Neuer Weihnachtsklassiker im Theater im Depot

Das Ensemble mit Regisseur. (v.l.n.r.) Thorsten Strunk, Stefan Keim, Sandra Wickenburg und Cordula Hein
Das Ensemble mit Regisseur. (v.l.n.r.) Thorsten Strunk, Stefan Keim, Sandra Wickenburg und Cordula Hein

So wie Charles Dickens Weihnachtsgeschichte zum Fest gehört, ist auch der tschechische Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ oft ein fester Bestandteil zu Weihnachten. Ein guter Grund für das Theater im Depot neben „A Christmas Carol“ jetzt auch „Aschenbrödel“ ins Programm zu nehmen. Kulturjournalist und Kabarettist Stefan Keim hat aber eine besondere Version entwickelt. Bei ihm ist „Nuss mit Lustig“ und hat Premiere am Freitag, dem 18. November um 20 Uhr.

„Aschenbrödel – Nuss mit Lustig“ ist quasi ein Stück im Stück. Es spielt an einer Dortmunder Tankstelle. Eine, die 24 Stunden auf hat, auch an Heiligabend. So muss die Angestellte die Stellung halten. Zwei Gäste schneien herein: Ein besserwisserischer Familienvater, den seine Ehefrau raus geschmissen hat und eine tschechische Truckerin, die es leider nicht mehr nach Hause schaffen wird. Was die drei Personen zusammenschweißt ist, dass sie den Film „Aschenbrödel“ kennen, also spielen sie zwischen Kaffeeautomaten, Süßigkeiten und Autoreifen die Geschichte nach. Da werden die Autoreifen zu Pferden oder Scheibenwischer zu Armbrüsten. Selbstverständlich spielen die Schauspieler Cordula Hein, Thorsten Strunk und Sandra Wickenburg viele verschiedene Rollen und so wird jede(r) einmal Aschenbrödel sein.

Das Stück ist familientauglich wie Regisseur und Autor Stefan Keim verspricht. Kinder ab acht Jahren könne man problemlos mitnehmen. Inhaltlich gibt es keine Unterschiede zwischen den Nachmittags- und den Abendvorstellungen.

Passend zum Stück gibt es eine kleine Musikdramaturgie aus etwa 30 Stücken. Angefangen vom Italo-Western über Musikkomponisten Danny Elfman bis hin zur klassischen Aschenbrödel-Musik aus dem Film.

Eines war Keim besonders wichtig zu erwähnen: „Es ist keine Persiflage des Films“. Kenner des Films werden die gespielten Szenen mit Sicherheit wiedererkennen.

Neben der Premiere am 18. November 2016 um 20 Uhr gibt es weitere Termine:

Samstag, den 19. November um 20 Uhr,

Sonntag, den 27. Nove,ber um 16 Uhr,

Sonntag, den 04. Dezember um 16 Uhr und

Freitag, den 30. Dezember um 20 Uhr.

Das Baukunstarchiv wird DADA

Freuen sich auf ein DADA-Wochenende im Baukunstarchiv: (v.l.n.r.) Richard Ortmann, Dieter Gawohl und Anette Göke.
Freuen sich auf ein DADA-Wochenende im Baukunstarchiv: (v.l.n.r.) Richard Ortmann, Dieter Gawohl und Anette Göke.

Am 19. und 20. November 2016 verwandelt sich das Baukunstarchiv (ehemaliges Museum am Ostwall) in ein DADA-Festival. Unter dem Titel „Ab/sind“ gibt es hochprozentige Kunst unterschiedlichster Art von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern. Der Eintritt ist kostenlos.

Die beiden „DADAdäys“ im November haben eine Vorgeschichte: Vom 21. April bis zum 29. Juli 2016 wurde der 100jährige Geburtstag von DADA innerhalb von 100 Tagen mit 25 Veranstaltungen gefeiert. An den beiden Novembertagen gibt es Neues und Altes aus dem Reich des Dadaismus, ein Wiedersehen mit bekannten Akteuren und die Erwartung auf neue Künstler.

Der Samstag (19.11.16) beginnt um 17 Uhr mit einem Flashmob vom Westenhellweg zum Baukunstarchiv. Lyriker und Musiker werden die Passanten mit ihrer Kunst konfrontieren und versuchen, Formen und Strukturen aufzubrechen. Mit dabei sind wieder die DADAinen, die die „Letzte Lockerung“ vorführen.

