Zombification – wie man die Zombiecalypse überlebt

Ob nun im Schauspielhaus mit den Stücken von Wenzel Storch oder mit dem Theaterkollektiv „Komplott Legal“: Wenn jemand in ein Stück von oder mit Thorsten Bihegue besucht, kommt er jedenfalls schlauer wieder heraus und ist dabei auch noch gut unterhalten. Das Prinzip der Wissensvermittlung durch Theaterbesuch funktionierte auch bei „Zombification – Lecture-Performance mit Hirn“, die am 27.10. 2017 im Theater im Depot Premiere hatte.

Das Wort „Zombie“ kommt aus der zentralafrikanischen Sprache Kimbuntu und bedeutet „Totengeist“. Über Haiti und dem Voodoo haben die Zombies den Weg in die populäre Kultur gefunden, als willenlos Untote, die auf ständiger Suche nach menschlichen Fleisch sind.

Das Trio von „Komplott Legal“ Isabel Stahl (Regie und Produktion), Christine Köck (Video und Grafik) sowie Theresa Mielich (Ausstattung) schufen eine fiktive Brennpunktsendung „Wo brennt‘s jetzt“ in der Zombitologe Wolfram Kowalewski (Bihegue) und Regine Anacker (Moderatorin) über die Zombies informierten und Tipps gaben, wie man eine Zombicalypse überlebt. Nicht nur Anacker war vom Dortmunder Sprechchor, sondern auch weitere neun Mitglieder, die als realitätsnah geschminkter „Zombiechor“ schönes Anschauungsmaterial boten.

Was fasziniert uns an Zombies? Ist es die Angst vor einer seelenlosen, stumpfen Masse, die unser gewohntes Leben durcheinanderbringt? Es ist schon erstaunlich, wenn Demokraten in den USA regieren, dann kommen mehr Vampirfilme auf dem Markt, denn so Kowalewski, die Demokraten fürchten mehr den Geldadel der Wall-Street, der mit den Blutsaugern eher assoziiert werden kann. Die Republikaner fürchten eher den Aufstand der Massen, der Armen und Ausgestoßenen, die das bürgerliche Leben in ein Chaos verwandeln.

Zwar nicht "Schwanensee", aber auch Zombies können schöne Choreografien. (Foto: © Theresa Mielich)
Zwar nicht „Schwanensee“, aber auch Zombies können schöne Choreografien. (Foto: © Theresa Mielich)

Selbstverständlich wird auf die filmischen Komponenten der Zombie-Thematik eingegangen, wenn auch meist nur mit Bildern von Filmcovern. Kurz zu sehen ist ein älterer Zombiefilm aus den 40er Jahren, in dem Zombies die klassische Rolle als willenlose, fremdbestimmte Figuren einnehmen.

Auch in „Zombification“ spielen die Zombies zunächst nur die Rolle als billige Arbeitskraft, denn billiger als ein Untoter geht nicht, um dann doch mit erstaunlichen Fähigkeiten zu glänzen wie beispielsweise dem Spielen eines Glockenspiels.

Praktische Tipps gibt es auch von von Kowalewski: Wie schützt man sich vor Zombieangriffen , welche Waffen sind nützlich und wo versteckt man sich. In einem Video, dass nicht zufällig einem Ego-Shooter ähnelt, kämpft sich unser Experte durch eine Horde von Trainingszombies.

Was nimmt der Theaterbesucher aus diesem Abend mit? Er erlebt Zombies die singen und tanzen, Live-Musik (natürlich „Zombie“ von den Cranberries), eine gut aufgelegte Moderatorin samt Experten und neun großartige Zombies. Zombies sind eben mehr als herum schlurfende, fleischfressende Untote, sie sind Teil unser Popkultur und daraus nicht mehr wegzudenken. Angesichts der politischen Verhältnisse in den USA ist also wieder mit mehr Zombiefilmen zu rechnen. Die wichtigen Frage sind doch. Wie viel Zombie steckt in uns, welche Bedingungen fördern sie und wie kann man sich dagegen wehren?

Die nächste Möglichkeit das Stück zu sehen, bietet sich am 04. Novemeber 2017 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Aimé Mpane – Kraftvolle Kunst aus dem Kongo

Im Augenblick steht der Kontinent Afrika mit seiner innovativen und jungen Bevölkerung im künstlerischen Blickpunkt verschiedener Ausstellungen in Dortmund. So ist im Augenblick zum Beispiel die Schau „Afro-Tech and the Future of Re-Invention“ im Dortmunder U (HMKV) zu sehen.

