Virtuoses Streichquartett im Orchesterzentrum

Im Mittelpunkt des 1. Kammerkonzerts (Dortmunder Philharmoniker) im Orchesterzentrum NRW in Dortmund standen am Montag, den 05.11.2018 unter dem Titel„Vorbild und Fortschritt“ die Streicher. Dass mit dem Mannheimer Streichquartett kurzfristig eine andere Formation das Programm gestalten musste, tat der Qualität keinen Abbruch.

Mit dabei war die als erste Konzertmeisterin der Dortmunder Philharmoniker (seit 2011)bestens bekannte Shinkyung Kim an der Violine. Ihr zur Seite stand der Violinist Daniel Beil (u.a. 1. Konzertmeister der Essener Philharmoniker). Sebastian Bürger (u.a. seit 2003 auch 1.Solobratscher der Essener Philharmoniker) spielte an der Viola. Das Quartett komplettierte Armin Fromm (u.a. Solo-Cellist der Essener Philharmoniker) am Violoncello.

Als erstes auf dem Programm stand das Streichquartett C-Dur Hob. III:77(„Kaiserquartett“) von Joseph Haydn (1732 – 1809). Es ist nicht nur das bekannteste Streichquartett von Haydn, sondern wurde von ihm als musikalisches Statement für einen Frieden für Österreich. Ein Spätwerk (1796) in unruhigen Zeiten vor dem Hintergrund der Französischen Revolution.

Bekannt ist es vor allem wegen seine eindrucksvollen Variationen über die Kaiserhymne„Gott erhalte Franz den Kaiser“. Diese diente dann später als Vorlage für die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland. Ein feierlich majestätisches Werk, gespickt mit einigen überraschenden Effekten.

Haydn, Bartók und Mendelssohn Bartholdy standen auf dem Programm des Mannheimer Streichquartetts (v.l.n.r.) Sebastian Bürger (Violine), Shinkyung Kim (Violine), Armin Fromm (Violoncello) und Daniel Bell (Violine). (Foto: © MSQ privat)
Streichquartetts (v.l.n.r.) Sebastian Bürger (Violine), Shinkyung Kim (Violine), Armin Fromm (Violoncello) und Daniel Bell (Violine). (Foto: © MSQ privat)

Eine ganz besondere Herausforderung stellte das 4. Streichquartett Sz 91 von Béla Bartók(1881 – 1945). Als ein klassisches Vorbild diente dem Komponist nach eigenen Angaben Mozart mit seinen in „wunderbarer Weise kontrapunktische und homophone Ideen“.

Bartók hat ein fortschrittliches vielschichtiges Werk geschaffen, das von gesteigerter Dramatik, Klagemelodien und sehr komplexe Harmonien um einen langsameren Satz entwickelt wurde. Dissonanzen und interessante Zupftechniken ergeben eine spannende und ungewöhnliche Mischung.

Nach der Pause folgte das Streichquartett Es-Dur op. 44 Nr. 3 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847), einem Geburtstagsgeschenk für seinen Bruder Paul.

Der erste Satz (Allegro vivace) zeugt von einer gewissen Begeisterung für seinen Komponisten-Kollegen Beethoven.. der zweite Satz ist dagegen wieder ein typisches rastloses und rasantes Mendelssohn-Scherzo. Der dritte Satz (Adagio) ist ruhiger und entrückt in „himmlischer Schönheit“ gestaltet.

Der vierte Satz (Molto allegro con fuoco) führte zum furiosem spielfreudigem Finale hin.

Für das begeisterte Publikum gab es noch mit eine Zugabe aus dem „Kaiserquartett“ von Haydn.

LesArt.Festival – Traumzeit und mehr mit Heide Keller

Im Rahmen des LesArt.Literaturfestivals Dortmund 2018 gewährt die Schauspielerin Heide Keller, die viele Jahre als Chefhostess Beatricein und gute Seele in der Serie „Traumschiff“ zu sehen war, am 02.11.2018 im Domicil mit ihrem Buch „Traumzeit und andere Tage“ Einblicke in ihr bewegtes Leben.

Moderiert wurde die Lesung von Rundfunkmoderator Matthias Bongard, der mit einigen Fragen aus seiner (männlicher) Sicht schon mal mit der selbstbewussten Schauspielerin aneinander geriet.

