Galerie Dieter Fischer – Künstlerische Einladung zum Standortwechsel

In der Zeit vom 25. Mai bis zum 17. Juni 2018 stellt die Galerie Dieter Fischer unter dem Titel „Parallel im Quadrat…“ im Dortmunder Depot 21 neue Werke des 67-ig jährigen Künstlers Wolfgang Sternkopf aus Gelsenkirchen. Seine Reliefarbeiten mit zugeordneten Texten (Katalog) sind der konkrete Kunst zuzuordnen. In seinen neuen Arbeiten 50 x 50 cm und 80 x 80 cm setzt er sich vor allem mit geraden Linien auseinander. Durch unterschiedliche rhythmischen Anordnungen und kräftiger, in rot oder blau, aber auch in schwarz , weiß und Naturtönen gehaltenen Farbgebung entwickelt sich für den Betrachter beim Vorbeigehen ein ganz eigene Dynamik.

Vom 25. Mai bis zum 17. Juni 2018 zeigt Wolfgang Sternkopf seine Arbeiten in der Galerie Dieter Fischer.
Vom 25. Mai bis zum 17. Juni 2018 zeigt Wolfgang Sternkopf seine Arbeiten in der Galerie Dieter Fischer.

Geht man an den Werken vorbei, findet eine Veränderung der Effekte des Quadratischen Inhalts statt. Schattenwirkung, Farbkontraste und hervorgehobenen oder herausgeschnittenen Formen wirken ineinander und ermöglichen den Betrachtern mit jedem Schritt einen Wechsel der Perspektive und damit seiner Wahrnehmung.

Der Künstler verwendet für seine Arbeiten sowohl natürliche Stoffe wie Holz (für die quadratischen Platten), Plexiglas oder andere Materialien. In die feinen Rillen versenkt Sternkopf Streifen aus Buchbinder-Kartonstreifen zu Bildobjekten. Je nach Standortbetrachtung verändert sich die Optik des Werkes, das sich wie durch eine optische Täuschung auch zu bewegen scheint.

Die den Reliefarbeiten zur Seite gestellten Texten dienen laut Steinkopf dazu, um auf diesem Wege das menschliche an und in den Werken „freizulegen“.

Ein Rahmen für die Wahrnehmung der Besucher, die sich auf eine spannende Reise begeben wollen. Bestenfalls regt sie zu einem bewussteren Umgang mit vorschnellen „Urteilen“ und „Festlegungen“ an.

Die Vernissage für die Ausstellung „Parallel im Quadrat…“ von Wolfgang Sternkopf in der Galerie Dieter Fischer findet am Freitag, den 25. Mai 2018 um 19:00 Uhr statt.

Einführung: Wolfgang Sternkopf

Musik: Maik Hester (Konzertakkordeon)

Finissage:

Sonntag, den 17. Juni 2018 um 17:00 Uhr

Öffnungszeiten: donnerstags 17:00 – 20:00 Uhr

und gern nach Vereinbarung

Kurator Hartmut Gloger : 0171 2647972

Komödiantischer Ritt durch die Untiefen der Schauspielkunst im Studio

Auch wenn es der Titel „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ nicht vermuten lässt. Das letzte Studio-Stück vor der Sommerpause in dieser Spielzeit im Schauspiel Dortmund von Theresia Walser unter der Regie von Thorsten Bihegue ist eine turbulente, rasante Komödie mit einem selbstironischen Blick auf das Theater und um dessen Berufsethos .

Worum geht es? Beim Pressegespräch vorab erfuhren wir: Franz Prächtel (Uwe Rohbeck) und Peter Soest (Ekkehard Freye) sind erfahrene und gestandene der „alten Schauspielschule“. Beide haben schon Hitler gespielt. Sie haben aber unterschiedliche Auffassung, wie man Hitler und die Nazi-Zeit darstellen sollte. Währen Prächtel (in Anlehnung an Bruno Ganz als Hitler in „Der Untergang“) eine naturalistische Auffassung vertritt und die alten Schauspieltugenden wie „die Sprache ist die Musik“ hochhält, hat Soest eine distanzierte Einstellung. Man sollte, wie er in seiner Darstellung Hitlers, dessen „nicht Darstellbarkeit“ auf die Bühne bringen. Ihnen entgegengestellt wird die junge Nachwuchs-Schauspielerin Ulli Lerch (Alexandra Sinelnikova). Sie ist begeistert von ihrem „neuen Theater“, wo die Grenzen durch Musik, Videosequenzen, Loops und anderen Mitteln gesprengt werden. Sie hat es aber bisher „nur“ zum Goebbels gebracht. Diese drei warten zusammen auf den Auftritt in einer Gesprächsrunde.

