2. Philharmonisches Konzert unter dem Motto „Langsamer Abschied“

Am 23. und
24.10.2018 luden die Dortmunder Philharmoniker unter der sensiblen
Leitung des jungen skandinavischen Dirigenten Daniel Blendulf zum 2.
Philharmonischen Konzert mit dem Motto „Langsamer Abschied“ in
das hiesige Konzerthaus. Ars tremonia war am 23.Oktober 2018 dabei.

Die beiden
Komponisten und die drei Werke waren passend zur Thematik ausgewählt.

Von einem hohen
Schaffensgipfel blicken die Komponisten Jean Sibelius (1865 – 1957)
und Edward Elgar (1865 – 1934) in privaten sowie gesellschaftlich
schwierigen Umbruchzeiten musikalisch etwas melancholisch auf eine
versunkenen Epoche.

Nicht nur die
politischen Veränderungen und ein Weltkrieg (!914 -1918), sondern
auch neue Einflüsse durch die atonale Musik (zum Beispiel Arnold
Schönberg) lassen sie nostalgisch zurück blicken. Die Komponisten
der Spätromantik stehen im Spannungsfeld zwischen Romantik und den
modernen Einflüssen. Sibelius und Elgar machen zudem Depressionen
(Sibelius) und Krankheit (riskante Mandeloperation bei Elgar) zu
schaffen. Der „langsame Abschied“ betrifft also viele Bereiche
und gehört zu unserem Leben.

Mit „Die Okeaniden
op. 73“ von Jean Sibelius ging es los. Es ist das einzige
musikalische Werk des finnischen Komponisten, mit dem dieser sich der
griechischen Mythologie zuwendet.

Okeaniden nannte der
Dichter Hesiod die Töchter des Okeanos, der göttlichen
Personifizierung eines die bewohnte Welt umfließenden gewaltigen
Stromes. Sie durchwandern die Tiefen der Ursee.

Leicht und flirrend
beginnt nach einem kurzen Paukenschlag die Musik und lässt im
Publikum Bilder im Kopf von schwimmenden Okeaniden entstehen. Nach
ruhigeren und tänzerischen Passagen steigert sich das Ganze zu einem
orchestrieren rauen Sturm.zum Finale beruhigt sich alles und die
Klänge enden in einem ruhigeren elegischen Fahrwasser.

Virtuos interpretierte Franziska Batzdorf das Cellokonzert von Elgar. (Foto: © Paul Galke)
Virtuos interpretierte Franziska Batzdorf das Cellokonzert von Elgar. (Foto: © Paul Galke)

Das folgende
„Cellokonzert e-Moll op. 85“ von Edgar Elgar hatte mit Franziska
Batzdorf von der Dortmunder Philharmoniker eine hervorragende
Solo-Cellistin und Interpretin, die gut mit dem Orchester
interagierte. Das Konzert entstammt aus der letzten Schaffensphase
des Komponisten. Und ist überwiegend von einer melancholischen
Stimmung geprägt. Das viersätzige wechselvolle Cellokonzert hat in
seine Finale den umfangreichsten Satz des Werkes und es erscheint als
Reminiszenz erst die Melodie des Adagio und dann das Cello-Rezitativ
vom beginn des ersten Satzes. Zum einem fast abrupten Ende getrieben
wird der letzte Satz im vollen Orchesterklang .

Nicht ohne Grund
versah der Komponist sein Cellokonzert am Ende mit den Worten
„Fins.R.I.P.“ Es war sein letztes vollendetes Werk.

Das begeisterte
Publikum bekam noch einen berührenden „Elgar-Zuschlag“ als
Zugabe vo Franziska Batzdorf.

Nach der Pause
folgte die letzte vollendete Sinfonie, die „7. Sinfonie C-Dur op.
105“ von Jean Sibelius. Als dreisätzige Werk geplant, entwickelter
er eine Sinfonie in nur einem Satz. Die Musik ist, im Gegensatz zu
seiner Lebenssituation (Depression und Alkoholsucht) zunächst von
einer friedlichen Musik in schillernden Farben geprägt. Sie
befindet sich in einem ständigen organischen Fluss und
Gestalt-wandel. Mal heiter-tänzerisch, dann wieder
wild-temperamentvoll wechselt die Siebte ihr Erscheinungsbild wie ein
Chamäleon

Das Adagio-Finale
wird mit einem Posaunenruf eingeleitet und am Ende führt die Musik
in eine andere friedliche „himmlische“ Welt hinauf. Es sollte
sein letztes großes Vermächtnis werden.