Inklusionstage im Depot – So ein Theater

Erster Tag: Erinnerungen“ mit dem Gehörlosentheater Dortmund – ein Stück von Moritz Brandner unter der Regie von Peter Feuerbaum.

In dieser Tragikomödie stapeln sich nicht nur teils lustige, sondern auch traurig wehmütige Erinnerungen in vielen Kartons in der Wohnung der gehörlosen fast hundertjährigen Agnes (Gabi Wienzek) und ihrer über siebzigjährigen Tochter Margarete (Brigitte Piering). Die Tochter will endlich aufräumen und Platz schaffen. Die Kartons beinhalten eine Inventur des ab-gelebten Lebens und der enttäuschten Erwartungen. Die Mutter wollte ihre Tochter vor Beziehungen mit nicht gehörlosen Menschen und vor allem Männern bewahren. Für sie passen gehörlose und nicht gehörlose im Leben nicht zusammen. Margaretes großer Wunsch im Leben, Pilotin zu werden und deren unerfüllte Liebe zu einem amerikanischen Fliegerpiloten lehnt sie ab. Die Tochter möchte unbedingt wissen, ob dieser Pilot sie damals wirklich geliebt hatte. Er kam nach einem Korea-Einsatz nicht mehr wieder zurück. Als der Neffe (Armin Reddig) von Agnes zunächst immer nicht gehörlose Frauen (alle von der temperamentvollen Alexandra Madej gespielt) vorstellt, sind Mutter und Tochter skeptisch. Kann das gut gehen? Die Situation zwischen den beiden Frauen spitzt sich zu….

Für die nicht gehörlosen Menschen im Publikum wurde die Geschichte aus der Sicht des Neffen von Schauspieler Markus Veith erzählt und zeitversetzt eingespielt.

Das Stück hatte einige komische Momente, besonders wenn zum Beispiel die nicht gehörlose Freundin des Neffen misstrauisch denkt, Mutter und Tochter würden über sie lästern.

Es war interessant aber ungewohnt, dass Erzählte auf der Bühne mit den starken Gesten und Gebärdensprache der engagierten SchauspielerInnen zu erleben. Es gibt noch viel zu tun, um das gegenseitige Verständnis von gehörlosen und nicht gehörlosen Personen zu verbessern.

Wenn Dreier Kopf steht

[fruitful_alert type=“alert-success“]Andreas Ksienzyk, Rainer Kleinespel und Bianka Lammert bringen die Geschichte auf die Bühne. (Foto: © Birgit Hupfeld)[/fruitful_alert]

Mit „Dreier steht Kopf“ (ab 4 Jahre) von Carsten Brandau hat am 05. Mai 2017 um 19:00 Uhr ein „Theaterstück für alle“ im Kinder- und Jugendtheater seine Premiere.

Die öfter für das KJT arbeitende Regisseurin Johanna Weißert erklärte beim Pressegespräch: „Das Stück ist ein einfach gehalten , hat aber auch einen komplexen Inhalt mit einem zutiefst menschlichem Thema. Es betrifft uns alle bis hoch in die Chefetage.“ Weißert liebt solche ambivalenten Geschichten.

Inhaltlich geht es in darum , dass Einer (Andreas Ksienzyk) bei allem ständig der Erste ist. Das war, ist und wird für ihn immer so sein. Schließlich weiß doch jedes Kind, was Zählen ist. Eins kommt vor zwei und so weiter. Aber was wäre, wenn das Ungeheuerliche passiert und diese Ordnung durcheinander gebracht wird? Das können doch eigentlich nur Vögel, die scheinbar wild durcheinander fliegen. Als Zweier (Bianka Lammert) aus Versehen einmal vor Einer ankommt und dann auch noch Dreier (Rainer Kleinespel) dazu stößt, wird die Ordnung auf den Kopf gestellt…

Für diese Geschichte hat der Autor Carsten Brandau extra eine Kunstsprache erfunden. Es ist eine Art Lückensprache, bei der zum Beispiel Verben weg gelassen werden. Das wirkt teilweise lustig und lässt dem Publikum Raum zum ausfüllen. Das Stück spielt mit den verschiedenen Sichtweisen der dargestellten Personen. Wer und was bin ich? Welches Rollenverständnis habe ich und welche Position nehme ich im gesellschaftlichen Gefüge ein? Ist das für immer festgelegt und unumstößlich? Viele Fragen werden hier aufgeworfen.