Wie kann/darf man Hitler darstellen? Darüber streiten sich Ulli Lerch (Alexandra Sinelnikova), Franz Prächtel (Uwe Rohbeck) und Peter Soest (Ekkehard Freye). Foto: © Birgit Hupfeld.
Wie kann/darf man Hitler darstellen? Darüber streiten sich Ulli Lerch (Alexandra Sinelnikova), Franz Prächtel (Uwe Rohbeck) und Peter Soest (Ekkehard Freye). Foto: © Birgit Hupfeld.

Genug komödiantischer „Sprengstoff“ und Gelegenheit für die Schauspieler, ihr komödiantisches Talent mit gutem Timing zu zeigen. Es geht vor allem um Machtspiele und Eitelkeiten und es bricht die Totalkomödie aus. Wer war der beste Hitler? Wie spielt man ihn eigentlich? Menschlich oder unmenschlich? Und dürfen wie hier in der Inszenierung Frauen Hitler spielen? Was ist, wenn einer der Darsteller dann eventuell noch schwul ist?

„Es wird eine rasante Klipp-Klapp Komödie auch mit etwas Musik und kurz eingeworfener Video-Frequenz werden“, so der Dramaturg Matthias Seier.

Wir dürfen gespannt sein, auch auf die Kostüme!

Die Aufführung wird ungefähr 80 Minuten dauern.

Die Premiere am Freitag, den 25.06.2018 ist schon ausverkauft. Karten für die weiteren Vorstellungen am : 01. Juni 2018 um 20:00 Uhr, 09. Juni 2018 um 20:00 Uhr, 14. Juni 2018 um 20:00 Uhr und am 07.Juli 2018 um 20:00 Uhr.

Weitere Informationen und Karten wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222

Jugendprojekt Pottfiction zum Thema „Utopie // Dystopie“

pottfiction ist ein Städte übergreifendes Kunst- und Theaterprojekt von zur Zeit fünf Kinder- und Jugendtheatern des Ruhrgebiets. Beteiligt ist auch das Dortmunder Kinder- und Jugendtheater (KJT). Die teilnehmenden jungen Leute sind im Alter zwischen 16 und 23 Jahren. Die Werkschau des neuen Jugendclubprojekts im Rahmen von pottfiction steht unter dem Titel „Marmeladenglasmomente – Eine utopische Reise ins Innere“. Der Begriff „Marmeladenglasmomente“ wurde übrigens aus dem bekannten Kinofilm „Die wilden Hühner“ entnommen. Es steht symbolisch für das Festhalten und Schaffen von schönen Momenten.

Das gewählte Thema in dieser sechste Runde von pottfiction lautet „Utopie // Dystopie“. Die 15 TeilnehmerInnen dieses Projekts am KJT stellten sich zusammen mit dem diesjährigen Leitungsteam, bestehend aus Regisseurin/Künstlerin Miriam Michel,Theaterpädagogin Lisa Heigl, Dramaturgin Lioba Sombetzki und Regieassistent Robin Frank in einem langen Prozess verschiedene Fragen.

Sind Utopie und Dystopie nicht zwei Seiten einer Medaille? Je nachdem, von welcher Seite man die Dinge betrachtet?. Wie sehen eigentlich unsere Utopien heute aus und wie gestalten wir einen guten Ort? Kann aus Chaos nicht auch etwas Neues erwachsen? Wie viel Angst vor den Bedrohungen vor Krieg, Rassismus oder Umweltzerstörung verträgt ein Menschenleben?

Was bringt die Zukunft? Dystopie oder Utopie? Die jugendlichen pottfiction-Teilnehmer stellen ihre Sicht der Dinge dar. (Foto: ©Johanna Besseling)
Was bringt die Zukunft? Dystopie oder Utopie? Die jugendlichen pottfiction-Teilnehmer stellen ihre Sicht der Dinge dar. (Foto: ©Johanna Besseling)

Diesen und andere Fragen wird mit verschiedenen performativen Mitteln rund um das Dortmunder KJT nachgegangen. Mit selbst entwickelten oder fremden Texten, tänzerischen und musikalischen Ausdrucksformen soll für das Publikum ein Gedankenraum geschaffen und Wahrnehmungsräume eröffnet werden.

