Spurensuche für neunten „Mord am Hellweg“

Im nächsten Jahr wird zum neunten Mal Europas größtes Krimifestival „Mord am Hellweg“ vom 15. September bis zum 10. November 2018 am Hellweg stattfinden. Die Planung für die über 200 verschiedenen Veranstaltungen und Formate sind hierfür im vollen Gange. Es werden über 200 Veranstaltungen mit über 400 Autorinnen und Autoren sowie weiteren Beteiligten in 25 Kommunen links und rechts des Hellwegs vorbereitet.

Aus diesem Anlass wird kurz vorher als wichtiger Bestandteil auch wieder die Anthologie „Mord am Hellweg“ der thematischen Vorgabe „Henkers.Mahl.Zeit“ im erscheinen. Die Kurzgeschichten dürfen 15 Seiten nicht überschreiten. Abgabeschluss ist der 30. März 2018.

Wie die Leiterin des Festivals, Sigrun Krauß vorab verriet, wurden diesmal 23 renommierte Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigem Raum eingeworben. Das ist eine verpflichtende und ehrenvolle Einladung für die Autoren.

Unter den Beworbenen sind unter anderem Elisabeth Hermann, Wulf Dorn, Bernhard Aichinger, Klaus-Peter-Wolf, Krischan Koch oder Gisa Pauly.

Zwei bis drei Tage besuchen die AutorInnen zur Inspiration für ihre Geschichten die Stadt oder Gemeinde, die ihnen zugewiesen wurde. Die Recherche-Touren für die kriminell-regionalen Kurzgeschichte starteten ab dem Spätsommer.

Die Stadt Dortmund wurde der in Hamburg lebenden Autorin Simone Buchholz zugewiesen. Sie schreibt seit 2006 Krimis und interessiert sich für Menschen und das, was sie bewegt. Wie sie selbst sagt, ist ihr wichtig, beim Krimi zu erkunden, was die Menschen zur Gewalt als „Fehl-Kommunikation“ treibt, und was die Taten aus Tätern und Angehörigen machen.

Sie hat sich vom 27. bis 29. September 2017 in Dortmund aufgehalten und die Atmosphäre von Plätzen und den Menschen in unserer Stadt für ihre Geschichte aufgefangen.

Selbstverständlich hat auch die Dortmunder Stadt- und Landesbibliothek Bücher von Simone Buchholz zur Ausliehe.
Selbstverständlich hat auch die Dortmunder Stadt- und Landesbibliothek Bücher von Simone Buchholz zur Ausleihe.

Soviel hat sie beim Pressegespräch verraten: Die Protagonist der Story wird eine junge Frau sein, die vor etwas flüchtet. Als Orte für die Handlung sind das Union- und Kreuzviertel, sowie die ehemalige Zeche Hansa und der Phoenix-See vorgesehen. Beeindruckt haben die Autorin die Menschen in Dortmund: „Man hört hier das Herz hämmern“.

Im nächsten Jahr werden die 23 Autorinnen dann ihre Geschichte in den jeweiligen Orten vorlesen.

Wo und wann genau wird rechtzeitig durch die Presse bekannt gegeben.

Der neunte Krimiband wird wieder von dem altbewährten Team H.P. Karr. Herbert Knorr und Sigrun Krauß im Grafit Verlag herausgegeben.

Anke Droste: Freiheit und Grenzen

Im Dortmunder Kunstbetrieb ist vom 30. September bis zum 28. Oktober 2017 die Ausstellung „statt etwas“ von Anke Droste zu sehen. Die Dortmunder Künstlerin befasst sich schon seit einigen Jahren mit den Themen: Ringen um Freiheit, Erfahrung von Unfreiheit, Sehnsucht und Grenzen der Freiheit, sowie das Unterwegs sein.
Hier spielen natürlich auch aktuelle Themen eine Rolle wie beispielsweise der verstärkt zu vernehmende Wunsch nach „Abschottung“, die Schaffung von Grenzzäunen gegen die vielen verzweifelten Flüchtlinge. Unsere Gesellschaft ist historisch gesehen schon immer geprägt von Migration. Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre ursprüngliche Heimat verlassen haben, haben gerade auch das Ruhrgebiet geprägt und bereichert. Diese Thematik zieht sich durch gesamten Arbeiten dieser Ausstellung.

Anke Droste zeigt Arbeiten, die sich mit Freiheit und deren Grenzen beschäftigt.
Anke Droste zeigt Arbeiten, die sich mit Freiheit und deren Grenzen beschäftigt.