Der Höhepunkt des Tages dürfte das DADAerotische Lustspiel „ADDA et ONNO“ von Christiane Köhne und A. Diéga sein, das um 21 Uhr beginnt. Es ist frei ab 18 Jahre.

Der darauf folgende Sonntag (20.11.16) gehört eher den Literaten. Den Anfang machen Thomas Kade und Reinhard Lampe um 13 Uhr, Paul Dorn erzählt über die DADA Bewegung in Zürich (14 Uhr) und es gibt eine Lesung über Richard Huelsenbeck und Jürgen Wiersch (16 Uhr).

Daneben gibt es im Baukunstarchiv verteilt weitere Kunstaktionen, Ausstellungen und den „Vorurteilszertrümmerer“. Die Künstlerin Ulrike Fischer gibt den Besuchern die Möglichkeit ihre Vorurteile (symbolisiert durch Haselnüsse) aufzubrechen.

Programm für die zwei Tage im Baukunstarchiv Dortmund

Vorläufiges P R O G R A M M  Stand 09.11.2016

Samstag, 19.11.2016 von 18.00h bis 22.30hSonntag, 20. 11.2016 von 11.00 bis 18.00h
17.00hDADAFläshMob vom Westenhellweg zum BKA11.30hWir vermachen Dir das Huelsenherz
18.00hEröffnung12.00hDie DADA-Braut, ein Film von Paul Dorn u.a.
18.15hAschegeister13.00hThomas Kade, Reinhard Lampe
19.00hDie DADAinen – Letzte Lockerung14.00hPaul Dorn (Zürich)
20.15hSabine Küster (Berlin)15.00hMarika Bergmann – Fensterbilder
21.00hADDA et ONNO – DADAerotisches Lustspiel16.00hLesung – R. Huelsenbeck, Jürgen Wiersch
22.00hTrio Randale – Schwitters Szenen17.00hRadikal Audio Lab. & Scarlett Schauerte
im HausIntermezzi: Das Schwarze Einhorn, Paul Dornim HausIntermezzi: Das Schwarze Einhorn, Paul Dorn
 und Ausstellung/Aktionen der Künstler und Ausstellung/Aktionen der Künstler

Ein apokalyptisches Oratorium

Am Samstag, den 12.11.2016 wurde in der Dortmunder St. Reinoldi Kirche das Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“ von dem österreichischen Komponisten Franz Schmidt (1874–1939) aufgeführt. Ein seltenes Erlebnis in Deutschland.

In Zusammenarbeit mit dem Klangvokal Musikfestival dieser Stadt, dem Dortmunder Bachchor an St. Reinoldi und der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Klaus Eldert war dies ein beeindruckendes musikalisches Ereignis und eine Anspruchsvolle Aufgabe. Die schwierigen Gesangparts übernahmen der Tenor Luca Martin als Johannes, Sopranistin Martina Schilling (Wesen, Engel, Tochter), Altstimme Maria Hilmes (Wesen, Engel, Mutter), Tenor Markus Francke (Wesen, Engel, Überlebender) und als als tiefer Bass Philipp Meierhofer (Stimme des Hern, Wesen, schwarzer Ritter, Überlebender). Das Zusammenspiel wurde dem Publikum die gesamte Facette der Offenbarung musikalisch vor Augen geführt.

Der Seher Johannes sieht als eine Vision vor Gottes Thron Christus als Lamm. Nur dieses Lamm ist würdig, das siebenfach versiegelte Buch mit den Offenbarungen über zukünftige Geschehnisse aus Gotteshand entgegenzunehmen und sie zu öffnen. Nach der ersten sechs Siegel zeigt sich, dass die Menschheit immer mehr in Dunkelheit, Krieg, Krankheit und großer Verzweiflung verfällt. Die wenigen Gläubigen Menschen hören von Gott nur den Rat, noch weiter durchzuhalten und auf Gerechtigkeit am Tage de jüngsten Gerichts zu verharren und zu vertrauen. Das ganze geschehen wird musikalisch eindringlich ausgemalt.

Im zweiten Teil wird das siebte Siegel geöffnet und nach kurzer musikalischer Stille blasen die sieben „Posaunenengel“ mit einem infernalisch-schaurigem Appell zum Jüngsten Gericht. Die „Gerechten“ erlangen danach das „ewige Leben“ und der Weg ist frei für „einen neuen Himmel und eine neue Erde“. Nun beruhigt sich auch der musikalische Hintergrund langsam und Gott verspricht am Ende allen überlebenden „Gerechten“ die Überwindung von Tod und jedwedem Leid.