Mit Theaterexperimenten, Choreografien, Texten aus Zeitungen und Bühnenstücken möchten sie unsere Fantasie anregen und unsere Gefühle ansprechen. Unterstützt wird das Ganze musikalisch sowohl mit eingespielter Pop-Musik wie auch live auf dem Platz mit Cello und Bratsche.

Zum Ablauf der Werkschau am 02. Juni 2018 um 20:00 Uhr und am 03. Juni 2018 um 18:00 Uhr am KJT in der Sckellstraße 5-7, verriet das Team: „Wir spielen vor dem KJT als einen spektakulären Ort in seiner Unspielbarkeit“.

Sowohl das Kinder- und Jugendtheater, dass seine Zelte ja in absehbarer Zeit dort abbrechen wird, wie auch dass nun leer stehende Robert-Schumann-Berufskolleg, als „Europaschule“ einst als „Utopie“ gestartet, bilden einen interessanten Rahmen für die Performance.

Am Anfang wird es einen gemeinsamen besonderen Moment mit dem Publikum geben.

Dann wird das Publikum in vier Zuschauer-Gruppen aufgeteilt und zu verschiedenen Szenen geführt. Dort wird zum Beispiel der engagierte Umweltaktivist mit dem Umwelt-Pessimisten konfrontiert.

Die Szenen dauern bis zu zehn Minuten. Alle Gruppen bekommen alles im Wechsel mit.

Anschließend wird es einen Moment der lockeren Gruppenauflösung geben und das Publikum schließlich mit einer kollektiven Tanzperformance und einer „Hipster-Choreografie“ (wie in bekannten Videos) zusammen geführt.

Das große pottfiction-Sommercamp findet in diesem Jahr vom 18. bis 26. August 2018 in Herne statt. Die Ergebnisse aller Gruppen werden dort dann abschließend vorgestellt.

Klangvokal 2018 – Spirituelle Suche in Estland

Am 20. Mai 2018 ging die Schatzsuche beim Festival Klangvokal weiter. Nach Albanien ging es in den Norden nach Estland. Der Estnische Philharmonische Kammerchor unter der Leitung von Kaspars Putniņš sang in der Nikolaikirche Werke der estnischen Komponisten Avro Pärt, Cyrillus Kreek und Veljo Tormis.

Zu Beginn erklangen Stücke des wohl berühmtesten estnischen Komponisten Pärt. Die Auswahl erfolgte beinahe chronologisch, so begann der Abend mit „Solfeggio“, einem Werk von 1963, das einen eher rationalen Zugang zum musikalischen Material besitzt. Nach Pärts Übertritt zur russisch-orthodoxen Kirche wurde auch seine Musik religiös. Faszinierend ist zu hören, in wie vielen Sprachen Pärts Werke gehalten sind. So sang der Chor bei „Summa“ auf Latein, bei „Zwei Beter“ auf Deutsch, „The Woman with the Alabaster Box“ auf Englisch und „Dopo la vittoria“ auf Italienisch.

Werke von Pärt, Kreeg und Tormis wurden vom Estnischen Philharmonischen Chor meisterhaft gesungen. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Werke von Pärt, Kreeg und Tormis wurden vom Estnischen Philharmonischen Chor meisterhaft gesungen. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Danach folgten drei Stücke von Cyrillus Kreeg (1889-1962) aus seinem Zyklus „Taaveti Laulud (Davids Psalmen). Kreeg kann man sicher zu den Neoklassikern zählen. Die Entdeckung des Abends war jedoch Veljo Tormis (1930-2017). Ebenso wie Kreeg sammelte er die folkloristischen Lieder seiner estnischen Heimat und lies sie in seine Musik einfließen. Zu hören waren die „Lieder zum St. Johannestag“. Der „Johannestag“ ist die christliche Überstülpung der Sonnenwendfeier, die von vielen Völkern seit Jahrtausenden gefeiert wird. Tormis lässt die archaischen und heidnischen Ursprünge des Festes in seiner Musik wieder aufleben. Nicht nur durch die Vertonung von „Feuerzaubern“, sondern durch die expressive Art der Musik.

