Tiefe Einblicke in seelische Untiefen

Der neueste PEGASUS-Krimi von Christiane Bogenstahl und Reinhard Junge, erschienen im Oktober 2018 im Grafit-Verlag, ist praktisch ein Folge-Thriller des vorherigen Kriminalroman „Datengrab“. Aber keine Angst, sie können den spannenden Psychothriller auch lesen, wenn sie „Datengrab“ noch nicht kennen. Es gibt genug erklärende Hinweise auf die vorangegangenen Ereignisse, die alle Personen und Zusammenhänge nahebringen.


Die Detektei PEGASUS ist so ziemlich am Ende, und soll durch den ehemaligen Kameramann und ziemlich unzufriedenen momentanen Hausmann und Frührentner Klaus-Ulrich Mager wieder belebt werden. Sein älterer Sohn, der Detektiv Dr. Kalle Mage, soll derweil als Bodyguard für Lea Bennsdorf dienen, die sich vier Jahre nach einer brutalen Vergewaltigung verfolgt fühlt.


Zunächst nimmt sie keiner ernst – denn ihr einstiger Peiniger Paul Kehlmann sitzt noch im Knast. Trauma oder Täuschung? Trotz anfänglicher Bedenken kommen Kalle Mager und seine Freunde und IT-Experten Simone Olsok und der in Lea verliebte Tim Hoppe langsam ins Grübeln. Denn über dem Phönixsee in Dortmund stürzt unerwartet ein Flugzeug samt einem Ex-Doktoranden und Feind Kehlmanns und dem Piloten ab…

Der Nachfolger von "Datengrab" überzeugt mit temporeicher Spannung. (Foto: © grafit Verlag)
Der Nachfolger von „Datengrab“ überzeugt mit temporeicher Spannung. (Foto: © grafit Verlag)


Der Krimi entwickelt einen einen großen Spannungsbogen, der den Leser immer mehr in seinen Bann zieht und kleine Überraschungen bereit hält.
Die Handlung spielt im Umfeld von Dortmund – Bochum – Wattenscheid sowie Essen, und die Sprache hat viel vom bissig-trockenem Ruhrpott-Charme und die verschiedenen Charaktere werden gut entwickelt.
Solides kriminalistisches Handwerk und Intuition tragen hier in Verbindung mit moderner Technik zur Lösung des Falls bei und geben interessante Einblicke in die aktuelle Möglichkeiten der Verbrechensaufklärung.
Wer wie ich in Dortmund wohnt und aufgewachsen ist, wird die genannten Orte und Straßen sicherlich wieder erkennen. Humorvolle Anspielungen etwa auf die Rivalität der beiden Fußballvereine BVB und Schalke 04 lockern die tiefen psychologischen Abgründe aus Rachegelüsten, Missbrauchsfolgen und den klar dargestellten schlechten Arbeitsbedingungen der PsychotherapeutInnen in Ausbildung auf.
Der Thriller ist nicht nur unterhaltsam und spannend, sondern spricht direkt oder indirekt gesellschaftspolitische Probleme an. So wird unter anderem auch der bedrohliche Rechtspopulismus in Form der AfD thematisiert.
Ein nicht nur Menschen aus dem Ruhrgebiet empfehlenswerte temporeiche und spannungsgeladene Lektüre.

Seelenamt

Christiane Bogenstahl und Reinhard Junge

Kriminalroman kt. 411 Seiten

Grafit Verlag

EUR 13.00, E-Book EUR 9.99

ISBN 978-3-89425-586-2

Kooperation zwischen UZWEI im Dortmunder U und hiesigen Realschulen

Wie weckt man bei Kindern und Jugendliche das Interesse für die bildende und darstellende Kunst und deren kreatives Potential? Das Kultur wesentlich für eine lebendige Stadtgesellschaft und Persönlichkeitsentwicklung ist, scheint in den Kommunen immer mehr anzukommen. So gibt es schon eine Kooperationsvereinbarungen mit Schulen und dem Theater Dortmund (wir berichteten).


Nun wurde am 14.11.2018 im Dortmunder U unter dem Motto „Über sich hinaus wachsen“ für drei Jahre eine Kooperation zwischen den hiesigen Realschulen und der UZWEI im Dortmunder U vereinbart.
Dr. Stefan Mühlhofer, der Leiter der Kulturbetriebe, überreichte den anwesenden Schulleiterinnen und Schulleitern der Dortmunder Realschulen die von den Beteiligten unterzeichneten Kooperationsverträge. Worum geht es genau?


Mit diesem Projekt haben Schülerinnen und Schüler der siebten bis neunten Klassen von den beteiligten Realschulen auf der UZWEI die Gelegenheit sowohl Film, Fotografie und mediale Künste mit Inhalten aus den Schul-Lehrplänen zu verknüpfen. Unterstützt werden sie dabei von freien Künstlerinnen und Künstler, die mit ihnen zu ihren wichtigen Themen arbeiten.

Dr. Stefan Mühlhofer (zweite Reihe mit roter Krawatte) vereinbarte mit den  anwesenden Schulleiterinnen und Schulleitern der Dortmunder Realschulen eine kulturelle Kooperation. (Foto: © Lea Haubner)
Dr. Stefan Mühlhofer (zweite Reihe mit roter Krawatte) vereinbarte mit den anwesenden Schulleiterinnen und Schulleitern der Dortmunder Realschulen eine kulturelle Kooperation. (Foto: © Lea Haubner)


Es gibt vier Treffen pro Schulklasse, wobei eine Theaterfachfrau und ein bildender Künstler der UZWEI ihr Thema aus kreativer und auch medialer Perspektive bearbeiten werden. Sie drehen zum Beispiel Filmclips, bauen Requisiten oder erfinden Spiele und Geschichten.


