Klassik meets Hiphop im Konzerthaus

Das 3. Konzert für junge und jung gebliebene Leute am 19.06.2017 im Dortmunder Konzerthaus brachte zwei nur scheinbar unvereinbare Musikrichtungen zusammen. Klassik und Hiphop. In den letzten Jahren haben sich die beiden musikalischen Welten aber auch gegenseitig inspiriert.

Der Künstler und exzellente Violinist Miki Kekenj liebt neben klassischer Musik auch soul-lastige Hiphop-Tracks als Ausdrucksmittel. So lag es nah, diese beiden Welten zu verbinden. Schon vor zehn Jahren entwickelte er sein „Opus 1“. Zusammen mit der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster führte er nun auf der hiesigen Konzertbühne sein Violinkonzert in e-Moll „Opus 2“ (Hiphop meets Klassik“) auf. Es ist ein Konzert in drei Sätzen für Violine, Rap-Gesang, sinfonisches Orchester und Hiphop-Band und eine interessante Symbiose aus diesen unterschiedlichen Musikrichtungen. Jeder Satz ist durchzogen von einem Hiphop-Song. Zu Beginn zeigte aber die Dortmunder Philharmoniker ihr Können bei der rasanten und emotionalen „Ouverture méditerranéenne, op. 330“ von Darius Milhaud.

Im ersten Satz „Mein Utopia“ des Violinkonzerts beschreibt Kekenj seinen Traum von einer besseren Welt. Die Harfe führt danach als eine Art drittes Thema ein, dass auf einer Sample-Bearbeitung von John Coltranes „In a sentimental mood“ beruht. Am Ende wird der Traum mit einer musikalischen Steigerung aufgelöst. Der zweite Satz „Schlaflied“ beruht auf der der traurigen Realität der Verfolgung der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Ein jüdische Mutter vergiftet ihr Kind, um es vor dem Leid durch die nahenden Soldaten zu bewahren. Während diese mit Gepolter anrücken, singt sie dem Kind ein Schlaflied (Schlaf mein Vögelchen) und erzählt ihm eine Geschichte von lauten Trollen und krachenden Bäumen.  Diese bewegende Geschichte wird von der Violine auch einfühlsam begleitet. Am Ende wirkt die Musik jedoch und fast trotzig auf brausend. Im dritten Satz „Requiem für die Liebe“ heißt es „Ich trag die Liebe zu Grabe, bevor die Liebe mich zu Grabe trägt.“ Die Virtuosität der Violine kommt voll zur Geltung. Sie steigert sich immer mehr. Aber keine Sorge, am Ende siegt die Liebe, ohne die wir nicht leben können.

Das Zusammenwirken von Orchester, einem starken Solo-Violinisten und Hiphop-Sprechgesang ist gut gelungen.

Achtsamkeit gegen Angst und Hass

Das Städte übergreifende Jugendtheaterprojekt der Kulturmetropole Ruhr „Pottfiction“ hatte am 17.05.2017 im Dortmunder Kinder-und Jugendtheater Premiere mit ihrer neuen Produktion „Achtung.Liebe!“. Wie wir Achtsamkeit und Liebe in Zeiten von Terror und Gewalt entwickeln können, war hier das Thema.

Die zehn Jugendlichen und jungen Erwachsenen (16-23 Jahre) hatten diese Performance unter der Leitung von Lisa Maria Heigl und der Unterstützung von drei Profis aus verschiedenen künstlerischen Sparten zusammen entwickelt.

Andreas Gruhn (Direktor KJT und Regie) für den Bereich Schauspiel, Oliver Sproll für die Masken, und Felix Bürkle für den Bereich Tanz und Choreografie gaben Inputs und Impulse für dieses sparten-übergreifende spannende Experiment.

Auf der fast leeren Bühne standen nur vier graue Bänke und mehrere Scheinwerfer im Hintergrund sorgten für unterschiedliche Lichtstimmungen.

Die jungen Akteuere schufen beeindruckende Bilder und spielten gekonnt mit den ausdrucksstarken Masken. Mit den künstlerischen Ausdrucksformen wie Pantomime, Tanz und Schauspiel setzten sie sich mit Ängsten vor dem „Fremden“, Menschenmassen und der Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe und als „Ich“ angenommene Persönlichkeit auseinander. Die Masken vor den Gesichtern waren nicht nur Symbol für Bedrohung, sondern auch für die Tatsache, dass wir alle im Alltag oft „Masken“ im übertragenem Sinn zu unserem Schutz tragen, hinter denen wir uns „verstecken“ können. Es geht auch darum, hinter diese Masken zu blicken und so eventuell Ängste und Vorurteile abzubauen und Vertrauen zu entwickeln. Vertrauen entwickeln wurde von den Akteuren plastisch mit der Übung „sich fallen lassen und aufgefangen werden dargestellt.