Eine weitere Facette eröffnet sich nun mit der Ausstellung „Ich habe vergessen zu träumen“ des im Kongo geborenen und in Brüssel lebenden Künstlers Aimé Mpane im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK). Diese ist vom 31. Oktober 2017 bis zum 04. März 2018 mit seinen vielschichtigen Bildern, Objekten und Installationen im dortigen Studio zu bestaunen.

Schon im Jahr 2012 wurden Arbeiten des Künstlers aus der Reihe „Kinshasa“ im MKK gezeigt. Seine farbenfrohen und ausdrucksstarken Arbeiten befassen sich mit dem Erbe des Kolonialismus in Afrika (speziell Kongo) und dessen Spuren. Den Titel „Ich habe vergessen zu träumen“ kann man, so der Leiter des MKK Dr. Jens Stöcker, auch zweideutig sehen. Es kann neben „vergessen“ die Bedeutung „verlernen zu träumen“ haben.

Das Erbe des Kolonialismus im Kongo ist Gegenstand der Arbeiten von Aimé Mpane.
Das Erbe des Kolonialismus im Kongo ist Gegenstand der Arbeiten von Aimé Mpane.

Thematisch geht es Aimé Mpane zudem um die Darstellung des komplexen Begriffs „Frieden“. Das „Problem“ des Kongos ist sein Reichtum an Bodenschätzen wie etwa Gold oder Kohle. Der Hinweis auf eine der vielen verschwiegenen Goldminen schon am Eingang der Ausstellung ist da deutlich. Daneben sind verschiedene in goldener Farbe auf einem Holzrelief zu sehende Zahlenflut. Sie verdeutlicht einerseits, wie viel Geld die Minenbesitzer im Laufe der Jahre gescheffelt haben, und wie viele Menschen durch die harte Arbeit in den Minen sterben mussten.

Im Zentrum des Raumes ist eine imposante Installation platziert, die Reichtum und Schönheit der afrikanischen Tierwelt, der Bedrohung durch Ausbeutung, Waffen oder fundamentalistischer Religion gegenüber stellt. Alles ist mit bunten Fäden miteinander verwoben. Die Wandbilder und diversen Objekt sind vorwiegend aus natürlichen Stoffen wie Holz angefertigt und von mehrdeutiger Symbolkraft.

Gesuchte Synonyme für den Begriff „Frieden“ werden in ihrer Fragilität und Realität plastisch vor Augen geführt. So sieht man beispielsweise über dem Synonym „Sicherheit“ einen Holzkopf, der eine löchrige, fragile Holzkonstruktion eines Ballons aufbläst. Mpane gelingt es, auch Brüche und Leid im Leben der verschiedenen Menschen im Kongo lebendig werden zu lassen.

Neben den negativen Folgen von Kolonisation, wie Ausbeutung oder Korruption und Terror, drücken die Werke auch viel Hoffnung, Mut, Stolz und Selbstbewusstsein der schwarz afrikanischen jungen Bevölkerung aus.

Frank Ifang und Thomas Meinecke präsentieren Kozmic Blues

Die Galerie Dieter Fischer im Dortmunder Depot zeigt vom 26. Oktober bis 19. November 2017 in ihren Räumlichkeiten die Ausstellung „Kozmic Blues – Fotografie“, eine Gemeinschaftsausstellung von Frank Ifang und Thomas Meinecke. Das Motto der Ausstellung ist von dem gleichnamigen Song der Rocksängerin Janis Joplin (1943 – 1970) inspiriert. Diese Ausstellung steht im Zeichen der künstlerischen Arbeiten zweier Fotografen. Es geht dabei nicht Bearbeitung oder Verfremdung von Fotografien, sondern um das Sehen in einem besonderen und speziellen Augenblick.

Thomas Meinecke und seine bewegten Blätter.
Thomas Meinecke und seine bewegten Blätter.

Die zwanzig Fotografien des in Wetter lebenden Thomas Meinecke auf der linken Seite der Galerie nehmen den größten Platz ein. Meinecke versucht, die Bewegung von verschiedenen Blättern in seinem besonderen Moment mit der Kamera ohne Hilfe von Belichtung aufzufangen. Die Zeitspanne für die Arbeiten nahm über fünfzehn Jahre in Anspruch. Fotografieren konnte er natürlich immer nur im Herbst.

Außerdem war der Zeitpunkt mit vergleichbaren Lichtverhältnissen von immenser Bedeutung. Auf die jeweiligen Windverhältnisse und unterschiedlichen Flugbahnen hatte er keinen Einfuß. Entstanden sind kosmisch anmutende Fotografien mit interessanten Färbungen. Ob Buchenblatt oder das Blatt eines Gingko-Baumes, sie sind für den Betrachter nicht mehr genau als solche zu erkennen. Die faszinierend leuchtend sphärisch wirkenden Objekte bieten viel Raum für die Fantasie.