Da es im Stück Momente gibt, wo die Welt auf den Kopf gestellt wird, liegt der Regisseurin am Herzen, dies auch auf der Bühne sichtbar zu machen. „Das war kein leichte Unterfangen,“ verriet Weißert. Mehr wurde vorab nicht verraten.

Peter Kirschke ist verantwortlich für Musikeinspielungen und ein extra für diese Geschichte entwickeltes Video am Ende der Vorstellung.

Die Premiere am 05.05.2017 ist schon ausverkauft.

Informationen über weiter Vorstellungstermine erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Interessanter Weg zum Boulevard Kampstraße

[fruitful_alert type=“alert-success“]Die Geschichte der Kampstraße in einem Heft präsentieren (v.l.n.r.) Margarete Bonnenberg (Bundesstiftung Baukultur), Henriette Brink-Kloke (Chef-Archäologin an der Unteren Denkmalbehörde), Uwe Wendel (Architekt) und Stephan Strauß (Autor des Heftes).[/fruitful_alert]

Das Dortmunder Denkmalheft 07/Bausteine und Fundstücke mit dem Titel „Im Westen was Neues – Der Boulevard Kampstraße zwischen Petrikirche und Westentor“ (Autor Dr. Stephan Strauß) wurde heute der Presse vor Ort vorgestellt. Der Architekt und Architekturhistoriker Dr. Strauß war Absolvent der TU Dortmund und kennt sich gut mit der archäologischen und städtebaulichen Geschichte des Abschnittes zwischen Petrikirche und Westentor gut aus.

Mich hat vor allem schon immer die Architektur des jüngsten Baudenkmals unserer Stadt, das ehemaligen WestLB-Gebäude und die heutige Passage interessiert,“ so der Autor. Die spannenden und schwer durchzuführenden Pläne, diese Straßenabschnitt als Spielpunkt und lebendige Flaniermeile zu entwickeln, wurde im Jahr 2008 in Angriff genommen. Der Autor beginnt mit dieser neuen Entwicklung und geht dann zurück bis in das 19. Jahrhundert. Anschaulich sowie inhaltsreich und unterhaltsam erzählt er die Geschichte der architektonischen und städtebaulichen Entwicklungen in diesem Bereich unserer Stadt. So entsteht ein klares Bild für den Leser über den Weg, der zu der neuen Leitlinie im Dortmunder Städtebau geführt hat. Das Heft ist gut illustriert und gibt einen genauen Einblick in damalige Entwicklungen.

Tatkräftig unterstützt wurde der Autor vom Stadtarchiv, dem Amt für Wohnen und Stadterneuerung, das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, der Unteren Denkmalbehörde/Stadtarchäologie Stadt Dortmund, der TU Dortmund und anderen.

Diese neue Veröffentlichung wird kostenlos von der Denkmalbehörde im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, sowie vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) ausgegeben. Solange der Vorrat reicht, können Interessierte

dort ein Exemplar ergattern. Alle älteren, inzwischen neu aufgelegten Hefte kann man dort auch erhalten.

Alle Hefte können auch im Internet unter www.denkmalbehoerde.dortmund.de heruntergeladen werden.

Inklusionstage im Depot 2017

[fruitful_alert type=“alert-success“]Koordinator Marek Kot, Schauspielerin Alexandra Madej und Regisseur Peter Feuerbaum freuen sich auf interessante Inklusionstage 2017 im Depot.[/fruitful_alert]

Seit dem Jahr 2015 werden die Inklusionstage im Dortmunder Theater im Depot durchgeführt. Ziel dabei ist es nicht nur, auf das große Potential von „Menschen mit mit Behinderungen“ in Kultur und Gesellschaft hinzuweisen, sondern das sie auch die Gelegenheit bekommen, sich aktiv kulturell und gesellschaftlich zu einzubringen und zu engagieren.

