Pannekopp-Orden 2016 für Frauke Petry

In 39 Veranstaltungen des alternativen Ruhrpott-Karneval „Geierabend – Planet Pott“ hatten über 17.000 Zuschauer und zusätzlich auch noch Internet-User die Wahl zwischen AfD-Frontfrau Frauke Petry für die Erfindung der „Mobilen No-Go-Area“ und NRW-Verkehrsminister Michael Groschek mit dem überfälligen Ruhrpott-Schnellzug RRX (klebende Zukunft) für den Anti-Orden „Pannekopp des Jahres“,

Die Gewinner/in bekommt einen 28,5 kg schwerer Stahlschrott-Orden um den Hals gehängt, den sie oder er bis zum Ende der Fastenzeit tragen muss. Der für „besondere“ Verdienste um das Ruhrgebiet verliehene Orden hat noch eine weitere harte Bedingung. Die Geehrten verpflichten sich, keine weitere Verdienste um das Ruhrgebiet anzustreben.

Das Ergebnis ist eindeutig! Frauke Petry gewann mit 36 zu 3 Abenden gegen den Verkehrsminister des Landes NRW. Die AfD-Politikerin wird für eine Behauptung über ihre Jugendzeit in Bergkamen ausgezeichnet. Es habe dort schon in den 90ger Jahren rechtsfreie Räume gegeben. Für diese realitätsferne Wahrnehmung gibt es laut dem Geierabend nur eine Erklärung. Moderator Martin Kaysh: „Schon damals galt überall, wo sie hinkam: Petry geht gar nicht! Wo sie erscheint, breitet sich schlagartig eine mobile No-Go-Area aus.“

Die Ordensverleihung erfolgt im Rahmen der letzten Vorstellung des Geierabend am 28.02.2017 am Spielort Zeche Zollern II/IV.

Nun gibt es eine Schwierigkeit. „Steiger“ Martin Kaysh dazu: „Wenn Frauke Petry tatsächlich erscheint, erkennt sie damit die Begründung an. Sie wird also automatisch diese No-Go-Area um sich herum ausbreiten.“ Um das Publikum nicht zu gefährden, kann die Preisträgerin nicht im Saal empfangen werden. Der Orden steht deshalb ab 19.30 Uhr auf dem menschenleeren Zechenplatz im hinteren Bereich LWL-Museums zur Abholung bereit. Notwendig ist dann auch eine persönliche Unterschrift und die Anerkennung des Reglement.

Der alternative Ruhrpott-Karneval „Geierabend“ auf Zeche Zollern hat sich auch in diesem Jahr ihrem Ruf als erfolgreichste Comedy-Show des Reviers würdig erwiesen und die Veranstalter sind zufrieden. Regisseur Günter Rückert erklärte: „Es gab in diesem Jahr bei jeder Vorstellung zwei Zugaben. Das gab es bisher noch nie.“

Übrigen: Frauke Petry ist erst die zweite Frau nach Veronica Ferres, die diesen Anti-Orden verliehen bekommt. Der Orden wurde allerdings auch erst ein einziges Mal in all den Jahren vom Preisträger abgeholt.

Hommage an die Dada-Bewegung

Die vier Dadainen gaben eine wunderbare Lektion in Dada-Geschichte. (Foto: © Joe Kramer)

Mit der Gründung des Cabaret Voltaire in Zürich am 5. Februar 1916 mitten in den Wirren und Grausamkeiten des Ersten Weltkrieges durch Hugo Ball und Emmy Hennings hatte der Dadaismus ein Zuhause gefunden. Das war kein Zufall. Viele Künstler waren während des Krieges in die Schweiz geflohen. Der Dadaismus stand für Anti-Kunst gegen gefestigte Ideale und Normen, totales Zweifeln und extremen Individualismus. Dada lässt sich nicht klassifizieren und hat sich nach seiner Festigung auch wieder aufgelöst. Mit einfachen, willkürlich anmutenden Aktionen und einer gehörigen Portion Sarkasmus drückten sie ihre Haltung künstlerisch aus. Zu ihren Protagonisten gehörte auch der in Dortmund aufgewachsene Richard Huelsenbeck oder etwa Raoul Hausmann und Hans Arp.