Dabei fing sie mit ihrer schwierigen Geburt in Düren an und lieferte mit rheinischem Humor und einem Augenzwinkern Anekdoten aus ihrem Familienleben mit zwei jüngeren Geschwistern (Bruder und Schwester). Starke und selbstsichere Frauen gehörten nicht nur in ihrer Verwandtschaft zu ihren Wegbegleitern. Die Mutter trennte sich nach der Geburt des jüngeren Bruders von ihrem Vater, der dann in Düsseldorf lebte.

Im weiteren Verlauf zeigte sich der schon früh entwickelte unbedingte Wunsch von Heide Keller, Schauspielerin zu werden. Sie zog aus diesem Grund hoffnungsvoll nach Düsseldorf. Nach einem Vorsprechen in der Schauspielschule fing dort ihre Theaterschauspiel-Karriere an. Bei ihrer ersten bedeutende Rolle als Julia in „Romeo und Julia“. Dabei lernte sie auch ihren ersten Mann Thomas kennen, mit dem sie sieben Jahre verheiratet war. Der Weg führte sie bis zum Theater nach Berlin.

Über 36 Jahre spielte Heide Keller die Chefhostess Beatrice auf dem "Traumschiff. (Foto: © Hartmut Salmen)
Über 36 Jahre spielte Heide Keller die Chefhostess Beatrice auf dem „Traumschiff. (Foto: © Hartmut Salmen)

Ihren frühen Erfahrungen im Filmgeschäft machte sie etwa bei „Der Meisterboxer“ (Willy Millowitsch) oder dann bei der Comedy-Kultserie „Klimbim“ und diverse andere Rollen. Hochachtung zeigte sie besonders für ihrem Kollegen Jochen Busse mit seiner ganz eigenen Art des Kabaretts und Comedy.

Ihren größten Bekanntheitsgrad erlangte sie jedoch durch die 36 Jahre als Chefhostess Beatrice als ein Sinnbild für Fernweh und menschliche Sehnsüchte. Sie „überlebte“ vier Kapitäne und stand für mehr als 80 Folgen auf fünf Schiffen vor der Kamera. Am 1. Januar 2018 hängte sie dann ihre Uniform an den Nagel. Wie sie bei der der Lesung betonte, solange sie noch „mit Stöckelschuhen die Gangway hinunter spazieren konnte“.

Sie erzählte einige lustige oder bewegende Anekdoten aus dieser Zeit und die stellte (mit ein wenig Wehmut) die herausragende Bedeutung von Fernsehproduzent Wolfgang Rademann für die deutsche Unterhaltungsindustrie heraus.

Es entsteht das Bild einer Frau, die zufrieden und dankbar auf ihr Leben zurück blickt, und dabei immer offensiv ihren eigenen Weg gegangen ist.

Dantes Inferno oder The Dancing Dead

Es ist keine leichter Kost, das vorweg. Wer sich aber auf Xin Peng Wangs ersten Teil der „Göttlichen Komödie“ von Dantes Inferno einlässt, erlebt eine bildgewaltige Balletchoreografie. Die Solisten und das Ensemble inklusive dem NRW Juniorballett entführen in eine Hölle, die trotz aller Dissonanz eine ästhetische Komponente enthält und die Liebe als Kraft feiert, die die Hölle überwindet. Ein Premierenbericht vom 03. November 2018.

In Dantes „Göttliche Komödie“ geht es um die Reise des Dichters durch die drei Reiche der Toten: Das Inferno, der Läuterungsberg und das Paradies. Im ersten Teil konzentrierte sich Xin Peng Wang auf das Inferno, die beiden anderen Teile werden in den folgenden Jahren gezeigt, so dass die Zuschauer sich 2021 auf eine komplette Trilogie freuen können.

Im „Inferno“ lernt verzweifelte und unglückliche Dante (Javier Cacheiro Alemán) den römischen Dichter Vergil (Dustin True) kennen, der ihn durch die verschiedenen Höllenkreise führt. Hin und wieder erscheint Dantes Jugendliebe Beatrice (Lucia Lacarra). Eine wichtige Rolle spielt auch der Fährmann Charon (Cyrill Pierre), der für Nachschub an Toten sorgt.