Die Schau zeigt auch Arbeiten aus der Werkreihe „frei“ der Künstlerin. Zu sehen sind zum einen mehrere großformatige Acrylbilder, die den Betrachter in, rot, blau und grüne Farblandschaften mit niedrigen Horizont und einem barrierefreien Blick in die Tiefe eintauchen lassen. Die Weite wird meist nur durch Büsche als Hindernisse unterbrochen.
„Die Freiheit lässt sich künstlerisch nicht richtig auf den Bildern festhalten“, so Anke Droste. Deswegen auch der Ausstellungstitel „statt etwas“. Neben diesen großen Acrylbildern sind auch kleinere Werke mit einem reduzierten Format und intimeren Charakter zu sehen.
Eindrucksvoll sind die im Rahmen einer Serienreihe entstandenen Fotografien von Passanten, einzeln oder als Paare, die in der Dortmunder Münsterstraße „unterwegs“ waren. Wohin wollen sie gehen, was „bewegt“ sie? Neben mehren kleineren Fotografien sind im hinteren Bereich zwei große Fotos im Querformat von einem älteren und einen jüngeren Mann zu sehen. Der belebte Hintergrund ist etwas verschwommen zu erkennen.
Eine an die Wand projizierte Text-Film-Installation mit Zitaten von bekannten Persönlichkeiten wie Ernst Bloch, Felicitas Hoppe, Heinrich Heine bis hin zum ehemaligen Arbeitsminister Norbert Blüm verdichten und vertiefen die Thematik. Dabei wurden aktuelle Bezüge zur Gegenwart der Bundesrepublik Deutschland mit zeitlosen und allgemeinen Betrachtungen verknüpft.
Ein Blickfang in der Mitte des Raumes ist das sogenannte „Deutsche Nähkästchen“- Ein alter, aufklappbarer Nähkasten wurde mit verschieden farbigen Pulver gefüllt
und steht als Sinnbild für die Vielfalt in unserer Gesellschaft.

Bei der Eröffnung am 30. September um 18:00 Uhr wird die Kunsthistorikerin Simone Rikeit (M.A.) eine Einführung in die Ausstellung geben.

Hoesch im Nationalsozialismus

Das Dortmunder Hoesch-Museum hat einen neuen Bereich in seiner Dauerausstellung bekommen. Es geht dabei um Hoesch in der Zeit des Nationalsozialismus. Auf Grundlage neuer Recherchen des Stadtarchivs stehen Rüstung, Zwangsarbeit, Zerstörung und die Biografie eines Täters aus dieser dunklen Zeit im Mittelpunkt.

Ausgerichtet wurde der neue Ausstellungsbereich mit Hilfe von Marie Kim Juhl (Studentin des Faches Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum). Kurator der Ausstellung ist Michael Dückershoff (Leiter des Hoesch-Museum).

Gezeigt werden neben Fotografien aus der Zeit 1939 bis 1944, Dokumenten von Aussagen ehemaligen Zwangsarbeitern auch eine Detailkarte der Hoesch-Westfalenhütte mit ihren damaligen Lager-Unterkünften.

Nach der Machtübername der Nazis 1933 wurde Hoesch ganz in den Dienst der Rüstung und dem Aufbau der kriegswichtigen Infrastruktur gestellt.

So wurden auf der Hoesch-Westfalenhütte und beim Dortmund-Hörder Hüttenverein (DHHV) im Zweiten Weltkrieg zum Beispiel Panzergehäuse (Typ Panther und Tiger II), Panzermunition (DHHV), Geschützrohre oder Panzerbleche von etwa 60.000 Zwangsarbeitern hergestellt.

Im Dezember 1944 waren über ein Drittel der Arbeiter beim Hüttenwerk Hoesch Zwangsarbeiter aus Ost-und Westeuropa (Franzosen, Holländer ect.). „Ostarbeiter“ wurden dabei meistens schlechter behandelt.

Viele Zwangsarbeiter in Dortmund starben bei den alliierten Bombenangriffen. Italiener und „Ostarbeiter“ wurden nicht in die Luftschutzkeller hinein gelassen. Weitere Todesursachen waren Hunger und Mangelernährung. Deren Folgen waren eine größere Anfälligkeit für Krankheiten und mangelnde Konzentrationsfähigkeit am Arbeitsplatz.

Ein Großteil der Produktionsanlagen wurden durch die Luftangriffe zerstört. Es mussten immer neue Unterbringungsmöglichkeiten für die Zwangsarbeiter gefunden werden. Genutzt wurden hierfür nicht nur Gasstätten, sondern im Jahr 1943 sogar der Hoeschpark. Hier wurden vor allem Zwangsarbeiterinnen, wie Juhl berichtete, unter schlimmen Bedingungen untergebracht.