Der Wuppertaler Fotograf, Kunstberater und Kulturmanager Frank Ifang beschäftigt sich schon seit den1980er-Jahren mit der Experimentalfotografie und der Fotomalerei. „Es geht mir um Motiv und Struktur, und ich weiß, wo ich hin will,“ erklärte Ifang.

Frank Ifang und seine Bildermalereien.
Frank Ifang und seine Bildermalereien.

In seinen experimental-fotografischen Arbeiten entstehen Formen und Farben, die mit Hilfe von Licht und Schatten vor der Kamera erzeugt werden. Es sind interessante schwarz-weiße Strukturen zu erkennen, die viele Interpretationsmöglichkeiten eröffnen.

Beim erneuten Betrachten fallen immer wieder neue Details auf. So ist auf einer Fotografie oben beim genauen Hinsehen ein Kirchturm zu sehen. Ein kleiner Hinweis, dass es sich um eine Stadtfotografie handeln könnte. Es bietet sich viel Raum für individuelle Deutung an.

Bei seine in den Farben kräftigen und intensiven Fotomalereien mit stürmischen Wolkenkonstellationen ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen, dass es sich nicht um gemalte Bilder auf Leinwand handelt.

Das verbindende der beiden Künstler: Es kommt auf den besonderen Augenblick an.

Achtung! Die Vernissage ist abweichend vom üblichen Freitag dieses Mal am Donnerstag, den 26. Oktober 2017 um 19:00 Uhr in der Galerie Dieter Fischer im Depot.

Musik: Mail Hester, Akkordeon, Worte: Hartmut Gloger (Kurator)

Finissage: Sonntag: 19. November 2017 von 17:00 bis 19:00 Uhr.

Öffnungszeiten: Donnerstags 17.00 bis 20:00 Uhr und nach Vereinbarung.

Zombification – Zombies zwischen Fiktion und Realität

Das freie Künstlerkollektiv Komplott Legal hat ihre neueste Produktion „Zombification“ eine Lecture-Performance mit Hirn, in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Sprechchor und in Kooperation mit dem Theater im Depot entwickelt. Die Uraufführung findet am Freitag, den 27.10.2017 um 20:00 Uhr im Depot statt. Regie und Produktion liegen in den Händen von Isabel Stahl (Komplott Legal).

Das Publikum wird direkt in eine Studio-Produktion hineingeführt. Die Moderatorin Helene Tomatschek (Regine Anacker, Dortmunder Sprechchor) hat den Schauspieler und Zombitologen Wolfram Kowalewski (Thorsten Bihegue , Komplott Legal) als Studiogast in ihre Sendung eingeladen. Wolframs Job ist es nicht nur, wertvolle Survival-Tips im Falle eines „Zombie-Apokalypse“ zu geben, sondern er setzt sich auch mit den filmischen, geschichtlichen, philosophischen sowie den Kapitalismus-kritischen Komponenten der Zombie-Thematik auseinander.

Drei Zombies ohne Glockenseil. (Foto: © Theresa Mielich)
Drei Zombies ohne Glockenseil. (Foto: © Theresa Mielich)

Da gibt es genug ja Material aus diversen Filmen und Fernsehserien. Wichtige Grundlage sind zum Beispiel neben Texten zur Thematik auch Filme wie etwa die bissige Parabel „Land of the Dead“ von George A. Romero (2005).

Zombies rekrutieren sich aus dem Dortmunder Sprechchor

Es geht um die Fragen wie: Was ist real, was ist Fiktion? Was macht die Zombies so attraktiv? Was macht sie zu Zombies und wie viel Zombie steckt in uns? Da spielen unter anderem die Angst vor „dem Fremden“, Untergang und Tod sowie die Sehnsucht nach Überleben eine bedeutende Rolle.

Auf der Bühne befinden sich rekrutierte „Zombies“ vom Dortmunder Sprechchor, die als reale Zombies angesprochen werden. Per Video kommen noch eine ganze

Menge weiter hinzu. Eine weitere Frage ist: Was können Zombies eigentlich wirklich? Die auf der Bühne können sich jedenfalls künstlerisch ausdrücken und tanzen. Ja, sie können sogar ein wenig sprechen.

Das Publikum erwartet viele sinnliche Bilder, viel Nebel, und ein guter Soundtrack von Musik aus der Konserve und live auf der Bühne.

Wir arbeiten mit Fakten und Behauptungen, die übertrieben dargestellt werden,“ erklärte Bihegue. Das Ganze findet im Spannungsfeld zwischen Fiktion und Realität statt. Ironie wird dabei eine bedeutende Rolle spielen.

Wir dürfen auf die ungefähr siebzig minütige Performance gespannt sein.