Die Ängste und Bedrohungen wurden von bedrohlichen Geräuschen und Musik im Hintergrund dramaturgisch verstärkt. Der Wunsch nach Geborgenheit fand besonders seinen Ausdruck, als sich alle Akteure wie ein Embryo im Mutterleib auf den Boden legte. Ein besonderer Moment war, als alle Akteure auf der Bühne langsam nach vorne gehend unter zunehmend bedrohlicher Geräuschkulisse die Daten und Fakten der in immer kürzeren Abständen zunehmenden Terrorakte vorlasen.

Drei der Akteure spielten auch live auf der Bühne mit Gitarre und Streichinstrumenten.

Ein gelungenes Zusammenwirken verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen. Ein großes Kompliment auch für die „lebendigen“ wunderbaren Masken.

Informationen über weitere Vorstellungstermine erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Hits von Berlin bis Hollywood

[fruitful_alert type=“alert-success“]Nicht nur Simone Kermes und Roland Kaiser hatten ihren Spaß, sondern auch die vielen Besucher des Konzerthauses. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Eine große musikalische Spannbreite für das Publikum bot „Berlin-Mailand-Hollywood“ mit der Sopranistin Simone Kermes und dem Special Guest Roland Kaiser am Sonntag Nachmittag im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals in Dortmund. Der passende Ort dafür war das Dortmunder Konzerthaus.

Musikalisch begleitet wurde das Konzert von der in den verschiedenen Musikrichtungen bewanderte Neue Philharmonie Westfalen unter der souveränen Leitung von Eckhart Wycik.

Sie zeigten ihr Können egal ob bei der Opernmusik von Georg Friedrich Händel (1685-1759) oder später Schlager von Roland Kaiser und Udo Jürgens, Filmmusik von John Williams (Indiana Jones), John Barry (1898-2011) „Jenseits von Afrika“ oder am Ende die Musical-Hits von George Gershwin (1898-1937) und Leonard Bernstein (1918-1990).

Das Konzert war in verschiedene musikalische Abschnitte aufgeteilt. Zunächst konnte Simone Kermes mit ihrer klaren Sopranstimme ihr Können bei den italienischen Opernarien von Nicola Antonio Porpora (1686-1768), Gaetano Donizetti (1797-1848) bis zu Giuseppe Verdi (1813-1901) beweisen. Sie meisterte die schweren Koloraturen mit einer ihr eigenen Leichtigkeit. Zudem fand sie auch Zeit, das Publikum zu animieren und mit ihm zu kommunizieren, sowie ihre festliche Kleidung mehrfach zu wechseln.

Der zweite Abschnitt nach der Pause war dem Schlager gewidmet. Kermes sang im Duett mit Roland Kaiser den auch aus dem Fernsehen bekannten Song „Alles was du willst“ (Roland Kaiser). Ihre Koloraturen lockerten den Song auf erfrischende Weise auf.

Als Hommage an Udo Jürgens sang Roland Kaiser begleitet von einem dreiköpfigen Background-Chor dann ein Arrangement bekannter Hits wie etwa „Aber bitte mit Sahne“, „Ehrenwertes Haus“, „Griechischer Wein“ oder „Ich war noch niemals in New York“.

Dann folgte die Hollywood-Filmmusik. Von „Herr der Ringe“, eine besondere Interpretation von Simone Kermes des Hits „Over the Rainbow“ (Harold Arlen, Wizard of Oz) bis hin zu „Jenseits von Africa“. Gefühlvoll wurde es mit „Summertime“ aus „Porgy and Bess“ von George Gershwin (1898-1937) und bei „Glitter and Be Gay“ aus „Candile“ von Leonard Bernstein.

Am Ende begeisterten Kermes und Kaiser das Publikum mit der im Duett gesungenen Version des Hits „Warum hast du nicht Nein gesagt“.

Vor dem Verfallsdatum?

