Die Magd Zerline – und aufwühlender Seelenlärm

Am Donnerstag den 19.04.2018 hatte das Solo-Stück „Zerline“ nach dem Roman „Die Schuldlosen“ von Hermann Broch unter der Regie von Matthias Rippert im Studio des Dortmunder Schauspiels . Im Gegensatz zu früheren Inszenierungen erzählte hier eine junge Frau, die Schauspielerin Marlena Keil vom Schauspiel-Ensemble eindrucksvoll im Rückblich die Lebens-beichte der alten Magd Zerline“. Diese war lange Jahre als Dienstmädchen bei einer Baronin, deren Mann samt Tochter Hildegard angestellt. Sie erzählt die Geschichte an einem Sommernachmittag einem sich (fiktiv) im Raum befindenden Mieter Herr A. (Andreas).

Im Hintergrund des Studios ist nur eine marode Wand mit einem großen Elch-Geweih zu sehen. Symbolisch steht das Bühnenbild für einen bedeutenden Ort in der Geschichte.

Es ist der Ort, wo sowohl die Baronin und andere Geliebte, auch Zerline ein Verhältnis mit dem Herrn von Juna. Dieser ist auch der leibliche Vater von Hildegard.

Nach dem Prolog geht für kurze Zeit das Licht.

Aus einem auf die Bühne gebrachten alten riesigen Koffer steigt langsam die „alte Zerline“ langsam schlürfend und gebückt mit altem Mantel und Hut aus ihren Erinnerungen heraus. Eine dramaturgisch starke Idee in dieser Inszenierung.

Die neunzig Jahre alte Zerline wird auf der Bühne durch ihren Erinnerung wieder als junge Frau lebendig. Die Zuschauer werden sozusagen in ihre Lebensgeschichte hineingezogen.

Zerline (Marlena Keil) berichtet über ihr unerfülltes Liebesleben. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Zerline (Marlena Keil) berichtet über ihr unerfülltes Liebesleben. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Es ist eine Geschichte voll Sehnsucht nach einer erfüllten Liebe, Begehren und Schmerz, Neid, Stolz und Heimtücke. Es ist eine große Liebesgeschichte der Magd Zerline. Sie begehrte von Juna, war aber vor allem in tiefer Liebe dem Baron zugetan. Das Stück bietet aber auch einen Einblick in die politisch-gesellschaftliche Befindlichkeit in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Auf eindringliche Weise zeugt die Erzählung von der Individualisierung, Vereinsamung und Verunsicherung der Menschen. Das zeigt etwa die „Entscheidungs-Schüchternheit“ des Herrn von Juna, der sich wie viele andere, passiv „vom Schicksal“ treiben lässt. So werden sie „schuldlos schuldig“. An dieser Stelle hat die Aufführung einen aktuell Bezug zu unserer gegenwärtigen Situation.

Marlena Keil bringt die Zerline mit jeder Geste lebendig und ausdrucksstark für das Publikum auf die Bühne. Alle Facetten der Persönlichkeit in ihrem Stolz und Verletzlichkeit werden von ihr einfühlsam dargestellt. Mal schüchtern und tragikomisch, dann wieder in ihrer Wut laut und deutlich. Das Wort „Seelenlärm“ spielt in der Erzählung von Broch eine bedeutende Rolle. Es steht für die Sublimierung der Sexualität und wird von Zerline oft etwas verächtlich verwendet.

Die schöne und etwas verquere Sprache von Hermann Broch hat eine bildhafte Kraft. Die erotischen Passagen der finden in den sinnlichen Gesten der Schauspielerin einen starken Ausdrucksform. Eine Paraderolle für die junge Schauspielerin, die mit ihrer starken Präsenz das Publikum beeindruckte.