Braune Zeiten bei Hoesch. Eine neue Dauerasustellung informiert darüber. (v.l.n.r.) Michael Dückershoff (Leiter Hoesch-Museum), Marie Kim Juhl (Studentin der Geschichte) und Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums).
Braune Zeiten bei Hoesch. Eine neue Dauerausstellung informiert darüber. (v.l.n.r.) Michael Dückershoff (Leiter Hoesch-Museum), Marie Kim Juhl (Studentin der Geschichte) und Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums).

Ein trauriger Ausstellungsteil ist die Biografie des Nazi-Täters Albert Ganzenmüller.

1905 in Passau geboren, begann dieser nach seinem Diplom im Maschinenbau eine Tätigkeit in der Reichsbahndirektion. Er war am Hitlerputsch 1923 beteiligt und trat 1931 der NSDAP und der SA bei. Unter anderem wurde er auf Empfehlung Albert Speers 1942 zum stellvertretenden Reichsbahn-Generaldirektor und Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium ernannt. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Organisation der Deportationszüge in die Todeslager eingebunden. 1947 gelang ihm die Flucht nach Argentinien, wo er die Argentinische Staatsbahn beriet. Nach Einstellung seines Entnazifizierungsverfahrens reist er 1955 nach Deutschland zurück und wurde als Transportingenieur bei der Hoesch AG in Dortmund eingestellt.

Einem weiteren Strafverfahren konnte er sich bis zu seinem Tod im März 1996 in München entziehen.

Ein wichtiger Ausstellungsbereich gerade jetzt, wo von rechter Seite vermehrt versucht wird, die Zeit des Nationalsozialismus zu beschönigen, zu verklären oder zu verdrängen.

Spiel mit Farben und Formen

Die Dortmunder Künstlerin Ulla Kallert (Jahrgang 1950) zeigt vom 26.09. bis zum 07.11.2017 in der Artothek der Zentralbibliothek unserer Stadt fünfundzwanzig ihrer in den letzten zwei Jahren entstandenen Werke.

Neben Acrylmalerei, Linoldrucke und Monotypien sind auch ein paar ihrer neuen Skulpturen zu sehen. Die meisten der meist großformatigen Bilder stammen aus ihrer neuen „ja ich will“ Reihe.

Wie Kallert selbst sagt, steht am Anfang ihrer Arbeit das Spiel mit den Farben. Sie wird scheinbar ziellos von den Eindrücken, Farben und auch Formen beeinflusst und getrieben. Sie wird von dem Bild ergriffen und angetrieben, mit immer neuen Pinselstrichen Überraschendes zu finden und sich künstlerisch führen zu lassen. Im weiteren Entwicklungs- und Schaffensprozess übernimmt sie dann die Führungsrolle und führt ihre Werke zur Vollendung. Mit überraschenden Misch- und Zwischentönen, Spuren von verdünnten Farbglasuren gibt sie ihren besonderen Bildwelten eine persönliche Ausdrucksform.

Bei meinen Porträt-Bildern nehme ich mir Modells als Vorlage,“ verriet die Künstlerin. Ihre vielfarbigen und vielfältigen Bilder sind oft verfremdet und teilweise abstrakt stilisiert. In letzter Zeit ist sie von den bizarren Formen gefundener Äste beeinflusst und beeindruckt, die sie künstlerisch und gestalterisch verarbeitet.

Ulla Kallert vor ihrem Bild "rot ist alles was ich denke"
Ulla Kallert vor ihrem Bild „rot ist alles was ich denke“

Künstlerisch zieht es sie in letzter Zeit von der Malerei hin zur Gestaltung von Skulpturen, wie etwa bei ihrem „roten Akt Guss aus Quarzsand“ oder der „Astfrau Bronze“ zu sehen.

Öffnungszeiten: Stadt und Landesbibliothek: dienstags + freitags 10:00-19:00 Uhr.

Andi Knappe – Das Universum und die Kunst

Die Städtische Galerie Dortmund Torhaus Rombergpark zeigt in ihren Räumlichkeiten vom 24. September bis 15. Oktober 2017 unter dem Titel „# Hubble_Labor-2017“ dreizehn großflächige Werke (zumeist Acryl oder Acryl/Lack auf Leinwand) von dem heimischen Künstler Andi Knappe (Jahrgang 1948). Zu sehen ist ist auch die Konstruktion „Space-Labor # 8“ (Acryl auf Holz, 85 cm Durchmesser).

