„Sommer am U“ geht ins dritte Jahr

Bei der Plattenauktion „Wonne oder Tonne“ am 4. August werden Schallplatten versteigert – oder vernichtet. (Foto © Dortmunder U)
Bei der Plattenauktion „Wonne oder Tonne“ am 4. August werden Schallplatten versteigert – oder vernichtet. (Foto © Dortmunder U)

Zum dritten Mal steigt der „Sommer am U“ auf der Leonie-Reyers-Terrasse. Vom 2. Juni bis 30. August bietet das U zeitgenössische Kultur aller Sparten auf dem Vorplatz – insgesamt 47 Veranstaltungen, für die das U mit 20 lokalen Partnern kooperiert, von E wie Ekamina über P wie „Pop-Up Studio“ bis U wie „Die Urbanisten“. Letztere haben zusammen mit Designerin und Ausstatterin Sabine Gorski den Vorplatz als Gartenlandschaft gestaltet: Sternförmige Wege treffen auf Hängepflanzen und nachhaltig angebaute Kräuter. Die Palettenlandschaft und Sitzinseln bilden ein U und laden zum Entspannen und Tanzen im Grünen ein. In Kooperation mit vielen lokalen Partnern gibt es Lesungen und Poetry Slams, DJ-Sets, Konzerte und viele andere ungewöhnliche Veranstaltungsformate – und das alles kostenlos.

Wilde Donnerstage

An jedem Donnerstag von 18 Uhr bis 22 Uhr geben sich beim „Sommer am U“ die jungen Wilden den Verstärker in die Hand. So packt die „tonbande e.V.“ vom „Rekorder“ an der Gneisenaustraße ihre Plattenkoffer ein und bringt ihre beliebten Veranstaltungsformate mit zum U: Beim „Vinylstammtisch“ (7.7.) darf jede und jeder selbst mitgebrachte Platten auflegen. Bei „Wonne oder Tonne“ (4.8.) werden mitgebrachte Schallplatten entweder versteigert – oder öffentlich vernichtet. Das junge Kollektiv „Feine Gesellschaft“ will mit Konzert-Acts wie „Golf“ (14.7.), „Grand Inc.“ oder „Swimming TV“ (11.8.) den Vorplatz zum Tanzen bringen.

Literatur, Kunst, Design

Die Veranstaltungen von Heimatdesign, DEW21 und dem Museum Ostwall bilden das kulturelle Gegengewicht. Bei den DEW21-Slams der „Poetry in the Box“ lässt Altmeister und Profi-Bierslammer Rainer Holl erfahrene Slammerinnen und Slammer aus dem gesamten Bundesgebiet gegeneinander im WortSport antreten. Bewusst vielfältig sind die Events von Heimatdesign: Hier wird von Musik über Magazinprojekte bis hin zur „Creative Stage Ruhr“ geboten, was Kreativ- und Kulturinteressierte anspricht. Kunstkenner kommen beim „Dieter Roth Gedächtnis Frittieren“ des Museum Ostwall auf Ihre Kosten (21.7.).

Musikalische Sonntage

Die Sonntage stehen von 15 bis 18 Uhr im Zeichen der Musik: Die Jazzer von ProJazz e.V. geben sich mal wild, mal ganz entspannt und feiern in diesem Jahr sogar ihr 25-jähriges Jubiläum am U (24.7.). Ekamina sorgen mit DJ-Sets und Live-Bands für Unterhaltung, während die Macher der „Songs and cakes“ für Akustikmusik sorgen – und sogar Kuchen mitbringen.

Programm an den anderen Tagen

Der Club „Oma Doris“ lädt zur Rollerdisco mit Rollschuhen (18.6.), das Mint Magazin präsentiert den „1. Dortmunder Plattentausch“ (15.6.), die Emscherkunst veranstaltet einen „Art Slam“ (19.8.) und feiert die Veröffentlichung ihres Katalogs am U (1.7.), und DEW21 ruft zur Eröffnung des Bandwettbewerbs „Dortmund Calling 2017“ (20.8.). „Rockway Replugged“ bringen mit handgemachter Musik Hafenambiente ans U, und der Kabarettist und Musiker Murat Kayi lässt es ein ganzes Wochenende mit dem „Straßenstaubfestival“ krachen, präsentiert von der DEW21 (13./14.8.). Das junge Medienfestival „Feedback“, das parallel auf der UZWEI, der Etage für kulturelle Bildung im Dortmunder U stattfindet, schickt zwei Elektronic-Ambient-Bands auf den Vorplatz (10.6).

Die großen Events: Extraschicht und Sommerfest

Ein besonderes Schmankerl bietet die „Extraschicht“ (25.6.): Während der Nacht der Industriekultur wird das U zum Ernährungslabor und verwöhnt sowohl die auditiven, visuellen als auch die geschmacklichen Sinne. Zu elektronischer und Livemusik gibt es Insektenküche, ausgefallene Cocktails im urbanen Garten und ein Foodquiz.

