Wut – Die schnellste Ausstellung der Welt in der UZWEI

Angespornt durch den 1. Preis (und dem Preisgeld) vom Bundesverband der Jugendkunstschulen für das gemeinsame Kunstprojekt „Über Sinne“ im letzten Jahr, folgt jetzt ein weiteres kooperatives Projekt der UZWEI (Zentrum für kulturelle Bildung – Dortmunder U) und der Martin-Bartels-Schule. Es handelt sich hierbei um eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sehen.

Die Schülerinnen und Schüler der Martin-Bartels-Schule mussten sich mit einem eher unangenehmen Gefühl auseinandersetzen: Wut.
Die Schülerinnen und Schüler der Martin-Bartels-Schule mussten sich mit einem eher unangenehmen Gefühl auseinandersetzen: Wut.

Unterstützt von ihrer engagierten Direktorin Ulrike Witte, den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern Etta Gerdes, Mathias Frank, Dagmar Lippok und Susanne Henning erarbeiteten sich Schülerinnen und Schüler der Martin-Bartels-Schule in etwas mehr als 5 Stunden in nur 1,5 Tagen eine Kunstausstellung mit dem Motto „Wut – Die schnellste Ausstellung“. Sie bearbeiteten das Thema in vier Gruppen in den Disziplinen Fotografie, Installation, Performance und Sound. In der fünften Disziplin, dem Kuratieren, wurde dann alles in Form gebracht. Die Projektleitung hat Claudia Wierz übernommen. Es war eine große Herausforderung in kurzer Zeit, die eigenen Emotionen darzustellen, zu visualisieren und erlebbar zu machen.
Im „Glaskasten“ auf der UZWEI warten den Besucher schon kleine pelzig-bunte „Wutmonster“. Drückt man auf einen Sensor, wird man mit wütenden Sprüchen empfangen. Neben Fotografien und Sprüche zum Thema gibt es auch eine „Wutküche“ und einem Schornstein zum „Dampf ablassen“. In vielen Flaschen mit den passenden Ingredienzien wie etwa Krieg, Hass oder Neid. Ein großer „Kloß“ zum Draufschlagen bietet den Anwesenden die Gelegenheit, seine Wut und Aggressionen los zu werden. In der linken Ecke gibt es eine gemütliche Ecke mit Tipps zum wieder Runterkommen. Einfach mal die „Reset-taste“ drücken, die Lieblingsmusik hören, sich wieder vertragen und ähnliche gute Ratschläge sind da zu lesen. Eine mit fantasievollen Kostümen gekleidete Performance-Gruppe von Dagmar Lippok bilden den beweglichen Blickfang und „Aktion-Part“.
Einen bewussten Umgang mit ihrer Wut ist das Mindeste, was die Künstler und Besucher hier mit nach hause nehmen können.
Am 12. Dezember .2017 wurde die unter Anwesenheit aller Beteiligten von der Leiterin der UZWEI, Mechthild Eickhoff eröffnet.
Sie ist bis zum 21. Januar 2018 im „Glaskasten“ zu sehen.

Nelly-Sachs-Preis 2017 für Autor Bachtyar Ali

Alle zwei Jahre wird im Dortmunder Rathaus der renommierte Nelly-Sachs-Preis für Autoren verliehen, deren Werke nicht nur durch ihre literarische Qualität überzeugen, sondern auch für Versöhnung, Verständnis für unterschiedliche Kulturen und Menschlichkeit stehen.

"Bachtyar Ali bricht eine Lanze für die Menschlichkeit", urteilt Schriftstellekollege Stefan Weidner.
„Bachtyar Ali bricht eine Lanze für die Menschlichkeit“, urteilt Schriftstellekollege Stefan Weidner.

So erklärte es Claudia Kokoschka. Leiterin des Kulturbüros und „Hüterin des Nelly-Sachs-Preises“ beim Pressegespräch mit dem irakisch-kurdischen Autor Bachtyar Ali (Preisträger 2017). Seit 2015 wird der mit 15.000 Euro dotierten Preis alternierend an weibliche und männliche Preisträger vergeben. „Nicht das Ende, sondern den Werdegang außergewöhnlicher Autoren wollen wir begleiten,“ so Bürgermeisterin und Jury-Mitglied Birgit Jörder.

Der diesjährige Preisträger Bachtyar Ali ist 1966 in Sulaimaniya (Nordirak). Geboren. Er ist geprägt von einer Welt voller politischer Gewalt, Kriegen und Flucht.