Der Titel der Ausstellung, bezieht sich auf die bahnbrechende Forschung des amerikanischen Astronomen Edwin P. Hubble (1889-1953) und dessen Forschungen zu den Ursprüngen des Universums (Big-Bang-Theory) und dessen Zukunft. Die Namensgebung kann als eine Referenz für an diesen Astrophysiker gesehen werden.

Es zeigt aber in besonderer Weise das Interesse und Respekt des Künstlers für Sterne, Galaxien und das unendliche Universum. Unsere Sonnensystem und die „kleine Erde“ ist im Vergleich dazu ja nur ein winziges Staubkorn.

In Knappes Arbeiten spiegeln sich die Kräfte von Schwerkraft und Ausdehnung wider, dessen Dynamik er von außen auf seine Bilder projiziert. Oszillierende, schwingende Linien, Staubwirbel, Farbverläufe, wie Umlauflinien von von Sonnen und Planeten ziehen den Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Dieser sucht nach einem Fixpunkt und wird dann in einem vermeintlichen Strudel von Energie, Dynamik und Bewegung gezogen.

Andi Knappe ist fasziniert vom Universum.
Andi Knappe ist fasziniert vom Universum.

Diese Ausstellung wirft Fragen nach Bedeutung und Wichtigkeit unsere Erde im Angesicht der unendlichen Universums aufwirft. Wo stehen wir und wo wollen wir hin? Bei der Vernissage zitierte Knappe Albert Einstein, der die Möglichkeiten von Fantasie und Kunst auf den Punkt bringt: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“

Die Ausstellung ist dienstags bis samstags zwischen 14:00 und 18:00 Uhr und sonntags/sowie an Feiertagen zwischen 10:00 und 18:00 Uhr geöffnet

Der Eintritt ist frei.

Arabella oder die Suche nach dem „Richtigen“

Am Tag der Bundestagswahl, dem 24.09.2017, stand gleichzeitig die Premiere die lyrische Komödie „Arabella“ von Richard Strauss ( 1864-1949) auf dem Programm im Opernhaus Dortmund. Opernintendant und Regisseur der Inszenierung Jens-Daniel Herzog gab vor der Aufführung schon einmal die ersten Hochrechnung der Wahl bekannt.

Musikalisch sensibel begleitet wurde „Arabella“ von der Dortmunder Philharmoniker unter der routinierten Leitung von GMD Gabriel Feltz. Der Chor des Theaters Dortmund unter der Leitung von Manuel Pujol und die Statisterie des Theater unterstützte die Handlung tatkräftig und mit bunten Kostümen zum Karneval.

Die Bühne war spärlich mit einem Spielautomaten an der linken Seite und vielen Stühlen recht sparsam aber zur Situation des verarmten Grafen Waldner und seiner Familie entsprechend, ausgestaltet. Eine durchsichtige Leinwand ermöglichte dem Publikum zwischendurch Einblicke auf den so oft wie möglich am Spieltisch sitzenden Grafen. Im dritten Akt wurde das Bühnenbild gewechselt und die häusliche Treppe zu den Zimmern als Hintergrund benutzt.

Der Graf aus der Provinz und das IT-Girl aus der Hauptstadt: Sangmin Lee (Mandryka), Eleonore Marguerre (Arabella) ©Thomas Jauk, Stage Picture.
Der Graf aus der Provinz und das IT-Girl aus der Hauptstadt: Sangmin Lee (Mandryka), Eleonore Marguerre (Arabella)
©Thomas Jauk, Stage Picture.

Zur Situation:

In Wien versucht der Graf Waldner, die finanziellen Probleme wegen seiner Spielsucht in den Griff zu bekommen. Seine hysterische Frau Adelaide ist keine Hilfe, Die schöne Tochter Arabella kann sich nicht wirklich zwischen ihren vielen Verehrern, darunter der Waschlappen Matteo (der ständig mit Selbstmord droht, wenn sie ihn nicht erhört), entscheiden. Die jüngere Tochter Zdenka wird als „Bub“ gehalten, da für die Familie eine zweite Tochter zu teuer kommt. Diese ist zudem noch unglücklich in Matteo verliebt. Die Zeit drängt, und nach dem Ball am Faschingsdienstag muss eine Entscheidung her. Der Graf schickt verzweifelt dem alten Regiments-Kameraden Mandryka ein Foto seiner schönen Tochter. Der reiche Großgrundbesitzer aus Slawonien wäre eine gut Partie. Statt dessen kommt ein Neffe des inzwischen Verstorbenen, der sich in das Foto aus dem Nachlass verliebt hat, nach Wien. Als Grundbesitzer, Naturbursche und Herr der Wälder ist er so ganz anders als die üblichen Verehrer. Für Arabella scheint Madrynka der „Richtige“ zu sein. Bevor sie mit ihm nach Slawonien fährt, will sie vor dem Abschied noch einmal feiern und tanzen. Aus Angst um Matteo, behauptet Zdenka, Arabella erwarte diesen in ihrem Schlafzimmer. Dazu gibt sie ihm auch einen Schüssel. Mandryka bekommt das mit und will Arabella wütend zur Rede stellen. Die Situation ist chaotisch und droht zu eskalieren. In einem Akt der späten Befreiung outet sich Zdenka und klärt die Situation auf…

