Klangvokal 2018 – Musikerfamilie Bach

Wenn es ein Name verpflichtet Musiker zu werden, dann ist es wohl „Bach“. Knapp 80 Musiker haben eifrige Familienforscher ausmachen könne, angefangen vom Stammvater Veit Bach, der Bäcker und Amateurmusiker(!) war. Vox Luminis aus Belgien präsentierten am 12.Mai 2018 in der Marienkirche Motetten aus dem „Familienalbum“ des Bachs, die im übrigen ihren Söhnen gerne den Vornamen „Johann“ gaben.

So erklangen zunächst zwei Motetten von Johann Bach (1604-1673) , den Begründer der Erfurter Linie: „Sei nun wieder zufrieden“ und „Unser Leben ist ein Schatten“. Gerade die erste Motette lies die Inspiration von Komponisten wie Schütz erahnen, denn auch Bach arbeitet mit dem Raumklang und ließ einen Chor aus großer Entfernung singen.

Weiter ging es mit vier Motetten von Johann Michael Bach (1648-1994) und zwei von Johann Christoph Bach (1642-1703).

Vox Luminis präsentierte Musik der Familie Bach in der Marienkirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Vox Luminis präsentierte Musik der Familie Bach in der Marienkirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Danach war ein Zeitgenosse von Johann Sebastian an der Reihe: Johann Ludwig Bach (1677-1731). Die schätzen auch einander und Johann Sebastian führte einige Kantaten seines Verwandten auf. Zu Gehör kamen seine beiden Motetten „Das Blut Jesu Christi“ und „Das ist meine Freude“.

Den Schlusspunkt setzte der berühmteste Bach: Johann Sebastian (1685-1750). mit seinem Werk „Jesu, meine Freude“.

Es war ein sehr inspirierendes Konzert in der Marienkirche, denn die Musik der Vorgänger von Bach hört man in den Konzertsälen nicht allzu oft, denn es ist auch sehr wenig überliefert. Dennoch konnten die Zuhörer einen kleinen Einblick in die musikalische Entstehung der Barockmusik bekommen – von den Anfängen bei Johann Bach bis hin zur Vollendung bei Johann Sebastian.

Vox Luminis konnte wie im vergangenen Jahr bei „King Arthur“ wieder mit ihren wunderbaren Stimmen überzeugen.

Klangvokal 2018 – Mit Gloria ins Festival

Das Eröffnungskonzert des diesjährigen Klangvokal-Festivals am 11. Mai 2018 feierte den 100. Geburtstag des Komponisten Leonard Bernstein. Im Konzerthaus erklangen von im die 1. Sinfonie und die Chichester Psalms. Vor der Pause spielte das WDR Funkhausorchester unter der Leitung von Wayne Marshall „The fruit of silence“ von Peteris Vasks und Das „Gloria“ von Francis Poulenc.

Der Höhepunkt vor der Pause war das „Gloria“ von Poulenc. Ein sehr rhythmisches Stück mit viel musikalischem Humor. Hier konnten die Musiker so wie die beiden Chöre (Kammerchor der TU Dortmund und der Philharmonische Chor Essen) Poulencs Meisterwerk mit ihre Kunst würdigen. Besonders der Schluss „Qui sedes ad dexteram Patris“ ist beeindruckend. Genauso beeindruckend war die Sporanistin Elena Gorshunova.

Mehr religiöse Ernsthaftigkeit hatte Peteris Vasks Werk „The fruit of silence“. Das etwa sechs Minuten lange Stück besticht durch ihren meditativen Charakter.

Das WDR Funkhausorchester unter der Leitung von Wayne Marshall sorgte für ein gelungenes Eröffnungskonzert. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Das WDR Funkhausorchester unter der Leitung von Wayne Marshall sorgte für ein gelungenes Eröffnungskonzert. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Nach der Pause erklang Musik von Bernstein. Seine erste Sinfonie erzählt die Geschichte des Propheten Jeremia und enthält Texte auf Hebräisch, die von der Zerstörung Jerusalems und des Tempels künden. Der erste Satz ist im düsteren Ton gehalten, während er zweite Satz das entstandene Chaos nach der Zerstörung musikalisch umsetzt. Die Klage im dritten Satz wurde gekonnt von der Mezzosopranistin Christa Mayer gesungen.

