Ein Abend mit Luther und Bach in der Reinoldikirche

[fruitful_alert type=“alert-success“]Einfach nur Bach: Barockorchester Stuttgart, Kammerchor Stuttgart und die Solisten. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

„Das Reich muss uns doch bleiben“. Das ist nicht nur die Schlusszeile des Chorals „Das Wort sie sollen lassen stahn“ aus der Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“, sondern steht auch auf der Glocke vor der Reinoldikirche. Hier fand auch am 15. Juni 2017 das Konzert des Barockorchesters Stuttgart zusammen mit dem Kammerchor Stuttgart im Rahmen des Festivals „Klangvokal“ statt.

Kantate? Richtig, das Konzert war Johann Sebastian Bach gewidmet und hatte vermutlich wegen des Lutherjahres einen Schwerpunkt auf den Reformator. Nicht nur die beiden Kantaten „Ein feste Burg ist unser Gott“, sondern auch „Gott der Herr ist Sonn‘ und Schild“ wurden gespielt, sondern auch einer der Lutherischen Messen (in g-Moll). Wobei die Teile der Messe aus verschiedenen Kantaten zusammengesetzt wurden, überwiegend aus der Kantate 187 („Es wartet alles auf dich“). Ein schönes Beispiel der Wiederverwertung aus der Barockzeit.

Bei der Messe, die zuerst erklang, hatte der Tenor (Thomas Hobbs) eindeutig die schönste Arie („Qui tollis peccata mundi“), aber bei den beiden Kantaten konnten auch Sarah Wegener (Sopran), David Allsopp (Countertenor) und Peter Harvey (Bariton) ihr Können unter Beweis stellen. Begleitet durch den erstklassigen Kammerchor und durch die gut aufgelegten Musiker des Barockorchesters Stuttgart wurde der Abend zu einem Erlebnis. Bei den Musikern muss man auf jeden Fall Susanne Regel hervorheben, die mit ihrer Oboe verzückte.




In das Licht des Südens getaucht

Am 13. und 14. Juni 2017 tauchte das Dortmunder Konzerthaus musikalisch in das Licht des Südens ein. Beim 09. Philharmonischen Konzerts war „sonnen_strahl“ das Motto. Viele Komponisten wurden durch ihre vielen Auslandsreisen, speziell vom sonnigen Italien, musikalisch sehr inspiriert. Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Otto Tausk (Chefdirigent des Sinfonieorchesters und Theaters St. Gallen) brachte den Flair Italiens sensibel in den Konzertsaal.

Drei Komponisten standen im Mittelpunkt der Abende. Den Anfang machte „Fontana di Roma“ von Ottorino Respighi (1879-1936). In den vier Sätzen wurden die schönsten römischen Brunnen mit ihren verschiedenen Stimmungen zu unterschiedlichen Tageszeiten lebendig vor Augen geführt. Es sollen Gefühle und Visionen transportiert werden.

Zu Beginn wurde die Stimmung am „La fontana die Valle Giulia all‘alba“ im Morgengrauen durch schimmernd vibrierend von den Streichern und mit orientalischen Klängen der Holzbläser musikalisch untermalt. Heiter ist die Stimmung im Morgenglanz wenig später beim Tritonen-Brunnen im zweiten Satz, um sich dann wie zum Tanz in sprudelnden Wasserspielen zu vergnüglich zu steigern. Der bekannteste und größte Trevi-Brunnen wurde in seiner prachtvollen Stimmung am Mittag mit Fanfarenklängen gebührend musikalisch untermalt. Der Brunnen der Villa Medici in der glitzernden Abendstimmung wurde mit melancholisch-sanften Klängen der Harfen und Celesta sowie dem Glockenspiel bildhaft dargestellt.

Danach folgte das 1. Klavierkonzert C-Dur op. 15 von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Die heitere und beschwingte Stimmung des ersten Satzes erinnert zunächst an Mozart. Das frühe Klavierkonzert des noch jungen Beethoven zeigt aber auch schon viel von dessen leidenschaftlichen, ungezügelten und in die Tiefe gehende Musik.

Der chinesische Pianist Chen Guang am Klavier brachte diese zusammen mit dem Orchester einfühlsam und technisch hervorragend zu Gehör. Es gab als Zugabe ein chinesisches Klavierstück.

Nach der Pause folgte Felix Mendelssohn Bartholdys 4. Sinfonie A-Dur op. 90, genannt die „Italienische“ voll klassizistischer Lebensfreude, aber nicht immer heiter.

Der erste Satz mit seinem bekannten Hauptthema hat einen tänzerischen Charakter und erinnert an die Vertonung der Ballade „Der König in Thule“ von Carl Friedrich Zelter, dem kurz zuvor verstorbenen Lehrer von Mendelssohn Bartholdy.

Das einem Messgesang ähnlichen Andante ist wohl auch unter diesem Eindruck entstanden. Mit der Einführung eines dritten Satzes durchbricht der Komponist das Formschema der klassischen Sinfonie. Italienische Stimmung kommt vor allem durch die zu erkennenden Volkstänze „Tarantella“ und „Saltarello“ auf. Zum furiosen Ende hin treibt die Musik stetig nach vorwärts.




Musik des Mittelalters in der Marienkirche

[fruitful_alert type=“alert-success“]Musikalische Zeitreise ins Mittelalter mit der „Schola Gregoriana Pragensis“. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Eine Zeitreise ins 14. Jahrhundert erlebten die Besucher des Festivals „Klangvokal“ am 13. Juni in der Marienkirche. Die „Schola Gregoriana Pragensis“ unter der Leitung von David Eben entführte uns zum Hof des Kaiser Karl IV. (1316-1378) in Prag. Gesungen wurde Material, das sich zwischen der „Ars antiqua“ und der „Ars nova“, die in ihrer Rhythmik und Erweiterung der Mehrstimmigkeit einen neuen Abschnitt in der Musikgeschichte darstellt.

Ob Guillaume de Machaut, der bekannteste Komponist der „Ars nova“ und Karl IV. sich begegnet sind? Möglich, denn Machaut war Gast auf vielen Fürstenhöfen. Der Minnegesang stand noch hoch im Kurs und auch die „„Schola Gregoriana Pragensis“ gab einige Kostproben.Wobei das Liebeslied „Dame je sui cilz qui vueil“ von der einzigen Frau im Chor gesungen wurde, nämlich von Barbora Kabátková, die auch die gotische Harfe spielte. Was sie aber sehr schön interpretierte.

Der Chor, bis auf Kabátková stilecht in Mönchsgewändern unterwegs, zeigte nicht nur musikalische Brillanz, sondern überzeugte auch bei den vielen gesungenen Sprachen. So sangen sie Werke in Latein, Französisch, Mittelhochdeutsch, Tschechisch und Kirchenslawisch.

Die Zeitreise war aber auch gleichzeitig eine Entdeckungsreise in die Geburtsstunden der „neuen Musik“. Melodien zu geistlichen Liedern werden für weltliche Texte benutzt. In manchen Stücken erahnt man die Anfänge der folkloristischen Musik. Die Stücke, die sich sehr stark an der Gregorianischen Musik orientierten, verströmten einen starken meditativen Charakter.

Schön war auch, dass die Sänger den Raum, den die Marienkirche bot, bei Wechselgesängen nutzen, so entstanden feierliche Klänge, die den gesamten Kirchenraum erfüllten.