Das Fenster zum Code – künstlerischer Blick auf moderne Bildwelten

Digitale Technologien beherrschen nicht nur unseren modernen Alltag, sie erweitern unsere Wahrnehmung und entfremden uns von physisch-analogen Wirklichkeit. Neun Studierende der Kunstakademie Münster haben sich im Rahmen des Seminars „Das Fenster zum Code“ mit der Geschichte des Bildermachens von Leonardo Da Vincis Camera Obscura, (Panorama, Futurama) oder dem Cyclorama als Vorläufer moderner Projektoren (VR-Videos) beschäftigt.

Sie haben die Entwicklung virtueller Realitäten hinterfragt und sich in neu Positionen mit ihren künstlerischen Arbeiten mit der Konstruktion von Wirklichkeit und dem Einfluss virtueller Spielräume auseinander gesetzt. Dabei spielen die Auswirkungen digitaler Scheinwelten und Ambivalenz zwischen analoger und digitaler Welt im Allgemeinen eine Rolle. Ihre kreativen Installationen und Performances sind nun in einer Ausstellung im Dortmunder Künstlerhaus (Sunderweg 1) vom 2. Dezember 2017 bis zum 14. Januar 2018 zu sehen.

Als kleiner Eindruck seien hier nur zwei Beispiele für die unterschiedlichen neun Positionen genannt. Als erste Position wird Lisa Tschorn bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitag, dem 1. Dezember 2017 um 20:00 Uhr ihre zwanzig minütige Performance und Wandmalerei „all colors are beautiful“ (2017) live vorführen.

Sie setzt sich kreativ mit der Kulturtechnik des Copy&Paste auseinander. Auf einen noch leere schwarze Wandtafel schreibt sie mit Kreide in gleichen Abständen immer wieder den Satz „all colors are beautiful“. Zum einen sind in der Farbe Weiß alle Farben enthalten, zum anderen als ästhetisches Urteil zu verstehen. Wie a beim „Copy&Paste“ wird dabei keine exakt gleiche „Wiedergabe“ des Textes möglich sein. Das Setting erinnert an das Intro zur Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Hier schreibt Bart Simpson immer wieder den selben Satz an die Tafel. Ein Hinweis auf seinen Charakter.

Sowohl analoge und digitale Technik verbindet Judith Kaminski in ihrer „Doppelarbeit“: System 1 (Arbeitstitel), Wandmalerei mit Ölmalerei auf Leinwand (2016-2017) und die dazu entstandene animierte Videosequenz „welcome“ (2017).

Judith Kaminski und ihre Arbeit "System". Zu sehen aktuell im Künstlerhaus Dortmund.
Judith Kaminski und ihre Arbeit „System“. Zu sehen aktuell im Künstlerhaus Dortmund.

Ihre Konzeption einer 9 m langen und 4 m hohen Wandmalerei ist durch mehrere Arbeiten auf Leinwand erweitert. Die Kanten der Leinwände sind, entsprechend der dreidimensional anmutenden Motive, farbig gefasst. So werden die Werke optisch in die Wandmalerei integriert. Die Wandmalerei bildet zusammen mit den Kanten ein System, in welchem die Werke vereint werden. Eine unabhängige Betrachtung ist so nicht möglich und dieses System ist nicht geschlossen. Es können Arbeiten hinzugefügt oder weggenommen werden.

Die hier angerissenen Fragen von Digitalität werden in der animierten Videoarbeit „welcome“ vertieft. Kaminski übernimmt die blumigen Motive und das Ebenen-Spiel aus ihrer „analogen“ Malerei und übersetzt sie mit Hilfe des Computers in eine faszinierende digitale und räumliche Bildwelt. Der Betrachte wird durch die Bildwelt geführt und und taucht visuell in die Animation ein.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Katharina Sophie Heck, Judith Kaminski, Juli Lee, Tamara Malcher, Raoul Morales-Marquez, Cristina Prims, Vicario, Lioba Schmidt, Veronika Simmering, Lisa Tschorn.

Weitere Termine:

Samstag, den 2.12.2017 – 15:00 bis 19:00 Uhr: Digitale Aktionen für Kinder und Jugendliche. Anmeldung bis zum 30.11.2017 (siehe Website)

Sonntag, den 14.01.2018 – ab 17:00 Uhr: Finissage mit KünstlerInnenführung.

Kuratiert von: Johanna Reich und Adriane Wachholz.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kh-do.de




Naama Arad – Installationen um das Verhältnis Mensch-Objekt

Der Dortmunder Kunstverein zeigt vom 2.12.2017 bis 18.02.2018 mit der Ausstellung „Love Handles“ zwölf skulpturale und installative Werke der israelischen Künstlerin Naama Arad (*1985).

Mit Humor und teilweise provokativ offenbaren ihre aus alltäglicher Massenproduktionen gefertigten Skulpturen eine Symbiose zwischen Individuum und und den ihm umgebenden Dingen. Diese Objekte hat die Künstlerin aus Baumärkten, Drogerie – oder Supermärkten erworben. Naama Arad stellt diese in einen neuen assoziativen Zusammenhang. Da wird zum Beispiel aus einer umgedrehten Kehrschaufel eine Art Phallus-Symbol stilisiert und aus zwei weißen Mund-Nasen-Schutzkappen ein Büstenhalter.

Installation "XX" von Naama Arad in ihrer Ausstellung "Love Handles" im Dortmunder Kunstverein.
Installation „XX“ von Naama Arad in ihrer Ausstellung „Love Handles“ im Dortmunder Kunstverein.

Oft sind die Objekte bewusst mit weiblichen wie auch männlichen Attributen versehen. Wer bestimmt über unsere Identität? Was ist „Frau“ und was „Mann“. Im Kontext der heutzutage geführten „Gender-Debatte“ eine aktuelle Fragestellung.

Die kopflosen personifizierten Skulpturen erhalten eine eigene Identität und werden über formale, ästhetische oder auch sprachliche Assoziationen miteinander verknüpft. Für individuelle Projektionen und subjektiven Zuschreibungen lassen die Installationen genügend Raum. Es geht vor allem auch um die Frage nach den Regeln und den Wert von Kunst. Dieser wird unter anderem von dem Betrachter und dem institutionellem Raum festgelegt.

Die im laufe des letzten halben Jahres entstandenen Arbeiten handeln vom Suchen und Finden von Identität. Sie dienen den Betrachter als Projektionsfläche und geben ihm die Möglichkeit zur Reflexion über seine Gefühle und Begierden. Es sind Spiegelungen aus der Tiefe des Unbewussten. Genügend Anregungen zur intensiven Auseinandersetzung.

Die Ausstellung wird am Freitag, den 1. Dezember 2017 um 19:00 Uhr im Kunstverein neben dem Dortmunder U eröffnet.

Begrüßung : Marion Edelhoff (Vorstandsvorsitzende)

Einführung durch die Kuratorin Linda Schröer.