Der Schluss gehörte den „Chicester Psalms“. Auch hier waren die Texte auf Hebräisch, dessen Sprachmelodie auch das Stück prägen. Ungewohnte Taktarten wie 7/4 im ersten Teil sind bewusste gewählt, denn die Zahl 7 hat im Judentum und Christentum eine besondere Bedeutung. Zu Beginn des zweiten Satz hatte Ben Walz seinen großen Auftritt. Er sang den Knabensopran mit Bravour und bekam am Ende wie alle Beteiligten stehende Ovationen.

Das Motto des diesjährigen Klangvokal-Festival lautet ja „Schatzsuche“. Mit dem Eröffnungskonzert hat man bereits am ersten Tag eine riesige Schatztruhe gefunden. Es ist war nicht alles Gold was glänzt (Vasks), aber allein das „Gloria“ war den Besuch des Konzertes wert. Auch der große amerikanische Komponist und Dirigent Bernstein hat einige Schätze komponiert, die durchaus öfter auf den Spielplänen stehen könnten.

Werkschau Dortmunder Gruppe 2018 in der BIG gallery

Die Krankenkasse BIG direkt gesund am Dortmunder U zeigt ihren Besuchern in der „BIG gallery“ im Erdgeschoss vom 13.05.2018 bis zum 10.06.2018 in einer neuen Werkschau der Dortmunder Gruppe Malerei, Grafik, Fotografie und Skulpturen von 21 Künstlerinnen und Künstler der Dortmunder Gruppe. Seit dem Jahr 2012 ermöglicht die BIG gallery den Interessierten, die Entwicklung hier lebender Künstler mit zu verfolgen und in einen direkten Dialog und Kontakt mit ihnen zu treten. Es besteht die zudem Möglichkeit – ohne Zwischenhändler – „Brand-aktuelle Kunst“ direkt vom Künstler erwerben zu können. Zudem bietet die Ausstellung den Künstlern die Chance, eine Darstellungs-Plattform ihrer neuesten Arbeiten zu haben.

Die Dortmunder Gruppe ist die älteste Künstlervereinigung der Umgebung. Seit ihrer Gründung 1956 liegt ihr auch der internationale Austausch, zum Beispiel mit unseren Partnerstädten Amiens oder Rostow am Don am Herzen. Ihr 1. Vorsitzender Alexander Pohl erklärte beim Pressetermin: „Wir geben keine thematischen Vorgaben für die Ausstellung. Es gibt bei uns keine Zensur.“

Erika A. Schäfer beschäftigt sich künstlerisch mit dem Thema des "schwarzen Goldes".
Erika A. Schäfer beschäftigt sich künstlerisch mit dem Thema des „schwarzen Goldes“.

Natürlich sind die Werke auch ein Spiegelbild dessen, was die KünstlerInnen bewegt und berührt. So spielt auch das Thema „Kohle“ (die letzte Zeche im Ruhrgebiet schließt in diesem Jahr) in diversen Arbeiten eine Rolle, egal ob durch eine Skulptur aus Koks, eine Fotoreihe zum Abriss der Zeche Dorstfeld (Jan Bormann) als Dokumentation oder anderen Arbeiten.

Aber auch andere Themen, wie etwa Waffenexporte, Auseinandersetzung mit Natur und Landschaft, sowie Bedrohungen in unserer modernen Gesellschaft werden künstlerisch in vielfältiger Weise verarbeitet. Öfter sind unterschiedliche Kunstformen und Materialien gestalterisch genutzt worden.

Die Vielfalt zeigt sich nicht nur bei den Arbeiten. Das Dortmunder Gruppe war immer schon offen gegenüber im Ausland geborener Künstler.

So sind auch Werke der aus Argentinien stammenden Mariana Conzález Alberti oder etwa Brian John Parker zu bewundern.

Die Dortmunder Gruppe / Werkschau 2018 wird am Sonntag, den 13.05.2018 um 11.00 Uhr in der BIG gallery eröffnet.

Begrüßung:

Peter Kaetsch / Vorstand BIG direkt gesund

Alexander Pohl / 1. Vorsitzender Dortmunder Gruppe

Einführung:

Linda Richerd / Kunstvermittlung

Eine Woche nach dieser Ausstellung wird ab dem 17.06.2018 bis zum 15.07.2018 in der BIG gallery die Ausstellung „Apostrophes !“ der Künstlergruppe Marronnier Amiens mit Malerei /Skulptur / Zeichnung / Fotografie aus unserer Partnerstadt zu sehen.