Unter der Regie des südafrikanischen Choreografen Mark Hoskins und der Leitung von Barbara Huber hat das Seniorentanztheater des Balletts Dortmund die neue Produktion „Knockin‘ on heavens door“ (nach dem Song von Bob Dylan) entwickelt. Die begeisterten und rüstigen 22 Tänzerinnen und Tänzer im Alter zwischen 63 und 81 Jahren habe dafür seit Oktober 2016 geprobt.
In einem Abend voll Witz und Hintersinn hat sich die Gruppe mit einer im gesetzteren Alter naheliegenden Frage tänzerisch auseinander gesetzt. Was erwartet uns im „Wartesaal des menschlichen Verfallsdatum“ an der Schwelle zum Tod? Ist da die Stille des Nichts oder oder lockt ein befreiendes Willkommen? Da hat so jeder seine eigenen Vorstellungen.
Choreograf Hoskins verriet die dahinter steckenden Fragen: „Gibt es ein Ablaufdatum wie bei Lebensmitteln auch für Menschen? Die Tür geht nur in eine Richtung: vorwärts. Was ist hinter der Tür? Gibt es ein noch anderes Ablaufdatum?“ Es klopfen ja nicht nur die Toten an die „Himmelstür“, sondern jeder Schlag an die Pforte kann auch ein Zeichen des Lebens sein.
„Eine herausgestellte Figur übernimmt Lothar Porschen (67 Jahre) als eine Art „Gott“ oder „Übersinnliches Wesen“ in einem weißen Anzug. Er kann auch als Sinnbild für das Leben gesehen werden,“ so Hoskins.
Ein Herzinfarkt vor nicht allzu langer Zeit hat ihm das Thema näher gebracht als ihm lieb war. Seiner guten Kondition durch das Tanzen hat ihn unter anderem am Leben erhalten.
Die Musikauswahl ist von melancholisch bis heiter gemischt. Sie geht von AC/DC , Dinah Washington & Max Richter, Glenn Miller, Queen , Bob Dylan bis hin zu Eric Idle.

Die Premiere am Freitag, den 30.06.2017 im Ballettzentrum Dortmund und am 02.07.2017 sind schon ausverkauft.
Karten gibt es aber noch für die Vorstellung am Samstag, den 01.07.2017 um 20:00 Uhr und am 07. sowie den 08.07.2017 jeweils um 20:00 Uhr.
Informationen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de

Verständnis für Spleens

[fruitful_alert type=“alert-success“]Spleens entdecken im Theater im Depot. (Foto: © Mathias Schubert) [/fruitful_alert]

Vermutlich kennt fast jeder einen Menschen, der einen Spleen, auch Marotte, Fimmel und fixe Idee genannt, hat. Doch ist man auch bereit zuzugeben, dass man vielleicht selber einen Spleen hat? Die Theaterwerkstatt am Theater im Depot unter der Regie von Barbara Müller stellt in ihrem neuen Programm „Spleens“ verschiedene Verhaltensmuster vor, die ein wenig absonderlich klingen, aber was ist schon normal? Ars tremonia war am 17. Juni 2017 im Depot bei der Premiere.

Wann hat man einen Spleen und wie geht man damit um? Das Stück orientiert sich grob am Konzept einer Spielshow, lässt aber den einzelnen Akteuren viel Raum auf der Bühne (Bühnenbild Mathias Schubert), um die jeweilige Eigenart zu präsentieren. Angefangen von der Fixierung auf die Zahl 6, ein strenges Leben nach dem Mondkalender, Putzfimmel, Bedürfnis zu Tanzen, Fussel sammeln oder Angst vor Nudeln: Die Bandbreite der Marotten war groß. Dabei wurden die Figuren liebevoll von den Schauspielern dargestellt, ohne dass sie zu einer Karikatur wurden. Das ist eine Leistung von Regisseurin Müller und natürlich auch der Akteure Christine Ates, Michél Belli, Sonja Berkemann, Doris Calovini-Brankamp, Dirk Leistenschneider, Anke Pidun, Alexandra Probst und Julian Sasse.

Bemerkenswert war auch eine kleine Putzmittelchoreografie mit Besen, Eimer und Handfeger, die mächtig Eindruck auf die Zuschauer machte. Humor brachte vor allem die Sprichwort-Liebhaberin, die ihre geliebten Sprichworte konsequent durcheinander schüttelte wie einen Cocktail.