Weitere Vorstellungstermine: 03.05.2018 und 30.05.2018 jeweils um 20:00 Uhr

Informationen erhalten sie wie immer unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Musik mit weit_sicht im Dortmunder Konzerthaus

Unter dem Motto „weit_sicht“ luden die Dortmunder Philharmoniker am 17./18.04.2018 zum 7. Philharmonische Konzert in das hiesige Konzerthaus ein. Ars tremonia war am 17.04.2018 mit dabei. Für den verhinderten Leo McFall konnte der renommierte rumänische Dirigent Cristian Mandeal gewonnen werden.

Auf dem Programm standen eine Komponistin und zwei Komponisten die mit ihrer fundamentalen romantischen und kraftvollen Musik ihrer Zeit voraus waren und Entwicklungen und Umbrüche weitsichtig erahnten.

Der Abend begann mit dem Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll op. 79 von Carl Maria von Weber (!786-1826) gilt als der erste echte Romantiker, deren Oper „Freischütz“ meisterhaft Stimmungen musikalisch vermitteln konnte. Am Klavier begleitete der Pianist Andreas Boyde aus Oschatz in Sachsen virtuos das Orchester.

Andreas Boyde spielte Werke von von Weber und Clara Schumann. (Foto: © Thomas Malik)
Andreas Boyde spielte Werke von von Weber und Clara Schumann. (Foto: © Thomas Malik)

Grundlage für das Konzertstück war ein, durch seinen Sohn Max Maria überliefertes, von Carl Maria selbst entworfenes Programm. Eine Burgfrau wartet auf ihren Geliebten, einem Kreuzritter. Musikalisch durchleben all ihre Emotionen. Die Ängste, das Bangen und die Hoffnung, dass ihr Geliebter überlebt. Nach einem melodisch schwelgenden Anfang durch die Holzbläser und Streicher, setzt das Klavier ein und nach und nach mischen sich Töne des Zweifels (der Burgfrau) ein.Das Fagott leitet dann am Ende die Rettung in Form eines triumphalen, sich grandios steigernden Marschs hinzu einem ekstatischen Finale.

Sein virtuoses Können und Sensibilität am Klavier durfte Boyde auch bei Clara Schuhmanns (1819-1896) Klavierkonzert a-Moll op. 7 unter Beweis stellen. Alle drei Sätze sind durch ein Wechselbad verschiedener Stimmungen gekennzeichnet. Nach einem wechselhaften Anfangssatz folgt ein poetisch-romantischer Mittelsatz, den der Pianist gefühlvoll interpretierte. Zum Ende hin führt der letzte Satz am hin zu einem grandiosem Schluss. Der von Clara Schuhmann zwischendurch gezielt beigemischte romantische Tonfall und der Wechsel von lyrischer Schönheit und technischer Kunstfertigkeit sind nicht nur eine Herausforderung für den Pianisten und das Orchester, sonder waren zur damaligen Zeit etwas neues.

Nach der Pause die 1. Sinfonie c-Moll op. 68 von Johannes Brahms. Auf dem lastete schwer der große Schatten der gewaltigen Sinfonien von Ludwig van Beethoven. Nach eine imposanten großen Eröffnung im ersten Satz zeigte sich die eigene Handschrift Brahms besonders in den poetisch-lyrischen und dann wieder stark expressiven Mittelsätzen. Der vierte Satz beginnt geheimnisvoll ohne zunächst scheinbar von der Stelle zu kommen. Anklänge an Beethoven sind in den jubilierenden fröhlichen kurzen Passagen zu erkennen. Die Wendung von c-Moll nach c-Dur gegen Ende ist wohl eine Hommage an Beethovens Formprinzip aus seiner 5. Sinfonie.