Musikalisch grandios ist das „Das Buch mit sieben Siegeln“ inhaltlich jedoch durchaus fragwürdig

Mag für gläubige Menschen die Hoffnung auf ein jüngstes Gericht in der Zukunft, dass alles Leiden auf der Welt beendet tröstlich sein, verführt diese fatalistische Einstellung doch zu einem passiven Ausharren.

Die „sündigen und vom Teufel verführten“ Menschen werden als von Gotteswillen abhängig gesehen, die unvermeidlich der „Götterdämmerung“ entgegen gehen. In der Historie gibt es viele Beispiel für Berechnungsversuche der Apokalypse.

Menschen sind hier nicht selbstbewusste, selbstbestimmte und aufgeklärte Wesen, die ihr Schicksal und die Verhältnisse auf ihrem Planeten auch mitbestimmen können. Wie heißt da noch im Text der Internationale?

„Es rettet uns kein hö’hres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!

Einfach nur Rot sehen

Richard A. Cox, Red Sky, 2003
Richard A. Cox, Red Sky, 2003

Die Farbe Rot lässt wohl niemanden kalt. Rot ist so dominant, dass es schnell nach „hell“ und „dunkel“ zu den frühesten Wörtern der Menschheit gehörte. Die BIG Gallery (Rheinische Straße 1) zeigt die Ausstellung „Rot“ der vier Dortmunder Künstlerverbände vom 13. November 2016 bis zum 13. Januar 2017.

Die meisten Säugetiere haben Probleme, die Farbe Rot zu erkennen. Auch ein Stier reagiert nicht auf die Farbe des Tuches, sondern auf die schnellen Bewegungen des Toreros. Dafür ist die Farbe Rot beim Menschen sehr dominant. Kein Wunder, dass es also für Warnsignale benutzt wird. Dazu hat es eine erotische und eine politische Dimension.

Zu sehen sind 64 Werke von 61 Künstlerinnen und Künstlern. Neben Malerei ist auch Grafik, Fotografie, Skulptur und Installation ausgestellt. Im Gegensatz zur Vorgängerfarbe „Grau“ dominiert die Farbe Rot bereits beim Eintritt in den Galerieraum. Auch wenn manche Töne Richtung Orange oder Pink gehen, die Signalwirkung von Rot ist überwältigend. Mit am Besten kommt dies beim Bild „red sky“ von Richard A. Cox zur Geltung. Sein Gemälde wirkt wie eine Ansicht eines Waldbrandes.

Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 08 bis 17 Uhr und sonntags von 13 bis 17:00 Uhr.

 

 

Orientalische Märchenwelt

Die Sultanin (Bettina Zobel) ist nicht überzeugt, dass "Omar" (Philip Pelzer) der richtige Sohn ist. Im Gegensatz zum Sultan (Andreas Ksienzyk). Foto: © Birgit Hupfeld)
Die Sultanin (Bettina Zobel) ist nicht überzeugt, dass „Omar“ (Philip Pelzer) der richtige Sohn ist. Im Gegensatz zum Sultan (Andreas Ksienzyk). Foto: © Birgit Hupfeld)

In diesem Jahr entführte der Leiter des Dortmunder Kinder-und Jugendtheaters Andreas Gruhn und sein Ensemble mit seinem neuen Weihnachtsmärchen „Der falsche Prinz“ nach Wilhelm Hauff für die ganze Familie (ab 6 Jahre) in eine fremde, geheimnisvolle orientalische Welt. Die Premiere war am 11. November 2016.

Das Schauspielhaus fiel diesmal als Ort für das beliebte Weihnachtsmärchen aus den bekannten Gründen aus und so wurde das KJT nach vielen Jahren wieder einmal zum Aufführungsort.

Da passen zwar weniger Menschen hinein, aber die Besucher/innen sind auch ganz nah am Geschehen. Es wird sozusagen noch besser in die Handlung hineingezogen.

Nicht nur frontal sondern auch von der Seite konnte das Publikum in nächster Nähe verfolgen.

Der Aufführungsraum verbreitete mit orientalischen Wandteppichen behangen ein Ambiente wie aus 1000 und eine Nacht. Die Besucher hatten das Gefühl, in einem Beduinenzelt zu sein. Die schönen orientalischen Kostüme wurden von Oliver Kostecka mit viel Sorgfalt ausgesucht.

