Eigensinn – autonome Arbeiten im Künstlerhaus

Das Künstlerhaus Dortmund zeigt vom 17. März 2018 bis 22. April unter dem Titel „Eigensinn – autonom und subversiv“ eine besondere Ausstellung. Organisierte das Künstlerhaus bisher in der Regel thematisch festgelegte Gruppenausstellungen, zeigen jetzt Künstlerinnen und Künstler unabhängig und frei entstandene Zeichnungen, Fotografie, Skulpturen, Installationen oder mediale Video-Arbeiten. Sie sind dabei autonom und die Besucher werden in die Situation „hineingeworfen“. Eigensinn bekommt einen „eigenen Sinn“. Die Künstler lassen den Betrachtern ohne einen Titel oder Themenvorgabe Freiheit für ihre persönlichen Assoziationen.

Konzept und Organisation übernahmen Elly Valk-Verheijen und Willi Otremba. Beim Konzept der thematischen Gruppenausstellung wurde versucht, übergreifende Gemeinsamkeiten aufzudecken. Dieser inszenierte Dialog zwischen den einzelnen Arbeiten lädt zum Vergleichen der Einzelpositionen ein. Zusammenhänge sollen scheinbar verständlicher werden. Dabei wird aber die autonome Wirkung der einzelnen Werke relativiert. Mit diesen künstlerischen Arbeiten können sich die Betrachter „frei“ ohne Begrenzungen durch Vorgaben auseinandersetzten.

Zu den KünstlerInnen:

Bei Peter Dobroschkes (Berlin) Zweikanalinstallation „Études à deux“ sieht man die Hände des Künstlers beim Zeichnen. Es werden – mit der Linken und der rechten Hand synchron – alle Spielge aus dem eigenen Besitz porträtiert. Diese Ansicht wird auf zwei Kameras aufgeteilt. Ein Bildschirm präsentiert die Linke, einer die Rechte. Ein Spiegelstreifen ist senkrecht auf die Mitte des Blattes gestellt und verdeckt jeweils einen Großteil der benachbarten Hand sowie die gesamten benachbarte Papierfläche. Die Mitte schafft absolute Symmetrie. Dem Künstler kommt es, wie er sagt, auf den Schaffensprozess als solchen an.

Peter Dobroschke vor seiner Arbeit "Étude à Deux", 2013, Zweokanalinstallation, miniDV.
Peter Dobroschke vor seiner Arbeit „Étude à Deux“, 2013, Zweokanalinstallation, miniDV.

Erich Füllgrabe stellt in einer komplexen technischen Konstruktion von Messeinrichtungen in seiner Installation (2015) ein Modell zur Prüfung „letteraler Osmoseprozess“ dar. Es geht um die Transformierung von verbalen Sequenzen, zum Beispiel Buchstaben wie E, I, G, N, oder S, als akustisch hörbare Frequenz erfahrbar zu machen. Er verschränkt Kunstsprache und Wissenschaftssprache und schafft so die Möglichkeiten für einen anderen Zugriff auf Realität. Eine interessante Diskussionsgrundlage.

Paul Hempt (Düsseldorf/Wien) stellt Objekte wie etwa Wegweiser-und Orientierungshilfen in der Schifffahrt in neue Zusammenhänge. Leise Hinweise für mehr Achtsamkeit. Dem Betrachter lässt er den Freiraum für die eigene Interpretation.

Michael Johansson beschäftigt sich in ungewöhnlicher Weise mit Dingen, die wir kennen. Er verdichtet und verwandelt zum Beispiel Objekte wie Bücher oder Koffer in Quader, die er präzise stapelt. So schafft er er eine Verbindung zu einem neuen Ort und kreiert neue Bedeutungen. Dabei spielt für ihn auch die passende Farbwahl eine wichtige Rolle. Diese starre Ordnung separiert die Gegenstände von ihrem Gebrauch. Das Gewöhnliche trifft das Ungewöhnliche.

Charlotte Mumm (Amsterdam) erschafft aus verschiedene Materialien Skulpturen. Sie ertastet konsequent deren Zwischenräume, sozusagen das „innere“ Eigenleben jenseits der äußeren Erscheinung. Das auszuloten ist ihr wichtig. Lesbare Strukturen sind eng verwoben mit abstrakten Strukturen. Widersprüche werden von ihr nicht gegeneinander ausgespielt oder neutralisiert.