Der Spielsüchtigen Graf Waldner war gut mit Morgan Moody besetzt worden. Der verfügt nicht nur über eine gute Stimme, sondern besitzt auch schauspielerisches und komödiantisches Talent. Almerija Delic überzeugte in ihrer Rolle als hysterische Ehefrau.

Im Mittelpunkt standen mit ihrer ausdrucksstarker Präsenz und ihren starken Stimmen Eleonore Marguerre als Arabella und der urig direkte Sangmin Lee als Mandryka. Situationskomik gab es mit den vier „Verehrer“ Alexander Sprague als arroganter Graf Elemer, Marvin Zobel als Domink, Lue Stoker als Lamoral oder jammernde Thomas Paul als Matteo.

Besonders feinfühlig zeigte sich Ashley Thouret in der schwierigen Rolle der Zdenka. Julia Amos als Kartenlegerin und Jeannette Wernecke als Fiakermilli füllten ihre Nebenrollen gut aus.

Das hohe musikalische Niveau konnte aber nicht ganz über ein paar Längen und das eher schwache Libretto (Hugo von Hofmannsthal) hinweg täuschen. Denn selbst zu Zeiten von Richard Strauss zog es IT-Girls aus der Großstadt wie Arabella kaum in die Nähe von Unbekannten aus der Provinz. Wie lange sie wohl dort glücklich bliebe?

Weitere Infos und Termine unter www.theaterdo.de

Königskinder – Liebesdrama im Depot

Die angeblich unmögliche Liebe zwischen Paaren aus unterschiedlichen Kulturkreisen und sozialen Schicht hat nicht nur William Shakespeare mit „Romeo und Julia“ beschäftigt. Auch Bernsteins „West Side Story“ oder Goethes „Königskinder“ befasste sich zum Beispiel mit diesem Thema. Das junge Ensemble Kulturbrigade unter der Regie von Rada Radojcic zeigte nun bei der Premiere am 23.09.2017 von „Königskinder“ im Theater im Depot eine freche und bunte Tanztheater-Version.

Die Bühne wurde zu “Jo‘s Diner“, einem angesagten Treffpunkt der Jugend, umfunktioniert. Die Geschichte von Fran (Helen Gierhake), einer Cousine von Johnny, des Anführers der Jungen-Gang „Snakes“ im Rückblick mit naivem Sprach-Duktus der 50iger Jahre vermittelt. Sie arbeitet im Diner und ist mit ihren 21 Jahren sozusagen die mütterliche Aufpasserin. Neben den „Snakes“ gibt es dann noch die „Pink Ladys“ als Mädchengruppe. Johnny, hat das Sagen und gibt den Takt an. Als sich Johnnys Freund Danny in dessen Schwester Fanny verliebt, die nach längeren Ausland-Aufenthalt zurück gekommen ist, gibt es Ärger zwischen den beiden jungen Männern. Zwischen Tanzwettbewerben, Pyjamaparty und heimlichen Liebestreffen kommt es zu Intrigen und Verrat. Das junge Liebespaar versucht dem zu entfliehen. Doch die Freiheit hat einen hohen Preis….

Schöne Choreografien der jungen Menschen

Die Inszenierung zeichnete sich wie immer bei den Kulturbrigaden durch viel Liebe fürs Detail bei der Kostümauswahl, Schminke und Accessoires. Die 50iger Jahre wurden lebendig und mit der entsprechenden Musik wie etwa „My Girl“ oder „Dreamin“ unterlegt. Die jungen Akteure stellten das „Macho-Gehabe“ der jungen Männer, die Träume und Sehnsüchte der Teenager glaubhaft dar. Bei den Mädchen gab es lautes Gekreische, Eifersucht und Neid. Aus ihre Rollenschema versuchten sie aber auch auszubrechen. So zeigt sich etwa Fran emanzipiert und das „Mauerblümchen“ blüht auf. Spannenderweise wird Johnny von einem weiblichen Ensemble-Mitglied gespielt. Das ermöglicht nicht nur der Akteurin einen anderen Blickwinkel. Sie macht das gekonnt mit Macho-Sprüchen und den entsprechenden Gesten. So entstanden einige komische Situationen die für Lacher im Publikum sorgten.