Das Märchen spielt im arabischen Raum in Ägypten. Es ist die Geschichte von zwei jungen Männern. Omar, ein geborener Prinz, der wegen eines bedrohlichen Orakels zweiundzwanzig Jahre außerhalb des elterlichen Palastes aufwuchs. Auf der anderen Seite der junge Schneider und Träumer Labakan, der sich genauso gut wie ein Prinz fühlt. Mit mit einer prächtigen von ihm geschneiderten Kleidung verschwindet er und sucht sein Glück. Die Wege der beiden jungen Männer kreuzen sich und Labakan nimmt eine Chance wahr, die Identität des „wahren Prinzen“ anzunehmen. Fällt der Schwindel auf? Zumindest das Mutterherz der Sultanin zweifelt, besonders als der wahre Prinz kurze Zeit später vor ihr steht. Um Sicherheit zu gewinnen, wer der rechtmäßige Prinz ist, werden beide auf die Probe gestellt. Zudem spielen Machtintrigen und die Liebe auch noch eine Rolle. Gibt es Vergebung und finden beide jungen Männer ihr Glück…?

Der Humor kam nicht zu kurz bei diesem Weihnachtsmärchen. So zum Beispiel, wenn Prinz Omar (Thorsten Schmidt) und Labakan (Philip Pelzer) mit einer Kordel in der Hand einen Ritt durch die Wüste auf Pferden sehr komisch simulieren. Die kleinen Zuschauer/innen waren auch besonders von der Kampfchoreographie (Klaus Lassert) zwischen zwei Räubern und den beiden jungen Männern angetan.

Auch wenn Labakan, der Sohn eines Lastenträgers, immerhin den ehrenwerten Beruf eines Schneiders lernt, stößt die Moral des Märchens ein wenig auf. In den Niederlanden gibt es den Spruch „Als je als dubbeltje geboren bent word je nooit een kwartje“. Übersetzt: Wenn du als 10-Cent-Münze geboren bist, wirst du niemals eine 25-Cent-Münze. In Deutschland ist das wenig märchenhafte Realität. Du bleibst, was du bist. Die soziale Herkunft entschiedet sehr stark, welche Chancen man später hat.

Alles in allem ist „Der falsche Prinz“ ein gelungenes Weihnachtsmärchen mit gut aufgelegten Schauspielerinnen und Schauspielern, vor allem Thorsten Schmidt als „Omar“ und Philip Pelzer als „Labakan“ glänzen in ihren Rollen. Kinder ab sechs Jahren werden einen Riesenspaß bei der Reise in den Orient haben.

Weitere Termine finden Sie unter www.theaterdo.de

Museum Ostwall zeigt Urbanes auf Papier

Am 12. und 13. November 2016 ist das „Wochenende der Grafik“. Das Museum Ostwall präsentiert im Grafikkabinett „Living Cities: Ansichten des Urbanen von Picasso bis zur Gegenwart“. Dazu gibt es an den beiden Tagen noch ein ausführliches Programm. Am ganzen Wochenende sind der Eintritt in die Sammlung des Museum Ostwall sowie alle Angebote im MO frei.

Mehr als 5.500 Arbeiten auf Papier besitzt das Museum Ostwall. Davon ist immer nur ein kleiner Teil zu sehen, denn die Werke würden aufgrund ihrer Lichtempfindlichkeit leiden. Insgesamt machen beim „Wochenende der Grafik“ zehn NRW-Museen mit, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte haben. Der Schwerpunkt beim Museum Ostwall liegt auf der künstlerischen Auseinandersetzung mit Stadt.

War die Stadt bei den Expressionisten durchaus noch positiv besetzt wie bei Ernst Ludwig Kirchner (Straßenszene, 1913) und Matthias Beckmann, wird die Stimmung immer kritischer. Max Beckmann präsentiert die Schattenseiten der Stadt, bis hin zu Joseph Beuys Forderung „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ aus dem Jahre 1982. Die aktuellsten Arbeiten stammen von Barbara Hlali. Ihre Zeichnugnen handeln vom Unterwegssein in der Stadt und schließen den Kreis von Kirchner.