Den großen Abschluss des Sommers am U bildet das Sommerfest am 27. August mit 12 Stunden Trubel auf dem Vorplatz. Musik aus allen Genres und beste Stimmung treffen auf umfangreiches Programm im und um das Haus.

 

Mehr Infos im Web: www.sommer-am-u.de




Wüstenklänge und Pop-Musik

Im Rahmen des Musikfestivals Klangvokal trat am 02.06.2016 die Marokkanerin Hindi Zahra mit ihrer Band auf. Im Mittelpunkt stand ihr aktuelles Programm „Homeland“.

Jérôme Plasseraud und Paul Salvagnanc, beide Gitarre, David Dupuis Keaboards, Trompete, Flöte, Aurélien Calvel am Bass, Mathieu Gayout Drums und Zé Luis Sascimento standen ihr zur Seite.

Das taten sie nicht nur als Begleiter im Hintergrund. Bei einigen Solo-Parts konnten sie ihr Können eindrucksvoll beweisen.

Die Festival-Organisatoren hatten sich entschieden, auf die im Programmheft angekündigte Teilbestuhlung zu verzichten. Um dem Publikum im Innenraum Platz für Bewegung zum „Mit-der-Musik-gehen“ zu bieten. Glücklich, wer von den erstaunten Menschen im Publikum, (manche ja nicht mehr ganz so jung) frühzeitig vor dem Konzert erschienen war. Sie konnten sich an den Seiten und dem hinteren Bereich einen Platz zum Hinsetzen ergattern.

Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme verbindet Hindi Zahra verschiedene Musikstile zu einem ganz eigenen Klangerlebnis. Oft innerhalb eines Songs. So wird Pop-Musik mit psychedelischen orientalischen Klängen verbunden. Beeinflusst wurde sie durch Berbermusik sowie indischer und ägyptischer Musik. Auch die psychedelischen Einflüsse von Bob Marley oder Led Zeppelin sind bei ihren Songs erkennbar.

Die Songs, wenige in französischer, die meisten in englischer Sprache gesungen, handeln von Liebe und Sehnsucht nach Freiheit. Mit Melancholie, Leidenschaft und großen Gesten vorgetragen. Ihre Stimme erinnerte ein wenig an Norah Jones oder Sally Oldfield. Der einzigartige Reiz und das Spannende ihrer Musik liegt in der Verschmelzung verschiedener Musikstile, die immer überraschende Wendungen bietet.




Sechs aus Achtundvierzig

48 Künstler hoffen unter den sechs zu sein, die im nächsten Kunstkalender vertreten sind.
48 Künstler hoffen unter den sechs zu sein, die im nächsten Kunstkalender vertreten sind.

In diesem Jahr hoffen wieder 48 heimische Künstlerinnen und Künstler, mit jeweils zwei Arbeiten in den beliebten Dortmunder Kunstkalender „Grafik aus Dortmund“ zu kommen. Bevor eine Jury die Auswahl für die zwölf Kalenderblätter des Jahres 2017 trifft, sind alle Werke ab heute (3. Juni) bis 26. Juni 2016 in einer Ausstellung in der Berswordt-Halle zu sehen. Am Donnerstagabend (2. Juni) eröffneten Bürgermeisterin Birgit Jörder und Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Uwe Samulewicz die „Grafik aus Dortmund“.




Reduzierung von Formen

Zum ersten Mal stellt der Dortmunder Maler Osman Xani seine Arbeiten in der Galerie Torhaus aus. Seine Arbeiten unter dem Titel „Der Blick von oben“ sind vom 05. bis 26. Juni zu sehen.

Bei vielen Bildern hat man den Eindruck, der Künstler habe seine Bilder bewusst verfremdet. Wie Gitternetze oder Störungen beim Fernsehempfang wirken seine abstrakten Bilder. „Ich male Schicht um Schicht, um zu verdecken“, erklärt der Künstler. Welche Bedeutung die Bilder haben, soll offen gelassen werden. „Der Betrachter kann es anders sehen als ich.“

Im Mittelpunkt in den Arbeiten von Xani steht aber der Mensch in seiner abstrahierten Form. Neben den erwähnten offenen Themen, beschäftigt Xani in mehreren Bildern mit dem Thema Flucht. Der Künstler hat Flucht am eigenen Leib erfahren. Er flüchtete 1999 wegen des Kosovo-Krieges nach Deutschland.

Alle seine Arbeiten leben sehr von dem Zusammenspiel der Farben. „Ich versuche alle Farben zu nutzen, ohne bunt zu werden“, so Xani.