Die Toten, dargestellt von Mitgliedern des Ensembles und des NRW Juniorballett, machen den ersten Teil zu einem durchaus gruseligen Erlebnis, denn sie stecken in Ganzkörperanzügen, die sie skelettartig aussehen lassen. Ein großes Lob an Kostümbildner Bernd Skodzig. Die tanzenden Toten symbolisieren die verschiedenen Sünden, die sich die Menschen zu Lebzeiten zu Schulden kommen ließen. Hier konnten einige Ensemblemitglieder in einem Pas de deux, Pas de trois oder Pas de quarte ihr Können zeigen: Sehr beeindruckend waren die Reminiszenzen an das klassische Ballett mit seinen Sprüngen und Drehungen.

Das Ensemble kämpft mit dem Höllentor. (Foto: © ©Maria-Helena Buckley)
Das Ensemble kämpft mit dem Höllentor. (Foto: © ©Maria-Helena Buckley)

Atemberaubend war das Licht (Carlo Cerri) und das Bühnenbild von Frank Fellmann. Ein sehr beeindruckendes Anfangsbild, als Dante unter der Last der Ketten schier erdrückt wurde und später dann der umgedrehte Höllenturm.

Zum infernalischen Genuss gehört natürlich die passende Musik: Mit Musik aus der Symphonie „Decasia“ von Michael Gordon wurde das Inferno akustisch wunderbar dargestellt. Gordon gehört zur Künstlergruppe „Bang On A Can“ , und seine Musik ist im Grenzbereich zwischen Klang und Geräusch anzusiedeln. Das Publikum wurde in den 75 Minuten magisch in eine Welt hineingezogen, und ein Kopfkino entwickeltet sich sich denjenigen, die sich darauf eingelassen haben.

Diese dunkle Sphäre (oft verdrängt) gehört auch zum Leben, genau wie Schönheit, Liebe und Genuss auf der anderen Seite.

Xin Peng Wang hat mit „Inferno“ wieder ein Ballett geschaffen, das einen packt und in die tiefen der Hölle zieht. Mit seinen exzellenten Solisten und den beiden Ensembles kreiert er ein bildgewaltiges Ballett, das alle Sinne anspricht. Was bleibt ist die Vorfreude auf den zweiten Teil.

Termine und Infos unter www.theaterdo.de

Mörderische Kurzgeschichten aus der Hellwegregion

Zum neunten Mal istdie Region des alten Hellwegs zwischen Lippstadt und Witten sowieHamm und Iserlohn Grundlage für 22 deutschsprachige Krimistars fürihre besonderen mörderischen Kurzgeschichten. Herausgeber ist dasTeam H.P. Karr (Reinhard Jahn), Herbert Knorr (Leiter desWestfälischen Literaturbüros in Unna e.V.) sowie Sigrun Krauß. DieKrimi-Antologie 2018 steht unter dem Motto „Henkers.Mahl.Zeit“.

Wie der Titel schon vermuten lässt, steht der letzte „Bissen“ im Mittelpunkt fast aller oft grotesken, ironisch-makaberen Kurzgeschichten. So stirbt zum Beispiel in „Aber bitte mit Sahne in Bad Sassendorf“ (Thomas Krüger) ein Journalist an einem vergifteten Stück Sahnetorte, und bei „Hagener Zwiebackleichen“ (Krischan Koch) bahnt Zwieback den mörderischen Weg.

Die Leserinnen und Leser bekommen aber nicht nur Krimi-Kost vom Feinsten serviert, sondern erfahren auch einiges aus der Historie der verschiedenen Städte und bekommen auch Einblicke in deren besonderen Lokalkolorit.

In der Kurzgeschichte „Gefährliches Nachspiel in Kamen“ ( Kristin Lukas) wird ein Fußballspieler der vom BVB (U 23) nicht nur ausgerechnet mit dem westfälischen Nationalgericht „Himmel und Erde“ vergiftet, sondern es wird auch die dauerhafte Rivalität zwischen BVB und Schalke 04 ins Spiel gebracht.

Voll Dramatik und immer noch trauriger Aktualität ist die Geschichte „Dortmund, das Herz hämmert…) von Simone Buchholz. Hier geht es um die verzweifelte Flucht einer jungen Frau vor ihrer Familie und der Zwangs-Verheiratung.

Buchcover von "Henkers.Mahl.Zeit". (Cover: © grafit Verlag)
Buchcover von „Henkers.Mahl.Zeit“. (Cover: © grafit Verlag)

In „Pink Box Erwitte“ ((Bernhard Aichner) setzt ein Künstler den vielen durch die harte Arbeit gestorbenen russischen Zwangsarbeiter ein ganz besonderes „Denkmal“ und gibt der Bevölherung einiges zum nachdenken.