Musikalischer „sphären_reigen“ im Konzerthaus

Mit einem abwechslungsreichen Programm unter dem Motto „sphären_reigen“ lockte die Dortmunder Philharmoniker unter der lockeren Leitung von Marc Piollet (Professor für Dirigieren an der Kunstuniversität in Graz) am 08./ 09.05.2018 ihr Publikum in das Dortmunder Konzerthaus.

Das Programm begann mit dem „Divertimento für Orchester“ (1980) von Leonard Bernstein (1918 – 1990). Diese acht kleinen „Musik-Überraschungen“ sind nicht nur ein autobiographischer Spaß des amerikanischen Komponisten, es ist auch eine Hommage an die Stadt Boston (anlässlich des hundertsten Geburtstags) und eine Reminiszenz an große Komponisten-Kollegen wie etwa Mozart, Johann Strauß, Tschaikowsky und andere.

Es war eine Art spritzigen Potpourri aus verschiedenen musikalischen Stilen und Epochen mit versteckten Anspielungen aus dem reichen Konzerterlebnissen von Bernstein.

Das Fanfarenmotiv vom „Sennets and Tuckets“ (Signale und Fanfaren) am Anfang wird in den folgenden Orchester-Miniaturen immer wieder neu verarbeitet. Zunächst in einem Walzer im ungewöhnlichen 7/8 Takt (erinnert an Tschaikowskys 6. Sinfonie) , eine Mazurka, Samba und dem Turkey Trot (eine Art Charleston). Als Kontrast stand dazu die eher geheimnisvoll angelegte „Sphinxes“. Hier macht sich der Komponist einen kleinen privaten Spaß mit der Zwölftonmusik.

Eine Hommage an die Boston-Clubs ist der anschließende „Blues“. Das Finale „The BSO Forever“ ist nachdenklich gehalten und erinnert an die verstorbenen Musiker des BSO. Den Abschluss bildet dann eine lustige Marsch-Persiflage (Radetzky, Johann Strauß oder Philip Sousa).

Tuba libre: Thomas Kerstner zeigte an der Tuba seine Virtuosität. (Foto: © Magdalena Spinn)
Tuba libre: Thomas Kerstner zeigte an der Tuba seine Virtuosität. (Foto: © Magdalena Spinn)

Beim folgenden „Tubakonzert f-Moll von Ralph Vaughan Williams (1872- 1958) zeigte Thomas Kerstner als Solist an der Tuba mit Orchester-Begleitung nicht nur sein Können, sondern auch die vielfältige Ausdruckskraft dieses Instruments. In den drei Sätzen entfaltete sich der „Gesang der Tuba“ ob leise, schwermütig oder laut und kraftvoll klagend. Als Meister der Tuba begeisterte Kerstner das Publikum anschließend noch mit einer selbst komponierten Zugabe.

Nach der Pause führte die Dortmunder Philharmoniker und ihr Dirigent die Zuhörerinnen und Zuhörer mit „Die Planeten“, Suite für großes Orchester op. 32, von Gustav Holst /1874 – 1934) musikalisch in die Weiten und Sphären der Astrologie mit einer Planeten-Reise. Über Mars (Kriegsbote), Venus (Friedensbotin), Mercury (geflügelter Bote) , Jupiter (Bote der Fröhlichkeit), Saturn (Bote des Alters) ging die Achterbahn der Gefühlswelten. Mystisch geheimnisvoll wurde es besonders gegen Ende mit Uranus (der Magier) und Neptun (der Mystiker).

Dieses Werk von Holst hat wohl einige Komponisten für Film und Computerspiele inspiriert. Gleich zu Beginn bei „Mars“ fühlt man sich als Besucher in einen der „Star Wars“-Filme versetzt, auch der „Jupiter“ erinnert zu Beginn an einen Soundtrack für einen Western, verwandelt sich aber in Richtung Fantasy-Film a la „Herr der Ringe“.  Kein Wunder, dass die Musik der Spätromantik ideal zu großen Filmen passt, denn hier wie dort geht es um große Gefühle.