Im Jahr 2016 entwickelten vier weibliche Dadainen unter der Regie von Thorsten Bihegue zum 100-jährigen Jubiläum der künstlerisch-literarischen Bewegung Dada mit „Letzte Lockerung“ (Ein Abend vor über von nach Dada).

Am 26. Februar 2017 traten die vier Dadainen im Megastore auf. Die Chronisten-Dada, die Propaganda-Dada, die Maschinen-Dada und die Monteur-Dada.

Die vier Damen, die allesamt Mitglieder des Dortmunder Sprechchores sind, hatten alle die gleiche grauen Filzkleider über ihrer schwarzen Unterkleidung. Nur die schwarze Kopfbedeckung unterschied sie voneinander.

Die Frage „Was ist DADA“ ließ sich natürlich nicht endgültig klären. Die Dadainen, an einem Tisch mit Telefon und vielen kleinen Lampen sitzend, fanden bei ihrer assoziativen Lesung Tagesbucheinträge, Manifeste, Lautgedichte, Dialoge und Lieder. Dabei wurden zum Beispiel Texte von Kurt Schwitters, Hans Richter, Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Arp, Anastasyia, Raoul Hausmann Erich Mühsam, Kurt Tucholsky und Christian Morgenstern gelesen. Von großer Bedeutung war die starke Körpersprache, künstlerische Einbeziehung verschiedenen Gegenständen sowie die Musik von Kallabris, Paul Godwin und Erik Satie. Die parodistische Begleitung von zwei Dadainen-Paaren zu „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn“ (Zarah Leander) war einer der Höhepunkte an diesem „unvernünftigen“ Abend. Musikalisch waren die vier Damen des öfteren unterwegs. So gaben sie Hugo Balls „Todestanz 1916“ (So sterben wir“) zum besten.

Darüber hinaus wurde das Publikum mit in das Programm einbezogen, denn es wurden wahllose Sätze aus einem Werk von Martin Walser vorgelesen. Auch hier gab es dadaistische Vorgänger, dennoch ist es immer wieder herrlich verrückt. Man könnte auch mit Fug und Recht sagen: Völlig aus dem Zusammenhang gerissen.

Was gibt es zu DADA zu sagen? Dada will mit Nichts die Welt verändern.

Eine schöne Hommage an die Dada-Bewegung.

Kontrastreiches Ballett Programm

Mit der Konzeption „Kontraste“ lud Ballettdirektor Xin Peng Wang zur Premiere am 25.02.2017 drei wegweisende Choreografen unserer Zeit mit ihren Stücken in das Dortmunder Opernhaus.

Den Anfang machte der William Forsythe verpflichtete kanadische Choreograf Richard Siegal und das Dortmunder Corps de Ballet mit der formalistischen Performance „Unitxt“. Mit seiner Plattform „The Bakery“ schuf er schon vor zwölf Jahren in Berlin und Paris die Grundlage für eine innovatives Zusammenwirken von Tänzern, Musikern, bildenden Künstlern, Architekten und Entwicklern von Software.

Bei „Rain Dogs“ von Johan Inger werden zur Musik von Tom Waits Grenzen ausgelotet. (Foto: © Bettina Stoess)

Es werden hier ganz neue Tanzsphären und Tanzräume geschaffen. Er stellt in der Performance die drei Begriffe NOISE/SIGNAL/SILENCE gegenüber und stellt sie provokativ zum Diskurs. Kann es in unsere hektischen Gesellschaft zum Beispiel Räume der Ruhe geben? Als Allegorie darauf ist die elektronische Musik von Carsten Nicolai mit seinen Techno-Klängen gleichmäßig laut und zieht das Publikum in das Geschehen auf der Bühne hinein. Nicolai lässt mit den Klängen an analoge Geräusche denken wie die von Nadeldrucker oder Einwahlmodems. Die Augen wissen nicht, wo sie zuerst hinsehen sollen. Mal sieht man Gruppen-Choreografien, daneben Pas de deux oder Solotänzer/innen.