Weiter Vorstellungen: Samstag, den 28.10.2017 und Samstag, den 04.11.2017, jeweils um 20:00 Uhr.

Infos und Kartenreservierungen unter 0231 – 9822336 oder ticket@theaterimdepot.de

Wunderland – Alice im zauberhaften Operntreff

Wer kennt nicht die Geschichte von Lewis Carolls „Alice im Wunderland“. Bei der Premiere der Familienoper „Wunderland“ verwandelte sich der Operntreff im Dortmunder Opernhaus zu einem zauberhaftes Wunderland.
Unter der Regie von Ilaria Lanzino wurde die märchenhafte Story für die Junge Oper mit einem speziellen Songzyklus (Anna Schreier) und Text von Alexander Jansen bearbeitet.
Anna Schreier konzipierte der Handlung entsprechende eine abwechslungsreiche Klangmusik für Klarinette, Schlagzeug, Akkordeon und Kontrabass. Ein kleine Abteilung der Dortmunder Philharmoniker begleitete die Handlung tatkräftig und effektiv.
Als Sänger und Sängerinnen dabei waren die schon aus „Piraten fluchen nicht“ 2015/2016 in guter Erinnerung Boshana Milkov und Marvin Zobel, sowie die hier durch viele Aufführungen bekannte Sopranistin Julia Amos als Alice.
Der Innenraum war neben den Stühlen im hinteren Bereich mit vielen Kissen ausgestattet, so das die kleinen und großen Zuhörer auch teilweise mitten drin in der Handlung befanden. Diese erstreckte sich über den ganzen Raum.
Beim Spielen mit zwei Freunden bekommt Alice einen Ball an den, fällt hin und der „goldene Nachmittag“ nimmt seinen Lauf. Ihr Stoffhase wird lebendig und läuft weg. Auf der Suche nach ihm beginnt für Alice ein fabelhaftes, fantasievolles Abenteuer. Großes wird klein, und Kleines wird groß. Alles ist plötzlich anders. Antworten, auf die es keine Fragen gibt. Im Wunderland ganz normal.

Das Wunderland verzaubert: Alice beim Hutmacher. (v.l.n.r.) Boshana Milkov, Julia Amos und Marvin Zobel. (Foto: © Theater Dortmund)
Alice beim Hutmacher. (v.l.n.r.) Boshana Milkov, Julia Amos und Marvin Zobel. (Foto: © Theater Dortmund)

Auf ihrer Abenteuerreise begegnen ihr unter anderem ein sprechendes Kaninchen, eine rauchenden Raupe, eine Grinsekatze und ein verrückter Hutmacher. Er verrät ihr:„Unmögliche gelingt nur, wenn man es für möglich befindet“. Kleiner Wermutstropfen: Die Herzkönigin und der Herzkönig fehlten leider.
Mit einfachen Mitteln und verschiedensten Accessoires wurde eine zauberhafte Atmosphäre erzeugt. Die drei SängerInnen überzeugten nicht nur mit ihren Stimmen, sondern legten auch eine enorme Spielfreude an den Tag. Ein Motto von „Wunderland“ lautete: „Bei Gefahr wird gesungen.“
Eine Parabel um Macht und Bedeutung der Fantasie, mit Spaß auf die junge Opernbühne gebracht.

Informationen über weiter Aufführungen erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Hairspray – Ein Musical um Toleranz und Träume

Wenn einem die Musik noch Tage später im Kopf herumspukt, wenn das Publikum das Stück feiert wie sonst nur einen Sieg des lokalen Fußballvereins, dann war man auf einer besonderen Premiere. „Hairspray“ bot alles, was der Musical-Enthusiast erwartet: Musik, Gesang und Tanz kombiniert mit stimmigen Kostümen und Bühnenbild.

Das Broadway-Musical „HAIRSPRAY“ von Marc Shaiman und den Songtexten Scott Wittmans, hatte am 21.10.2017 seine fulminante Premiere im Dortmunder Opernhaus. Melissa King, die nicht nur als Tänzerin, Choreografin und Regisseurin arbeitet, sondern auch noch ein Politikwissenschaften an der renommierten Yale Universität in den USA studiert hatte, wurde mit der Inszenierung beauftragt.

Mit ihrem Hintergrund und profunden historischem Wissen war sie ein Glücksfall für diese Mammut-Aufgabe.

Das Musical spielt 1962 an Ostküste der USA in Baltimore. Eine Zeit, geprägt von Rassismus und biederer amerikanischer Bürgerlichkeit, aber auch der Träume und des Aufbegehrens. Die Inspiration für das Musical war der gleichnamige Film von John Waters aus dem Jahre 1988.

