Skulpturen von Elaine Cameron-Weir im Dortmunder Kunstverein

Eine futuristische Alchemistin: Elaine Cameron-Weir zu Gast im Dortmunder Kunstverein.
Eine futuristische Alchemistin: Elaine Cameron-Weir zu Gast im Dortmunder Kunstverein.

Im Dortmunder Kunstverein sind vom 26. Mai bis zum 22. Juli 2018 acht besondere Skulpturen der in Kanada geborenen jungen Künstlerin Elaine Cameron-Weir unter dem Titel „exhibit from a dripping personal collection“ zu sehen.

Die acht ähnlich gestalteten Skulpturen wurden von der Künstlerin bewusst mit unterschiedlichen natürlichen Materialien wie Mineralien oder Kuh-Leder und handgemachten Elementen und Utensilien aus der Medizin und der Wissenschaftsbranche kombiniert.

Die Metallstrukturen aus Edelstahl spannen einen Fallschirm mit vier horizontalen und vertikalen Stangen ein. Der cremefarbene Stoff wird auf der Rückseite und an den Seiten von schwarz-braunem Leder festgehalten und mit silbernen Nieten befestigt.

Die Metallstangen bilden ein kreuzförmiges Gitter, über die sich der weiche Stoff überlappt und gleich einem Korsett eingezwängt wirkt. Die in der Luft hängenden Skulpturen werden durch Seilrollen, Stahlseile und stabilisiert durch Sandsäcke in ihrer Stellung gehalten.

Sie sehen nur auf dem ersten Blick sehr ähnlich aus. Beim genauen Hinsehen erkennt man, wie bei uns Menschen, die individuellen Unterschiede.

Die Schwerkraft ist überall präsent und der Kontrast vom weichen Stoff und hartem Stahl wecken Assoziationen zur Ambivalenz zwischen Leben und Tod oder Ekstase und Schmerz.

Es wird zudem noch eine weitere Verbindung, von Vergangenheit und Zukunft geschaffen. Der Fallschirmstoff, erkennbar durch einem „Army“ – Aufdruck, stammt aus den Beständen der US-Army (Zweiter Weltkrieg) und ein wichtiges historisches Zeugnis. Die „neuen Technologien“ repräsentieren dagegen die Zukunft.

Die Mischung von neu gefertigten industriellen Materialien und Gegenständen, die eine Vorgeschichte und assoziative Formen (wie hier der Fallschirm) erkennen lassen, deuten auf evolutionäre Momente der Menschheit hin. Sie eröffnen den Betrachtern die Möglichkeit zu einer innere Reise in ein kollektives Gedächtnis, und eventuell zum kreativen Nachdenken über die bisherigen technologischen Entwicklungen und die weitere Zukunft der Menschheit anregen.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die durch die Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung im Rahmen des Förderpreises „Kataloge für junge Künstler“ sowie durch die Innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft gefördert wird.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 25. Mai 2018 um 19.00 Uhr im Dortmunder Kunstverein (am U) statt.

Am Samstag, den 26. Mai 2018 wird dem Publikum zudem um 14:00 Uhr die Gelegenheit zu einem Künstlergespräch mit Elaine Cameron-Weir geboten.

Weitere Informationen unter: info@dortmunder-kunstverein.de




Ausstellung des Künstlerduos Korpys / Löffler im Dortmunder U

Unter dem Titel „Korpys/Löffler – Personen, Institutionen, Objekte, Sachen“ zeigt der Hartware Medien Kunst Verein (HMKV) in seinen Räumlichkeiten auf der 3. Etage des Dortmunder U vom 26. Mai 2018 bis zum 23. September 2018 elf Installationen und Werkserien der beiden Medienkünstler aus den letzten zwei Jahrzehnten, darunter auch eine als Premiere.

Die gelernten Fotografen mit derzeitiger Professur an der Hochschule für Künste Bremen setzen sich auf ihre ganz eigene Art mit dem aktuellem Thema „Überwachungsstaat“, im verborgenen agierende Exekutivorgane wie das Bundeskriminalamt oder Bundesnachrichtendienst, ebenso wie der Polizei oder aber mit dem US-Präsidenten als personifizierte Obrigkeiten künstlerisch auseinander. Als Ausdrucksmittel benutzen sie dabei die Fotografie, Videos, Objekte und Sound-Untermalung als wichtigen Bestandteil. Andree Korpys (*1966) und Markus Löffler (*1963) beobachten die Machtstrukturen und nehmen vor allem die nicht so im Fokus stehende Nebenschauplätze genau ins Visier.

