Mit dem
Willkommenskonzert „Von Barock bis Broadway“ präsentierte der
neue Intendant Heribert Germeshausen am 06. Oktober einen weiteren
Teil des neuen Ensembles. Freuen konnten sich die Besucher auch auf
die Bühnenpremiere eines gebürtigen Dortmunders.
Am Samstag war die
Dortmund einiges los. Erst der Last-Minute-Erfolg des heimischen
Ballspielvereins gegen den FC Augusburg und dann war auch noch der
MusiCircus in der Stadt. Mehr als 600 Teilnehmer machten aus der
Westfalenmetropole eine klingende Stadt – ganz im Sinne von John
Cage.
Abends wich die
klingende Anarchie den geordneten Klängen von Klassik und Musical.
Dabei wurden Stücke aus dem aktuellen Programm gespielt. So sang
Aytaj Shikhalizada die Arie „Una voce poca fa“ aus der kommen den
Oper „Il barbiere die Siviglia“ und die Dortmudner Philharmoniker
spielten ein Medly aus „West Side Story“, das im November
Premiere feiert.
So konnten sich neue
Stimmen präsentieren. Neben der erwähnten Shikhalizade sangen
Sunnyboy Dladla, Stéphanie Müther und Matias Tosi. Hinzu kam Morgan
Moody als altbekanntes Gesicht und als besonderer Gast Mirko
Roschkowski. Roschkowski ist in Dortmund aufgewachsen und hat auf
vielen Bühnen in Europa gesungen, nur noch nicht in der Dortmunder
Oper. Das ist am Samstag geschehen.
Durch das Programm
führte der Intendant Heribert Germeshausen, der Matias Tosi das
Geständnis entlockte, dass er eigentlich Fußballprofi geworden
wäre. Vielleicht wäre Tosi ja auch in Dortmund gelandet, aber dann
in einem schwarz-gelben Trikot.
Der Abend wurde
abgeschlossen durch ein Feuerwerk mit Musik vom Triumphmarsch von
„Aida“. Leider war den Organisatoren nicht bewusst, dass nebenan
im Schauspielhaus noch das Stück „Im Studio hört dich niemand
schreien“ lief, was die Kollegen um Uwe Rohbeck und Co. ziemlich
störte.
Neustart im Opernhaus Dortmund mit Verdis Aida
Der neue Intendant
Heribert Germeshausen der Oper in Dortmund legt in dieser Spielzeit
gleich gewaltig mit einem dreitägigen „Opern-Event-Wochenende“
los. Den Anfang machte am 05.10.2018 die Premiere von Giuseppe Verdis
(1813 -1901) Oper Aida (Libretto von Antonio Ghislanzoni) unter der
Regie von Jacopo Spirei. Das Publikum hatte die gute Gelegenheit,
Teile des neuen Ensemble bei dieser Gelegenheit genauer kennen zu
lernen.
Die anlässlich des
fertig gestellten Suezkanal konzipierte Oper (Uraufführung 1871
Kairo) hat alles, was man für eine italienischen Oper braucht.
Zwischenmenschliche Konflikte, ritueller Charakter der Massenszenen
für die Opernchöre, den exotischen Hintergrund und
spannungsgeladene innere Konflikte für die Sängerinnen und Sänger.
Der brisant aktuelle
Hintergrund ergibt sich sich aus dem unheilvollen Einfluss des
religiösen Fanatismus (wie auch in unserer Zeit) auf die Politik.
Die Handlung spielt im alten Ägypten (Memphis) unter dem Pharao,
dessen Politik von den Priester machtvoll beeinflusst wird.
Götterglaube wie etwa an Isis (Göttin der Wiedergeburt, Magie und
des Todes) oder Ptah („der Bildner“) beherrscht das Land und
befeuert den Krieg mit Äthiopien. In diesem politischem Kontext
lodern auf mehreren Ebenen die privaten persönlichen Konflikte.
Zur Geschichte:
Ägypten befindet sich im religiös forcierten kriegerischen Konflikt
mit Äthiopien.
Der ägyptische
Feldherr Radamès
und die äthiopische Sklavin Aida sind heimlich ineinander
verliebt. Dieser wiederum wird von Amneris,der Tochter des
ägyptischen Königs geliebt. Dieser fördert mit allen Mittel aus
politischen Gründen deren Heirat mit dem zunächst erfolgreichen
Feldherrn. Als ob das nicht schon genug Sprengstoff für emotionales
Chaos und Konflikte bietet, ist der König von Äthiopien (Amonasro)
auch noch der Vater von Aida. Hin und her gerissen zwischen Loyalität
zum Vater, dem Heimatland, Macht und Ehre, driftet alles scheinbar
unvermeidlich dem finalen „erlösenden Tod“ der beiden Liebenden
hin…
Das Bühnenbild
ansprechend zwischen Moderne, Jugendstil mit ägyptischen Ornamenten
nicht übertrieben pompös angelegt. Die Kostüme der äthiopischen
Sklaven waren im Gegensatz zu denen der Herrscher in Orange und mit
Kopftuch-Bedeckung in schlichter Schönheit gehalten.
Auffallend ist, das
der König von Ägypten wunderbar ironisch von Denis Velev
dargestellt, wie ein Popstar mit dunkler Sonnenbrille, goldenem
Jackett und Schuhen inszeniert wurde. Das entspricht seiner auch von
Verdi eher als schwach gesehenen Rolle als „Spielball“.
Spielte
Kostümbildnerin Sarah Rolke vor allem in der Szene in Amneris‘
Gemächern mit dem Art Deco in den 30er Jahre, wirken vor allem die
Priester in ihren Roben wie aus einem „Star Wars“-Film. Die
Kombination aus Martialischem und Dekadenten machte die allgemien
Spannung sichtbar. Es kann festgestellt werden, das die neuen
Ensemble-Mitglieder nicht nur mit ihren Stimmen überzeugen, sondern
sich auch als sensibel in der Darstellung der Charaktere und ihren
inneren Konflikte gezeigt haben.
Elena O‘Connor
stellte die Zerbrechlichkeit von Aida ebenso glaubhaft dar wie ihre
Selbstbewusstheit. Ihre kongeniale „Rivalin“ Hyona Kim (Amneris)
überzeugte in ihrer Darstellung der Gefühlswandlungen und
Entwicklung vor allem im zweiten Teil.
Aber auch die
anderen beteiligten Sängerinnen und Sängern wie Hector Sandoval als
Radamès,
Shavleg Armasi als intriganter Oberpriester Ramfis, Mandla Mndebele
als Aidas vater Amonasro, Una Sacerdotessa als Oberpriesterin und
auch ein alter bekannter Fritz Steinbacher als Bote füllten ihre
Rollen eindrucksvoll aus.
Der
Opernchor (Theater Dortmund) und die Statisterie Theater Dortmund
zeigte wie immer eine
gute Leistung und Spielfreude.
Was wäre die Handlung aber ohne die wunderbare Musik von Verdi? Diese wurde mit viel Gefühl für das richtige Timing von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz interpretiert. Die Musik war beeinflusst sowohl von Elementen der italienischen, sowie der französischen Oper. Einige orientalische Klänge waren jedoch zwischendurch passend eingefügt. Bekannt dürfte aber wohl vor allem der berühmte Triumph-Marsch der Oper sein.
Ein gelungener Einstand für das neue Team um den Intendanten Germeshausen.
Informationen
zu den nächsten Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder
telefonisch: 0231/ 50 27 222.