Das Programm am Samstag, 12. November

11 bis 12 Uhr: Raus aus der Kiste! Einblicke in die Graphik-Mappen „Jazz“ von Henri Matisse und „Cirque“ von Fenand Léger

Manche Kunstwerke verlassen das Museumsdepot nur zu besonderen Anlässen, weil sie sehr empfindlich oder schwierig zu präsentieren sind. Am Samstag haben Besucherinnen und Besucher die einmalige Möglichkeit, einen Blick auf die Mappen „Jazz“ (1943- 1947) und „Cirque“ (1950) aus der Grafischen Sammlung des Museums Ostwall zu werfen. Kuratorin Nicole Grothe und Restauratorin Lisa Schiller zeigen die mit Text und faszinierend leuchtenden Lithographien beidseitig bedruckten Blätter und bieten so ein Kunsterlebnis der besonderen Art.

Treffpunkt an der Kasse im Eingangsbereich des Dortmunder U.

14 und 16 Uhr: Kuratorinnenführung zur Ausstellung „Living Cities. Ansichten des Urbanen von Picasso bis zur Gegenwart“

Nicole Grothe, Kuratorin der aktuellen Präsentation im Graphik-Kabinett, lädt ein zum Gespräch über Werke von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart, die das Leben in der Stadt zum Thema haben: Ernst Ludwig Kirchner faszinierten die im Pariser Chic gekleideten Städterinnen, Joseph Beuys forderte „Stadtverwaldung, statt Stadtverwaltung!“, Thomas Bayrle zeichnet die Stadt als kleinteilige, aber überbordende Struktur und Barbara Hlali integriert Fahrpläne öffentlicher Verkehrsmittel in ihre Bilder über das Reisen. Welche Stadt gefällt Ihnen am besten?

Start im Foyer des MO, Ebene U4, Dauer: ca. 45 Minuten.

15 bis 17 Uhr: Stadtcollage. Workshop für Familien, Jugendliche und Erwachsene

Ein Bruchstück der städtischen Skyline – eine Brücke? ein Turm? eine Häuserzeile? – wird vervielfältigt und neu zusammengesetzt. Thomas Bayrle, dessen Druckgraphik „Die Stadt“ zu diesem Workshop anregt, war fasziniert von den kleinteiligen, aber überbordenden geometrischen Strukturen einer Stadt. Aus einer besonders interessanten Form erschaffen wir das Bild einer riesigen Metropole.

Start: Kasse im Eingangsbereich des Dortmunder U.

Sonntag, 13. November 2016

14 bis 18 Uhr: Strukturen der Stadt. Aktionspunkt zum Mitmachen

Rau, glatt, gleichmäßig strukturiert oder chaotisch – die Oberflächen der Materialien, aus denen ein Raum gebaut ist, prägen seinen Charakter. Inspiriert von Stadtansichten, die in der Ausstellung „Living Cities. Ansichten des Urbanen von Picasso bis zur Gegenwart“ im Graphik-Kabinett zu sehen sind, gestalten wir aus bunten Frottagen von Oberflächenstrukturen des Dortmunder U eine neue Stadt.

Ort: Foyer des MO, Ebene U4

15 bis 16.30 Uhr: Kunst auf und aus Papier. Öffentliche Führung

Kunst auf Papier gehört zu den besonderen Schätzen eines Museums. In der Führung werden Lithografien der Klassischen Moderne ebenso vorgestellt wie Handlungsanweisungen für Aktionen der Fluxus-Bewegung und sogenannte Plakatabrisse, mit denen die Nouveaux Réalistes, in den 1960er Jahren auf die Bilderflut im Stadtraum reagierten. Im Graphik-Kabinett sind Stadtansichten von Pablo Picasso bis zur Gegenwart zu sehen.

Start im Foyer des MO, Ebene U4.

Das MO im Web: www.mo.dortmund.de

Was war eher – das Ei oder die Kunst?

Aus den Eiern sind die Vögel geschlüpft. Das Ende der künstlerischen Kette.
Aus den Eiern sind die Vögel geschlüpft. Das Ende der künstlerischen Kette.

Die Ausstellung „Nesting Box“ von Shelly Nadashi im Kunstverein Dortmund handelt auf den ersten Blick über ein künstliche Brutkasten, sie zeigt aber auch die Entstehung von Kunst in ironischer Weise.

Kunst hat viel mit Technik zu tun, wie Shelly Nadashi zeigt. Die erste Vitrine enthält Werkzeug, Vaseline und die Form für die Eier. Ohne Zollstock und Werkzeuge keine Kunst, hier ist der Künstler hauptsächlich Handwerker. Doch ist reines Handwerk Kunst? Diese Frage versucht die Künstlerin ironisch aufzubrechen. Das ist in einer weiteren Vitrine gut zu sehen, bei der es um die Vermarktung der fertigen Papiermaché-Eier geht. Hübsch verpackt, mit Stempel versehen, warten sie, verschickt zu werden.