Eindrucksvoll unterstützt wurde das Finale durch die Damen des Opernchors unter der Leitung von Manuel Pujol . Eine zunächst offene Tür auf der Empore links schloss sich wie von Geisterhand ganz langsam zum Ende hin.

Preisträger für künstlerische Gestaltung von Gästewohnungen bekannt gegeben

Am Dienstag, den 08.05.2018 wurden im Concordia-Haus am Borsigplatz die Preisträger des Wettbewerbs zur künstlerischen Gestaltung von Gästewohnungen für appArtment.ruhr bekannt gegeben.

Im Jahr 2017 hatte ein Projekt-Team, bestehend aus ConcordiArt e.V., KulturMeileNordstadt e.V. und Machbarschaft Borsig11 e.V. mit gemeinsamen Anstrengungen die Anerkennung des Stadtteils als Kreativ.Quartier erreicht. Zusammen mit Akteuren aus verschiedenen Bereichen, Künstler und Kreative sowie der Wohnungswirtschaft und städtische Institutionen ging man mit frischem Mut und Kraft daran, als Initialprojekt appArtment.ruhr auf den Weg zu bringen.

Das Konzept eines dezentralen Gästehauses im Borsigplatz-Quartier mit individuell künstlerisch gestalteten Gästewohnungen hat 2017 den #urbanana Award (Preis für kreativen Städtetourismus) erhalten. Gefördert wurde das ganze Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.

Wie wir berichteten, wurde im März 2018 ein Wettbewerb für die Gestaltung zweier von Vivawest Wohnen GmbH zur Verfügung gestellten Modellwohnungen ausgeschrieben.

Eine Jury, bestehend aus den Projektträgern, Experten, Kunst-, Architektur-, Wohnungswirtschaft und Tourismusbereich, haben nun aus den vielen eingesendeten fantasievollen Vorschlägen Ende April 2018 eine Entscheidung getroffen und zehn sehr unterschiedliche künstlerisch kreative Entwürfe ausgezeichnet. Zwei davon sollen in diesem Jahr umgesetzt werden.

Guido Meincke (ConcordiArt e.V.) erklärte zu einem der Ziele des Projekts: „Mit den Gästewohnungen im Borsigplatz-Quartier soll den Gästen das Lebensgefühl in der Nordstadt näher gebracht werden.“

Die eingereichten Entwürfe stellen auf höchst unterschiedliche Weise sowohl historische Bezüge im Hinblick auf die Nordstadt, wie auch solche zum gegenwärtigen Leben im Quartier her. Da werden etwa die Geister aus der frühere Zeit der Kohle und Stahlindustrie hervor gerufen, indem man die Gäste ins Innere eines Hochofens versetzt. Ein anderer Entwurf lässt die Nordstadt zu einer Baustelle werden, an die Besucher mit bauen können.

Diverse künstlerische Mittel, wie abstrakte Farbkonzepte, kreatives Möbeldesign bis hin zu Foto-, Video- und Klanginstallationen wurden kreativ von den Künstlern genutzt.

Zwei Konzepte bekamen letztendlich den Zuschlag zur Umsetzung für der ersten beiden „Gästewohnungen“.

Die Preisträger (v.l.n.r.): Almut Rybarsch-Tarry, Hendrik Müller, per Skype: Silvia Liebig, Birgit Gladau, Sigrid Kreische, Anna Janitzek, Caro Fugazzi, Stefan Buntscheck, Ralf Fiebag, Claudia Saar, Alexandra Breitenstein. (Foto: © Guido Meincke, Machbarschaft Borsig 11)
Die Preisträger (v.l.n.r.): Almut Rybarsch-Tarry, Hendrik Müller, per Skype: Silvia Liebig, Birgit Gladau, Sigrid Kreische, Anna Janitzek, Caro Fugazzi, Stefan Buntscheck, Ralf Fiebag, Claudia Saar, Alexandra Breitenstein. (Foto: © Guido Meincke, Machbarschaft Borsig 11)

Die zur Zeit in der Schweiz weilende Silvia Liebig bekam den Zuschlag für ihr Konzept mit dem Titel „you are here“. Hier werden die Besucher praktisch in die Mitte eines Stadtplans versetzt, der sie animieren soll, das Quartier zu erkunden. Abreißzettel weisen ihnen den Weg zu sehenswerten Orten, sowie aktuellen gastronomischen und kulturellen Angeboten. Ein „Heimatmuseum“ stellt Fundstücke aus der Umgebung aus, die durch die Gäste weiter ergänzt und verändert werden können.