Seit Mitte der 1990iger Jahre lebt er in Deutschland. Sein Gesamtwerk umfasst Romane, Gedichte und Essays. Einen verlässlichen und passenden Verlag für seine Werke hatte er im Unionsverlag (Zürich) gefunden.

Im orientalisch-arabischen Bereich ist er ein schon länger ein geschätzter und bekannter Autor. Beliebt ist er besonders bei seinen kurdischen Freunden. Er schreibt seine Bücher auf Sorani, der südöstlichen Variante des Kurdischen. Dass er erst in den letzten Jahren in Deutschland bekannt wurde, liegt daran, dass es mit einer deutschen Übersetzung dieser Sprache schwierig war.

Den großen Durchbruch schaffte er mit der deutschen Übersetzung seines Romans „Der letzte Granatapfel“ ( aus dem Kurdischen von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim). Der zweite bisher in deutscher Sprache erschienene Roman ist „Die Stadt der weißen Musiker“.

In seinen orientalisch-mythisch geprägten und bildhaften Sprache mahnt er vor den Gefahren von Nationalismus und Dogmatismus, die Konflikte nicht beheben, sondern im Gegenteil verstärken. Er versucht Wege aus einer gestörten Kommunikation zu zeigen. Notwendige Voraussetzung dafür ist für ihn der Einsatz für eine demokratisch-humanistische und offene Gesellschaft. Wie Bachtyar Ali selber sagt, ist er auf der Suche nach einer „kreativen Ordnung“.

Unsere Gesellschaft ist zu politisiert. Gerade im Orient steht die Macht die Politik über allem. Kultur, Kunst, Literatur und Wissenschaft haben keinen Möglichkeit, einer positiven Einflussnahme,“ so Ali.

Froh ist er über diese besondere Anerkennung seines literarischen Schaffens für Frieden und stolz darauf ,in einer Reihe mit so bekannter Preisträger wie etwa Nadine Gordimer (1985) oder Milan Kundera (1987) zu stehen.

Der Nelly-Sachs-Preis 2017 wird am Sonntag, den 10.12.2017 um 11:00 Uhr in einem Festakt im Dortmunder Rathaus vergeben.

Grafik-Kalender 2018 für Dortmund präsentiert

Der Vorsitzende des Vorstandes der Dortmunder Sparkasse Uwe Samulewicz übergab am Donnerstag , den 07.12.2017 im Rathaus das Exemplar Nr. 1 des Kalenders Grafik aus Dortmund für das Jahr 2018 an Bürgermeisterin Jörder.

Dieser erscheint wie immer in einer limitierten Auflage von 500 Exemplaren.

Jeder der aufwendig hergestellten Grafik-Kalender (mit je zwei Bildern von sechs Künstlerinnen und Künstler aus dem lokalen künstlerischen Umfeld) ist einzeln handschriftlich signiert. Der besondere Kalender ist käuflich nicht zu erwerben, sondern wird vergeben.

Die Künstler und Organisatoren präsentieren stolz den neuen Kalender "Grafik aus Dortmund". Im Vordergrund Uwe Samulewicz (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Dortmund) und Bürgermeisterin Birigt Jörder.
Die Künstler und Organisatoren präsentieren stolz den neuen Kalender „Grafik aus Dortmund“. Im Vordergrund Uwe Samulewicz (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Dortmund) und Bürgermeisterin Birigt Jörder.

Die an dem hochwertigen Kunstkalender beteiligten Künstler (vier Frauen und zwei Männer), wurden in einem vom Dortmunder Kulturbüro organisierten längerem Prozess durch eine kompetente Jury ausgewählt.

Bereits zum 42. Mal finanziert die Sparkasse Dortmund dieses künstlerisch beeindruckende und begehrte Produkt. Herausgegeben wird der Grafik-Kalender vom Kulturbüro der Stadt und der Sparkasse Dortmund in enger Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Kunstverein e.V.

Das ist eine gute Tradition. Sie ist gut für das Image der Stadt und für die Künstler. Es zeigt zudem die künstlerische Kreativität in unserer Stadt,“ so Samulewicz.

Alle Beteiligten lobten die langjährige Zusammenarbeit mit der Druckerei Klenke GmbH und die gute Umsetzung des Projekts.

Der Kunstkalender erfreut sich großer Beliebtheit und auch ältere Exemplare haben einen hohen Wertschätzung bei Interessierten im Internet.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Stephanie Brysch, Achim Farys, Magdalena Hellström Zimmermann, Lutz Kemper, Claudia König und Bärbel Thier-Jaspert.