Gerade SchülerInnen aus eher Kultur fernen oder wirtschaftlichen schwierigen Familienverhältnissen sollen die Möglichkeit bekommen, sich kreativ zu entfalten und ihr künstlerisches Potenzial zu erforschen. Im besten Fall werden sie so für Kunst und Kultur begeistert und gewinnen zudem an Selbstbewusstsein.


Einmal im Jahr werden die Ergebnisse dann auf großer Leinwand im Kino im U präsentiert.

Klassische Musik zwischen Trauer und Hoffnung

Das 4. Philharmonische Konzert am 11./12. Dezember 2018 im Dortmunder Konzerthaus stand unter dem Motto „Trauer und Hoffnung“. Ars tremonia war am 12.12.2018 mit dabei.
Die Dortmunder Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung des französischen Dirigenten Marc Piollet kombinierte ganz verschiedene Gegensätze mit Werken von vier Komponisten. Die musikalischen Welten gehen von Bohuslav Martinů bis Wolfgang Amadeus Mozart, sowie Maurice Ravel bis Benjamin Britten.
Entstanden sind die zu hörenden Musikwerke alle in für die Komponisten schwierigen Phasen, Zwei sind auch von Trauer und Verzweiflung im Angesicht von Kriegsdrohung und Gewalt geprägt.


Das zu Beginn gespielte „Mahnmal für Lidice“ von dem tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů (1890 – 1959) ist ein eindringliches musikalisches Mahnmal und Erinnerung an das grausame Massaker des NS-Regimes am 22.06.1942 im tschechischen Lidice.
Ein düsterer und schriller Anfang löst sich erst langsam in einem patriotischen Choral aus dem 13. Jahrhundert auf und wirkt wie eine Paraphrase auf das Dies irae-Motiv aus der lateinischen Totenmesse. Nachdem sich die Atmosphäre langsam aufklärt, erhellt sich die Musik in hoffnungsvolle fast hymnische Höhen, bis die Idylle am Ende brachial durch einen Tutti-Akkord beendet wird. Hier kommen die tiefe Trauer und Mahnung mit der Trost und Hoffnung in einem Werk zusammen.


Für das folgende Klavierkonzert G-Dur von Maurice Ravel (1875 – 1937) konnte der renommierte Pianist Alexandre Tharaud gewonnen werden.
Das so leicht und brillant daherkommende und aufregend instrumentierte Konzert für ein Soloinstrument und kleines Orchester bietet nicht nur für den Pianisten sondern für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Ein fulminanter Peitschenschlag eröffnet das Konzert und schafft gleich eine spezielle „Zirkus-Atmosphäre“mit spanischem Flair. Es folgen eine Fülle von verschiedenen Themen, die von Amerika beeinflusste Jazz wie Blues-Elemente enthalten. Diese treffen unter anderem auf surreale Harfen-Klänge. Das wunderbare Adagio assai danach steht kontrastreich dazu und ist in seiner vordergründigen Einfachheit besonders kompliziert. Der Komponist hatte nach eigenen Angaben „Takt für Takt“ um die fließende Melodie gerungen. Nach einem Trommelwirbel beginnt im letzten Satz ein rhythmisch vorantreibendes und rasantes Finale mit schwindelerregenden Klavierkaskaden.

Das beeindruckte Publikum bekam vom virtuosen Pianisten noch zwei Zugaben zu hören.

Alexandre Tharaud spielte das Klavierkonzert von Maurice Ravel in G-Dur. (Photo: © Marco Borggreve)
Alexandre Tharaud spielte das Klavierkonzert von Maurice Ravel in G-Dur. (Photo: © Marco Borggreve)

Nach der Pause stand die Sinfonie D-Dur KV 504 „Prager“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) auf dem Programm, mit der der Komponist erst im zweiten Anlauf in Prag einen Riesenerfolg verbucht hatte.
Der erste Satz nimmt in seiner Bildhaftigkeit und thematischem Reichtum schon einiges von dem später entstandenen „Don Giovanni“ voraus. Im folgende Andante verbindet Mozart die gegensätzlichsten Elemente, Formen und Melodien zu einer für ihn typischen kunstvoll aufgeladenen Struktur. Der ernstere Charakter passten wohl nicht zu einem eleganten, tänzerischen Menuett. Jedenfalls ließ der Komponist es wegfallen. Das Rondo-Finale ist wieder von heiterer Lustigkeit und Finessen geprägt und endet mit einem strahlenden D-Dur.