Ein großer Dank gilt dem Chor, der uns in der Nikolaikirche den Nordosten Europas näher gebracht und mit seinen großartigen Stimmen einen gelungenen Abend beschert hat.

Klangvokal 2018 – Auf Schatzsuche nach Albanien

Entdecker neuer Musik kamen am 19. Mai 2018 im domicil auf ihre Kosten. Mit der Gruppe Saz‘iso kam als Deutschlandpremiere – die traditionelle Musik aus dem Süden Albaniens auf die Bühne des Jazzclubs. Die acht Musikerinnen und Musiker sorgten für ausgelassene Stimmung nicht nur bei den Besuchern der albanischen Community.

Das besondere der Musik von Saz‘iso ist die sogenannte Iso-Polyphonie. Einer besonderen Art der Mehrstimmigkeit (Polyphonie), bei der die Solostimmen zusätzlich mit einem tiefen Halteton (Bordun) kombiniert wird. Bei der Gruppe war es in der Regel die Violine (Aurel Qirjo), der mit seinem Spiel auf seinem Instrument drone-artig die Sängerinnen und Sänger begleitete.

Eine weitere Besonderheit ist auch die Instrumentierung. Ende des 19. Jahrhundert begann eine Zuwanderungswelle in die Stadt hinein. Dieses Phänomen passierte weltweit und brachte neue Musikformen hervor wie den Jazz oder den Tango. Die Verknüpfung zwischen der Musik der Landbevölkerung und der Stadtgesellschaft schlug sich in der Instrumentierung nieder und befruchtete sich gegenseitig. Neben archaischen Instrumenten wie der Flöte, kommen beispielsweise bei Saz‘iso auch die Violine oder die Klarinette hinzu.

Die Gruppe Saz'iso begeisterte im domicil die Besucher mit ihrer Musik. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Die Gruppe Saz’iso begeisterte im domicil die Besucher mit ihrer Musik. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Was erhalten blieb waren die alten Geschichten über die Liebe und den Tod, denn diese Ensembles spielten auf Hochzeiten ebenso wie auf Beerdigungen. Daher finden sich herzerweichende Liebeslieder wie „Penxherenë e zotrisë sate“, das einen durchaus erotischen Charakter hat, neben melancholischen traurigen Melodien und Instrumentalstücken.

Eine wichtige Komponente ist aber der Tanz und hier sprang der Funke direkt zum Publikum über. Nach den drei offiziellen Zugaben wurde direkt im Publikum weitergespielt und die Musiker zogen bis in den Kassenbereich des domicils.

Neben erstklassigen Könnern auf ihren Instrumenten konnte Qirjo zeigen, dass er auf der Violine nicht nur die Bordun-Begleitung beherrscht. Die beiden Sängerinnen Donika Pecallari und Adrianna Thanou sowie Sänger Robert Tralo bewiesen hohe Gesangskunst. Von tiefer Trauer bis ausgelassener Fröhlichkeit – alles kam von Herzen.

Neben Quiro spielten Pellumb Meta (Gesang, Laute und Flöte), Agron Murat (Laute), Agron Nasi (Handtrommel) und Telando Feto (Klarinette).

Wer das Konzert verpasst hat (oder nochmal erleben möchte), dem sei die CD/LP „At least Wave Your Handkerchief At Me“ der Band ans Herz gelegt.

Klangvokal 2018 – Adam und Eva

Die Dortmunder Reinoldikirche mit ihrer hervorragenden Akustik bot im Rahmen des Musikfestivals Klangvokal einen würdigen Ort für Jules Massenets (1842-1912) „Ève“ (Adam und Eva). Mit seinen schönen Arien und eleganten großen Chorpartien könnte man es als eine Mischung aus Oper und Oratorium bezeichnen. Als eindrucksvoller Hintergrund für das opulente Spektakel fungierte einfühlsam der Philharmonische Chor des Musikvereins Dortmund unter der erfahrenen Leitung von Granville Walker (Dirigent). Mit der Dortmunder Philharmoniker stand ihm ein Orchester von großer Qualität zur Verfügung.

Dem Sündenfall-Mysterium wurden aber zunächst zwei Kompositionen von Franz Liszt und Johannes Brahms vorangestellt, die sich ebenfalls mit dem antiken Mythos vom Menschengeschlecht und seinem verlorenen Paradies auseinandergesetzt haben.