Im Wesentlichen geht es bei „Spleens“ aber um die Frage: Was ist normal? Wer legt das fest? Und was ist, wenn ich mich in irgendwie nicht „normal“ verhalte? Werde ich dennoch akzeptiert? Nicht alles, was „unnormal“ ist, ist gleich krank und behandlungsbedürftig. Doch die Grenzen zwischen einem „Spleen“ und Angststörungen oder Zwangshandlungen sind schwer auszumachen. Wer sein Leben nach dem Mond ausrichten möchte, soll das gerne tun. Wer denkt, dass ihr die Zahl 6 Glück bringt, soll das ruhig glauben. Doch wenn man Menschen von der Straßenbahnhaltestelle vertreiben will, weil er/sie die Nummer 7 ist, dann wird es doch etwas problematisch. Wenn jemand keine Nudeln ist, kein Problem. Wer aber Angst hat, dass Nudeln ihn erwürgen, hat in meinen Augen eine Angststörung. Zumal ihn das im täglichen Leben behindert, da er sich nicht mit Frauen beim Italiener treffen kann.

Zu sehen ist das Stück noch am 23.06., 24.06. und 25. 06.2017 im Theater im Depot (www.depotdortmund.de)

Ein Abend mit Luther und Bach in der Reinoldikirche

[fruitful_alert type=“alert-success“]Einfach nur Bach: Barockorchester Stuttgart, Kammerchor Stuttgart und die Solisten. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

„Das Reich muss uns doch bleiben“. Das ist nicht nur die Schlusszeile des Chorals „Das Wort sie sollen lassen stahn“ aus der Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“, sondern steht auch auf der Glocke vor der Reinoldikirche. Hier fand auch am 15. Juni 2017 das Konzert des Barockorchesters Stuttgart zusammen mit dem Kammerchor Stuttgart im Rahmen des Festivals „Klangvokal“ statt.

Kantate? Richtig, das Konzert war Johann Sebastian Bach gewidmet und hatte vermutlich wegen des Lutherjahres einen Schwerpunkt auf den Reformator. Nicht nur die beiden Kantaten „Ein feste Burg ist unser Gott“, sondern auch „Gott der Herr ist Sonn‘ und Schild“ wurden gespielt, sondern auch einer der Lutherischen Messen (in g-Moll). Wobei die Teile der Messe aus verschiedenen Kantaten zusammengesetzt wurden, überwiegend aus der Kantate 187 („Es wartet alles auf dich“). Ein schönes Beispiel der Wiederverwertung aus der Barockzeit.

Bei der Messe, die zuerst erklang, hatte der Tenor (Thomas Hobbs) eindeutig die schönste Arie („Qui tollis peccata mundi“), aber bei den beiden Kantaten konnten auch Sarah Wegener (Sopran), David Allsopp (Countertenor) und Peter Harvey (Bariton) ihr Können unter Beweis stellen. Begleitet durch den erstklassigen Kammerchor und durch die gut aufgelegten Musiker des Barockorchesters Stuttgart wurde der Abend zu einem Erlebnis. Bei den Musikern muss man auf jeden Fall Susanne Regel hervorheben, die mit ihrer Oboe verzückte.

In das Licht des Südens getaucht

Am 13. und 14. Juni 2017 tauchte das Dortmunder Konzerthaus musikalisch in das Licht des Südens ein. Beim 09. Philharmonischen Konzerts war „sonnen_strahl“ das Motto. Viele Komponisten wurden durch ihre vielen Auslandsreisen, speziell vom sonnigen Italien, musikalisch sehr inspiriert. Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Otto Tausk (Chefdirigent des Sinfonieorchesters und Theaters St. Gallen) brachte den Flair Italiens sensibel in den Konzertsaal.

Drei Komponisten standen im Mittelpunkt der Abende. Den Anfang machte „Fontana di Roma“ von Ottorino Respighi (1879-1936). In den vier Sätzen wurden die schönsten römischen Brunnen mit ihren verschiedenen Stimmungen zu unterschiedlichen Tageszeiten lebendig vor Augen geführt. Es sollen Gefühle und Visionen transportiert werden.

Zu Beginn wurde die Stimmung am „La fontana die Valle Giulia all‘alba“ im Morgengrauen durch schimmernd vibrierend von den Streichern und mit orientalischen Klängen der Holzbläser musikalisch untermalt. Heiter ist die Stimmung im Morgenglanz wenig später beim Tritonen-Brunnen im zweiten Satz, um sich dann wie zum Tanz in sprudelnden Wasserspielen zu vergnüglich zu steigern. Der bekannteste und größte Trevi-Brunnen wurde in seiner prachtvollen Stimmung am Mittag mit Fanfarenklängen gebührend musikalisch untermalt. Der Brunnen der Villa Medici in der glitzernden Abendstimmung wurde mit melancholisch-sanften Klängen der Harfen und Celesta sowie dem Glockenspiel bildhaft dargestellt.