Teenager Tracy Turnblad träumt Übergewicht von einer Tanzkarriere und der Aufnahme im Komitee der angesagten „Corny Collins Show“, um die neuesten Tanzschritte präsentieren zu können. Ihre Mutter Edna möchte eigentlich lieber selber Kleider entwerfen als für andere Menschen Wäsche zu bügeln. Vater Wilbur betreibt einen kleinen Scherzartikelladen und wäre gerne ein Erfinder. Tracys Freundin Penny Pingleton ist zunächst ein schüchternes Mädchen, die sie unterstützt.

Beim Vortanzen wird sie von der selbstverliebten ehemaligen „Krabbenkönigin“ und Produzentin der Show, Velma von Tussle, herablassend wegen ihres Äußeren abgelehnt. Es ist ihr Ziel, ihre eigene Tochter Amber groß heraus zu bringen. Tracy verliebt sich sofort in den Mädchenschwarm Link Larkin, der sich erst langsam von ihren Qualitäten gegenüber seiner Freundin Aber überzeugen lässt. Einmal im Monat ist der sogenannte „Negroday“, wo es den farbigen Jugendlichen erlaubt ist, bei der Show aufzutreten. Tracy freundet sich beim Nachsitzen mit den dunkelhäutigen Seaweed sowie dessen Schwester an und lernt deren modernen lockeren Schritte kennen. Sie wird immer mutiger und hat endlich Erfolg beim Vortanzen. Nun kämpft sie auch unermüdlich dafür, dass Weiße und Schwarze zusammen Auftreten dürfen. Auch als Tracy ins Gefängnis muss, halten ihre Eltern zu ihr. Nach anfänglichem Zögern rettet Link das junge mutige Mädchen, erklärt ihr seine Liebe, und es kommt zum Showdown der Kontrahentinnen bei der Wahl zu „Miss Teenager Hairspray 1962“. Es gehen viele Träume in Erfüllung.

Stimmige Kostüme und Bühnenbild

Die Inszenierung zeichnet sich nicht nur durch wunderschöne Kostüme und Accessoires aus der damaligen Zeit, bunter flexibler Bühnenausstattung, schwungvoller Musik, starken Stimmen und Choreografien aus. Sie besticht durch ihren sensiblen Umgang mit dem Thema Rassismus oder allgemein der Akzeptanz des „Anderssein“ in diesem Musical.. Es ist ein klares Statement für Toleranz. Das ist vor allem auch dem Teil des Musical-Ensembles zu verdanken, die einen afroamerikanischen Hintergrund haben. Besonders hervorzuheben ist dabei Deborah Wood in der Rolle der Motormouth Maybelle (Mutter von Seaweed) die nicht nur durch ihre Power-Stimme berührte.

Corny Collins (Morgan Moody) und sein Komitee mit Tracy Turnblad (Marja Hennicke). Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture
©Corny Collins (Morgan Moody) und sein Komitee mit Tracy Turnblad (Marja Hennicke). Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture

Die drei „Dynamites“ ( Taryn Anne Nelson, Denise Lucia Aquino, Anneka Dacres) brachten Glitzer und Glamour auf die Bühne. Marja Hennicke als Tracy Turnblad überzeugte durch eine starke volle Stimme, tänzerisches Vermögen und Sensibilität in der Rolle des etwas naiven und mutigen jungen Mädchens.

Eine wichtige Funktion hatte Michael B. Sattler als Seawood. Er „küsste“ sie Sinnbildlich wie „Dornröschen“ aus ihrem Schlaf wach und so wurde aus Penny Pingleton eine selbstbewusste junge Frau, die sich von ihrer „Über-Mutter“ Prudy Pingleton (Johanna Schoppa) emanzipiert. Die zweite Person, die eine Veränderung vollzieht, ist Link Larkin (Jörn-Felix Alt). Er wird im Laufe der Handlung immer mutiger und sieht ein, dass Amber ihn nur für ihre  Karriere benutzt hat.

Musical mit einer Botschaft

Den Charakter der egozentrischen Produzentin Velma von Tussle hat Sarah Schütz ebenso gut dargestellt wie Marie-Anjes Lumpp ihren der hochnäsigen Tochter Amber. Wie für sie geschneiderte Rollen gab es für Morgan Moody als Showmaster Corny Collins und selbstredend Kammersänger Hannes Brock als Edna Turnblad. Es war ihm anzumerken, was für einen Spaß er dabei hatte. Berührend war der Umgang mit dem Ehemann Wilbur, dem kongenialen Kollegen Fritz Steinbacher. Die Beiden brachten die gegenseitige Akzeptanz des Ehepaares herrlich auf die Bühne.

