Sturm auf den Winterpalast – Forensik eines Bildes im HMKV

Unter dem Titel „Sturm auf den Winterpalast- Forensik eines Bildes“ zeigt der Hardware MedienKunstVerein im (HMKV) im Dortmunder U auf der Ebene 6 vom 25.11.2017 bis zum 08.04.2018 Teil Eins einer Doppelausstellung, die inhaltlich nichts miteinander zu tun haben, aber gut zusammen passen, so Inke Arns, die Direktorin des HMKV und Kuratorin der Ausstellung. Gemeint ist damit die Ausstellung „Die Grenze“.

Im Jahr 2017 jährt sich zum die Oktoberrevolution und Geburtsstunde der ehemaligen Sowjetunion zum hundertsten Mal. Im Blickpunkt dieser Ausstellung steht deren Gründungsmythos, der sich in der bekannten Fotografie „Sturm auf den Winterpalast“ manifestiert. Das Foto stammt allerdings nicht vom historischen Ereignis selbst, sondern von einem mit vielen Statisten nachgestellten theatralen Reenactment aus dem Jahr 1920 unter der Regie von Regisseur Nikolaj Evreinov. Die Ausstellung präsentiert Filmaufnahmen und Fotografien der „scheinbaren Realität“ und stellt sie dem eigentlichen realen Foto gegenüber. Es gab keine Revolution der Massen, sondern es war nur eine Handvoll Rotgardisten, die eine Gruppe Minister gefangen nahm, die längst aufgegeben hatten.

Die beiden Kuratorinnen der Ausstellung: Inke Arns (links) und Sylvia Sasse.
Die beiden Kuratorinnen der Ausstellung: Inke Arns (links) und Sylvia Sasse.

Aus einer retuschierten Fotografie wurden ein „historisches Dokument“ zur kulturellen Identitätsstiftung in der Sowjetunion. Dokumentiert wird das auch in den damaligen Schulbüchern.

Es ist aber keine historische Ausstellung zum „Sturm auf den Winterpalast“, wie Arns betonte. Es geht vielmehr darum zu verdeutlichen, wie fragil die Entstehung von Geschichte ist und um den Kontrast von Schein und Sein. Im digitalen Zeitalter durchaus von aktueller Brisanz.

Untermauert wird das durch neue Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die das Reenactment kommentieren und in einen politischen Zusammenhang bringen. Eindrucksvoll ist da als Beispiel ein höchst aktuelles Video von Regisseur und Autor Milo Rau. Es in Ausschnitten die in der Berliner Schauburg vom 03. bis 05. November 2017 durchgeführte „Generalversammlung“ mit sechzig Abgeordneten aus der ganzen Welt. Diese widmeten sich mit ihrem Entwurf eines Weltparlaments den globalen Problemen Menschenrechtsverletzungen, Steuerung ökologischen Entwicklungen oder sozialer Ungerechtigkeit. Stellvertretend für alle betroffenen Menschen, die kein politisches Mitspracherecht haben,wollten sie das neu gewählte deutsche Parlament herausfordern.

Zusammen mit der Wanderausstellung „Die Grenze“ wird die Ausstellung am Freitag, den25. November 2017 um 19:00 Uhr im Dortmunder U (HMKV) auf der Ebene 6 eröffnet.

Begrüßung: Edwin Jacobs, Direktor Dortmunder U

Einführung der Kuratorinnen: Dr, Inke Arns, Direktorin HMKV und Prof. Dr. Sylvia Sasse (Slavisches Seminar, Universität Zürich).




Die Grenze – Ausstellung von Künstlern aus der ehemaligen UdSSR

Parallel zur Ausstellung „Sturm auf den Winterpalast“ wird auf der Ebene 6 des Dortmunder U die Wanderausstellung „Die Grenze“, ein Projekt des Goethe-Instituts Moskau, gemeinsam mit 23 Künstlerinnen und Künstler aus den ehemaligen Sowjet-Republiken. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist für die alle eine neue Zeit des Umbruchs und Neuorientierung gekommen. Unterstützt wird das Projekt vom Auswärtigen Amt.