Der berühmte Sänger-Dichter und Lyra-Virtuose Orpheus aus der griechischen Mythologie steht hier Symbolhaft für die befreiende und kreative Macht der schönen Künste. Der verliert seine Lebensliebe Eurydike, Sinnbild für das Ideale, durch einen „Schlangenbiss“ (nach einem Fehltritt?). Trauernd folgt er ihr in die Hölle, um sie ins Leben zurück zu holen. Dank seiner Kunst erhält er die Chance, sie ins Leben zurück zu führen. Er versagt letztendlich durch Eurydikes Einfluss.

Starkes Stück mit tollen Musikern und Sängern. (v.l.n.r.) Granville Walker (Dirigent), Thomas Laske (Adam), Thomas Blondelle (Erzähler) und Eleonore Marguerre (Ève). Foto: © Bülent Kirschbaum
Starkes Stück mit tollen Musikern und Sängern. (v.l.n.r.) Granville Walker (Dirigent), Thomas Laske (Adam), Thomas Blondelle (Erzähler) und Eleonore Marguerre (Ève). Foto: © Bülent Kirschbaum

Liszts „Orphée“ ist mit seinem musikalisch weichen und runden Klängen eher meditativ und ohne romantische Klangexzesse gehalten. In der Komposition kontrastieren zwei Themen miteinander. Zwischen Dur und Moll wechseln sich ein energischer-dynamisches und ein verhalten-statisches Thema als Leitmotiv in allen Instrumentalgruppen ab. Eindrucksvoll neben der starken Orchester-Gesamtleistung waren die beiden sphärischen Harfen (eine Art Echo des Elysiums) und ein emotional packenden Geigensolo.

Beim folgenden „Schicksalslied“ von Johannes Brahms (1833-1897) nach einem Gedichtband von Friedrich Hölderlin treffen zwei Welten aufeinander. Die „schicksalslose“, friedvolle Welt der Götter und die Leidvolle des Menschen. Beide Welten werden musikalisch gegeneinander über gestellt.

Als der Chor den Textgesang von Hölderlins Schicksalslied anstimmte, bekam zum ersten Mal die Gelegenheit, sein Können und Einfühlungsvermögen zu zeigen. Das Werk, als stufenweise Crescendo angelegt, schloss mit einem ruhigen Ende. Es führt wieder zur Anfangsstimmung mit einem offenen und „ungewissen“ mystischen Finale.

Nach der Pause ging es dann mit „Adam und Eva“ weiter. Eine instrumentale Eröffnung stimmt das Publikum schon einmal musikalisch auf das Thema ein. Es begann ein großes Mysterienspiel in Mittelalterlicher Tradition. Der Chor übernahm die „Stimmen des Himmels“, „Stimmen der Natur“, „Stimmen der Nacht“ sowie die „Geister der Hölle“. Massenet erzählt hier mit seinem Librettisten Louis Gallet den Sündenfall der Genesis in vier Etappen von der Erschaffung der Menschen bis zur Vertreibung aus dem Paradies auf eine fantastische Weise. Ohne Schlange und statt dem Apfel der Versuchung als Frucht eine zur Musik gewordene Erotik bis zur Ekstase. Am Ende werden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben, weil sie ihrem Verlangen nachgegeben haben. Liebe ist Leben.

Für die Rolle der Protagonistin Eva, der „Sünderin mit dem guten Herzen“, konnten die Organisatoren des Festivals die in Dortmund als „Manon“ und einigen anderen Rollen gut bekannte Sopranistin Eleonore Maguerre gewinnen. Sie überstrahlt mit ihrer starken Stimme, Ausdruckskraft und sinnlicher Ausstrahlung als „lebende Versuchung“ die Veranstaltung. Ihr zur Seite standen der mit seinem warmen Bariton überzeugende Thomas Laske als Adam.

Als Sprecher (Erzähler) für den verhinderten Tenor Uwe Stickert war Thomas Blondelle eingesprungen und beeindruckte mit seinem kraftvollen und klaren Tenor zu gefallen.

Ein atmosphärisch stimmiges und anspruchsvolles Konzert, bei dem alle Beteiligten verdientermaßen mit viel Beifall belohnt wurden.

Ein Kammerkonzert mit „viel_harmonie“

Das letzte Kammerkonzert der Dortmunder Philharmoniker in dieser Spielzeit war etwas ganz besonderes. Es fand nicht wie sonst im Orchesterzentrum (Renovierungsarbeiten) statt, sondern im „feierlichen Rahmen“ der Oper.