Es war erstaunlich, wie professionell und locker das gesamte Ensemble auch die schwierigen Choreografien meisterten. Ein paar kleinere Gags gab es auch: Achten Sie mal auf die Stimme des Nachrichtensprechers im Radio. Sicherlich wird Ihnen die Person, die in Dortmund ein wichtiges Amt bekleidet, bekannt vorkommen.

Die Aufführung wurde musikalisch grandios von der Dortmunder Philharmoniker unter der temperamentvollen Leitung vom 2. Kapellmeister Philipp Armbruster begleitet.

Am Ende gab es Standing Ovations vom „bewegten“ Publikum.

Wenn auch klar ist, das die Realität anders aus sieht und „Hairspray“ insofern als naiv betrachtet werden kann, ist eines doch sicher. Ohne positive Träume und Mut kann es keine Veränderungen zu mehr Humanität und Toleranz geben.

Informationen über weitere Aufführungen erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Sir Gabriel Trafique – Hamlet und die aus den Fugen geratene Welt

Das freie Künstlerkollektiv Sir Gabriel Trafique (ehemals Sir Gabriel Dellmann) unter der Regie von Björn Gabriel benutzt Shakespeares „Hamlet“ als Anknüpfungspunkt für die immer stärker werdende Orientierungslosigkeit der Menschen, die sich in „Fake news“ und Verschwörungstheorien ausdrückt. Ein Premierenbericht vom 20.10. 2017 aus dem Theater im Depot.

Es handelt sich um eine Koproduktion mit dem Theater im Depot, der studiobühneköln und dem Rottstr5theater Bochum.

Das Trauma vom Tod seines Vaters und der schnellen Hochzeit seiner Mutter sorgen dafür, dass Hamlet seine komplette Orientierung verliert. Er entwickelt eine Psychose, die ihn langsam in seine Welt einschließt. Ähnlich geht es Menschen, die sich beeinflusst durch die sozialen Medien in einer Filterblase befinden. Sie lassen – wie Hamlet – niemand an sich heran. Die Politik wird als entfernt von den Bürgern empfunden und die Gesellschaft ist zerrissen und verunsichert.

Verschwörungstheoretiker versuchen geschickt, über die modernen Medien vorhandene Ängste vor dem „Fremden“ oder eben „Norweg“ (Hamlet) zu instrumentalisieren. Wahrheit und „Fakenews“ sind für die „Wutbüger“ kaum auseinander zu halten. Die „drei Hamlets“ in der Aufführung, die Schauspieler Lucia Schulz, Lukas Garner und Dominik Hertrich suchen verzweifelt nach Orientierung für ein moralisch verantwortliches Handeln und menschliches Sein.

Auch mit Hilfe von modernen technischen Mitteln wie Live-Video, Beats und schnellen Schnitten und der Auseinandersetzung mit popkultureller Verführung gewinnt die Tragödie ihre aktuelle Bedeutung in unserer Zeit.

Gleich drei Hamlets erkunden die unterschiedlichen Möglichkeiten. (Foto: © Sabrina Richmann)
Gleich drei Hamlets erkunden die unterschiedlichen Möglichkeiten. (Foto: © Sabrina Richmann)

Neben den drei Schauspielern gibt es auf der begleitenden philosophischen Ebene der Erzählung noch die auf der Leinwand projizierten Video-Schauspielerin Anna Marienfeld.

Die Inszenierung der Gruppe Sir Gabriel Trafique arbeitet mit starken Gesten und Bildern, die durch Video-Nahaufnahmen verstärkt wurden.

Ein Abend, der nicht leicht konsumierbar ist, aber dennoch durch visuelle und musikalische (AniyoKore) Reize den Zuschauer ans Stück fesselt. Dazu tragen natürlich Schulz, Garner und Hertrich bei, die durch ihre Präsenz dem Stück die nötige Lebenskraft einhauchten.

Weiter Aufführungen finden am 09.11. und am 10.11.2017 um 20:00 im Depot statt.

Infos unter www.sir-gabriel-dellmann.de

Hanfried Brenner – Offenes Kunstprojekt im Torhaus

In der städtischen Galerie Torhaus Rombergpark werden unter dem Titel „quadrat plus – variationen“ vom 22. Oktober bis 12. November 2017 verschiedene Zeichnungen, Bildobjekte und räumliche Installation des Künstlers Hanfried Brenner zu sehen sein.

Seit 1992 hatte dieser an der Entstehung und Entwicklung des Dortmunder Kulturzentrums Depot mitgewirkt.

Für diese Ausstellung hat er die meisten Arbeiten direkt für die speziellen Gegebenheiten und dem historischen Hintergrund des besonderen Ortes entwickelt. Dabei lässt er seine eigenen Wahrnehmungen des Ausstellungsortes Torhaus Rombergpark mit seine besonderen Architektur und Geschichte einfließen.