Ein künstlerischer „Ortswechsel“ in der Galerie Dieter Fischer

Die Galerie Dieter Fischer im Depot in zeigt vom 20.04.2018 bis zum 20.05.2018 unter dem Titel „Ortswechsel“, Objekte neun Werke des Dortmunder Bildhauers, Objekt- und Installationskünstlers Karl Emil Wiele. Der Künstler kam 1968 nach Dortmund und hat noch ein Atelier in Tschechien. Er verwendet verschiedene Materialien wie zum Beispiel Stein, Bronze, Wachs. Daraus ergeben sich verschiedene Arbeitsweisen für den vielseitigen Wiele. Schwerpunkt seines Interesses ist der menschliche Körper im Kontext zu seiner Umgebung. Er stellt so Querverbindungen zwischen Bildern, Objekten und dem vorgegebenen Raum her.

Bei Karl Emil Wiele fallen die Figuren beinahe aus dem Rahmen.
Bei Karl Emil Wiele fallen die Figuren beinahe aus dem Rahmen.

So entstehen auch Assoziationsräume für die Betrachter. Bei seinen aktuellen Werken nehmen die kleinen menschlich stilisierten Figuren einen „Ortswechsel“ um einen teilweise vergoldeten Rahmen vor. Die Figuren sind von unterschiedlich kleiner Statur. Alle sind aus gehärtetem Gips mit einem Eisenkern geschaffen. Ihre Oberfläche hat eine natürlich warme braune Färbung aus Eisenoxyd.

Normalerweise wird „Rost“ nicht als schön empfunden. Der Künstler arbeitet besonders gerne mit Gegensätzen und stellt sie dem „edlen“ teilweise vergoldeten oder mit goldenen Schlagmetall versehenen Rahmen gegenüber. Es zeigt, dass unedles edel werden kann.

Die Figuren, egal ob männlich oder mal weiblich, fallen mal aus dem offenen Rahmen heraus, verstecken sich am Rand oder wenden uns den Rücken zu. Keine Figur hat die gleiche Position und die Rahmen sind unterschiedlich geformt. Wiele gibt den Werken bewusst keine Namen. Die Assoziationen sollen Betrachter selbst entstehen. In der Mitte des Raumes ist ein Sockel mit einer Figur in einem geschlossenen Glaskasten darauf plaziert, die auf einem kleinen roten Samtkissen sitzt. Es steht für eine „Goldenen Käfig“ und eine Art „Komfortzone“.

Eine weitere Dimensionen entsteht, so der Kurator Hartmut Gloger, durch die Schattenbildungen an der Wand.

Die Vernissage für diese Ausstellung in der Galerie Dieter Fischer im Depot findet am

Freitag, den 20.04.2018 um 19:00 Uhr statt.

Einführung: Dr. Hermann Ühlein

Musik: Siegfried Hiltmann, Saxophon

Finissage: Sonntag, 20.05.2018, 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Öffnungszeiten: Donnerstags 17:00 Uhr bis 20:00 Uhr (und gerne nach Vereinbarung).

Kurator Hartmut Gloger : 0171 2647972

Kohle weg ?! – Ausstellung um den Wert der Dinge

In diesem Jahr schließt die letzte Zeche im Pott. Was bleibt und was ist wertvoll? Die UZWEI (Zentrum für kulturelle Bildung) im Dortmunder U stellt die Frage nach dem Umgang mit Geld, mit Werten und dem wesentlichen Unbezahlbaren.

Kinder der 3. und 4. Klasse der Petri-, Oesterholz- und Fine-Frau-Grundschule, sowie die UZWEI Fotosterne haben sich im letzten Jahr diesem Thema in Kooperation mit bodo. e.V./Das Straßenmagazin und der Schuldnerberatung SKM (Caritas) angenommen.

Unter dem Titel „Kohle weg?! Von wertvoll bis unbezahlbar“ entstand eine Mischung aus Ausstellung, Installation und Aktion zum Umgang mit Geld und dem, was einem wichtig ist.

Den Kontakt zu den Schulen managte Projektmitarbeiterin Franka Schlupp.