Odyssee – eine musikalische Reise durch Raum und Zeit

Die Dortmunder Philharmoniker unter der dynamischen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz luden am 04.12.2017 zum 1. Konzert für junge Leute in das hiesige Konzerthaus ein. Das Thema lautete Odyssee. Es erklang Filmmusik zu Filmen, bei denen der oder die Protagonisten auf einer Reise mit ungewissen Ausgang sind. Dabei lag Feltz auch am Herzen, neben einer emotionalen und rasanten musikalischen Reise durch Raum und Zeit, den Bezug von Hollywood Titelmelodien zur klassischen Musik herauszustellen. Moderiert wurde der Abend humorvoll vom Slam Poeten und Lyriker Jason Bartsch.

Wie schon bei vorherigen Hollywood Hits-Konzerten üblich, begann die musikalische Odyssee mit der 20th-Century Fanfare (Alfred Newman). Was für eine wichtige Rolle der Klassik für die Filmmusik-Industrie Hollywoods spielt,wird sofort beim ersten Stück klar. Stanley Kubrick hatte als idealen Einstieg für seinen 1968 angelaufenen Film „2001: Odyssee im Weltraum“ bewusst den Auftakt von „Also sprach Zarathustra“ (Richard Strauss) ausgewählt. In etwa 90 Minuten schuf Strauss hier ein ganzes Universum.

Weiter ging es in die unendlichen Weiten des Weltraumes mit einem Star Trek- Arrangement (Through the Years) von Calvin Custer und der Suite aus (T)Raumschiff Surprise (Ralf Wengenmayr) mit Gänsehaut-Momenten. Zurück auf der Erde erklang die Wall-E Suite (Thomas Newman) um einen verliebten (Aufräum)-Roboter.

In die Welt der Träume wurde das Publikum mit der Musik von Hans Zimmer aus dem Film „Inception“ (Time) mit Leonardo di Caprio entführt, arrangiert hatte das Stück Bernhard Eder.

Beliebtes Motiv in Hollywood-Filmen ist die gefahrvolle Reise des Helden, die Odyssee. (Foto: © Alexandra Bucurescu / pixelio.de)
Beliebtes Motiv in Hollywood-Filmen ist die gefahrvolle Reise des Helden, die Odyssee. (Foto: © Alexandra Bucurescu / pixelio.de)

Danach machte das Publikum eine Reise in die computergenerierte Traumwelt von Matrix (Rob Dougan : Clubbed to Death- The Matrix Theme, arr. Fedor Vrtacnik). In die Fantasie-Welt mit Hobbits, Elfen und den anderen Charakteren führte die Musik von Howard Shore (arr. J. Withney) „Symphonic Suite aus The Lord of the Rings (Herr der Ringe).

Die reale Welt von Tintin (Tim und Struppi) – mit dem nach der Wahrheit suchenden belgischen Reporter – spielt dann wieder den Mittelpunkt bei der folgenden Musik „The Duel“ aus „The Adventures of Tintin“ (John Williams).

Die düstere und bedrohliche Science Fiction-Welt von „Blade Runner“ erfüllte den Konzertsaal dann durch Vangelis „Blade Runner Suite“.

Einen Höhepunkt des Abends bildete die heroisch anmutenden Melodien aus „Games of Thrones (Main Theme & MHYSA) von Ramin Djawadi (arr. Nic Raine). Die Celli spielen hier, vor allem durch ihr Vermögen unterschiedliche Klangbereiche abzudecken, eine tragende Rolle.

Das begeisterte Publikum bekam mit Richard Strauss (An der schönen blauen Donau) sowie James Bond und Star-Wars Filmmelodien noch drei Zugaben geboten.

Eugen Onegin – Wenn die Erkenntnis für den Dandy zu spät kommt

Alexander Puschkin schrieb in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts mit Eugen Onegin ein russisches Nationalepos. Zeitlich spielt der romantische Versroman zwischen dem „alten Russland“ mit seinem Landleben und dem „modernen Russland“ in den Städten. Kein Wunder, dass mit Peter Tschaikowsky ein musikalischer Vertreter der russischen Romantik das Libretto zu einer Oper vertonte. Am 02. Dezember 2017 hatte „Eugen Onegin“ in der Inszenierung von Tina Lanik Premiere in der Dortmunder Oper.