Die in Zusammenarbeit mit Primaballerina Monica Fotescu-Uta entwickelte schöne Choreografie machte nicht nur den jungen Kulturbrigade auf der Bühne eine Menge Spaß. Vom Mambo über Twist, Rock n‘ Roll wurde alles geboten. Die starke Körpersprache der Beteiligten war beeindruckend, zumal es sich nicht um Profis handelt.

Zur atmosphärischen Verstärkung wurde mit speziellem Geräuschhintergrund oder Aktionen im Zeitraffer gearbeitet. Überraschend wurden auch ein mögliches alternativ Ende angeboten. Nach dem Motto: Es geht auch anders!

Roma Festival: Volles Programm bei „Djelem Djelem“

Das Kulturfestival „Djelem Djelem“ lädt zum vierten Mal dazu ein, die Kultur der Roma an verschieden Orten in der Nordstadt von Dortmund kennenzulernen. Vom 03. bis 09-2017 gibt es Konzerte, Theater und Filme, Lesungen, Tanz, ein Jugendkunstprojekt sowie ein große Familienfest an sieben verschiedenen Orten der Stadt – u.a. im Theater im Depot, im Domicil und im Dietrich-Keuning-Haus.

Geplant ist, wie Kulturdezernent Jörg Stüdemann erklärte, am 09.10.2017 außerdem ein großes Symposium zur Situation der Roma in Europa „Roma in Europa – der Kampf um ein würdiges Leben“ geplant. Dazu soll es noch ein eigenes Pressegespräch geben.

Das Festival hat sich inzwischen auch über Dortmund hinaus als feste Größe etabliert. Ein fester Bestandteil über die Jahre hinweg ist ein großes Familienfest (08. Oktober, 14 – 18 Uhr). Bereits um 13.30 Uhr startet am selben Tag ein Demonstrationszug für Vielfalt, Toleranz und Solidarität sowie gegen Antiziganismus am Nordmarkt. Gemeinsam soll der bunte Zug bis zum Familienfest zum Dietrich-Keuning-Haus ziehen..

Über 30 beteiligte Partner aus der Nordstadt und Umgebung wollen mit diesem Festival ein deutliches Zeichen gegen Feindbilder, festgefahrene Vorurteile gegenüber Roma und für ein unverkrampftes Miteinander und kulturellen Austausch setzen. „Djelem Djelem“ ist die internationale Hymne der Roma.

Das Ganze ist eine Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Dortmund. Dabei tragen die viele Förderer und Organisatoren zum gelingen des Festivals mit:

Gerda Kieninger (Vorsitzende AWO Dortmund) betonte die Bedeutung des Roma-Kulturfestivals als ein Zeichen für Toleranz, Demokratie und Weltoffenheit in unserer Stadt. Stüdemann fügte hinzu, dass es auch um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Roma und Perspektiven geht. Eine neue Kindertagesstätte. Sprachkurse für Roma-Frauen oder der Aufkauf von sogenannten „Schrottimmobilien“ durch die Stadt und deren Renovierung sind hier Beispiele für.

Das Eröffnungskonzert findet am 03.10.2017 um 19:00 Uhr im Domicil statt. Dort wird dem Publikum von der Bukarester Gruppe Mahala Rai Banda mit ihrem Balkan Brass ordentlich eingeheizt werden. Eintritt: 28 €, VVK: 25 € (inkl. Gebühren). Ermäßigung: 50%, domicilcard, U 19 frei.

Das Dietrich-Keuning-Haus, bietet wieder einige Veranstaltungen für junges Publikum an und am 06. Oktober ab 18 Uhr ist dort die Hip-Hop Szene versammelt. Angesagt haben sich unter anderem Gipsy Mafia, SBK Basement, IndiRekt, DJ Marshall Artz, Punkt und Komma. Der Eintritt ist frei. Am gleichen Abend gibt es im Depot einen Theaterabend über die Normalität des Andersseins.

Der Roma-Aktivist Gianni Jovanovic bringt sein verrücktes Leben als schwuler, verheirateter Roma, der in jungen Jahren bereits Großvater ist, auf die Bühne des Theater im Depot. (Eintritt frei).