Die als letztes gespielte „Synfonia da Requiem op. 20“ des britischen Komponisten Benjamin Britten (1913 – 1979) kann als prophetische Mahnung für das dem bekennenden Pazifisten im Jahr 1938 schon klar ersichtlichen drohendem Grauen des Zweiten Weltkriegs gesehen werden.
Zugleich hatte Britten noch den Tod seiner Eltern zu verarbeiten.
Das in drei Sätzen konzipierte Werk wollte er so sehr zu einem Anti-Kriegsstück wie möglich machen. Auch wenn die drei Sätze Titel aus der der lateinischen Totenmesse tragen, ist dieser theologische Bezug für ihn eher ein emotionaler. Die drei Sätze wurden an diesem Konzertabend als eine zusammenhängende Einheit präsentiert. Es beginnt mit einem donnernden Paukenschlag und führt zu einem dunklen langsamen Trauermarsch. Deutlich wird das durch die Lamento-Klage der Holzbläser und Streicher.
Dissonant und als Apokalyptische Reiter musikalisch herumrasend sowie nicht greifbare Gefahr geht es weiter. Das Saxophon sorgt nur kurz für eine gewisse Entspannung, bevor die Musik wieder zu neuen Höhepunkten aufgepeitscht wird und am Ende zerfällt.
Das zurückgenommene und friedliche Finale wird von drei Flöten etabliert.
Der Friede ist im Jahr 1941 bei der Uraufführung leider noch in weiter Ferne. Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Museum Ostwall Kunstpreis geht an Lili Fischer

Der von den Freunden des Museums Ostwall in Dortmund gestiftete und mit 10.000 Euro dotierte Kunstpreis „Follow me Dada and Fluxus“ geht im Jahr 2018 an die Hamburger Künstlerin Lili Fischer (Jahrgang 1947). Der schon zum fünften Mal zu vergebende MO Kunstpreis wurde aus sieben Einreichungen von einer Fachjury ausgewählt.

Mit dem Preis ist zudem noch eine Ausstellung „Schnakengeist“ der Preisträgerin Lili Fischer vom 16.12.2018 bis zum 31.03.2019 im Schaufenster Museum Ostwall (4. Etage) sowie ein Ankauf zweier Werke für die Sammlung des Museums verbunden.

Die Künstlerin hat schon ein bewegtes und vielseitiges Leben hinter sich. Ihre Kunst entstand in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts im Hintergrund von Happenings, Fluxus, Performance und Spurensicherung und späterer Feldforschung in der Natur und dem Lebensumfeld des Menschen. Ihre Ausdrucksformen umfassen Zeichnungen, Fotografie, Drehbücher, Performance und Objektkunst. 1994 bis 2013 war sie außerdem Professorin für Performance/Feldforschung an der Kunstakademie Münster.

Für ihr künstlerisches Schaffen steht heute, wie sie bei einem Pressegespräch erzählte, in der Speicherstadt (Hamburg) ein 100 qm großes Atelier zur Verfügung.

Die Arbeiten zu der Ausstellung stammen aus dem Zeitraum zwischen ungefähr 2005 und 2009.

Lili Fischer ist die diesjährige Preisträgerin des Kunstpreises "Follow me Dada and Fluxus". Foto: © Roland Gorecki
Lili Fischer ist die diesjährige Preisträgerin des Kunstpreises „Follow me Dada and Fluxus“. Foto: © Roland Gorecki

Mit der Natur war Fischer auch durch eine Tätigkeit als Amateurin auf Nordsee-Inseln wie Pellworm stark verbunden. Wie der Titel der Ausstellung besagt, stehen in der Ausstellung die oft eher als lästig empfundenen Schnaken (Schneide) im Mittelpunkt des Interesses.

Die Künstlerin liebt ihre filigranen Formen und tänzerischen Bewegungen sowie ihre Dimensionen.

Am Anfang ihrer gezeigten Kunst steht die Zeichnung der toten Schnake auf dem Zeichenpapier, dann werden die exakten Linien und Strukturen gezogen.

Aus diesen Linien werden Schrift, Luftströmungen, Flugbewegungen und genaue Studien der Proportionen. „Es entsteht ein ganzer Kosmos, so die Künstlerin. Ihr Vater war, wie sie verriet, ein Flugzeugbauer.

Neben Zeichnungen und Skizzen in Schwarz-Weiß und einem farbigen Foto-Plakat mit einem Menschen mit „Schnakenflügeln“ in einer Wolkenlandschaft, sind noch einige eindrucksvolle Modelle von Schnaken in verschiedenen Größen in ihrer filigranen Schönheit zu sehen.

Das größte Modell einer Schnake (T-förmig) aus der Werkgruppe Schnaken (2006/2008) besteht zum Beispiel aus ganz feinem Japanpapier, Peddigrohr, Rundhölzern, Draht, Sieb und wurde mit Pigmentfarben sowie edler Bronze versehen und mit Leim befestigt. Das Model hat die enorme Flügelspannbreite von 300 cm, Körperhöhe ca. 100 cm und einer Beinlänge (ausgestreckt) von 220 cm. Dieses Werk gehört zu den beiden Ankäufen für das Museum Ostwall (MO).

Die zweite angekaufte Arbeit gehört zur Werkgruppe Schnaken (2005 – 2008) und trägt den Titel „Schnakengeist“ (Tipula maxima). Sie wurde geschaffen aus gerissenem Japanpapier auf schwarzem Karton (120 x 180cm) und trägt die Bezeichnung nicht ganz zu unrecht.

Die offizielle Preisverleihung an Lili Fischer findet am Sonntag, den 16.12.2018 im Museum Ostwall im Dortmunder U im dortigen „innogy Forum/ Kino“ (Erdgeschoss) statt.

Leonie-Reygers-Terrasse 2
44137 Dortmund

Wie Klaus Fehlemann (Vorsitzender der Freunde des Museums Ostwall im Dortmunder U9 vorab verriet, sollen alle bei der Preisverleihung Anwesenden ein von Hand signiertes Motiv-Plakat der Künstlerin nach Hause mitnehmen können. „Das gehört zu unserem Konzept,“ so Fehlemann.