Die Geschichte: Der Dichter Lenski bringt seinen neuen Nachbarn Onegin mit zum Gutshof seiner Verlobten Olga, die mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Tatjana dort lebt. Olga ist naiv und lustig, während Tatjana, ein Bücherwurm und introvertiert ist. Tatjana verliebt sich in Onegin, der ihre Liebe aber zurückweist.

Auf einem Fest flirtet Onegin mit Olga, was Lenski wiederum eifersüchtig macht. Nach einem heftigen Streit treffen sich Lenski und Onegin zum Duell und Onegin tötet Lenski.

Nach einigen Jahren unsteten Lebens trifft Onegin den Fürsten Gremin in St. Petersburg. Dessen Frau ist keine geringere als Tatjana. Plötzlich flammen Gefühle bei Onegin auf. Es ist zu spät. Tatjana will ihrem Ehemann treue bleiben, obwohl sie Onegin immer noch liebt. Verzweifelt bleibt Eugen Onegin zurück.

Opern in russischer Sprache haben es deutlich schwerer als beispielsweise italienische. Von daher gehört der Oper Dortmund ein großes Lob, sich mit Stoff in der Originalsprache zu beschäftigen. Denn so verbindet sich die russische Musik der Romantik mit dem Text zu einer Einheit.

Aus dem schüchternen Landei Tatjana (Emily Newton) ist an der Seite von Fürst Gremin (Luke Stoker) eine selbstbewusste Frau geworden. Sehr zum Leidwesen von Eugen Onegin (Simon Mechlinski). (Foto: © Björn Hickmann)
Aus dem schüchternen Landei Tatjana (Emily Newton) ist an der Seite von Fürst Gremin (Luke Stoker) eine selbstbewusste Frau geworden. Sehr zum Leidwesen von Eugen Onegin (Simon Mechlinski). (Foto: © Björn Hickmann)

Tina Lanik stellt uns die „alte Welt „ und die „neue Welt“ in zwei drehbaren Würfeln vor. Das Landgut irgendwo in der russischen Steppe mit fröhlichen und singenden Bauern (Fron kommt aber nicht von fröhlich!) steht dabei im Kontrast zu St. Petersburg mit einem Auto als Statussymbol und Menschen in grauen Anzügen und Kostümen.

Eugen Onegin steht irgendwo dazwischen, das Landleben ist unter seiner Würde, aber auch das Stadtleben mit seinen Bällen langweilt ihn zu Tode. Ganz der Romantik verhaftet, ist die Hauptfigur des Versromans ein Vertreter des „überflüssigen Menschen“, inspiriert von den Helden des englischen Schriftstellers Lord Byron. Simon Mechlinski singt und spielt den Onegin sehr gekonnt, ebenso wie Emeliy Newton ihre Figur Tatjana. War Tatjana zu Beginn ein verschüchterter Bücherwurm, erschien sie im dritten Akt als gereifte Frau. Onegin erkennt hingegen, dass sein bisheriges Leben ein Fehlschlag gewesen ist.

Die tragische Gestalt der Oper ist aber Lenski. Er geht schlafwandlerisch seinen Weg in den Tod, obwohl es immer noch genügend Auswege gab. Aber hier steht eine romantische Auslegung von „Ehre“ und „Kränkung“ im Weg, die keinerlei Alternativen zum tödlichen Duell gibt. All das kommt in Lenskis Arie zum Ausdruck, die Thomas Paul brilliant singt. Auf der Bühne wird der tragische Ausgang des Duells schon als bedrohliches Schattenspiel angekündigt.Ileana Mateescu zeigt in ihrer Rolle die lustige, aber naive Olga wieder ihre gewohnten sanglichen und schauspielerischen Qualitäten.

Die ganze Inszenierung war auch in den Nebenrollen gut besetzt: Almeerija Delic als Larina, Judith Christ als Amme und Luke Stoker als Fürst Gremin fügten sich nahtlos ins das gut aufgelegte Ensemble ein. Fritz Steinbacher zeigte als Triquet erneut seine humoristischen Qualitäten.

Auch die Chöre boten eine hervorragende Leistung. Lanik spielt bei dem Mädchenchor mit der Metapher des Erwachsenen werden, indem sie deren unschuldig weißen Hemden mit roter Farbe beschmieren lässt.

Kommen wir zu der Musik: Tschaikowsky hat die Oper mit herrlichen romantischen Melodien versehen. In jeder Note bei „Eugen Onegin“ spürt man die russische Seele und die Gefühle und Konflikte der Hauptfiguren werden beinahe greifbar. Einen großen Anteil haben daher die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz.