Im Mittelpunkt stand diesmal die als etwas langsam, behäbig angesehene und etwas im Schatten stehende Bratsche (Viola). Sie hat aber durchaus eine wichtige Funktion im Gesamtgefüge.

Gleich zwölf junge und erfahrene „Bratscher“ der Philharmoniker rückten ihr Instrument in einem vielseitigen Programm zwischen Musik von Barock, Romantik bis zum Tango ins richtige Licht. Eine interessante Entdeckungsreise die zeigte, was so alles in diesem Instrument steckt.

Durch das Programm führte humorvoll und informativ Mechthild Berief von der Bratschergruppe.

Abwechselnd in verschiedenen Formationen, spielten die Musiker mal zu viert, zu acht (zwei mal vier) oder gar als komplette Gruppe.

Erste Kostproben bekam das Publikum mit der „Fantasia for Four Violas“ von dem britischen Komponisten York Bowen (1884 – 1961). und danach mit dem Auszug aus der Sonate für Arpeggione (und Klavier) a-Moll D 821 von Franz Schubert (1797 – 1828). Die warme Harmonie der Bratsche kam hier gut zur Geltung. Beim zweiten Stück zeigten die Musiker auch die rasante Ausdruckskraft der Bratsche, die ihnen eine große Virtuosität ab verlangte.

Das man die Bratsche auch als Zupfinstrument oder als Schlagzeug benutzen kann, erlebten die Zuhörer bei „Missing Bow“ von Ivo Bláha (*1936).

Harmonisch melodiös ging es mit „Nocturno“ von Alois Schmitt (1827 – 1902) weiter.

Abwechslungsreiche Musik aus verschiedenen Jahrhunderten präsentierte das Bratschen-Ensemble. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)
Abwechslungsreiche Musik aus verschiedenen Jahrhunderten präsentierte das Bratschen-Ensemble. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

Eindrucksvoll war das „Adagio aus der 8. Streichersinfonie D-Dur“ des damals erst 13 Jahre alten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847). Die Solo-Kontrabassistin Tomoko Tadokoro von der Dortmunder Philharmoniker, sorgte bei der Streichersinfonie für die ganz tiefen Töne.

Vor der Pause stand die „Ciaccona für Violine solo d-Moll BWV 1004“ von Johann Sebastian Bach in einer ganz besonderen Version auf dem Programm. Die ganze Bratschengruppe war beteiligt. Bach hatte erst kurz vor der Komposition dieses Werkes seine erste Ehefrau Maria Barbara verloren. Wie in der Barockzeit üblich, arbeitete der Komponist mit Verschlüsselungsverfahren und versteckter Zahlensymbolik in seinem Notentext für die Chaconne. Durch die acht „Bratscher“ im Hintergrund wurden die Verschränkung der Viola-Stimmen mit den von Bach in den Text eingeflochtenen Choralzitaten hörbar gemacht. So zum Beispiel Martin Luthers Osterchoral „Christ lag in Todesbanden“. Es ist wie eine Grabinschrift in Gedenken an seine verstorbene Frau.

Mit melodischen und harmonischen Auszügen aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) ging es nach der Pause weiter.

Drei kurze Stücke rundeten das Programm ab. Ein Tango „La Cumparsita“ von Gerado Matos Rodrígez (1897 – 1948), Georgi Bezrukows (*1928) „Tema“ und Michael Kimbers (*1945)

I really love to play the Viola“.

Viel Humor und Spielfreude bewiesen die Bratscher/innen vor allem bei ihrer zweiten Zugabe mit Walzer-Improvisationen.

Beteiligte Künstler an der Viola waren: Roman Nowicki, Marjan Hesse, MinGwan Kim, Mechthild Berief, Armin Behr, Juan Ureňa Hevia, Hindenburg Leka, Johannes Hobbing, Klaus König, Miriam Barth, Maria Fernández Casado und Saskia Simion.

Neuer Wollenhaupt-Krimi: Grappa in der Schlangengrube

In dem neuesten Kriminalroman der Dortmunder Journalistin und Schriftstellerin Gabriella Wollenhaupt „Grappa in der Schlangengrube“ geht es um eine in Zeit der Verunsicherung wichtige Frage: Sind Straftäter tatsächlich resozialisierbar? Diese provokative Frage regt zu Diskussionen an und eine Antwort darauf kann spalten. Gibt es eine klare Antwort?