Die beteiligten Kinder drei Schulen hatten fantasievolle Ideen, wie zum Beispiel ihre „Traumstadt Dortmund“ aussehen sollte. Mit Fotos und einem selbst gestalteten Mobile, stellten sie dar, wie es aussehen würde, wenn sie reich wären. Gemalte Kohlezeichnungen zeigen ihre unterschiedlichen Vorstellungen, was ihnen besonders wertvoll ist. Schwieriger war es für sie, das Gefühl künstlerisch in Bilder zu fassen, wenn jemandem etwas wertvolles weggenommen würde.

So sieht der Kaufladen aus, wo Besucher für 1 Uro symbolische Werte einkaufen können.
So sieht der Kaufladen aus, wo Besucher für 1 Uro symbolische Werte einkaufen können.

Spannende Aktionsideen, szenografisch gestaltet von Lena Wesholowski, Simone Wanzke und Alisha Weder, erwarten die Besucher der Ausstellung. So können sich mit ihrem Foto an einem „Gelddruckautomaten“ die Währungsscheine „je 1 Uro“ ausdrucken lassen und an einem liebevoll gestalteten „Kaufladen“ symbolisch Werte wie Familie, Zeit, Liebe und Natur, oder Süßigkeiten, Getränke, Haus, Auto erwerben. Was wird wohl am meisten „gekauft“? Auf dem Boden sind farbige Wegweiser und für den Sound (Kaufhaus) und Interviews mit Kindern zum Thema sorgt Max Walter.

Mit eine bodo-Aktion mit Einweg-Kameras, soll der „wertvollste Moment“ festgehalten werden.

Übrigens: Beim Kaufladen können Besucher auch einen Leinenbeutel mit den Symbolen für 1,- Euro erwerben. Der Erlös geht an bodo e.V./ Das Straßenmagazin.

Eine besondere Idee hatten junge Leute in Kooperation mit der Schuldenberatung SKM. Um auf die Armutsproblematik aufmerksam zu machen, entwickelten sie großformatige Fotografien (Einzel-oder auch Gruppenfoto) von sich mit dem Slogan „Keine Armut“ in den verschiedensten Sprachen.

Es gibt also genug Denkanstöße, um sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Die Eröffnung der Ausstellung ist am Donnerstag, den 19.04.2018 um 18:00 Uhr im Dortmunder U auf der zweiten Etage. Die Ausstellung geht bis zum 01. Juli 2018.

Eintritt: frei!

Mehr Infos unter: http://aufderuzwei.de/

Zerline – eine Geschichte um Liebe und Lebenslügen

Mit „Zerline“ nach dem Roman „Die Schuldlosen“ von Hermann Broch bringt das Schauspiel Dortmund in seinem Studio am Donnerstag, den 19.04.2018 um 20:00 Uhr ein altes Traditionsstück unter der Regie des jungen Regisseurs Matthias Rippert auf die Bühne.

Die beliebte Schauspielerin Uta Herrmann spielte im reiferen Alter vor über zwanzig Jahren lange die „Magd Zerline“ im Schauspielhaus unserer Stadt. Nun wird die Rückschau der Magd (Stubenmädchen) Zerline auf ihr Leben im Dienst einer Baronin von der jungen Schauspielerin Marlena Keil des aktuellem Ensembles erzählt. Während des Erzählens und der Erinnerungen wird Zerline somit wieder jung.

Es trifft sich gut, dass gerade diese Erzählung auch Teil der Diplomarbeit (Abschlussarbeit) von Marlena Keil am Max-Reinhardt-Seminar 2014 in Wien war. Keil ist seit drei Jahren festes Ensemble-Mitglied im Schauspiel Dortmund und spielte unter anderem die Tochter Jean in Tracy Letts‘ „Eine Familie“ (Regie Sascha Hawemann). Zuletzt war sie als Hauptfigur Orlando in der Regie von Laura N. Junghans im Studio und auf der großen Schauspielhausbühne in Claudia Bauers „Schöpfung“ zu sehen. Nun ihr erstes Solo-Stück.