Großartige Musik und großartige Stimmen – Eugen Onegin ist einen Besuch auf jeden Fall wert. Es muss nicht immer italienisch sein…

Termine und Karten unter www.theaterdo.de.

Das Fenster zum Code – künstlerischer Blick auf moderne Bildwelten

Digitale Technologien beherrschen nicht nur unseren modernen Alltag, sie erweitern unsere Wahrnehmung und entfremden uns von physisch-analogen Wirklichkeit. Neun Studierende der Kunstakademie Münster haben sich im Rahmen des Seminars „Das Fenster zum Code“ mit der Geschichte des Bildermachens von Leonardo Da Vincis Camera Obscura, (Panorama, Futurama) oder dem Cyclorama als Vorläufer moderner Projektoren (VR-Videos) beschäftigt.

Sie haben die Entwicklung virtueller Realitäten hinterfragt und sich in neu Positionen mit ihren künstlerischen Arbeiten mit der Konstruktion von Wirklichkeit und dem Einfluss virtueller Spielräume auseinander gesetzt. Dabei spielen die Auswirkungen digitaler Scheinwelten und Ambivalenz zwischen analoger und digitaler Welt im Allgemeinen eine Rolle. Ihre kreativen Installationen und Performances sind nun in einer Ausstellung im Dortmunder Künstlerhaus (Sunderweg 1) vom 2. Dezember 2017 bis zum 14. Januar 2018 zu sehen.

Als kleiner Eindruck seien hier nur zwei Beispiele für die unterschiedlichen neun Positionen genannt. Als erste Position wird Lisa Tschorn bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitag, dem 1. Dezember 2017 um 20:00 Uhr ihre zwanzig minütige Performance und Wandmalerei „all colors are beautiful“ (2017) live vorführen.

Sie setzt sich kreativ mit der Kulturtechnik des Copy&Paste auseinander. Auf einen noch leere schwarze Wandtafel schreibt sie mit Kreide in gleichen Abständen immer wieder den Satz „all colors are beautiful“. Zum einen sind in der Farbe Weiß alle Farben enthalten, zum anderen als ästhetisches Urteil zu verstehen. Wie a beim „Copy&Paste“ wird dabei keine exakt gleiche „Wiedergabe“ des Textes möglich sein. Das Setting erinnert an das Intro zur Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Hier schreibt Bart Simpson immer wieder den selben Satz an die Tafel. Ein Hinweis auf seinen Charakter.

Sowohl analoge und digitale Technik verbindet Judith Kaminski in ihrer „Doppelarbeit“: System 1 (Arbeitstitel), Wandmalerei mit Ölmalerei auf Leinwand (2016-2017) und die dazu entstandene animierte Videosequenz „welcome“ (2017).

Judith Kaminski und ihre Arbeit "System". Zu sehen aktuell im Künstlerhaus Dortmund.
Judith Kaminski und ihre Arbeit „System“. Zu sehen aktuell im Künstlerhaus Dortmund.

Ihre Konzeption einer 9 m langen und 4 m hohen Wandmalerei ist durch mehrere Arbeiten auf Leinwand erweitert. Die Kanten der Leinwände sind, entsprechend der dreidimensional anmutenden Motive, farbig gefasst. So werden die Werke optisch in die Wandmalerei integriert. Die Wandmalerei bildet zusammen mit den Kanten ein System, in welchem die Werke vereint werden. Eine unabhängige Betrachtung ist so nicht möglich und dieses System ist nicht geschlossen. Es können Arbeiten hinzugefügt oder weggenommen werden.

Die hier angerissenen Fragen von Digitalität werden in der animierten Videoarbeit „welcome“ vertieft. Kaminski übernimmt die blumigen Motive und das Ebenen-Spiel aus ihrer „analogen“ Malerei und übersetzt sie mit Hilfe des Computers in eine faszinierende digitale und räumliche Bildwelt. Der Betrachte wird durch die Bildwelt geführt und und taucht visuell in die Animation ein.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Katharina Sophie Heck, Judith Kaminski, Juli Lee, Tamara Malcher, Raoul Morales-Marquez, Cristina Prims, Vicario, Lioba Schmidt, Veronika Simmering, Lisa Tschorn.