Zum 28. Mal lässt Gabriella Wollenhaupt ihre Heldin Maria Grappa recherchieren.
Zum 28. Mal lässt Gabriella Wollenhaupt ihre Heldin Maria Grappa recherchieren.

Wie die Autorin beim Pressegespräch erklärte, wurde sie durch den Fall des mutmaßlichen österreichischen Serienmörders Jack Unterweger für ihren nun schon 28. Grappa-Krimi inspiriert.

Der uneheliche Sohn eines US-Soldaten und einer Wiener Prostituierten erdrosselte im Alter von 24 Jahren 1974 brutal eine Frau mit ihrem BH. Auch die weiteren Morde hat er auf diese Weise begangen. Zu einer Lebenslangen Haft verurteilt, begann er im Gefängnis zu schreiben und wurde von der Kulturschickeria hofiert. Er wurde von der österreichischen Kulturszene als Paradebeispiel für eine geglückte Resozialisierung präsentiert.

Eine Petition führte zu seiner Haftentlassung nach sechzehn Jahren. Nach 1990 kam es in seinem Umfeld in verschiedenen Städten zu Morden an Prostituierten. Aus irgend welchen Gründen flogen ihm die Frauen zu und fielen immer wieder auf ihn herein. Im Jahr 1994 wird er für neun Morde wiederum zu einer Lebenslangen Haft verurteilt, der er sich durch einen Suizid (Erhängen) entzieht.

In ihrem neuen fiktiven Krimi konfrontiert Wollenhaupt die taffe Romanheldin Maria Grappa in ihrer Redaktion mit einem neuen Mitarbeiter, einem verurteilten Doppelmörder Mischa Ashley mit der Thematik „Resozialisierung“ konfrontiert. Ashley nimmt nach seiner Haftentlassung an dem Projekt „Die zweite Chance“ teil. Im Gefängnis hatte er ein auch von der Kulturschickeria gefeiertes Buch über sein Leben geschrieben. Autor scheint vor allem nach Ansicht der Chefin der Redaktion Jutta Hold in das Verlagshaus gut zu passen.

Droht Grappa etwa auch beruflich Gefahr durch den „Neuen“?…

„Wie ein Virus dringt Mischa Ashley in die Redaktion und bringt die Welt dort durcheinander,“ so die Autorin.

Der neue Grappa-Krimi ist ab jetzt im Buchhandel erhältlich:

Originalausgabe
206 Seiten, Paperback
EUR 11,00 (D), EUR 11,30 (A)
ISBN 978-3-89425-579-4

Auch als E-Book erhältlich.

Am Donnerstag, den 17. Mai 2018 um 19.30 Uhr stellt Gabriella Wollenhaupt in einer Lesung im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund

Max-von-der-Grün-Platz 1-3
den Krimi „Grappa in der Schlangengrube“ dem interessierten Publikum schon einmal vor.

Eintritt: 3,00 Euro

Klangvokal 2018 – Lily Dahab im Domicil

In der Sparte Weltmusik wurde dem Publikum am 13.05.2018 ab 19.00 Uhr im Rahmen des Klangvokal Festivals im Dortmunder domicil südamerikanische Rhythmen – gewürzt mit einer Prise Jazz – durch die argentinische Künstlerin Lily Dahab und ihrer Band geboten. Aber nicht nur das: Sieben Jahre nach ihrem letzten Auftritt bei Klangvokal präsentierten sie und ihr Quartett nun gleich sieben Titel aus ihrer brandneuen CD. Diese erscheint erst am 08.06.2018 auf dem Markt.

Lily Dahab ist eine Kosmopolitin, die als Enkelin syrischer und türkischer Immigranten in Südamerika (Argentinien) geboren wurde. Heute lebt sie mit dem deutschen Jazzpianisten Bene Aperdannier in Berlin. Zu dem Band-Quartett gehören neben ihm noch Jo Gehlmann an der Gitarre, Camilo Villa am Kontrabass und am Schlagzeug der argentinische Perkussionist Topo Gioia.

Lily Dahab und ihre Band brachten den Zauber Südamerikas ins domicil. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Lily Dahab und ihre Band brachten den Zauber Südamerikas ins domicil. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Seit 2000 hatten sie zusammen schon erfolgreich zwei Alben heraus gebracht. Die Band-Kollegen konnten die Zuhörer mit einigen starken Soli begeistern.

