Tonfiguren als Zeugen Dortmunder Vergangenheit

Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) wurden am 16.10.2017 neben der achten Ausgabe des Denkmalheftes „Bausteine und Fundstücke“ 08 (Denkmalbehörde der Stadt Dortmund) mit dem Titel „Der mediale Aufbruch am Ende des Mittelalters – Tonfiguren aus Dortmunder Ausgrabungen“ vorgestellt.

Der Autor und Archäologe Dr. Gerhard Jentgens stellte zudem ein neues Fundstück aus einer Ausgrabung (2011) vor. Es handelt sich dabei um eine ca. 6 cm kleine Tonstatuette aus Pfeifenton, gefunden in einem Brunnen zwischen Thomasstraße und Kuckelke. Die Tonfiguren waren Medien am Endes des Mittelalters mit einer universellen Bildsprache, so der Archäologe.

Im ausgehenden Mittelalter gab es das Handwerk des sogenannten „Pfeifenbäckers“. Dieser stellte die in der Zeit beliebten Tonfiguren und Reliefs mit religiösen, Mode- oder erotischen Motiven aus speziellen „Pfeifenton“ her. Nach dem Brennen weist der Ton eine weiße Farbe auf, die dann nach Bedarf auch bunt bemalt werden konnte.

Neu entdeckt aus einem Brunnen an der Kuckelke: Die Tonstatuette wird stolz präsentiert vom Archäologen Dr. Gerhard Jentgens.
Neu entdeckt aus einem Brunnen an der Kuckelke: Die Tonstatuette wird stolz präsentiert vom Archäologen Dr. Gerhard Jentgens.

Der neue Fund stellt Maria und das Jesus-Kind im Vordergrund, und dahinter Marias Mutter, die heilige Anna, dar. Solche Tonfiguren waren für die Bevölkerung erschwinglich und wurden, wie Dr. Jentgens erklärte, zu allen möglichen Gelegenheiten wie etwa Taufe oder Hochzeit verschenkt. Die Menschen suchten damals durch Flucht in die Religion Halt in dunklen Zeiten mit Hungersnöten, Missernten, Naturkatastrophen Krisen und Konflikten. Sie hofften außerdem, durch Gebete vor ihren Statuen einen „Ablass“ für die weltlichen Sünden zu erhalten. Aus Angst vor dem „nahenden Weltuntergang“ wollten die Menschen sich durch zusätzliche „Geldspende“ den „Weg in den Himmel“ ebnen. Eine Kaufmannsmentalität, die Reformatoren wie Martin Luther dazu antrieben, die christliche Lehre wieder auf die Glaubensinhalte zu konzentrieren.

Im MKK sind schon einige Funde aus dem Spätmittelalter gesammelt worden und so der Öffentlichkeit als zeitgeschichtliche Zeugnisse erhalten geblieben.

Der Leiter des MKK, Dr. Jens Stöcker erklärte: „Wann genau die neue Tonstatuette im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen sein wird, erfährt die Öffentlichkeit rechtzeitig durch die Presse.

Das neue Denkmalheft „Bausteine und Fundstücke“ ist jedenfalls ab jetzt im MKK, dem Stadtarchiv und der Dortmunder Denkmalbehörde erhältlich.




Die erstaunliche Aktualität von Shakespeares Hamlet

Als Koproduktion mit dem Theater im Depot, der studiobühneköln und dem Rottstr5 Theater Bochum hat sich das freie Theaterkollektiv „Sir Gabriel Trafique (früher Sir Gabriel Dellmann)“ William Shakespeares „Hamlet“ als Vorlage für ihre sechste Produktion im Depot vorgenommen. Sir Gabriel Trafique wurde 2012 unter dem Label Sir Gabriel Dellmann gegründet. Ohne Stefanie Dellmann wurde eine Namensänderung notwendig. Geleitet wird das Theaterkollektiv von Schauspieler und Regisseur Björn Gabriel und Anna Marienfeld. In wechselnden Konstellationen stoßen jeweils SchauspielerInnen und VideokünstlerInnen zur Gruppe.

Unter der Regie von Gabriel entwickelt sich „Hamlet – Ein multimedialer Parcours nach Shakespeare“. Premiere ist Freitag, der 20. Oktober 2017 um 20:00 Uhr im Theater im Depot.

Wie der Regisseur verriet, erstaunt ihn immer wieder, wie viel Fundament und Aktualität in „Hamlet“ steckt. Heute, wo die humanistischen Säulen unserer Gesellschaft oft mit den Füßen getreten werden. Das Drama steht im Zentrum, weil es auf heute passt. „Die Codes gehen von den Schauspielern aus“, so Gabriel.

Dazu gibt es viele Zitate bei Hamlet wie zum Beispiel „Es ist etwas faul im Staate Dänemark“. Die Welt scheint aus den Fugen geraten, und wie Hamlet suchen wir nach einem moralischen Kompass für unser Leben.

Schwer gemacht wird uns das in der digitalisierten Welt mit seiner Bilderflut, „Fakenews“ und demagogischen Einflüsterern, die uns überfordern. Wie können wir moralisch verantwortlich Leben?

Drei Hamlets suchen nach einem würdevoll Sein oder Nichtsein und finden Orientierung an Shakespeares Klassiker. Unter Anleitung eines digitalen Orientierungssystems wagen sie dabei ein Experiment über das Mensch-Sein.

Gleich drei Hamlets erkunden die unterschiedlichen Möglichkeiten. (Foto: © Sabrina Richmann)
Gleich drei Hamlets erkunden die unterschiedlichen Möglichkeiten. (Foto: © Sabrina Richmann)

Drei SchauspielerInnen on Stage, drei SchauspielerInnen aus der Konserve (darunter Produzentin Anna Marienfeld), ein Live-Videokünstlerin, zwei Livekameras, über hundert Presents und unendliche Produktionsflächen kreieren einen Live-Film, popkulturelle Verführungsmethoden und schaffen immer neue virtuelle Welten. Diese zerfallen durch Offenlegung ihrer Mittel in ihrem Innersten.

Für den musikalischen Soundtrack sorgt die Gruppe AniYo Kore (Melody & Rene).

Sie unterlegen und begleiten das Geschehen atmosphärisch.

Die Vorstellung wird zwei Stunden nicht überschreiten.

Termine für weiter Aufführungen: 21.10.2017/ 09.11.2017/ 10.11.2017 jeweils um 20:00 Uhr im Theater im Depot, Immermannstr. 29, 44147 Dortmund.

Karten: ticket@theaterimdepot.de und an allen bekannten VVK-Stellen.