Die zweite Modellwohnung wird von der Bildhauerin Caro Fugazzi gestaltet. Ihr Konzept zeichnet sich durch ein klares, schlichtes Design aus. Alle Möbel sind aus Stahl gefertigt und wachsen in organischen Formen aus dem Boden, aus der Wand und aus den Ecken und Nischen heraus. Die Künstlerin lebt seit über einem Jahr in Dortmund und hat, wie sie erklärte, eine Vorliebe für das Material „Stahl“. Ein wichtiger Bezug zur Geschichte unserer Stadt. Es geht ihr bei der Einrichtung vor allem um eine spielerische, mobile und flexible Funktionalität. Eine Art „Ameisenform“ spielt bei ihren Möbeln eine wichtige Rolle. Diese symbolisiert für sie „Hingebung für die Gemeinschaft“ und Fleiß.

Ab Mitte Mai 2018 soll es mit der Umsetzung los gehen! Bis Ende des Jahres läuft dann eine Probephase.

Die weiteren Preisträger: Alexandra Breitenstein, Stefan Buntscheck/ Ralf Fiebag, Birgit Gladau, Anna Janitzek, Sigrid Kreische, Nora Reul, Almut Rybarsch-Tarry/ Hendrik Müller und Claudia Saar.

Juckpulver und Hagebuttentee – mitten aus der echten Nordstadt

Das hätte sich Regisseur und Mastermind Rolf Dennemann nicht besser ausdenken könne. Während der Premiere von „Juckpulver und Hagebuttentee“ am 05. Mai 2018 im Hinterhof der Missundestraße 8-12, brach ein real existierender Nachbarstreit aus. Mit wüsten Beschimpfungen. Auf der Zuschauerbühne gab es zuerst einige Irritationen, ob denn das zum Stück gehörte. Aber es passte ideal in die Kulisse und das Stück.

Zum Inhalt: Deniz (Linus Ebner)kommt nach seinem Studium des „Manager of Communication“ wieder zurück in seine alte Heimat, die Dortmunder Nordstadt, und versucht den schlechten Ruf zu verbessern. Wie macht man das? Natürlich mit einem Casting für das Stück „Im Tal der fliegenden Messer“.

Somit ist den Besuchern klar: Der zweite Teil ist ein Prequel vom Vorgängerstück, das im vergangenen Jahr Premiere hatte. Mit dabei sind auch die skurrilen Typen aus der Nachbarschaft wie Walla (Thomas Kemper) und Kalla (Mathias Hecht). Hier erfährt der Besucher, warum sie im zweiten Teil zu Ommas werden.

Das aktuelle Stück beginnt dort, wo das letztjährige Stück endete: Bei den alten Garagen. Der überwiegende Teil des Ensembles von "Juckpulver und Hagebuttentee".
Das aktuelle Stück beginnt dort, wo das letztjährige Stück endete: Bei den alten Garagen. Der überwiegende Teil des Ensembles von „Juckpulver und Hagebuttentee“.

Wie beim Vorgängerstück zeigt Dennemann seine Liebe für die sonderlichen Typen, von denen es in der Nordstadt anscheinend viele gibt, aber bei „Juckpulver und Hagebuttentee“ gibt auch viele Szenen, die den Zusammenhalt der Nachbarschaft in der Nordstadt zeigen oder den täglichen Überlebenskampf der Menschen.

Musikalisch hatte das Stück einiges zu bieten: Cellist Daniel Brandl, der zuerst von Emmi (Elisabeth Pleß) entführt wurde, spielte einige schöne Passagen, wobei das auf deutsch gesungene „Bang bang (My baby shot me down) von Emmi für Gänsehautmomente sorgte. Doch auch Flöten und Trompetenklänge, gespielt von zwei Darstellern, bereicherten die Szenerie.

Wer sich in die Nordstadt traut, den erwarten bei „Juckpulver und Hagebuttentee“ ein engagiertes selbstironisch-humorvolles Spiel von Profi- und Laienschauspielern. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Für alle, die sich für die Fortsetzung „Im Tal der fliegenden Messer“ interessieren, gibt es zwei Termine.