Infos unter mo@stadtdo.de oder Tel.. 0231/ 50–24723

Neuer Kalender „Grafik aus Dortmund“ symbolisch an Bürgermeisterin Jörder überreicht

Die Sparkasse Dortmund als Sponsor überreichte in Person des Vorsitzenden des Vorstandes Uwe Samulewicz im hiesigen Rathauses am Donnerstag, den06.12.2018 passend zum Nikolaus-Tag den mit Spannung erwarteten Kalender „Grafik aus Dortmund“ für das Jahr 2019 an Bürgermeisterin Birgit Jörder. Er erscheint mit einer Auflage von500 Exemplaren und ist streng limitiert.

Seit inzwischen 43 Jahren organisiert das Dortmunder Kulturbüro jedes Jahr den von der Sparkasse geförderten Wettbewerb „Grafik aus Dortmund“ mit einer Ausstellung und am Ende einem hochwertigen Kunstkalender.

Nach einem längerem Verfahren durch einer fachkundigen Jury ( neben Birgit Jörder noch Personen aus dem Kultur und Kunstbereich, der Wissenschaft sowie der Sparkasse Dortmund) haben es sechs Künstlerinnen und Künstler geschafft, mit jeweils zwei ihrer Grafiken für den Dortmunder Grafik-Kalender ausgewählt zu werden.

Im Vordergrund: Uwe Samulewicz (Vorsitzender der Sparkasse Dortmund) übergab den Kalender mit der Nummer 1 an Bürgermeisterin Birgit Jörder. Dahinter die Künstlerinnen und Künstler sowie die Organisatoren. (Foto: © Roland Gorecki)
Im Vordergrund: Uwe Samulewicz (Vorsitzender der Sparkasse Dortmund) übergab den Kalender mit der Nummer 1 an Bürgermeisterin Birgit Jörder. Dahinter die Künstlerinnen und Künstler sowie die Organisatoren. (Foto: © Roland Gorecki)

In diesem Jahr gehörten folgende Künstlerinnen und Künstler zu den glücklichen Gewinnern, die mit ihren Arbeiten in dem Kalender vertreten sind: Petra Eick, Wilhelm Frosting, Silvia Liebig, Stefan Lüdemann, Germaine Richter und Jessica Toliver.

Es ist nicht nur eine Ehre, als Künstler hier mit seinen Arbeiten aufzutauchen, sondern die Gewinner/-innen erhalten auch ein Honorar von je 2000 €.

Auch in diesem Jahr zeichnet sich nicht nur durch die von jedem der KünstlerInnen handsignierten einzelnem Exemplar, sondern auch wieder durch seine Facettenreichtum aus. Ob in schwarz-weiß oder farbig, jeder von ihnen setzte seine individuellen Akzente.

So ließ sich etwa die Künstlerin Germaine Richter von Francisco de Goya , oder eine andere von spanischen Horror-Filmszenen inspirieren.

Es ist verständlich, dass dieser spezielle und bewusst limitierte Dortmunder Kalender nur an ausgewählte Personen der Stadtgesellschaft vergeben wird und besonders gefragt ist. Diejenigen, die ihn erhalten, freuen sich jedes Jahr aufs neue auf diesen Dortmunder Kalender als ein Highlight, so Birgit Jörder und Uwe Samulewicz. Da tritt keiner gerne freiwillig zurück. Die Exklusivität und geringe Auflage macht den ideellen Wert für die Besitzer aus.

Wie jedes Jahr ist die Druckerei Klenke GmbH für den Druck des Kalenders verantwortlich.

Für das Jahr 2019 läuft die Bewerbung für Interessierte, die den Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens in Dortmund sowie ihren Wohnsitz hier haben. Voraussetzung für eine Teilnahme ist zudem ein abgeschlossenes Studium an einer Kunsthochschule oder vergleichbare Ausbildung mit mehrjähriger Ausstellungspraxis. GewinnerInnen des Vorjahres sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Bewerbungen erfolgen ausschließlich online unter www.grafik-aus-dortmund.de

„Rausch der Schönheit“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Endlich ist es soweit! In der großen Ausstellungshalle des Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) ist vom 09.12.2018 bis zum 23.06.2019 die opulente Ausstellung „Rausch der Schönheit. Die Kunst des des Jugendstils“ zu sehen.

Mit ihr sollen auch, wie von uns vorab berichtet, die Geburtstage der drei beteiligten Institutionen gefeiert werden. Das Museum wird 2018 genau 135 Jahre, die Museumsgesellschaft zur Pflege der bildenden Kunst e.V. 110 Jahre und die Stiftung für das Museum 20 Jahre alt.

Erstmals gezeigt werden erstmals die seit 1900 gewachsene Jugendstilsammlung des Dortmunder Museums (80%) plus Leihgaben (20%) (Ars tremonia berichtete vorab).

Erzählt wird in einem breiten Spektrum über sechs Kapitel von den Anfängen, Ausprägungen und des Jugendstils. Mit seinem ganzheitlichen Weltbild und Sinn für Schönheit, Formen aus der Natur sowie kunstvolle Verzierungen fand er ab 1900 internationale Verbreitung.

Es war eine spannende Umbruchzeit mit rasanten industriellen Entwicklungen, und thematisiert wird auch Dortmund als Industriestadt im Um- und Aufbruch ins 20. Jahrhundert.

 Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte ist schon ganz dem Jugendstil verfallen.
 Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte ist schon ganz dem Jugendstil verfallen.

Der Jugendstil nahm Einfluss auf Architektur, Möbel, Tanz und vieles mehr.

Die sechs gut beleuchteten Bereiche im Überblick:

Von Paris nach Dortmund

Es beginnt mit der internationalen Weltausstellung in Paris (1900), einer großen Leistungsschau auf dem Gebiet der Technik, Kultur und Kunst. Der Gründungsdirektor des MKK, Albert Baum, kaufte dort erste herausragende Stücke an. Ziel war, moderne Erzeugnisse der Zeit zu präsentieren, sowie Handwerker und Kunsthandwerker so zu eigenen Schöpfungen anzuregen.

Vom Rausch der Schönheit

Die Künstler waren der Auffassung, dass sich der Mensch durch eine ästhetisch gestaltete Umwelt positiv verändern könne. Anregung fanden sie in der Natur und in der faszinierenden japanischen Bildsprache der Farbdrucke (Kalimere) und Farbholzschnitte.

Die Dynamik des Lebens ist auch in Formen und Dekoren bis hin zur tänzerischen Bewegung exemplarisch zum Beispiel bei einer Porzellanfigur, die einer realen Tänzerin nachempfunden worden ist, klar ersichtlich.

Entwürfe für eine neue Gesellschaft

Die Einheit von Kunst und Leben und die Reform aller Lebensbereiche war Thema bei den Jugendstil-Reformern. Das betraf den ganzen Menschen, dessen Wohnumfeld, die Neugestaltung der Arbeitswelt bis hin zur Gesundheit. Für diese individualistischen Positionen stehen die Werke von Frank Lloyd Wright, Bernhard Hoetger und Ferdinand Hodler.

Universalkünstler und Gesamtkunstwerk

Universalkünstler wie die Mitglieder der Darmstädter Künstlerkolonie schufen Raumkunstwerke sowohl für sich wie auch für andere. Ein besonderes Beispiel sind etwa der liebevoll restaurierte Salon für eine Dame von Joseph Maria Olbrichs und ein Speisezimmer nach einem Entwurf von Wilhelm Thiele. Beide wurden in der Hofmöbelfabrik Julius Heinrich Glückert hergestellt.

Jugendstil und Moderne

Im Zentrum der Ausstellung steht mit einer erstmals rekonstruierten Wohnungseinrichtung der Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst mit Richard Riemerschmid ein weiterer wichtiger Protagonist des Jugendstils. In seinen Möbelentwürfen wird der Wandel vom individuell gefertigtem Einzelstück zur seriellen Maschinenproduktion deutlich. Neben Riemerschmid sind Henry van de Velde und Peter Behrens maßgeblich für ein in Zukunft weisendes Zusammenwirken von Kunst, Handwerk, Industrie und Wirtschaft. Später wurde dieser Weg durch das „Bauhaus“ fortgeführt.

Dortmund auf dem Weg in die Moderne

Um das Jahr 1900 war Dortmund auf dem Weg zu einem rasant wachsenden Industriezentrum und Großstadt. Das Stadtbild änderte sich durch repräsentative Großbauten wie das Stadttheater oder die Handwerkerschule, das Museum für Kunst und Gewerbe sowie die 1908 eröffnete Volksbibliothek. Trotz Kriegszerstörungen sind noch einige Spuren des Jugendstils in unserer Stadt auf vielen Fassaden, in Kirchen und der Industriearchitektur ( z.B. Portal Zeche Zollern) zu sehen.

Gelegenheit, diesen Spuren zu folgen bieten die von einem Begleitprogramm angebotenen diverse Spaziergänge.

Ebenso gibt es Angebote für geführte Ausstellungsrundgänge.

Öffentlich: 3,00 € pro Person zzgl. Eintritt

Individuell Buchbar: 90 Min. 54,00 € zzgl. Eintritt

60 Min. 36,00 € zzgl. Eintritt

45 Min. 27,00 € zzgl. Eintritt

Programme für weiterführende Klassen:

Nähere Informationen und Preise unter Telefon 0231-50-26028

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog:

Im Museum 39.00 €/ im Buchhandel 49,00 e.

Verkauf im Museumsshop.

Ein digitaler kostenloser Spaziergang Tour Dortmund Ost mit der„Actionbound-App“.

Die digitale Erkundung dauert ca. 1,5 Stunden.

Die kostenfreie App mit ihrem Smartphone herunterladen im App Store oder google play.

Bound-Name suchen: „MKK „Rausch der Schönheit – Die Kunst des Jugendstils“ – Tour Dortmund Ost.

Computerspiel mit lebendigem Avatar

Wer auch nur etwas für Computerspiele übrig hat, wird das neue Abenteuer „realREALITY“von Anna Kpok lieben. Mit Elementen von Point & Click Adventures wie „Monkey Island“ sowie Elementen moderner MMORPG wird die Besucher zum aktiven Spieler, der die Aufgaben nur in der Gruppe lösen kann. Am Freitag und Samstag gibt es noch dreimal die Möglichkeit für maximal fünf Spieler pro Partie im Studio des Schauspielhaus Dortmund daran teilzunehmen.