In seinem offen gehaltenen Kunstprojekt spielt die wuchtige und gewölbte Architektur und die speziellen Atmosphäre eine wichtige Rolle.

Einige seiner Zeichnungen stammen aus einem Zyklus des Jahres 2014 und sind unter dem Einfluss des berühmten Bildes „Schwarzes Quadrat auf weißem Grund“ von Kasimir Malewitschs entstanden. Für Brenner bot sich an, die Zeichnungen aus dieser Serie mit ihren strengeren geometrisch-quadratischen Formen dem gerundeten Torhaus gegenüber zu stellen und zu konfrontieren.

Um es mit einem dem Fußballbereich umgewandelten Slogan zu sagen. Die Idee war, das Eckige ins Runde zu bringen.

Hanfried Brenner setzte sich mit der Architektur im Torhaus auseinander.
Hanfried Brenner setzte sich mit der Architektur im Torhaus auseinander.

Von der traditionellen Auffassung des Tafelbildes, der Malewitsch noch verpflichtet war, weicht er insofern ab, das er die Materialität von Farbe, Malgrund, Papier u.s.w. als ästhetisches Moment in ihrer Dreidimensionalität als Objektkunst einbezieht.

So sind in der Ausstellung an einer Wand zum Beispiel auch ein schwarzes und ein weißes Quadrat als plastische Bildobjekte zu sehen.

Zentrum ist jedoch die auf dem Boden des Ausstellungsortes platzierte Installation aus Vierkanthölzern, von denen ein Teil mit Blei ummantelt wurde. Sie prägen die Wahrnehmung im Raum stark und können gleichsam als Kommentar zu den architektonischen Gegebenheiten und den historischen Bezügen des Torhauses gesehen werden. Im Zusammenspiel mit den übrigen Zeichnungen und Bildobjekten entfalten sie ihre Wirkung.

Die Ausstellung ist als „offenes“ Kunstprojekt, dass in anderen Kontexten weiter entwickelt werden soll, vom Hanfried Brenner konzipiert worden

Die Eröffnung der Ausstellung ist am Sonntag, den 22. Oktober 2017 in der städtischen Galerie Torhaus Rombergpark. Sie wird musikalisch von Maik Hester am Akkordeon begleitet. Werkeinführung durch den Künstler.

Kunstakademie Düsseldorf zu Gast im Künstlerhaus

Das Dortmunder Künstlerhaus im Sunderweg 2 zeigt vom 21.10 bis 19.11.2017 die Ausstellung „Aus jedem Dorf ein Hund“ der Klasse Martin Gostner – Düsseldorfer Kunstakademie Düsseldorf. Der Titel nimmt Bezug auf einem bei einer bei Skatspielern bekanntem Redewendung. Man hat von jeder Farbe etwas auf der Hand. Damit kann man zumeist kein Spiel bestimmen, jedoch den vermeintlich „Starken“ das Spiel eventuell verderben und die Richtung des Spiels im entscheidenden Moment drehen und für Spannung sorgen.

Bei Kurator Martin Gostner und seiner Klasse verhält es sich ähnlich. Worauf es ihm bei der Berufung der Studierenden ankommt, erklärte beim Pressegespräch. Selbstbestimmtheit und Freiräume für die Absolventen und Offenheit für die unteren Klassen. Ebenso wichtig ist aber das kreatives gegenseitiges Fordern und „künstlerisches befruchten“. In den Klassen wird das Augenmerk bewusst auf formale und inhaltlich Heterogenität und interdisziplinäres und multimediales Arbeiten gelegt.

Die großen Räume im Künstlerhaus bieten den achtzehn KünstlerInnen viel Raum für einen breit angelegten plastischen Diskurs. Die Bandbreite reicht von Plastik, Skulptur, Installation, Kinetik, Video und Audio, Fotografie, Grafik und Malerei. Sie wenden diese verschiedenen Ausdrucksformen nach dem Ort an und bringen sich jeweils gegeneinander oder zueinander ins Spiel.

Detail der Arbeit "Zentrum" von Aylin Leclaire. Zu sehen im Künstlerhaus im Rahmen der Ausstellung "Aus jedem Dorf ein Hund".
Detail der Arbeit „Zentrum“ von Aylin Leclaire.