Nadashi benutzt Papiermaché. Dieses vergängliche und billige Material steht metaphorisch für den produktiven, künstlerischen Prozess.

Doch die Ausstellung hat auch einen zweiten Aspekt. Am Anfang steht der einsame Wald, symbolisiert von einigen nackten Baumstämmen, die Brutkästen sorgen dafür, dass die Vogeleier bebrütet werden und am Ende ist der Wald voller Vögel.

Zu sehen ist die Ausstellung vom 12. November 2016 bis zum 05. Februar 2017. Die Öffnungszeiten des Kunstvereins (Park der Partnerstädte 2) sind Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr.

Mensch oder Uhrwerk?

Es gehört schon eine gewisse Portion Mut dazu, „A clockwork Orange“ als Jugendstück aufzuführen. Für Rada Radojcic und ihre Kulturbrigade hat es sich aber gelohnt. Die Premiere am 05. November 2016 im Theater im Depot war ein gelungenes Beispiel jugendgerechter Umsetzung eines schwierigen Stoffes.

Die Geschichte in Kürze: Alex und die Mitglieder seiner Bande, die Droogs, terrorisieren des Nachts aufgeputscht durch Drogen ihre Umgebung. Sie verprügeln, stehlen und vergewaltigen. Doch einmal geht Alex zu weit und tötet jemanden. Seine Mitstreiter, unzufrieden mit seinen Führungsmethoden, lassen ihn fallen und die Polizei schnappt ihn. Im Gefängnis bekommt er die Chance an einem Regierungsprogramm teilzunehmen. Er soll Übelkeit bekommen, wenn er Gewalt ausüben will. Dadurch sofort wieder aus dem Gefängnis entlassen, kommt er draußen nicht zurecht, denn er bekommt die Gewalt am eigenen Leib zu spüren. Alex bittet ausgerechnet bei dem Schriftsteller um Hilfe, dessen Frau seien Bande vergewaltigt hat. In Folge dessen hat sie sich umgebracht. Vor dem aufgebrachten Schriftsteller springt Alex aus dem Fenster und kommt ins Krankenhaus, wo seine Konditionierung aufgehört hat zu wirken.

Radojcic und ihre Truppe zeigen diese Gewalt in einer sehr choreographierten Form. Hinzu kommt Musik als unterstützendes Element hinzu. Die Regisseurin setzt mehr auf Mimik und Symbolik als auf die realistische Gewaltdarstellen. Zwar ist das Stück erst ab 12 Jahren, aber Jugendliche (und ihre Eltern) brauchen keine Angst zu haben.

Wer Produktionen von den Kulturbrigaden bereits gesehen hat (beispielsweise Alice oder Carmen) erkennt die typische Handschrift von Radojcic wieder. Sehr ausgefeilte Kostüme sind ihr Markenzeichen. So tragen die Droogs Bomberjacken und DocMartins, die typische Melone und karottenorangene Perücken. Bei ihren Gewaltexzessen setzen sie noch eine Maske auf, wie sie der Killer in „Freitag, der 13“ trägt. Dagegen ist das Bühnenbild spärlich. Vier Klappstühle bilden die Milchbar, in der sich Alex und seine Kumpane treffen.

Gewalt ist männlich, oder nicht? Radojcic bürstet auch hier gegen den Strich, denn Alex ist in ihrer Inszenierung weiblich, wie auch zwei Mitglieder der Droogs. Im Zeitalter von Mobbing und Cybergewalt scheinen die Grenzen zwischen den Geschlechtern zu verschwimmen.

Positiv ist auch, dass die Inszenierung komische Elemente bereit hält. Als Alex aus dem Gefängnis zurück nach Hause kommen möchte, stellt sie fest, dass ihr Zimmer von einer Untermieterin belegt ist. Ihre Mutter vergiesst Krokodilstränen („Es tut mir so leid“), ist aber sichtlich erleichtert, als Alex weg ist.

Eine wichtige Rolle in der Inszenierung ist die Musik. Der Musiker Dixon Ra ist live auf der Bühne und unterstützt mitsaxophon und vor allem Schlagzeug die Emotionen der Beteiligten. Natürlich darf Ludwig van Beethoven und seine Neunte Sinfonie nicht fehlen, die per Einspieler zu hören ist.