Julia Oschatz (Berlin ) hat für ihre Arbeit einen besonderen Platz im Künstlerhaus. Die „Totenkammer“ der ehemaligen Zeche ist Ort für „Mit Toten tauschen, Tinte auf Papier und Videostill, 2016“. Wie sie verriet, hat sie das Gemälde „Die Grablegung Christi“ von Michelangelo Merisi da Caravaggio als Grundlage für ihre komplexe Arbeit genommen. Sie nimmt Einzelheiten aus dem Gemälde und transformiert sie einzeln in verschiedene künstlerische Ausdrucksformen wie Videos, Zeichnungen oder Malereien und stellt sie in den besonderen Raumzusammenhang. Im Zentrum ihrer Arbeit steht jeweils eine Figur mit eigentümlicher Maske aus diversen Materialien wie Pappe, Holz oder Schaumstoff, die den Kopf verdecken und zugleich auch erweitern.

Zu sehen ist auch eine Arbeit von Eva Chytilek (Wien). Sie hat eine raumgreifende Installation aus zwei Konstruktionen ähnlich einem Wascheständer. Darüber hängt eine Plastikplane, die mit aufgedruckten Fotografien bemalt sind. Die Blickperspektive wird jeweils verändernd auf die Objekte.

 

Die Eröffnung der Ausstellung findet im Künstlerhaus Dortmund am Freitag, den 16. März um 20:00 Uhr statt.

Öffnungszeiten: Do-So 16-19 Uhr

Weitere Informationen unter www.kh-do.de




Bruckners 8. Sinfonie – ein monumentaler musikalischer Gipfelsturm

Das 6. Philharmonische Konzert unter dem Motto „gipfel_punkt“ am 13. und 14.03.2018 der Dortmunder Philharmoniker unter engagierter Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz stand ganz im Zeichen von Anton Bruckners (1824-1896) späten 8. Sinfonie c-Moll (Fassung von 1890). Ars tremonia war am 14.03.2018 im Konzerthaus Dortmund mit dabei.

Wegen der vom Dirigenten Hermann Levi beklagten unmöglichen Instrumentation der ersten Fassung (1887), sah sich der Komponist genötigt, die ersten drei Sätze der Sinfonie neu zu fertigen. Nur das Finale basiert auf dem bereits vorliegenden Werk.

Dass Bruckner von Richard Wagner nicht nur tief beeindruckt und ihm ergeben war, ist bei dieser Sinfonie deutlich zu erkennen. Nicht nur das bis zu seiner Entstehungszeit größte zeitliche Ausmaß von 80 Minuten, auch die große Orchestrierung mit zusätzlichen Tuben und Hörnern sind bombastisch. Der dramatische Schicksalskampf hin zu einem dramatischen „gipfel_punkt“ ist stets zu spüren. Das Schicksal in Gestalt einer „Totenuhr“, die immer weiter tickt, ist auch durch die instrumentale Umsetzung zu verspüren.

Der erste Satz beginnt geheimnisvoll dunkel getönt und folgenden Motiven mit dramatisch an – und absteigenden Kadenzen. Die Steigerungen bekommen durch die mächtigen Klänge der Hörner und Tuben zum Gipfel hin eine besondere Kraft.

Der zweite Satz, ein Scherzo mit beträchtlicher Dimension, schreitet mit seinem steten Rhythmus markant voran, wobei zwischendurch träumerische und zartere Episoden als Ruhephasen nicht zu kurz kommen.

Auch der langsameren feierlichen dritten Satz ist auf ein aufsteigen starker (musikalischer) Kräfte ausgerichtet. Die Abwärtsfolge der Totenuhr aus dem ersten Satz erklingt wieder durch die tiefen Streicher und warmen Klänge der Tuben.

Höchste Konzentration bei Bruckners 8. Sinfonie bei Musikern und Dirigent. (Foto: Anneliese Schürer)
Höchste Konzentration bei Bruckners 8. Sinfonie bei Musikern und Dirigent. (Foto: Anneliese Schürer)

Der finale, feierliche vierte Satz führt nach einer kurzen Einleitung durch die Streicher in eine gewaltige Eröffnung durch die Blechbläser. In Bezugnahme auf die „Dreikaiserzusammenkunft“ zur Zeit der Komposition fährt Bruckner musikalisch alles auf, was für diesen Anlass für ihn dazu gehört. Streicher, Ritt der Kosaken, Trompeten und Fanfaren. Ob er dieses treffen tatsächlich vor Augen hatte, scheint heute fraglich. Das gehört zu den viele Mysterien und Geheimnisse, die sich um den Komponisten ranken.