Für Berthold Meyer, dem Leiter des Theaters im Depot und Marek Kot, dem Koordinator des Projekts, ist es ein emotionales und wichtiges Anliegen, die inklusive Zusammenarbeit auch im Bereich Theater zwischen Menschen „mit und ohne Behinderungen“ voran zu bringen. Das Depot bietet dafür einen Raum. Frei nach dem Motto: „Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert.“ In diesem Jahr wird ein etwas verkleinertes, aber feines Programm durchgeführt.

Am Samstag den 29.04.2017 findet um 16:00 Uhr die Premiere der Tragikomödie „Erinnerungen“ des Gehörlosentheater Dortmund unter der Regie von Peter Feuerbaum statt. Hier spielen Gehörlose und nicht-gehörlose Amateur-SchauspielerInnen zusammen auf der Bühne. In diesem vier Personen Stück hat eine fast hundertjährige Mutter und ihre über siebzig jährige Tochter ihr gesamtes Leben in ihrem Haus in vielen Kartons verpackt. Die Tochter will nun endlich aufräumen. Die Sichtung der Kartons rufen nicht nur alte Erinnerungen hervor, sondern veranschaulichen auch verpasste Lebenschancen. Am Ende steht auch die in gegenseitiger Abhängigkeit gefesselte Mutter-Tochter Beziehung auf dem Prüfstand…

Die Vorstellung dauert zirka 90 Minuten und zum besseren Verständnis für die nicht gehörlosen Personen im Publikum fungiert der Schauspieler Markus Veith als Erzähler im Hintergrund. Sicherlich ein spannendes Abenteuer für das Publikum, wenn es sich nur darauf einlässt.

Am Sonntag, den 30.04.2017 kann das Publikum das Ergebnis des Projekts „Heimatspuren“ der Kompanie Windspiel im Theater im Depot erleben. Verschiedene Herkunftsgeschichten und Heimatempfindungen von Mitgliedern der Kompanie, die aktuell aus 21 Darstellerinnen und Darstellern mit unterschiedlichen Fähigkeitenprofilen besteht, wurden verfolgt und künstlerisch verarbeitet. Auf der Grundlage von Gesprächen und Assoziationen erfolgte eine Umsetzung in Tanz, Bewegungstheater und Performance. Anregungen bekam die Kompanie durch Beschäftigung und Auseinandersetzung mit ihrer Kultur, Herkunft und ihrem persönlichem Heimatgefühl.

Weitere Informationen zu den Inklusionstagen und Ticketpreisen erhalten Sie unter: http://www.depotdortmund.de/theater-im-depot

Musikalisches Doppel-Spiel im Konzerthaus

Das 3. Konzert Wiener Klassik stellte am 24.04.2017 in zwei Hälften die beiden Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756 -1791) und Franz Schubert (1797-1828) gegenüber. Obwohl Schubert Mozart nicht mehr kennenlernen durfte, war er doch tief beeindruckt von seinen Komponisten-Kollegen. Beiden war ein nur kurzes Leben vergönnt.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten Leitung von GMD Gabriel Feltz verdeutlichte im Dortmunder Konzerthaus durch Gegenüberstellung je eines Rondo und einer Sinfonie der beiden Komponisten Anlehnungen und Unterschiede in den jeweiligen Werken.

Die erste Hälfte gehörte Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem „Rondo für Violine und Orchester C-Dur KV 373 (1781) und der „Sinfonie C-Dur KV 200“(1774).

Unterstützt wurde das Orchester beim Rondo durch die ausgezeichnete Solo-Violinistin Mirjam Tschopp aus der Schweiz.

Das Rondo zeichnet sich durch eine Heiterkeit und vermeintlich spielerischen Leichtigkeit aus. Beschwingt eingeleitet durch die Solo-Violine und danach durch das Orchester aufgenommen und verstärkt, entspinnt sich ein lebendiges Wechselspiel- oder Zusammenspiel. Zum Orchesterteam gehörten nicht nur die Streicher, sondern auch 2 Oboen und Hörner.