Die Choreografie „Rain Dogs“ vom Schwedischen Choreografen Johan Inger im Anschluss nach einer Pause ist mehr inhaltlich ausgerichtet. Grundlage der Performance ist die Parabel vom Hund, der an einem regnerischen Tag die Grenzen seines gewohnten Lebensraumes überschreitet und nicht mehr zurück findet. Der Regen hat die Spuren hinweg gespült. Diese Metapher ist Ausgangspunkt für das Corps de ballet, um Beziehungen, Identitäten und Geschlechter auszuloten. Da tragen dann zum Beispiel die Männer auch schon mal Kleider und die Frauen Anzüge. Im Hintergrund erscheinen auf der Leinwand beeindruckende Wolkenkonstellationen zur passenden Musik mit der prägnanten Stimme von Tom Waits.

Nach einer weiteren kleinen Pause kam das extra für das Dortmunder Ballett konzipierte Kreation „Hora“ von dem aus Rumänien stammenden Choreografen Edward Clug zur Uraufführung. Hora ist ein im ländlichen Balkan bekannter traditioneller Rundtanz, der die Tänzer in einem geschlossenen Kreis vereint. Clug geht sozusagen zurück zu seinen Wurzeln. Die Tänzer/innen halten sich an den Händen und machen diagonale Schritte vorwärts und rückwärts.

Ein drehbarer, wellenartiger Rundbogen aus Holz wird später in die Performance integriert. Zunächst sind die Tänzer/innen einheitlich in beige gekleidet und tanzen in verschieden Rundtanzformationen zur ursprünglichen und archaischen Musik vom Balanescu Ensemle. Später löste sich die Gruppenformation auf und in bunterer Kleidung ging es im weiteren Verlauf auch wieder um Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Da sitzt etwa eine Frau auf dem wellenartigen Rundbogen und steht zwischen zwei männlichen Konkurrenten.

Mit den drei Beispielen wurde deutlich, welche vielfältigen Möglichkeiten das moderne Ballett bereit hält.

Weitere Informationen und Termine erhalten sie unter www.theaterdo.de

Die neuen Alten im Blickpunkt

Dem Lebensalltag und der Lebenszufriedenheit älterer Menschen in Europa hat sich die neue foto-ethnografische Ausstellung „Europas neue Alte“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte vom 25.2 – 16.7.2017 gewidmet. Die Ausstellung kommt vom Museum Europäischer Kulturen, Staatliche Museen zu Berlin im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Fotografin Gabriele Kostas und Kulturanthropologin Dr. Irene Ziehe haben über anderthalb Jahre hinweg Menschen im Rentenalter ab 65+ unterschiedlichster Gesellschaftsschichten und unterschiedlichen Lebensräumen aus 13 europäischen Ländern nach ihren Lebensumständen sowie ihrer Lebenszufriedenheit befragt und sie fotografisch festgehalten. Es wurde eigens ein Fragebogen konzipiert, wo die Befragten ihre Lebenszufriedenheit in einer Zufriedenheits-Kurve eingeben konnten. Sie sollte die jeweilige Zufriedenheit im Alter von 10 bis über 90 Jahren in zehn Jahresabschnitten eintragen, um Aufschluss über die Veränderungen ihres Empfindens der Zufriedenheit im Laufe ihres Lebens zu erhalten.Die insgesamt 27 Foto-Essays und Interviews dokumentieren in 147 Fotografien von Gabriele Kostas zeugen Eindrucksvoll und Ausdrucksstark von der Vitalität und Lebensfreude der unterschiedlichen Personen. Ihre individuellen Wünsch, Hoffnungen und Visionen stehen im Mittelpunkt. Sie sind so verschieden wie die Menschen. So arbeitet die 84-jährige Leila aus Georgien beispielsweise immer noch als Archäologin, und der Schwede Ingemar erfüllte sich seinen Traum von Freiheit als Rentner mit dem Kauf eines Motorrads.

Erstaunlich, dass man bei den befragten Personen oft eine „Armut der Bedürfnisse“ im positiven Sinne erkennen konnte. Die Menschen wissen genau, was sie noch wollen und kennen ihre Grenzen. „Wir können die vielfältige Lebenserfahrung der älteren Generation erkennen und sollten ihnen mit Respekt begegnen,“ so Kostas. Der Fotografin war bei ihrer Arbeit das Spiel mit Vordergrund und Hintergrund wichtig. Die Besucher haben Gelegenheit, den gleichen Fragebogen auszufüllen.