Weitere Termine:

Samstag, den 2.12.2017 – 15:00 bis 19:00 Uhr: Digitale Aktionen für Kinder und Jugendliche. Anmeldung bis zum 30.11.2017 (siehe Website)

Sonntag, den 14.01.2018 – ab 17:00 Uhr: Finissage mit KünstlerInnenführung.

Kuratiert von: Johanna Reich und Adriane Wachholz.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kh-do.de

Naama Arad – Installationen um das Verhältnis Mensch-Objekt

Der Dortmunder Kunstverein zeigt vom 2.12.2017 bis 18.02.2018 mit der Ausstellung „Love Handles“ zwölf skulpturale und installative Werke der israelischen Künstlerin Naama Arad (*1985).

Mit Humor und teilweise provokativ offenbaren ihre aus alltäglicher Massenproduktionen gefertigten Skulpturen eine Symbiose zwischen Individuum und und den ihm umgebenden Dingen. Diese Objekte hat die Künstlerin aus Baumärkten, Drogerie – oder Supermärkten erworben. Naama Arad stellt diese in einen neuen assoziativen Zusammenhang. Da wird zum Beispiel aus einer umgedrehten Kehrschaufel eine Art Phallus-Symbol stilisiert und aus zwei weißen Mund-Nasen-Schutzkappen ein Büstenhalter.

Installation "XX" von Naama Arad in ihrer Ausstellung "Love Handles" im Dortmunder Kunstverein.
Installation „XX“ von Naama Arad in ihrer Ausstellung „Love Handles“ im Dortmunder Kunstverein.

Oft sind die Objekte bewusst mit weiblichen wie auch männlichen Attributen versehen. Wer bestimmt über unsere Identität? Was ist „Frau“ und was „Mann“. Im Kontext der heutzutage geführten „Gender-Debatte“ eine aktuelle Fragestellung.

Die kopflosen personifizierten Skulpturen erhalten eine eigene Identität und werden über formale, ästhetische oder auch sprachliche Assoziationen miteinander verknüpft. Für individuelle Projektionen und subjektiven Zuschreibungen lassen die Installationen genügend Raum. Es geht vor allem auch um die Frage nach den Regeln und den Wert von Kunst. Dieser wird unter anderem von dem Betrachter und dem institutionellem Raum festgelegt.

Die im laufe des letzten halben Jahres entstandenen Arbeiten handeln vom Suchen und Finden von Identität. Sie dienen den Betrachter als Projektionsfläche und geben ihm die Möglichkeit zur Reflexion über seine Gefühle und Begierden. Es sind Spiegelungen aus der Tiefe des Unbewussten. Genügend Anregungen zur intensiven Auseinandersetzung.

Die Ausstellung wird am Freitag, den 1. Dezember 2017 um 19:00 Uhr im Kunstverein neben dem Dortmunder U eröffnet.

Begrüßung : Marion Edelhoff (Vorstandsvorsitzende)

Einführung durch die Kuratorin Linda Schröer.

Kunstpause am Mittag – eine halbe Stunde Inspiration

Im Museum Ostwall im Dortmunder U startet ab 29.11.2017 die neue Reihe „Kunstpause am Mittag“. Es bietet sich hier für interessierte Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, eine halbstündige (13:30 bis 14:00 Uhr) Stippvisite durch die neu eingerichtete Sammlung des Museums zu unternehmen. In mehrwöchigen Abständen wird immer Mittwochs die Kunstpause  zu einem anderen Thema angeboten.

Dieses Angebot soll nicht nur der Kunstvermittlung dienen, sondern ganz im Sinne von Edwin Jacobs (Direktor Dortmunder U) , die Verbindung von Kunst und Stadtgesellschaft verstärken und mögliche Hemmschwellen abbauen.

Bei der ersten Veranstaltung am Mittwoch, den 29.11.2017 führte Dr. Nicole Grothe, Leiterin der Sammlung. Zum Thema „Du und Ich“ durch die Mitte November eröffnete Ausstellung „Fast wie im echten Leben“. Ars tremonia war bei der Premiere des Formats anwesend.

Es geht um die Wechselwirkung von Kunst und Betrachter. Wir sehen die Kunst, und die Kunst blickt zurück. Was verändert sich bei und in uns durch sie? Die knappe halbe Stunde war bewusst auf Kommunikation angelegt. Dr. Grothe fragte die Anwesenden direkt nach ihren Eindrücken zu den gezeigten Porträts.

Dr. Nicole Grothe führte die Besucher durch die erste Kunstpause im Museum Ostwall.
Dr. Nicole Grothe führte die Besucher durch die erste Kunstpause im Museum Ostwall.