Die nachfolgende Sinfonie ist in seinen vier Sätzen nach einer impulsiven Orchester-Eröffnung mal tänzerisch-verspielt, dann wieder elegisch-melancholisch getragen.

Die musikalische Verknüpfung des ersten und des vierten als Rahmensätze findet bei den späteren Sinfonien des Komponisten noch verstärkt.

Nach der Pause ging es in die zweite Hälfte mit Schuberts Rondo für Violine und Orchester A-Dur D 438. (1816).

Dieses Rondo ist nur für Solo-Violine (Mirjam Tschopp) und Streicher konzipiert. Hier greift die Solo-Violine erst nach der großen Adagio-Einleitung das Einleitungsthema der Streich auf und führt es dann frei weiter. Das eigentliche Rondo zeichnet sich durch große Virtuosität, rhythmische Finessen aber auch durch Heiterkeit aus.

Die folgende 6. Sinfonie C-Dur D 589 (1817/1818) von Schubert zeichnet sich durch eine erstaunliche musikalische Vielfältigkeit, Kontrasten und Tempowechsel aus. it . Mal elegisch, dann wieder tänzerisch-spielerisch oder voll kraftvoller Energie. Mit seinem Scherzo als dritten Satz folgt der Komponist klar dem sinfonischen Vorbild Beethovens. Diese dominierte die Gattung Sinfonie für die folgender Zeit maßgeblich.

Im Sog von Licht und Musik

[fruitful_alert type=“alert-success“]Psychologische Farbenlehre als Teil des Loops. (Andreas Beck im Affenkostüm, Damen und Herren des ChorWerk Ruhr, Raafat Daboul (Hirn)
©Thomas Jauk, Stage Picture.[/fruitful_alert]

„Einstein on the beach“ von Philip Glass ist mehr eine Meditation als eine Oper, wie wir sie gewohnt sind. Wenn noch Kay Voges als Regisseur hinzukommt, bekommt man eine 3 ½-stündige Reise voller akustischer und visueller Eindrücke geschenkt. Ein Geschenk, auf das man sich einlassen muss. Ein Premierenbericht vom 23.04.17.

Philip Glass mit seiner minimal music ist wie geschaffen für Schauspielintendant Kay Voges, der in Vergangenheit und Gegenwart sich ebenfalls mit wiederkehrenden, aber minimal veränderten Loops beschäftigt hat, man denke nur an das „Goldene Zeitalter“. Und wo kann Voges seine Leidenschaft für Videokunst besser zur Geltung bringen, als eben bei dieser Oper. Denn Heldentenöre suchte man vergeblich, auch eine durchgehende Handlung ist schwerlich auszumachen. So lässt man sich am besten fallen, lässt sich von der Musik treiben und genießt die Optik. Zwar war die Bühne zweckmäßig und minimalistisch, dafür boten die Kostüme der Akteure (Schauspieler, Sängerinnen und Chor) einiges fürs Auge: Außerirdische oder eine Sängerin mit „Gehirnfrisur“.

Die „Gehirnfrisur“ erinnerte an die Marsianer aus dem Film „Mars attack! Und auch sonst scheint sich Voges bei seinem Spacetrip bei einigen Science-fiction-Filmen inspiriert zu haben. So wirkt der Chor gleich zu Beginn optisch wie die Kinder aus dem „Dorf der Verdammten“. Vielleicht war auch Schauspieler Andreas Beck, in seinem Affenkostüm, eine kleine Reminiszenz an „Planet der Affen“.

Auch sonst gab es viel zu sehen, eine Videoinstallation vom bekannten Team um Lars Ullrich und Mario Simon vom Schauspiel zauberte meditative Bilder auf die Leinwand. Die Oberbekleidung des Chores war multifunktional, denn sie konnte auch per LED-Lampen den gesang optisch unterstützen.

Einstein selbst tauchte in dem Stück auch auf: Einerseits als Violinist (klasse Önder Baloglu) und im Rollstuhl sitzend (verkörpert durch Kammersänger Hannes Brock). Seine Relativitätstheorie von Raum und Zeit ist ein wichtige Bestandteil der Oper.

