiert werden.

Wichtig!

Die Leihgeber
sollten den Fragebogen abgeben, sollten diesen vorher kopieren, um
ihre „Leihgabe“ später problemlos wieder zurückbekommen kann.

Ein spannendes
Projekt, bei dem die Organisatoren noch nicht genau wissen, was sich
daraus entwickelt. Es kommt auf die Beteiligung der Stadtgesellschaft
an.

Weitere
Informationen erhalten Sie unter www.mkk.dortmund.de
oder meindortmund@stadtdo.de.

Tel: 0231/ 50 22 053




Alexis Sorbas als musikalisch begleitetes Bühnenstück für einen Schauspieler

Im Schauspiel Dortmund konnte das Publikum am Samstag, den 16.03.2019 eine besondere Lesung als Bühnenstück erleben. Der nicht nur als
Tatort-Kommissar bestens bekannte und geschätzte Schauspieler
Miroslav Nemec las aus „Alexis Sorbas“ von Nikos Kazantzakis
unter der Regie und der Textbearbeitung von Martin Mühleis.

Musikalisch sensibel
begleitet wurde er vom Orchistra Laskarina mit Komale Akakpo an der
Santouri, Jerome Goldschmidt (Percussion), Matthias Hautsch
(Bouzouki/Gitarre) und Ana Helena Surgik am Cello. Für die
Komposition (und Bass)war Christoph Dangelmaier verantwortlich. Birte
Horst sorgte für das passende Lichtdesign.

Dieser Bühnen-Sorbas
war aber keine „normale“Lesung, sondern wurde zu einem
atmosphärisch lebendigen, durch-komponierten Bühnenstück für
einen Schauspieler und Musikensemble.

Einigen Menschen ist
„Alexis Sorbas“ aus dem berühmten Film mit Anthony Quinn (1964)
noch in guter Erinnerung.

Der Schelmenroman
beruht auf autobiografischen Erlebnissen des Autors. Es geht um einen
intellektuellen Schriftsteller (Ich-Erzähler) mit analytischem
Verstand, der von Selbstzweifeln geplagt ist.

Er möchte seinen
Beruf aufgeben und das Leben der einfachen Leute teilen. Er trifft
auf den Freigeist Alexis Sorbas, der vor allem seinen Instinkt folgt
und den Augenblick genießen kann. Für den lebensfreudigen Sorbas
entsteht die Welt jeden Tag neu. Freiheit bedeutet für ihn, das
Leben mit seinen Freuden oder Katastrophen anzunehmen. Er soll als
Vorarbeiter in einem geerbten Bergwerk des Ich-Erzählers arbeiten.

Miroslav Nemec entführte sein Publikum mit "Alexis Sorbas" nach Griechenland. (Foto: © Stefan Nimmesgern)
Miroslav Nemec entführte sein Publikum mit „Alexis Sorbas“ nach Griechenland. (Foto: © Stefan Nimmesgern)

Zwischen den beiden
ungleichen Männern entwickelt sich eine außergewöhnliche
Freundschaft, in der sie voneinander lernen. Im Umgang mit den
intuitiven Sorbas findet der Ich-Erzähler die Antwort auf ungelöste
philosophische Fragen.

Die Textsprache ist
sehr Bildhaft und ausdrucksstark. Es war beeindruckend, wie Nemec die
verschiedenen Charaktere und Personen mit Sprache, Mimik und Gesten
lebendig werden ließ. Er brachte die wunderbare Ironie, kritische
Haltung gegenüber Religion und menschlicher Heuchelei des Werkes in
allen Facetten auf die Bühne. Dabei beherrschte er alle Nuancen von
genussvoller Lebensfreude bis hin zu leiser melancholischer Trauer.
Die archaische Gesellschaft sowie die sinnlichen Freuden des Lebens
mit „Wein, Weib und Gesang“ und die Liebe zur Natur spielten
dabei eine wesentliche Rolle. Ein kleiner Syrtaki-Tanz (wie im Film)
durfte auch nicht fehlen.

Die beiden
Protagonisten verkörpern unsere Sehnsüchte im Spannungsfeld
zwischen planvoller Strukturiertheit und Emotionalität.

Der Plan, den die
beiden Männer machen, steht sinnbildlich für das Leben. Er soll
immer der Anfang von etwas Großem sein, scheitert dann aber
grandios.

Nicht nur der
Ich-Erzähler erfährt durch Sorbas, dass selbst dieses Scheitern ein
Genuss sein kann und Krisen eine Chance zur Veränderung bieten.

So kann „Alexis
Sorbas“ auch als eine europäische Parabel gesehen werden.