Schirmherr des Festivals ist der stellvertretende Ministerpräsident des Landes NRW, und Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

Das komplette Programmheft ist bei den bekannte kulturellen und sozialen Einrichtungen in der Nordstadt sowie im Dortmunder Rathaus erhältlich.

Die Verwandlung: Transformation einer Familie

Was tun, wenn der Ernährer der Familie plötzlich ausfällt und darüber hinaus noch zur Last wird? Was macht das mit den Angehörigen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka. Antje Siebers machte aus dem Stoff für das Kinder- und Jugendtheater in Dortmund eine Geschichte über Emanzipation. Ein Premierenbericht vom 22. September 2107.

„Die Verwandlung“ gehört zur bekanntesten Geschichte von Kafka. Das surreale Ereignis, dass sich Gregor, der Sohn und wie sich herausstellt, der Ernährer der Familie, in ein Ungeziefer verwandelt, hat seinen festen Platz im Literaturkanon. Doch die Geschichte handelt von mehreren Verwandlungen, wie Sievers in ihrer Inszenierung herausarbeitet. Denn die übrigen Familienmitglieder (Eltern und Tochter) müssen sich neu orientieren und ihren eigenen Weg gehen. Das wird vor allem bei der Tochter Grete deutlich.

Gregor, der Sohn, ist Reisender und ernährt durch sein Geld die Familie. Die Eltern arbeiten nicht und lassen den Sohn sogar in dem Glauben, dass der Vater keinerlei Vermögen mehr hat, was sich aber als falsch herausstellt. Grete ist 16 und an Kleider sowie dem Violinspiel interessiert. Gregor will sie mit seinem Geld sogar auf ein Konservatorium schicken. Gregor fühlt sich ausgeschlossen und abgekapselt. So geht er in seinem Pflichtbewusstsein auf, bis zu jenem Tag der „Verwandlung“. Er wird vom Leistungsträger zum Leistungsempfänger und Hilfsbedürftigen. Die Familie muss sich jetzt um ihn kümmern, was sie zuerst gerne tut, dann aber feststellt, dass Gregor immer mehr zur Belastung wird. Gregor bemerkt dies und verweigert im Akt der Selbstaufopferung die Nahrung bis zu seinem Tod.

Die Verwandlung macht aber auch vor den anderen Familienmitgliedern nicht halt, teilweise aus Zwang. Denn das gesparte (und vor Gregor verschwiegene) Geld ist nur als Notgroschen gedacht und so müssen Vater, Mutter und Tochter Geld hinzuverdienen. Der Vater als eine Art Page, die Mutter näht und die Tochter arbeitet als Verkäuferin und bildet sich weiter. Daher endet die Geschichte, dass die Familie mit Zuversicht in die Zukunft blickt.

Siebers inszeniert „Die Verwandlung“ als Kammerstück mit Gregors Zimmer als Art Gucklochbühne, in das man hereinsehen kann, ihn aber (wie Kafka es wollte) nicht sieht. Er ist nur als Stimme (Philip Pelzer) präsent. Eine wichtige Rolle hat auch Ann-Kathrin Hinz als Schwester Grete. Sie spielt die Verwandlung der Grete von naiven Mädchen, die zu einer Frau reift, die Verantwortung trägt. Bezeichnend ist sie es, die öffentlich macht, dass Gregors Pflege die Familie langsam zerstört. Auch Vater (Andreas Ksienzyk) und Mutter (Chris Nonnast) werden in ihrer Entwicklung schön charakterisiert: Von am Boden zerstört über Schicksalsergebenheit bis hin zu neuer Hoffnung nach Gregors Tod. In ihrem neuen Leben hat das Dienstmädchen (Thorsten Schmidt) keinen Platz.

Trotz der doch traurigen Geschichte baut die Inszenierung von Siebers kleine Slapstickeinlagen ein, manches wirkt ein wenig wie aus der Stummfilmära. Das lockert den Stoff auf. Gesungen wurde auch: Unter anderen wurde die „Kleine Fabel“ von Kafka vertont.

Ist das Angesichts Gregors Schicksal herzlos? Zu Zeiten von Kafka gab es sicherlich mehr Krankheiten, die jemanden für immer ans Krankenbett fesseln konnten. Auch ein Unfall konnte den Ernährer von heute auf morgen für den Rest seines Lebens arbeitsunfähig machen. Für die Familie war dies eine Katastrophe, denn ein soziales Netz wie heute gab es damals sicherlich noch nicht. So wurde der Kranke zur Belastung und sein Tod auch ein Teil der Befreiung.