Für die Beteiligten war diese Oper kein leichtes Unterfangen. Denn wenn es auch nicht gesanglich anspruchsvoll wie eine Wagner-Oper war, brauchten alle höchste Konzentration bei den winzigen Variationen der sich immer wiederholenden Texte. Die Texte bestanden größtenteils aus Zahlen (one, two, three, four, five, six) oder italienischen Notennamen (do, re, mi). Der Loop, die Wiederholung war der zentrale Kern.

Den größten Teil der Arbeit hatten neben den Musikern der Chor des ChorWerk Ruhr, die auch in verschiedenste Kostüme schlüpfen mussten. Es war grandios, ihre Spielfreude trotz der hohen Konzentration zu erleben. Auch die Sängerinnen und Sänger Hasti Molavian, Ileana Mateescu und eben Hannes Brock führten den schwierigen Job bravourös aus. Da die Oper auch eine Kooperation mit dem Schauspielhaus war, übernahmen die Schauspielerinnen und Schauspieler Bettina Lieder, Eva Verena Müller, Andreas Beck und Raafat Daboul dank ihrer Bühnenpräsenz wichtige Funktionen in der Oper. Das bekam der musikalische Leiter Florian Helgath gut in den Griff.

Wie gesagt, man muss sich auf dieses Stück einlassen. „Einstein on the beach“ ist keine Mozart-Oper. Es ist halt etwas anders. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Möglichkeit besteht, während des Stückes hinaus- und wieder hineinzugehen. Ein kleiner Teil nutzte die Gelegenheit, um nicht mehr wiederzukommen. Die, die geblieben sind, belohnten den Mut der Oper Dortmund mit einem donnernden Applaus.

Weitere Informationen unter www.theaterdo.de

Blick hinter die Schauspielfassade

[fruitful_alert type=“alert-success“]Glanz und Elend der Schauspielkunst präsentiert Markus Veith. (Illustration © Christian Turk)[/fruitful_alert]

Mit seinem Kabarett-Theaterstück „Lampenfieber – Jetzt mal in echt“ hat der Dortmunder Schauspieler und Schriftsteller Markus Veith am 22.04.2017 im hiesigen Theater im Depot einen humorvollen und nachdenklichen Einblick in die die skurril-verrückte Welt hinter der Fassade des Theater- und Filmbusiness gegeben.

In diesem Solostück wurde die Bühne für das Publikum zu einer Theater-Garderobe. Die ZuschauerInnen bekommen akustisch das Ende der Aufführung von „Lampenfieber“. Inhalt dieses Stückes waren der harte Kampf des jungen aufstrebenden Schauspieltalents, die Phase des großen Erfolgs und langsamen Abstiegs des alternden Stars. In einem fiktiven „meet and greet“ nach der Vorstellung erzählt der Schauspieler in der Garderobe nicht nur amüsante-skurrile Anekdoten aus dem Leben bekannte Schauspielgrößen aus der Filmgeschichte wie Heinz Erhard, Hans Albers, Hans Moser , Zahrah Leander und viele andere, sondern räumt auch humorvoll mit gängigen Vorurteilen auf. Sind Filmschauspieler etwa besser als Theaterschauspieler und haben es „zu etwas gebracht“, nur weil sie im Fernsehen einem Millionenpublikum bekannt sind? Ist Schauspieler ein richtiger Beruf oder eine „brotlose Kunst“?

Markus Veith schlüpft gekonnt mit wenigen Requisiten in die Rolle diverser Kollegen. Mit Sprache und Gestik schafft er es, die Personen lebendig auf die Bühne zu bringen. Es war interessant zu beobachten, wie die anfängliche leichte Distanz durch das unbekannte Publikum immer mehr schmolz. Nach kürzerer Zeit entstand eine entspannte und familiäre Atmosphäre. Emotional wurde es, als Veith aus seinem eigenen Erfahrungsschatz plauderte. Mit teilweise autobiografischen Anekdoten erfuhren die Zuhörer einiges über seine Erlebnisse mit KollegInnen und Regisseuren und seinem persönlichen Mentor. Höchst amüsant waren die Geschichten aus seiner langjährigen Arbeit im Bereich Kindertheater mit seinem ganz besonderen Publikum.