Zerline (Marlena Keil) berichtet aus ihrem Leben. (Foto: Christian Mair)
Zerline (Marlena Keil) berichtet aus ihrem Leben. (Foto: Christian Mair)

Die Inszenierung beginnt mit dem Prolog des ominösen Herrn A. an einem heißen Sommernachmittag. Die Magd Zerline hält Rückschau auf ihr Leben bei der Baronin und deren Tochter. Es ist eine Lebensbeichte voller Sehnsucht, Begehren und Schmerz, gepaart mit Neid, Stolz und Heimtücke. Zerline ist tief in das Leben der Herrschaft verstrickt. Zuletzt gipfelt der Nachmittag im Anzetteln eines Mordprozesses.

Nach Hannah Arendt ist es eine der größten Liebesgeschichten. Die Erzählungen umfassten den Zeitraum zwischen 1913 und 1933. Zwischen den Kriegen fand ähnlich wie heute eine Vereinsamung, Individualisierung und Entpolitisierung der verunsicherten Menschen statt.

Wie von einem „Schicksal“ getrieben, passieren die Geschehnisse den Menschen, die schwach in ihren Entscheidungsfindungen sind.

Das Stück wird, so Keil, von Brochs schönen und verqueren Sprache und von gezielt eingesetzter Musik getragen.

Neben der Premiere sind am 03.05.2018 und am 30.05.2018 jeweils um 20:00 Uhr weitere Aufführungen des Stücks vorgesehen.

Informationen und Karten unter: 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Künstlerische Beobachtungen von Günter Rückert im Kunstbonbon

Die kleine aber feine Galerie Kunstbonbon in der Chemnitzer Str. 11 zeigt vom 21.04.2018 bis zum 19.05.2018 unter dem Titel „Schräg hinten ist gerade vorn“ (der Name ist Programm) Zeichnungen und Malerei (Aquarell und Acryl auf Holz und Leinwand) von dem in unserer Stadt bekannten Künstler Günter Rückert.

"Die Salamijacke" von Günter Rückert. Zu sehen in der Galerie "Das Kunstbonbon".
„Die Salamijacke“ von Günter Rückert. Zu sehen in der Galerie „Das Kunstbonbon“.

Dieses Allround-Talent ist vielen auch noch als Mitbegründer des legendären Rocktheater Nachtschicht und vor allem auch als Regisseur des Geierabends in guter Erinnerung. Er besitzt die seltene Gabe, auch völlig alltäglichen Situationen etwas Skurriles abzugewinnen. Mit seiner genauen Beobachtungsgabe setzt er sich künstlerisch mit den Widrigkeiten des alltäglichen Lebens und gesellschaftlichen Problemen humorvoll und „augenzwinkernd“ verständnisvoll auseinander. Sich in deprimierendem Fatalismus zurückzuziehen, ist nicht sein Ding.

Vor zwei Jahren konnte man sich von Rückerts Bildern über die Nordstadt in der städtischen Galerie Torhaus Rombergpark überzeugen.

Bei der Vernissage um 15:00 Uhr am 21.04.2018 dürfen sich die Besucherinnen und Besucher zudem auf den Saxophonisten Wim Wollner freuen. Er wird dem Künstler dann musikalisch zur Seite stehen. Wir dürfen gespannt sein, was uns da erwartet.

Die Ausstellung ist bis zum 19.05.2018 dienstags (13 – 18 Uhr), freitags (15 -20 Uhr) und samstags (12 – 15 Uhr) zu sehen.

Das Damenkarussell dreht sich im Theater Fletch-Bizzel

In einer Wiederaufnahme-Premiere zeigt das Fletch Bizzel am 20. April 2018 das Theaterstück „Damenkarussell“ in einer Inszenierung von Hans Peter Krüger. In acht tragikomischen Szenen und jeweils vier unterschiedlichen Rollen – umrahmt von Chansons – treffen die beiden Vollblut-Schauspielerinnen Bianka Lammert und Jule Vollmer aufeinander. Sie spiegeln dabei ein buntes Spektrum aus dem Frauenalltag wieder.