Siebers und die Schauspieler präsentierten die Feinheiten des bekannten Stückes, das mehr ist als nur Schullektüre. In unseren heutigen Zeiten mit Pflege- und Unfallversicherung mag die existentielle Not beim Ausfall des Hauptverdieners gemildert sein, doch beispielsweise kann die Pflege der Eltern eine enorme Belastung für eine Familie sein.

Siebers Inszenierung von „Die Verwandlung“ zeigt deutlich, dass Kafkas Stück nichts an Aktualität eingebüßt hat, ganz im Gegenteil. Sie ist auch keinesfalls nur an Jugendliche gerichtet, sondern richtet sich auch an Besucher, die älter sind. Alles in allem ein gelungener Abend.

LesArt.Festival um Liebe, Laune und Leben

[fruitful_alert type=“alert-success“]Das Literaturfestival Les.Art präsentiert wieder ein abwechslungsreiches Programm. (v.l.n.r. Hartmut Salmen (verein für Literatur), Isabel Pfarre (Literaturreferentin Kulturbüro), Sabine Gliniewicz (Sparkasse Dortmund) und Klauspeter Sachau (Künstlerischer Leiter Les.Art).[/fruitful_alert]

Der Verein für Literatur und das Kulturbüro Dortmund organisieren vom 9. bis 18. November zum achtzehnten Mal das Les.Art Literaturfestival in unserer Stadt. In diesem Jahr gibt es darüber hinaus noch zwei „Zugaben“ am 23. und 29. November. Kooperationspartner sind die Robert Bosch Stiftung , das Literaturbüro Ruhr sowie das Fritz Hüser Institut. Gefördert wird das Festival wieder von der Sparkasse Dortmund. Veranstaltungsorte sind neben dem Literaturhaus Dortmund das Theater Fletch Bizzel, das domicil und die Umkleidekabinen im Signal Iduna Park. Das Motto lautet „Liebe Laune Leben“. So wird in eher schwermütigen Zeiten ein zum Nachdenken animierendes , aber unterhaltsam Programm mit ironischem Augenzwinkern angeboten. Die Spannbreite reicht vom Krimi, Liebesgeschichten bis hin zu Auseinandersetzungen mit aktuellen Themen unserer Zeit und einem neuen Blick auf die Vergangenheit in unserer Region.

Aus dem Angebot hier ein paar Angebote:

Eröffnet wird das Literaturfestival am Donnerstag, den 9. November 2017 um 19:30 Uhr im Theater Fletch Bizzel mit Autor Thomas Krügers „Erwin, Enten Präsidenten“. Der Schauspieler Dietmar Bär wird in die Rolle des liebenswert-schräge Protagonist Erwin Düsedieker schlüpfen.

Gespannt sein darf man auf die „Neuen Lesungen“ von Max Goldt am 11. November um 20:00 Uhr.

Am Sonntag, den 12. November um 15:00 Uhr im Literaturhaus gibt es Programm für die jungen Leser mit „Der Dachs hat schlechte Laune“. Der Eintritt hierfür ist frei.

Am Montag, dem 13. November finden in den Kabinen des Signal Iduna Parks um 19:30 Uhr die Kabinenlesungen statt. In der Heimkabine liest Frank Lehmkuhl (Frank Mill) und in der Gästekabine Ilja Behnisch (11Freunde) aus „Schick mich, ich bin schnell“.

Am Donnerstag, den 16. November 2017 entführen bei der Lesung um 19:30 Uhr im Literaturhaus die Autoren Anna Basener (Als Omma den Huren noch Taubensuppe kochte) und Martin Becker (Marschmusik) mit einem frechen und unverblümten Blick in die Zeit vor dem Strukturwandel im Ruhrgebiet.

Freitag, der 17. November 2017 ist Sparkassentag. Dieser findet um 1.30 Uhr im domicil prominent besetzt mit Schauspielerin Hannelore Hoger statt. Sie liest aus ihrem neuen Buch „Ohne Liebe trauern die Sterne“.

Am 23, November 2017 gibt es als Zugabe im Literaturhaus um 19:30 die Lesung von Samuel Mago und Mágó Károly„glücksmacher – e baxt romani“. Eine Sammlung von 15 Kurzgeschichten aus der Welt der Roma.

Beendet wird das Festival mit dem 20. Dortmunder Lyriktag am Mittwoch, dem 29. November 2017 um 19:30 Uhr „Roterfadenlyrik“ von Thomas Krüger.

Das komplette Programmheft mit den genauen Preisen (von 5,- bis 15,- Euro) sowie Tickets für die einzelnen Lesungen erhalten sie an allen Eventim-Vorverkaufsstellen.

Außerdem über über www.LesArt.Ruhr .