Zur Ausstellung gibt es wieder ein Begleitprogramm für Besucher:

5. März 2017 von 11 – 12.30 Uhr gibt es eine öffentliche Führung ( 3 Euro zzgl. 6 Euro, ermäßigt 3 Euro)

30. März 2017 /8. Juni 2017 ab 18 Uhr : Urban Sketching- Zeichnen in der Ausstellung mit Guido Wessel und den Dortmunder Urban Sketchers. Das Material wird nicht gestellt.

Nähere Infos dazu (0231) 4961164 oder info@artusdesign.de

Information über weitere Angebote im Begleitprogramm-unter (0231) 50-260 28 oder info@mkkstadtdo.de

Hamlet im Gedankengefängnis

Kinder-und Jugendtheater und Junge Oper, geht diese Kooperation? Mit „Hamlet – Sein oder Nichtsein“ ging das Dortmunder Kuinder-und Jugendtheater mit der Premiere des Projekts mit dem klassischen Stoff von William Shakespeare als Grundlage zum vierten Mal das Abenteuer ein. Die Kammer-Jugendoper unter der Regie des Junge Oper erprobten Regisseur Ronny Jakubaschk wird von André Meyer aus der Perspektive des jungen Hamlet erzählt, der seinen Vater auf tragische Weise verloren hat. Er soll durch einen Schlangenbiss gestorben sein. Nach der erneuten Heirat seiner Mutter mit seinem Onkel kurz nach dem Tod des Vaters fühlt er sich verraten und verlassen. Die Liebe zu Ophelia, Tochter des Ratgebers Polonius, steigert sein Gefühlschaos und überfordert ihn. Er fühlt sich immer mehr gedrängt, Rache zu nehmen. Es scheint nur einen Ausweg zu geben…

Hamlet ( Fabio Lesuisse) ist gefangen in seinem Gedanken-Wahn (symbolisiert von acht Mitgliedern des Dortmunder Opernchors). (Foto: © KJT Dortmund)

Der Abstand der Welten der Erwachsenen und der beiden jungen Leute wird dadurch klar vor Augen geführt, dass die Ausdrucksform der Erwachsenen die Sprache ist, während sich Hamlet und Ophelia fast nur musikalisch äußern.

Die Erwachsenen mit einer klaren und „vernünftigen“ Sprache wurde von drei Schauspielern des KJT, Bettina Zobel als Hamlets Mutter Gertrud, Andreas Ksienzyk als ihr neuer Ehemann Claudius und Rainer Kleinespel als Berater Polonius spielten die Rolle der Erwachsenen, die nicht mehr mit der starken Trauer und Ablehnung durch Hamlet klar kommen überzeugend. Als letzten Ausweg wollen sie Hamlet in ein Londoner Internat schicken. Die Musikhochschulabsolventen und Sänger Anna Lucia Struck Ophelia) und Fabio Lesuisse (Hamlet) bewiesen ihren starken Stimmen auch sensibles schauspielerisches Können.

In der Mitte der Bühne war ein bunt-leuchtendes Kastengeflecht als Konstrukt für die gefangene Gedankenwelt des jungen Hamlet. Der Kasten konnte je nach Situation geöffnet oder geschlossen werden. Hinter der Bühne saß eine Abordnung der Dortmunder Philharmoniker und sorgte unter der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller für die dramatische musikalische Begleitung des Geschehens.

Die Musik, komponiert von war dem Text geschuldet zumeist atonal. Ein Musikstück zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung. In den Lied geht es darum , dass Hamlets Vater „nimmer wieder kommen“ wird. Eine schöne Liebesarie zwischen Ophelia und Hamlet durchbricht das Geschehen mit musikalischer Harmonie. Ophelia versucht verzweifelt, zunächst von ihrem Vater vorgeschickt, immer wieder Zugang zu Hamlet zu finden. Dramaturgisch geschickt und beeindruckend war der Einsatz von acht Personen (vier Frauen und vier Männer) des Dortmunder Opernchors unter der Leitung von Manuel Pujol. Der Chor trieb als „Stimme von Hamlets Vater“ immer stärker gezielt in den Rache-Wahnsinn. Das Zusammenspiel von Musik, Sprache, Gesang und Gestik sorgte für eine emotional starke Aufführung.