Gezeigt wurden Selbstporträts (z.B. von Max Beckmann) oder die auf längere Lebensdauer angelegten Porträts wichtiger Persönlichkeiten in Gips, Stein oder Bronze vom Hörder Bildhauer Bernhard Hoetger. Spannend und symbolhaft war das ganz andere Selbstporträt von Dieter Roth. Er zeigt sich als vielfaches „Löwenselbst“ mit ganz vielen, als kleine Löwen aus Schokolade gemacht – mit deutlichen Verfallserscheinungen. Das zeugt nicht nur für Humor und dem erleben der eigenen Vergänglichkeit, sondern auch von der Vielschichtigkeit seiner Persönlichkeit.

Das die Begegnungen zwischen Du und Ich auch von gesellschaftlich gewachsenen Verhaltensmustern geprägt ist, zeigt zum Beispiel die Arbeit von Freya Hattenberger.

Sie weist mit ihrem Video-Statement „Ich bin‘s“ gängige Erwartungen an weibliches Rollenverhalten mit Selbstbewusstsein zurück.

Die halbstündige Kunstpause war kurzweilig und inspirierend nachhaltig.

Die nächsten „Kunstpause am Mittag“ unter der Leitung von Dr. Nicole Grothe finden zu anderen Themen jeweils am Mittwoch den 13.12.2017, 10.01.2018 und den 14.02.2018 von 13:30 bis 14:00 Uhr statt.statt.

Weitere Informationen unter mo@stadtdo.de

2. Kammerkonzert mit virtuosen „saiten_spielen“

Im Dortmunder Orchesterzentrum standen beim 2. Kammerkonzert der Dortmunder Philharmoniker am 27.11.2017 die Streicher im professionellem Zusammenspiel mit dem ausgezeichneten Gitarristen Juan Carlos Arancibia Navarro im Mittelpunkt. Gesa Renzenbrink und Iris Plettner an der Violine, Juan Ureña Hevia (Viola), Florian Sebald (Violoncello) sowie Michael Naebert am Kontrabass (Teil zwei) bildeten waren eindrucksvolle Vertreter für die hiesige „Streicherfraktion“.

Ausgewählt wurden Werke von vier Komponisten, von denen nur Luigi Boccherini einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte. Zu Anfang wurde das Gitarrenquintett D-Dur Nr. 4 G 448 „Fandango“ des italienischen Komponisten und Cellisten Luigi Boccherini (1743-1805) gespielt. Seine virtuosen Instrumentalkonzerte waren Vorreiter für die Wiener Klassik.

Der Komponist hatte einen Großteil seines Lebens in Spanien verbracht und dort gearbeitet. In seinem G-Dur-Quintett für Gitarre und Streicher zeigen sich iberische Einflüsse vor allem beim Finale. Hier wird der populäre spanische Fandango-Tanz virtuos aufgegriffen. Ein sensibles Wechselspiel sich gegenseitig vorantreibender Streicher mit der akustischen Gitarre.

Beim 2. Kammerkonzert stand neben den Streichern auch die Gitarre (gespielt von Juan Carlos Arancibia Navarro) im Mittelpunkt. (Foto: © Axel Hoffmann / pixelio.de)
Beim 2. Kammerkonzert stand neben den Streichern auch die Gitarre (gespielt von Juan Carlos Arancibia Navarro) im Mittelpunkt. (Foto: © Axel Hoffmann / pixelio.de)

Das folgende Quintett für Gitarre und Streichquartett op. 143 von dem italienischen neoklassischen Komponisten und Pianisten Mario Castelnuovo-Tedesco (1895-1968) bot dem Publikum eine andere weitere musikalische Facette.

Man merkt dem viersätzigem Werke deutlich an, dass der Castelnuovo-Tedesco vor allem in seinen späten Lebensjahren auch Filmmusik komponiert hat. Spanische Einflüsse sorgten für spanische Untertöne und Stimmungen.

Nach der Pause standen dann die Werke zweier großartiger Kontrabassisten auf dem Programm. Die Romanze für Kontrabass und Streichquartett cis-Moll des in Wien ausgebildeten Johann Matthias Sperger (1750-1812) verdeutlicht mit seiner romantisch-schwelgerischen Kantilene die Sensibilität und Ausdrucksstärke dieses größten Streichinstruments.