Osman Xani vor seinem Bild "Der Blick von oben", 295x200 cm, Acryl auf Leinwand
Osman Xani vor seinem Bild „Der Blick von oben“, 295×200 cm, Acryl auf Leinwand




Fleisch in Stein verwandeln

Keoghs Auseinandersetzung mit dem Mord an Versace.
Keoghs Auseinandersetzung mit dem Mord an Versace.

Die mystische Medusa, eine der Gorgonen, war kein erfreulicher Anblick. Denn sie verwandelte Menschen bei ihrem Anblick in Stein. Der griechische Held Perseus konnte sie besiegen. Doch in der Populärkultur lebt sie noch immer in verschiedenster Form. Der irische Künstler Sam Keogh beschäftigte sich mit dem Mythos in unterschiedlicher Form. So sehen ist seine Ausstellung „Eurocopter EC 135“ im Dortmunder Kunstverein bis zum 14. August 2016.

Die Medusa ist nicht nur als Gorgone bekannt. Gianni Versace hat sie als Logo für seine Modefirma genutzt, sie ist der wissenschaftliche Fachbegriff für Quallen und eine miltärische Operation im Afghanistan trägt ihren Namen. All dies hat Keogh für seine Ausstellung inspiriert. Im Mittelpunkt stehen drei umgrenzte Gebiete. In ersten hat sich der Künstler mit dem Mord an Versace auseinander gesetzt. Gegenstände, wie ein nachgebautes riesiges Dumdum-Projektil, stehen alle in Verbindung mit der Tat.

Einen symbolischen Soldatenfriedhof entstand im zweiten Gebiet. Hier geht es um die „Operation Medusa“, die 14 britische Soldaten wegen eines Flugzeugabsturzes das leben kostete. Das dritte gebiet hat einen Dortmunder Ort zum Thema: Das Hotel Unique. Hier war der rote Marmor der Auslöser, denn es sieht aus wie zu Stein erstarrtes Blut.

Neben diesen drei zentralen Objekten, hat Keogh eine Vielzahl an kleinen Objekten im Raum verteilt, die manchmal Erinnerungen wecken an archäologische Fundstücke aus dem Meer. Dazu läuft es eine Videoperformance.

Der Dortmunder Kunstverein hat geöffnet Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr.




Messe mit Kuschelfaktor

Lim Huynijn bei der Stuhlperformance. (Foto: © Rolf Dennemann /artscenico)
Lim Huynijn bei der Stuhlperformance. (Foto: © Rolf Dennemann /artscenico)

Nein, „Die Messe“ von artscenico, die am 27. Mai 2016 im Theater im Depot abgehalten wurde, war keine katholische noch war sie sonst ein erkennbarer Gottesdienst. Aufbauend auf das Vorgängerstück „Missing Link“ rückte Rolf Dennemann, der kreative Kopf hinter artscenico, die besondere Form des Kultes in den Vordergrund von Schauspiel, Musik und Tanz.

„Im Kult betritt der Mensch eine Sphäre, die sich deutlich vom Alltagsleben abhebt“, so Wikipedia zum Stichwort „Kult“. Der Besucher wurde durch eine Kickboxerin (Virginia Gomez) empfangen, die inmitten des Publikums ihre Übungen absolvierte.

Zu den Inhalten eines sakralen oder auch säkularen Kultes gehören Dinge wie Rituale, Opfer, Mahlzeit und in der „Messe“ eine Form der Beichte. All das wurde in einer abstrahierten, aber dennoch erkennbaren Weise aufgeführt. Gebärden, Bewegungen waren wiederzuerkennen. Natürlich darf bei einer kultischen Handlung Musik und Tanz nicht fehlen. Die Musik kam entweder aus Lautsprechern oder wurde von Patricia Bailey live mit Chor gesungen, unter anderem „Kehr ein bei mir“ von Friedrich Rückert.

Im Mittelpunkt des Stückes standen aber Elisabeth Pleß (Performance) und Lim Hyunjin (Tanz). Die Verschmelzung zwischen Schauspiel und Tanz war ein wesentliches Element des Stückes. Hier ergänzte die Schauspielerin die Tänzerin und umgekehrt. Generell wurde nicht viel gesprochen, außer bei einer Art „Bekenntnis“ oder „Beichte“.

Schöne Idee: Um das Gemeinschaftsgefühl zu heben, wurden unter der Losung „Deutschland ist unterkuschelt“ Stofftiere ans Publikum verteilt, die unter der Aufforderung „Bitte kuscheln Sie jetzt“ benutzt werden sollten.

Insgesamt ist „Die Messe“ in keinster Weise irgendein Tabubruch und Gläubige, egal welcher Konfession, werden sich nicht daran stören. Anders formuliert: „Die Messe“ ist für Gläubige und Ungläubige gleichermaßen einen Besuch wert.