Darf man einem Menschen mittels Medikation seine Entscheidungsfähigkeit berauben? Bei Burgess ging es noch um das Thema Gewalt und Jugendkriminalität. Doch die Frage ist und bleibt hochaktuell, beispielsweise bei Sexualstraftätern. Soll man einem Pädophilen seinen Trieb durch Medikamente austreiben? Bleibt derjenige noch ein Mensch oder entwickelt er sich zum reinen Uhrwerk (clockwork)? Andererseits: Was ist, wenn die Treibunterdrückung versagt? Diese ethischen Fragen stehen immer noch zur Diskussion und daher bleibt „A clockwork orange“ immer noch aktuell.

Gabenbringer und andere Weihnachtswesen

Christkind, Weihnachtsmann oder Tomte? Spannende Geschichten können (v.l.n.r.) Daniela Brechensbauer (Leiterin Museumspädagogik MKK), Cathleen Tasler (Kuratorin) und Dr. Jens Stöcker (Museumsdirektor MKK) erzählen.
Christkind, Weihnachtsmann oder Tomte? Spannende Geschichten können (v.l.n.r.) Daniela Brechensbauer (Leiterin Museumspädagogik MKK), Cathleen Tasler (Kuratorin) und Dr. Jens Stöcker (Museumsdirektor MKK) erzählen.

Schon zum sechzehnten Mal ist vom 05.11.2016 bis zum 05.02.2017 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund eine Weihnachtsausstellung zu sehen. Das Thema in diesem Jahr ist „Morgen kommt der …?

Hier widmet sich das MKK mit der Kuratorin Cathleen Tasler den verschiedenen christlichen und heidnischen Gabenbringern, anderen Weihnachtswesen sowie ihren Begleitern.

In Deutschland sind ja vor allem das Christkind, der Nikolaus mit Knecht Ruprecht und der Weihnachtsmann bekannt. Diese Ausstellung gibt einen interessanten historischen Überblick über die internationalen Bräuche in Europa von Russland bis Spanien.

Der neue Museumsdirektor Dr. Jens Stöcker zeigt sich von der Ausstellung angetan: „Mir gefällt vor allem, dass die Besucher praktisch wie von Objekt zu Objekt getragen werden.“

Die Kuratorin verriet vorab: „Wir haben mehr als 180 Objekte aus über 11 europäischen Ländern mit 12 Gabenbringern und verschiedenen Weihnachtswesen wie etwa die heilige Barbara, die schwedische Lichtgestalt Lucia oder dem Rotkehlchen (England) zusammengestellt.“

Die Ausstellung ist in sechs Abteilungen gegliedert:

1.Kulturgeschichte der Weihnachtwesen

2. Gabenbringer der katholischen und protestantischen Länder

3. Gabenbringer der orthodoxen Länder

4. Gabenbringer am 6. Januar, zum Beispiel die Heiligen Drei Könige in Spanien

5.Gabenbringer in Skandinavien mit ihren Trollen, Tomte oder dem Julbock

6. Die Begleiter der Gabenbringer: Das sind oft den Kindern angst einflößende Personen und Gestalten wie Knecht Ruprecht oder der in den Alpenländern Österreich und Schweiz bekannten „Krampus“ mit seiner gruseligen Maske.

Daneben gibt es auch noch einen Gabentisch hinter Vitrine zu bewundern und es werden zwei Filmdokumente zu den Begleitern der Gabenbringer gezeigt.

Es gibt viel zu entdecken und im Foyer vor dem Ausstellungsraum dürfen die Besucherinnen und Besucher auch selber weihnachtliche Dekoration basteln.

Unter der Leitung der Museumspädagogin Daniela Brechensbauer wurde auch in diesem Jahr wieder ein Begleitprogramm für Kitas, Schulklassen und für die ganze Familie zusammengestellt. Hier können gemeinsam zum Beispiel lustige Tomte (eine Art Wichtel oder Heinzelmann) gebastelt werden. Die Bastelwerkstatt für Jedermann findet am 04.12. und am 11.12.2016 von 15.00 bis 16.30 statt. 5 € Materialkosten (inkl. Eintritt) fallen an.