Jule Vollmer (links) und Bianka Lammert laden zu einer Fahrt im Damenkarussel ins "Fletch Bizzel". (Foto: © Fletch Bizzel)
Jule Vollmer (links) und Bianka Lammert laden zu einer Fahrt im Damenkarussel ins „Fletch Bizzel“. (Foto: © Fletch Bizzel)

So diskutiert zum Beispiel die Politikerin mit der Putzfrau, die Künstlerin begegnet der Steuerberaterin, die Mutter besucht die Tochter, zwei Schwestern planen den Alterswohnsitz der Mutter oder Freundinnen helfen sich über die Wechseljahre hinweg.

Bianka Lammert und Jule Vollmer konnten auch schon in diversen Rollen im Kinder-und Jugendtheater und dem Theater im Depot überzeugen. Mit viel Spielfreude gewähren sie nun einen Einblick in die unheimlichen Sphären der weiblichen Seele.

Mal frech, melancholisch, witzig und manchmal auch philosophisch.

Die Premiere ist 20. April 2018 um 20:00 Uhr im Theater Fletch Bizzel (Humboldtstr. 45, 44137 Dortmund).

Eine weitere Vorstellung gibt es am Samstag, den 21.April 2018 um 20:00 Uhr.

Informationen und Karten unter: Tel. 0231/ 142525

Der Orient-Express machte Halt in Dortmund

Mit dem Handlungsballett „Mord im Orient-Express“ nach Motiven Agatha Christie zauberte das NRW Juniorballett eine facettenreiche Variante des Stückes auf die Bühne. Die Choreografien stammten überwiegend von Demis Volpi, aber auch von Craig Davidson, Xenia Wiest und Juanjo Arqués. Bericht von der Dortmunder Premiere am 14. April 2018.

Nein, das Stück ist keine tänzerische Umsetzung des Buches oder des bekannten Films von 1974, Volpi geht es auch um die Atmosphäre der Zugfahrt, die im winterlichen Jugoslawien durch Schnee unterbrochen wird. Vor allem diese abstrakten tänzerischen Elemente bilden den Gegensatz zu den konkreten sinnhaften Abschnitten.

Abfahrt des Zuges aus dem Bahnhof. (Foto: © Bettina Stoess)
Abfahrt des Zuges aus dem Bahnhof. (Foto: © Bettina Stoess)

Die Geschichte beginnt mit der Abfahrt des berühmten Zuges, die sehr lebendig dargestellt wird, so dass die Zuschauer fast schon die Dampflok sehen können. Sehr emotional war auch der dritte Abschnitt „Das Opfer“, dargestellt ganz in Rot, kann sie dem Täter nicht entkommen. Eine sehr schöne Choreografie von Davidson. Dieser Teil ist eine Art Rückblende, denn es geht hier um den Mord an Daisy Armstong, für die der Täter zum Schluss im Zug zur Rechenschaft gezogen wird.

Natürlich ist dem Detektiv Hercule Poirot eine spezielle Choreografie gewidmet, die auch seine spezielle Kopfbedeckung in den Mittelpunkt stellt.

Höhepunkt des Stückes war das zwölffache Pas-de-deux „Der Täter“, in dem der Mord an Cassetti durch die zwölf Beteiligten getanzt wird. Denn Cassetti hatte am Anfang ja Daisy Armstrong ermordet und wird nun im Zug von den anderen gemeinsam umgebracht.

Die Musik passte sehr gut zu den Choreografien. Neben Jazz von Duke Ellington oder Bill Dixon gab es zeitgenössische Komponisten wie Erkki-Sven Tüür, Philipp Glass oder David Lang.

Die zwölf Tänzerinnen und Tänzer des NRWJuniorenballetts präsentierten ein ungewöhnliches Stück mit einer facettenreichen und tänzerisch starken Vorstellung.