Es geht darum, neue Perspektiven auszuloten. Deshalb sind bei diesem Projekt auch vorwiegend junge Künstler beteiligt. Es fand nach und nach ein Prozess von Vernetzungen statt.

Sie beschäftigen sich in unterschiedlichen Arbeiten, Videos und Installationen mit den facettenreichen Thema „Grenzen“ im weiteren Sinne.

Die Problematik des Grenzkonflikts um die Ost-Ukraine sind da nur ein kleiner Teilbereich. Es stellen sich die Fragen um das Grenzland Europa. Wo verlaufen die Grenzen genau zwischen Europa und Asien? Gibt es nicht vielmehr kulturelle Grenzen? Der Kurator der Ausstellung Thibaut de Ruyter (Belgien) erklärte: „Wenn wir zum Beispiel an Karaoke denken, verbinden wir es mit asiatischen Ländern.“

Wenn die Grenze hell leuchtet, treten die Akteure ins Dunkle. (v.l.n.r.) Astrid Wege, Thibaut de Ruyter und Inke Arns.
Wenn die Grenze hell leuchtet, treten die Akteure ins Dunkle. (v.l.n.r.) Astrid Wege, Thibaut de Ruyter und Inke Arns.

Astrid Wege, Leiterin der Kulturprogramme Goethe-Institut Moskau und Initiatorin der Ausstellung, berichtete beim Pressegespräch von der weiten Reise der Wanderausstellung von Beginn am 31. Januar 2017 in Moskau über die verschiedenen russischen Städte. Dabei wurden die Schwerpunkte je nach Standort verändert. So lag dieser in St. Petersburg beispielsweise auf dem Thema „Arbeitsmigration“.

Am Samstag, den 25.11.2017 um 15:00 Uhr ist vor Ort ein Vortrag von Karl Schlögel zum Thema „Grenzland Europa“ als Kontinent der wandernden Grenzen mit Phantomgrenzen im Kopf und brutalen Grenzverletzungen und Grenzverschiebungen.

Am gleichen Tag findet zudem um 15:30 Uhr eine Podiumsdiskussion mit KünstlerInnen des Ausstellungsprojektes „Die Grenze“ statt.

Führungen durch die Ausstellung werden einmal die Woche am Sonntag (ab 26.11.2017) jeweils um 15:00 Uhr angeboten.

Sonderführungen sind buchbar bis fünfundzwanzig Personen (60 € zzgl. Eintritts bez. Gruppenpreis. Ermäßigt: 40 € zzgl. Eintritts bez. Gruppenpreis.

Weitere Informationen unter info@hmkv.de




Plastik – das neue Gold der Zukunft

Der in England und Kenia aufgewachsene Künstler Sam Hopkins kommt mit seiner Installation „Ministry of Plastic“ vor das Dortmund U. Zwei Wochen stand die begehbare Installation während der Weltklimakonferenz vor dem Kunstmuseum in Bonn.
Sie besteht aus einem Schiffscontainer, den der Künstler in eine Außenstelle eines imaginären Ministeriums aus der Zukunft verwandelt hat. Er ist in schwarz gehalten und ist mit einem Recycling-Zeichen versehen. Im Inneren beherbergt er eine hintersinnige Installation. Lassen sie sich überraschen.
Hopkins verändert die Perspektive mit einem Blick in die Zukunft. Der überall präsente Kunststoff ist in seiner voraus blickenden Version ein seltenes und begehrtes Gut, man könnte sagen, das Gold der Zukunft,
Er regt damit zum sorgfältigen Umgang mit diesem Stoff und zum Nachdenken über unsere Wegwerfkultur und Recycling an.
Die Ausstellung ist vom 23.11. bis 03.12.2017 zu den Öffnungszeiten des U zugänglich.. Das gilt auch während des Festivals „Innovation Citizen“. Mit dem Themenstrang „Circular City“, die sich unter anderem mit Strategien gegen gerade diese „Wegwerfgesellschaft“ beschäftigt.

Sam Hopkins zeigt mit seiner Arbeit die Problematik des Plastikmülls.
Sam Hopkins zeigt mit seiner Arbeit die Problematik des Plastikmülls.