Johann Sebastian Bach ist als Komponist unbestreitbar ein Riese. Doch auch Riesen haben klein angefangen und standen anfangs auf den Schultern anderer Riesen. Die musikalischen Wurzeln von Back aufzudecken war das Hauptaugenmerk von Raphaël Pichon und seinem Ensemble Pygmalion beim Konzert am 09. Juni 2016 in der Propsteikirche im Rahmen des Festivals „Klangvokal“.
Klar, Bach kennt jeder. Aber was ist mit Hassler, Bertolusi oder Gabrielli? Wer im 16./17. Jahrhundert etwas auf sich hielt als Komponist, der ging nach Italien. Venedig, Rom und die anderen Stadtstaaten waren Quelle und Inspiration für die neue Musik.
Hans Leo Hassler (1564-1612), mit dessen „Cantate Domino“ das Konzert begann, war nebenbei noch Uhrmacher und baute Musikautomaten. Er ging nach Venedig, um die dortige Musik zu studieren. Doch es gab auch den anderen Weg. Vincenzo Bertolusi (1550-1608) ging von Italien nach Polen und Dänemark. Giovanni Gabrieli (1557-1612) blieb in Italien und wurde Lehrer von Heinrich Schütz.
Die Mischung von Renaissance- und Barockmusik wurde vom Ensemble Pygmalion in exzellenter Art und Weise trotz der problematischen Akustiksituation in der Propsteikirche dargebracht. Musiker und Sänger sorgten für einen gelungenen Abend.
Die acht jung gebliebenen Akteure vom Seniorenprojekt 60+ am Schauspiel Dortmund widmeten sich unter der Leitung von Theaterpädagogin Sarah Jasinszczak unter dem Titel „Movie Star“ den Lieblingsfilmen und Schauspielern ihrer Jugendzeit. Im Institut des Schauspiel Dortmund stellten sie am 09. Juni 2016 ihre ganz individuellen Lieblingsschauspieler und Filme und deren besondere Bedeutung und Persönlichkeit vor.
Das Institut war liebevoll mit Zeitungsausschnitten der Schauspieler und Schauspielerinnen geschmückt und auf dem Tresentisch prangte ein kleines goldenes Bambi. Die Filmschätze wurden in Form einer Bambi-Preisverleihung humorvoll vorgestellt.
Ein witziger Einfall zu Anfang: Felicitas Foegen stellte ihrer Lieblings-Schauspielerin Liselotte Pulver (Das Wirtshaus am Spessart) als „Bild der Frau-Reporterin“ Fragen und Heinrich Fischer antworte als Liselotte Pulver. Fischer begeisterte vor allem die selbstbewusste direkte Art von Lilo Pulver. Das ansteckende Lachen wurde durch Filmausschnitten auf der Leinwand belegt.
Annegret Albert begeisterte sich für „Doktor Schiwago“ mit Omar Sharif und Julie Christie. Da konnte man bei den langen Einstellungen und Szenen in Emotionen schwelgen.
Helga Brinkmann Hempel verfiel dem vor-weihnachtlichen zu Herzen gehenden Rührstück „Der kleine Lord“ mit Alec Guiness. Tröstlich, dass Menschen sich verändern können.
Johst Bernd Henseler , gekleidet im Hauptmann-Kostüm, zeigte sich beeindruckt von der Schönheit und dem Glamour der „Sissy-Filme“ und erzählte von der vielschichtigen Persönlichkeit der Romy Schneider.
Der erkrankte Rainer Kirchner konnte seinen Lieblingsfilm „Der Hauptmann von Köpenick“ mit Heinz Rühmann nicht selber vorstellen. Der für Ton/Licht/Video zuständige Tolga Güclü antwortete der schwärmenden Inge Nieswand aus dem Hintergrund.
Inge Nieswand selbst wurde durch den Antikriegsfilm „Die letzte Brücke“ mit Maria Schell, Barbara Rütting und Bernhard Wicki zu ihrem politischen Engagement angeregt.
Zu der Kategorie Anti-Kriegsfilm gehörte auch der Vorschlag von Heinrich Fischer „08/15“ mit Joachim Fuchsberger, von dessen Persönlichkeit, interessantem Leben und Karriere er berichtete.
Als Befreiung vom bürgerlichen Mief und Verlogenheit schätzte Beate Cassau „Die Reifeprüfung“ mit Dustin Hoffmann (und Anne Bancroft).
Bei allen unterschiedlichen Vorlieben konnten sich am Ende alle auf den Vorschlag von Ursula Fehlberg „Pretty Woman“ mit Julia Roberts als kleinsten gemeinsamen Nenner einigen.
Die Vorstellung überzeugte mit einer gelungenen Mischung aus Tanz-Choreografien, interessanten Hintergrunderzählungen zu Schauspielern und Filmen, kurzen Filmausschnitten und Musik-Einlagen wie „Movie Star“ von Harpo. „Mrs. Robinson“ (Simon & Garfunkel) der als Abschluss „Pretty Woman“. Das Ganze garniert mit Humor und Spielfreude der Beteiligten.