Maxim – Sehnsucht nach Akzeptanz und Glück

Mit der Premiere von Anne Leppers Stück „Maxim“ unter der Regie von Andreas Gruhn entführte das Ensemble des Dortmunder Kinder- und Jugendtheater das Publikum am 13.04.2018 in eine traumhafte Entwicklungs-Geschichte. Es geht um Identität, Ausgrenzung, Anmaßung, Anpassung und die Suche nach Liebe und Glück.

Die Außenseiter Mary-Lou (Ann-Kathrin Hinz) und Max (Philip Pelzer) werden in der Schule gemobbt. Mary-Lou ist etwas zu dick und Max spielt als Junge immer noch mit Puppen. Die Ausgrenzung wurde durch Maskierung der Peiniger visuell eindringlich dargestellt. Um einen Ort zu finden, wo sie so sein können wie sie sind, fliegen sie zusammen mit dem jungen Bär (Andreas Ksienzyk) und Hund (Rainer Kleinspel) in einem Express-Ballon zunächst zum Mond. Bär und Hund sorgten für einige komische Momente. Die Reise wurde mit Hilfe einer Leinwand mit kleinem Treppenzugang und drei von der Bühne hängenden durchsichtigen Bällen als Projektionsfläche wurde äußerst fantasievoll genutzt. So entstanden viele bunte assoziative Bilder. Auf dem Mond gibt es keine Gesetzte, keine Regierung oder Erwachsene. Alles scheint wunderbar, und zusammen mit drei schrillen Mondelfen feiern sie eine andauernde Party und tanzen Cha Cha Cha und Boogie Woogie. Die Schauspielerinnen Bianka Lammert, Johanna Weißert und Bettina Zobel hatten als „Mondelfen“ einen nicht nur optisch glamourösen Auftritt mit ihren Glitzer-Outfit im Stil der 1970iger Jahre. So würden sie in jeder Disco aufsehen erregen. Doch die Mondpolizei übt eine Schreckensherrschaft aus. Mondpolizist Thorsten Schmidt überzeugte auch als ehemaliger Schulfreund von Max. Zudem hatte er auch einen besonderen musikalischen Auftritt als David Bowie. Gesungen wurde unter anderem auch von den vier Reisenden in ihrer Erwartung eine umgearbeitete spezielle Version von „Go West“ (Pet Shop Boys).

An der Seite warnen und Winken ab und zu die aus dem Struwwelpeter bekannte Minz (Bianka Lammert) und Maunz (Johanna Weißert) die Katzen.

Die Vier müssen weiter fliehen und finden auch bei der golden glitzernden Sonne (Bettina Zobel) nicht ihr Glück. Die Suche nach dem Sehnsuchtsort muss immer weiter gehen.

Das Stück kommt nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und bietet keine fertigen Lösungen.

Zum Schluss wird nur eines klar. Zusammen und mit Freunden geht alles leichter.

Eine gelungene Vorstellung, mit viel Spielfreude und Humor vom Ensemble mit wunderschönen Kostümen auf die Bühne gebracht. Es gab aber auch nachdenklich-poetische Momente. So zum Beispiel, als die unglückliche Mary-Lou (Ann-Kathrin Hinz) ganz leise „Schenk‘ mir doch ein kleines bisschen Liebe“ (Frau Luna, Paul Lincke) singt. Ein großes Kompliment auch an Joeri Burger für die „fetzigen“ Choreografien.

Informationen über weitere Aufführungstermine erhalten sie wie üblich unter =231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Positive Bilanz beim Projekt „Kulturagenten für kreative Schulen“

Im Dortmunder Kulturbüro gab es am 12.04.2018 ein Bilanztreffen für die Fortsetzung des bundesweiten Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“. Es war eine Initiative des Bundes und der Stiftung Mercator.

Dieses Projekt war 2011 zunächst für vier Jahre in fünf Bundesländern, darunter auch NRW, erfolgreich gestartet. Ziel des Programms war es, bei Schülerinnen und Schülern Neugier und Kenntnisse für Kunst und Kultur zu wecken. Außerdem sollten Reflexionsprozesse über die Möglichkeiten von Kunst und Kultur angestoßen werden.