Am Anfang ist es ungewohnt, doch man gewöhnt sich schnell daran: Die Besucher steuern einen echten Menschen. Zunächst einigt man sich, wer welche Befehle gibt und welchen Backgrund unser Avatar hat und los geht’s. „Start“, „Stopp“, Rechts“ und „Links“ steuern den Avatar in die richtige Richtung und mit den weiteren Befehlen können beispielsweise Gegenstände in ein Inventar abgelegt werden.

Hauptprobe zu Anna Kpok: RealReality im Ringlokschuppen Ruhr am 19.09.18 Bild: Stephan Glagla
Hauptprobe zu Anna Kpok: RealReality im Ringlokschuppen Ruhr am 19.09.18 Bild: Stephan Glagla

Und hier über kommendem Rezensenten wieder die Erinnerungen an Spiele wie „Monkey Island“ oder „Day of the Tentacle“. Wie bringt man den Avatar dazu, den Gegenstand aufzunehmen oder zu benutzen? Erst „Ducken“ und dann „Benutzen“? Meine Gruppe hat jedenfalls schnell herausgefunden, wie der Avatar gut durchs Spiel gelenkt wird.

Die Rahmengeschichte: In einer nicht allzu fernen Zukunft wird die Avatarin Anna Kpok umgezogen sein und ein schickes neues Smart-Home des Anbieters realReality bezogen haben. Sie wird sich in dem Smart-Home eingerichtet haben, das ihr jeden Morgen ihr Lieblingsgetränk mixt – das Leben kann so schön sein! Lieblingsmusik, Lieblingsklamotten, Lieblingsfreunde, Lieblingsträume, Lieblingsleben. Und all das nur gegen ein paar persönliche Daten. Lieblingsdaten. Anna Kpok auf Kuschelkurs mit ihrem Data Double. Doch nach merkwürdigen Vorfällen wird Anna Kpok misstrauisch und wieder zur Kämpferin.

„realReality“ ist ein ganz besonderes Theatererlebnis. Nicht nur wegen des ungewöhnlichen Settings, sondern auch durch die Diskussionen in der Gruppe waren spannend. Denn wir mussten uns entscheiden, wie es weitergeht. Die Zusammenarbeit war auch nötig, denn nur im richtigen Zusammenspiel untereinander „funktionierte“ der Avatar. Das war besonders wichtig bei den Computerspielen im Spiel.

Termine: 07. Dezember 2018 17 Uhr, 07. Dezember 2018 19 Uhr, 07. Dezember 2018 21 Uhr, 08. Dezember 2018 16 Uhr, 8. Dezember 2018 18 Uhr, 8. Dezember 2018 20 Uhr.

Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 5027 222

Konzert Wiener Klassik – Große Musikmetropolen im Blickpunkt

In der Spielzeit 2018/2019 wollen die Dortmunder Philharmoniker das Publikum in ihren „Wiener Klassik“- Konzerten in die großen Musikmetropolen führen und das musikalische Schaffen der genialen Komponisten dieser speziellen Zentren näher bringen.

Beim 1. Konzert Wiener Klassik am 03.12.2018 im hiesigen Konzerthaus stand die Stadt Wien mit den Komponisten Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) und Joseph Wölfl (1773 – 1812) auf dem Programm.

Unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ging es mit Beethovens „Wellingtons Sieg“ oder „Die Schlacht beiVittoria“ op. 91 los. Ein Auftragswerk vor dem Hintergrund des Sieges der Engländer (zusammen mit portugiesischen und spanischen Truppen) über das napoleonische französische Heer am 21. Juni 1813 bei Vitoria (südlich von Bilbao) unter dem Oberbefehl Wellingtons. Die Anregung für die Komposition kam von Johann Nepomuk Mälzel, der ein wirkungsvolles Musikstück für sein mechanisches Panharmonikum suchte. Das merkt man der insgesamt etwas groben Arbeit an.

Mit Beethoven und Wölfl entführten die Dortmunder Philharmoniker das Publikum ins die Wiener Klassik. (Foto: © Anneliese Schürer)
Mit Beethoven und Wölfl entführten die Dortmunder Philharmoniker das Publikum ins die Wiener Klassik. (Foto: © Anneliese Schürer)

Es war für eine„Europa-Tour“ gedacht und könnte als eine Art frühes „Live-Aid“ Stück zugunsten der verwundeten bayerischen und österreichischen Soldaten bezeichnet werden. Wie in einem Video-Clip orientiert sich die Musik stark am direkten Geschehen. Die Musik wird zum Schlachtfeld mit Pauken und Trompeten und Kanonendonner. Gegenüber stehen sich zwei Abteilungen. Die eine tendiert zum Spielen in C-Dur, die andere musiziert als Konfrontation meistens in Es-Dur. Dann treten zwei Märsche, das das patriotisch den Sieger verherrlichende „Rule Britannia“ gegen das „Marlborough se vat‘en guerre“. Der Schlachtlärm wird durch knarrende Ratschen und gegen die Taktschwerpunkte eingesetzter Kanonendonner bildhaft vor Augen geführt.

Für einige Kunstfertigkeit sorgen die verschiedenen Variationen bis zu dem Abschlussfugato.

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Auch beim folgenden5. Klavierkonzert C-Dur op. 43 „Grand Concerto Militaire“ von Wölfl macht der Krieg vor der Musik nicht halt. Als hervorragender Pianist konnte der deutsch-chinese Julian Pflugmann gewonnen werden.Der kriegerische erste Satz beginnt schon mit marschartigen Klängen und Trompetenfanfare. Erst spät setzt das Klavier ein. Kennzeichnet sind hier viele Variationen und nach oben strebende Läufe. Die Stimmung trübt sich durch den Wechsel von Dur nach Moll. Das Andante zeigt die auch für Mozart typischen Verzierungen. Überraschend läuft der Satz bei Wölfl plötzlich aus und es schließt sich schnell das Allegro Finale an.