Der wohl durch seine Ostfrieslandkrimis bekannte Autor Klaus-Peter Wolf lässt in „Das Jahrestreffen der glücklichen Witwen in Unna“ deren Rachegelüsten makaber-bissig freien Lauf.

Sie rächen sich an ihren „Auftraggeber“, der sie dazu gebracht hat, älteren und reichen potentiellen Männern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Opfer kommen dann „tragischer Weise“ ums Leben. Damit soll nun Schluss sein. Schließlich gibt es noch andere Dinge, zum Beispiel Kultur und wahre Freundschaft.

Eine vielseitiges Angebot an „Krimi-Leckerbissen“, die den Leser mal mehr oder wenige ansprechen und berühren wird. Auf alle Fälle wieder eine „Mords-Unterhaltung“.

Henker.Mahl.Zeit – Mord am Hellweg IX

Grafit Verlag

348 Seiten ISBN 978-3-89425-585-5 € 12,00 (D)

Weihnachtsmärchen 2018: Cinderella als wildes Mädchen

Am 15. November 2018 feiert das Weihnachtsmärchen der Spielzeit 18/19 seine Premiere: Cinderella. Vielen bekannt durch den Zeichentrickfilm von Walt Disney aus dem Jahre 1950, aber hierzulande kennen es die meisten unter dem Namen „Aschenputtel“ der Gebrüder Grimm. Auch wenn das Märchen uralt und in vielen Gegenden der Welt in der einen oder anderen Variante bekannt ist: Die Basis des Stückes ist die Version von Charles Perrault aus dem Jahre 1697.

Zurück in der alten Heimat. Nach zwei Jahren, in denen das Weihnachtsmärchen des Kinder- und Jugendtheaters (KJT) – wegen der Renovierung des Schauspielhauses – im eigenen Haus aufgeführt werden musste, sind alle Beteiligten froh, wieder zurück zu kommen. „Es war für uns schon sehr anstrengend“, erzählte Andreas Gruhn, der Leiter des KJT, denn das Ensemble musste wegen der geringeren Zuschauerplätze die Stücke häufiger aufführen.

Die Geschichte von Aschenputtel ist hinlänglich bekannt. Neben dem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm und dem erwähnten Zeichentrickfilm von Disney gab es noch in den 70er Jahren die tschechische Version „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Hier agiert Aschenbrödel/Cinderella schon etwas selbstbewusster. Auch in der Bearbeitung von Gruhn sind die beiden Hauptfiguren Cinderella und der Prinz moderner gezeichnet. Cinderella ist ein „typisches junges Mädchen“ und der Prinz hat auch mit inneren Konflikten zu kämpfen.

Das Ensemble von "Cinderella". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Das Ensemble von „Cinderella“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Gruhn hat sich bewusst gegen die deutsche, durchaus brutale Version entschieden. Es gibt also keine abgehakten Füße oder ähnliches. Es wird die leichte französische Version aufgeführt mit viel Musik und Choreografien. Die Kleidung lässt auf die Barockzeit (Anfang des 18. Jahrhunderts) schließen. Die Musik orientiert sich an höfischen Tänzen und französischen Volksliedern.

Neun Schauspielerinnen und Schauspieler bevölkern die Bühne, darunter zwei Gäste Talisa Lara, die zwei Jahre lang Ensemblemitglied im KJT war. Hinzu kommt Harald Schwaiger, ehemaliges Ensemblemitglied des Schauspielhauses unter Michael Gruner. Dazu stehen noch drei Statisten auf der Bühne.

Am 13.11.2018 gibt es von 15 bis 18 Uhr eine Lehrerfortbildung mit anschließendem Besuch der Hauptprobe. Die Teilnahme an der Lehrerfortbildung ist kostenlos. Erforderlich ist aber eine Anmeldung an die Theaterpädagogin Erika Schmidt-Sulaimon: eschmidt@theaterdo.de

Von den 23.000 zur Verfügung stehenden Karten sind schon über 19.500 verkauft. Es gibt noch Karten für den:

15.11. um 19 Uhr

02.12. um 15 und 17 Uhr

06.12. um 17 Uhr

11.12. um 15 Uhr

16.12. um 15 und 17 Uhr

18.12. um 17 Uhr

23.12. um 11 Uhr

25.12. um 15 Uhr

16.12. um 11 Uhr