Kulturagentinnen und Kulturagenten initiierten erfolgreich kulturelle Angebote und bauten zusammen mit Schulen in den Städte ein Netzwerk und Kooperationen mit verschiedenen Kulturinstitutionen auf. Dazu gehörten unter anderem die Theatersparten in Dortmund, das Konzerthaus, das Museum für Kunst und Kulturgeschichte oder die DASA.

Barbara Müller ist die Kulturagentin für das Netzwerk Dortmund. In der der zweiten Förderperiode seit 2016 konnten in hier bislang 21 Kunst- und Kulturprojekte an drei Schulen realisiert werden.

Hoffen auf eine Fortführung des Kulturagenten-Programms: (v.l.n.r.) Christian Hartwig (Kulturbeauftragter der Gesamtschule Scharnhorst), Svenja Pfeiffer, (Kulturbeauftrage Anne-Frank-Gesamtschule), Barbara Müller (Kulturagentin), Martina Bracke (stellv. Leiterin Kulturbüro), Rike Ahle (Kulturbeauftrage Reinoldi-Sekundarschule).
Hoffen auf eine Fortführung des Kulturagenten-Programms: (v.l.n.r.) Christian Hartwig (Kulturbeauftragter der Gesamtschule Scharnhorst), Svenja Pfeiffer, (Kulturbeauftrage Anne-Frank-Gesamtschule), Barbara Müller (Kulturagentin), Martina Bracke (stellv. Leiterin Kulturbüro), Rike Ahle (Kulturbeauftrage Reinoldi-Sekundarschule).

Die beteiligten Schulen sind die Anne-Frank-Gesamtschule, die Gesamtschule Scharnhorst und die Reinoldi-Sekundarschule. Das sind vor allem auch Schulen in sozialen Brennpunkten. Die Kinder bekommen von ihrem elterlichen Umfeld im kulturellen Bereich nicht viel mit.

Die Kulturbeauftragten dieser Schulen waren beim Pressegespräch anwesend und berichteten von dem großen Engagement der Schulen und ihrer Schüler.

Es wurde deutlich, wie wichtig diese Projekte für das Selbstbewusstsein und Selbstverständnis der Schüler ist. Wie alle betonten, ist es schon ein riesiger Unterschied, ob ein Lehrer der Schule etwas über Kunst und Kultur erzählt und mit ihnen arbeitet oder eben ein Profi.

Es ist eine Art „Persönlichkeitsbildende Maßnahme“, so Müller. Sie bietet den jungen Menschen zudem die Möglichkeit, sich mit der Stadt auseinander zu setzten.

Wichtig ist es, die Ergebnisse der Projekt in den verschiedenen Bereichen wie Schauspiel, Kunst, Musik oder Tanz auch der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Im Rahmen „50 Jahre Scharnhorst Ost“ am 01.Juli 2017 präsentierte sich unter dem Motto „Scharnhorst tanzt“ eine Tanz-AG der örtlichen Gesamtschule unter der professionellen Leitung von Joeri Burger erfolgreich dem Publikum.

Aktuell werden auch Workshops für Lehrerinnen und Lehrer angeboten um auch sie zu qualifizieren.

Im Juni 2018 ist geplant, die Arbeiten aller drei Schulen des Schulnetzwerkes in Dortmund zu präsentieren. Zu einem späteren Zeitpunkt mehr darüber.

Nun müssen wir ein nicht so erfreuliches Thema ansprechen: Die Finanzierung im nächsten Jahr und die Zukunft des wichtigen Projekts und der Kulturagenten. Das bisher genehmigte Kunstgeld fällt zum Beispiel im nächsten Jahr aus. Wie geht es mit den Kulturagenten weiter?

Lösungen und Antworten werden noch gesucht.