So entsteht beispielsweise bei Almut Rabenau eine Art gewebter Wandteppich aus Textilien bunte Stofffäden in Neonfarben als Vokale und Konsonanten als weißer Gardinenteppich. Dahinter steckt unter anderem ein verschlüsselter Text von Else Lasker Schüler. Daneben sind von Alesha Klein, die auch die Konzeption der Ausstellung mit entwickelt hat, drei verschlüsselte Briefe als Symbol für das „nicht Gesagte“ zu sehen. Marina Bochert nimmt mit ihren Arbeiten Bezug auf die Bergbau-Vergangenheit. Ein interessante Installation hat Aylin Leclaire mit ihrer Arbeit „Zentrum“ entwickelt. Ein ganzer Raum wird zu einer krakenartigen, surreal anmutenden Landschaft aus hellem Kunststoff mit eingebauten bunten Ketten mit LED-Lämpchen. Dieses Gebilde reagiert auf akustische Reize von außen mit Aufleuchten im unterschiedlichen Rhythmus der pochenden Musik. Es kann Symbolhaft für emotionale Interaktion gedeutet werden.

Poetisch zeigt sich der kurze Videofilm einer romantischen Waldlandschaft mit einer Reiterin auf einem Pferd von Di Yang.. Er arbeitet dabei mit Looping-Effekten.

Das ist nur ein kleiner Einblick in die Ausstellung. Es lohnt sich, viel Zeit mit zu bringen.

Die Eröffnung der Ausstellung ist am Freitag, den 20. Oktober um 20:00 Uhr im Künstlerhaus.

Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 16:00 bis 19:00 Uhr

Afrofuturismus zwischen Fiktion und Realität

Der Hardware MedienKunstVerein zeigt vom 20.10.2017 bis 22.04.2018 auf der dritten Etage des Dortmunder U in Kooperation mit Interkultur Ruhr & Büro medienwerk.nrw und mit Unterstützung durch den Africa Positive e.V. die Ausstellung „Afro-Tech and the Future of Re-Invention“.
Daneben findet an verschiedenen Orten in Dortmund vom 20. – 28.10.2018 ein Afro-Tech Festivalwoche mit Gesprächen, Performances, Workshops, Filmen und Musik statt. Neben dem HMKV sind als Orte das Kino im U e.V., Tanzcafé Oma Doris, Union Gewerbehof, das Künstlerhaus Dortmund und der Rekorder in der Nordstadt beteiligt.
Worum geht es? Wenn wir von Afrika hören, geht es meistens um Hungersnöte, Terror und Korruption. Diese Ausstellung will ein differenziertes Bild von diesem Kontinent vermitteln. Wie die Kuratorin Dr. Inke Arns vom HMKV sich bei einer Reisen in die Hauptstädte von Kenia, Südafrika und Nigeria überzeugen konnte, gibt es dort aktuell eine erstaunliche Entwicklung im Bereich digitaler Technologien. Ein Reihe von Startup-Unternehmen und KünstlerInnen sowie ErfinderInnen bezeugen das eindrucksvoll. Afrika wird in der Ausstellung als ein Kontinent der technologischen Innovation präsentiert. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit Science-Fiction-Erzählungen und Vorstellungen von Technologie, die nach den eigenen afrikanischen Regeln funktionieren und nicht den „westlichen Vorbildern“ folgen.

 

Die beiden Kuratoren der Ausstellung über Afrofuturismus: Fabian Saavedra-Lara und Inke Arns.
Die beiden Kuratoren der Ausstellung über Afrofuturismus: Fabian Saavedra-Lara und Inke Arns.

Der die künstlerischen Arbeiten beeinflussende Afrofuturismus ist im 20. Jahrhundert in Folge der Erfahrungen von Rassismus und Diskriminierung in den USA entstanden. Er dient als Raum für Emanzipation und Selbstbestimmung. Drei große Themen durchziehen die Ausstellung: Der Weltraum, das Meer und die Technologie. Was, wenn zum Beispiel das Weltraumprojekt in Sambia 1964 erfolgreich durchgeführt worden, und er erste Mensch auf dem Mond ein Afrikaner wäre? Die Tech-Projekte, Installationen, Videos, Performances und Objekt in der Ausstellung sind so vielfältig wie die die zwanzig KünstlerInnen aus Afrika und Europa. Die Ausstellung stellt eine Verbindung zwischen Afrofuturismus, alternativen technologischen Energien und Imaginationen her. Spekulative Narrative in den künstlerischen Arbeiten werden in einer doppelten Verfremdung mit den realen Erfindungen aus der Makerszene in Beziehung gebracht und konfrontiert.
Das reichhaltige Festival-und Ausstellungsprogramm erhalten Sie an allen Veranstaltungsorten. Der verantwortliche Kurator für die Festival-Woche ist Fabian Saavedra-Lara (Leitung Büro medienwerk.nrw & Co-Leitung Interkultur Ruhr).

Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, den 20. Oktober 2017 um 19:00 Uhr im Dortmunder U, Kino im U e.V. auf der Ebene 0.
Der Eintritt zu den Veranstaltung ist frei.