Termine: 11. bis zum 13. Mai 2018, jeweils um 19:30 Uhr. Am 18. und 19. Mai 2018 gibt es eine Wiederaufnahme von „Tohuwabohu“, ebenfalls um 19:30 Uhr.

Die Eintrittspreise betragen 12 € / bzw. 7 € ermäßigt. Karten gibt es unter orga@artscenico.de oder unter der Telefonnummer 0176 63826162 oder 0231 8634113. Auch im Quartiersmanagement Nordstadt (Mallinckrodtstraße 56) sind Karten erhältlich.

Collective Ma‘louba gastiert im Schauspiel Dortmund

Das syrisch-arabische Künstler- und Theatercollectiv „Collective Ma‘louba“ mit dem Regisseur Rafat Alzakout, der Schauspielerin und Regisseurin Amal Omran und der Autor Mudar Al Haggi ist seit dem Jahr 2017 am Theater an der Ruhr in Mülheim in Residenz. Das zunächst auf zwei Jahre angelegte Projekt wird durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW und durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert.

Nun können sie, unter anderem gefördert und realisiert von der Auslandsgesellschaft NRW und dem Dortmunder Kulturbüro, am Samstag, den 12.05.2018 um 19.30 Uhr mit dem Stück „Your Love is Fire“ (Autor Mudar Al Haggi) im hiesigen Schauspielhaus gastieren.

Syrisch-arabisches Theater im Schauspielhaus mit "Collective Ma'louba". (Foto: © Mihaela Bodlovic)
Syrisch-arabisches Theater im Schauspielhaus mit „Collective Ma’louba“. (Foto: © Mihaela Bodlovic)

Zum Stück: Der Titel bezieht sich auf einen ägyptischen Schlagerschnulze aus den 1960er Jahren, als die Welt scheinbar noch in Ordnung war. Wie eine Endlosschleife geistert dieser Schlager durch die Köpfe der syrischen Protagonisten. In einem brutalen Krieg ohne Hoffnung für die Menschen, der kein Ende nehmen will, sind all ihre Sinne auf „Durchkommen“ und „Überleben“ gerichtet. Hala und Rand teilen sich eine kleine Wohnung in Damaskus. Da die Front immer näher rückt, möchte Hala nach Deutschland fliehen. Rand will dagegen nicht ohne ihren Freund Khaldoun fliehen. Dieser ist Soldat in Assads Armee. Beide Frauen bedrängen ihn, zu desertieren und mit ihnen zu kommen. Khaldoun hat Angst um seine Familie, sein Leben und vor ungesicherten Zukunft. In einem heftigen Streit mischt sich der Autor des Stücks höchst persönlich ein.

Denn der Autor lebt ja schließlich schon in einem deutschen Flüchtlingslager. Die Personen, von ihm selbst geschaffen befragen ihn und bitten um Auskunft. Zudem aber auch darum, sie nicht allein zu lassen und ein (hoffnungsvolles?) Ende zu schreiben…So berichtet der Autor hautnah von einer Wirklichkeit, die er selbst erlebt hat. Formal eine pfiffige Idee.

Aus Gründen der Authentizität wird in diesem Stück auf arabisch mit deutscher Übersetzung (Übertitel) gesprochen.

Der Präsident der Auslandsgesellschaft Klaus Wegener betonte, dass es nicht nur darum geht, den geflüchteten Menschen Sprachkurse oder Unterkünfte zu bieten. Für eine notwendige Integration sei kulturelle Teilhabe unabdingbar.

Der Bedarf ist groß und alle Beteiligten hoffen auf Nachhaltigkeit für derartige Projekte.

Die Vorstellung dauert ungefähr 90 Minuten und der Eintritt ist frei!

Weitere Informationen erhalten Sie unter: 0231/50 27 222 oder www.theaterdo.de.

Meditation – Kunst von Roul Schneider im Torhaus

Die Städtische Galerie Dortmund im Torhaus Rombergpark stellt vom 06. bis 27. mai 2018 unter dem Titel „Meditation (vom wERDEn und verGEHEN oder vom Glück hier zu SEIN) Erdarbeiten sowie Skulpturen (Objekte) oder Fotografien des Künstlers und Fotografen Roul Schneider aus.