Das zweite Thema des Satzes ist wieder von aufsteigenden Sequenzen durchdrungen. Nach einer kleinen Atempause kommt es am Ende zum entscheidenden Showdown im Schicksalskampf, dem sich der Mensch nach Bruckner letztendlich ergibt. Grandios lässt er in den letzten 13 Takten alle Hauptthemen der vier Sätze gleichzeitig erklingen.

Versöhnlich bietet das Finale eine C-Dur Variante des Hauptthemas aus dem ersten Satz.

Eine großartige physische und musikalische Leistung der Dortmunder Philharmoniker und ihrem Dirigenten.




Das Tierreich – ein Abbild vom Erwachsen werden

Der Jugendclub Theaterpartisanen des Schauspiel Dortmund hat unter der Regie von Theaterpädagogin Sarah Jasinszczak und in zweiter Kooperation mit der Jungen Tanzwerkstatt vier.D (Choreographie Birgit Götz) ein Stück nach „Das Tierreich“ von Nolte Decar entwickelt.

Dahinter verstecken sich das Autorenduo Jacob Nolte und Michael Decar.

Im Rahmen des Herbstcamps unter dem Motto „COME AS YOU ARE“ im letzten Jahr ist die Idee einer weiteren Zusammenarbeit und dem Stück als Grundlage entstanden.

Worum geht es? Die Sommerferien haben gerade angefangen. Sechzehn Jugendliche freuen sich auf eine schöne Zeit mit Baden, Federball spielen, Flirten und mehr. Sie fahren nicht in den Urlaub, sondern bleiben hier in ihrer Heimatstadt. Vor dem Hintergrund von Sonne, Federball, entfaltet sich ein regelrechtes Panorama des Erwachsenwerdens: Der erste Kuss, philosophische Fragen, romantische Verirrungen und deutsche Widerstandsgeschichte spielen eine Rolle. Als das „Schicksal“ in Form eines auf die Schule abstürzenden Leopard-II-Panzers in die Schule schlägt, ist die Unbeschwertheit gestört und die Jugendlichen müssen sich irgendwie dazu verhalten…

Die sechs jungen Theaterpartisanen (16-21 Jahre) und die sechs Beteiligten Damen (15 -21 Jahre) von der Jungen Tanzwerkstatt vier.D stellten sich die Fragen zum Thema Ferien: Was macht man,und was passiert in dieser Zeit.

Das Geschehen wird in dieser Inszenierung nach Dortmund-Hörde mit dem Phönix-See verortet.

Es werden viele Szenen gespielt, die (auch) durch atmosphärisch passender Hintergrundmusik unterlegt werden. Wie die Theaterpädagogin verriet, wird auch ein eine kleine Amateurband mit Luftgitarre (Federballschläger) mit einer Sängerin in der Gruppe dabei sein.

Die sechs jungen Damen von der Tanzwerkstatt haben neben den Tanzchoreografien eine wichtige Funktion.

Jeweils drei von ihnen verkörpern die beiden Zwillinge Elisabeth und Franziska Fürle. Diese kommentieren schön, böse und ironisch das Geschehen und die Charaktere der dargestellten Figuren. „Sie interagieren mit den Figuren,“ so Jasinszczak. Es ist eine Art „Verfremdung“.

Theaterpartisanen + Tanztheaterwerkstatt vier.D entführen ins "Tierreich". (Foto: ©Schauspiel Dortmund)
Theaterpartisanen + Tanztheaterwerkstatt vier.D entführen ins „Tierreich“. (Foto:
©Schauspiel Dortmund)

Die Figuren entwickeln sich unterschiedlich. Sie werden politisiert oder ziehen sich eventuell zurück. Dann ist da ja noch die Liebe. Am Ende der Ferien haben sich die jungen Menschen verändert. „Es ist ein Abbild vom Erwachsen werden und die Frage: Wie gehe ich mit „Schicksalsschlägen“ um?

Der Titel „Das Tierreich“ hat in mehrfacher Hinsicht seine Bedeutung. So wird auf der einen Seite im Stück ein grüner „Jaguar“ gefahren, der herabstürzende Leopard-II Panzer zu sehen, oder es spielt ein Chinchilla eine Rolle. Genau wie jedes Tier haben die Menschen ihre ganz eigene Individualität.

Für die Premiere am Samstag, den 17. März 2018 um 20:00 Uhr gibt es noch Rest-Karten.

Weitere Termine: Sonntag, der 18. März 2018 um 18:30 U oder am 25. April 2018 um 19:00 Uhr.

Weitere Informationen zu Terminen und Kartenbestellungen erhalten Sie wie immer unter: =231/ 50 27 222 oder unter www.theaterdo.de