Danach folgte das 1. Klavierkonzert C-Dur op. 15 von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Die heitere und beschwingte Stimmung des ersten Satzes erinnert zunächst an Mozart. Das frühe Klavierkonzert des noch jungen Beethoven zeigt aber auch schon viel von dessen leidenschaftlichen, ungezügelten und in die Tiefe gehende Musik.

Der chinesische Pianist Chen Guang am Klavier brachte diese zusammen mit dem Orchester einfühlsam und technisch hervorragend zu Gehör. Es gab als Zugabe ein chinesisches Klavierstück.

Nach der Pause folgte Felix Mendelssohn Bartholdys 4. Sinfonie A-Dur op. 90, genannt die „Italienische“ voll klassizistischer Lebensfreude, aber nicht immer heiter.

Der erste Satz mit seinem bekannten Hauptthema hat einen tänzerischen Charakter und erinnert an die Vertonung der Ballade „Der König in Thule“ von Carl Friedrich Zelter, dem kurz zuvor verstorbenen Lehrer von Mendelssohn Bartholdy.

Das einem Messgesang ähnlichen Andante ist wohl auch unter diesem Eindruck entstanden. Mit der Einführung eines dritten Satzes durchbricht der Komponist das Formschema der klassischen Sinfonie. Italienische Stimmung kommt vor allem durch die zu erkennenden Volkstänze „Tarantella“ und „Saltarello“ auf. Zum furiosen Ende hin treibt die Musik stetig nach vorwärts.

Musik des Mittelalters in der Marienkirche

[fruitful_alert type=“alert-success“]Musikalische Zeitreise ins Mittelalter mit der „Schola Gregoriana Pragensis“. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Eine Zeitreise ins 14. Jahrhundert erlebten die Besucher des Festivals „Klangvokal“ am 13. Juni in der Marienkirche. Die „Schola Gregoriana Pragensis“ unter der Leitung von David Eben entführte uns zum Hof des Kaiser Karl IV. (1316-1378) in Prag. Gesungen wurde Material, das sich zwischen der „Ars antiqua“ und der „Ars nova“, die in ihrer Rhythmik und Erweiterung der Mehrstimmigkeit einen neuen Abschnitt in der Musikgeschichte darstellt.

Ob Guillaume de Machaut, der bekannteste Komponist der „Ars nova“ und Karl IV. sich begegnet sind? Möglich, denn Machaut war Gast auf vielen Fürstenhöfen. Der Minnegesang stand noch hoch im Kurs und auch die „„Schola Gregoriana Pragensis“ gab einige Kostproben.Wobei das Liebeslied „Dame je sui cilz qui vueil“ von der einzigen Frau im Chor gesungen wurde, nämlich von Barbora Kabátková, die auch die gotische Harfe spielte. Was sie aber sehr schön interpretierte.

Der Chor, bis auf Kabátková stilecht in Mönchsgewändern unterwegs, zeigte nicht nur musikalische Brillanz, sondern überzeugte auch bei den vielen gesungenen Sprachen. So sangen sie Werke in Latein, Französisch, Mittelhochdeutsch, Tschechisch und Kirchenslawisch.

Die Zeitreise war aber auch gleichzeitig eine Entdeckungsreise in die Geburtsstunden der „neuen Musik“. Melodien zu geistlichen Liedern werden für weltliche Texte benutzt. In manchen Stücken erahnt man die Anfänge der folkloristischen Musik. Die Stücke, die sich sehr stark an der Gregorianischen Musik orientierten, verströmten einen starken meditativen Charakter.

Schön war auch, dass die Sänger den Raum, den die Marienkirche bot, bei Wechselgesängen nutzen, so entstanden feierliche Klänge, die den gesamten Kirchenraum erfüllten.

Mediterrane Chansons im Domicil

[fruitful_alert type=“alert-success“]Weltmusik einer Kosmopolitin: Vakai Stavrou. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals brachte die griechisch-zypriotische Sängerin Vakia Stavrou am 11.06.2017 mediterranes Flair in das Dortmunder domicil. Die Sängerin mit der klaren, kraftvollen und dabei weichen Stimme hatte zumeist melancholische Chansons in verschiedenen Sprachen im Programm.