Am 10.12.2016 und 18.12. 2016 finden ab 16.00 zudem die Weihnachtslesungen mit Gedichten und Märchen mit Hans-Martin Stork (Sa) und Elisabeth Stark-Reding (So) statt. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen und Anmeldungen von Schulklassen entweder direkt im Museum für Kunst und Kulturgeschichte: Hansastr. 3 , 44137 Dortmund oder unter www.mkk.dortmund.de

Freiheit zu Entscheiden?

Musiker Dixon Ra und Ronahi Kahraman als "Alex". (Foto: © Kulturbrigaden)
Musiker Dixon Ra und Ronahi Kahraman als „Alex“. (Foto: © Kulturbrigaden)

„A clockwork orange“ als Jugendstück? Wer den Film von 1971 von Stanley Kubrick und seine Kontroverse um Gewaltverherrlichung kennt, wird vielleicht die Stirn runzeln. Doch Rada Radojcic, die künstlerische Leiterin und Regisseurin der Kulturbrigaden, die das Stück auf die Bühne bringen, beruhigt. Es wird nach einer Theaterfassung konzipiert, die für Jugendliche geeignet ist. „Zudem ist der Film sehr kunstvoll gemacht. Ich finde ihn weniger brutal, die Gewalt ist eher choreografisch.“ Das kommende Theaterstück ist ab 12 Jahre. Die Premiere ist am 5. November 2016 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Das Erstaunliche ist dabei, dass die Jugendlichen der Kulturbrigaden sich diesen Stoff gewünscht haben. Die Figur des Protagonisten Alex mit seiner Kleidung hat es in die Popkultur geschafft. Die Bekanntheit des Films von Kubrik überstrahlt ein wenig das Buch von Anthony Burgess. In Deutschland ist auch die CD/LP „Ein kleines bisschen Horrorschau“ von den „Toten Hosen“ bekannt, vor allem das Lied „Hier kommt Alex“. Das Stück basiert aber weitgehend auf den Film von Kubrick.

Alex, ein Teenager erzählt seine Geschichte selbst: Aus Spaß an der Gewalt verbringen er und seine drei Freunde ihre Zeit damit, wahllos wehrlose Opfer brutal zusammenzuschlagen, auszurauben und, sofern diese Frauen sind, zu vergewaltigen. Alex‘ Freunde lassen ihn aber nach Unstimmigkeiten im Stich. Alex wird wegen Mordes angeklagt und zu 14 Jahren Haft verurteilt. Dort nimmt er an einem neuartigen Experiment teil, bei dem er so konditioniert wird, dass ihm beim Gedanken an Gewalt sofort übel wird. Dummerweise trifft er auf einige seiner Opfer, die die günstige Gelegenheit ausnutzen wollen.

„Gruppen bilden, Mobbing, andere Leute dissen, damit werden die Jugendlichen konfrontiert“, erklärt Radojcic die Aktualität des Stoffes. Es gehe auch um die Frage, was ist das Reizvolle an einer Gang? Und wie schafft man es, da wieder herauszukommen?

Für die Inszenierung hat sich die Regisseurin etwas besonderes einfallen lassen: Alex ist ein Mädchen, gespielt von Ronahi Kahraman. Wichtig war Radojcic, dass die Gewaltszenen für die Jugendlichen auf der Bühne und auch im Zuschauerraum kompatibel sind. „Wir benutzen stark stilisierte Mittel. Die Aggression wird über die Musik erzeugt. Die Schauspieler müssen Hass, Unzufriedenheit über ihre Mimik zum Ausdruck bringen“, so Radojcic.

Musik spielt natürlich auch eine große Rolle. Neben Livemusik von Dixon Ra (Schlagzeug, Saxophon und Klavier) wird natürlich Musik von Beethovens Neunter eingespielt.

Auf die Kostüme kann man – wie bei allen Produktionen der Kulturbrigaden – sehr gespannt sein. Die Droogs (Die Gang von Alex) beispielsweise werden mit Bomberjacken und DocMartens auftreten.

Bei „A Clockwork Orange“ spielen neun Mitglieder der Kulturbrigaden im Alter von 14 bis 24 Jahren mit. Insgesamt sind bei den Kulturbrigaden rund 30 Kinder und Jugendliche aktiv, die sich in zwei Gruppen aufteilen: bis 14 Jahre und über 14 Jahre. Die nächste Produktion wird etwas märchenhafter: „Die Schneekönigin“ und hat wird am 14. und 15. Januar 2017 im Depot zu sehen sein. Mehr Infos über die Arbeit und Theaterkurse der Kulturbrigaden unter www.kulturbrigaden.com