Der Themenschwerpunkt des Künstlers liegt im Zusammenspiel von von Natur und Mensch, im Zyklus vom Werden und Vergehen. Es sind Werken aus Materialien der Natur, wie Ton, Erde, Sand, Lehm oder Moos, die er während seiner vielen langen Ausflüge mit dem Fotoapparat gefunden hat. Diese werden von ihm in einem meditativen Prozess bearbeitet oder in ihrer Einzigartigkeit in den Raum platziert. So stellt er beispielsweise unter dem Titel „Sternenwanderer“ in einem quadratischen Glaskasten ein Paar hohe mit Moos oder Erde behaftete Schnürschuhe aus, die er auf einem Zechengelände gefunden hat. Das sind auch zeitgeschichtlich interessante Objekte, die Fragen nach der dazu gehörenden Person beim Betrachter aufkommen lassen.

Roul Schnieder möchte mit seinen Kunstwerken die Besucher einladen unter der Oberfläche zu schauen.
Roul Schnieder möchte mit seinen Kunstwerken die Besucher einladen unter der Oberfläche zu schauen.

Schneider möchte mit seiner Ausstellung zum Innehalten und Entschleunigen sowie zum „Sehen mit dem Herzen“ und meditativen Schauen auf die einmalige grenzenlose spirituelle Natur hinführen. Es geht darum, die Perspektive zu wechseln und in das Innere und hinter die Oberfläche zu Blicken. Die Überlagerung von von Abbild und Struktur, von Körper und Natur, schafft ein spannendes Wechselspiel zwischen Wirklichkeit und Illusion. „Die Erde ist für mich ein lebendiger, nicht toter Mechanismus“, so Schneider.

Die Schönheit des Lebens und der Natur und Vergänglichkeit spielen in seinen Werken eine große Rolle. So zum Beispiel bei einem von ihm am Rheinufer gefundenen Holz-stumpf mit einer interessanten Struktur, den er künstlerisch bearbeitet hat und auf einen rostenden Sockel gestellt hat.

Die helleren Strukturen seiner Erdarbeiten wurden aus der Wurzel einer speziellen einzigartigen Buche aus Mecklenburg-Vorpommern heraus gekratzt. Moos sorgt etwa für die dunkleren Färbungen. Die quadratischen, großflächigen umrahmten „Erdarbeiten“ sind durch meditative Kreise gekennzeichnet. Sind sind gleichzeitig eine Begrenzung. Diese höchst persönliche Ausstellung hat der Künstler seiner vor einem Jahr verstorbenen Frau, der Objekt-Designerin Anja Schneider gewidmet.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, den 06.05.2018 um 11.00 Uhr im

Torhaus Rombergpark, Städtische Galerie Dortmund statt.

Atmosphärisch musikalisch begleitet wird die Vernissage von Freya Deiting (Violine).

Öffnungszeiten:

dienstags bis samstags: 14.00 – 18:00 Uhr

sonntags und feiertags: 10.00 – 18.00 Uhr

Eintritt frei

Ausstellung im Dortmunder Museum Ostwall zu Kunst & Kohle

In diesem Jahr ist Schicht im Schacht für die letzte Zeche im Ruhrgebiet. Das nehmen 17 Ruhrgebiets-Museen mit einem großen Kohle-Projekt zu Anlass, sich dem Thema Kunst & Kohle in verschiedenen Ausstellungen umfassend zu widmen.

Mit dabei ist auch vom 04.05.2018 bis zum 12.08.2018 das Museum Ostwall auf der sechsten Etage im Dortmunder U mit der Ausstellung „Kunst & Kohle: SchichtWechsel“. Hier führt das Museum die Besucher von der Laienkunst der Bergbauarbeiter bis hin zur Gegenwartskunst mit seiner zeitgemäßen Auseinandersetzung mit der Thematik.

Was vielen vielleicht nicht bekannt ist, die bergmännische Laienkunst im Ruhrgebiet erlebte in den 1950er bis 1960er-Jahren eine Blütezeit. Gefördert wurde sie nicht nur durch Gewerkschaft und Montanindustrie, sondern auch stark durch die Gründungsdirektorin des Museums Ostwall Dr. Leonie Reygers. Sie sammelte Laienkunst, stellte sie aus und wirkte zudem als Jurorin an den so genannten „Steckenpferdturnieren“ mit. Das waren Ausstellungen der Mitarbeiter der Hoesch Werke AG. Mit interaktiven und museumspädagogischen Projekten bezog sie auch die Kinder zum Beispiel mit einer Kindermalstube mit ein. Die künstlerische Betätigung war ein bedeutender Ausgleich für die harte Arbeit unter Tage. Ein Hauptaugenmerk lag dabei auf der klassischen naiven Malerei (u.a. Ivan Rabuzin) und der Bergarbeiterlaienkunst (u.a. Erich Bödeker und Franz Brandes). Gezeigt wird ein breites Spektrum aus Leihgaben und Sammlungsbeständen.