Die kleinen Schwächen, Macken und Eigenheiten seiner Schauspielkollegen wurden mit Respekt und Nachsicht, aber mit der notwendigen Bissigkeit auf der Bühne dargestellt.

Ein sehr amüsanter und aufschlussreicher Abend über das harten und schönen Seiten des Show-Business.

Die nächste Vorstellung im Depot ist am Samstag, den 20.05.2017 um 20:00 Uhr.

Nähere Informationen erhalten sie unter redaktion@depotdortmund.de

 

Abschlusspräsentation der Kinder- und Jugendclubs

[fruitful_alert type=“alert-success“]Alle Mitwirkenden der „Skellynauten“ nach dem Abschlussapplaus. [/fruitful_alert]

Im Kinder- und Jugendtheater Dortmund konnte das anwesende Publikum am 21.04.2017 gleich zwei Abschlusspräsentationen der Kinder- und Jugendclubs des Theaters erleben. Um 12:00 präsentierten die 7 bis 10 Jahre alten Skellynauten als jüngste Gruppe ihr unter der theaterpädagogischen Leitung von Erika Schmidt-Sulaimon entwickeltes Stück „Lollipop“. Um 16:00 Uhr am gleichen Tag präsentierten dann noch die Theaterstilisten (10-14-Jahre) ihr Stück „Wenn die Bingotrommel sich dreht“. Ars tremonia sah sich das Stück der Skellynauten an.

Im letzten halben Jahr setzten sich die Kinder, inspiriert vom Schulstück des KJT „Zuckeralarm“ mit der Thematik versteckter Zucker, Zuckersucht und der Zuckerindustrie auseinander. Fantasievoll und anschaulich informierten die Skellynauten (vier Mädchen und vier Jungen) auch mit Hilfe von weißen Kartons über den Zuckergehalt von Pizza, Limonade und anderen Artikeln. In einzelnen Szenen zeigten sie, wie sich zum Beispiel ein Kind an einer Ladenkasse auf den Boden schmeißt und nach Süßigkeiten brüllt. Welche Eltern kennen diese Situation aus eigener Erfahrung nicht? Eingebaut wurde auch ein witziger Informationsfilm im Zeichentrick-Format. Eingegangen wurde auf das Suchtpotenzial und die „Zuckermafia“, die diese Sucht für ihre Zwecke ausnutzt. Die Kinder kämpfen als „Agenten“ gegen die Zuckerindustrie. Untermalt wurde ihr Agententätigkeit mit der Musik aus „James Bond 007“ und „Kobra übernehmen sie“. Die acht Nachwuchs-Schauspieler agierten mit viel Spielfreude und Spielwitz.

Aufklärung über verstecktem Zucker zum Beispiel in Wurst, Fertigsaucen und Fertiggerichten und den Schaden für die Gesundheit ist sicher wichtig und gut. Eine dogmatische Verteufelung von Zucker und ein Nachdenken über Verbote ist nicht besonders hilfreich. Wie wir aus Erfahrungen mit anderen Suchtmittel wissen, bringen Verbote bei Genussmitteln nicht viel. Der Wunsch nach Genuss im Leben lässt sich nicht so einfach reglementieren. Da muss jeder Mensch seinen eigenen Weg finden.

Stummfilmkonzert voll Dramatik

Der schwarz-weiß Stummfilm „Faust“ (1926), nach einer deutsche Volkssage wurde in diesem Jahr für das beliebte Format Stummfilmkonzert ausgewählt. Der Film wurde live orchestriert durch die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung des GMD Gabriel Feltz. Die musikalische Untermalung stammte von Bernd Schultheis.