Das neue Programm bot viele neue Eigenkompositionen und kreative Adaptionen süd- und lateinamerikanischer Lieder. Dabei bestacht Dahab durch ihre klare und ausdrucksstarke Stimme und ihren sowohl einfühlsamen wie temperamentvollen Gesang.

Sie vereint zahlreiche traditionelle Musikstile verschiedener Länder. In ihren neuen Song vereint sie mit ihrer Band zum Beispiel bei „Nada“ Tango mit Jazz, in „Samba em Preludio“ hört man Bossa Nova-Anklänge heraus. Im Stil des traditionellen „CandombéUruguays war der Song „Hurry“ gehalten. Besonders temperamentvoll wurde es bei den brasilianischen Klängen.

Zu hören waren auch Klassiker wie etwa das Lied „Yo vengo a ofrecer mo corazón“ des argentinischen Sängers und Pianisten Fito Páez. Dahab und ihre Kollegen drückten dem Song auf Basis des traditionellen argentinischen Chacarera-Rhythmus einen eigenen Stempel auf. Beieindruckend war eine eigene kunstvolle (jazzigen) Version des weltbekannten Liedes „Gracias a la vida“.

Einflüsse arabischen Musik ihrer Vorfahren waren beim spanischen Flamenco-Song „Tres Notas“ von Lily Dahab deutlich erkennbar.

Die Künstlerin zeigte auch Kostproben als Vokalakrobatin. Sie begleitete ihren Gesang oft mit starken Gesten und ging humorvoll-offen mit dem Publikum um.

Klangvokal 2018 – Lina Knörr und Band im Domicil

Im Rahmen des Klangvokal Musikfestival trat am Sonntag , den 13.05.2018, Lina Knörr als neuer Stern in der Sparte Jazz mit ihrer Band beim SOUNDZZ Familienkonzert im Dortmunder Domicil auf. Die erst 17 Jahre alte Künstlerin wurde schon in das Bundesjazzorchester berufen. Wie sie beim Konzert erklärte, wird ihr Talent für den Jazz seit vier Jahren intensiv gefördert. Nach ihrem Abitur in diesem Jahr möchte sie Jazz-Gesang studieren.

Ihre Band-Kollegen Peter Köcke (Piano), Matthias Spruch (Gitarre), Sebastian Lindecke (Drums), Felix Jäger (Bass) sind zwischen 23 und 25 Jahre alt und haben den musikalischen Studiengang im Instrumental-Bereich schon eingeschlagen.

Noch bevor es los ging, konnten es sich die anwesenden Kinder (und wer Lust hatte) auch auf einem ausgelegten roten Teppich vor der Bühne gemütlich machen.

Lina Knörr (mit Band) begeisterte im domicil kleine und große Zuhörer. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Lina Knörr (mit Band) begeisterte im domicil kleine und große Zuhörer. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Lina Knörr ist eine Stilistin in Sachen Jazz. Ihre klare warme Stimme ist für diese Musikrichtung prädestiniert. Erstaunlich, welche ausdrucksstarke Stimme so eine zierliche junge Frau haben kann.

Einfühlsam und mit Einflüssen aus unterschiedlichen musikalischen Genre wie Jazz, Blues, Swing Funk, Gospel oder Pop zeigte sie ihr Können. Die Kollegen an den Instrumenten konnten ihre Fähigkeiten und Improvisationstalent mit eindrucksvollen Solo-Einlagen unter Beweis stellen.

Da hielt es auch die kleinen Zuhörer nicht auf dem roten Teppich.

Die Kinder tanzten nicht nur, sondern zeigten später auch Rhythmusgefühl mit ihnen zur Verfügung gestellten Rasseln. Bei einer Ballade schwangen und warfen sie leichte bunte Tücher durch die Lüfte. Alle hatten außerdem sichtlich ihren Spaß. Bei diesem Familienkonzert wurden die Kinder nicht nur einbezogen, sondern ihnen auch einiges zum Jazz kindgerecht vermittelt.

Eine sinnvolles und gutes Angebot für Familien und ganz besonders für die kleinen ZuhörerInnen.

Für das Klangvokal Festival wiederum ist es auch wichtig, solch großen Talenten eine Plattform zu bieten.