Die Ausstellung ist in vier Bereiche gegliedert.

Ausgehend von der Gründungsdirektorin Dr. Leonie Reygers führt sie dann zu der von ihr geförderten und ausgestellten bergmännischen Laienkunst. Dort zeugen Dokumente, Fotografien und klassische naive Werke der „Laienkünstler“.

In einem „KohleKreativRaum“ wir im Übergang zwischen historischem Bereich und Gegenwartskunst Besucherinnen und Besuchern Gelegenheit gegeben, sich selbst künstlerisch zu betätigen. Sie können zum Beispiel mit Kohlepapier und Kohlestift zeichnen oder sich eine kette mit gewaschenen kleinen glänzende Kohlestücken basteln.

Auch zeitgenössische Künstler (Gegenwartskünstlerinnen und -künstler) setzen sich mit dem Thema und dem Material „Kohle“ kreativ und divers auseinander. Hier steht die Kohle als Werkstoff im Mittelpunkt. So zum Beispiel bei Erich Rausch mit seinen elektrostatischen Objekten, Alicjy Kwade mit ihrem Aschehaufen oder Nora Schattauer mit ihren Zeichnungen auf Kohlepapier.

Assoziative Gemeinsamkeiten, persönliche Bezüge und ästhetische Gesichtspunkte verbinden die Werke im Bereich der zeitgenössischen Künstler. Einige Künstler, wie zum Beispiel Mohhau Modisakeng setzen sich mit ihrer performativen Arbeit mit gesellschaftlichen und politischen Fragen zum Thema kritisch auseinander. Das „schwarze Gold“ kommt jetzt unter schlimmen Arbeitsbedingungen beschafft aus fernen Ländern wie Südafrika oder China.

Starke Symbolkraft haben etwa Anhäufungen von Kohlebriketts (Reiner Ruthenbeck) und eröffnen aktuelle Zugänge und neue Sichtweisen auf das Thema Kohle.

Kohle geht - Kunst bleibt: (v.l.n.r.) Caro Desling (Gastkuratorin), Regina Selter (stellvertretende Direktorin MO), Karoline Sieg (kuratorische Mitarbeiterin MO).
Kohle geht – Kunst bleibt: (v.l.n.r.) Caro Desling (Gastkuratorin), Regina Selter (stellvertretende Direktorin MO), Karoline Sieg (kuratorische Mitarbeiterin MO).

Begleitend zur Ausstellung haben zudem Studierende des Studiengangs „Film & Sound“ der FH Dortmund unter der Leitung von Prof. Sandra Hacker und Harald Opel ein Kurzfilmprogramm erarbeitet. Diese sind in der „Blackbox“ zu sehen.

Alle Dortmunderinnen und Dortmunder sind übrigens am Sonntag, den 10. Juni 2018 (12.00 bis 16.00 Uhr) eingeladen, unter dem Titel „Du und der Bergbau – Erinnerungsobjekte aus Dortmund“ zusammen mit den persönlichen Bergbau-Andenken ihrer Familie Teil der Ausstellung zu werden. Sie können sich damit professionell fotografieren lassen. Diese werden dann in der Ausstellung gezeigt.

Die Kuratorinnen/ Leitung der Ausstellung sind Regina Selter, stellvertretende Direktorin MO im Dortmunder U,Karoline Sieg, kuratorische Mitarbeiterin MO im Dortmunder U und Caro Desling, Gastkuratorin.

Die Ausstellung wird am Donnerstag, den 3. Mai 2018 um 19,30 Uhr im Kino im U und im Foyer des Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse eröffnet. Ein Bergmanns-Chor wird live singen.

Ende Juli 2018 soll ein Katalog zur Ausstellung erscheinen.

Mehr Informationen unter www.museumostwall.dortmund.de