Sie wenden die Methoden des modernen Überwachungsstaats auf die für Organe dieses Staates selbst an und geben mit ihren Kunstwerk-Kompositionen Einblicke in den Mechanismus ihres Funktionierens.

Elf Installationen und Werkserien von Andree Korpys (links) und Markus Löffler sind im Hartware Medienkunstverein (HMKV) zu sehen.
Elf Installationen und Werkserien von Andree Korpys (links) und Markus Löffler sind im Hartware Medienkunstverein (HMKV) zu sehen.

Personen, Institutionen, Objekte, Sachen ist zugleich der Titel einer jüngeren Videoinstallation. Das Künstlerduo beobachtete den Neubau des Bundesnachrichtendienstes in Berlin (seit 2017 bietet dieser mit 1,1 Milliarden Euro Kosten teuerste vom Bund realisierte Gebäude Platz für 4.000 Agenten) mit „nachrichtendienstlichen Methoden“. Sie hatten das Geschehen von einem abbruchreifen Nachbarhaus aus im Blick, vorzugsweise wurde mit Super 8 gefilmt. Das zentrale Organ der Auslandsaufklärung selbst ein Objekt der Beobachtung. Eingeblendete Objekte als „sichergestellte Indizien“ ergänzen die präzise Arbeit Über drei parallel abgespielte Bildebenen der Installation legten sie eine Vier-Kanal-Tonspur. Darüber werden immer wieder aufgezeichnete Anrufe eingestreut. Angerufen wurden wurden dabei zahlreiche Unterabteilungen des Nachrichtendienstes.

Eine andere Installation beschäftigt sich mit der Eröffnung des Hauptsitzes der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt im Jahr 2015.

Besonders beeindruckend beim Presserundgang war der die Videoinstallation „Gesang der Jünglinge“ von 2009. Dort sind Polizisten bei einer sogenannten „TASER-Schulung“ zu sehen. Es handelt sich dabei um eine Trainingseinheit zum Einsatz von Elektroimpulswaffen in einer Kaserne in Kaiserslautern. Die jungen Polizisten wurden genötigt, sich „mutig“ als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen. Die Folgen der Lähmung und den Zusammenbruch konnte man hautnah miterleben. In Zeitlupe und Nahaufnahmen der Gesichter war eine Mischung aus Angst und Faszination zu erkennen.

Ein Highlight der Ausstellung ist sicherlich das Video „Echokammer“ (2018), das in einer Premiere zu sehen ist. Es entstand beim G20-Gipfel in Hamburg im Juli 2017 sowie auch beim Staatsbesuch Barrack Obamas 2013. Hier wird sehr deutlich, wie wenig sich die Gipfelabläufe von den Protesten beeinflussen ließen.

In weiteren Arbeiten widmen sich die Künstler den Aldi-Gründer (DISCOUNT, 2015), besuchen in der amerikanischen Abteilung Ground-Zero in New York (Reflecting Absense, 2016). Die unsichtbare „Macht am nuklearen Zerstörungsknopf“ des US-Präsidenten wird in (Nuclear Football) thematisiert.

Humorvoll ironisch behandelt die Sience-Fiction-Story „The last American“ (1889) von John Ames Mitchell eine in der Zukunft angesiedelte Geschichte aus der Sicht eines Persers, der in Amerika den „letzten Amerikaner“ erschießt und dann „Requisiten“ als Hinweis auf die dortige „Kultur“ sammelt.

Man sollte sich viel Zeit nehmen für diese Ausstellung. Allein die Video-Sequenzen dauern 20 bis 40 Minuten.

Der Eintritt ist frei, und so können die Besucherinnen und Besucher auch spontan mal öfter vorbei schauen. (Spenden werden natürlich gerne angenommen).

Die Eröffnung mit Begrüßung und Einführung durch Dr. Inke Arns (Direktorin HMKV) findet am Freitag, den 25. Mai 2018 ab 19:00 Uhr (bis 22:00 Uhr) auf der Ebene 3 im Dortmunder U statt.

Vor Ort: Andree Korpys und Markus Löffler (Künstler der Ausstellung)

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Kunsthalle Tübingen und dem Kunstverein Braunschweig.