Shakespeare-Fans aufgepasst: Das Ende hat nicht viel mit dem Original zu tun. Könnte man den dramatischen Höhepunkt von Hamlets Depression – er spielt einen Amoklauf in seinen Gedanken durch – noch als schönen dramaturgischen Kniff durchgehen lassen, wirkt das romantische Ende (Hamlet und Ophelia gehen zusammen in eine glückliche Zukunft) aufgesetzt. Zumal Hamlets Heilungsprozess dann doch ziemlich schnell ging.

Mehr Infos und weitere Termine unter www.theaterdo.de

Preisverleihung: Petra Meurer Theatertage 2017

Am Samstag, den 18.02.2017 war es so weit. Im Dortmunder Theater im depot wurden gleich vier Preis für Performance Künstler verliehen. Eine schwere Entscheidung für die Jury aus Theater Schaffenden und der Fakultät Kulturwissenschaften der TU Dortmund. Die Preisgelder von insgesamt 2.900 Euro wurden von der DEW 21 Kultur gesponsert.

Rainer Holl führte wieder durch den Abend, der mehr Zuschauer verdient hätte. Holl nahm es mit ironischem Humor: „Beim BVB-Spiel war heute die Südtribüne gesperrt, bei uns sind die Oberränge gesperrt.“

Der Förderpreis in Höhe von 300 Euro ging in diesem Jahr an an die Kulturwerkstatt Lindenhorst für benachteiligte Jugendliche. Die Theaterpädagogin Houssi Shirin nahm den Preis für das fantasievolle „Triadische Ballett“ von Oscar Schlemmer im Rahmen der DadaDo-100 -Tage im letzten Jahr.

Es wurden in diesem Jahr sogar zwei mit 550 Euro dotierte zweite Preise Verliehen. Zunächst wurde die Performance-Gruppe Tomboso mit Fabian Sattler und Moritz Fleiter mit ihrem Stück „We have to laugh before midnight“ mit einem zweiten Preis geehrt. Ihre Performance mit aufblasbaren Fat-Suits, sich aufblähenden Tischdecken bei einer Geburtstagsfeier und anderen skurrilen Ideen war witzig und überraschend. Den zweiten 2. Preis bekam das Künstlerkollektiv Anna Kpok , die schon am Abend zuvor auf der Bühne gestanden hatten. Sie bekamen ihn für ihre innovative Art, Computer animierten Spielen als Live-Erlebnis mit menschlichem „Avatar“ zu einem einem Abenteuer für das Publikum zu machen, das selbst mit an der Performance beteiligt wurde. Sie gaben dem „Avatar“ die zu befolgenden Befehle.

Der mit 1.500 Euro dotierte erste Preis ging in dieses Mal an die KimChiBrot Connection für ihre Tanzperformance „Living happily ever after“. Es ging hier um die Veränderlichkeit von Beziehungsformen. Die Folkwang-Absolventen Elisabeth Hofmann und Constantin Hochkeppel zeigen nicht nur vollen Körpereinsatz in schönen Kostümen, sondern bewiesen mit ihre Interpretationen auch viel Humor. Gemeinsam mit Choreografin Laura N. Junghans nahmen sie glücklich den Preis entgegen.

Für den passenden musikalischen Rahmen sorgte Katharina Neumann von „Call me Mary“ mit ihrer Gitarre und einer wunderbaren Soul-Stimme.

Einblicke in die Vielfalt der Freien Theaterszene

Der erste Tag der 6. Petra Meurer Theatertage 2017  im Dortmunder Theater im Depot am 17.02.2017 gab traditionell wieder einen kleinen, aber feinen Einblick in die Vielfältigkeit der Freien NRW Performance Szene. Moderiert wurde der Abend wieder gewohnt charmant und humorvoll-ironisch von dem inzwischen in Berlin lebenden Rainer Holl.