Der musikalische Witz und die überraschenden harmonischen Abweichungen sowie starker Virtuosität und eine gewisse Unbeschwertheit, lassen den pompösen militärischen Ton am Anfang vergessen. Seine große Virtuosität konnte Pflugmann auch bei einer Zugabe für das begeisterte Publikum unter Beweis stellen.

Nach der Pause ging es dann mit Beethovens 8. Sinfonie F-Dur op. 93 weiter. Trotz privater und gesundheitlicher Probleme gelang dem Komponisten hiermit ein geradezu humoristisches Werk. Allerdings wird die Heiterkeit auch schon mal mit gegen den Strich der Taktschwerpunkte gebürsteten Schlägen des Orchesters „gestört“.

Kontrastreich und unkonventionell entstehen immer wieder stehende und zugleich bewegte langfelder. Bekannt ist das Allegro scherzando, das mit seinen wie ein„tickendes Uhrwerk“ mit musikalischen Nadelstichen durch die Begleitung als Parodie auf mechanische Instrumente wirkt.Überraschende Akkorde platzen da wie Sand im Getriebe hinein. Im dritten Satz, dem „Tempo di Minuetto“ geht dann beschwingt rustikal-bäuerlich zu.

Rasant, fast unmöglich zu spielen, geht der letzte Satz nervös-bizarr die letzten Takte zu, und es wirkt wie eine Parodie (mit viel Selbstironie) auf die nicht enden wollenden Schlüsse und das Pathos der eigenen Sinfonien des Komponisten.

Ein Beispiel für die Originalität des unkonventionellen Komponisten und der Genialität.

Tartuffe oder der Wolf im Schafspelz

Eigentlich erstaunlich, wie aktuell Molièrs „Tartuffe“ immer noch ist. Immer noch lassen sich Menschen von anderen leicht übers Ohr hauen, trotz allen Warnungen der Umstehenden. Eine der realen Figuren war beispielsweise Rasputin, der die Familie des letzten russischen Zaren lange unter Kontrolle hatte. Was Rasputin und Tartuffe gemeinsam haben: Sie versuchen mit der Religion die Leute zu beherrschen. Das Schauspielhaus Dortmund präsentierte am 01.12. 18 eine frische und freche Variante von „Tartuffe“ unter der Regie von Gordon Kämmerer.

Ganz in Weiß: Tartuffe hat schon die gesamte Familie von Orgon unter seine Fittiche und hat sie wie damals die Bhagwans uniformiert, aber halt im unschulduigen Weiß. So stehen sie zusammen und proben tanzend ihren Aufstand: Mariane, die Tochter Orgons (Merle Wasmuth), Damis, sein Sohn (Christian Freund), Orgons Ehefrau Elmire (Bettina Lieder), Organs Bruder Cléante (Ekkehard Freye) und das Dienstmädchen Dorine (Marlena Keil).

Nur Orgons Mutter Pernelle (Uwe Schmieder) und natürlich Orgon (Uwe Rohbeck) selbst sind zu 1000 Prozent von Tartuffe (Björn Gabriel) überzeugt. Und so geht das Unglück seinen Gang, denn Orgon verspricht Tartuffe erst die Hand seiner Tochter und dann überschreibt er ihm auch noch sein Vermögen.

Während Orgon (Uwe Rohbeck oben auf dem Wohnwagen) zu lange an Tartuffe festhält, hat seine Familie (Kevin Wilke, Merle Wasmuth, Christian Freund, Marlena Keil) den bBtrüger längst durchschaut. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Während Orgon (Uwe Rohbeck oben auf dem Wohnwagen) zu lange an Tartuffe festhält, hat seine Familie (Kevin Wilke, Merle Wasmuth, Christian Freund, Marlena Keil) den bBtrüger längst durchschaut. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Es ist wohl die Angst vor dem Tod oder die Suche nach dem Sinn des Lebens, was Orgon leichtgläubig macht. Er erkennt nicht, dass die frommen Sprüche von Tartuffe nur dazu dienen, ihn zu benebeln, während er Tartuffes Taten ignoriert. Was nicht in sein neues Weltbild passt, wird ignoriert. Es wird es einem Heuchler leicht gemacht, macht und Besitz zu erlangen. Er muss sich nicht besonders anstrengen.

Dass Molièrs Theaterstück nicht in der Katastrophe endet, hat einem „deus exmachina“ zu verdanken, in der Realität sieht es aber anders aus.Ich mag mir nicht vorstellen, wie viele Existenzen ruiniert wurden durch Betrüger, die den Menschen ihr Geld aus der Tasche zogen oder sie in seelische Not brachten (und dann finanziell ruinierten).

Daher ist das Stück auch keine Komödie und so wird es glücklicherweise auch nicht dargeboten. Ja, es gab wirklich komische Szenen, als Elmire so tut, als ob die den Schmeicheleien von Tartuffe nachgibt. Meistens bleibt einem das Lachen im Halse stecken, weil man weiß, überall lauern Tartuffes, deren Motto „Jeden Tag steht ein Dummer auf“ ihnen ein üppiges Einkommen generiert.