Die Geschichte handelt vom Pakt des Wissenschaftlers Faust mit dem Teufel Mephisto. In Verzweiflung überschreibt er seine Seele in dem Teufel, um die Menschen in seiner Stadt von der zu dieser Zeit grassierenden Pest zu befreien. Zunächst nur für einen Tag, dann für immer, lässt er sich auf diesen teuflischen Pakt ein. Faust werden rauschhafte Genüsse geboten und auch seine Jugend wieder gegeben. Trotzdem ist er unzufrieden und verliebt sich in das unschuldige und schöne Gretchen. Nur sie will er haben, mit den bekannten schrecklichen Folgen für die junge Frau. In diesem Film siegt aber am Ende die Liebe der beiden Menschen über den Teufel.
Genug Dramatik steckt also in diesem Stoff. Murnau arbeitet mit Gegensätzen und einer ausdrucksstarken Ästhetik. Diese wechselt zwischen romantischen Landschaftsaufnahmen, dem grell leuchtenden Guten und als Kontrast dazu steht das Düstere, Apokalyptische und Dunkle. Dazu die wunderbaren Schauspieler wie Emil Jannings (Mephisto), Camila Horn (Gretchen) und andere, die mit jeder Geste und jedem Blick ihre Gefühle offen legen.
Es ist eine große Herausforderung und Anstrengung für das Orchester und seinem Dirigenten, die Musik auf den Punkt genau der Handlung mit seinen unterschiedlichen Stimmungen anzupassen und musikalisch Ausdruck zu verleihen. Das gelang auch dieses mal wieder ausgezeichnet. Alle wurden bis an ihre Grenzen gefordert und Gabriel Feltz war beim Schlussapplaus eine gewisse Erschöpfung ansehen.
Ein besonderes Format, dass hoffentlich auch weiterhin viele Anhänger finden wird.

DADA – Freie Kunst heute

Die Dortmunder DADADO-Gruppe hat sich zum Ziel gemacht, die 1916 in Zürich gegründete Kunst- und Kultur-Bewegung DADA wieder bekannt und lebendig zu machen. So organisierten sie – zusammen mit dem Kulturbüro unserer Stadt, der Kulturmeile Nordstadt und anderen 2016 eine Prozession zum Grab von Richard Huelsenbeck und machten einige Veranstaltungen zum 100-jährigen Jubiläum von DADA. Diese Bewegung entstand mitten in den Kriegswirren des Ersten Weltkrieges und arbeitet mit Wortspielen und überraschenden Aktionen und Fisimatenten.

In diesem Jahr soll der 125. Geburtstag des einzigen deutschen Gründungsmitglieds von DADA in Zürich, der in Dortmund bei seinen Großeltern in Dortmund aufgewachsene Richard Huelsenbeck gedacht werden. Seine Urne wurde 1974 auf dem Dortmunder Südfriedhof beigesetzt. Dem Dadaisten Jürgen „Kalle“ Wiersch ist es zu verdanken, dass die Grabstätte noch heute erhalten ist. Er hatte auch speziell ein Gedicht verfasst: „Wir vermachen dir unser Huelsenherz“. Dieses „Herz“ ist noch erhalten und soll am 23.04.2017 um 15:00 Uhr erneut feierlich mit Musik und DADA-Texten reanimiert werden. Alle sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Mit der Unterstützung von Ensemble-Mitgliedern von schwarz/rot Atemgold 09 paradiert die TrauerLustGemeinde zum Grab des Künstlers.

In Kooperation mit dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte wird dann um 18:00 Uhr in der Rotunde des MKK eine Gedenkfeier zum 125. Geburtstag des Künstlers mit leckeren Vanilinem HuelsenG‘bäck, „wierschen“ Worten und dem Huelsenherz stattfinden.

Dieter Gawol (Kunstdomäne) von DADADO erklärte beim Pressegespräch: „DADA ist vor allem eine Bewegung, die besonders in schwierigen und bedrohlichen Zeiten den Menschen Auszeiten und Spaß bieten will.“

DADA ist aber nicht nur „spaßig“, sondern auch durchaus eine politisch gegen gesellschaftliche Konventionen gerichtete „Anti-Bewegung“. Gawol verriet, dass im nächsten Jahr diese politische Komponente mit einer Veranstaltung „DADA und Krieg“ Rechnung getragen werden soll. In heutigen Zeiten, wo viele Menschen das Gefühl haben, auf einem Pulverfass zu sitzen, ein sicherlich notwendiges Statement.

Weiter Informationen zum Sonntag, dem 23.04.2017 und anderen Veranstaltungen erhalten Sie unter dadado@gmx.eu