Los ging es mit dem witzigen Objekttheater von Matthias Hecht & Philip Ritter. Mit unterschiedlichen Gegenständen, die das Publikum ihnen auf die Bühne legte, erschufen sie ganz eigene und überraschende Geschichten. Hecht auf der Bühne wurde kongenial von seinem Partner Ritter am Klavier unterstützt. Schon lustig, was da zum Beispiel mit zwei Regenschirmen oder aus einer einfachen Informationsbroschüre eines Pizza-Service inszeniert wurde.

Eine ganz andere Performance boten danach das Künstlerkollektiv Anna Kpok mit ihrem Programm „Die Teezeremonie des Kalifen“. Sie brachten ein an Computerspiele angelehntes, live auf der Bühne mit einem menschlichen Avatar durchgeführte Teezeremonie. Wie bei den Computerspielen erhielt der „Avatar“ Befehle von drei Damen mit bunten Augenmasken an ihren Laptops, die er befolgen musste. Wie beim richtigen Spiel gab je nach dem auch Punkte zu gewinnen. So gab es zum Beispiel für jeden vom Avatar an das Publikum verteilten Glas Tee einen Punkt. Die bis auf das kleinste Detail konzipierten Kostüme, besonders da vom menschlichen Avatar waren ein Hingucker.

Nach der Pause ging es mit Poetry Slam weiter. Der zweifache Deutsche Meister im Poetry Slam Jan Philipp Zymny bot Kostproben seines Könnens aus dem letzten Programm „Kinder der Weirdness“ um Müdigkeit. Liebe, Pegida und Neo-Nazis.

Zur Abrundung des Abends unterhielten das Musik-Duo Aniyo Kore aus der Dortmunder Nordstadt das Publikum live mit ihrem neuen Akustik-Set. Die beiden Stimmen und die E-Gitarre sorgten für einen starken Sound.

Hamlet als Kammer-Jugendoper

Sein oder Nichtsein? Für (v.l.n.r.) Timo Jouko Hermann (Komponist), Ingo Martin Stadtmüller (Musikalischer Leiter), André Meyer (Libretto) und Ronny Jakubaschk (Regisseur)-

Schon zum vierten Mal gibt es eine Kooperation des Kinder- und Jugendtheaters mit der Jungen Oper Dortmund. In diesem Jahr steht unter der Regie von Ronny Jakubaschk ein bekannter klassischer Stoff auf dem Programm. „Hamlet – Sein oder Nichtsein“ (ab 14 Jahren) von Timo Jouko Herrmann und dem Libretto von André Meyer. Der bekannte Stoff der Tragödie von William Shakespeare wurde von ihnen als Vorlage für ihre Kammer-Jugendoper genommen. Premiere ist am 23.02.2017 um 19:30 Uhr im KJT.

Meyer erzählt die Geschichte aus der Sicht des jungen traumatisierten Hamlet. Er hat seinen Vater früh verloren, seine Mutter hat einen neuen Mann geheiratet. Er fühlt sich isoliert, überfordert und alleine gelassen. Seine Liebe zu Ophelia treibt ihn noch zusätzlich immer weiter in ein Gefühlschaos. Seine Mutter und sein Stiefvater wissen nicht mehr, was sie mit ihm anfangen sollen. Sie wollen ihn in ein Internat schicken. Er denkt, sein Vater wurde ermordet und will Rache dafür nehmen. Der Wahnsinn nimmt immer bedrohlichere Züge an…

Der Regisseur verriet vorab: „Wir stellen die beiden Welten der Jugendlichen und der Erwachsenen gegenüber. Die Gedankenwelt des jungen Hamlet wird in musikalisch dramatischer Form umgesetzt, die Ausdrucksform der Erwachsenen ist die ernste und gewichtige Sprache. Das Orchester (Teile der Dortmunder Philharmoniker) wird Teil des Bühnenbilds sein. Die Rollen des Hamlet und der Ophelia werden von zwei Studierenden von verschiedenen Musikhochschulen ausgefüllt.

Diese beiden Sänger müssen mit den drei Schauspielern des KJT und dem Chor genreübergreifend zusammen arbeiten. Acht Personen des Dortmunder Opernchors unter der Leitung von Manuel Pujol werden Hamlet im Laufe der Aufführung als Stimme des toten Vaters immer näher rücken.