Das Dortmunder Ensemble, mit seinen alten und neuen Mitgliedern, ist zu einer starken Einheit zusammengewachsen. Gemeinsam mit ihren drei Gästen aus Graz (Bérénice Brause, Frieder Langenberger und Mario Lopotta) sowie dem Dortmunder Sprechchor boten sie eine glanzvolle Leistung.

Besonders zu würdigen war die Abschlusschoreografie der von Tartuffe erlösen Familie, die zeigt, dass tänzerisch ein großes Potential im Ensemble ist.

Wie kommt man an Karten? Entweder unter www.theater.dooder telefonisch unter 0231 502722

We fade to grey

Eindringliches Psychodrama über den Alltag einer Drohnenpilotin im Studio

Die „Simpsons“ wussten es schon lange: In einer Folge von 1997 erklärte ein Millitärausbilder Lisa und Bart, dass es im Krieg der Zukunft nur noch darum geht, Roboter und Drohnen zu bedienen. Mittlerweile haben auch Computerspiele das Genre des Drohnenkrieges entdeckt und so kann jeder auf seinem PC oder seiner Spielekonsole nachfühlen wie es ist, „Gott“ zu sein, wie es die Titelfigur beschreibt.

Wo endet der Alltag? Wo beginnt der Krieg? Es war ein nicht so leichter Stoff, mit dem das Publikum bei der Premiere von „Am Boden“ (George Brant) unter der Regie von Thorsten Bihegue im Studio des Dortmunder Schauspiels konfrontiert wurde. Thematisch ist „Am Boden“ verwandt mit dem Film „Good Kill – Tod aus der Luft“, auch hier gerät die Titelfigur in einen moralischen Zwiespalt.

Die junge erfolgreiche namenslose Air Force-Pilotin, beeindruckend von Alexandra Sinelnikova in all ihren Facetten gespielt, wird nachdem sie ihren „Traummann“ trifft schwanger und wird schwanger. Das ändert ihr Leben auf dramatische Weise. Die stolze Pilotin, die sich immer als „Heldin der Lüfte und des blauen Himmels“ sah, wird nach ihrem Schwangerschaftsurlaub in ihre Heimat in Nevada zu einem Bodeneinsatz-Stützpunkt versetzt, um im Schichtdienst mit Kampfdrohnen durch Afghanistan zu navigieren, um gegebenenfalls anonymen Schießbefehlen Folge zu leisten. Aus dem blauen Himmel wird der Bildschirm mit der grauen Wüste. Das Sterben findet zehntausende Kilometer entfernt und erscheinen ihr in einem seltsamen Grau.

Das Grauen holt sie langsam aber sicher ein und die Grenzen zwischen Verantwortung für die Familie, dem Berufsalltag und zwischen Illusion und Wahrheit verschwimmen immer mehr. Was sich jetzt entwickelt, ist ein Psychodrama mit einer sich entwickelnden Paranoia der Pilotin.

Die innere Zerrissenheit führt am Ende dazu, dass ihr Leben zu einem Schlachtfeld wird, in dem sie desillusioniert zurückbleibt…

Die Inszenierung ist eine gelungene Kombination von analogen und digitalen Element mit Live-Musik (Schlagzeug) und starkem Monolog.

Die Pilotin (Alexandra Sinelnikova) im God-Modus: Sie lässt von oben her den Tod regnen. (Foto ©: Birgit Hupfeld)
Die Pilotin (Alexandra Sinelnikova) im God-Modus: Sie lässt von oben her den Tod regnen. (Foto ©: Birgit Hupfeld)

Die Leinwand mit den passenden Video-Projektionen im Hintergrund zeigt zunächst friedliche Bilder der des Beginns der Liebe und Entstehung der Familie, um dem Publikum einen erschreckend realen Einblick in die (mögliche) moderne technologisch-virtuelle Kriegsführung zu geben. Man sitzt sozusagen mit der Pilotin vor dem Bildschirm und ist emotional nah bei ihr.

Auf der rechten Seite der Bühne stand ein riesiges Regal mit dreißig Kartons, das multifunktional eingesetzt wurde. Es diente der entweder zum Aggressionsabbau der Pilotin, oder beinhaltete Familienfotos, rosa Stoffponys (der Tochter) und den Sitzhocker der Protagonistin.

Musikalisch atmosphärisch passend unterstützt wurde das Geschehen auf der linken Seite von Manuel Loos (Schlagzeug). Die Stimmungen wurden sensibel von der Musik, mit Hip-Hop und anderen Grooves begleitet und unterstützt. Zweimal trat Loos auch als allerdings stummer Ehemann„Eric“ neben der Pilotin auf.

Die junge Schauspielerin Alexandra Sinelnikova strahlte nicht nur in ihrem hellblauen Piloten-Uniform großes Selbstbewusstsein aus, sondern zog das Publikum in der Darstellung all ihren Facetten in den Bann. Das Spektrum reichte von Stolz, Größenwahn, Lebensfreude bis hin zur Wut und Paranoia.

Es gelang ihr, einen berührenden und intimen Einblick in das Leben und Fühlen einer jungen Kriegspilotin zu geben.

Eine starke Aufführung, die unter anderem auch die Gefahren einer anonymisierten modernen virtuellen Drohnen-Kriegsführung vor Augen führt.

Weitere Aufführungstermine erfahren Sie wie immer unter www.theaterdo.deoder Tel.: 0231/ 50 27 222.