Das ist auch ein Spiegel ihres wechselvollen Lebenslaufs. Geboren auf Zypern, hat sie im Laufe der Zeit in vielen verschieden Orten in Europa gelebt. Ob London oder Paris, Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal, von überall ist ihre „Weltmusik“ beeinflusst worden. Anklänge an südamerikanische Musik aus Brasilien oder Argentinien (Tango) sind ebenfalls heraus zu hören.

Der portugiesische melancholische Fado spielt dabei eine große Rolle. Die wenigen von ihr an diesem Abend dargebotenen englischsprachigen Songs haben dagegen einen anderen Rhythmus. Da konnten das Publikum bei einem Song deutlich einen Dreiviertel-Takt heraus hören.

Zweimal griff die Sängerin für ihre Begleitung auch selbst zur Gitarre. Ansonsten wurde sie musikalisch sensibel von ihren vier männlichen Kollegen Carlos Bernado (Gitarre), Octavio Angarita (Violoncello), Guillaume Robert (Kontrabass) und Inor Sotolongo (Percussion) instrumental unterstützt.

Das 9. Fest der Chöre

[fruitful_alert type=“alert-success“]Am 17. Juni 2017 wird wieder in der gesamten Innenstadt gesungen. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Singen tut nicht nur der Seele (oder Lunge) gut, sondern macht gemeinsam auch noch viel Spaß. Das „Rudelsingen“ erfreut sich hierzulande immer größerer Beliebtheit. Im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals findet am Samstag, den 17. Juni 2017 das 9. Fest der Chöre in Dortmund statt. Beteiligt sind rund 130 Chöre und 80 Helfer. Gesungen wird auf elf Bühnen. Dortmund wird für einen Tag zur „singenden Stadt“.

Der Direktor des Festivals Torsten Mosgraber freut sich, dass in diesem Jahr 15 neue Chöre beim größten städtischen Chorfest dabei sind. Den Anfang machen fünf Kita-Chöre mit einem gemeinsamen Singen um 10:00 Uhr im Rathaus unter dem Motto „Singen ist ‘ne coole Sache“. Es gibt für die Kinder dann auch die Möglichkeit, sich kostenlos schminken zu lassen.

Traditionelle findet der Auftakt auf dem Alten Markt um 12:00 Uhr mit einem gemeinsamen Singen statt. Alle anwesenden Besucher können dann den Eröffnungschor VoiceUnit und Voice‘R‘Us gesanglich kraftvoll unterstützen.

Bürgermeisterin Birgit Jörder wird das Chorfest offiziell eröffnen. Ab 12:30 Uhr geht es dann an allen 16 Standorten mit dem Programm los. DSWW21-Singhaltestellen stehen für spontane Kurzkonzerte offen. Es wird aber nicht nur gesungen, sonder der Sprechchor des Dortmunder Schauspiels wird Ausschnitte aus der aktuellen Inszenierung „das Bildnis des Dorian Gray“ nach Oscar Wilde vortragen.

Ein besonderes Chorprojekt können die Besucher ab 14:00 Uhr in der Reinoldikirche mit „The Peacemakers“ erleben. Ein Projektchor aus mehren Kirchenchören sowie einem Jugendprojektchor singen Ausschnitte aus Katrl Jenkins‘ Oratorium für den Frieden.

Bekannte und beliebte Lieder mitsingen ist um 17:00 Uhr im Rathaus möglich. Dort lädt Chorleiter Winfried Meyer gemeinsam mit seinen Chören zum Offenen Singen ein. Es wurde vorab verraten, dass in diesem Jahr der Flügel in der Mitte platziert werden wird.

Als abendliches Highlight bietet das Abschlusskonzert um 20:00 Uhr auf dem Alten Markt die A-Cappella-Band Mostly Five aus Lünen, HeartChor aus Wetter (Soul.Pop. Gospel) sowie die Dortmunder Sounding People und ihre ausgefeilten Arrangements mit Beatbox-Untermalung.

Achtung: Kurzfristig im Programm ist ab 13:30 Uhr im Orchesterzentrum-Foyer der Deutsch-Türkische Projektchor vom ChorVerband NRW. Die Besucher können ihn bei einer Probe erleben.

Die Flyer zum Chorfest liegen bei den üblichen Vorverkaufsstellen aus oder sind natürlich am Samstag am Infostand auf dem Alten Markt erhältlich.