Das emotionale Erlebnis wird durch das Bühnenbild noch gesteigert. Sie wird zum Gedankenkonstrukt. Der Bühnenraum wird farbig mit einem Geflecht ausgestaltet. Das symbolisiert die Gefangenschaft der Beteiligten. Ein Lied wird sich wie ein musikalischer roter Faden durch die Handlung ziehen.

Wunsch aller Beteiligten an der Aufführung ist es, gerade die jugendlichen Besucher in den 70 Minuten emotional abzuholen und für Schauspiel und Oper zu begeistern.

Für die Premiere am 23.02.2017 gibt es noch Restkarten.Informationen und weitere Termine unter www.theaterdo.de

Malen im Rhythmus der Musik

Maria Demandt vor ihrem Bild „Farbenspiel“.

In der Artothek der Stadt-und Landesbibliothek Dortmund zeigt vom 17. Februar bis 28.02.2017 sechzehn Acrylbilder der Künstlerin Maria Demandt.

Demandt (geb. 1956) hat sich erst seit dem Jahr 2010 intensiv und autodidaktisch mit der Malerei beschäftigt. Zunächst malte sie gegenständlich, in letzter Zeit immer mehr abstrakt und mit kräftigen Farben in grün, blau oder dunklem Rot.

Inspiriert wird ihre Kunst immer wieder durch den Rhythmus von Musik.

Die unterschiedlichen Stimmungen beim Musik hören haben einen großen Einfluss auf das, was später auf dem Bild zu sehen ist. Musik und Malerei gehen eine besondere Verbindung ein.

Am Anfang habe ich beim Malen vor allem Klassische Musik gehört,“ verriet Demandt. Inzwischen haben die verschiedensten Musikrichtungen wie zum Beispiel Blues, Soul oder rockige Klänge Einfluss auf ihre Malerei. Diese kraftvolle Musik wird auf ihren Bildern visuell sichtbar.

Die Ausstellung ist dienstags und freitags zwischen 10 und 19 Uhr in der Artothek zu sehen.

Träume als Brücke für Menschen

Die Fotografin vor einer Stellwand mit Fotos von Flüchtlingen.

Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte ist vom 18.02 bis 26.03.2017 die Foto-Ausstellung „Vom Menschen zum Flüchtling  – vom Flüchtling zum Menschen“ zu sehen. Ausgerichtet ist sie vom Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes NRW.

Die politisch engagierte Dortmunder Fotojournalistin Cornelia Suhan hat ab Herbst 2016 innerhalb von vier Monaten 15 aus ihren Heimatländern Syrien,Libanon, Irak, Iran oder Eritrea geflüchtete Frauen und Männer porträtiert und nach ihren persönlichen Träumen gefragt. Es wird auf die Träume dieser Menschen eingegangen und ihnen ein Platz im Leben gegeben.

Es wurden von jedem der Flüchtlinge ein großformatiges schwarz-weiß Foto gemacht und einem farbigen Foto die Verwirklichung der Träume inszeniert. Das Ganze sehr Liebevoll und mit Respekt vor den Personen. Die Flüchtlinge konnten über die Texte frei entscheiden.

Schwarzweiß Fotos stehen für Klarheit, und die Träume sind farbig. „Die soziale Verortung macht den Menschen aus. Der Flüchtling verliert stückweise sein Mensch sein. Die Kontrolle über ihr Leben hatten sie verloren. Jetzt sollen die Flüchtlinge sich einmal stark fühlen,“ so Suhan.

Cornelia Suhan hat sich seit dem Krieg in Bosnien-Herzegowina für traumatisiert Opfer von sexualisierter Gewalt eingesetzt und war auch im Kongo. Mit dem von ihr initiierte Verein „Vive Zene e.V.-Frauen lebt“ und zwei psychosozialen Einrichtungen hat sie sich für kriegstraumatisierte Frauen engagierte. Sie Arbeitet auch am Aufbau eines Mädchenhauses „Mäggie“ für minderjährige weibliche Flüchtlinge in NRW mit, das im April des letzten Jahres eröffnet wurde.