Den Abschluss bildete das Gran Quintetto für Streichquintett c-Moll von Giovanni Bottesini (1831-1889). Dieser hatte sich damals in Italien als Kontrabassist, Dirigent und Komponist einen Namen gemacht.

Das Gran Quintetto ist bei aller Klarheit durchdrungen von der Weichheit und Schönheit der Belcanto-Oper. Das zeigt sich besonders im dritten lyrischen Satz, bis hin zum furiosem Finale Allegro con brio.

Ein anspruchsvolles Konzert, dass dem anwesendem Publikum die unterschiedlichen musikalischen Facetten der „Saiten-Instrumente“ (hörbar) näher brachte.

Innovative Citizen – Festival für eine demokratische Technik

In der Zeit vom 30. November bis zum 3. Dezember 2017 führt das Dortmunder U zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) zum vierten Mal das Festival „Innovative Citizen“ für demokratische Technik durch. Geboten werden viele Vorträgen, Gesprächen sowie 30 Workshops zu den Themensträngen Food & Farming, Digitale Fertigung, Circular City und Textiles.

Bei „Food & Farming“ geht es unter anderem um die Problematik: Monokulturen und Pflanzenschutzmittel, Verhungernde Menschen auf der einen Seite, Ernährungskonzepte als sinnstiftende „Lebensinhalte“ bei den Industriestaaten auf der anderen Seite. In Workshops werden dann beispielsweise Lebensmittel fermentiert und mit Hilfe von Mikroorganismen nährstoffreich haltbar gemacht.

Beim Thema „Digitale Fertigung“ geht es darum, wie etwa einfache Roboter im urbanen Umfeld eingesetzt werden können oder um Workshops zum 3D-Druck.

Das Themenfeld „Circular City“ befasst sich mit sinnvollen Wiederverwertung von Rohstoffen und lädt zum mitmachen ein und bietet Perspektiven für eine lokale, kreative und lebendige Stadtgesellschaft.

Es geht uns um mehr Transparenz, Autonomie und Kontrolle der Menschen in ihrem Umfeld. Dafür wollen wir soziale Räume schaffen. Für uns sind die Menschen nicht nur passive Konsumente, sondern sind Individuen mit Kompetenzen,“ so Jürgen Bertling vom Fraunhofer-Institut (UMSICHT).

Beim letzten Themenkreis „Textiles“ geht es um alternative Wege zur Be- und Verarbeitung von Stoffen. Upcycling (scheinbar „nutzlose Abfallprodukte werden in neuwertige Produkte umgewandelt), oder die Wiedererweckung alter Techniken wie Pflanzenfärbung. Auch aktuelle Technologien wie Lasercutter und leitende Garne spielen eine Rolle.

Erwarten spannende Veranstaltungen zum "innovative citizen" (v.l.n.r.) Benedikt van Kampen (Fraunhofer-Institut), Jasmin Vogel (Dortmunder U), Patrick Jaruschowitz und Jürgen Bertling (beide vom Fraunhofer-Institut)
Erwarten spannende Veranstaltungen zum „innovative citizen“ (v.l.n.r.) Benedikt van Kampen (Fraunhofer-Institut), Jasmin Vogel (Dortmunder U), Patrick Jaruschowitz und Jürgen Bertling (beide vom Fraunhofer-Institut)

Das Wichtigste, so betonen alle Initiatoren, ist dabei eine wechselseitige Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten. Die Grenzen zwischen Laien und Experten sollen überwunden werden.

Dem wird auch bei dem Festival Rechnung getragen. Am Samstag dem 2.12.2017 gibt es die „Innovative-Night“ mit viel Möglichkeiten zum Feiern und zur Kommunikation. Am Sonntag dann ein „Maker-Frühstück“.

Das Festival ist in diesem Jahr erstmals auch überregional vernetzt. So fand zum Beispiel vom 13.11. bis zum 22.11.2017 in Saragossa (Spanien) einen internationaler Ableger statt.

Die Preise für die unterschiedlichen Workshops reichen von 5,- bis 40,- Euro.

Eröffnet wird „Innovative Citizen“ am Donnerstag, den 30. November 2017 um 19:30 Uhr im Kino im U mit einem Vortrag von Timo Bäcker und Christopher Zeppenfeld zum Thema „Insekten als Proteinquelle“. Im Anschluss wird es eine Zaubershow des Team Paranormal (Philloso/Grobilyn) geben.

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen zu dem umfangreichen Programm und den Preisen erhalten Sie unter www.innovative-citizen.de